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meerblick

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Insgesamt 466 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nichts ist, wie es scheint

Änne und Luise sind ein Zwillingspaar, das unterschiedlicher im Charakter nicht sein könnte. Trotz ihrer verblüffenden äußeren Ähnlichkeit wirken sie völlig unterschiedlich auf ihre Mitmenschen. Während die eine immer strahlt und Lebensfreude versprüht, besitzt Änne ein eher düsteres Gemüt, fühlt sich vielleicht gerade durch ihre missmutige Ausstrahlung untrennbar verbunden mit ihrer immer freundlichen Schwester Luise. Sie wachsen auf einem großen Landgut in Schlesien auf. Ihre Jugendjahre fallen in die Zeit der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs. Der Vater ist unnahbar streng, trägt die Verantwortung für den laufenden Betrieb allein, duldet keine Widerrede und hat zwangsverpflichtete Fremdarbeiter als auch Kriegsgefangene als billige Arbeitskräfte, die für die seit mehreren Generationen ansässige deutschsprachige Familie schuften müssen und ein armseliges Leben führen, unter seiner Obhut. Als eines Tages ein scheinbar russischer Kriegsgefangener, ein junger, völlig abgemagerter aber gutaussehender Mann dem Gutshof für Frondienste zugeteilt wird, ändert sich das Leben der beiden Schwestern grundlegend mit prägender schicksalhafter Gestaltung ihrer Zukunft.
Miriam Georg ist eine Geschichtenerzählerin, die es vermag zu fesseln, zu unterhalten, Spannung aufzubauen und nicht zuletzt auch informativ geschichtliche Ereignisse lebensnah zu verpacken. In ‘Die Verlorene‘ verarbeitet sie persönliche Aufzeichnungen und Berichte ihrer Großeltern. Sie weiß, dass die ältere Generation ungern über die Zeiten der Vertreibung und des Neubeginns mit verletzender Ausgrenzung berichtete. Sie schwiegen über die Gräueltaten, die sie erdulden mussten, aber auch über ihr Leben in den ehemaligen Ostgebieten wurde nicht viel berichtet. So begeben sich Laura und Ellen in dem Roman auf Erkundungstour in die Vergangenheit, um die Rätsel, die ihnen ihre Großmutter und Mutter aufgegeben hat zu lösen. Doch nichts ist wie es scheint.
Die Autorin liefert eine berührende Geschichte, die mit vielen rätselhaften Gegebenheiten, unerwarteten Wendungen, verblüffenden Tatsachen ausgestattet ist und ein Teil unserer deutschen Geschichte darstellt. Schon aus diesem Grund finde ich den Roman lesenswert.

Bewertung vom 19.08.2025
Everett, Percival

Dr. No


ausgezeichnet

Völlig abgefahrene Geschichte

Percival Everett präsentiert in seinem neuen Roman ‘Dr. No‘ eine völlig abgefahrene Geschichte mit anspruchsvollem Hintergrund. Mathematisch-physikalische Erkenntnisse vermischt er gekonnt mit philosophischen Ansätzen, um gesellschaftspolitische Strömungen in seiner Heimat den USA genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei all der vorherrschenden Slapstick, er bedient sich der Strukturen aus ‘Big Bang Theory‘ oder ‘James Bond‘, sind die angesprochenen Themen wie Rassenhass, Sozialkritik und gesellschaftliche Notstände ernstzunehmende Tatsachen, die das Alltagsbild in den Vereinigten Staaten von Amerika prägen. Indem er fundierte Ansätze der Schrödinger Gleichung in Szene setzt, Theorien der Quantenfluktuation geschickt platziert und diese zu einem philosophischen Nichts vereint, schafft er Raum für Spekulationen, Gedanken, die in unvorhersehbare Richtungen driften können. Seine Dialoge sprühen vor trockener Heiterkeit. Ganz nebenbei wird nichts in seiner Mehrdeutigkeit immer wieder beleuchtet, in den Mittelpunkt brillanter Formulierungen gestellt.
Dr. No, alias Wala Kitu – eine ausführliche Erklärung zur Herkunft und Bedeutung des Namens liefert der Roman, ist ein begnadeter Mathematikprofessor, der sich ganz gut in Teilgebieten der Physik, zu meiner großen Freude, auskennt, was bei seinem Forschungsprojekt über das Nichts vorteilhaft erscheint. Gemeinsam mit seiner ebenso talentierten Kollegin Eigen Vector, die ebenso wie Dr. No in eingeschränkter Interaktion und Kommunikation lebt, wird er in die kriminellen Machenschaften des Milliardärs John Sill verwickelt, der nach dem Besitz des alles beherrschenden Nichts strebt, welches die US-Regierung sicher verwahrt.
Percival Everett ist mit dieser Geschichte ein genialer Schelmenstreich gelungen, für den man sich etwas Zeit zum Genießen nehmen sollte.

