Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
mistellor
Wohnort: 
Zwingenberg

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2017
Smith, Z: Swing Time
Smith, Zadie

Smith, Z: Swing Time


gut

"Swing Time" von Zadie Smith ist das erste Buch, das ich von dieser Autorin lese.
Laut Klappentext sollte es um einen Roman von zwei Tänzerinnen handeln, die sich schon als Kinder kennengelernt hatten.
Es werden in diesem Buch sehr viele Themen angesprochen, das Thema Tanz hat aber keinen großen Raum in diesem Buch. Was ich sehr vermisst habe.
Dafür haben Frauenthemen, schwarze Frauenthemen, Leben als schwarze Frau in Großbritannien, Frauenleben in Afrika, Frauenleben im Islam, Rassismus, Popkultur etc. einen immens hohen Anteil an dem Buch. Und trotzdem ist es kein Buch für Frauen, kein Buch über Feminismus - dazu bezieht es einfach nicht genug Stellung oder geht nicht genug in die Tiefe.
Dem ganzen Buch fehlt es an Struktur, manchmal plätschert es einfach nur so vor sich hin. Und als Leser fragt man sich oft: Und jetzt?
Die Ich-Erzählerin berichtet, oft auch emotional, über 600 Seiten, aber sie entwickelt sich nicht. Viele andere Figuren entwickeln sich zwar, aber bei den meisten versteht der Leser die Entwicklung bzw. den Weg nicht.
Am Ende legt der Leser das Buch mit Bedauern beiseite: So viele gute Ideen - nicht zum Ende gebracht. So interessante Protagonisten - zuwenig Tiefe und Entwicklung. So viele gute Ansätze - viel zu viele, weniger wäre mehr gewesen. Und so viele kritische, meisterhaft beobachtete Situationen - nicht zu Ende betrachtet, keine Lösungsansätze.
Und ganz besonders schade ist, dass die Autorin mit einer wunderbaren Schriftsprache begnadet ist, und sich selbst in dieser außergewöhnlich bildhaften Sprache verzettelt.
Eigentlich kann man nur sagen: SCHADE .

Das Buch erhält von mir aufgrund der wunderschönen Sprache und der Bemühungen noch 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.07.2017
Und Marx stand still in Darwins Garten
Jerger, Ilona

Und Marx stand still in Darwins Garten


sehr gut

Marx trifft Darwin, das Thema hat mich neugierig gemacht.
Beide Personen zählen sicher zu bedeutendsten Männer des 19. Jahrhunderts und sind an sich schon sehr spannende Gestalten.
Die Autorin Ilona Jerger hat ein sehr gut recherchiertes Buch geschrieben.
Um das Leben der beiden alten Männer hat sie dann eine fantastische Geschichte gewoben, bei der sich der Leser gut vorstellen, dass sie sich so zugetragen haben könnte.
Den Kontakt zwischen den beiden Protagonisten vermittelt deren Hausarzt, den Jerger erfunden hat. Neben den fiktiven Gestalten Marx und Darwin ist er eine der interessantesten Figuren im Roman. Selbst ein sehr neugieriger Mensch, klug und interessiert an neuen Erkenntnissen der damaligen Naturwissenschaften, wendet er schon zur damaligen Zeit Prinzipien der heutig geltende Medizin an - so wie Gesprächspsychologie, Homöopathie, Naturheilkunde etc.
Die Darstellung von Darwin als einer der Hauptprotagonisten, ist sehr originell und sympathisch. Ich glaube, die Autorin mochte ihn sehr, da sie ihn auch mit ausgeprägter Fürsorglichkeit beschreibt. Mit Marx ist sie schon deutlich gröber.
Und ein Kompliment bekommt die Autorin von mir für ihre Darstellung ihrer Frauengestalten wie Emma Darwin oder Lenchen, das Hausmädchen von Marx. Beides sind starke Frauen, die sich verantwortungsvoll und liebevoll ihrer Aufgabe widmen, ohne sich in den berühmten Männern zu verlieren.

