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Renas Wortwelt

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2025
Horlock, Mary

Das Geheimnis von Little Sark


gut

Diese Geschichte spielt im Jahr 1933 auf der kleinen Kanalinsel Sark, nicht viel mehr als ein Felsen im Kanal. Eine Insel mit wilder Natur und dem gefährlichen Meer, mit Geschichten und Geschichte, mit Mysterien und Mystik. In Rückblicken werden zusätzlich noch Ereignisse aus dem Jahr 1923 erzählt.
Im Mittelpunkt steht ein geheimnisvoller Vorgang. An der Küste werden Kleidungsstücke gefunden, von einer Frau und einem Mann. Doch niemand kennt die Kleider noch weiß irgendwer, wem sie gehören oder was mit den beiden Menschen geschah. Die junge Phyllis, genannt Phyll, recherchiert unter den Bewohnern und schreibt über ihre Nachforschungen und die Ergebnisse der polizeilichen Untersuchungen für die Inselzeitung.
Die wenigen Bewohner der Insel, deren Familien oft seit Jahrhunderten dort leben, sind von Wind und Wetter geprägt, vom Glauben an Hexen, Spukgeschichten und an die Gefahren des Meeres. Und von den Erinnerungen an den Krieg, der erst wenige Jahre zurückliegt und aus dem nicht jeder Mann, der von Sark in den Krieg zog, zurückkam.
Die Verwicklungen zwischen den Menschen der Insel, die Beziehungen zwischen Phyll und Everard, dem Sohn des Hotelbesitzers, die schon als Kinder zusammen spielten, und die Erinnerungen an die früheren Ereignisse überlagern sich. Viel wird gerätselt, viel spekuliert, vor allem als tatsächlich irgendwann eine Leiche gefunden wird.
Erzählt wird dieser Roman auf heute eher ungewöhnliche Weise, im auktorialen Stil. Ein „Wir“ berichtet von diesen Vorkommnissen, kommentiert aus dem Off die Ereignisse, schildert die Gedanken der Betroffenen, kennt die Gefühle und Geheimnisse aller, macht dabei immer wieder geheimnisvolle Andeutungen. Immer wieder schweift dieser „Erzähler“ jedoch vom eigentlichen Geschehen ab, verliert sich in Beschreibungen der Insel, der Wege und Straßen von A nach B, greift alte Anekdoten und alte Hexengeschichten auf.
So wird die gesamte Erzählweise sehr verwickelt, sehr verworren und damit ziemlich anstrengend. Die Abschweifungen sind zu häufig, unterbrechen die Handlung, zerreißen den roten Faden. Dazu kommt das fast unüberschaubare Figurentableau mit unglücklicherweise zu vielen ähnlich klingenden Namen (allein die vielen mit E beginnenden Namen). Daher hat mich zwar Story und Setting durchaus interessiert, insgesamt aber war das Ganze dann doch eher zäh, mühsam, anstrengend, wenig spannend.
Mary Horlock - Das Geheimnis von Little Sark
Originaltitel: The Stranger’s Companion
aus dem Englischen von Birgit Salzmann
Oktopus, Juli 2025
Gebundene Ausgabe, 351 Seiten, 24,00 €

