Benutzer
Benutzername: 
kerstin_aus_obernbeck
Wohnort: 
Ostwestfalen

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2025
Mohr, Kerstin

Eierlikör und tote Herzen


sehr gut

Loni und Anneliese sind wieder da und ich habe mich gefreut, es gibt ein Wiedersehen mit den beiden rüstigen Hobbydetektivinnen. Hurra!
 
In wenigen Tagen soll im Romantikhotel „Zum Räuberherz“ die Hochzeit von Constanze Engelhardt und Frederik von Thalheim stattfinden. Loni ist mit ihre Enkelin Emma, der Hochzeitsfotografin, vor Ort und Anneliese in Begleitung ihres Lebensgefährten Erich, der mit dem Familienoberhaupt der von Thalheims befreundet ist.
Die Braut ist extrem angespannt und behandelt ihr gesamtes Umfeld sehr unhöflich. Ihre Trauzeugin und beste Freundin Inga sowie Freds Freund und Trauzeuge Nick proben mit Emma und Loni die Hochzeitsfotos. Die Braut erwartet unter anderem ein Foto auf dem zu dem Hotelgelände gehörenden Rapunzelturm. Als Emma dort zu den Probeaufnahmen eintrifft, findet sie Inga dort tot vor.
 
War es ein Unfall oder doch Mord, ist Inga das richtige Opfer oder war vielmehr die Braut gemeint und es handelt sich um eine Verwechslung? Als es bald darauf eine weitere Leiche gibt, spitzt sich die Situation zu.
 
Loni und Anneliese beschließen den Fall zu lösen. Sie beginnen mit den Nachforschungen und erkennen, dass alle Anwesenden dunkle Geheimnisse haben. Werden sie herausfinden, was wirklich passiert ist?
 
Auch in ihrem 3. Fall laufen die Eierlikör-Fans Loni und Anneliese zu Höchstform auf, unterstützt von ihren Partnern Julius und Erich und im eifrigen Wettstreit mit den beiden Mühlbacher „Jung“-Detektiven Jupp und Willi.
Der Fall ist spannend, es gibt ebenso viele Hinweise wie falsche Fährten, so dass die Auflösung nicht einfach zu erraten, aber letztlich schlüssig ist … und auch der Eierlikör kommt nicht zu kurz, sei es im Kaffee, Tiramisu oder als Torte.
Nun muss ich ehrlich zugeben, dass ich beim Thema Eierlikör aus vielerlei Hinsicht raus bin – bei mir sorgt Likör eher für Müdigkeit, Anneliese und Loni hingegen scheint das weniger auszumachen, denn auch in diesem Fall laufen sie wieder zu Höchstform auf und zeigen eindrucksvoll, dass sie alles andere als zum alten Eisen gehören.
 
Wie großartig ist bitte die Szene beim Zumba? Umwerfend!
Und ich freue mich, dass beide ihr Glück gefunden haben, das habe ich mir nach dem letzten Buch irgendwie heimlich gewünscht und es ist schön, dass es so gekommen ist.
 
Da ich die etwas ruhigere Art mag, wäre ich, sofern ich mich entscheiden müsste, wahrscheinlich #teamloni – aber darauf kommt es letztlich gar nicht an und zusammen sind die beiden ein unschlagbares Team!

Ein kurzweiliger Krimi mit interessanten Charakteren und einer raffinierten Auflösung.
Fans von kurzweiligen Krimis mit Lokalkolorit kommen bei diesem Buch auf ihre Kosten, es bietet vergnügliche Unterhaltung und macht nicht nur Appetit auf Eierlikör, sondern auch auf ein Wiederlesen mit den beiden Hobbydetektivinnen!

Bewertung vom 15.05.2025
Robb, Brian J.

Depeche Mode


ausgezeichnet

Depeche Mode – Alle Alben, Alle Songs / Brian J. Robb

Basildon, Essex – Frühling 1980. Dave Gahan schließt sich Vince Clark, Martin Gore und Andrew Fletcher an, mit denen er das Interesse an elektronischer Musik teilt.
Zum Bandnamen inspiriert sie ein französisches Modemagazin – und die Geschichte wäre nicht komplett, wenn ich euch vorenthalten würde, dass der beste aller Roberts großen musikalischen Einfluss auf Vince Clark hatte.

