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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

„City on Fire“ von Don Winslow bildet den Auftakt zur Trilogie um Hafenarbeiter, Geldeintreiber und Gangster Danny Ryan. Ein kleiner Funke bringt das Gefüge in Dogtown zum Wanken.

1986, zwischen der irischen und italienischen Mafia in Dogtown herrschen strenge Absprachen. Niemand kommt dem Anderen ins Gehege. Ein Generationenwechsel steht an, und Pat Murphys Bruder Liam spielt nicht nach den Regeln. Danny versucht, die drohenden Eskalationen zu verhindern, aber die Morettis sinnen auf Krieg und Rache.

Der Einstieg hat Humor, ist kreativ, ungewöhnlich und stimmt auf einen packenden Thriller ein. Sehr gelungen! Danny Ryan wirkt von Anfang an sympathisch. Er ahnt die Gefahren vor allen Anderen, ist intelligent, weiß brenzlige Situationen einzuschätzen und sucht nach schnellen Lösungen für Konflikte. Bei den Murphys gibt es ein unberechenbaren Familienmitglied. Liam schert sich nicht um Regeln sondern provoziert Familie und Feinde und reizt Grenzen aus. Es gibt einige interessante Hauptfiguren wie Danny, sein mürrischer Vater Marty, Dannys Freund Pat. Herausstechen auch Martys Leibwächter Ned und Dannys bester Kumpel Jimmy. Die Geschichten der Frauen spielen in diesem Thriller eine wichtige Rolle. Es geht um Liebe, falsche Entscheidungen und dunkle Geheimnisse. Sie sind das Zünglein an der Waage, und die wichtigen Strippenzieher hinter ihren Männern, Söhnen und Vätern. Emotionen kochen über. Bald überschlagen sich die Ereignisse. Die Spannung hält sich auf einem hohen Niveau. Dannys Gedanken sorgen für viel Nähe zu den Ereignissen. Finten, Fallen, abrupte Wendungen, der Thriller ist filmreif inszeniert. Es wird immer wieder eine Schippe drauf gelegt. Geht Dannys Plan auf? Die Gefahr für Freunde und Familie nimmt stetig zu. Niemand ist mehr sicher. Wut, Hilflosigkeit, verletzter Stolz, sind die jungen Hitzköpfe noch aufzuhalten? Band 1 hält den Leser in Atem und gönnt ihm keine Verschnaufpause.

Das Cover setzt auf Autorenname und Titel, effektvoll in Szene gesetzt. „City on Fire“ erfüllt die hohen Erwartungen und bietet packende Thriller-Unterhaltung, die sich schnell zum Pageturner entwickelt. Gangster Danny Ryan ist eine interessante Persönlichkeit, ohne Mafiaboss-Ambitionen, der immer mehr in den Mittelpunkt der Geschehnisse rückt. Ein sehr empfehlenswerter Trilogie-Auftakt, der die Neugierde auf Band 2 und Band 3 weckt.

Bewertung vom 23.04.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


sehr gut

„Die andere Schwester“ ist nach „Der andere Sohn“ Band 2 der Karlstad-Krimireihe vom Autorenduo Peter Mohlin und Peter Nyström. John Adderley holt die Vergangenheit ein. Wem kann er noch trauen?

Die Geschäftsführerin eines Dating-Services stirbt unter mysteriösen Umständen. Wer hat ein Motiv für den Mord? John Adderley ermittelt mit neuer Identität als Fredrik Adamsson. Je mehr er sich in den Fall vertieft, desto komplexer sind die Hintergründe. Gleichzeitig droht sein Sicherheitsgefüge aufzufliegen. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben.