Bewertung vom 18.08.2025
Yagisawa, Satoshi

Die Tage im Café Torunka


ausgezeichnet

Geschichten über das Leben

Ich mag Satoshi Yagisawa als Schriftsteller sehr gern. Bereits seine beiden Romane ‘Die Tage in der Buchhandlung Morisaki‘ – sein Debüt, mit Auszeichnungen belegt - und ‘Die Abende in der Buchhandlung Morisaki‘ habe ich mit Begeisterung gelesen.
In seinem Buch ‘Die Tage im Café Torunka‘ traf ich wieder auf liebenswerte Menschen, die sich in ihrem Alltag mit viel Respekt und gegenseitiger Achtung begegnen. Es werden in gleicher Weise alte Traditionen gepflegt als auch das persönliche Leben in Harmonie mit dem eigenen Ich gestaltet. Japaner scheinen diese Einstellung verinnerlicht zu haben und so suchen sie selbst in der hektischen Großstadt Tokio ihre Rückzugsorte auf, in denen sie Ruhe und Zurückgezogenheit von den herausfordernden, kräftezehrenden Stunden ihrer beruflichen Tätigkeit finden, sich austauschen in vertrauter und dennoch immer höflicher distanzierter Atmosphäre.
Das Café Torunka, das seit vielen Jahren als Familienbetrieb geführt wird, verkörpert genau solch einen Ort, an dem die Menschen zur Ruhe kommen beim Genuss eines einzigartig wohlschmeckenden Kaffees, der sich in seiner Zubereitung neben der Verwendung von hochqualitativen Produkten vor allem durch fachmännisches Wissen um den Geschmack des Getränks auszeichnet. Dieses Café liegt in einer kleinen, unscheinbaren Gasse, die von einer belebten und beliebten Geschäftsstraße in der Unterstadt abzweigt und von nicht Ortskundigen eher übersehen wird. Die Stammgäste sind treu und wissen was sie verbindet.
Der Autor lässt in drei größeren Kapiteln seine Protagonisten erzählen. Sie berichten von Liebe, Verlust, glücklichen und schmerzlichen Erlebnissen, von Versprechen und offenbaren, uns dem Leser, ihre geheimsten Gedanken und Gefühle. Ich durfte eintauchen in eine völlig fremde Welt, in eine sehr fremdartige Kultur von Menschen, die ich wieder ein Stückchen näher kennengelernt habe, deren Alltag doch so viel anders ist als der unsere in Europa.
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht der Geschichte zu folgen, die obendrein den eigenen Horizont wunderbar erweitert.

Bewertung vom 18.08.2025
Vego, Kristin

Spät am Tag (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Leben im Rückblick

Dieser Roman ‘Spät am Tag‘ von Kristin Vego gehört zu den anspruchsvolleren Lesarten der Gegenwartsliteratur. Er macht uns vertraut mit den Gedanken und Gefühlen einer Frau, einer Schriftstellerin, die nach dem schmerzvollen, weil frühen Verlust ihres zweiten Ehemannes, einen Teil ihrer Lebensgeschichte aufschreibt und insbesondere auf das Zusammenleben mit ihm, seiner Exfrau und seiner kleinen Tochter in der Einsamkeit, in einem großen weißen Haus am Wasser, eingeht.
Johanna ergreift nach der Scheidung von einem Mann, den sie nie geliebt hat, die Flucht, weg aus dem Lärm der Großstadt, den vielen Menschen, um still und abgeschieden an ihrem zweiten Roman zu arbeiten. Hier in der ländlichen Idylle trifft sie auf den charismatischen Mikael, der ihr ein anderes Leben in Freiheit und Unbeschwertheit vorlebt. Aber auch er ist nicht unbelastet von Sorgen, die Ängste in ihm hervorrufen. Sie lebt mit den Jahreszeiten, spürt die Kälte, die Schönheit der schneebedeckten Flächen, die Hitze des Sommers, die heftigen Stürme.
Kristin Vego schreibt distanziert und lässt ihre Protagonistin bruchstückhaft erzählen, springt zwischen den Zeiten und gibt dem Leser viel Freiraum, eigene Ideen zu entwickeln.

