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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 397 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Fesselnde Lektüre
Die alleinerziehende Slowakin Paulina nimmt in Österreich in einer Familie eine Stelle als Altenpflegerin an. Dort kümmert sie sich um die etwa 70jährige Irene, die seit einem Schlaganfall Hilfe benötigt. Irenes Tochter Klara ist eine Karrierefrau, die die Verantwortung für ihre Mutter nur allzu gern abgibt. Paulina ist bald unersetzlich. Sie kümmert sich nicht nur mit großem Einfühlungsvermögen um Irene, sondern kocht für die ganze Familie und hält das Haus in Ordnung, was eigentlich nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehört. Bald werden diese zusätzlich ausgeführten Arbeiten für Klara und ihren Mann Jakob selbstverständlich, und sie beginnen, immer mehr Gefälligkeiten einzufordern, wofür sie Paulina von Zeit zu Zeit zusätzlich entlohnen. Trotzdem fühlt sich Paulina mit der Zeit ausgenutzt und baut Ressentiments gegenüber ihren Arbeitgebern auf. Sie bleibt jeweils für zwei Wochen am Stück im Ausland, während dieser Zeit werden ihre beiden Söhne von der Ex-Schwiegermutter betreut. Bald merkt Paulina, dass sich die beiden von ihr entfremden und sich auch in der Zeit, in der sie zuhause in der Slowakei ist, von ihr abwenden. Sie versucht, die Söhne mit Geschenken zu bestechen, doch die Distanz bleibt, ihre Söhne nehmen ihr die ständige Abwesenheit übel.
Als Leser weiß man von Anfang an, dass Klara bei einer Wanderung mit Paulina bei einem Sturz ums Leben kommt, und man fragt sich unwillkürlich, ob es ein Unfall war oder Paulina dabei eine Rolle gespielt hat.
Ich fand das Buch absolut fesselnd. Susanne Gregor ist eine sehr gute Beobachterin, die Situationen mit großem psychologischem Gespür beschreibt und sprachlich auf den Punkt bringt. Nicht nur Paulinas Entwicklung ist sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert, auch Irenes fortschreitende Verwirrtheit und die von ihr erlebte Vermischung verschiedener Zeitebenen, die für sie gefühlt alle gleichzeitig passieren, ist unglaublich gut beschrieben. Für mich ist „Halbe Leben“ einer der besten Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass dieses großartige Buch ein schöneres Cover erhält, denn das Bild auf dem Umschlag finde ich ausgesprochen hässlich. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.03.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


gut

Wie gut kennen wir unsere Familie wirklich?
Die 23-jährige Lucy studiert Informatik und lebt mittlerweile in Berlin, wovon ihre Eltern nichts wissen. Ihre Mutter Daria arbeitet als Medizinerin in München. Als diese nach drei Jahren Funkstille Lucy in ihrer WG in München besuchen will, erfährt sie von Lucys ehemaligen Mitbewohnern von deren Umzug. Daraufhin schickt Daria einen riesigen Steinway-Flügel an Lucys neue Adresse in Berlin. Lucy hasst diesen Flügel, da sie als Kind ständig darauf üben musste. Als Absender der Sendung ist der Nachname ihrer verstorbenen Großmutter angegeben, die in Polen geboren wurde und als junge Frau in den Libanon auswanderte. Lucy hat ihre Großmutter Liudmyla nie kennengelernt und beschließt spontan, auf den Spuren der Großmutter nach Polen zu reisen. Auch Daria und ihre Mutter Liudmyla waren entfremdet und hatten sich nach Lucys Geburt nur noch ein einziges Mal gesehen. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass die Mütter ihren Töchtern so manche wichtige Information vorenthalten haben, die für das gegenseitige Verständnis von großer Bedeutung gewesen wäre.
Das Buch liest sich gut und flüssig, doch manches hat sich mir nicht erschlossen, zum Beispiel, warum Lucy den Flügel geschickt bekam. Die Mutter konnte sich doch denken, dass in einem WG-Zimmer kein Platz für einen monströsen Konzertflügel ist. Warum sie ihren Mädchennamen Krawczyk als Absender angegeben hat, wird auch nicht erklärt. Wollte die Mutter, dass Lucy sich mit ihrer Herkunft auseinandersetzt? Außerdem ist mir nicht klar, was eigentlich passiert ist, dass Lucy den Kontakt zu ihren Eltern ganz abgebrochen hat.
Es war interessant, über den Werdegang der drei Frauen zu lesen. Als Leser weiß man sehr viel mehr über Großmutter Liudmyla als Lucy und Daria. Die Schwierigkeit, mit der eigenen Tochter zu kommunizieren und eine enge Verbindung aufzubauen, scheint von Generation zu Generation vererbt worden zu sein. Die auf der Rückseite des Covers zitierte Meinung, dass der Roman „verkrustete Glaubenssätze über Mutterschaft aufkratzt“, finde ich allerdings weit hergeholt und nicht nachvollziehbar. Das Ende des Romans empfand ich als ziemlich unbefriedigend. Ein offener Schluss, der den Verdacht nahelegt, dass die Autorin nicht wusste, wie sie die Geschichte zu Ende bringen soll. Somit hinterlässt die Lektüre, die mir im Großen und Ganzen gut gefallen hat, einen etwas schalen Nachgeschmack.