Schon auf dem Demo-Tape aus dem Sommer 1980, findet sich der Klassiker „Photographic“ und zurecht bekommen sie einen Plattenvertrag. Das erste Album „Speak & Spell“ mit all time favourites wie „Just can’t get enough“ und „New Life“.
erscheint im November 1981. Es ist ein Beginn einer großen Karriere!

Noch in den 1980er Jahren werden fünf weitere Studioalben veröffentlicht, auf denen sich Songs wie „Everything counts“, „People are People“ oder „Strangelove“ befinden. 1990 erscheint mit „Violator“ ein absolutes Meisterwerk mit Liedern für die Ewigkeit.
Dann wird es etwas ruhiger um Dave, Martin, Alan und Andrew, aber sie sind immer da und die Fans sind ihnen treu. 1997 feiern sie nach turbulenten Zeiten mit „Ultra“ ein Comeback und bringen seitdem regelmäßig neue Alben heraus. Im Jahr 2023 ist „Memento Mori“ erschienen, DM füllen Hallen und Stadien – und das wird hoffentlich noch lange so bleiben!

Das Buch von Brian J. Robb hat mich begeistert, weil es von all den wunderbaren Liedern erzählt, die zum Soundtrack meines Lebens gehören, dabei liest es sich kurzweilig und interessant. Für mich ist es das ultimative Depeche Mode-Nachschlagewerk und die tollen Abbildungen ergänzen es ganz wunderbar!

Brillant recherchiert erzählt Brian J. Robb nicht nur die Geschichte aller Alben und Songs, ihrer Entstehung und Bedeutung, sondern auch der Band; von Höhenflügen und Abschieden, von wechselhaften, wilden Zeiten.
Das Buch bietet jede Menge Infos über Depeche Mode und ist ein Muss für jeden Fan!

Begeisterte Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.05.2025
Bradley, Kaliane

Das Ministerium der Zeit


gut

Das Ministerium der Zeit / Kaliane Bradley

Eine junge Frau, deren Namen in der gesamten Geschichten nicht genannt wird, die bisher als Übersetzerin tätig war, bekommt einen Job in einem geheimnisvollen Ministerium.

Ihre Chefin zuckte die Schultern. „Zeitreisen“, sagte sie, als redeten wir von Kaffeemaschinen. „Willkommen im Ministerium.“(S.13)

Dem Geheimdienst und dem Ministerium ist es mit einem Portal gelungen, Menschen, die sich in der Vergangenheit in einer tödlichen Situation befunden haben, ins London der Gegenwart zu bringen; die Aufgabe der jungen Frau ist es als sogenannte „Brücke“ einen dieser Menschen beim Einleben zu begleiten.

Thomas Cardingham, ein Teilnehmer der Schlach von Naseby und Margaret Kremble, die zur Zeit der großen Pest in London gelebt hat, kommen aus dem 17. Jahrhundert, Anne Spencer erlebte 1793 die Französische Revolution und Arthur Reginald-Smyth hat im 1. Weltkrieg gekämpft. Sie bekommen jeweils eine eigene „Brücke“, die junge Frau wird sich um Graham Gore, Commander der Royal Navy und Polarforscher kümmern, der 1847 als Teilnehmer der Franklin-Expedition im Alter von 37 Jahren verstorben ist.

„Die Tatsache, dass ich mit einem viktorianischen Marineoffizier zusammenlebte, war schon verrückt genug.“ (S.119)

Aber nicht nur, dass sie ihm die Geschichte, die seit seinem Aufbruch in die Arktis passierte, nahebringen soll, veränderte Rollenbilder, technischer Fortschritt und moderne Kommunikation sind ebenfalls Teil des Einlebens – und auch wenn sich über all die Jahre viel verändert hat: die Liebe ist die größte Katastrophe von allen!