Bewertung vom 22.08.2025
Mackay, Asia

A Serial Killer's Guide to Marriage


ausgezeichnet

Ist das der Sommer der Serienkillerinnen? Nach „My Life as a Serial killer“ nun die brave Hausfrau, die das Dasein als Serienkillerin schmerzlich vermisst. Eine sehr unterhaltsame, mal rasante, mal etwas zähe Story, die sich allerdings nicht als Eheratgeber empfiehlt.
Mal aus der Sicht von Hazel, mal aus der von Ehemann Fox verfolgen wir das Geschehen. Beide waren mal sehr effiziente und nie entdeckte Serienkiller, haben sich sozusagen gesucht und gefunden. Es war Liebe auf den ersten Mord, es folgten Hochzeit, Kind, Haus, braves Eheleben, Langeweile.
In diesem Leben stecken die Beiden nun fest, Vorstadtsiedlung, Besuche und Gegenbesuche der Nachbarn, Kindergartengruppen, Yogakurse, Töpfern, Shoppen, Langeweile. Vor allem Haze vermisst ihr früheres Leben sehr. Das Leben, dass beide aufgaben ihrer Tochter zuliebe, denn was sollte aus ihr werden, würden beide Eltern wegen Mordes gefasst und verurteilt. Also wählten sie dieses langweilige Leben. Er als Vermögensberater, sie als Künstlerin, die sie mal war und wieder sein möchte.
Da passiert es, im Affekt könnte man sagen, aber mit Genuss mordet Haze. Und hat nun die Folgen an der Backe, muss nicht nur die Leiche, auch die Spuren entsorgen, das Ganze vor Fox verbergen. Andererseits hat sie nun auch wieder Blut geleckt, würde so gern weitermachen. Potentielle Opfer gibt es genug, denn eines war immer klar: Gemordet werden nur Männer, die es verdienen. Nämlich solche, die Frauen wehtun, sie belästigen, herabwürdigen, quälen, missbrauchen.
Der neue Mord bringt Haze noch zusätzlich in die Bredouille, hat sie doch über die Kinder eine neue Freundin gefunden, Jenny. Die unter ihrem Ex-Mann leidet, der sie stalkt und der droht, ihr ihren Sohn wegzunehmen. Ein perfektes Opfer für Haze, doch diesmal will sie nicht morden, sondern andere Wege gehen.
Derweil hat Fox ganz andere Probleme, weiblicher und pekuniärer Art. Und schließlich tauchen auch noch seine widerwärtigen Eltern auf und verkomplizieren die ganze Angelegenheit.
Turbulenzen, Aufregung und Spannung sind auf jeden Fall ausreichend vorhanden in dieser temporeichen und völlig abgedrehten Story. Die Verwicklungen sind zahlreich, die Fallstricke und falschen Wege ebenso, die Verdächtigungen zwischen den Eheleuten, die Geheimnisse und geheimen Manöver nehmen kein Ende. Bis sich alles ziemlich plötzlich und auf ungeahnte Weise auflöst und zu einem ganz besonders überraschenden, sehr amüsanten und tödlichen Ende führt.
Manches war zu absurd, manches zu überraschend (wie z.B. die plötzlich von Fox präsentierten Erklärungen für all seine Taten), manches war irrwitzig und ungemein komisch, manches war wirklich spannend, an anderer Stelle gab es arge Längen. Vor allem in der Mitte des Romans gab es einen längeren Durchhänger, in dem die Handlung eine ganze Weile auf der Stelle trat, sich Gedanken und Befürchtungen im Kreis drehten, bis dann plötzlich das Ganze doch wieder enorme Fahrt aufnahm.
Insgesamt eine herrlich komische, abstruse Geschichte, die gut unterhält und mit lebhaften und lebendigen Figuren und vielen gelungenen Plottwists aufwartet.
Asia Mackay - A serial killer's guide to marriage
aus dem Englischen von Sibylle Schmidt
DuMont, Juli 2025
Klappenbroschur, 397 Seiten, 18,00 €