Der Hauptteil des Buches besteht einerseits aus den sehr informativen Erlebnisse und Lebenserfahrungen der beiden Männer, aber auch aus philosophischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Gesprächen und Gedanken. Wobei ein Thema immer größeren Raum einnimmt, nämlich die Frage, ob es Gott, den Glauben und die Religion gibt oder nicht. Was beide Männer in ihren Werken verneinen, ihre Umgebung aber erzürnt oder sogar verzweifeln lässt, wie Emma oder Lenchen.
Wie die Autorin mit dieser Frage umgeht, ist mein einziger Kritikpunkt an ihrem Buch.Der Konflikt zwischen Kirche und Wissenschaft mag im 19.Jahrhundert ein drängendes Problem gewesen sein, heute aber nicht. Und da sich die Autorin zu diesem Thema auch zu sehr in Details vertieft, machen manche Seiten Mühe sie konzentriert zu lesen.

Die Sprache der Autorin ist klar, aber auch ein wenig beeinflusst vom Schreibstil des 19. Jahrhunderts. Gottseidank hat sie es vermieden, die blumenreiche Attitüden des damaligen Sprachstils zu übernehmen. So konnte der Leser eine moderne, klare mit ein bisschen 19. Jahrhundert durchsetzten Schreibstil genießen. Das machte Spaß zu lesen.

Ich möchte dieses Buch gerne weiter an alle Leser, die ein Interesse an historischen Gestalten und gute Bücher lieben, empfehlen. Es lohnt sich.

Die Autorin erhält von mir 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.03.2017
Schattenfrau / Das Erbe der Macht Bd.6 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Schattenfrau / Das Erbe der Macht Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bevor ich die Rezension schreibe, muss ich sagen, dieses Buch zu lesen macht nur Sinn, wenn man die fünf Vorgänger Bände gelesen hat.


Der sechste Band der Fantasy-Serie von Andreas Suchanek ist ein wahres Lesevegnügen. Der Band gliedert sich in drei Handlungssträngen, die am Ende de Buches nicht zusammen gefügt werden. Sie spielen unabhängig von einander an drei verschiedenen Orten und zum Teil in unterschiedlichen Zeiten und punkten mit unglaubliche Überraschungen und Wendungen.
Das Buch ist brillant geschrieben,der Schreibstil flüssig, modern und sehr gut lesbar.Der Roman unterscheidet sich aber in drei Teilen von seinen fünf Vörgängern.

Erstens:
Der Autor hält den sonst üblichen Spannungsbogen nicht ein. Vom Prolog an spielt der Roman auf höchsten Spannungsniveau. Fast bis zur letzten Seite kommt der Leser nicht zum Luftholen, kann sich nicht eine Minute erholen. Man möchte sich auch gar nicht erholen, möchte nicht ein Wort missen. Jedes Kapitel steigert noch die Spannung und viele Kapitel halten Überraschungen oder sogar kleine Cliffhanger bereit, die in den nächsten Kapiteln aufgelöst werden. Das vorhersehbare Ende des Romans wollte ich nicht wahrhaben, wollte nicht, dass das Buch aufhört.

Zweitens:
Wie mittlerweile viele Leser wissen, hat der Autor Andreas Suchanek eine spitzbübische Freude daran seine Leser zu "quälen". Und dies ist ihm diesmal gelungen. Dieses Ende war fast sein Meisterwerk. In vielen Rezensionen zum Ende dieses Buch wurden von den Lesern Wörter benutzt wie Schock, versteinert, schockierend, sprachlos, Schockmoment, Trauma und viele andere Worte, die einen Schockzustand beschreiben. Das Ende des Romans ist einer der fiesesten Cliffhanger, den ich jemals gelesen habe. Und dazu kommt noch, dass das Ende eine Überraschung birgt, die für mich nicht vorhersehbar war. Ich gestehe, mir blieb der Mund offen vor Erstaunen. Einen Plot zu erfinden und passgenau auf diesen Moment hinzuarbeiten, das ist Schriftstellerkunst.

