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Benutzername: 
Sidney
Wohnort: 
Winterbach

Bewertungen

Insgesamt 15 Bewertungen
12
Bewertung vom 08.11.2016
Die langen Tage von Castellamare
Banner, Catherine

Die langen Tage von Castellamare


schlecht

Gleich vorne weg: ich kann in diesem spezifischen Fall die Handlung nicht bewerten, denn ich konnte das Buch nicht komplett lesen. Mehr dazu weiter unten.

Es gibt sie, diese Bücher, bei denen man schon auf den ersten Seiten merkt, dass man mit dem Schreibstil nichts anfangen kann, dass Schriftsteller und Leser einfach nicht harmonieren.
In diesem ganz speziellen Fall trifft das auf mich und dieses Buch zu.
Ich habe mir wirklich zeit genommen, mehrere Anläufe unternommen um dann doch aufzugeben. Denn mit dem phasenweise Stakkato-ähnlichen Stil kann ich nicht umgehen. Auch die Selbstverständlichkeit, die von Frau Banner für das Verständnis ihrer Charaktere, an den Tag gelegt wird, machte das lesen für mich eher schwerer als leichter.
Hin und wieder lese ich historische Romane, Bücher, die in einer anderen Zeit - und für unser Verständnis sogar in einer anderen Welt - spielen. Darum habe ich für mich dieses Buch noch nicht abgeschrieben. Es liegt auf meinem SuB. Und wer weiß? Vielleicht habe ich irgendwann eine andere Einstellung, meine Ausgangssituation ist eine andere oder mein Geschmack ändert sich. Dann werde ich das Buch noch mal in Angriff nehmen und habe dann die Hoffnung, dass es mich doch bewegt, berührt oder mir zumindest einige schöne Stunden der Zerstreuung schenkt!

Bewertung vom 20.07.2016
Fünf am Meer
Sternberg, Emma

Fünf am Meer


schlecht

Ich habe sehr lange gebraucht, um „Fünf am Meer“ zu Ende zu lesen – und fast genauso lange um mir darüber im Klaren zu werden, wie ich dieses Buch rezensieren soll. Auch jetzt bin ich mir noch nicht so ganz sicher. Aber eines weiß ich: Mein Fall war es nicht.
Ab der ersten Seite hatte ich das Gefühl, dass die Handlung sehr inszeniert war. Als hätte die Autorin eine Fantasie aus ihrer Kindheit in ein Buch gepackt. Ich meine, wir kennen die Fantasie doch alle. Die Eltern drehen jeden Pfennig/Cent zweimal um, bevor er ausgegeben werden muss, wirklich Geld ist auch für einen Urlaub nicht da und man trägt die abgetragene Kleidung von Cousins und Cousinen. Wie oft haben wir uns als Kinder nachts im Bett vorgestellt, dass eines Tages jemand an die Tür klopft und von einem großen Erbe erzählt? Wir gingen gedanklich die Personen aus unserer Verwandtschaft durch, die potentiell als Vererbende in Frage kämen – doch niemand hatte den Reichtum, den wir uns wünschten. Also musste ein fiktiver entfernter Verwandter her, der sonst keinerlei weitere Angehörigen hatte.
Irgendwann werden wir erwachsen und wir erkennen die Realität als das an, was sie ist: Wir müssen arbeiten um zu leben und zu überleben, um uns die Dinge leisten zu können, die uns unsere Eltern nicht schenken konnten, als wir kleine Kinder waren. Die Welt ist leider nicht wie in „Pretty Woman“ oder wie in „Fünf am Meer“.
Ich hatte beim Lesen mehrfach das Gefühl, dass Emma Sternberg unbedingt diese Kindheitsfantasie zwischen zwei Buchdeckel bringen wollte. Die Idee, dass plötzlich ein Nachlassverwalter vor der Tür von Linn steht – ausgerechnet, an dem Tag, an dem sie ihren Lebensgefährten in flagranti erwischt – um ihr mitzuteilen, dass sie eine Villa in den Hamptons geerbt hat, klingt so hanebüchen, dass sie vielleicht sogar gut gewesen wäre, wenn die Aneinanderreihung der Geschehnisse nicht so gestelzt und vorhersehbar gewesen wäre.
Erst nachdem Linn dann in die Situation gebracht wird, sich damit auseinander setzen zu müssen, dass sie den fünf alten Herrschaften, die in dem Anwesen ihrer Tante x-ten Grades leben, nicht würde helfen können, zeigt Emma Sternberg, dass sie literarisches Talent hat. Es baut sich im letzten Drittel des Buches tatsächlich ein Spannungsbogen auf, der Spaß macht und der mich dann doch am Buch festhalten ließ.
Leider schafft sie es aber dennoch nicht die Zwischenmenschlichkeit zwischen Ted – dem Sohn einer der WG-Bewohner – und Linn vernünftig ins Rollen zu bringen. Phasenweise stolpert die Autorin über ihre eigenen Formulierungen und macht Aussagen und Handlungen wirr.
Als Linn dann „rein zufällig“ in einem Gemälde ihrer Tante ein verschollenes Gemälde entdeckt, das mehrere Millionen Dollar wert ist, empfand ich das Buch dann vollends als an den Haaren herbeigezogen.

