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Sommer
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Leseratte seit der Kindheit
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Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2024
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


sehr gut

Ein Roman, der die normalen Dimensionen außer Kraft setzt

Maali Almeida ist Fotograf, aber keiner der sich mit schönen Dingen befasst. Im Gegenteil, er lichtet das Grauen ab, das durch den Bürgerkrieg in Sri Lanka entsteht. Da dort quasi jeder jeden bekämpft, ist es sehr undurchsichtig, wer nun zu welcher Gruppierung gehört, was es für mich am Anfang erstmal sehr schwer machte mich zurecht zu finden. Erschwert wird alles zusätzlich dadurch, dass der Leser bereits am Anfang des Buches in eine bizarre Zwischenwelt katapultiert wird, denn Maali ist tot! Man erfährt alles aus seiner Sicht, während er in einer bizarren Zwischenwelt herum geistert. Er kann noch nicht ins Licht, er setzt alles daran seine noch lebenden Freunde zu schützen und dafür zu sorgen, dass seine versteckten Fotos gefunden werden. Und genau das wollen viele verhindern.

Der Autor, Shehan Karunatilaka, schafft es den Leser erstmal gehörig durcheinander zu bringen. Vieles lässt sich sicher damit erklären, dass für uns die Gepflogenheiten und die politische Situation in den 80er in Sri Lanka nicht allzu geläufig sind. Hinzu kommen noch die fremd klingenden Namen, derer es nicht wenige gibt, und die Idee der Welt nach dem Tod, die er erschaffen hat.
Wenn man sich erstmal eingelesen hat, ist die Handlung allerdings sehr spannend. Wenn man es lieber geradlinig mag, dürften Schwierigkeiten vorprogrammiert sein.
Ich persönlich mochte Maali nach kurzer Zeit. Zu Beginn hielt ich ihn für oberflächlich und egoistisch, aber seine Figur machte eine enorme positive Wandlung durch. Ganz nebenbei erfuhr ich zusätzlich einiges zum geschichtlichen, was allerdings fast in der Fülle der anderen Informationen unterging. Die Suche nach den Fotos verlief spannend, zumal wirklich jeder sie in die Finger bekommen wollte.
Viele Anspielungen, wie die auf korrupte Polizisten und Homosexualität, bettet der Autor ebenfalls fließend in die Handlung mit ein.

Ich persönlich habe diesen Roman nach leichten, anfänglichen Schwierigkeiten sehr genossen, und bin auch mit dem Ende zufrieden. Es versöhnt den Leser, sowohl mit der Figur, als auch mit der Zwischenwelt. Eine überraschende Entwicklung brachte sogar nochmals richtig Spannung mit hinein.

Erwähnenswert ist sicher, dass dieser Roman Gewinner des Booker Price 2022 gewesen ist!

Bewertung vom 09.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Genial

Nathan Hill konnte mich vor einigen Jahren bereits mit "Geister" überzeugen, und auch hier ist es ihm wieder gelungen.
Meine Bedenken, es könne zu langatmig werden, haben sich nicht bewahrheitet. Und um ehrlich zu sein, habe ich auf den ersten Blick, das Cover suggerierte mir persönlich etwas anderes, eher mit einem anderen Genre gerechnet, und nicht meinem Roman, der die Beziehung eines Paares in verschiedenen Ebenen ausleuchtet. Der Titel ist dabei auch erstmal irreführend, aber beim lesen versteht man dann wiederum wie er zustande kommt.

Es geht in dem 700 Seiten starken Roman um Jack und Elizabeth. Die beiden lernen sich kennen, der Funke springt über, sie erkennen im jeweils anderen den Partner fürs Leben. Doch das es im Leben nicht immer rund läuft, und das es belastende Dinge im Alltag eines Paares geben kann, dass dröselt der Autor nach und nach auf.
Er lässt aber auch Einblicke in die Vergangenheit zu, die ich sehr wichtig fand, denn sie geben Aufschluss darüber wieso Jack und Elizabeth zu dem jeweiligen Menschen geworden sind. Auch sie sind, wie fast jeder andere Mensch auch, geprägt worden, durch Ereignisse, Verhaltensweisen die sich verfestigt haben, die im weiteren Leben bestimmen wo es lang geht.
Hört sich kompliziert und langweilig an, ist es aber gar nicht. Ich habe das Buch gerne und mit großem Interesse gelesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1 (eBook, ePUB)
De La Motte, Anders