Bewertung vom 20.08.2025
Segal, Francesca

Entscheidungen auf Tuga


sehr gut

Der erste Band dieser Trilogie über die Menschen auf der abgelegenen Insel Tuga hat mir große Freude bereitet, ich konnte ganz hineintauchen, bekam das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein. Die Figuren waren lebendig, liebenswert, voller Marotten, aber auch voller Mitgefühl, Zusammenhalt und Optimismus.
Der Folgeband, der nun erschienen ist, führt dieselben Figuren zusammen, immer noch finden wir auch Charlotte Walker, die Tierärztin wider Willen, dort. Sie war im ersten Band für Forschungen zu Goldmünzenschildkröten nach Tuga gekommen. So jedenfalls der offizielle Anlass. Insgeheim hatte sie nach ihrem Vater gesucht, den sie nie kennengelernt und um den ihre Mutter Lucinda immer ein Geheimnis gemacht hatte.
Das hatte sich im ersten Teil der Geschichte geklärt, die Freude über den gefundenen Vater hielt sich aber in Grenzen. Dennoch war Charlotte auf Tuga geblieben, glücklich verliebt in Levi. Nun aber naht der Schrecken in Gestalt ihrer Mutter, die Mittel und Wege findet, nach Tuga zu kommen, sogar in der Island-closed Zeit (wenn wegen Stürmen keine Schiffe die Insel erreichen können). Die Ankunft der kapriziösen Engländerin sorgt für viel Aufregung, nicht nur für Charlotte.
Viele einzelne kleinere und größere Begebenheiten wühlen die Gemeinschaft auf, Eifersucht, neue und alte Lieben, gefährliche Krankheiten, Unfälle und familiäre Zwistigkeiten sorgen dafür, dass das Leben auf Tuga turbulent bleibt. Die Beschreibungen dieses Lebens sind es, die bei der Lektüre zusätzliche Spannung erzeugen, wenn wegen Mangels mit Behelfsmitteln operiert oder Wunden versorgt werden müssen, wenn Lucinda mit dem Auto über die Insel brettert, was LVA (=Leute von außerhalb) strengstens verboten ist oder wenn die kleine Annie ihrer Mutter nicht verzeiht, dass ihr bester Freund nach England in die Schule geschickt wurde.
Diese sehr emotionalen Geschichten machen den Charme der Romane um Tuga aus. Dieser zweite Band jedoch kommt nicht an die Qualität des ersten heran. Es wirkt wie ein Zwischenspiel, ein Innehalten aller Beteiligten, als würden sie auf das große Finale warten. Dieses wird dann sicher im dritten Band folgen, auf den ich schon sehr gespannt bin.
Denn trotz der kleinen Mängel, der nicht wirklich groß voranschreitenden Rahmenhandlung, las sich auch dieser Band mit Freude, Spannung und Humor. Wobei es, wie erwähnt, vor allem die Figuren sind, die den Roman tragen, die Dialoge, das Beziehungsgeflecht. Eine besondere Romanreihe, die erfreulich aus der Romanvielfalt herausragt.
Francesca Segal - Entscheidungen auf Tuga
Originaltitel: Island Calling
aus dem Englischen von Verena Kilchling
Kein & Aber, Juli 2025
Gebundene Ausgabe, 415 Seiten, 25,00 €

Bewertung vom 20.08.2025
KUNTH Verlag;Rößler, Isabel;Schultze, Birte

KUNTH Kleine Orte, großer Zauber


sehr gut

Es sind halt nicht immer die großen, berühmten Ziele, die verzaubern. Es sind manchmal die kleinen Orte, in welchen man verwunschene Ecken, bezaubernde Plätze oder spannende Geschichten findet. Solche Orte sind es, die uns dieses Buch vor Augen führt.
Und zwar auf die wie immer sehr anschauliche Weise, mit vielen faszinierenden Fotos, einem kurzen, neugierig machenden Text und den informativen Tipps zu Anreise, Unterkunft und nützlichen Links.
Zufälligerweise war einer der ersten kleinen Orte, die ich in diesem Buch entdeckte, die Kanalinsel Sark, über die ich gerade einen Roman gelesen habe. Das passt dann natürlich noch einmal ganz besonders. Doch auch all die anderen Dörfer und Städtchen, die das Buch vorstellt, sind beschaulich und sicher eine Reise wert.
Aus ganz Europa haben die Autorinnen und Autoren Orte ausgewählt, sortiert in sechs Kapitel. Diese tragen die vielversprechenden Titel „Mit Gourmetfreuden ...“, „Seeperlen …“, „Dem Himmel so nah …“, Mit Meeresrauschen …“, „Auf den Spuren von …“ und „Echte Hingucker…“.
Diese Titel sprechen eigentlich für sich. So findet sich im ersten Kapitel selbstverständlich eine Art kulinarische Reise, die von Gränna in Schweden bis nach Malta führt und eben auch einen Besuch auf Sark macht. Hier, um dieses Beispiel wieder aufzugreifen, wird dann auch – auch das ein typisches Merkmal der Kunth-Bände – auf das hingewiesen, was quasi am Wegesrand liegt, unter dem Motto „Wenn man schon mal da ist …“. Gerade hier, auf den Kanalinseln nämlich finden sich zwei Dinge zusammen, französisches Flair und englische Eleganz, zu finden unter anderem in den Gärten auf Sark.
Im Kapitel „Seeperlen“ darf natürlich das größte Seengebiet Europas nicht fehlen, das Gebiet des Saimaa-Sees in Finnland. Aus Deutschland wird der Ammersee bzw. das Städtchen Dießen vorgestellt, dessen Besuch, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, sich wirklich lohnt.
Genauso darf in einem Buch über kleine Zauberorte Worpswede nicht fehlen, welches man, wen wundert’s, im Kapitel „Auf den Spuren von …“ findet. Auch hier kann ich aus eigener Anschauung sagen: Muss man gesehen haben. Allein der Birkenhof ist die Reise wert.
So geht es durch dieses Buch, das beim Durchblättern viel Lust auf Reisen macht, aber auch beim Verweilen im heimischen Sessel große Freude bereitet. Wer hätte gedacht, dass es so viele kleine, verzauberte und verzaubernde Orte in Europa gibt.
Ein Buch für alle Reiselustigen und Daheimbleibenden
Isabel Rößler - Kleine Orte, großer Zauber
Kunth, Juni 2025
Gebundene Ausgabe, 288 Seiten, 29,95 €