Bewertung vom 04.03.2025
Tilly stinkt's!
Mairhofer, Tanja

Tilly stinkt's!


ausgezeichnet

Das ist doof!
Tilly ist ein kleines Stinktiermädchen, dem – wie Menschenkindern – so manches stinkt. Zum Beispiel, wenn das Eis auf den Boden fällt oder jemand ewig lange schaukelt, obwohl Tilly auch gerne schaukeln würde. In diesen Fällen benutzt Tilly ihren „Stinkezauber“, der allerdings alle in ihrer Umgebung das Weite suchen lässt. Plötzlich ist gar niemand mehr da, der mit ihr spielen möchte, und Tilly ist traurig. Ihre Mutter weiß allerdings Rat, wie sie es schafft, aus etwas Doofem etwas Gutes zu machen und nicht so oft zu stinken!
Ich habe dieses Buch meinem dreijährigen Enkel vorgelesen und es ist momentan sein Lieblingsbuch. Die Illustrationen sind sehr goldig und drücken die Emotionen von Tilly und ihren Freunden gut aus. In den einzelnen Situationen können sich Kinder gut wiederfinden, schließlich hat jeder schon einmal erlebt, dass ein anderer den schönen, hohen Bauklötzchenturm umgestoßen hat!
Ein wirklich schönes, kindgerechtes Buch, das Kindern zeigt, dass man seine Emotionen steuern kann und ihnen nicht hilflos ausgeliefert ist.

Bewertung vom 28.02.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

Argwöhnisch beobachtet
In der Kleinstadt Ardglas an der irischen Küste wird jeder Fremde misstrauisch beäugt. Als der erfolgreiche Geschäftsmann Shaun Crowley vor Jahren Colette, eine auffällig große und gutaussehende Frau, heiratete, die zudem Dichterin war, gab es lange Zeit kein anderes Gesprächsthema. Doch die Ehe ging in die Brüche, Colette zog nach Dublin und mit einem anderen Mann zusammen. Die gemeinsamen Söhne musste sie bei Shaun zurücklassen. Nachdem auch diese Beziehung nicht gutging, ist sie wieder da und lebt zur Miete in einem heruntergekommenen Feriencottage an der Coast Road. Sie hält sich mehr schlecht als recht durch Schreibwerkstätten finanziell über Wasser. Shaun verbietet ihr den Kontakt zu ihren Söhnen, worunter der Jüngste, Niall, sehr leidet. Der mittlere will von seiner Mutter nichts mehr wissen, der älteste studiert und lebt nicht mehr in Ardglas. Colette versucht verzweifelt, Niall zu sehen und bekommt dabei Hilfe von Izzy, der Frau eines Lokalpolitikers, die heimliche Treffen arrangiert. Doch sie werden beobachtet und Izzys Mann verbietet ihr den Umgang mit Colette, nachdem Shaun ihm offen damit gedroht hat, seine politische Karriere zu sabotieren. Colette ist verzweifelt, trinkt zu viel und lässt sich auf eine Affaire ein, die ihr zum Verhängnis wird.
„Coast Road“ spielt in Irland Mitte der 1990er Jahre. Es ist erschreckend zu lesen, wie wenig Rechte die Frauen damals in Irland hatten. Scheidung war nicht möglich, Frauen, die abtreiben wollten, mussten heimlich nach England fahren. Ohne Einwilligung des Ehemanns konnte eine Frau noch nicht mal ein Geschäft eröffnen, dazu war die Unterschrift ihres Ehemanns erforderlich.
Ich fand die Atmosphäre in diesem Buch bedrückend und sehr eindrücklich beschrieben. Obwohl ich manche von Colettes Entscheidungen nicht nachvollziehen konnte, hatte ich Verständnis für ihre Fehlentscheidungen und sie tat mir sehr leid in ihrer Einsamkeit und Sehnsucht nach ihren Kindern. Man macht es sich zu leicht zu sagen, sie hätte ihre Familie ja nicht zu verlassen brauchen. Das Buch hat mich sehr beeindruckt und beschäftigt mich immer noch. Ein äußerst gelungener Debütroman mit einem ausgefallenen Cover, das mir im Buchladen sofort aufgefallen wäre.