Mit dem ersten Teil und Mittwoch beginnt ein Tagescountdown. Einstieg und Einteilung sind gut gewählt. Für John ist die Situation von Anfang brenzlig. Die gemeinsame Vergangenheit mit einem Freund sorgt für ansteigende Spannung. Handelt es sich um eine Falle? Erzählstil und undurchsichtige Geschichte überzeugen. John verfängt sich in seinem eigenen Lügengespinst. Die Lage erscheint immer aussichtsloser. Derweil geht Stella trotz Bedrohung ein hohes Risiko ein. Das Thema Dating-App und ein ungewöhnliches Date bilden einen interessanten Hintergrund für einen Mord. Der Tatort unterstreicht die Düsternis. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Wer ist der Täter? Das Opfer hat mehr Feinde als gedacht. Johns Vergangenheit sorgt von Beginn an für mehr Spannung als der Mordfall. Ein paar Hinweise werden zu früh eingestreut und die spätere Auflösung lässt sich erahnen. Es geht auf verschiedene Weise um Schuld. Wer spielt ein Spiel, und wer ist in Wahrheit unschuldig? Johns Handeln ist nachvollziehbar, trotzdem schwindet teilweise die Sympathie für ihn. Nicht nur für ihn bricht eine Welt zusammen. Im letzten Buchdrittel wirkt die Geschichte etwas zu konstruiert. Ein Paukenschlag kann seine volle Wirkung nicht entfalten. Wahrheiten verletzen. Die Intensität vom Anfang bleibt irgendwann auf der Strecke. Ein paar mehr Irrungen und Wirrungen hätten dem Mordrätsel gut getan.

Das Cover hat Seriencharakter und passt zur Persönlichkeit John Adderley und seinen Fällen. Es wirkt modern, kreativ und zieht die Blicke aufs Buch. „Die andere Schwester“ kann die durch Band 1 geschürten, hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Für Band 3 bleibt noch Luft nach oben. Trotzdem ein Krimi, der über lange Strecken fesselt und schwer aus der Hand zu legen ist.

Bewertung vom 09.04.2022
Der Flussregenpfeifer
Friedrich, Tobias

Der Flussregenpfeifer


sehr gut

„Der Flussregenpfeifer“ ist das literarische Debüt von Schriftsteller, Songtexter und Musiker Tobias Friedrich. Er arbeitet als Sachbuchautor und Co-Veranstalter der Berliner Musik-und-Lese-Show „Ein Hit ist ein Hit“.

„Die in diesem Roman wiedergegebenen Geschehnisse haben sich zu einem großen Teil wie beschrieben ereignet, und zwar sowohl Oskar Speck als auch einige andere Figuren betreffend. Gleichwohl habe ich mir gewisse Freiheiten genommen. Hier und da mussten zeitliche Abläufe ein wenig nach vorne geschoben oder nach hinten verlegt, Tatsachen leicht angepasst oder komplett erfunden werden.“

Der direkte Einstieg greift der Geschichte voraus und lässt Fragen aufkommen. Was ist passiert? Ulm im Mai 1932 startet Oskar seine Reise mit einem Faltboot. Geplant sind 6 Monate. Das Abenteuer hat einige Überraschungen und Wendungen parat. Anfangs überzeugen Erzählstil und Ereignisse nicht so richtig. Das ändert sich mit Herausforderungen, Widrigkeiten und Begegnungen. Freund Karol setzt alle Hoffnungen auf Oskar und ein Wettrennen von Ulm nach Zypern. Originelle Ideen fließen ein, wie der Bezug zum Titel und ein zufälliges Treffen auf einer Lichtung. Während seiner Reise macht nicht nur die Konkurrenz Oskar das Leben schwer. Von Bewunderung über Argwohn und Neid bekommt er es mit den unterschiedlichsten Emotionen zu tun. Wie beschwerlich seine Reise ist wird in detaillierten Beschreibungen deutlich. Mark-Twain-Zitate bilden den roten Faden der Geschichte. Oskar hält stoisch an seinem Ziel fest und gerät in so manch brenzlige Situationen. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto intensiver wird die Atmosphäre. Überraschende Wendungen und plötzliche Hindernisse sind gut inszeniert. Unglaublich, was Oskar alles auf seiner Reise erlebt. Umso erstaunlicher, dass alles auf einer wahren Geschichte basiert. Nationalsozialisten haben eigene Pläne mit Oskar. Klischees und Seitenhiebe sind gelungen. Ein weiterer roter Faden ist der geheime Blick. Karol ist fest davon überzeugt, dass Oskar ihn hat. Es geht um den Wunsch nach Reichtum, ungewöhnliche Ziele, Anderssein, Freundschaft und Liebe. Sobald die Geschichte in Fahrt ist, kommt immer mal wieder Spannung auf. Im letzten Buchdrittel, in einer scheinbar aussichtslosen Situation fällt das Mitfiebern mit Oskar und Co leicht. Das Ende ist zu kurz geraten. Nachbemerkung und Quellen und der Dank des Autors geben zusätzliche Infos.