Bewertung vom 16.08.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Dieser Roman – kaum zu glauben, dass es ein Debütroman ist – sticht angenehm aus dem permanenten Einerlei aus Krimis, Thrillern und Romcoms heraus. Nicht nur durch die gut durchdachte und spannend erzählte Handlung, sondern auch dank der einprägsamen und mit großer Empathie gezeichneten Figuren.
Die Handlung, die sich ausschließlich in einem kleinen Küstenort Schottlands zuträgt, spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen im Jahr 1900, als nach einem Sturm ein kleiner Junge am Ufer gefunden wird. Er spricht nicht, ist schwer verletzt und niemand kennt ihn. Das Kind sieht genauso aus wie der Sohn von Dorothy, der früheren Lehrerin des Ortes.
Ihr Sohn wurde – und das ist die zweite Zeitebene – vor sehr vielen Jahren, als noch kleines Kind, vom Meer erfasst und ertrank. Seine Leiche jedoch wurde nie gefunden, so dass Dorothy nie richtig um ihn trauern konnte. Dass der kleine Findling nun ihrem eigenen Kind so sehr gleicht, stürzt sie in ein immenses Gefühlschaos.
Dazu trägt auch die jahrelange unerfüllte Liebe bei, die sie mit sich herumträgt. Denn der Mann, der nun den kleinen Jungen am Strand fand, Joseph, ist der Mann, der sie liebt und den sie liebt. Doch Konventionen, starre Sitten, Vorurteile, Intrigen und Missgunst haben verhindert, dass die Beiden je ein Paar wurden. Dorothy heiratete einen anderen Mann, während Joseph allein blieb.
Nach und nach entwirren sich die Fäden, erfährt man die ganze Geschichte der Frau, die fast ihr ganzes Leben einsam war, trauerte und sich nie richtig angekommen und angenommen fühlte im Dorf. Wo viel getratscht wird, intrigiert, gelogen, betrogen, wo Männer ihre Frauen schlagen, wo fast jeder ein Geheimnis hat und jeder jeden beobachtet.
All das schildert Julia R. Kelly mit großem Einfühlungsvermögen, mit Empathie und viel Verständnis. Sie urteilt und verurteilt nicht. Dabei gäbe es viel, über das man urteilen könnte, was ergreift, erschüttert und berührt bei der Lektüre. Es gibt auch die eine oder andere Länge in der Geschichte, wenn sich manch ein Gedankengang, manch ein sich rückbesinnen zu ausführlich dargestellt wird, wenn manch ein Gefühl ein klein wenig überdramatisiert wird. Das wird aber immer wieder ausgeglichen durch die sehr präzisen, mit feinem und klarem Strich gezeichneten Figuren, die alle mit reichlich gefüllten Päckchen beladen sind.
Ein wirklich empfehlenswerter Roman, der in Erinnerung bleibt, nicht nur wegen seiner außergewöhnlichen Story, sondern auch dank des beeindruckenden Schreibstils seiner Autorin.
Julia R. Kelly - Das Geschenk des Meeres
Originaltitel: The Fisherman’s Gift
aus dem Englischen von Claudia Feldmann
Mare Verlag, Juli 2025
Gebundene Ausgabe, 350 Seiten, 25,00 €