Stille Falle / Leo Asker Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Gerne mehr davon

"Stille Falle" ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe um Leonore Asker, die mit besonderen Fällen betraut wird. Eigentlich hat Leo etwas anders erwartet, als sie zu den besonderen Fällen abkommandiert wird, sie fühlt sich eher degradiert, brilliert aber dann in diesem Bereich. Der Autor lässt im Verlauf der Handlung sehr viel über seinen Hauptcharakter einfließen, der Leser erfährt eine Menge , teilweise sehr brisanter Informationen.
Neben dem Zweig um die Ermittlerin hat man es als Leser obendrein mit einem spannenden Fall zu tun. Smilla und Malik wollen in einem Bunker Fotos machen , doch sie verschwinden dabei spurlos. Die Eltern von Smilla gehen von Entführung aus versuchen mit Druck bei der Polizei weiterzukommen. Leo Askers wird derweil zu den hoffnungslosen Fällen abkommandiert, doch bald tut sich dort eine Verbindung zum Fall von Smilla auf.
Ich bin begeistert von der neuen Reihe. Es ist spannend und ich mag die Ermittlerin. Viele Rückblenden lassen ein fundiertes Bild erscheinen, dass so nach und nach zur Lösung führt. Die düstere Athmosphäre die gelegentlich vorherrscht hat mir sehr gut gefallen.
Gerne mehr davon

Bewertung vom 20.11.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Interessanter Einblick


Inger- Maria Mahlke ist mir bereits durch ihren Roman Archipel bekannt, doch der Stil dieses Buches ist ganz anders, geradlinig und hat mich dennoch gefesselt.

Wir befinden uns in Lübeck in der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts und lässt die Zeit am Beispiel der Familie Lindhorst aufleben. Parallelen zu Thomas Mann und seinem bekannten Werk "Die Buddenbrooks" sind sicher bewusst gewählt.
Friedrich Lindhorst ist Anwalt und hat mit seiner Frau Marie insgesamt 8 Kinder, sie leben gut situiert, dennoch nicht so gut wie manch andere Berufszweige in dieser Zeit. Die Familie ist jüdisch, was aber in meinen Augen für den Roman wenig Bedeutung hat.
Als Leser bekommt man einen hervorragenden Blick auf diese Zeit, auch andere Personen, Familien aus anderen Schichten werden miteinbezogen in den weiteren Verlauf der Handlung, so dass nicht nur ein isolierter, sondern ein umfassender Eindruck entsteht.
Ein Buch, dass mir viel von den Werten und Einstellungen der damaligen Zeit vermittelt hat, und mir nebenbei ein hervorragendes Bild von Lübeck präsentiert hat.
Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, auch die Gemeinsamkeiten mit Thomas Mann haben dazubeigetragen!

Bewertung vom 27.10.2023
Das Buch der Phobien und Manien
Summerscale, Kate

Das Buch der Phobien und Manien


ausgezeichnet

Faszinierend

Dieses Buch reizte mich seit dem ich es das erste mal gesehen habe. Es ist wundervoll gestaltet und illustriert, sowohl das Cover ist toll, als auch das Innere des Buches sind ein echter Hingucker und deuten auf manch eine Phobie.
Die Idee eine Sachbuch zu verfassen, dass Phobien und Manien vereint hat mir außerordentlich gut gefallen. Einige sind weit verbreitet, fast jeder kennt die Höhenangst oder auch die weitverbreitete Arachnophobie, doch es gibt so viele Unbekannte, da ist es obendrein auch noch überraschend spannend sich dieses Werk zu Gemüte zu führen.
Die Autorin vermittelt aber nicht nur Informationen über die Manien und Phobien, sie ergänzt es um wichtige Hintergrundinformationen, so dass man als Leser am Ende fast schon ein Fachmann auf dem Gebiet ist. Das besondere daran ist, dass es ebenfalls durch Anekdoten aufgelockert wird, so wirkt es nicht wie ein trockenes Sachbuch, eher wie ein lockeres Kompendium an außergewöhnlichen Anomalien, die den Mensch heimsuchen kann.