Das Cover stimmt auf ein gefährliches Abenteuer ein. Die kreative Illustration passt gut zur Geschichte. Der Titel ist sehr gelungen. „Der Flussregenpfeifer“ überzeugt beim Lesen immer mehr und hat einige treffsichere und humorvolle Zitate parat. Urige Typen wie zwei Berliner beleben die Geschichte. So manches Mal geht es erschütternd und berührend zu. Oskar Specks Abenteuer voller Höhen und Tiefen spricht alle an, die seine fast unmögliche Reise und seinen Mut miterleben wollen.

Bewertung vom 28.02.2022
Die Jagd auf den Jadefuchs / Signs of Magic Bd.1
Robrahn, Mikkel

Die Jagd auf den Jadefuchs / Signs of Magic Bd.1


sehr gut

„Signs of Magic – Die Jagd auf den Jadefuchs“ von Autor Mikkel Robrahn bildet den Auftakt zur Signs of Magic-Reihe. Inzwischen ist Band 2 „ Signs of Magic – Die Suche nach Tzunath“ erschienen. Von Mikkel Robrahn stammt auch die „Hidden Worlds“-Trilogie.

Albert Tubbs ist Magier und tritt als Zauberer mit dem übergewichtigen Familienhamster Butterscotch auf Kindergeburtstagen auf. Seine Freundin Patty hat höhere Ansprüche und sähe ihn am liebsten in der Bank ihres Vaters. Ein ungewöhnliches Engagement klingt für Albert nach einer Chance, als Zauberer den Durchbruch zu schaffen.

Albert und seine Familie sind sehr sympathisch. Die Idee zu Hamster Butterscotch und seinem ungewöhnlichen Wohnort ist originell. Nicht das einzige kuriose Team in dieser Geschichte. Matilda Godwins größter Wunsch ist es, an der Fuchsjagd teilzunehmen. Erst nach und nach wird deutlich, dass es sich nicht um eine übliche Herausforderung und Jagd handelt und was für Vorbereitungen dafür nötig sind. Auch Matildas Gründe für die Jagd sind speziell. Ein Geheimnis lädt zu Spekulationen ein. Es gilt einige Hindernisse zu bewältigen, bevor es überhaupt an den Start gehen kann. Eine dritte Hauptfigur ist der ehemalige Hausmeister der Godwins Botzki. Auch er hat ein paar Überraschungen auf Lager. Origineller hätten gerne die Gegner sein können. In der Geschichte werden einige Klischees bedient. Gut gewählt sind die Handlungsorte in England, die für Atmosphäre sorgen. Finten und Intrigen, Matilda und ihren Freunde werden einige Knüppel in den Weg gelegt. Sind die Gegner haushoch überlegen? Alberts Unwissenheit bezüglich seines Engagements hat Unterhaltungswert. Was erwartet ihn? Hinter einer Hauptfigur steckt besonders viel Einfallsreichtum. Was hat es mit dem Jadefuchs auf sich? Allein der Name klingt schon besonders. Eine Wende überrascht. Erst im Laufe der Geschichte wird deutlich, was dahinter steckt. Mit der Auflösung wird es stimmig. Humor bringt ein magisches Wesen ins Spiel. Zum Ende nehmen Tempo und Spannung etwas zu schnell ab. Der Cliffhanger weckt die Neugierde auf den zweiten Band.

Das Cover wirkt kreativ, modern und hinterlässt Eindruck. Es passt perfekt zur Geschichte, lässt aber auch die Erwartungen hochschnellen. „Signs of Magic – Die Jagd auf den Jadefuchs“ hat nicht ganz so viel Magisches auf Lager wie gedacht, überzeugt aber mit einer unterhaltsamen Geschichte, einfallsreichen Details und einer besonderen Charakterentwicklung. Ein Fantasyabenteuer für die ganze Familie.

Bewertung vom 18.02.2022
Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1
Deen, Mathijs

Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1


gut

„Der Holländer“ ist nach „Unter den Menschen“ und „Der Schiffskoch“ der neueste Roman von Schriftsteller und Radioproduzent Mathijs Deen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen auch Kurzgeschichten und Kolumnen.

Drei Extremwattwanderer planen, sobald die Voraussetzungen stimmen, den gefährlichen Weg vom Festland nach Borkum in Angriff zu nehmen. Als das Lebensziel in greifbare Nähe rückt, läuft nicht alles wie erhofft. Am Ende gibt es einen Toten. Was ist passiert? Nicht nur der Auffindeort gibt Rätsel auf.