Bewertung vom 18.02.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


sehr gut

Alles in Ordnung. Wirklich!
Der Teenager Daniel wächst in den 1980er Jahren als jüngster von vier Geschwistern in behüteten Verhältnissen auf. Der Vater ist Architekt, den Bungalow, in dem Familie Hormann wohnt, hat er selbst entworfen und gebaut. Als Eigentümer einer Massivhausfirma verdiente er bestens, bis die Geschäfte einbrachen. Jetzt ist er insolvent und das Haus steht kurz vor der Zwangsversteigerung. Trotzdem tun die Eltern so, als ob alles in bester Ordnung wäre. Die Konten sind gesperrt, das Geld, das Daniel zur Konfirmation bekommen hat, soll er den Eltern „vorstrecken“, die zur Ablenkung von der ganzen Misere erst einmal ins Möbelhaus fahren und planen, welche Möbel sie als nächstes kaufen. Der Höhepunkt an Absurdität ist erreicht, als sie Brokatuntersetzer für einen auf dem Klavier stehenden Kerzenleuchter erwerben, obwohl auf dem Klavier bereits der Kuckuck klebt. Für mich war es sehr frustrierend zu lesen, mit welcher Vogel-Strauß-Einstellung die Eltern durchs Leben gehen und welche Fehlentscheidungen sie treffen und die Kinder darunter leiden. Daniel kommt mir manchmal erwachsener vor als seine Eltern.
Abwechselnd mit den Kapiteln, die in der Jetztzeit spielen und aus Daniels Sicht erzählt werden, wird das Leben und der Werdegang der Großeltern geschildert. Diese Ausflüge in die Vergangenheit waren interessant, aber für meine Begriffe etwas zu ausführlich, weil sie von der eigentlichen Geschichte ablenkten. Was mir zu diesem Zeitpunkt allerdings auch nicht klar war, ist, dass der Autor hier autobiographisch seine eigene Geschichte verarbeitet hat und es ihm wichtig war aufzuzeigen, wie die Großeltern ihre Nachkommen geprägt haben.
Die Sprache des Autors fand ich genial, wenn er beispielsweise die Mimik des Vaters vor dem Fernseher beschreibt: „Alles konnte mein Vater darstellen, während er … mit dem souveränen Lächeln eines Lebemanns dem Star zwischen den federngeschmückten Tänzerinnen die Showtreppe hinunterfolgte…“. Auch die Atmosphäre der 80er Jahre ist sehr gut beschrieben und hat bei mir viele Erinnerungen wachgerufen.
Ein lesenswertes Buch, ein Stern Abzug, weil ich gegen Ende ein wenig das Interesse verloren habe.

Bewertung vom 14.02.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


gut

Etwas langatmig
Mit 17 will Elijah vor allem eines: weg aus Point Orchards, wo er mit seinem alkoholkranken Vater in einer Blockhütte im Wald lebt. Er möchte nach San Francisco ziehen und seinen Traum, Schriftsteller zu werden, verwirklichen. Seine Jugendliebe Nakita lässt er zurück mit dem Versprechen, nach genau 5 Jahren wieder zurückzukommen.
Er löst sein Versprechen nicht ein und Nakita heiratet einen anderen. Als Elijah fünfzehn Jahre später in seinen Heimatort zurückkehrt, muss er sich eingestehen, dass sein Plan gescheitert ist und er wie sein inzwischen verstorbener Vater in einer Werkstatt arbeiten muss, um Geld zu verdienen. Er hofft, Nakita eines Tages zu begegnen und hat gleichzeitig Angst davor. Sie ist inzwischen verwitwet und Elijah hofft, dass es wieder zu einer Annäherung kommt. Gerade als es so aussieht, als ob sie wieder eine Beziehung zueinander aufbauen könnten, wird in Point Orchards die Leiche der beliebten Ärztin des Ortes gefunden. Die Polizei geht zunächst von einem Selbstmord aus, doch dann erhält sie einen anonymen Tipp, der auf Elijah als Täter hinweist…
Bis zu diesem Punkt in der Geschichte fand ich das Buch spannend. Doch dann war mir schnell klar, was passiert sein muss, und die Geschichte fängt an, langatmig zu werden. Die blumige, teilweise kitschige Sprache hat mich auch manchmal gestört. Als Kind hatte sich Elijah in den Flur geschlichen, um seine Eltern zu beobachten, „den Rocksaum seiner Mutter, der sich wiegte wie hohes Gras, und die Liebe in den Augen seines Vaters, der auf sie hinabschaute und ihr Kinn mit dem Zeigefinger anhob, damit sie ihm in die Augen sah“ (S. 108). Als Elijah 1988 aus San Francisco zurückkehrt, kommt er mir wie aus der Zeit gefallen vor. Da er sein letztes Geld für die Heimreise ausgegeben hat, baut er Gemüse im Garten an, das er auf dem Markt verkauft, und freut sich, wenn er 4 Dollar dafür bekommt. Es ist sehr unrealistisch zu glauben, dass Elijah zunächst über Wochen ganz allein von den Früchten seines Gartens leben konnte. Wie er als erfolgloser Schriftsteller so lange in San Francisco leben konnte, wird auch offengelassen.
„Was die Gezeiten verbergen“ ist ein Buch, das mich mit seinem wunderschönen Cover geködert hat. Inhalt und Schreibstil haben mich nicht ganz überzeugt.