Ein Nachschlagewerk, dass ich sicherlich noch ab und an zur Hand nehmen werde.

Bewertung vom 10.10.2023
Dead Romantics
Poston, Ashley

Dead Romantics


sehr gut

Herzerwärmend

Florence Day ist eine Ghostwriterin. Doch mit ihrem aktuellen Auftrag ist sie überfordert. Sie soll für die Schriftstellerin Ann Nichols einen Liebesroman schreiben, und das, obwohl sie seit der Trennung vor einem Jahr nun nicht mehr an die Liebe glaubt. Sie braucht Zeit, bittet um einen Aufschub, doch der wird ihr von Benji Andor nicht gewährt.
Als ihr Vater überraschend verstirbt, reist sie natürlich direkt in ihre alte Heimat. Und ab da driftet der Roman etwas ins übernatürliche ab, denn sowohl Florence, als auch ihr Vater, haben die Gabe Geister zu sehen.
Als sie mitten in den Vorbereitungen für die Beerdigung stecken, taucht ein Geist von jemandem auf, mit dem sie überhaupt nicht gerechnet hat.
Der Roman hat mir persönlich sehr gut gefallen. Es ist zwar stellenweise ein wenig kitschig, aber es passt noch. Ein Buch, dass man schön nebenher lesen kann, weil man auch nach einer Pause ohne Probleme wieder hineinfindet. Der Schreibstil ist angenehm, und einiges ist humorvoll, trotz der traurigen Vorkommnisse.

Bewertung vom 07.10.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


gut

Harte Kost

" Meine Männer" erzählt dem Leser die Geschichte einer der ersten der Serienmörderinnen, Brynhild Størset. Sie wandert bereits mit 17 Jahren in die Staaten aus, sie war schwanger, verlor das Kind, will nun einen Neuanfang bei der Schwester starten. Fortan nennt sie sich Belle, sucht sich eine vernünftige Arbeit und engagiert sich in der Kirche. Dann lernt sie Mads kennen und bekommt 3 Kinder mit ihm, die zwei Heiraten, obwohl Belle da schon an Wahnvorstellungen leidet. Als Mads dann früh stirbt, ist sie geistig nicht gefestigt, eher im Gegenteil……

Das Buch hat mich sehr interessiert, ich wollte etwas über die Beweggründe einer Serienmörderin erfahren. Anhand ihres Leben nach Gründen suchen, warum sie so geworden ist. Beides wird aber im Buch eher angerissen, denn es ist zum einen nur Episodenhaft, es weist Lücken auf, und wird zu dem aus Belles Sicht erklärt, die durch ihren Wahn nicht immer ernst zu nehmen ist. Ich hätte mir da einen fundierten Eindruck erwünscht, außerdem ist die Art des Schreibens eher der Prosa angelehnt, was zwar gut Belles inneren Kampf darstellt, es ist auch düster, passend zum Inhalt, doch es fühlt sich einfach nicht gut an beim lesen.

Mich konnte es daher nicht ganz überzeugen

Bewertung vom 25.09.2023
60 Kilo Kinnhaken
Helgason, Hallgrímur

60 Kilo Kinnhaken


ausgezeichnet

Wunderbar

Nach "60 Kilo Sonnenschein" war ich sehr erfreut, nun endlich eine Fortsetzung lesen zu können. Der Autor hat es seinerzeit geschafft mir oft ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, auch wenn es natürlich auch mal Missgeschicke gab im Leben des Waisen Gestur, dessen Leben wir auch hier wieder begleiten. Bestechend an allem ist in beiden Teilen aber die Beschreibung Islands, ich habe mich diesem Land, speziell dem kleinen Städtchen Segulfjörður, noch nie so nah gefühlt. Vieles ist anders, und das meiste war mir vorher gar nicht bewusst.
Hier geht es hauptsächlich um die Fischerei, und Gestur ist begeistert sich dem anschließen zu können, doch es kommt natürlich zu einem Tiefpunkt, den der Leser begleiten darf.