Der Prolog lässt erahnen, dass sich die Ereignisse anders entwickeln als erwartet. Am Anfang der Geschichte schwingt eine Melancholie mit, die später etwas in den Hintergrund rückt. Der Erzählstil hat etwas Trockenes, Stoisches. War es ein Unfall oder Mord? Erst nach und nach werden Details und Hinweise eingestreut, die in eine Richtung weisen. Etwas blass wirken die Charaktere. Es fällt zeitweise schwer, den Überblick zu behalten. Auf gestellte Fragen folgen keine Antworten. Ob klug und störrisch oder fokussiert, intelligent mit guter Kombinationsgabe, es fehlen Ecken, Kanten, Alleinstellungsmerkmale, um Nähe zu den Protagonisten zu entwickeln und bei Ermittlungen und Recherchen mitzufiebern. Liewe Cupido und Anne-Baukje stechen etwas heraus. Interessant ist das Thema „Extremwattwanderung“. Warum gehen Menschen derartige Risiken ein, und wie schützen sie sich im Extremfall? Mit dem Fundort kommen Kompetenzstreitigkeiten auf. Wer ist zuständig? Die Niederländer oder die Deutschen? Das Gerangel zieht sich durch den Roman. Lebendiger wird die Geschichte mit einem neuen Ermittlerteam. Liewe wirkt als erfahrener Hauptkommissar, der auf väterliche Weise lehrreiche Lektionen erteilt, sympathischer. Bei einer ungewöhnlichen Begegnung zeigt er ebenfalls eine andere Seite. Der über längere Strecken undurchsichtige Fall setzt Spekulationen in Gang. Das letzte Buchdrittel überzeugt am meisten mit einem sturen Liewe, der Licht ins Dunkle bringt.

Das Cover setzt den Fokus auf einen ungewöhnlichen Handlungsort und den Titel. Ein bisschen schlicht, aber die Details passen zum Inhalt. „Der Holländer“ hat am Anfang seine Schwächen. Sobald der Roman Fahrt aufnimmt, kann er mehr überzeugen. Das Ermittlerteam samt einem ungewöhnlichen Gefährten hat Potential für mehr kniffelige Fälle.

Bewertung vom 14.02.2022
Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 6: Irwin MacOsborn. Legende
Praßl, J. H.

Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 6: Irwin MacOsborn. Legende


ausgezeichnet

Im High-Fantasy-Abenteuer „Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 6: Irwin MacOsborn. Legende“ vom Autorenduo J. H. Praßl wächst ein Barde über sich hinaus und nimmt an unglaublichen Abenteuern teil.

Ziel des Expeditionskommandos um Chara und Siralen ist es, Verbündete zu finden die mit der Allianz in den Krieg gegen das Chaos ziehen. Die Mission ist gefährlich und heikel. Das Chaos stiftet erfolgreich Unfrieden und Zwistigkeiten. Bald kämpfen Freund gegen Freund. Wer sind die Verräter in der Expeditionsflotte?

Flottenoberkommandantin Chara, die Kommandantin der Landstreitkräfte Siralen und ihre Freunde bekommen es mit übermächtigen Gegnern zu tun. Charas Alleingänge erschweren die Zusammenarbeit. Bald wächst das Misstrauen. Gegensätzliche Charaktere sorgen für viel Zündstoff und zusätzliche Spannung. Einige Protagonisten bleiben undurchsichtig. Wahrheiten treten nur in Fragmenten zu tage. Wer spielt ein falsches Spiel? Sicher ist so gut wie gar nichts. Spekulationen werden angeheizt. Geschickte Winkelzüge und überraschende Wendungen fesseln. Die Geschichte ist komplex, und trotzdem fällt es leicht, in Band 6 hinein zu finden und mitzufiebern. Zwerg Grimnir, Barde Irwin und Kerrim erhöhen mit Charakterzügen, Sprache und Eigenarten den Unterhaltungswert und sind für die Prise Humor zuständig. Bei all den Kämpfen, Finten und Intrigen bieten sie sympathisch-schlagfertige Abwechslung und willkommenes Augenzwinkern. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, und Chara steht plötzlich zwischen zwei Männern. Nicht nur bei ihr spielen die Emotionen verrückt. Draufgänger Irwin bringt sich in eine missliche Lage und Kerrim zeigt eine völlig andere Seite. Die Suche nach Verbündeten erscheint als unmögliche Mission. Wut, Hass, Misstrauen erschweren Expeditionen in fremde Welten. Hinter jeder Ecke lauert der Tod. Hin und wieder nehmen Zusammenfassungen, Wiederholungen und Gedanken etwas Tempo raus, aber der Plot ist raffiniert gestrickt und die Spannung wird immer wieder mit unterschiedlichen Twists und Kniffen geschürt. Zum Ende überschlagen sich die Ereignisse. Der Epilog gewährt ungewohnte Einblicke in Charas Seelenleben. Das anschließende Register hilft bei der Orientierung mit zahlreichen Infos, Begriffen und Bezeichnungen.