Bewertung vom 13.08.2025
Wallace, Joanna

My Life as a Serial Killer


sehr gut

Zugegeben, so wirklich hat sich mir diese Geschichte nicht erschlossen. Vieles blieb mir unverständlich, vieles war einerseits recht witzig, andererseits aber auch ziemlich morbide. Unterhaltsam ist der Roman aber allemal.
Es geht um Claire, eine junge Frau, die schon mal zum Hammer greift und damit aufräumt unter ihren Mitmenschen. So geschieht es einem Mann, der ihr versehentlich eine falsche Mail schickt, dem Mitarbeiter eines Pflegeheims und etlichen anderen. Wann immer Claire überzeugt ist, dieser Mensch hat den Tod verdient, setzt sie den Gedanken auch sogleich in die Tat um. Da sie dabei durchaus auch mal spontan vorgeht, geschieht, was geschehen muss: Man hat sie beobachtet, sie wird unter Druck gesetzt.
Im Mittelpunkt steht bei der Handlung die Trauergruppe, die Claire aufsucht nach der Beerdigung ihres Vaters. Mit scharfem Blick und spitzer Zunge zerlegt sie in Gedanken alle anderen Teilnehmer der Gruppe und auch die Leiterin der Veranstaltung. Hier zeigt die Autorin dieses makabren Romans ihr Geschick, denn ihre Beobachtungsgabe, die Beschreibungen und die pointierten Kommentare über Aussehen, Agieren und Marotten der Figuren sind wirklich gelungen, man sieht all diese seltsamen Charaktere regelrecht vor sich.
Eine Teilnehmerin sucht hartnäckig Claires Freundschaft, was sich, soviel sei verraten, als recht fatal erweist. Viel mehr über die Handlung darf man in einer Rezension des Romans nicht verraten, um keinen der vielen überraschenden Twists zu spoilern.
Zwischen die aktuelle Handlung eingefügt sind Rückblicke auf Claires Kindheit, die geprägt war von den absurden und brutalen Schikanen ihrer Mutter, vor denen sie ihr Vater nur halbherzig schützte. Dass diese für Claires späteres Serienkillerdasein verantwortlich sein sollen, wird damit impliziert, aber irgendwie nicht wirklich klar. Überhaupt bleibt vieles in der Geschichte unerklärt, Motive erschließen sich nicht immer, die Hintergründe sind wirr, manchmal tun sich Logiklücken auf, über die man großzügig hinweglesen sollte.
Dazu kommen einige Längen, in denen sich die ganze Geschichte etwas im Kreis dreht, Claire sich immer wieder dieselben Fragen stellt, sich Abläufe wiederholen. Hier hätte ein wenig Straffung der Spannung gedient.
Insgesamt eine zwar unterhaltsame, aber auch etwas wirre und ziemlich absurde Story, die man am besten wenig oder gar nicht ernst nimmt.
Joanna Wallace - My Life as a Serial Killer
Originaltitel: You’d look better as a ghost
aus dem Englischen von Leena Flegler
Piper, Juli 2025
Klappenbroschur, 384 Seiten, 17,00 €

Bewertung vom 08.08.2025
Simon, Klaus

DuMont Bildatlas Eifel, Aachen


sehr gut

Das ist mein x-ter Reise- oder Wanderführer für die Eifel und ihre Umgebung. Da aber gerade diese Region so interessant und vielfältig ist, entdeckt man doch immer wieder etwas neues und spannendes.
So auch in dem neuen Bildatlas aus der DuMont-Reihe. Der geografisch geordnet besondere Orte auf informative und übersichtliche Weise vorstellt.
Beginnend mit großformatigen Fotos von besonders beeindruckenden Örtlichkeiten beschreibt der Autor dann unter anderem Sehenswertes in Aachen – immer eine Reise wert. Dabei beschränkt es sich nicht auf Sehenswürdigkeiten, sondern man bekommt auch Tipps, wo es schmeckt, welche Museen oder Einkaufsmöglichkeiten sich lohnen, welche Veranstaltungen in der Stadt oder der näheren Umgebung regelmäßig stattfinden und vieles mehr.
Danach dann geht es in die Nordeifel. Viele großartige Fotos zeigen die Natur und die beschaulichen Städte in dieser Region, längere Artikel beschäftigen sich hier z.B. mit der NS-Ordensburg Vogelsang oder beschreiben die unterschiedlichen Möglichkeiten für Ausflüge.
Dann folgen Osteifel/Aartal, die Vulkaneifel mit herrlichen Aufnahmen der Maare und schließlich die Südeifel mit ihren Burgen, Schlössern und Wasserwegen. Alle Kapitel jeweils mit den bereits erwähnten Info-Teilen zu Unterkünften, Restaurationen, wichtigen Adressen und Tipps für die Umgebung sowie entsprechenden Übersichtskarten.
Es sind vor allem die Fotos, die locken, die dafür sorgen, dass man am liebsten sofort die Wanderstiefel schnüren möchte und losfahren, zu den Wiesen und Wäldern, den herrlichen Kirchen, den verwunschenen Burgen, den romantischen Städtchen und den leuchtenden Seen. Die Eifel ist einfach jeden Besuch wert – was dieses schmale, aber interessante und gut lesbare Heft wieder einmal beweist.
Sehr zu empfehlen
Klaus Simon - DuMont Bildatlas Eifel Aachen
MAIRDuMont, April 2025
Zeitschriftformat, 121 Seiten, 11,50 €

