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Benutzername: 
Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 1012 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2025
Frauen und Revolution (eBook, ePUB)
Behjat, Shila

Frauen und Revolution (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Anteil, den couragierte Frauen an Revolutionen hatten und haben, wird nach wie vor gering geschätzt. Sei es jener, der Frauen wie Olympe de Gouges, die 1793 unter der Guillotine starb, oder jener von Karoline von Perin, der man wegen ihrer Teilnahme an der Revolution 1848 in Wien, die Kinder wegnahm.

In diesem Buch beleuchtet die vielfach ausgezeichnete Journalistin Shila Behjat die Besonderheiten weiblichen Protests. Obwohl zahlreiche größere und kleinere Revolutionen, deren Gesichter weiblich sind, stattfinden, richtet die Autorin ihren Fokus auf vier Länder, in denen sich Frauen aus höchst unterschiedlichen Gründen gegen ihre Regierungen auflehnen:

Iran
Belarus
Polen
Sudan

Einigen sind die Berichte aus dem Iran, Belarus oder dem Sudan geläufig, da dort das Leben der Frauen massiv eingeschränkt ist. Doch Polen? Polen ist doch eine Demokratie, oder? Was bringt hier die Frauen auf die Straße? Die Gründe sind in diesem Buch nachzulesen.

Shila Behjat hat zahlreiche Anführerinnen der Bewegungen interviewt und daraus ein engagiertes Plädoyer für ein neues Frauenbild und weibliche Solidarität gezeichnet. Vielerorts wird den Frauen nach wie vor mangelnde Solidarität angekreidet. Ich glaube, dass Frauen eher ganzheitlich denken und die Folgen ihres Tuns auf andere, wie zum Beispiel auf ihre eigenen Kinder, im Auge behalten.

Sehr gut ist herausgearbeitet, dass sich immer mehr Frauen nicht mehr als (passive) Opfer sehen, sondern aktiv für ein neues Frauenbild eintreten. An manchen Stellen, wenn von Folterungen in iranischen Gefängnissen die Rede ist, ist das Buch nicht leicht zu lesen.

Fazit:

Gerne gebe diesem Plädoyer, das den Anteil der Frauen an Revolutionen aufzeigt. 5 Sterne.

Bewertung vom 18.04.2025
Merano criminale
Florin, Elisabeth

Merano criminale


ausgezeichnet

Während Ispettore Emmengger und seine Kollegin und Lebenspartnerin Eva Marthaler über den Ankauf von Möbelstücken diskutieren, findet eine Joggerin die Leiche einer Frau, die nicht die einzige Tote bleiben wird. Eine zunächst vage Verbindung deutet auf ein Feinschmeckerlokal in Meran. Also nimmt Paul Tschugg, der begnadete Schauspieler, dort die Rolle eines Soßenkochs an. Blöd ist nur, dass er zwar das Handwerk des Schauspieler beherrscht, aber leider nicht kochen kann. Da hilft auch der Nachhilfeunterricht bei Evas Mutter nichts ....

Gleichzeitig reißen die Carabinieri die Ermittlungen an sich und booten Emmengger und Marthaler aus. Doch die beiden recherchieren heimlich weiter und entdecken zwei, zwanzig Jahre zurück liegende Ereignisse: Den bislang nicht aufgeklärten Überfall auf einen Geldtransport und das mysteriöse Verschwinden von Rainer Sandvoss.

Wie das alles zusammenhängt, müsst ihr schon selbst lesen.

Meine Meinung:

Elisabeth Florin hat uns wieder einen komplexen Krimi rund um die wunderschöne Bergwelt von Meran beschert, in der auch die Kulinarik nicht zu kurz kommt.