„Falls du jemals geliebt hast, bist du für den Rest deiner Tage eine Liebende.“ (S.280)

Ein schöner Satz aus dem Roman, der zum Glück nicht herzschmerzig ist - und das ist gut so; gleichwohl ich auch die "spicy Szenen" nicht gebraucht hätte, die Geschichte hätte auch ohne funktioniert.
"Funktionsstörungen" gab es für mich auch an der einen oder anderen Stelle, an denen mich Formulierungen und Sätze sehr irritiert haben, insbesondere die Bezeichnung „Expats“ für die Menschen aus der Vergangenheit hat mir nicht gefallen.

Der Roman ist vielschichtig, die Berichte über die Erfahrungen, die die Zeitgereisten beim Eingewöhnen machen und der Lovestory-Handlungsstrang lesen sich unterhaltsam, spannend wird es, als die Frage aufkommt, ob das Zeitreiseportal Wissenschaft oder Waffe ist - und als ein Kollege / Agent verschwindet und Graham, Arthur und Co. in Gefahr geraten.

In Rückblenden wird von der Franklin Expedition und den Erlebnissen von Graham Gore erzählt, den es tatsächlich gegeben hat. Das gefällt mir richtig gut.

„Alles, was jemals geschehen ist, hätte verhindert werden können, und nichts davon wurde verhindert. Das Einzige, das wir verändern können, ist die Zukunft. Glaub mir, wenn ich sage, das habe ich von der Zeitmaschine gelernt.“ (S.238)

Kaliane Bradley erzählt eine Geschichte, die situationsbedingt komische Momente hat, aber auch zum Nachdenken anregt – und natürlich ist sie auch für’s Herz (Stichwort: Junge trifft Mädchen)
Spannend wird es ebenfalls, denn so ein Portal bringt auch Gefahren mit sich, Waffe oder Wissenschaft, das ist hier die Frage!

Mich hat das Buch solide unterhalten.

Bewertung vom 03.05.2025
Yokomizo, Seishi

Der Inugami-Fluch / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

Der Inugami-Fluch / Seisho Yokomizo

Tadaa!!! Kosuke Kindaichi ist wieder da und muss sich mit dem Inugami-Fluch beschäftigen.

Toyoichiro Wakabayashi, Anwalt der angesehenen Kanzlei von Kyozo Furudate erwartet, dass die Eröffnung des Testaments des kürzlich verstorbenen Seidenfabrikanten Sahei Inugami für Unfrieden in der Familie sorgen wird. Beunruhigt wendet er sich an den berühmten Privatdetektiven Kosuke Kindaichi und bittet ihn nach Nasu, wo sich das Anwesen der reichen Familie befindet. Doch noch bevor der Anwalt auf den Ermittler trifft und seine Bedenken mit ihm besprechen kann, kommt er auf mysteriöse Weise ums Leben – und dies ist nur der Anfang, denn nach der Verlesung des letzten Willens beginnt eine Serie grausamer Morde.

Gehen die Verbrechen von Saheis Töchtern, den Schwestern Matsuko, Takeko und Umeko aus, die das Erbe für ihre Söhne in Anspruch nehmen und gegen Tamayo Nonomiya, der Enkelin von Saheis Gönner Daini verteidigen wollen?
Wer ist Shizuma Aonuma, warum taucht dieser Name plötzlich im Testament auf?

Wird es Kosuke Kindaichi gelingen die Geheimnisse der Familie zu lüften und die Mordserie zu beenden?

Das Warten auf dieses neue Buch von Seishi Yokomizo hat sich absolut gelohnt, denn „Der Inugami-Fluch“ ist ein spannender und fesselnder Krimi, ein klassisches Whodunnit, das einfach nur großartig ist und allerfeinste Krimi-Unterhaltung bietet. Ich denke ja jedes Mal, dass es kaum besser werden kann und dann überzeugt mich der brillante Autor aufs Neue. Auch wenn man zunächst denken könnte, dass die Vielzahl an Personen eine gewisse Unübersichtlichkeit mit sich bringt, so ist das absolut nicht der Fall – und da auch in diesem Buch ein Personenregister ist, bekommt man leicht den Überblick. Mir gefällt ja auch immer das Glossar am Ende des Buches gut, da es ergänzende Erklärung zu der Geschichte selbst, sowie Land und Leuten bietet.

