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Benutzername: 
Frau_Ke
Wohnort: 
Halle (Saale)

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


gut

Beklemmend, bedrückend, bewegend - mit diesen Worten lässt sich Lana Lux' Buch am besten beschreiben. Von der ersten Seite an entwickelt sie mit ihrem Schreibstil einen Sog, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Nahezu atemlos verschlingt man Seite um Seite, in der Hoffnung, dass sich am Ende doch noch alles zum Guten wendet.

Erzählt werden verschiedene Episoden, die den Leser in die Gefühls- und Gedankenwelt von Philipp und Faina eintauchen lassen. Die Abgründe, die dabei ans Licht kommen, werden im Verlauf der Geschichte immer größer und immer schmerzhafter.

An manchen Stellen verliert sich die Autorin in Details, die zu viel des Guten sind, z.B. wenn Philipp feststellt: "Am schlimmsten finde ich öffentliche Toiletten, bei denen man sich seine Ausscheidungen nicht ansehen kann." (S. 34) Auch bei Faina gibt es solche Stellen: "Ich kam (Anm.: zur Frauenärztin), bevor ich mein erstes Mal hatte, ich kam, als ich zum ersten Mal weißen Hüttenkäse in meinem Slip entdeckte..." (S. 142)

Ja, Lana Lux nimmt kein Blatt vor den Mund, aber derlei Ausführungen braucht es für meinen Geschmack nicht, um dem Leser die brutale, schonungslose Realität vor Augen zu halten - das gelingt auch ohne die Holzhammermethode, wie Lana Lux vor allem zum Ende hin deutlich beweist.

...und dann ist das Ende da - plötzlich, unerwartet, eiskalt. Und irgendwie ist man erleichtert, dass es vorbei ist, dass der Psychoterror ein Ende hat.

Fazit: Das Buch überzeugt mit seiner erzählerischen Wucht, aber ist definitiv nichts für schwache Nerven bzw. für Menschen, die von den Themen häusliche Gewalt, toxische Beziehungen o.ä. getriggert werden. Daher nur 3 von 5 Sternen. Doch all jenen, die gerne in die düsteren Bereiche der menschlichen Seele vordringen, sei das Buch empfohlen.

Bewertung vom 08.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


sehr gut

Es ist ein unmoralisches und scheinbar doch verlockendes Angebot, das der reiche und jagdbegeisterte Hunter in Afrika erhält: Statt nur auf die Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard) soll er Jagd auf die Big Six machen dürfen – und einem anderen Menschen das Leben nehmen.

Der Gedanke ist nicht nur provokant, sondern regelrecht absurd und verstörend - und dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Die detaillierten Beschreibungen der Natur und der Traditionen, ja vor allem auch der Jagd an sich, ziehen in den Bann - und lassen einen nicht wieder los. Der prägnante, temporeiche Schreibstil tut sein Übriges dazu.

Man bangt, man hofft, man zweifelt und fragt sich bis zuletzt: Wird er die Beute wirklich töten? Dabei kommt für meinen Geschmack das moralische und ethische Ringen Hunters mit der grundsätzlichen Frage, ob oder ob nicht, etwas zu kurz. Zudem bleibt das Buch einseitig - die Sichtweise und die Gefühlwelt des Gejagten bleiben nahezu außen vor.

Fazit: Das Buch ist ein moralischer, adrenalinreicher Ritt entlang der Grenze zwischen Richtig und Falsch, den man als Leser erstmal mitmachen und auch aushalten muss. Was am Ende bleibt, sind Erschütterung, Wut, Überforderung und ein Gedankenkarussell, das sich unaufhörlich dreht, denn wie viel ist ein Menschenleben wert? Nicht nur in Afrika, sondern weltweit.

Bewertung vom 10.11.2023
Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
Fletcher, Susan

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe


sehr gut

Krimi, Lebensbeichte oder Liebesgeschichte? Das Buch ist so vieles und lässt sich am Ende doch nicht in eine der klassischen Schubladen stecken. Im Grunde genommen, ist es ein Roman, der auf vielen Ebenen verzaubert und berührt. Zum einen ist die Sprache wunderschön, stellenweise sogar recht poetisch, z.B. wenn sich erste, zarte Liebesbande knüpfen. Zum anderen überzeugt die Tiefgründigkeit, mit der verschiedenste Themen behandelt werden wie der Verlust ihres Beines. Und vor allem überzeugt Florence Butterfield mit ihrer couragierten und empathischen Art. Sie ist quasi die Miss Marple oder auch Jessica Fletcher (Mord ist ihr Hobby) der Seniorenresidenz Babbington Hall.