Der Krimi lässt uns in die Vergangenheit eintauchen, sodass wir Leser immer ein wenig mehr wissen als Eva und Emmi. Trotzdem gelingt es Elisabeth Florin erstens die Spannung stetig zu steigern, bis sie sich in einem gefährlichen Showdown entlädt und zweitens, führt sie uns Leser immer wieder auf falsche Fährten. So geraten nicht nur die Flying Taifls sondern auch der unbeliebte Lokalreporter Magnus Braunhofer in den Fokus der Ermittlungen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Südtirol-Krimi wieder 5 Sterne.

Bewertung vom 18.04.2025
Arsen und Spargelspitzen
Aicher, Mathias;Archan, Isabella;Aurass, Dieter

Arsen und Spargelspitzen


sehr gut

Die beiden Herausgeber dieses Kurzkrimi-Sammelbands, Klaus Maria Dechant und Brigitte Glaser, bereiten ihre Leser mit folgenden Worten auf die 19 höchst unterschiedlichen Geschichten vor:

„Kurzgeschichten sind wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was drin ist.“

Und, ja, das stimmt. Besser hätte ich das auch nicht formulieren können. Namen wie Isabella Archan, Jennifer B. Wind oder Dieter Aurass verheißen Humor und Spannung, fiese Bösewichte und enttäuschte Menschen, die sich nicht anders als mit Gewalt zu helfen wissen. Obwohl, Gewalt ist keine Lösung ...

Wie immer, lässt mich so eine Sammlung von Kurzgeschichten ein wenig zwiegespalten zurück. Einerseits halte ich es für hohe Schreibkunst auf rund 25 Seite eine komplexe Geschichte zu erzählen, andererseits sind mir Kurzkrimis immer zu kurz. Das ist natürlich mein ganz persönliches Problem.

Gut gefällt mir, dass unterschiedliche Autorinnen und Autoren zu einem bestimmten Motto (hier die Austragung der Criminale in Schwetzingen) in einem Buch vereint sind, so dass ich einen Eindruck von allen jenen bekomme, die ich noch nicht kenne.

Nicht alle Geschichten haben mich gleichermaßen begeistert. Als besonders dramatisch empfinde ich gleich die erste Geschichte, in der ein Mädchen die Elternrolle für ihren alkoholkranken Vater übernehmen muss, obwohl es selbst durch den Unfalltod der Mutter traumatisiert ist und sich selbst dafür die Schuld gibt.

Fazit:

Dieser Pralinenschachtel „Arsen und Spargelspitzen“, die Häppchen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen enthält, gebe ich gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2025
Intrigen an der Loire (eBook, ePUB)
Duval, Catherine

Intrigen an der Loire (eBook, ePUB)


gut

Während eines rauschenden Kostümfest auf dem, durch Königin Katherina de Medici und und ihre Rivalin Diane de Portiers, bekannten Schloss Chenonceau wird der Chefgärtner, der als Neptun verkleidet ist, ausgerechnet durch seinen eigenen Dreizack ermordet.

Obwohl Baron Philippe du Plessis beschlossen hat, seine Tätigkeit als Detektiv an den Nagel zu hängen, wird er in den Fall hineingezogen. Zunächst als Zeuge, weil er Gast dieses opulenten Fests war und dann, weil die ermittelnde Polizistin, Charlotte Maigret, ihn zur Mitarbeit verdonnert, denn sie wäre urlaubsbedingt sonst auf sich alleine gestellt.
Man kennt sich aus einem früheren Fall (Mord an der Loire) und ist sich nicht grün, was zu der einen oder anderen amüsanten Szene führt. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen und Maigret nützt die vielfältigen Beziehungen des Adeligen.

Die Ermittlungen gestalten sich als zäh und als man sich auf ein Motiv in Richtung Beziehungsdrama festlegt, gibt es einen zweiten Toten.

Meine Meinung:

In diesem zweiten Loire-Krimi, der für mich der erste dieser Reihe und von Autorin Catherine Duval ist, ermittelt ein höchst unterschiedliches Paar: Zum einen der Privatermittler Baron Philippe du Plessis und zum anderen Madame le Commissaire Charlotte Maigret.