Bewertung vom 08.08.2025
McFarlane, Mhairi

Und plötzlich ist es wunderbar


ausgezeichnet

Mhairi McFarlane ist eine meiner Lieblingsautorinnen. Sie schreibt berührende, spannende und immer auch humorvolle Romane, meist um leicht verpeilte Protagonistinnen, die in unmöglich scheinender Liebe entbrennen. Hier legt sie jetzt ein Sequel vor zu ihrem 2017 erschienenen Roman „Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt“.
Dieser neue Roman schließt tatsächlich nahtlos an den vorigen an, greift die dortige letzte Szene direkt auf. Damals hatte sich Edie, Mitarbeiterin einer Werbeagentur, in den erfolgreichen Schauspieler Elliot verliebt, doch wegen ihrer so verschiedenen Lebensumstände hatte Edie ihrer Beziehung keine Chance gegeben und Elliot nach New York ziehen lassen.
Nun steht er jedoch wieder vor ihrer Tür und entgegen ihrer inneren Überzeugung versuchen die Beiden es noch einmal. Was schwer ist, denn Edie will nicht aus England fort und Elliot wird immer berühmter und damit auch vielbeschäftigter in Amerika. Doch sie hoffen auf die Stärke ihrer Liebe und zumindest Elliot scheint überzeugt, dass sie es schaffen.
Aber natürlich, wie immer bei dieser Autorin, gibt es viele verschiedene Hürden zu überwinden, wie die attraktive Schauspielkollegin, die unverschämt in der Öffentlichkeit mit Elliot flirtet. Oder Edies neuen, ebenfalls sehr ansehnlichen Kollegen Declan, der gleich mal für eine Nacht bei ihr einzieht. Und auch Elliots Bruder sorgt für Verwirrung und Aufregung, gerät er doch in Verdacht, Privates an die Presse durchzustechen, womit vor allem Edie immer wieder in Bedrängnis gerät.
Im Grunde hat der Roman aber recht wenig Handlung, die meisten Seiten werden von umfangreichen, endlosen Dialogen gefüllt. Dabei drehen sich vor allem die Gespräche zwischen Edie und Elliot immer um das gleiche Thema, drehen sich ständig im Kreis. Immer geht es um die Frage, ob ihre Beziehung funktioniert, ob sie all die Störfeuer von außen verkraftet und ob sie beide, vor allem eben Edie, diesen gewachsen sind.
So nett das Ganze geschrieben ist, so humorvoll die Pannen und Fettnäpfchen sind, in die Edie doch immer wieder gerät, so berührend die Liebesgeschichte, so wenig tut sich aber auch in der Geschichte an sich. Die ganze Spannung geriert sich – wie wohl beabsichtigt – aus der Frage, ob Edie und Elliot zusammenbleiben oder nicht. Somit ist das Buch im Grunde nur eine Verlängerung, um nicht zu sagen Wiederholung der Frage des vorherigen Bandes.
Auch entwickeln sich die Figuren nicht wirklich, auch sie drehen sich nur um sich selbst, bleiben in ihren Gefühlen stecken.
Dennoch hat die Lektüre, wie immer bei Mhairi McFarlane, großen Spaß gemacht und ich freue mich schon jetzt auf ihren nächsten Roman.
Mhairi McFarlane - Und plötzlich ist es wunderbar
Originaltitel: You Belong With Me
aus dem Englischen von Maria Hochsieder
Knaur, Juli 2025
Taschenbuch, 416 Seiten, 12,66 €

