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Lisabeth

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2013
Schachzug
Siebenthal, Rolf von

Schachzug


ausgezeichnet

Ich mag Kriminalromane in denen so nebenbei zahlreiche interessante Informationen in den Text eingearbeitet werden, die die Handlung hervorragend ergänzen, mir neue Erkenntnisse bieten. Dies ist auch in dem Roman "Schachzug" von Rolf von Siebenthal der Fall. Einerseits wird dem Leser die Welt der Schweizer Züge anschaulich präsentiert und andererseits, dies mag überraschen, fachliche Hintergründe über den Gebrauch von Schusswaffen verständlich und spannend dargelegt. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang zudem die Tatsache, dass der Autor gesellschaftlich relevante Thematiken anspricht, die man so in einem Krimi nicht erwartet...die man so auch noch nicht wirklich wahrgenommen hat...

Die Inhaltsbeschreibung laut Klappentext: "Liestal im Baselland. Ein präziser Schuss aus 600 Metern Entfernung reißt Marcel Laval, einen aufstrebenden Manager, aus dem Leben. Der Journalist Max Bollag, der Schwager des Toten, macht sich auf die Suche nach dem Mörder. Er hofft auf neuen Schwung für seine stockende Karriere. Bei seinen Recherchen stößt Bollag auf einen Gegner, der eine Mission zu erfüllen hat - und keine Gnade kennt."

Dem Autor gelingt es, die Spannung konstant aufrecht zu erhalten, nicht zuletzt durch den schriftstellerischen Kniff auch den Täter zu Wort kommen zu lassen. Falsche Fährten werden gelegt, und ich gestehe, ich bin darauf reingefallen, sympathische Protagonisten präsentiert, die und dies gefällt mir besonders, durchaus ihre Ecken und Kanten haben aber gleichermaßen nicht vollkommen an der Last ihrer persönlichen Probleme zerbrechen. Die Lösung des Falls plausibe,l ein spektakulärer Show-Down am Ende vorhanden...

Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.09.2013
Mitteilungsheft: Leider hat Lukas ...
Glattauer, Nikolaus (Niki)

Mitteilungsheft: Leider hat Lukas ...


sehr gut

Es gibt wohl kaum eine Thematik, die so sehr zu Erfahrungsberichten einlädt, wie die der Schule. Sei es der eigene damalige Schulbesuch oder der des Nachwuchses, Auseinandersetzungen mit wenig kompetenten Lehrern, die Annahme alles doch viel besser zu können...

In "Mitteilungsheft: Leider hat Lukas" von Nikki Glattauer lernt der Leser Walter Gruber kennen, der von seiner Frau beauftragt wird, die Verantwortung für die schulischen Belange ihres gemeinsamen pubertären und leider wenig leistungsstarken Sohnes Lukas zu übernehmen.

Die Handlung wird einerseits durch nachlesebare Eintragungen der Lehrer und der Familie Gruber ins Mitteilungshefts Lukas dargestellt und zudem aus der Sicht Walters, der Dialoge innerhalb der Familie und Erlebnisse schildert. Eine neue gelungene Idee. Zahlreiche aktuelle Problematiken werden vom Autor angesprochen, oft humorvoll präsentiert und wecken häufig das Gefühl "Ach, das kenne ich doch!" und zaubern ein Schmunzeln ins Gesicht. Wenn beispielsweise fachfremde Lehrer unterrichten müssen, Nachhilfe sich als wenig fruchtbar erweist und Facebook eine bedeutende Rolle spielt. Doch gerade an dieser Stelle liegt für mich der einzige Kritikpunkt an diesem Buch. Zu viele Aspekte werden angesprochen und nicht weiter ausgeführt, das mag bei Nebensächlichkeiten nicht weiter dramatisch sein, doch bei schwerwiegenden Punkten wie beispielsweise Mobbing oder Gewalt hinterlässt dies einen merkwürdigen Nachgeschmack.

Herausragend jedoch die Gestaltung...passende und ansprechende großformatige Illustrationen von Verena Hochleitner, die Nutzung verschiedener Schriftarten und am Ende ein sehr informativer Anhang der Begrifflichkeiten erklärt, insbesondere die "Andersartigkeiten" des österreichischen Bildungssystems verdeutlichen. Diese Erklärungen waren es auch, die in mir den Entschluss reifen lassen haben, unbedingt die anderen Werke Glattauers lesen zu wollen, die sich kritisch mit de Bildungssystem auseinandersetzen.