Drittens:
Im Roman wird eine Figur beschrieben, die scheinbar das Böse in Person ist. Obwohl schon in den Bänden 1-5 klar wurde, dass diese Person eine sehr verletzte Person ist, war sie doch so tief böse und rachsüchtig, dass man schon als Leser Schiß vor ihr hatte.
Und dann kam dieser Band, der nicht wertete, sondern dem es sogar gelang, dass der Leser Verständnis entwickeln konnte, streckenweise sogar Mitleid empfand.
Hier wurde auf sehr eindrückliche Art Einsamkeit vermittelt, Verrat und Hilflosigkeit als Quelle einer Persönlichkeitsänderung begreiflich gemacht und der Leser entwickelt für das Böse schlechthin ein gewisses Verständnis.


Es ist nicht ganz leicht, die 3 Unterschiede zu erklären, wenn man nicht den Inhalt erzählen kann. Aber das Ende dieses Romans darf nicht spoilern.

Und wir armen Leser müssen noch 4 Wochen warten, bis der nächste Band erscheint.

Ich gebe diesem Buch 5 von 5 Sternen und bedauere, dass man nicht mehr geben kann.

Bewertung vom 10.02.2017
Rußatem (eBook, ePUB)
Wiest, Hubert

Rußatem (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Roman "Rußatem" von Hubert Wiest ist der zweite Roman, den ich von Hubert Wiest gelesen habe. Schon der erste Roman "Schattensurfer" hat mich begeistert.
Auch dieser Roman ist wieder eine Dystopie. In einer (hoffentlich) fernen Zukunft leben die Menschen unter einer Kuppel und bekommen gereinigte Luft zum Atmen. Vor der Kuppel gibt es sogenannte Industrieringe, aufgeteilt sind sie in 5 weit auseinderliegende Standorten.
Im fünfte Ring beträgt der Anteil der gefilterten Atemluft nur noch 15%. Das bedeutet, dass die Menschen nur sehr schlecht atmen können und früh sterben müssen. Natürlich leben unter der Kuppel nur die "guten" Menschen, in den Industrieringen nur die, die politisch unangenehm aufgefallen sind oder sonst etwas angestellt haben. Oft wissen die Menschen dort nicht einmal, warum sie in die Industrieringe verbannt wurden.

Der Roman ist wieder wunderbar geschrieben. Die Hauptprotagonisten Kalana und Quinn, aber auch viele Nebenfiguren sind einfach sehr gut gezeichnet, man freut, aber man leidet auch intensiv mit ihnen. Man kann nicht immer ihr Verhalten oder Reaktionen nachvollziehen, aber das macht auch den Charme des Romans aus, denn hier sind Handlung und Personen niemals nach Schema F oder Schema 08/15.
Der Plot ist sehr spannend und lässt einen nicht mehr los. Man muss einfach weiterlesen, da die Handlung auch so viele Wendungen hat, auf die man als Leser niemals vorbereitet ist.

Was ich an diesem Buch sehr mochte, ist, dass man das Buch nicht weglegen kann, sondern, dass man noch sehr viel darüber nachdenken muss. Es bietet viel Stoff für Gesprächsanlässe. In meiner Familie wird oft beim gemeinsamen Essen über Bücher gesprochen. Dieses Buch führte zu heftigen Diskussionen.
Ich denke, wenn ein Buch das auslösen kann, dann ist es einfach ein gutes Buch.
Deswegen bin ich auch froh, dass das Buch nicht in einem klassischen Happy End endet, aber Hoffnung gibt.

Dieses Buch erhält von mir 5 Sterne und ich bedanke mich bei Hubert Wiest für ein unterhaltsames und nachdenkenswertes Lesevergnügen.