„Unterbrochen“ werden ihre Ermittlungen von Rückblenden auf ihr bewegtes sowie bewegendes Leben. Dabei kommen neben amüsanten Anekdoten auch schwere Schicksalsschläge ans Licht. Das ist - zugegeben - manchmal etwas zu detailliert und dadurch leider langatmig, aber dennoch schafft es Susan Fletcher, die Spannung aufrecht zu erhalten und dem roten Faden zu folgen.

Fazit: Man muss Florence einfach mögen!

Bewertung vom 03.11.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


sehr gut

Walter, knapp sechzig, ist ein Postbote wie er im Buche steht: Er erledigt seine Arbeit gewissenhaft, ist dienstbeflissen, aber eben auch ein Eigenbrötler. Als er in die Christkindfiliale strafversetzt wird, erreicht ihn ein Brief, der sein Herz berührt - und ein Briefwechsel mit ungeahnten Folgen nimmt seinen Lauf. Walter, der anfangs eher an den Grinch erinnert, spielt plötzlich Gott - und will das Leben von Ben (und dadurch vielleicht auch sein eigenes) retten. Ob ihm beides gelingt, bleibt bis zum Ende offen. Man bangt und hofft. Aber Izquierdo wäre nicht Izquierdo, wenn er nicht in jedem Kapitel den Leser aufs Neue überraschen würde.

Ja, es ist ein herzerwärmender Roman, aber eben keine beliebige Weihnachts-Happy-End-Geschichte. Vielmehr bietet Izquierdo eine Geschichte zum Lachen und Weinen, für Herz und Kopf. Und am Ende bleibt die Frage: Was macht einen guten Menschen aus? Gut gemeint ist eben nicht immer auch gut gemacht...

Fazit: Kein Wohlfühlschmöker, aber eine wunderbare Tragikkomödie.

Bewertung vom 23.10.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


ausgezeichnet

Zunächst einmal muss ich feststellen: Das Cover finde ich in Realität genauso schrecklich wie schon beim Blick auf die Leseprobe. Es spricht mich überhaupt nicht an, sondern schreckt mich regelrecht ab. Aber zum einen ist es Teil der Kunstfigur „Conny“ und zum anderen kommt es ja bekanntlich auf den Inhalt in - insofern kann ich darüber hinwegsehen. Die Optik im Buch wiederum gefällt mir gut. Die Karikaturen der Büro-Ladies passen perfekt zu dem Bild, das man beim Lesen von ihnen bekommt.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Ich hatte anfangs Bedenken, ob mir die Berliner Schnauze irgendwann auf den Keks gehen könnte - das war aber nicht der Fall. Im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass ohne diesen Zungenschlag das Buch nicht annähernd so komisch gewesen wäre.

Natürlich sind die Charaktere und Alltagssituationen stark überzeichnet und lassen kein Vorurteil/Klischee aus, dennoch enthalten sie immer auch ein Fünkchen Wahrheit, manchmal sogar weit mehr.

Fazit: Conny bietet nicht nur eine bloße Aneinanderreihung von Anekdoten; sie folgt einem roten Faden, der sich durch das gesamte Buch zeiht - und am Ende sogar die Hoffnung auf eine Fortsetzung weckt. Wer zwischen den Zeilen liest, wird darüber hinaus merken, dass sie einen schonungslosen und ungeschönten Einblick in Deutschlands Amtsstuben gewährt. Wer schon einmal in diesem Bereich gearbeitet hat, wird an vielen Stellen zustimmend nicken - und herzhaft lachen.

