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TanjaThome
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Krankenschwester und Medienfan; http://www.tanja-thome.de

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Insgesamt 12 Bewertungen
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Bewertung vom 28.08.2009
Parasiten-Person
Fremlin, Celia

Parasiten-Person


ausgezeichnet

Es hätte alles so schön sein können: Martin Lockwood gilt als passionierter, berühmter, innovativer, preisgekrönter Psychologe.

Aber so hatte sich Martin nicht tatsächlich entwickelt, sehr zu seinem Leidwesen, wie ihm zur Midlife-Crisis immer deutlicher vor Augen tritt. Doch es ist nie zu spät – und so gestattet sich Martin ein Forschungsjahr, um seine Doktorarbeit zu verfassen, sehr zum Missfallen seiner Frau Beatrice, die den Gedanken, Martin ganztags daheim zu haben, nur schwer ertragen kann.

Dieses Problem löst sich jedoch von selbst, als Martin eine Affäre mit Helen beginnt und zu ihr zieht. Helen, ganz anders als seine Gattin, unterstützt Martin, wo sie nur kann und ist in allem scheinbar absolut perfekt – ein wunderbares Umfeld, um auch beruflich endlich die richtigen Äste zu erklimmen.

Doch mitten in seiner Forschungsarbeit, die mehr schlecht als recht voran geht, macht Martin schließlich die Bekanntschaft von Ruth, einer Selbstmordkandidatin. Ruth bietet ihm schließlich an, ihm bei seiner Arbeit zu helfen – und ehe Martin sich versieht, ist er gefangen in Ruths Art und Weise und lässt sich von ihrer sprühenden Kreativität anstecken …

„Parasiten-Person“ ist kein typischer Thriller, so dass die abgedruckte Meinung der „Emma“ auf dem Buchumschlag falsche Erwartungen wecken könnte. Dennoch: dieser Roman ist unbedingt lesenswert.

Fremlin spielt herrlich satirisch auf allerlei Umstände und Verläufe an, führt den Versager Martin gnadenlos vor, lässt aber auch dessen Ehefrau Beatrice sowie vor allem seine Geliebte Helen keinen Moment aus der Schusslinie. Im Grunde kommt keine der auftretenden Figuren ungeschoren davon, auch wenn es nur die Nachbarin oder der pflegende Angehörige in einer Nebenrolle ist.
Einzig Ruth scheint von dieser Skizzierung ausgenommen zu sein – ausgerechnet der einzige Charakter, dem schriftlich bescheinigt wird, psychisch nicht ganz gesund zu sein. Und mal ehrlich, wenn man darüber nachdenken: Kennst du nicht auch die eine oder andere Parasiten-Person oder – wie man sie auch schon mal nennt – einen Energievampir?

Die Autorin versteht es nicht nur meisterhaft, alle Schwächen ihrer durchaus realistischen Figuren am Schopf zu packen und sie in den verschiedenen Farben auszumalen, sondern ihr gelingt es zudem, auch den Leser auf das Glatteis zu führen. Dabei bedient sie sich im Grunde klassischer Elemente, die zudem recht leicht zu enttarnen sind, dennoch: „Parasiten-Person“ verfehlt seine Wirkung nicht, wirkt lebendig, spritzig und sogar authentisch.

Wer nach einer Lektüre sucht, die sich in einem Rutsch hindurch lesen lässt, dabei köstlich unterhält und stets genau den richtigen Ton zwischen seichter Unterhaltung, Anspruch, Komik und Spannung gleichermaßen trifft, der sollte diesen Titel unbedingt lesen!

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