Seishi Yokomizo macht es einem leicht seine Bücher zu mögen, denn was er erzählt klingt nie an den Haaren herbeigezogen und konstruiert, sondern liest sich lebendig und klug. Mir gefällt besonders gut, dass er sich beim Erzählen Zeit lässt; auch wenn bereits auf den ersten Seiten Menschen Verbrechen zum Opfer fallen, entwickeln sich die Geschichten in einem angenehmen Tempo, sind weder zu trödelig noch zu hektisch.

Es ist spannend zu erleben, dass egal ob in Nasu oder St Mary Mead ein Mord passiert, die Beweggründe oftmals ähnlich sind und der Autor beschreibt seine Figuren, die Tathergänge und Motive nachvollziehbar und die Krimis enden mit Auflösungen, die nicht vorhersehbar waren, aber schlüssig sind.

Immer wieder faszinierend finde ich mit wie viel Phantasie der Autor seine Opfer zu Tode kommen lässt und noch mehr, in welcher besonderen Art und Weise sie aufgefunden werden. Selten wurden bizarre Leichen und grausame Leichenfunde so schön beschrieben!

Übersetzt wurde das Buch von Ursula Gräfe, sie macht die Geschichte auf wunderbare Weise erlesbar.

Ein wirklich genialer Krimi, der mir richtig gut gefallen hat. Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.05.2025
Ogawa, Ito

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen


gut

"Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" erzählt von Hatoko, einer 25-jährigen Frau, die nach dem Tod ihrer Großmutter in ihren Heimatort Kamakura zurückkehrt und den traditionsreichen Schreibwarenladen der Familie übernimmt. Mit dem Geschäft übernimmt sie auch das Amt der öffentlichen Schreiberin. Im Laufe eines Jahres, das in vier Kapiteln den Jahreszeiten gewidmet ist, schreibt Hatoko Briefe für andere Menschen: Liebesbriefe, Trennungsbriefe, Trauerbriefe und vieles mehr. Sie schließt Freundschaften, sieht ihre Vergangenheit aus einer anderen Perspektive und lernt ihr Leben anzunehmen.

Ruhig, oft detailverliebt beschreibt Ito Ogawa das Leben von Hatoko, lässt uns an ihren Gedanken und ihrem täglichen Leben teilhaben. Die Autorin nimmt sich Zeit für die Beschreibungen der Natur, der Umgebung und der Arbeitsgeräte, die Hatoko für ihre Schreibarbeiten verwendet.

Ito Ogawa's "Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" ist in bester Gesellschaft mit anderen feel-good Büchern aus Japan, es hat mich jedoch weder begeistert noch berührt. Die Liebe zum Detail, die mitunter sehr ausgeprägten Beschreibungen habe ich als etwas langatmig, einige Szenen gar als befremdlich empfunden und es hat sich für mich beim Lesen mitunter zusammengewürfelt angefühlt.

Die Autorin vermittelt das japanische Lebensgefühl, lässt die Lesenden viel über japanische Traditionen und die Religion erfahren, die Karte zu Beginn des Buches gibt einen schönen Überblick über Kamakura und die Briefe in allerfeinsten Schriftzeichen sind hübsch anzusehen. Und die Tradition jährlich Post von Herzensmenschen mit einem Ritual zu verbrennen, finde ich wirklich wunderbar!

Auch wenn mir der Zauber dieser Geschichte ein wenig verborgen geblieben ist wird es bestimmt viele Lesende geben, die sich in Hatakos wunderbarem Schreibwarenladen wohlfühlen werden – und das ist gut so!