Bewertung vom 21.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


weniger gut

Das Cover - ein Hingucker, der Klappentext - vielversprechend, die Leseprobe - spannend. Ganz klar: Das Buch muss ein Pageturner sein - ist es aber leider nicht. Der Schreibstil ist dann doch zu schwergängig. Die Dialoge der beiden Protagonisten sind streckenweise sehr ermüdend, langatmig und teilweise belanglos. Auch gefällt mir der teils recht plumpe Sprachstil nicht - was aber vielleicht an der Übersetzung liegt.

Zudem kommt für meinen Geschmack keine richtige Spannung auf, da sich die Geschichte zwischendurch immer wieder "verläuft". Zudem treten (zu) viele Nebencharaktere auf - das macht es zunehmend kompliziert. Dadurch habe ich auch irgendwann den roten Faden verloren, ohne es richtig zu merken. Dennoch habe ich mich bis zum Ende "durchgekämpft", weil ich trotz allem wissen wollte, wie es ausgeht. Überzeugt hat mich das Ende aber nicht. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich von Anfang an unter einem "genresprengenden Thriller" etwas anderes erwartet hatte. Auch die "mitreißende Liebesgeschichte" geht für mich in den Wirren des Buches unter. Schade.

Fazit: Für Akte X-Fans könnte es ein Lesespaß sein, da das Buch eher dem Fantasy- und SciFi-Genre zuzuordnen ist. Wer einen herkömmlichen Thriller erwartet, wird enttäuscht - zu viel "Übersinnliches", zu viel Drumherum. Wahrscheinlich hätte es gut getan, die Geschichte um 100 bis 150 Seiten einzukürzen.

Bewertung vom 21.08.2023
Und wir tanzen, und wir fallen
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen


gut

Nach der Leseprobe hatte ich erwartet, vielleicht auch befürchtet, dass mich das Buch zu Tränen rühren und noch Tage nach dem Lesen "begleiten" würde. Beides ist nicht eingetreten. Vielmehr hatte ich beim Lesen das Gefühl: "Lache, wenn's zum Weinen nicht reicht". Denn die Geschichte ist zwar einerseits unerträglich herzzerreißend, aber andererseits auch wundervoll lebensbejahend und in gewisser Weise tragikomisch.

Mit Galgenhumor und einer gewissen Leichtigkeit erzählt die Autorin die Geschichte von Edith und Ashley, deren Ende bereits ab der ersten Zeile, ja, ab dem ersten Wort unabwendbar ist: Edith wird sterben. Trotz dieser Vorhersehbarkeit gelingt es der Autorin, eine gewisse Spannung aufzubauen.

Ich würde ja zu gerne daran glauben, dass alle Hospize so sind wie das im Buch beschriebene und der Tod auf leisen Sohlen kommt, aber es ist und bleibt ein Roman...

Was mich regelrecht gestört hat, ist, dass Ashley mit ihren teils eigenwilligen Gedanken und "Lebensbeichten" im Mittelpunkt steht. Sie erzählt die Geschichte, sie ist es die weiterlebt. Edith bleibt dabei auf der Strecke und bis zum Ende unnahbar.

Fazit: Es ist gut, dass der Roman nicht nur auf die Tränendrüse drückt. Doch an manchen Stellen hätte es für mich emotionaler und tiefgründiger sein können. Zudem hätte ein wenig mehr Zurückhaltung der Protagonistin und ein wenig mehr Nähe der "Nebendarstellerin" dem Buch gut getan. So liest es sich schnell weg, bleibt aber leider nicht im Kopf...

Bewertung vom 01.08.2023
Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2
Storm, Andreas

Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2


sehr gut

Ein gestohlenes Gemälde, ein findiger Kunstexperte und viele unvorhersehbare Wendungen – das sind die Zutaten für Andreas Storms zweiten Roman. Die Geschichte spielt erneut auf verschiedenen Zeitebenen; erzählt wird in kurzen Kapiteln – das macht es kurzweilig und spannend, kann aber auch verwirren und dazu führen, dass man den roten Faden verliert. Hinzu kommen verschiedene Handlungsorte und immer wieder neue Charaktere, die die Geschichte „beeinflussen“. Stellenweise sind es gar zu viele Handlungsstränge und Personen, die sich kreuzen.