Eigentlich könnte dieser Krimi recht spannend und durch das ungleiche Paar auch amüsant sein. Für ist er weder noch. Philippe und Charlotte stochern jeweils für sich im Leben des homosexuellen Ermordeten herum, und glauben in Rache und Eifersucht ein mögliches Motiv gefunden zu haben. Dass Philippe ein wenig dilettantisch durch den Krimi stolpert, kann ich noch gelten lassen. Er hat zwar eine Ausbildung als Detektiv genossen, hat es aber auf Grund seiner Vermögensverhältnisse gar nicht nötig, wirklich einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen, auch wenn die Renovierung seines eigenen Schlosses, recht kostspielig ist. Er wirkt auf mich ziemlich blasiert und unsympathisch.
Allerdings ist auch Charlotte Maigret, trotz des bekannten Namens, keine toughe Ermittlerin. Ständig beklagt sie sich über den Personalengpass, würde lieber in den Urlaub fahren und benimmt sich wie ein trotziger Teenager. Sie ist sichtlich auf du Plessis Lebensstil neidisch, weshalb sie ständig unpassende Bemerkungen darüber macht. Ein- oder zweimal sich darüber lustig zu machen, ist verständlich. Das dauernde Quengeln hat mich ziemlich genervt.

Der witzigste Charakter in diesem Krimi ist Philippes Tante Aude, die die Urnen ihres Ehemanns, mehrerer Liebhaber sowie ihres Pferdes im Vertiko stehen hat. Ihr nimmt man die skurrilen Ideen gerne ab.

Die Ermittlungen geraten durch die detaillierten Beschreibungen der Kleidung aller Figuren ein wenig in den Hintergrund. Dass eine Kriminalbeamtin im Dienst mit Minirock unterwegs ist, halte ich übrigens für ziemlich unwahrscheinlich.

Das Cover ist eine wahre Augenweide.

Fazit:

Leider hat mich dieser Krimi nicht wirklich überzeugt, daher nur 3 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2025
Arrivederci Jesolo
Weiss, Nadia

Arrivederci Jesolo


sehr gut

Es ist Hochsommer in Jesolo Pineta, die Urlauber genießen das Meer und im nahen Venedig rüstet man sich für die berühmte Biennale, die reich und schön anlockt. Der bekannte Maler Gustav Görlitz hat eine Enthüllung angekündigt. Doch daraus wird nichts, denn der Maler hängt erstochen am Clown der Hüpfburg von Jesolo.

Commissario Vialli wird mit den Ermittlungen betraut und unverzüglich klebt Ambra Santoro, die Journalistin von Jesolo24 an seiner Seite. Sie wittert ihre Chance, Hintergründe der Bluttat aufzudecken, um einen Sprung auf der Karriereleiter hinaufzuklettern. Ihre Insiderinformationen zur Kunst- und Klatschszene erweisen sich als aufschlussreich. Gemeinsam durchleuchten Vialli und Santoro das Privatleben des Malers, das zahlreiche Geheimnisse enthält. Geheimnisse, die besser nicht enthüllt werden sollten ...

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist das Debüt der Journalistin und Filmemacherin Nadia Weiss, weshalb der Alltag der Reporterin Ambra Santoro recht anschaulich geschildert ist. So erfährt man einiges darüber, dass sich halbe Wahrheiten sich besser verkaufen als ganze, dass jede Schlagzeile, so abstrus oder reißerisch sie sein mag, Klicks, Quoten und Reichweite bringt.

Wir erhalten Einblick in die Geschäftspraktiken von einigen Galeristen, die manchmal sowohl den Künstler als auch den Kunstliebhaber über den Tisch zu ziehen versuchen.

Die Charaktere haben so ihre Ecken und Kanten, und wirken, bis auf wenige, durchaus sympathisch. Der Krimi liest sich leicht und flott. Man kann direkt das Meer und das Sonnenöl riechen sowie den Sand unter den Fußsohlen knirschen hören.