Bewertung vom 03.05.2025
Sampson, Freya

Ms Darling und ihre Nachbarn


ausgezeichnet

Ms Darling und ihre Nachbarn / Freya Sampson

In der Poet’s Road im beschaulichen Chalcot steht das 1891 erbaute und nun etwas in die Jahre gekommene Shelley House. Zur viktorianischen Zeit wohnte dort die Familie eines Industriellen, nun befinden sich in dem Haus Mietwohnungen. Wohnung 5 und 6 im Dachgeschoss sind an Tomasz Wojcik und Gloria Brown vermietet, in der mittleren Etage wohnen Omar Siddig und seine Tochter Ayesha sowie der Mann, den alle nur den Störenfried nennen. Die Mieter*innen im Erdgeschoss wohnen am längsten im Haus, in Wohnung 2 Joseph Chambers und Dorothy Darling in Wohnung 1.
Ms Darling (auf das Ms legt sie großen Wert!) lebt seit 34 Jahren in dem Haus, die ehemalige Englischlehrerin verlässt es nur selten und widmet sich mit Hingabe der Beobachtung der Nachbarschaft, dem Protokollieren von Vergehen und der Zurechtweisung der Übeltäter*innen. Dies trägt nicht zu einer außerordentlichen Beliebtheit bei, aber das ist Ms Darling egal. Ganz besonders piesepamelig wird sie, wenn es um ihren Nachbarn Joseph geht – und als dieser widerrechtlich in seiner Wohnung die pinkhaarige Kat als Untermieterin aufnimmt, ist für Dorothy Schluss mit lustig.

Aber Kat ist nicht der einzige Grund zur Aufregung – per Post werden die Bewohnenden von Shelley House aufgefordert auszuziehen, da das Haus abgerissen werden soll. Während Dorothy den Brief ignoriert, beschließt Joseph dagegen zu protestieren. Kurz danach wird er bewusstlos in seiner Wohnung aufgefunden – und schon bald überschlagen sich die Ereignisse.

Wer hat Joseph angegriffen und kann Shelley House gerettet werden?

Eine spannende Wohlfühlgeschichte mit Herz und wunderbaren Momenten – so würde ich das wohl nennen, was Freya Sampson in „Ms Darling und ihre Nachbarn“ erzählt, und es liest sich wie eine Geschichte mitten aus dem Leben, die so oder so ähnlich passieren kann, wenn eine bunt zusammengewürfelte Mieter*innengruppe aufeinandertrifft und das Zuhause bedroht ist, da es zu exklusivem Wohnraum umgestaltet werden soll.

Ohne Frage ist Ms Darling gewöhnungsbedürftig, ihre Protokolle und die Zurechtweisungen der Nachbarschaft alles andere als sympathienobelpreisverdächtig – und doch ist sie mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen und das nicht nur wegen diesem Moment:

„Heute hatte Dorothy diese Kombi durch einen altmodischen Regenmantel und grüne Gummistiefel ersetzt, obwohl es ein herrlich sonniger Tag war. Ein schwarzes Kopftuch, das sie unter dem Kinn zusammengeknotet hatte, bedeckte ihr silbernes Haar. Es war ein widersprüchliches Outfit, irgendwo zwischen einer Nonne und der Queen…“ (S.106)

Oder weil sie insgeheim herausfinden möchte, wer Joseph überfallen hat:

„Sie hatte genug Agatha-Christie-Romane gelesen, um zu wissen, dass es die Details waren, die den Mörder am Ende verrieten.“ (S.76)

Die einzelnen Charaktere der Geschichte sind vielleicht ein wenig stereotyp, die Handlung in gewisser Weise vorhersehbar – und doch hat mich das Buch begeistert und in manchen Momenten auch berührt, weil ich schöne Erzählungen über Mut und Freundschaft und das es nie für was auch immer zu spät ist, einfach gerne mag.

Ich wäre auch gern als Untermieterin bei Joseph eingezogen, aber auch ohne Wohnsitz in der Poet’s Road habe ich mich in Shelley House sehr wohl gefühlt.
Ein schönes Buch, das einfach angenehm zu lesen ist, Spaß macht und mit viel Wärme erzählt, dass jeder von uns seine/ihre eigene Geschichte hat und sich immer ein Blick hinter die Fassade lohnt.

Herzliche Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.05.2025
Hopkinson, Deborah

Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte. Jane Austen


ausgezeichnet

Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte – Jane Austen / Deborah Hopkinson, Qin Leng

Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass Jane Austen eine der brillantesten Schriftstellerinnen aller Zeiten ist (Klappentext).
Das Bilderbuch „Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte“ erzählt von den frühen Jahren der Autorin, von ihrem einfachen Leben auf dem Land und den Kindertagen in einem turbulenten Haushalt mit vielen Geschwistern.
Jane war ein schüchternes Mädchen, das nicht gern im Mittelpunkt stand, jedoch aufmerksam das Geschehen um sie herum beobachtete und davon oftmals amüsiert war. Sie war geschickt beim Federball und hat begeistert bei den Vorbereitungen für die vorweihnachtlichen Theateraufführungen der Familie Austen geholfen.
Schon als Kind liebte Jane das Lesen und wusste genau, was ihr gefällt und was nicht. Sie hat das Gelesene mit kleinen Notizen und witzigen Bemerkungen ergänzt, ihr Vater erkannte ihr Talent und unterstützte sie und schon bald entstanden kurze Geschichten und auch der erste Roman ließ nicht lange auf sich warten.
Jane Austen wäre bestimmt begeistert, wenn sie wüsste, wie sehr ihre Geschichten auch noch heute geliebt werden - und all das begann mit einer Kindheit in Steventon.

Zauberhaft und wunderschön ist dieses Buch aus der Bilderbande-Reihe des E. A. Seemann Verlags. Die Texte sind kindgerecht, jedoch nicht kindisch, sondern vermitteln verständlich, wie man zu der damaligen Zeit lebte. Wunderhübsch sind auch die Zeichnungen, die für den Betrachtenden viele kleine Details bereithalten und farblich sehr stimmig sind. Eine auf der aktuellen Forschung basierende Zeittafel, weist auf die wichtigen Momente in dem Leben der Autorin hin und in „Janes Bücherregal“ finden sich Informationen zu ihren sechs Büchern.

Deborah Hopkinson @deborah_hopkinson erzählt lebendig die Geschichte von Jane Austen, von ihren klugen Beobachtungen und ihrem ganz eigenen Charme und Witz. Illustriert wurde das Buch von Qin Leng @qinillustrations und die Bilder sind einfach nur wunderbar. Die Übersetzung ist von Nora Schröder. Das Buch ist für Kinder ab 4 Jahren gedacht – aber ich bin überzeugt, dass es ein Hingucker in jedem Austen-Regal ist.

„Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte“ ist voller Begeisterung für Jane Austen, mit viel Liebe gestaltet und es ergänzt eine Austen Büchersammlung ganz hervorragend.

Es ist wunderbar und wird #janeites allen Alters begeistern.
Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.05.2025
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


ausgezeichnet

Kennt ihr noch „Ein ganzer Sommer“, dieses wunderbare Lied von Virginia Jetzt! ?
 
„Zuerst kommt der Blitz,
dann kommt der Donner
und am Ende ein ganzer Sommer“
 
Immer, wenn ich den Titel „Das Leben fing im Sommer an“ höre oder lese habe ich unwillkürlich das Lied im Kopf. Okay, Virginia Jetzt! erzählen 2004 von einem unvergesslichen Sommer, das Buch von Christoph Kramer vom Sommer 2006. Aber das ist ja quasi ähnlich.
 
„Noch in keinem Sommer meines Lebens hatte sich die Sonne so mächtig angefühlt.“ (S.129)
 
Sommer 2006. Christoph spielt zwar ziemlich gut Fußball und ist ein echt netter Typ, aber leider reicht das nicht, um in der Popularitätsskala bei den Mädchen der Schule ganz oben mitzumischen. Insbesondere Debbie, die in seinen Augen die Beste von allen ist, scheint ihn kaum wahrzunehmen, Wenn sie aufeinandertreffen, läuft das eher unkoordiniert und die wirklich großartigen, schlagfertigen und coolen Antworten fallen ihm natürlich erst später ein - und so ist die große Liebe ebenso einseitig wie maximal unwahrscheinlich. Aber dann: durch eine seltsame Aktion gelingt es Chris auf eine Party eingeladen zu werden, bei der sich alles ändern soll – und wird, denn Debbie scheint tatsächlich Interesse an ihm zu haben.
 
Aber sind Kino und Küssen echt - oder ist doch alles nur ein Traum?
 