Detailliert und mit vielen (kunst-)historischen Anekdoten gespickt, erzählt Andreas Storm eine Geschichte, die nicht nur Kunst- und Geschichtsinteressierte begeistern dürfte – egal, ob man den ersten Teil gelesen hat oder nicht. Zwar gibt es hin und wieder kurze „Rückblenden“ zum ersten Band, aber diese sind für den Verlauf der Geschichte nicht ausschlaggebend.

Sowohl layouttechnisch (Cover, Kapitel) als auch stilistisch (mehrere Zeitebenen und wechselnde Orte) knüpft der zweite Band an den Debütroman an. Wer den ersten Teil gelesen hat, fühlt sich im zweiten also sofort zu Hause. Eine gute Neuerung ist das Personenregister am Ende, das die Haupt- und Nebencharaktere, sortiert nach ihrem Auftreten in den verschiedenen Jahren, enthält. Das ist hilfreich, um nicht den Faden zu verlieren, da z.B. einige Charaktere eine Doppelidentität besitzen und in verschiedenen Jahren auftreten.

Fazit: „Die Akte Madrid“ ist kein Buch für Zwischendurch, da man sonst aufgrund der viele Zeitsprünge und Wendungen den roten Faden verliert. Aber wenn man sich darauf einlässt, wird man mit einer spannenden, vielschichtigen Geschichte belohnt. Und der Cliffhanger am Ende macht bereits Lust auf den – hoffentlich geplanten – dritten Band.

Bewertung vom 20.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


sehr gut

Was einem zuerst ins Auge fällt, sind das schön gestaltete Cover sowie der farbige Buchschnitt. Man freut sich einfach darauf, das Buch zu öffnen und in die Geschichte einzutauchen.

Auf poetische und sehr bildhafte Weise nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere. Die Erzählweise ist ruhig und regelrecht entschleunigend. Man hat das Gefühl, als würde die Zeit tatsächlich stillstehen.

Die Idee, auf der Schwelle zum Tod die Zeit für einen Moment anhalten und nochmals in Lebenserinnerungen schwelgen zu können, ist einfach wundervoll. Das Thema ist sicher kein leichtes - wer denkt schon gerne über das Sterben nach? Aber wünscht sich am Ende nicht jeder von uns, eine solche Drehlaterne wie im Buch, die bestückt mit den schönsten Bildern des Lebens uns auf dem Übergang vom Leben zum Tod begleitet? Es wäre irgendwie ein tröstliches, versöhnliches Ende...

Leider bleiben die Charaktere ein wenig zu oberflächlich. Es fehlt ein wenig an Tiefgründigkeit. Zudem ist das Ende für meinen Geschmack zu offen gestaltet - und lässt mich etwas ratlos zurück.

Fazit: Ein unaufgeregtes Buch, das sehr bildhaft vom Ende des Lebens erzählt - und dabei viel Raum für Interpretationen lässt. Es ist bewegend und teilweise deprimierend, aber dennoch bleibt am Ende ein gutes Gefühl zurück.

Bewertung vom 22.06.2023
Das Beste kommt zum Kuss
James, Molly

Das Beste kommt zum Kuss


ausgezeichnet

Zugegeben: Das Cover ist mir zu rosa, aber es kommt ja bekanntlich auf den Inhalt an - und der hat mich überzeugt. Ich konnte das Buch - einmal angefangen - nicht wieder aus der Hand legen und habe es nahezu in einem Ruck durchgelesen.

Warum? Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen ist der Schreibstil einfach mitreißend und flott. Das Buch liest sich dadurch schnell weg. Zum anderen ist die Geschichte spannend - man fiebert und rät mit, wer wohl derjenige ist, der Amys Herz erobern kann (wenngleich man recht schnell auf die richtige Spur kommt, aber das tut dem Lesespaß keinen Abbruch...). Auch die einzelnen Charaktere werden gut in Szene gesetzt, obwohl aufgrund der Vielzahl der handelnden Personen einige Charaktere etwas blass bleiben. Darüber hinaus bietet das Buch alles, was eine leichte Sommer- bzw. Urlaublektüre haben sollte: Es ist kurzweilig, mal lustig und mal traurig und dabei immer unterhaltsam.

Fazit: Eine Geschichte für Herz und Seele, die einen zum Lachen, aber auch zum Weinen bringt.