Fazit:

Dieser Krimi eignet sich gut als Sommerlektüre, egal ob am Strand von Jesolo oder in den Bergen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2025
Eine Melange zum Verlieben (eBook, ePUB)
Fellner, Fiona

Eine Melange zum Verlieben (eBook, ePUB)


gut

Wie Titel und Cover verraten, spielt dieser Roman in einem Wiener Kaffeehaus, nämlich im Café Schopenhauer in Wien-Währing.

Wir lernen, Katie, Lisi und Elena, drei Freundinnen, alle ein wenig über dreißig, kennen. Katie, Langzeitstudentin arbeitet seit längerer Zeit im Schopenhauer als Kellnerin, während Lisi, Ärztin im nahegelegenen AKH ist und Elena, eine Blumenverkäuferin mit abgeschlossenem Kunststudium ist. Ihre Nachmittagspausen sie regelmäßig im Schopenhauer. Man spricht über Gott und die Welt, aber eigentlich über Männer im Allgemeinen und die aktuellen bzw. verflossenen im Besonderen. Jeder Gast, ob Mann oder Frau, erhält vom Trio einen Spitznamen. Die beiden Schachspieler nennen sie „Schach“ und „Matt“ oder den Mann in Nordic Walking Outfit „Johnnie Walker“.

Seit kurzem hat das Kaffeehaus einen neuen Gast - einen geheimnisvollen Gast, der im dunklen Anzug und mit einem Aktenkoffer jeden Mittwoch erscheint und wortkarg eine Melange bestellt. Wer mag das sein? Die drei Freundinnen laufen zur Höchstform auf, wenn es darum geht, die Profession des Mannes zu erraten. Von Banker über Geheimagent ist einiges dabei. Sie nennen ihn einfach El Sol, obwohl er mit seiner schwarzen Kluft das Gegenteil von Sonne ist.

Das heimliche Anhimmeln des schwarz gekleideten Gastes findet ein jähes Ende, als eines Tages sein Koffer unter dem Tisch stehengeblieben ist, und das Trio ihn öffnet, um die Identität des geheimnisvollen Gastes zu lüften ....

Meine Meinung:

Hin und wieder muss auch ich eine zuckerlrosa Geschichte lesen, besonders dann, wenn sie in einem bekannten Wiener Kaffeehaus, dem Schopenhauer spielt. Dieser Roman passt schon alleine durch sein Cover in dieses Genre.

Bis auf eine kurze Szene spielt sich das Geschehen ausschließlich im Kaffeehaus ab. Aber, Geschehen ist zu viel gesagt, denn eigentlich plätschert die Handlung wochenlang ohne größere Wellen einfach so dahin. Beinahe hätte ich die Geduld mit Katie verloren. Die Frau ist über dreißig, Kellnerin und traut sich einen Gast nicht anzusprechen? Benimmt sich wie ein Teenager? Immerhin die anderen beiden Frauen sind nicht ganz so lethargisch.

So recht packen kann mich diese Geschichte nicht. Es passiert einfach zu wenig. Der Showdown kommt dann ein wenig unerwartet.

Gut gelungen ist die Beschreibung des Ambiente des Café Schopenhauer. Der Schreibstil ist leicht und locker. Allerdings kann ich mich mit der Imitation des Wienerischen nicht ganz anfreunden. Die Autorin bekennt, dass sie zehn Jahre in Wien gelebt und die Sprachmelodie liebgewonnen hat. Aber leider klingt es nicht authentisch. Das ist in etwa so, als würde ich als Wienerin in Hamburg platt schnacken. Das ist vermutlich Ansichtssache und fällt anderen Leserinnen vielleicht gar nicht auf oder macht diese Romanze gerade interessant. Ich jedenfalls ziehe für den gekünstelten Wiener Dialekt einen Stern ab.

Fazit:

Dieser Roman, der die Kaffeehausliteratur einmal anders interpretiert, erhält von mir (siehe oben) 3 Sterne.