Bewertung vom 04.08.2025
Krohn, Henriette

Pinguine fliegen nur im Wasser


ausgezeichnet

Ein Roman so recht nach meinem Herzen, geht es doch vor allem um die Figuren, darum, sich zu finden, nicht aufzugeben, wo nötig neu zu beginnen. Das gilt ganz besonders für Vincent, aus dessen Perspektive die Autorin ihre Geschichte erzählt.
Er wird eines Tages, völlig unvorhersehbar, von seiner Vorgesetzten (und Geliebten) auf die Straße gesetzt, noch dazu unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Vincent ist ein Mann, der Ordnung liebt, sich stets an die eigenen Regeln hält, der Pläne und Sicherheit braucht. So stürzen ihn die Entlassung und die unwahren Vorwürfe, die im Raum stehen, in absolute Verwirrung, zumal mit dem Rauswurf auch der Verlust seiner luxuriösen Wohnung verbunden ist.
Da lernt er die redselige und unkomplizierte Taxifahrerin Greta kennen, die ihm nach einigem Hin und Her anbietet, vorerst bei ihr zu wohnen. Greta nämlich bewohnt derzeit eine ältere, geerbte Villa, die sie renovieren und besonders aufhübschen möchte, um sie verkaufen zu können. Als Gegenleistung für das Logis soll Vincent bei der Renovierung helfen.
Nach anfänglichem Zögern stellt Vincent fest, dass ihm diese Aufgabe ganz viel Spaß bereitet. Zumal auch das Zusammenleben mit Greta mitunter sehr spaßig, oft aber auch durchaus anstrengend ist. Denn Greta sammelt Menschen wie andere Briefmarken, stets möchte sie helfen. So gehen in ihrer Villa unter anderem Boje, ein junger Mann, der sich offensichtlich auf Gretas Kosten über Wasser hält, und Kurt, ein schweigsamer, aber handwerklich ungemein begabter Sorgenfall, ein und aus. Dazu schließlich noch die „Gräfin“, Gretas betagte Nachbarin, deren Sohn Philipp und andere, sowie, nicht zu vergessen, Schildkröte Charlotte.
Wie Henriette Krohn schildert, was sich in Gretas Haus zuträgt, wie sie die Charaktere darstellt und vor allem die herrlichen Dialoge, die sie schreibt, das ist gelungen, das macht große Freude beim Lesen. Eingeschoben in die aktuelle Handlung sind immer wieder Rückblicke auf Gretas Kindheit und Jugend, ihr Studium und ihr Verhältnis zu ihren Eltern.
Diese Rückblenden sind im Gegensatz zur eigentlichen Handlung sehr düster, traurig und passen so gar nicht zu der munteren Greta der Gegenwart. Hier fehlten mir so ein wenig die Zünder, die Anlässe und Auslöser, die aus dem traurigen Kind, dem stillen jungen Mädchen diese muntere, hilfsbereite und optimistische Frau werden ließen.
Auch Vincent entwickelt sich im Laufe der Handlung, vor allem entdeckt er seine Freude und seine Begabung für das Herrichten eines Hauses. Es klären sich natürlich mit der Zeit auch alle Missverständnisse und falschen Anschuldigungen, soviel darf verraten werden.
Das Ganze ist leichtfüßig erzählt, ohne seicht zu werden. Zwar wird nicht jedes Klischee, nicht jeder Kitsch vermieden, darüber geht man aber gerne hinweg bei der sehr unterhaltsamen Geschichte, die Henriette Krohn erzählt. Dabei sind es vor allem die Figuren, die das Ganze tragen und die ihr ausnehmend gut gelungen sind.
Uneingeschränkte Empfehlung für diesen Wohlfühlroman
Henriette Krohn - Pinguine fliegen nur im Wasser
Knaur, Juli 2025
Taschenbuch, 367 Seiten, 13,99 €