„Für große Träume muss man im Leben anscheinend auch mal große Umwege gehen. Nach den Sommerferien würde ich bei Fortuna Düsseldorf spielen…“ (S.13)
 
Tja, ich kenne mich mit Fußball jetzt nicht so richtig aus, aber das ist auch gar nicht wichtig, denn in dem Roman von Christoph Kramer geht es nicht um Fußball. Es geht ums Erwachsenwerden, es geht um die Sorgen, die wohl jede(r) kennt, die/der mal 15 war, cool sein und dazugehören wollte. Lebhaft und lesbar beschreibt Christoph Kramer das großartige Gefühl am Rande des Unbesiegbaren, wenn es scheint, dass Wünsche wahr werden – und ebenso den Herzschmerz.
Ich habe heftig die Daumen für eine SMS von Debbie gedrückt, die Extra-Portion 8x4 vor dem Kinobesuch erahnen, das Gefühl von Freiheit bei dem wilden Ritt nach Düsseldorf nachvollziehen können, aber vor allem die Momente, die Chris mit seinen Freunden Johnny und Salvo verbracht hat, als ehrlich und authentisch empfunden.

„…und zu viel Liebe gibt es nicht, hatte mein Opa mir kurz vor seinem Tod gesagt.“ (S.63)
Was für schöne und wahre Worte, die für diesen Roman, der voller Liebe steckt, mehr als passend sind. Natürlich ist da die Geschichte eines 15-jährigen, der von der großen Liebe träumt, aber vor allen Dingen ist es ein Buch über Liebe und Freundschaft in vielerlei Hinsicht, und jede davon ist warmherzig und wunderbar beschrieben.
„Das Leben fing im Sommer an“ erinnert wunderbar an die Zeit des Erwachsenwerdens, an die des Autors - aber auch an die eigene, wenn man denn mag.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass mich die Widmung berührt hat. So ehrlich und so echt.
 
Dieses Buch hat mich auf vielerlei Wegen und in vielerlei Hinsicht erreicht und berührt … und meine Meinung ist natürlich völlig unbeeinflusst von der Tatsache, dass Chris zu der Party Chucks trägt. #lifeisbetterinchucks

„Gebt euch mal die Atmosphäre!“ - Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.04.2025
Christie, Agatha

Die Tote in der Bibliothek


ausgezeichnet

„Die Tote in der Bibliothek“ ist zurecht ein echter Klassiker und der Atlantik-Verlag hat diese zeitlos gute Geschichte in einer schicken Schmuckausgabe herausgebracht, die ich unbedingt für meine Sammlung haben musste.
 
Eines Morgens findet das Ehepaar Bantry in ihrer Bibliothek in ihrem Landhaus Gossington Hall eine tote, junge Frau vor. Ihnen ist die auffällig geschminkte Blondine in billiger Abendgarderobe nicht bekannt. Die Bantrys, die in der Gegend als angesehene Mitglieder der Gesellschaft gelten, sind schockiert über den Fund und benachrichtigen nicht nur die Polizei, sondern sie bitten auch ihre Freundin Miss Marple um Unterstützung.
Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um Ruby Keene handelt, eine Tänzerin aus dem Majestic Hotel in der nahegelegenen Küstenstadt Danemouth.
 
Miss Marple beginnt mit ihren Nachforschungen und stellt fest, dass es eine lange Liste von Verdächtigen gibt. Neben dem Hotelgast und Geschäftsmann Conway Jefferson, der Ruby protegierte, haben seine Schwiegertochter Adelaide und sein Schwiegersohn Mark, George Bartlett, ein weiterer Hotelgast, sowie Basil Blake, ein Filmproduzent ein Interesse am Tod der jungen Frau.
 
Im Laufe der Ermittlungen wird eine weitere Leiche entdeckt, es handelt sich um die Pfadfinderin Pamela Reeves, die in einem ausgebrannten Fahrzeug entdeckt wird.  
Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden toten Frauen, warum mussten Ruby Keene und Pamela Reeves sterben; wer hat ein Motiv und verfügt über ausreichend kriminelle Energie, für zwei Verbrechen?
 
Wird Miss Marple die Morde aufklären?

Eine komplexe Handlung und unerwartete Wendungen – Agatha Christie ist in diesem Krimi von 1942 in Höchstform.
Bei diesem klug konzipierten Verbrechen hat man immer wieder das Gefühl der Lösung auf der Spur zu sein, und dann kommt es doch ganz anders, als man denkt.
Ein großartiger, klassischer Krimi, eine wunderbare Miss Marple und all das in einer schicken Schmuckausgabe. Wunderbar!
 