Das Cover hat Seriencharakter und konzentriert sich auf Titel und Hauptfigur. Schlicht aber mit einem guten Wiedererkennungswert. Auch bei „Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 6: Irwin MacOsborn. Legende“ fällt am Schluss der Abschied von den Protagonisten schwer. Eine spannende Reise zu unbekannten Kontinenten mit vielen schicksalhaften Herausforderungen und Charakteren, die sich weiter entwickeln. Die Fortsetzung wird sehnsüchtig erwartet.

Bewertung vom 21.11.2021
Stell dir vor ...
Hopkins, Rob

Stell dir vor ...


ausgezeichnet

„Stell dir vor... mit Mut und Fantasie die Welt verändern“ ist das neueste Motivations-Werk von Autor Rob Hopkins. Vom Mitbegründer der Transition-Towns-Bewegung stammen auch "Einfach. Jetzt. Machen!: Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen." und "Energiewende: Das Handbuch. Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen".

„Wenn wir uns eine bessere Welt vorstellen, herbeiwünschen und erträumen können, ist es viel wahrscheinlicher, dass wir unsere Energie und Entschlossenheit daransetzen, sie auch Wirklichkeit werden zu lassen.“

Neun Kapitel, die den Leser dazu animieren eine andere Perspektive einzunehmen, zum Nachdenken anregen und Mittel deutlich machen, die jedem von uns zur Verfügung stehen. Es geht um die Macht der Vorstellungskraft, Fantasie und Kreativität. Das Buch öffnet bestenfalls die Augen, was verschüttet in uns schlummert, welche positive Energie in uns allen steckt und was alles möglich ist. „Das ist ein Thema, das bei meinen Recherchen für das Buch immer wieder auftauchte. Fantasie ist unverwüstlich. Wenn wir die Faktoren, die sie unterdrücken beiseite schieben können, wird sie wieder aufleben, und ins Licht blinzeln, denn sie ist unser natürlicher Zustand.“ Interessant ist unter anderem wie entscheidend das Spiel in der Kindheit für die geistige Entwicklung ist. Rob Hopkins schafft es, unseren Alltag und den unserer Kinder zu überdenken. Wie wollen wir in Zukunft nachhaltig und umweltbewusst leben? Wie sollen die Städte unserer Träume aussehen? Projekte weltweit zeigen, was sich alles mit einem gemeinsamen Wunschziel verwirklichen lässt. Technologie-Unternehmen buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Was, wenn wir unsere Aufmerksamkeit neu bemessen? Was, wenn wir erkennen, wie wertvoll sie für positiven Wandel und Veränderung ist? Aus „Was, wenn...?“ wird schnell „Warum nicht?“. Das Buch zeigt geschickte Fragen auf, nennt Beispiele von grenzenlosem Optimismus und der damit verbundenen Entwicklung. Es geht auf die traditionelle Kunst der Selbsterhaltung ein. Warum nicht auf die Kultur der Fantasie setzen? In dieser Vielzahl der Themen und Geschichten kann jeder seinen eigenen Türöffner finden und geht mit anderen Augen durch die Welt. Manches ist etwas langatmig geraten, aber Zuversicht und Motivation kommen an.

Das Cover setzt auf den Titel und ein reizvolles Leben im Einklang mit der Natur. „Stell dir vor... mit Mut und Fantasie die Welt verändern“ weckte die Neugierde und spricht Leser fast jeden Alters an. Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich mit der Zukunft beschäftigen und sich aus den düsteren Aussichten mit Optimismus und Tatkraft heraus kämpfen wollen. Wir haben es in der Hand.