Nun aber erst einmal eine Leseempfehlung für dieses Werk.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2013
Die Sphinx von Montana
Toutonghi, Pauls

Die Sphinx von Montana


ausgezeichnet

Wer den Gedanken an eine Diät mit sich herumträgt, der sollte wohl vorerst auf die Lektüre dieses Romans verzichten, denn die Zubereitung von Speisen spielt häufiger eine Rolle und dies kann durchaus zu einem latenten Hungergefühl führen.
Worum es aber eigentlich geht? Der Leser begleitet den jungen und pedantisch ja fast schon zwanghaft auf seine Ordnungen und liebgewonnen Strukturen bestehenden Khosi bei der Suche nach seinem Vater. Khosi lebt in Butte in Montana, mit seiner Mutter, einer begnadeten Köchin. Als sein ägyptischer Erzeuger, den er nie kennenlernte, kurz vorbeischaut, um sich von Mutter Amy die Scheidungspapiere unterschreibe zu lassen, ohne seinen Sohn getroffen zu haben, beschließt Khosi ihm zu folgen und fliegt nach Kairo, um dem Rätsel der Eltern und seiner eigenen Geschichte auf den Grund zu gehen.
Der Roman überzeugt durch seine liebenswerten, einzigartigen und skurrilen Protagonisten, die einem schnell ans Herz wachsen. Ach, was habe ich mit Khosi mitgefiebert und gelitten, ihm so sehr gewünscht, dass sich sein Wunsch nach einer "kompletten" Familie erfüllt....verstärkt wurden diese Gefühle, durch die hin und wieder in den Nebensätzen erscheinenden Verweise auf noch folgende Ereignisse...
Besonders gelungen die vielfältigen informativen Details, die der Autor so nebenbei in die Handlung einfließen lässt, die interessante Einblicke in die ägyptische Kultur und Lebensweise ermöglichen, den Leser in das pulsierende Leben Kairos mitnehmen. Hierzu trägt gewiss zudem der sehr anschauliche und zudem humorvolle Schreibstil des Autors sein Übriges bei, der mir bei der Lektüre das ein oder andere Schmunzeln entlockte.
Ein wundervoller Roman, eine ungewöhnliche Familiengeschichte, sehr überzeugend und demnach von mir eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.09.2013
Die Seele des Stachelschweins
Mehlhorn, Anne

Die Seele des Stachelschweins


sehr gut

"Die Seele des Stachelschweins" von Anne Mehlhorn ist eine nachdenkliche und berührende Geschichte. Es ist die Geschichte von Noel, der eigentlich nicht der Held einer Geschichte sein will und Cassandra, die es dem Leser schwer macht, sie wirklich zu mögen. Es ist eine Geschichte von gescheiterten Träumen und Lebensentwürfen, von Schicksalsschlägen und Schuldgefühlen, dem Verlieren der Hoffnung und der Frage, wie will ich leben, was bleibt am Ende...

Die Inhaltsbeschreibung laut Klappentext: "Seit er an seinem größten Traum gescheitert ist, hat der Promovend Noel der Welt den Rücken zugekehrt. Die Sterne zu beobachten ist das einzige, wobei er noch Freude empfinden kann. Eines Nachts entdeckt er einen Kometen, der auf der Erde einschlagen und eine globale Katastrophe auslösen wird. Noel beschließt, keinen vor der drohenden Gefahr zu warnen, denn weder sein eigenes noch das Leben eines anderen ist für ihn noch von Bedeutung. Doch dann lernt er die siebzehnjährige Cassandra kennen. Cassandra, die alles verloren hat und die glaubt, das Leben nicht verdient zu haben."