Große Leseempfehlung!  
 

Bewertung vom 23.03.2025
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Die Spurenfinder und das Drachenzepter / Der Spurenfinder Bd.2


ausgezeichnet

Sie haben es wieder getan, die Klings haben einen neuen Roman geschrieben!
„Der Spurenfinder“ geht weiter und ich habe mich sehr über die Fortsetzung „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ gefreut!
 
„…und jetzt ist das Zepter der Ahnen, das legendäre Artefakt, welches Königin Iria dem Kaiser Harkan entrissen hatte, durch dessen Aura sich alle Provinzen unter ihrer Führung vereinten, das heiligste Erbstück aus der Schatzkammer entwendet worden.“ (S.37)
 
Genau so steht es in dem Brief, den der Spurenfinder Elos von Bergen vom königlichen Schatzmeister erhält. In drei Tagen findet das große Unabhängigkeitsfest statt, traditionell zeigt sich König Fredlaff dem Volk mit seinem Zepter – aber es wurde gestohlen.
Der Schatzmeister hat die besten Spurensucher des Landes nach Irandira gerufen, um das Drachenzepter zu finden. Ausgerüstet mit Glotzoskop, Schnüffeltrichter und Schdip macht sich Elos ebenfalls auf den Weg, begleitet von seinen 13jährigen Zwillingen Ada und Naru.
 
In der Hauptstadt trifft Elos den Meister der Spurensuchergilde Utlaff Landriet, sowie Regnar, den Furchtlosen, Fania Furrante und den ehrgeizigen Jurlik Lohenstien. Die illustre Gesellschaft wohnt in dem Hotel von Cassia Selantis und macht sich gleich auf die Suche nach dem Zepter und auf die gefährliche Mission.
 
Silas von Berenstein, königlicher Spurensucher und Freund der Familie von Bergen ist ebenfalls an der Suche beteiligt. Es gilt herauszufinden, ob es sich um einen Diebstahl oder gar um eine Intrige handelt – und Silas scheint etwas zu verbergen.
Elos findet schon bald eine Spur zu dem Zepter, aber daraus ergeben sich neue Probleme. Was haben die Traumflüsterer und Steinflüsterer mit dem Diebstahl zu tun, wer ist das Nachtkind und strickt Minna einen Schal oder eine Mütze?
 
Mit „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ erzählen die Klings erneut eine großartige Geschichte voller Spannung und Phantasie, die mich von der ersten bis zur letzten Seite aller bestens unterhalten hat.
So ein zweiter Teil kann ja mitunter eine Herausforderung sein - Elisabeth, Johanna, Luise und Marc-Uwe Kling scheinen jedoch ein hervorragendes Team zu sein, dass sich gut auf den gemeinsamen künstlerischen Weg einigen kann, denn „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ ist eine rundum gelungene Geschichte mit vielen wunderbaren kleinen und großen Details, die darauf schließen lassen, dass der Schreibprozess mit viel Liebe und Begeisterung verbunden war.
Mir hat die erneute Begegnung mit Elos von Bergen und seinen Kindern sehr gut gefallen, die Geschichte ist klug konzipiert und toll erzählt!
 
Die Beschreibungen sind lebhaft, ich habe Orte und Personen bildhaft vor mir gesehen, fand es unheimlich in dem Mausoleum und noch gruseliger in dem Turm. Ich bin ein großer Fan von Minna, auch wenn vor meinem inneren Auge ihre Rüstung immer irgendwie aussieht, als ob sie aus leeren Erbsendosen zusammengedengelt worden.
 
Und natürlich müssen auch die tollen Zeichnungen von Bernd Kissel erwähnt werden, die die Geschichte noch lebhafter machen und abrunden.
 
Das Buch lässt Fragen offen … ich gehe also davon aus, dass Familie Kling einen weiteren Teil plant und das ist wunderbar.
Mit „Der Spurenfinder und das Drachenzepter“ erzählen die Klings erneut eine großartige Geschichte voller Spannung und Phantasie, die mich von der ersten bis zur letzten Seite aller bestens unterhalten hat.
 
Große Leseempfehlung!