Bewertung vom 08.02.2017
Silberregen / Das Erbe der Macht Bd.5 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Silberregen / Das Erbe der Macht Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das vorliegende Buch "Silberregen" ist Band 5 der Fantasy-Reihe "Das Erbe der Macht" von Andreas Suchanek. Die 4 vorherigen Bände der Reihe waren schon ein echtes Lesevergnügen, aber dieser Band 5 war der beste.
Er war sehr, sehr spannend, unglaublich fantasievoll und sehr gut geschrieben. Dazu kommt, dass lose Fäden sich verbinden, einige Fragen beantwortet werden und das Ende des Roman eine Überraschung ankündigt.
Wir werden den Plan der Schattenfrau kennenlernen. Ihre Motive sind schon bekannt - RACHE. Vielleicht erfahren wir in Band 6 was damals, vor vielen Jahrhunderten passiert ist. Und vielleicht erfahren wir endlich, wer die Schattenfrau ist, wenn sie endlich aus dem Nebel tritt.
Dieses Buch beinhaltet alles, was ein gutes Buch beinhalten soll:
höchste Spannung, gut gesetzter Humor, toll gezeichnete Protagonisten mit Tiefe ausgestattet, mit denen man sich als Leser sehr gut identifizieren kann, wunderbare Fantasy-Element, und ein Sprache, die visuell alles vor den Augen der Leser entstehen lässt. Ich könnte sofort das Set, die Kostüme und die Ausstattung für einen Film herstellen und bauen lassen.


Dieses Buch erhält von mir verdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 04.02.2017
Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5
Hillenbrand, Tom

Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5


sehr gut

"Gefährliche Empfehlungen" von Tom Hillenbrand ist der fünfte Roman um den luxemburgischen Koch Xavier Kieffer.
Kieffer wird in eine abenteuerliche Geschichte um einen wertvollen und raren Gastronomieführers verwickelt.
Dieser Gastronomieführers wird von Xaviers Lebensgefährtin Valerie hergestellt, die den Verlag von ihrem Vater geerbt und damit auch alle Gastronomieführer, die je hergestellt wurden. Nur der Band aus dem Jahr 1939 fehlt. Und zwar nicht nur in Valeries Archiv, sondern Xavier stellt fest, dass die meisten noch existierenden Exemplare aus fast allen Bibliotheken der Welt gestohlen wurden.
Was ist so interessant an diesem Gastronomieführer? Als dann noch ein Mord an einen Bibliothekar geschieht, versucht Xavier das Rätsel zu lösen. Dabei wird er überfallen, bedroht, verfolgt und mehrmals beinahe getötet.
Mehr möchte ich nicht verraten.

Der Hauptprotagonist Xavier Kieffer ist eine wirklich interessante Figur. Manchmal ziemlich deppert, dann wieder sehr klug und überschauend, Aber vor allem ist er ein begnadeter Koch mit viel Phantasie. Die Gerichte, die im Buch beschrieben werden, führen zum vermehrten Speichelfluss.
Auch wunderbar gezeichnet sind viele Nebenfiguren und ihre Beziehung zu Xavier. Herrlich sind die Beschreibungen seiner Männerfreundschaften.


Die Handlung ist spannend, gut durchdacht, sehr interessant, etwas überzogen. Den französischen Präsidenten zum Mörder zu erklären, war schon etwas überzogen.
Besonders gut hat mir der hintersinnige, oft versteckte Humor gefallen.


Nicht so gut haben mir die sehr ausführlichen Ortsbeschreibungen gefallen. Da ich Luxemburg kenne, waren diese Ortsbeschreibungen für mich interessant, da in mir sofort bekannte Bilder erschienen. Aber die anderen Beschreibungen wie die von Frankreich waren manchmal einfach zu lang.
Was mich noch ein bisschen gestört hat ist, dass viele Begriffe in französischer Sprache nicht erklärt werden z.B. Vibiemme, oreiller Francois Allégret oder pâte feuilletée. Es gibt zwar ein Glossar, aber in diesem ist nicht alles erklärt.