Bewertung vom 09.11.2021
Sommersprossen - Nur zusammen ergeben wir Sinn
Ahern, Cecelia

Sommersprossen - Nur zusammen ergeben wir Sinn


weniger gut

In „Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn“ von Autorin Cecelia Ahern stellt eine unbedachte Bemerkung Allegras Leben auf den Kopf.

Allegra Bird ist nach Dublin gezogen und arbeitet als Hilfspolizistin. Der Besitzer eines gelben Ferraris bringt sie auf die Palme, weil er häufig ohne, oder mit abgelaufenem Ticket parkt. Als es zu einem Streit kommt, lässt er eine Weisheit vom Stapel, die Allegra aus ihrer geliebten Routine reißt.

Der Prolog stimmt auf ein emotionales Chaos ein. Wer hat Allegra dermaßen verletzt? Anfangs bleibt es ein Rätsel, warum die Hauptfigur alles zurückgelassen hat, und fern ihres geliebten Vaters lebt. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Allegra erzählt. Eine schwierige Vergangenheit samt Internatsaufenthalt haben sie geprägt. Die pflichtbewusste Politesse hat auch andere Facetten, die sie vor ihrem Umfeld möglichst geheim hält. Leider wollen diese gegensätzlichen Puzzlestücke nicht zu einem Charakter verschmelzen. Allegra wirkt nicht sehr sympathisch. Die Geschichte dümpelt über lange Strecken dahin und mag nicht mitreißen. Alltägliches wiederholt sich. Erst eine spontane Idee lässt ein bisschen Spannung aufkommen. Das Thema „Einsamkeit“ fließt auf unterschiedliche Weise in die Geschichte ein. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Viel Verständnis bringt Allegra nicht für ihre Mitmenschen auf. Selbst das Verhalten ihres Vaters empfindet sie als seltsam. Nicht immer ist das Verhalten der Hauptfigur nachvollziehbar. Einerseits ist sie streng, andererseits lässt sie sich zu viel gefallen. Wird Allegra ihr Glück finden? Sie wirkt verloren. Dadurch schwingt etwas Düsteres, Trauriges mit, bis vielleicht eine Veränderung ansteht. Der Plot zeigt einige Schwächen. Erst zum Schluss nimmt die Geschichte Fahrt auf. Viel zu spät! Humor und zusätzliche besondere Einfälle hätten mehr aus der eigentlich guten Basisidee mit den entscheidenden fünf Menschen, die einen prägen, herausholen können. Das warmherzige Ende ist gelungen.

Das farbenfrohe Konfetti-Cover und der Titel verströmen gute Laune. „„Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn“ bleibt hinter den Erwartungen zurück. Erst spät wird die Botschaft des Romans deutlich. Es fehlt über lange Strecken die Nähe zu Hauptfigur Allegra. Nebenfiguren wie Spanny und Pops sind eher greifbar und oft auch sympathischer. Zum Nachdenken regt die Idee mit den entscheidenden fünf Menschen an, und diese klingt auch nach.

Bewertung vom 29.10.2021
Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers
Tordasi, Kathrin

Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers


ausgezeichnet

„Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers“ ist nach „Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende“ das zweite Kinderbuch von Autorin Kathrin Tordasi.

Sechs Jahre ist es her, dass Finns große Schwester Hannah verschwunden ist. Hat sich der Mondwandler Hannah geholt? Das Rätsel lässt Finn nicht mehr los. Ein Ereignis weckt Erinnerungen. Plötzlich ist nicht nur seine beste Freundin Samira in Gefahr.

