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xjohanna

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 26.02.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


ausgezeichnet

In einem recht dünnem Buch schafft es der Autor die Melancholie der Einsamkeit zu schildern.

Der Junge Hans wächst in einer eher armen Familie auf. Sein Leben ist geprägt von den Eindrücken der Stadt, den lauten Nachbarn. Was an die expressionistische Epoche erinnert, wird hier jedoch teilweise umgedeutet. Denn, durch die Eltern auf einen nie zu erkennenden Vorfall, zieht Hans mir diesen auf eine abgeschottete Insel. Dort kann er sich erden, genießt die Natur und den Einklang seines Lebens mit ihr. Doch die Schulaufsichtsbehörde sieht das strenger, sie zwingen Hans von der Insel in ein Heim zu ziehen. Hans' Sehnsucht nach der Einsamkeit, die er doch auf der Insel genossen hat, verfestigt sich...
Dieser Roman hat mich selbst auf diesen wenigen Seiten beeindrucken können. Geprägt durch eine klare Sprache, konnte der Schreibstil trotzdem vollends seinen Sog entfalten.

Bewertung vom 02.12.2022
Die Stunde der Hyänen
Groschupf, Johannes

Die Stunde der Hyänen


sehr gut

Mit diesem Buch hatte ich ein interessantes Leseerlebnis. Groschupf hat hier einen krimi-artigen Thriller geschrieben, der in Berlin spielt. Auf den knapp 260 Seiten schildert der Autor verschiedenste Charaktere; wir haben zuk Biespiel die Romni Romina, die es geschafft hat sich aus den Fesseln ihrer von Armut geprägten Herkunft zu befreien und nun bei der Polizei arbeitet. Ihre direkte Art hat sie jedoch in das verhassten Branddezernat befördert, wo sie als Frau nicht gerade ernst genommen wird. Ihr erster Fall ist jener, der den Ausgangspunkt für das Buch darstellt: Ein Auto brennt und der polnische Obdachlose Radek kann sich gerade so retten. Überzeugt von Gottes Gnade sieht er sich jetzt als Prediger. Wir lernen auch Maurice kennen, der in einer strengreligiösen Gemeinschaft aufgewachsen ist und lebt. Er arbeitet nun als Postbote und ist in den Ketten der Relihiok gefangen. Auch Jette lernen wir kennen, eine Journalistin, die nun gehäufte Autobrände untersucht und dabei selbst Probleme hat...
Groschupf zeichnet sehr gute Charaktere, sodass man sofort eine Idee oder einen Zugang zu ihnen bekommt. Man erfährt nicht zu wenig von den Menschen, aber auch nicht zu viel. Es passt einfach, wie der Autor die Menschen beschreibt, wie er die Geschichte erzählt und wie er die Personen mit dem Fall schlussendlich verbindet. Es war ein unterhaltsames Buch!

Bewertung vom 10.11.2022
Connemara
Mathieu, Nicolas

Connemara


ausgezeichnet

In diesem Buch beschreibt Mathieu viele Facetten seiner eigenen Generation. Es geht um die 40-jährige Hélene, die nach gelungener Karriere und einem aufregenden Leben in Paris wieder aufs Land zieht, dorthin, wo sie ihre Wurzeln hat. Sie hat es nämlich geschafft, hat sich durchgebissen und es von einer "einfachen" Arbeiterfamilie zu einem hochbezahlten Job mit englischer Bezeichnung geschafft. Doch der anstrengende Beruf, der Mann und die Kinder fordern ihr Tribut, Hélene erkrankt an einem Burnout. Der Umzug in die Heimat soll ihr helfen. Auf dem Land trifft sie Christophe wieder, ihre Jugendliebe. Dieser blieb allerdings sein ganzes Leben in der Provinz, war doch einst der beliebte Hockeyspieler aus gutem Hause. Doch hat Christophe im Gegensatz zu Hélene nie den Drang verspürt, aus dem ländlichen Leben auszubrechen.
Mit sprachlicher Finesse und viel Humor schildert Mathieu das Leben einer modernen Madame Bovary. Sprachlich dabei herausragend, wahrscheinlich wäre dem nicht so ohne die wunderbare Übersetzung von Lena Müller und André Hansen! Ein wenig langatmig können einem die detaillierteren Passagen schon vorkommen, doch alles in allem ein lesenswertes Buch, das sehr realitätsnah geschrieben wurde.

Bewertung vom 23.10.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


ausgezeichnet

In diesem optisch wunderschönem Buch beschreibt die Autorin Solomonica de Winter eine waschechte Dystopie: Lange bevor das Buch spielt, zerstören atomare Kriege die Welt. Wir begleiten Gaia, die in den Wäldern Neuamerikas lebt. Unter der Fittiche zweier Männer versucht sie sich zu verstecken, denn Gaia ist eine Mutantin, gezeichnet vom Atomkrieg. Die Menschen befolgen die Gesetze der Natur: Da die Welt, wie wir sie kennen, untergegangen ist, orientieren sich die Menschen wieder an den grundlegenderen und einfacheren Begebenheiten des Lebens. Doch vor Mutanten und Büchern schürt man Angst und Hass, beides nicht erlaubt. Doch Gaia vereint beides in sich, da sie lesen kann. Bald muss Gaia sich entscheiden, auf welcher Seite sie steht. Dabei ist das Buch sprachlich sehr besonders. Einige Ausschnitte wirken fast predigend-poetisch, eine wahrlich düstere Welt zeichnet die Autorin hier. Für Dystopie-Liebhaber ein Muss!