Persönlich fühlte ich mich phasenweise an einen Versuch erinnert, den herausragenden Romanautor Nicholas Sparks zu imitieren. Es blieb bei dem Versuch.
Ich mag es, wenn Autoren/Autorinnen ihre Protagonisten durch die emotionale Hölle schicken, wenn Protagonisten eine persönliche Katastrophe nach der anderen durchleben müssen. Ich mag es auch, wenn ein Buch herzzerreißend ist und man ob der Unfairness des Lebens die Haare raufen möchte. Ich finde es toll, wenn ein Autor/eine Autorin literarisch aus den Vollen schöpft und den Leser auf eine Reise durch Emotionen schickt. Egal ob das Buch am Ende ein trauriges oder ein glückliches Ende nimmt.
Nur leider hat Emma Sternberg hier kein Buch geliefert, das ich empfehlen würde.
Hin und wieder genieße ich seichte Sommerlektüre – wenn sie schlüssig ist, Hand und Fuß hat und dennoch zu fesseln vermag.

Wie bereits zu Beginn gesagt: Mein Fall war es nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2016
Mein bester letzter Sommer
Freytag, Anne

Mein bester letzter Sommer


sehr gut

"Mein bester letzter Sommer" - im ersten Moment dachte ich, das ist kein Buch für mich. Ich bin normalerweise kein Freund von solch melodramatischen Titeln. Aber dann dachte ich mir, dass mir etwas Abwechslung bei all den Thrillern gut tun würde.
Anfänglich hatte ich etwas Schwierigkeiten in die Handlung zu finden. Man wird als Leser in eine Situation katapultiert, die mehr Fragen aufwirft, als beantwortet werden. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn Fragen aufgeworfen werden. Die machen neugierig aufs Buch. Aber in diesem Fall war es fast ein bisschen viel.
Im weiteren Verlauf lernt man dann die Protagonistin etwas kennen. Ich finde es jedoch schade, dass die restlichen Charaktere keine ähnliche Tiefe erhalten, sondern platt und oberflächlich bleiben. Da hätte ich mir in Verbindung zu solch einem ernsten Thema etwas mehr Tiefgang gewünscht.
Dass die Protagonistin eigentlich ständig darauf herumreitet, dass sie bald sterben wird, macht sie für mich nicht gerade realer sondern eher nervig. Im Umkehrschluss zeigt es aber sehr deutlich, dass die wenigsten Menschen in solch einer Situation stark oder fröhlich sind. Diese Momente waren etwas zweischneidig. Einerseits will man Tessa anschreien und schütteln, ihr sagen, sie solle sich endlich zusammenreißen und nicht ihrem Umfeld die Schuld an ihrem Leiden geben, gleichzeitig will man sie in den arm nehmen und festhalten.
Als Angehörige eines kranken Menschen kenne ich die Depression, die einen dazu verleitet, sich vergraben zu wollen. In diesen Momenten braucht man einen Oskar, der einen rausreißt.

Ich fand es gut, dass Anne Freytag irgendwann das Stilmittel des Perspektivenwechsels nimmt und man die Situation auch mal aus der Sicht von Oskar sieht. Es zeigt die Beweggründe eines Menschen auf, der sich haltlos verliebt und seiner Liebe alles ermöglichen möchte.
Dass seine Schwester starb und er sich die Schuld daran gibt, war etwas zuviel Drama. Ein Detail, was die Autorin gerne rauslassen hätte dürfen.
Die körperliche Annäherung der beiden fand ich aus Tessas Sicht durchaus gelungen, nur mit Oskars Variante konnte ich nicht all zu viel anfangen. Wie es dann zwischen den beiden weiter geht, fand ich jedoch etwas unrealistisch. Ein so schüchterner Mensch, als der Tessa dargestellt wird, legt nicht von heute auf morgen seine Bedenken, Zweifel, Ängste und Befürchtungen ab um dann ganz im Stil einer selbstbewussten Großstadtschönheit mit ihren Reizen zu kokettieren.

Wie gesagt, es gibt im Buch einige Dinge, die nicht unbedingt das sind, was ich erwartet oder gewählt hätte. Andere Dinge sind dann wiederum ergreifend, schön und wunderbar.
Irgendwann zwischendrin hat mich das Buch dann so gepackt, dass ich es nicht mehr weglegen konnte. Ich habe es binnen acht Stunden beendet. An dem Moment flossen bei mir dann auch die Tränen, die ich nicht mehr stoppen konnte.

Anne Freytag legt ihrer Protagonistin eine sehr treffende Aussage in den Mund: sterben ist leicht, nur der Weg dorthin ist schwer.
Sie packt den Leser genau da, wo es wehtut, nämlich bei der Angst vor dem sterben.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne so etwas liest, der Abwechslung zu anderen Genres sucht oder einfach mal gepflegt heulen möchte. Irgendwann werde ich es noch einmal lesen, wenn meine Ausgangssituation eine andere ist ...

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