Überzeugt haben mich vor allen zahlreiche sprachliche Formulierungen der Autorin, einzelne Gedankensplitter, die noch nach der Lektüre des Romans nachwirken und ja überhaupt die Idee, dass das Ende der Welt nahen könnte, wie wohl reagiert werden könnte. In diesem Zusammenhang ist ohne Frage der Schluss des Romans von eminenter Wichtigkeit und so viel sei verraten, Anne Mehlhorn findet eine sinnige Lösung. Auch die Beschreibung des Protagonisten Noel hat mich überzeugt, seine Entwicklung und Handlungsweisen waren für mich absolut nachvollziehbar...
Kritisch bewerte ich, die ein oder andere , in meinen Augen, kleine Unstimmigkeit in der Erzählung und die für mich manchmal weniger gut nachvollziehbaren Handlungen Cassandras...
Dennoch ein wundervoller Roman, der zahlreiche Denkanstöße bietet und nicht oft hat ein Titel eine solch passende Bedeutung. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 31.08.2013
Allein unter Supermamis
Nett, Olaf

Allein unter Supermamis


ausgezeichnet

Seit einigen Jahren trifft man die seltene Spezies des Hausmannes hin und wieder in freier Wildbahn an. Weil doch noch ein wenig unbekannt, wird sie mit Skepsis beäugt, ist man sich nicht sicher, welch Verhaltensweisen sie wohl an den Tag legt, ob sie wohl gar in fremden Revieren wildert und die Vormachtstellung der Supermuttis untergräbt.Hier nun also liegt ein seltener Bericht eines solchen Exemplars vor.

In Olaf Netts (romanartigen) Buch "Allein unter Supermamis. Mein Leben als Mutter" beschreibt der Autor sehr humorvoll die Erlebnisse von Arndt, Vater zweier Kinder und Hausmann. Dreizehn symptomatische Situationen, die wohl jedem Elternteil, auf die oder andere Art und Weise nur zu bekannt vorkommen dürften, werden geschildert. Sei es die Klassensprecherwahl, der Besuch eines Spielplatzes, die Einladung zu einem Kindergeburtstag und stets so sehr Arndt sich auch bemüht, entwickeln sich diese alles andere als perfekt. Wohl ganz bewusst, stellt sich hier die Frage was aber ist perfekt? Wie sinnig ist hier das Streben nach augenscheinlichen Perfektionismus?

Zweifellos sind die Handlungen überspitzt dargestellt, scheut sich der Autor nicht davor hinlänglich bekannte Klischees zu bedienen, stereotype Figuren zu konstruieren...Dies aber schadet dem Lesevergnügen keinesfalls, steigert vielmehr die Situationskomik und immer wieder erwischt man sich beim Lesen dabei, freudig festzustellen: "Oh, das kenne ich auch!"...

Ein Buch also für vergnügliche Lesestunden, das nicht nur allen Eltern wärmstens empfohlen sei....

Bewertung vom 27.08.2013
Die guten Frauen von Christianssund / Dan Sommerdahl Bd.1
Grue, Anna

Die guten Frauen von Christianssund / Dan Sommerdahl Bd.1


ausgezeichnet

Nordische Krimis warten in den letzten Jahren doch recht häufig mit alkoholkranken, mit schweren Bürden belasteten und ja fast schon misanthropischen Ermittler auf. Hierauf verzichtet Anna Grue in ihrem Werk "Die guten Frauen von Christianssund" wohl ganz bewusst und präsentiert zwei sympathische etwas andere Protagonisten.

In der beschaulichen dänischen Kleinstadt Christianssund, malerisch an einem Fjord gelegen, wird in einer Werbeagentur die Putzfrau ermordet. Bei den Ermittlungen stößt Kommissar Flemming Torp sofort auf zahlreiche Schwierigkeiten: Keiner kennt den Nachnamen der Frau, die seit einiger Zeit ebenso effektiv wie unbemerkt hinter den Werbern aufgeräumt hat. Torp zieht seinen Jugendfreund, den Werbefachmann Dan Sommerdahl hinzu, der nach einem Burn-out eigentlich seiner Branche den Rücken kehren wollte; nun aber steckt er als Ermittler plötzlich wieder mittendrin...

Der Krimi überzeugt zudem durch den sehr angenehmen Schreibstil der Autorin. Neben der gelungen Schilderung der Ermittlungsarbeiten, die immer mehr und mehr Erkenntnisse ans Licht bringen, bei denen später kleine Details, die man so nebenbei beim Lesen aufgenommen hat, an Bedeutung gewinnen und eine überzeugende Auflösung bieten, waren es gerade Kleinigkeiten, die von Grue beschrieben wurden, wie der morgendliche Raureif, die mich überzeugt haben.

Ohne zu viel verraten zu wollen, wendet sich der Roman schwerwiegenden gesellschaftlichen Problemen zu, stellt diese schnörkellos fast schon unaufgeregt dar und hinterlässt so ein bedrückendes Gefühl.