Bewertung vom 15.08.2025
Scheidt, Benjamin

halb angekommen


ausgezeichnet

Fesselnde Kurzgeschichten mit Charakter

Benjamin Scheidt hat mich mit seinen liebenswerten, poetischen Kurzgeschichten in ‘halb angekommen‘, die voller Empathie stecken, positiv überrascht. Ich habe mich im wahrsten Sinne des Wortes an diesem Buch festgelesen. Sehr persönlich in leisen aber eindringlichen Tönen schreibt er über Erlebnisse in seinem Leben, die manchmal banal und bedeutungslos daherzukommen scheinen. Beim näheren Betrachten habe ich erkannt, dass der Verlust einer Leserjacke, zum Beispiel, Emotionen herausfordern kann, obwohl diese auf dem ersten Blick ein ersetzbarer Gegenstand ist. Das Gedankenkarussell ist bei mir in Bewegung geraten und hat doppelsinnig gearbeitet.
Er setzt sich sehr geschickt mit alltäglichen, herausfordernden Begebenheiten auseinander, die scheinbar ganz nebenbei wahrgenommen wurden und doch einen tieferen Sinn in sich tragen. Das Leben in all seinen Variationen angeschaut, hat Brüche, die weit entfernt sind von einem geradlinig begehbaren Weg. Hier bringt der Autor fernöstliches Gedankengut in seine Kurzgeschichten, die des darüber Nachdenkens wert sind. Die Bedeutung des Ankommens mit all seinen ambivalenten Wahrheiten verarbeitet er bereits im Titel dieses wunderschönen Buches, welches in seiner Gestaltung und Aufmachung einem Geschenk gleichkommt.
Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf diese schöngeistigen Zeilen zu werfen.

Bewertung vom 14.08.2025
Dröscher, Daniela

Junge Frau mit Katze


ausgezeichnet

Auswirkungen dramatischer Familienverhältnisse

Ela ist eine kluge, junge Frau, die auf dem besten Weg ist, in der Literaturbranche eine glänzende Kariere hinzulegen. Ihr Studium der Literaturwissenschaften absolvierte sie mit hervorragenden Ergebnissen. Dank eines großzügigen Stipendiums arbeitet sie fünf Jahre fleißig an ihrer Doktorarbeit und auch der spätere berufliche Werdegang, scheint durch ein großzügiges Angebot ihres Doktorvaters bereits vorgezeichnet zu sein. Aber noch sind so einige unvorhersehbare Hürden zu nehmen. Eine scheinbar leicht zu behandelnde Kehlkopfentzündung wächst sich zu einer immensen Folge unvorhersehbarer Facharztbesuche und psychiatrischer Behandlungen aus, die auch das weitere Zusammenleben mit der Katze in Frage stellen, was immerhin ihr soziales Leben auf den Kopf stellen würde. Denn Ela ist eher eine Einzelgängerin und ihr geliebtes Haustier vermittelt ihr eine gewisse Geborgenheit.
Daniela Dröscher reißt in ihrem autofiktionalen Roman ‘Junge Frau mit Katze‘ ein äußerst schwieriges Thema an. Sie beschreibt eine traumatisch belastete Mutter-Tochter Beziehung, die sich aus den familiären Verhältnissen heraus erklären lässt, in der der Vater über Jahre einen enormen psychischen Druck auf seine Frau wegen ihrer Gewichtsprobleme ausübt und damit die Kinder starken emotionalen Belastungen aussetzt. In ihrem Romanvorgänger ‘Lügen über meine Mutter‘ erzählt Ela sehr emotional diese Geschichte in der Ich-Form und zeigt eindrucksvoll den unweigerlich aufkeimenden Konflikt, in den die Kinder durch das Verhalten des Vaters getrieben werden mit dramatischen Folgen für ihre weitere Persönlichkeitsentwicklung.
Wir dürfen in ‘Junge Frau mit Katze‘ Elas steinigen Weg der Selbstfindung verfolgen, eine Odyssee quälender Gedanken, die nach Lösungen für ein von Selbstvorwürfen befreites Leben suchen.