Bewertung vom 23.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

Mein erste McEwan sollte doch etwas wuchtiger als seine sonstigen Bücher daher kommen, schließlich umfasst "Lektionen" mehr als 700 Seiten. Diese Seiten vermag der Autor mit der Lebensgeschichte eines durchschnittlichen Mannes seiner Zeit zu füllen: Roland Baines wächst in der Nachkriegszeit auf. Nach und nach wird das Leben Roland's aufgedeckt, da das Buch auf verschiedenen Zeitebenen spielt. So erfahren wir ganz zu Beginn, dass Roland's Frau Alissa ihn und das gemeinsame Baby verlässt. Was es damit auf sich hat, wird man im Laufe des Buches erfahren. Es sei so viel gesagt, als dass die episodischen Lebensausschnitte, die McEwan seinem Protagonisten zuschreibt, sehr interessant sind. Wenngleich die Haupthandlung manchmal lange nicht vorangetrieben wird, habe ich jede Seite als wertvoll empfunden. Denn McEwan webt meisterlich geschichtliche Ereignisse in Roland's Leben ein, wie die Kubakrise oder der Fall der Mauer. Lesen lohnt sich!

Bewertung vom 04.09.2022
Die Kriegerin
Bukowski, Helene

Die Kriegerin


ausgezeichnet

Das Buch beschreibt eine großartige Geschichte um zwei Frauen, die sich während ihrer Grundausbildung bei der Bundeswehr kennenlernen. Beide Frauen wollen sich unverwundbar machen, zu viele Traumata begleiten sie. Dabei schafft es Bukowski, das Thema von Frauen im Militär zu beleuchten, ohne dass aus diesem Buch ein reines Militärbuch würde. Im Gegenteil! Es handelt sich eher um den Umgang mit Traumata, um eine besondere Freundschaft zweier Frauen, um die Zerbrechlichkeit des Ichs. Dabei ist das Buch hochaktuell, sowohl auf politischer, als auch gesellschaftlicher Ebene. Ich kann dem Roman jeden ans Herz legen.

Bewertung vom 01.09.2022
Schlangen im Garten
vor Schulte, Stefanie

Schlangen im Garten


ausgezeichnet

Was ein tolles Buch!
Trauerarbeit nach dem Tod eines geliebten Menschen ist eine schwierige Sache. Umso schöner und eindrucksvoller hat Stefanie vor Schulte die Geschichte der Mohns schildern können, die mit dem Verlust der Frau bzw. Mutter zu kämpfen haben.
Dabei ist dieses Buch keines, bei dem man einfach nur konsumiert. Vielmehr muss man sich mit dem Gelesenen auseinandersetzen, da die theaterliche Sprache einem viel Raum für Interpretationen gibt. Das Buch kommt dabei märchenhaft daher. Es ist sicherlich kein leichtes Buch, das man mal so wegknabbern und inhalieren kann. Umso mehr Spuren kann es bei jenen hinterlassen, die sich darauf einlassen.

Bewertung vom 21.08.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


ausgezeichnet

Eingeführt wird man in dieses Buch mit einem Erzählstrang, der sich um Lennard Lomberg, seines Zeichens Kunstexperte und Protagonist dieses Buches ist, dreht. Dabei finden wir uns im Jahr 2016 wieder - Lomberg, der zuvor in London gelebt und gearbeitet hat, ist vor kurzem in die Heimat nach Bonn zurück gekehrt. Doch eines Tages erreicht ihn ein Anruf, dessen Folgen Lomberg niemals zu träumen gewagt hat. Am anderen Ende der Leitung ist ein Mann namens Dupret, der ein verschollene Gemälde erwähnt, welches er klammheimlich zurückgeben will. Kurze Zeit später ist Dupret tot und Lomberg taucht tief in die geschichtlichen Verzweigungen ein, die auch ihn selbst und seine Familie berühren.
Diese Verzweigungen historischer Natur bilden viele andere Handlungs- und Erzählstränge dieses Buches. So liest man Stellen, die im Jahre 1943, 1966 oder 2016 spielen. Zu jedem Zeitabschnitt werden einige neue Personen eingeführt, weshalb ich beim Lesen oftmals verwirrt war, von wem denn nun die Rede ist. Der Autor hat es geschafft, die Kunstszene und insbesondere deren Fachwissen und -jargon zu skizzieren, was mich aber leider hier und da gestört hat, da wichtige Begriffe nicht erklärt wurden. Für Menschen, die gerne zum Buch recherchieren und sich tief in eine mit historischen Fakten gespickte, anspruchsvolle Geschichte einlassen wollen, ist dieses Buch wie gemacht. Mich haben die unübersichtlichen Handlungsstränge, der besonders zu Beginn sehr gestelzte Schreibstil und mein ungenügendes Fachwissen nicht dazu gebracht "Das neunte Gemälde" zu einem meiner Lieblingsbücher avancieren zu lassen. Dennoch gibt es durchaus Leute, die einen Riesenspaß an diesem Buch haben oder hätten.

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