Ein interessanter und lesenswerter Auftakt der Serie um Dan Sommerdahl...

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2013
Verliebt in Schweden
Bongertz, Christiane St.;Montelius, Joakim

Verliebt in Schweden


ausgezeichnet

"Verliebt in Schweden" ist ein humorvoller Erlebnisbericht, die Geschichte von Stella und Joakim und irgendwie doch noch mehr. Ein Buch, das sich sehr gut lesen und den Leser mitfiebern lässt . Ja, ich gestehe, zwischenzeitlich war ich am Rande der Verzweiflung, weil die beiden einfach nicht zusammenfanden...

Die grobe Handlung: Journalisten Stella zieht für ein halbes Jahr in ein kleines Strandhaus in Schweden. Ein spontan gefasster Entschluss, der weitreichende Konsequenzen hat, denn sie verliebt sich in das skandinavische Land - und in Musiker Joakim, der ganz in der Nähe wohnt. Doch bis beide zueinander finden, muss noch einiges geklärt werden.

Die Ereignisse werden sowohl aus der Perspektive Stellas als auch aus der Joakims dargestellt. Der Leser lernt so nebenbei die Eigenarten der schwedischen Lebensweise kennen, die eben keinesfalls nur den hinlänglich bekannten Klischees entspricht. Sei es die doch keineswegs schweigsame Saunakultur, das friedvolle Verhalten im Straßenverkehr, irritierende Essgewohnheiten und die Erkenntnis, dass Elche wohl ein schwedischer Nationalmythos sein müssen, denn kaum ein Schwede hat je einen lebenden Elch gesehen. Gleichermaßen wird aber ebenso ein reflektierter Blick auf die deutsche Kultur geworfen.

Hilfreich, die im Anhang zu findenden Worterklärungen bzw. kurzen Ausführungen zu bestimmten Aspekten und für die ambitionierten Köche unter uns Joakims "kräftor-Rezept".

Ein Buch, das Sehnsucht nach der Ferne weckt, sehr unterhaltsame Lesestunden beschert und den Leser am Ende seufzen lässt: "Ach, wie schön..."

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2013
Der Semmelkönig
Hirschel, Katja

Der Semmelkönig


ausgezeichnet

Ein humorvoller Krimi, ist wahrlich eine schwierige Sache...die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und komischen Situationen zu halten, gelingt nicht jedem Autor...Hier in dem Debütroman Katja Hirschels "Der Semmelkönig" ist diese Symbiose aber fabelhaft umgesetzt worden.

So lernt der Leser zahlreiche sowohl skurrile menschliche als auch tierische Protagonisten kennen, die manchmal fast schon stellvertretend für hinlänglich bekannte Stereotype stehen könnten. (Der behäbige auf seine Leibspeise bestehende Polizist, der kernige mit obligatorischen Hund ausgestattete Förster etc.) Die Handlungsstränge greifen sinnig ineinander, die Lösung des Falls nachvollziehbar aber keineswegs so ohne weiteres vorhersagbar. Der schnell zu lesende Schreibstil selbst überzeugt, die kurzen Kapitel (203 an der Zahl), das Personenverzeichnis am Ende des Romans, tragen zudem einiges zum Lesevergnügen bei. Schwierigkeiten könnten vielleicht die hin und wieder eingestreuten Gespräche im bayrischen Dialekt bereiten, gleichwohl diese leisten einen beachtlichen Beitrag zur Schaffung der den ganzen Roman durchziehenden "bayrischen-Kleinstadt-Atmosphäre."

Worum es eigentlich geht: Heidi, Praktikantin des Waldkindergartens im bayerischen Bad Berging wird tot aufgefunden. Nicht nur ihre seltsame Verkleidung als Rotkäppchen mit Reizwäsche gibt der Polizei Rätsel auf, sondern auch die vielfältigen Geheimnisse der Kleinstadtbewohner erschweren Kommissar Maus nebst umfangreichen Ermittlerteam, welches unter anderen auch den Austauschkollegen Hannes Petersen umfasst, die Arbeit. Im Laufe der Ermittlungen geschehen weitere Verbrechen. So wird ein stadtbekannter Bäckermeister entführt und alles deutet darauf hin, dass weitere Morde geplant sind...