Ich wiederhole mich, aber dieser Roman bietet einen ganz besonderen Flair. Der Autor Hallgrímur Helgason hat einen sehr einnehmenden Erzählstil, ereilt mit der Beschreibung der Landschaft und der Kultur, ist es wirklich ein großes Highlight, was definitiv aus der breiten Massen heraussticht. Es ist zwar ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen gefragt, denn der Umfang ist gewaltig, doch ich habe mich nicht gelangweilt, zu keinem Zeitpunkt. Lediglich bei der Überlegung ob es sich ohne Kenntnis des Vorgängers gut lesen lässt, bin ich mir etwas unsicher. Vieles kannte ich aus dem ersten Teil, ich konnte direkt wieder einsteigen, ob dies ohne die Vorkenntnisse auch so gut gelungen wäre, weiß ich nicht genau.

Bewertung vom 21.09.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


sehr gut

Die Lügnerin?

Der Leser kann sich bezüglich des Charakter Clara Konrad nicht sicher sein, ob sie tatsächlich so heißt. Die Geschichte, die sie der Therapeutin erzählt, wirft ebenso viel Fragen. Clara behauptet, das ihre Lügen Wahrheit werden, einfach ausgedrückt. Dabei geht sie sogar soweit zu erzählen, dass sie dabei sogar Einfluss auf physikalische Gesetze hat. Sie könne durch ihre Lügen eine Roulettekugel dazu bewegen dorthin zu fallen, wo sie sie für einen Gewinn benötigt. Natürlich ist die Therapeuten skeptisch, glaubt ihr nicht, doch als es zu einem unerwarteten Schneesturm kommt, hegt sie erste Zweifel an ihrer ersten Einschätzung.

Clara Konrad ist ein eigenwilliger und nicht zu durchschauender Charakter, was sie auch sein muss, denn ansonsten würde die Handlung sicher nicht funktionieren. Man muss sich daran gewöhnen, dass nichts was sie sagt wirklich der Wahrheit entsprechen muss. Oder doch? Dieser Zwiespalt ist sehr irrwitzig, und zieht sich durch die gesamte Handlung.

Dieser Roman hat mich als Leserin aber dennoch etwas ratlos zurückgelassen. Natürlich ist es eine sehr interessante Handlung, zumal die Idee ja obendrein sehr originell ist. Die Art des Autors die Geschichte näher zu bringen konnte mich ebenso vollends fesseln, doch am Ende blieb leider ein großes Fragezeichen zurück. Was genau war der Sinn dieses Romans? Wenn es dem Autor nur darum ging eine fantastische Geschichte zu verfassen, die den Leser in ihren Bann schlägt, so ist im dies jedenfalls gelungen. Für diejenigen, die auf der Suche nach dem Sinn hinter dem Ganzen sind, bleibt der Roman mehr als undurchsichtig.

Bewertung vom 10.09.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


ausgezeichnet

Mag diese Reihe sehr gern

Als ich vor einigen Monaten den ersten Teil um die isländische Polizistin Elma las, war ich gefesselt von der Handlung. Auch hier in "Verlogen" baut sich schnell wieder diese düstere, unterschwellig leicht unheimliche Atmosphäre auf. Diese Stimmung wird von vielen Krimis und Thrillern aus dem isländischen Raum erzeugt, generell spiegelt sich die Mentalität dieses Landes sehr gut wieder, es ist schon anders als wir es hier gewohnt sind, auch der Umgang untereinander.

Worum geht es?
Als die Leiche der lange vermissten Alleinerziehenden Marianna gefunden wird, denkt man erstmal an Suizid. Doch die Frau wurde gewaltsam getötet, und nun müssen Elma und die Kollegen weiter ermitteln, sehr emotional, da sie damals als sie verschwand bereits nach ihr gesucht haben.
Rückblenden zeigen das Leben einer Mutter mit ihrer Tochter, lassen natürlich für den Leser viele Rückschlüsse zu, doch man bleibt sehr lange im unklaren.
Dieses Schema fand auch im ersten Teil der Reihe statt, mir gefällt es, es hält die Spannung konstant oben.
Aber auch die Ermittler kommen mit ihrem Privatleben ins Spiel, was mir ebenfalls sehr gut gefällt. Hier ist die Gewichtung etwas anders verteilt, weil der Chef des Teams diesmal eher am Rande fungiert.

Alles in allem wieder ein Teil dieser vielversprechenden Reihe, die ich sicher weiterverfolgen werde!