Bewertung vom 14.08.2025
Wagner, Jan Costin

Eden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wut schlägt in Hass um

Wenn Wut in unbändigen Hass umschlägt, drohen alltägliche Situationen zu eskalieren und unbeteiligte Personen können die Leidtragenden sein.
Sofie ist ein lebenslustiges Kind, das stets ein Lächeln in ihrem Gesicht trägt. Mit ihren zwölf Jahren ist sie in der Lage unter ihren Freunden und Schulkammeraden deeskalierend zu handeln. Ihr Auftreten wirkt lebensbejahend und fröhlich. Tobias aus Sofies Klasse hat sich ein wenig in sie verguckt und ist sehr glücklich nach dem Schulunterricht gemeinsam mit ihrem Vater in deren Zuhause an einem Referat zu arbeiten. Seine Familie kann dem Jungen nicht diese Nestwärme entgegenbringen. Sie ist mit sich, dem Alkoholkonsum und politischen Streitigkeiten befasst.
Ein großer Herzenswunsch geht für das Mädchen in Erfüllung, als ihr Vater ihr eine große Überraschung präsentiert. Er hat Karten für ein längst ausverkauftes Konzert ihrer Lieblingssängerin gekauft und fährt sie gemeinsam mit ihrer Cousine und ihrer Tante, der Schwester des Vaters, zum Ort des Geschehens. Ausgelassen feiern die drei ihren Star, genießen die Zeit und singen jeden Song textsicher mit. Als sie die Konzerthalle verlassen, detoniert eine Bombe im Ausgangsbereich und für Sofie kommt jede Hilfe zu spät. Ihr Vater muss hilflos und völlig neben sich stehend die Situation verkraften.
Jan Costin Wagner beschreibt in seinem Roman ‘Eden‘ wie different drei Menschen, Vater, Mutter und Schulfreund von Sofie, mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen, wie sie verdrängen, akribisch nachforschen, sich zur Wehr setzen, aufklären oder sich einfach um wichtige Dinge kümmern, wie die Grabpflege. Eindrucksvoll erleben wir Leser die bedrückende Stimmung der Trauerarbeit, aber auch die Aufklärung der Hintergründe wie es zu solcher einer ungeheuerlichen Tat kommen konnte, wie wir als Gesellschaft funktionieren und vermeintliche Nebensächlichkeiten sich zu gewaltigen Katastrophen entwickeln können.
Ein Roman, der die Aktualität unserer Zeit in seinem schlimmsten Ausmaß einfängt und versucht einerseits Gefühle und Emotionen einzufangen, andererseits Verhaltensweisen zu hinterfragen. Ein Roman, der gelesen werden sollte.

Bewertung vom 14.08.2025
Kornmüller, Jacqueline

6 aus 49 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Glück beim Schopfe packen

Jaqueline Kornmüller setzt ihrer Großmutter Lina in ihrem Roman ‘6 aus 49‘ ein Denkmal, zeichnet ihren Lebensweg, der in frühester Jugend von bitterer Armut geprägt war. Ihre Worte zur eigenen Vergangenheit waren deprimierend, denn sie wünschte tatsächlich niemanden einen derartigen Verzicht auf die grundlegendsten Dinge zum Überleben. Eine mutige Frau geht ihren Weg, packt kräftig an und eines Tages wird ihr Fleiß belohnt. Sie kann ihr eigenes Hotel bewirtschaften. Ein Traum, der noch vor nicht allzu langer Zeit unerreichbar erschien.
Lina ist eine gradlinige Frau, die sich nicht verbiegen lässt, die ihr Schicksal tapfer trägt und erträgt, die sich für Menschen in Not einsetzt und ihre Überzeugung auch unter dem Druck der Naziherrschaft niemals verrät. Ihre große Leidenschaft ist das Lottospielen, das sie mit großem Elan verfolgt und es hier tatsächlich zu kleineren und einem größeren Gewinn schafft. Dieses Glück bleibt ihr allerdings in der Liebe verwehrt.
Eingebettet in die historischen Ereignisse Bayerns um die Zeit des zweiten Weltkrieges, erzählt die Autorin episodenhaft mit zeitlichen Sprüngen und gedanklichen Einflechtungen. Das erfordert ein konzentriertes Lesen. Der Sprachstil ist eigenwillig, fast nüchtern, brilliert jedoch ebenso mit witzigen Stellen.