Bewertung vom 13.04.2025
Johann Strauss - Walzertod
Eigner, Katharina

Johann Strauss - Walzertod


ausgezeichnet

Katharina Eigner, bekannt durch ihre Salzburg-Krimis rund um Sprechstundehilfe Rosemarie Dorn, wechselt mit diesem historischen Roman Zeit und Stadt und entführt uns in das Wien von 1844. Es herrscht Kaiser Ferdinand, der kein großes Licht auf dem Kaiserthron ist und als Ferdinand der Gütige, in die Geschichte eingehen wird. Die Fäden hinter Ferdinand zieht allerdings ein andere: Fürst Clemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859). Es ist die Zeit des Biedermeiers, das in wenigen Jahren mit den Revolutionen von 1848/49 blutig zu Ende gehen wird. Und blutig geht es auch hier in diesem Roman zu.

Ein Frauenmörder macht die Stadt, in der die Walzermusik von Johann Strauss Vater den Ton angibt, unsicher. Die Frauen scheinen nichts miteinander gemein zu haben, bis Heinrich Kaunitz, der Lohnkutscher, der häufig Johann Strauss Sohn durch die Stadt fährt, in das Visier der Polizei gerät. Dann entdeckt man beinahe zufällig, dass alle Frauen, bis auf eine, eine leere Tanzkarte für den Ball der Medizin bei sich haben und die eine, die fehlende, hat Kaunitz. Kaunitz, nicht verwandt oder verschwägert mit dem bekannten Adelsgeschlecht, das unter Maria Theresia den Staatskanzler gestellt hat, beginnt selbst zu ermitteln, zumal auf den Tanzkarten ein Name, den er sehr gut kennt, mehrfach aufscheint: Johann Strauss.

Damit spannt die Autorin elegant den Bogen zum zweiten Handlungsstrang: Zu Johann Strauss Sohn, dessen 200. Geburtstag die ganze Welt 2025 feiert. Noch ist der Schani, wie er genannt wird, allerdings nicht berühmt, sondern ein 18-Jähriger, der nichts anderes will, als Musik zu machen. Getrieben von seiner Mutter Anna, die ob der Frauengeschichten ihres Ehemannes Johann Strauss Vater, alles dafür tut, um den Sohn als Konkurrenten für den Vater zu etablieren.

„Er würde den Alten vom Thron stoßen, ihm den Rang ablaufen. Johann Strauss Vater, der Walzerkönig, hatte seine Familie mit Füßen getreten. Er würde dafür büßen.“ (S. 37)

Ein dritter Handlungsstrang bringt die Sicht auf die Ermittlungen des Polizisten Theo Haas in die Morderie ein, der sich mit einem neuen Assistenten, herumschlagen muss. Der ist ein Verwandter seines Vorgesetzten und macht ihm, dem Ermittler, natürlich Zores.

Meine Meinung:

Katharina Eigner zeigt mit ihrem ersten historischen Krimi das Wien abseits der Walzerseligkeit. Wir erleben an Hand des Fiakers Heinrich Kaunitz wie es Kleinunternehmern geht, wie die Zensur unter Metternich zahlreiche Bücher, wie Alexandre Dumas „Der Graf von Monte Christo“ verbietet, die dann doch heimlich gelesen werden. Eine Leidenschaft, die auch unter Polizisten wie Theo Haas zu finden ist. Wir dürfen den Konflikt zwischen Anna Strauss und Emilie Trampusch, jener Hutmacherin mit der Johann Strauss Vater nun zusammenlebt, verfolgen.

„Anna und Emilie. Sie sind sein Verderben, sein Untergang. Sie nehmen ihm die Luft zum Atmen und zermalmen ihn. Ich werde sie für ihn aus dem Weg räumen.“

Die Autorin lässt uns mit Fiaker Kaunitz im bekannten Griechenbeisl einkehren, das heute zu einer Touristenattraktion zählt, aber damals eine einfache Einkehrmöglichkeit für weniger betuchte Gäste war.