Ich mag dieses Buch und werde sicher die anderen Bände lesen.
Ich gebe dem Krimi 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 25.01.2017
Projekt NORTHSTAR / Heliosphere 2265 Bd.29 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Projekt NORTHSTAR / Heliosphere 2265 Bd.29 (eBook, ePUB)


sehr gut

Jayden ist nun Commodore und ich hatte schon die Befürchtung, dass es nun keine Abenteuer mehr mit ihm gibt. Aber Gott sei Dank, er ist wie eh und je abenteuerlustig, und geht alle Risiken ein.
Alpha ist quasi wieder auferstanden und hat sich sehr verändert, soweit, dass er sogar eine Person ermordet.
Wieder stirbt eine machthungrige Person, nur sterben leider immer die falschen Leute. Die wirklich gefährlichen wie Alexis, Michalew oder Sjörberg überleben irgendwie immer.
Das Buch war wie immer sehr gut und flüssig geschrieben. Allerdings haben mich diesmal die vielen Zeitsprünge gestört. Und ich finde, es gibt langsam genug Gegner. Da ist Sjöberg, Michalew, Alexis mit CABAL, nicht zu vergessen DIE STIMME alias Tess. Möglicherweise ist auch noch Sarah eine potenzielle Gegnerin. Ich habe bestimmt noch einige vergessen.
Das können selbst so toughe Personen wie Noriko, Jayden oder Alpha nicht mehr leisten.
Ansonsten war der Roman sehr spannend und unterhaltsam. Ich freue mich auf den nächsten Band.

Bewertung vom 27.12.2016
Duo mit Beretta
Theiss, Ella

Duo mit Beretta


ausgezeichnet

Duo mit Beretta von Ella Theiss ist ein Kriminalroman außerhalb der üblichen Kriminalroutine.
Die Hauptprotagonistin ist eine bipolare Person, die, auch ausgelöst durch ihr sehr gegensätzliches persönliches Verhalten, in sehr gefährliche und anspruchsvolle Situationen gerät, die sie mehr oder minder meistert.
Der Leser lernt gesellschaftliche Welten kennen, in die er vermutlich noch nie gewesen ist (hoffe ich zumindest), z.B. Frauenhandel, Kinderprostituion, Beamtenkriminalität, Sozialbetrug, Pornografie, Mord, Betrug, Kinderhandel, Zuhältermafia und Ausbeutung.
Interessanterweise spielt der Kriminalroman in Darmstadt, ein Synonym für eine typische Beamtenstadt. ( Ich darf das sagen, denn ich bin Darmstädterin, die ihre Heimatstadt wirklich liebt und schätzt) Und genau in dieser Stadt entstehen durch die Protagonistin fast anarchistische Zustände.
Dies gelingt der Autorin mit viel Witz und Charme.
zudem ist der Krimi sehr, sehr spannend.
Zwei Dinge in diesem Roman sprengen die Krimiroutine.
Ersten: Das wirklich Gute an diesem Roman ist, dass er Tiefgang besitzt. Der Leser kann ihn nicht wie eine Urlaubslektüre schnell herunterlesen. Im Gegenteil, oft muss er innehalten und nachdenken, denn bei allen Charme und Witz wird eine Welt voller Gewalt und Hilflosigkeit gezeigt, zählen gesellschaftliche Wertvorstellungen nicht mehr, ist ein menschliches Wesen wenig wert und sterben Personen, die man als Leser lieb gewonnen hat.
Und hinter all dem steht fundierte Gesellschaftskritik der Autorin, oft dargeboten durch ironischen Überzeichnung.
Zweitens: Die Autorin bezieht eine klare Position für Opfer. Diese werden mit allen Schwächen und Stärken, also menschlich, von ihr dargestellt.
Zusammengefasst kann man sagen, dieser Roman zeigt sehr interessante Protagonisten, eine sehr spannende Handlung mit Humor und angemessener Sozial- und Gesellschaftskritik und verdient 5 Sterne.
Eine Wunsch hätte ich noch an die Autorin. Ein oder mehrere Folgebände mit Isa/Billie wären ein wunderbarer Gedanke.