Bewertung vom 13.08.2025
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Traurige Familienverhältnisse

In ‘Lügen über meine Mutter‘ erzählt Daniela Dröscher die Geschichte ihrer Familie, als sie in den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts selbst noch ein Kind war. Ihre Mutter, eine herzensgute Frau, wird von ihrem Mann ständig unter Druck gesetzt, abzunehmen. Seine bösartigen verbalen Entgleisungen über ihre Figur verletzen sie sehr tief. Und trotzdem versucht sie es mit strengen Diäten. Doch es will einfach nichts helfen. Während der Vater sich alle Freiheiten innerhalb und auch außerhalb des Familienlebens herausnimmt, auch ohne nachzufragen über das Erbe der Mutter verfügt, hält sie diese ganzen Erniedrigungen nur aus, um ihren Kindern nicht zu schaden.
Es ist eine herzzerreisende Geschichte, die ein gesellschaftspolitisches Bild der Familien zur damaligen Zeit widerspiegelt. Noch hat die Ehefrau sich nicht emanzipieren können, ihr Leben gleichberechtigt gestalten können. Obwohl sie nicht mehr das Einverständnis des Ehemannes entsprechend der deutschen Rechtsprechung brauchen, um arbeiten gehen zu können, ist der Weg für den weiblichen Teil der Bevölkerung noch sehr steinig im Kampf um Wertschätzung und Anerkennung der Arbeit im Haushalt, geschweige denn, dass hier über eine Arbeitsteilung nachgedacht wurde.
Die Autorin berichtet aus der Sicht eines Kindes, zeigt ihre Emotionen und Gefühle aber auch späte Erkenntnisse und Reue.

Bewertung vom 13.08.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bitter-süße Satire

Immer mehr Elefanten, afrikanische Elefanten, diese sehr großen Tiere, tauchen im Stadtbild von Berlin auf, sorgen für jede Menge Unruhe und Chaos. Zunächst denkt man an einen schlechten Scherz bzw. an einen Ausbruch aus dem Berliner Zoo. Aber nein, dort werden keine Tiere vermisst und die Zahl der grauen Riesen, die gesichtet werden, wächst stetig. Im Tiergarten haben sie sich schon eine breite Schneise durch den grünen Bewuchs gefressen und die Verdauungsrückstände, die überall herumliegen, riechen nach sehr viel Ärger. Natürlich wird diese Angelegenheit zur Chef-Sache erklärt und der Bundeskanzler mit seinen Koalitionspartnern muss ran. Sehr schnell wird klar, dass der Staatspräsident Botswanas zwanzigtausend Elefanten als Geschenk an Deutschland auf die Reise geschickt hat. Er möchte sich erkenntlich zeigen für das kürzlich verabschiedetet Gesetz zum Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen.
Gaea Schoeters nimmt in ‘Das Geschenk‘ auf ironisch lustige Weise die deutschen Spitzenpolitiker und ihre Herangehensweise an Problemlösungen in einer zugegeben überspitzen Art unter die Lupe und legt damit Schwachstellen in unserer Gesellschaft offen. Während die Bevölkerung sich arrangiert und sogar Sympathien für die neuen Mitbewohner entwickelt, stehen die Behörden Kopf, diskutieren um Zuständigkeiten und versuchen sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Und wie im richtigen Leben, versucht natürlich der Oppositionspartei ihren Vorteil daraus zu ziehen.
Dieser Roman geht herrlich offen mit den Herausforderungen unserer Zeit um, legt den Finger tief in die Wunde und fordert zum Schmunzeln auf. Für mich ist das eine glatte Leseempfehlung.