Geschickt werden hier Fakten und Fiktion zu einem historischen Krimi verquickt. So fahren wir mit Fiaker Kaunitz zwischen der Leopoldstadt, wo er und Schani wohnen, und dem mondänen Hietzing, wo sich alle jene prunkvolle Villen bauen lassen, die dem Kaiserhaus nahe stehen. Auch ein Sprung zum bekannten Dommayer, in dem wenig später beide Sträusse alternierend und bejubelt auftreten, ist dabei.

Gut gefällt mir, dass Katharina Eigner akribische Recherchen betrieben hat, sodass wir in Heinrich Kaunitz‘ Fiaker kreuz und quer durch Wien fahren können.

Ob es einen weiteren Fall geben wird? Potenzial hätten sowohl die Charaktere als auch die damalige Zeit.

Immerhin geraten die Brüder Johann und Josef Strauss 1848 in revolutionäre Kreise, was sie auf die Barrikaden und Johann kurz ins Gefängnis und länger in Ungnade beim Kaiserhaus bringt. Seine Kompositionen zur Revolution wie die „Freiheitslieder“ oder der „Revolutionsmarsch“ kosten ihn beinahe seine Karriere. Erst 1863 wird er zum k.k.-Hofballmusik-Direktor ernannt. Also, Stoff für eine Fortsetzung ist reichlich vorhanden.

Schmunzeln musste ich über die kurze Bemerkung von Theo Haas, dass auch Metternich, einige der von ihm verbotenen Bücher gelesen haben soll.

Fazit:

Mir hat er gefallen, dieser historische Krimi rund um Johann Strauss, Heinrich Kaunitz und Theo Haas, weshalb ich hier 5 Sterne vergebe.

Bewertung vom 08.04.2025
Lautlose Feinde / Leander Lost Bd.7
Ribeiro, Gil

Lautlose Feinde / Leander Lost Bd.7


ausgezeichnet

Leander Lost und Soraia haben endlich geheiratet. Doch aus der Hochzeitsreise wird wegen Schlechtwetters zunächst einmal nichts, weshalb sich Leander gemeinsam mit seine Kollegen Graciana Rosado und Carlos Esteves dem Mord an André Bento und der Entführung dessen kleinen Enkelin Marie widmen kann.

Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß, ist die Verwicklung des Mordopfers in einen veritablen Spionagefall, der weite Kreise ziehen und weitere Opfer fordern wird.

Meine Meinung:

Dieser 7. Fall ist durch seine internationale Dimension ein wenig anders als die bisherigen, die sich eher mit dem portugiesischen Verbrechen beschäftigt haben. Wenn sich russische und amerikanische Geheimdienstmitarbeiter in einem dritten Land treffen, ist naturgemäß etwas im Busch, das meist nicht ohne (fast) unschuldige Opfer abläuft. So auch hier. Wer in die sprichwörtliche Schusslinie gerät, überlebt häufig nicht.

Der Krimi spielt innerhalb von vier Tagen in mehreren Handlungssträngen, die jeweils unterschiedliche Perspektiven darstellen.

Eine nach wie vor undurchsichtige Rolle spielt Miguel Duarte, der sich Graciana überlegen fühlt und die Leitung der Polizeidienststelle in Fuseta für an sich reißen will. Dabei agiert er nicht immer mit fairen Mitteln. Wie dieser Konflikt ausgehen wird, wird man bestimmt in einem der nächsten Krimis lesen. Einmal war es ja schon beinahe soweit, dass Duarte keine Rolle mehr spielen hätte können ...

Leanders Umgebung hat sich mit dessen Asperger-Autismus arrangiert, helfen seine unorthodoxen Methoden und Meinungsäußerungen doch regelmäßig, Verbrecher dingfest zu machen. Diesmal kommen seine Fähigkeiten ein wenig zu kurz.