„Sie hatte die Regeln gebrochen. Hannah wusste es, und sie wusste auch, was als nächstes passieren würde.“ Der Einstieg in die phantasiereiche Geschichte ist spannend und reißt sofort mit. Legenden und Gerüchte bestimmen das Leben in einer ursprünglichen, unbezwingbaren Wildnis. Ein Dasein im Einklang mit der Natur scheint dank einiger Regeln kein Problem zu sein. Tagsüber ähnelt Finns und Samiras Welt einer Idylle. Nachts ist die Zeit des Mondwandlers. Die drohende Gefahr wird gut in Szene gesetzt. Was steckt hinter der Legende des Mondwandlers? Nur eines der Geheimnisse und der rote Faden der Geschichte. Autorin Kathrin Tordasi beweist besonders bei Handlungsort, Plot, Spuren und Details viel Einfallsreichtum. Auch die unterschiedlichen Charaktere sorgen für Konflikte und Unterhaltungswert. Eine kleine, aber entscheidende Nebenfigur ist ihr besonders gut gelungen. Es macht Spaß mit Finn und Samira mitzufiebern. Was ist Wahrheit, was Lüge? Mit Abenteuer und Gefahren steigt die Spannung. Spekulationen werden angeheizt. Wem können die beiden Freunde vertrauen? Samira mit ihrem ausgeprägten Forschergeist macht Lust auf Entdeckungen und ist für so manche Überraschung gut. Wendungen sind gut inszeniert. Die Geschichte entwickelt sich schnell zum Pageturner. Aktuelle Themen wie die Zerstörung der Natur fließen auf ungewöhnliche Weise in das Abenteuer ein. Verrat, Freundschaft, Zusammenhalt, Hoffnung, zunehmend warmherzig und berührend geht es im letzten Buchdrittel zu. Der Schluss ist herzerwärmend. Eine wichtige Botschaft klingt nach.

Das Cover zieht alle Blicke aufs Buch. Titel und abenteuerliche Szene wecken die Neugierde. Eine tolle Illustration! „Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers“ toppt die Erwartungen und ist nicht nur für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren sondern auch Erwachsene ein packendes Abenteuer. Das Buch schürt die Liebe zur Natur und verleiht einem realen Wald neuen Zauber.

Bewertung vom 18.10.2021
Vertraute Welt
Sok-Yong, Hwang

Vertraute Welt


sehr gut

„Vertraute Welt“ von Autor Hwang Sok-yong nimmt unsere Wegwerfgesellschaft aufs Korn und legt den Finger tief in die Wunde unserer modernen Welt.

Die „Blumeninsel“ am Rande der südkoreanischen Metropole Seoul wird zu Glubschaugs neuem Zuhause. Auf der Mülldeponie herrschen eigene Regeln. Teil seiner Patchworkfamilie wird Glatzfleck. Die beiden freunden sich an und lüften ein Geheimnis.

„Seinen Namen verriet der Junge nie. Schon gar nicht seinen Familiennamen.“ Glubschaugs Geschichte ist voller ungewöhnlicher Spitznamen. Hinter jedem steckt eine passende Erklärung. Vom Berghangslum zur Mülldeponie, Glubschaug ahnt anfangs nicht, wohin es ihn und seine Mutter verschlägt. Die Arbeit auf der Mülldeponie ist alles andere als einfach und ungefährlich, und trotzdem schaffen es die beiden, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Die Themen, Außenseiter, Umweltzerstörung, Wegwerfgesellschaft werden in eine ungewöhnliche Geschichte verpackt, in der unterschwellig immer eine gewisse Hoffnung herrscht. Es geht um eine wachsende Freundschaft, Zusammenhalt und tägliche Herausforderungen. Auf der Suche nach Schätzen im Abfall herrscht eine strenge Hierarchie und Ordnung. Was Andere wegwerfen, kann für die Müllsammler zum Highlight des Tages werden. Glatzfleck erweist sich als pfiffiger als gedacht. Wie alle hat auch er seine Geheimnisse. Bald wird die Mülldeponie auch für Glubschaug zur vertrauten Welt. Zeitweise wirken die Alltagserlebnisse etwas langatmig erzählt. Das ändert sich mit einem schicksalhaften Ereignis. Wendungen und Auflösungen sind gut inszeniert. Von einem auf den anderen Moment wird alles auf den Kopf gestellt. Verzweiflung und kleines Glück liegen dicht beieinander. Zum Nachdenken regen Bemühungen an, die Natur wenigstens schrittweise wieder herzustellen. Ist alles verloren? Nicht, wenn ein Umdenken erfolgt. Das Schicksal mischt die Karten für Glubschaug und Glatzfleck immer wieder neu. Ein Happy End scheint aussichtslos.

Der Titel spielt auf das Leben auf der Mülldeponie an, kann aber auch als Provokation gelten. Wie gehen wir mit der Natur und den Lebewesen am Rande der Gesellschaft um? „Vertraute Welt“ ist eine aufrüttelnde Geschichte und hält uns den Spiegel vor. Wollen wir weiter so machen oder etwas ändern? Es ist die Geschichte zweier Kinder und am Ende die von uns allen.