Bewertung vom 16.12.2016
Nemesis / Heliosphere 2265 Bd.28 (eBook, PDF)
Suchanek, Andreas

Nemesis / Heliosphere 2265 Bd.28 (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Wie immer hat Buch 28 der Heliosphere- Reihe mit dem Titel "Nemesis" mich wieder in seinen Bann gezogen. Ich fange an zu lesen und bin dann nicht mehr in der Lage aufzuhören. Das liegt, wie schon zig-mal erwähnt, am außergewöhnlich spannenden und flüssig zu lesenden Schreibstil und natürlich an der Tatsache, dass man nach 28 Bände schon das Gefühl entwickelt hat in den Protagonisten Verwandte zu treffen und unbedingt ihre Geschichte und ihre Abenteuer wissen möchte. Aber diesmal habe ich einige Tage gebraucht, um eine Rezension zu schreiben. Das lag unter anderem daran, dass man in diesem Buch solche Sätze lesen konnte:


"Sobald es den Menschen gut geht, vergessen sie, wie es ist, selbst einmal in einer verzweifelten Lage gewesen zu sein. Da die Befreiten offiziell noch nicht einmal Bürger der Republik sind, werden hier aus Befreiten eben Flüchtlinge. Ich warte nur auf die ersten offiziellen Protestkundgebungen.“
Sie verzog abschätzig die Lippen.
„Aber es sind Menschen“, sagte Noriko leise. Sie wusste natürlich, dass die Admiralin recht hatte. Es würde jene geben, die aus der Furcht der Bürger politisches Kapital zu schlagen versuchten.
Es war einfach, gegen Minderheiten zu hetzen und ihnen die Schuld an irgendwelchen Miseren, unter denen man litt, in die Schuhe zu schieben. Die Ängste der Menschen vor finanziellem Ruin, vor dem Fremden - das ja gefährlich sein konnte - und dem Andersartigen aufzubauschen. Und besagte Andersartigkeit würde man finden."

Andreas Suchanek hat diesen Roman im Jahr 2015 veröffentlicht,
geschrieben hat er ihn, als Deutschland noch keine Flüchtlingskrise zu bewältigen hatte.
Man könnte fast meinen, er hätte hellseherische Fähigkeiten gehabt. Denn wie wir uns vermutlich alle erinnern, hat in dieser Flüchtlingswelle in Deutschland der Fremdenhass wieder sein häßliches Gesicht gezeigt, gültige Regeln des Anstandes und des Umgangs miteinander wurden außer Kraft gesetzt, Parteien wie die AfD wurden stärker und nutzten die Ängste vieler Mitbürger durch Aufwiegelung und Lügen aus.
Dieser Sommer 2015 war ein gesellschaftliches Armutszeugnis.
Jedoch darf man die vielen Menschen nicht vergessen, die sich bemüht haben zu helfen, freiwillig den Flüchtlingen geholfen haben, oft bis zur Erschöpfung gearbeitet haben.Und wie schön, auch dieses findet man in diesem Roman:

"Glücklicherweise würde es auch andere geben. Mitfühlende, hilfsbereite Menschen. Jene, die die Hand ausstreckten, ohne zu hinterfragen, weil sie in den Befreiten Menschen sahen – und der Rest eben keine Rolle spielte."


Mich hat das sehr gefreut, dass der Leser in diesen Romanen immer wieder auch Gesellschaftskritik finden kann, allerdings selten so klar und deutlich wie in diesem Band,
Meiner Meinung hat es ausnehmend gut zum Romaninhalt gepasst, und ich empfinde es als ein Gütezeichen, wenn es in einer eigentlich doch lockeren, humorvollen und spannenden Romanreihe immer wieder kurze Momente zum Innehalten und Nachdenken gibt.

Also, lieber Herr Autor, bei den neuen Büchern gerne mehr davon.

Dieser Roman erhält von mir 5 verdiente Sterne.