Fazit:

Ein etwas anderer Krimi rund um Leander Lost, dem ich aber trotzdem 5 Sterne gebe.

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Bewertung vom 07.04.2025
Mordsbraut (eBook, ePUB)
Edelmann, Barbara

Mordsbraut (eBook, ePUB)


weniger gut

Dieser Krimi von Barbara Edelmann liegt schon ewig auf meinem SuB und ist der erste mit dem ungleichen Ermittler-Duo Sissi Sommer und Klaus Vollmer. Sie ist eine g’standene Allgäuerin, er kommt aus Berlin und wirkt inmitten der drallen Schweinbraten-Knödel-Lust ein wenig steif und verloren.

Ihre erste Bewährungsprobe erleben sie, als in Legau, einem Dorf in der Nähe von Memmingen die attraktive Marie Kromer just während ihrer Hochzeitsfeier ermordet wird. Klarerweise ist Alexander Kromer, der frisch angetraute Ehemann, der Verdächtige Nummer Eins, zumal das Hochzeitspaar vor allen Gästen gestritten hat. Liebe, Wonne, Waschtrog sieht anders aus.

Allerdings stellt sich bei den Ermittlungen heraus, dass zahlreiche andere Hochzeitsgäste ein Motiv hätten ...

Meine Meinung:

Nun, was soll ich über diesen Krimi sagen?
Dass mir die Idee gefallen hat? Die Umsetzung weniger? Der Humor nicht der meine ist? Die ganze Geschichte ziemlich überzeichnet ist? Einiges auf mich unglaubwürdig wirkt? So kann ich mir nicht gut vorstellen, dass eine Kripo-Beamtin ausgerechnet in ihrem Heimatdorf, in dem sie Gott und die Welt kennt und zudem mit einigen Verdächtigen einst ein Pantscherl hatte, ermitteln darf. Dünne Personaldecke hin oder her.

Zudem gibt es (gefühlt) 100 und eine Nebenhandlung, die zwar, ebenso wie die zahlreichen Wiederholungen, die Seiten füllen, aber mit der Ermittlung nur wenig zu tun haben. Dass Bier aus Gerste gebraut wird, braucht nicht extra erwähnt werden. (S. 10).

Die Auflösung wirkt auf mich auch nicht gerade stringent. Das wird wohl der erste und letzte Fall für mich mit diesem Ermittler-Paar Sissi Sommer und Klaus Vollmer sein.

Fazit:

Leider hat mir dieser Krimi nicht wirklich gefallen, weshalb er nur 2 Sterne erhält.

Bewertung vom 07.04.2025
Sonnwendmord
Svoboda, Fanny

Sonnwendmord


weniger gut

Gleich vorweg - das Cover hat mich magisch angezogen!

Doch leider hält der Inhalt des zweiten Wachau-Krimis von Fanny Swoboda nicht das, was das Cover und der Klappentext versprechen. Einiges ist zudem ziemlich unglaubwürdig. Ein Krimi-Autor und seine esoterische Freundin übernehmen kurzerhand die Rolle der Sprechstundenhilfe beim Dorfarzt, weil die eigentliche Arzthelferin ermordet worden ist? Sehr unwahrscheinlich!

Was ist passiert? Die ob ihrer Bösartigkeit gehasste Arzthelferin Christine Hulatsch steckt tot im Sonnwendfeuer. Wer wollte damit ein Zeichen setzen?

Meine Meinung:

Nun ja, ich kann dem Setting mit viel Esoterik, einem Schamanen und dem Schulmedizin-Bashing leider nichts abgewinnen. Daneben beherrschen Mobbing, Rache und das Leben auf dem Dorf gewürzt mit der schönen Landschaft der Wachau den Krimi.

Fazit:

Leider ist diese Fortsetzung nicht nach meinem Geschmack, daher nur 2 Sterne, von denen einer dem tollen Cover gewidmet ist.