Lektüre also für unterhaltsame und spannende Lesestunden...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2013
Der Tote am Lido
Försch, Christian

Der Tote am Lido


ausgezeichnet

"Der Tote am Lido" ist der zweite Kriminalroman von Christian Försch in dem der Journalist Kaspar Lunau ermittelt.

Dieser wollte eigentlich mit Lebensgefährtin Silvia und ihren zwei kleinen Kindern einen sorglosen Badeurlaub verbringen. Doch als die verstümmelte Leiche eines Afrikaners an den Strand gespült wird, ist es mit der Ruhe vorbei. Die Familie wird unversehens in einen Strudel aus Gewalt, Omertà und Korruption gezogen. Um sich und Silvia zu befreien, muss Lunau die Antworten auf gefährliche Fragen finden... Als es schließlich heißt: ein Menschenleben gegen das andere, steht Lunau vor einer folgenschweren Entscheidung ... Soviel also zur Inhaltsbeschreibung...

Obgleich man den ersten Teil nicht zwangsläufig gelesen haben muss, wäre es zumindest empfehlenswert, um der Handlung allumfassend folgen zu können.

Gelungen die anschauliche und atmosphärische Beschreibung der italienischen Landschaft in der Poebene. Gekonnt werden zahlreiche informative Hintergründe über die gesellschaftlichen Verhältnisse und Lebensumstände in die Handlung eingebaut. So erfährt der Leser exemplarisch einiges über die Muschelzucht und über das Leben der illegalen Einwanderer.

Gewiss waren nicht alle Protagonisten sympathisch aber dies ist beileibe meiner Ansicht nach keine Voraussetzung für einen Kriminalroman. Vielmehr, und dies war hier der Fall, erscheint es mir wichtig, dass Emotionen geweckt werden, Personen in sich schlüssig konstruiert werden.

Für mich überraschend und dennoch sinnig die Auflösung des Falls. Hier gewinnt man zudem den Eindruck, dass der Autor Schwerpunkte bezüglich Schuld, Verantwortung und Rache gesetzt hat...und so bleibt am Ende ein mulmiges Gefühl zurück und die Frage, wie hätte ich wohl gehandelt...

Bewertung vom 28.07.2013
Das Fremde Meer
Hartwell, Katharina

Das Fremde Meer


sehr gut

"Das fremde Meer" von Katharina Hartwell ist kein Buch, das man so eben nebenbei schnell liest, vielmehr fordert es die absolute Aufmerksamkeit des Lesers, um all die kleinen sorgfältig ausgearbeiteten Nuancen auch vollständig erfassen und den wundervollen Schreibstil, die poetische Sprache genießen zu können.
Schwierig die Beschreibung des Inhalts. Letztlich ist es die Geschichte der Beziehung zwischen Jan und Marie, die immer wieder neu in einer völlig überraschenden Art und Weise erzählt wird, an Tiefe gewinnt.
Für sich genommen hinterlassen die einzelnen Abschnitte, zehn an der Zahl, gewiss einen bleibenden Eindruck. Solch einen Ideenreichtum und fesselnden Schreibstil findet man selten. Hier aber liegt für mich das Problem, so beeindruckt und begeistert ich jedes Mal von den neu entstanden Handlungskonstruktionen ( beispielsweise die Schilderungen der Wechselstadt, in der Häuser und Gegenstände keinen festen Platz mehr haben) war, so sehr bedauert habe ich es, dass diese stets nur knapp angerissen wurden um immer wieder mit zahlreichen offenen Fragen zu enden... Gerade nach den ersten Kapiteln stellte sich mir die Frage, was der Sinn all dieser sehr düsteren und bedrückenden Erzählungen wohl sei. Zudem der allumfassende Symbolismus, die versteckten Anspielungen und offenen Fragen haben bei mir irgendwie das Gefühl geweckt, Essentielles überlesen bzw. bedeutsame Aspekte nicht verstanden zu haben. Furchtbar!
Dennoch geradezu zwanghaft musste ich immer weiter lesen, das Bedürfnis Zusammenhänge zu erschließen übermächtig und hier enttäuscht das Ende des Romans keineswegs. Gekonnt gelingt es der Autorin den vorhergegangenen Seiten einen Sinn zu verleihen, überzeugende und berührende Antworten zu präsentieren.
Ein Buch das unbestritten in Erinnerung bleiben wird und dessen Lektüre sich in jedem Fall lohnt.