Bewertung vom 04.08.2025
Eckardt, Klaus

Das Einfach-Schreiben-Buch Der Ratgeber für Erfolgsautoren


ausgezeichnet

Die Zweideutigkeit des Titels dieses Buchs ist vermutlich gewollt. Einfach mal drauflos schreiben oder Schreiben ist einfach – beides will der Autor – ein bekannter und anerkannter Schreibcoach – mit seinem Buch vermitteln.
Und es gelingt ihm – zumindest beinahe. Denn die Schritte, die er beschreibt, wirken zuerst wirklich einfach. Sie beinhalten nebenbei noch einige der von Klaus Eckardt selbst entwickelten Methoden, wie das Leuchtturm-Modell, dazu später mehr.
Es beginnt mit einer Frage, die man sich stellen soll, die zu der Geschichte führt, die wir schreiben möchten. Diese Frage mit einem Satz zu beantworten ist der erste Schritt – der ein wenig an den ähnlichen Beginn beim Plotten nach der Schneeflocken-Methode erinnert.
Danach folgt die Entwicklung der Figuren nach dem bereits erwähnten Leuchtturm-Modell. Mit dieser Vorgehensweise arbeitet man sich so nahe wie möglich an die Figur heran, erkundet ihre Visionen, ihre Ethik, ihre Zugehörigkeit, ihre Identität und weiteres mehr. Hierbei ist es wichtig, sich wirklich in die Figur hineinzufühlen. Ebenso wie man vorher, quasi zur Eingewöhnung, das Modell an sich selbst ausprobiert.
Es folgen die nächsten Schritte: Die Entwicklung der Story im Rückwärtsgang, die Disney-Strategie zum Erwecken der eigenen Kreativität, Logline und Exposé sowie schließlich die altbekannte Plotmethode der Heldenreise. All diese Schritte erläutert der Autor ausführlich anhand eines Beispiel-Plots.
Das macht dieses Buch so anschaulich und leicht verständlich, dieses Entwickeln einer fiktiven Geschichte mittels seiner Schritte. Denn so kann man sehr genau verfolgen und nachvollziehen, wie die Schritte helfen, wie sie wirken und ob sie funktionieren.
Schließlich folgt ein „Ausflug in die Erzähltheorie“, wo Eckardt verschiedene Erzähltechniken vorstellt und vergleicht. Schritt acht widmet sich der Entwicklung des eigenen Stils und der letzte Schritt beschäftigt sich mit Schreibblockaden und wie man sie umgeht oder überwindet.
Natürlich ist es am Ende dann doch nicht ganz so einfach, wie Titel und Inhalt uns erzählen. Aber wenn man das Buch von Klaus Eckardt liest, seine Schritte nachvollzieht, sie vielleicht am eigenen Plot, an der eigenen Geschichte versuchsweise anwendet, dann merkt man, wie hilfreich seine Anregungen und Methoden doch sein können.
Der Autor legt dabei auch viel Wert auf die Gefühle, die wir in unsere Geschichte hineinlegen, die wir vor und während des Schreibens entwickeln. Und insbesondere auf die Gefühle unserer Figuren, wobei ihm die sogenannten VAKOG besonders wichtig sind. Diese bezeichnen unsere fünf Sinne sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken (oder mit den lateinischen bzw. griechischen Ausdrücken visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch = vakog). Diese Sinne sollen wir stets heranziehen, immer wieder prüfen, wie diese Sinne unsere Geschichte wahrnehmen, wie die Sinne der Figuren reagieren, angesprochen werden.
Das liest sich hier in der Rezension sehr viel theoretischer und komplizierter als Eckardt das in seinem Buch darstellt. Sein Buch, das ich nur wärmstens und voll umfänglich empfehlen kann für alle, die schreiben, egal ob Erzählungen oder Romane. Auch wenn man vielleicht nicht alles umsetzen möchte oder kann, diese Reduzierung des Schreibprozesses oder vielmehr der Vorarbeiten, bevor es ans eigentliche Schreiben geht, macht das Ganze so anschaulich, so verständlich und vor allem nimmt es dem Schreiben den Schrecken, mindert die Furcht, die man vielleicht hat, vor dem Beginnen, vor dem ersten Schritt.
Ein Buch, das alle, die schreiben wollen, gelesen haben sollten. Zu dem es im Übrigen Arbeitsunterlagen auf seiner Webseite zum Herunterladen gibt – ebenfalls ausgesprochen hilfreich und leicht anwendbar.
Klaus Eckardt - Das Einfach-Schreiben-Buch
Paparento Verlag, März 2025
Taschenbuch, 177 Seiten, 20,00 €