Bewertung vom 29.01.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Schritt für Schritt zurück ins Leben
Nach dem Tod ihres Mannes ist Marlene vor allem eines: wütend. Wie konnte er sie ganz allein zurücklassen? Um ihre Wut zu betäuben, schluckt sie Tabletten. Am liebsten hätte sie überhaupt keinen Kontakt zu der Außenwelt, doch zu Rolfs Beisetzung muss sie wohl oder übel gehen. Obwohl es ein trauriger Anlass ist, beschreibt Ann Pasztor die Situation dermaßen komisch, dass ich ein paarmal laut lachen musste. Zum Beispiel als die in schwarzen Kitteln steckenden Enkelkinder inbrünstig „O-o-p-a Rolf“ zur Melodie von George Harrisons „My sweet Lord“ singen.
Da ihre Dusche kaputt ist, ruft Marlene kurz darauf einen Installateur, der sich als früherer Schüler der pensionierten Grundschullehrerin herausstellt. Jack erzählt ihr, dass er im Moment in seinem Bus schläft, woraufhin Marlene ihm ihr Gästezimmer anbietet. Was als Lösung für eine Nacht gedacht war, entpuppt sich als gutes Arrangement für beide Seiten, zumal Jack sich als hervorragender Koch herausstellt. Dass Marlene außerdem Gesellschaft hat, ist ein weiterer positiver Nebeneffekt, der sie peu à peu aus ihrer Passivität reißt. Als Wally, eine frühere Freundin, zu der sie seit vielen Jahren den Kontakt verloren hatte, anruft, um ihr mitzuteilen, Rolf habe einen Brief für Marlene bei ihr hinterlegt, beschließt Marlene, zu Wally nach Wien zu fahren und den Brief abzuholen.
Ich habe „Von hier aus weiter“ von der ersten bis zur letzten Seite gern gelesen. Es war mein erstes Buch der Autorin, deren Schreibstil und Humor mir ausgezeichnet gefallen. 5 Sterne und Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.01.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Die Macht der Musik
Die junge Fritzi Prager wird während eines Italienaufenthalts bei einem One-Night-Stand ungewollt schwanger. Es steht für sie außer Frage, dass sie das Kind bekommt. Bei der Entbindung lernt sie Günes kennen, die beinahe zeitgleich die kleine Polina zur Welt bringt. Die Frauen werden Freundinnen und auch die Kinder verbindet bald trotz ihrer vollkommen unterschiedlichen Wesensarten eine enge Freundschaft. Hannes Prager ist ein stiller, verträumter Junge, während Günes‘ Tochter Polina voller Energie und Wagemut steckt.
Schon bald stellt sich heraus, dass Hannes ein ungewöhnliches musikalisches Talent besitzt. Ohne jemals Klavierunterricht bekommen zu haben, setzt er sich an den alten Flügel in der Villa des Landschaftspflegers Heinrich, wo Fritzi eine Unterkunft gefunden hat, und beginnt, zuvor gehörte Musikstücke zu spielen. Schon als Kind komponiert Hannes. So schreibt er beispielsweise ein Stück, das Polinas Wesen ausdrückt und seine Art ist, ihr seine Zuneigung zu zeigen.
Mit vierzehn verliebt sich Hannes in Polina, die in ihm allerdings nur einen guten Freund sieht, doch durch tragische Umstände werden die beiden getrennt und verlieren den Kontakt zueinander. Anstatt sein musikalisches Talent zu pflegen, arbeitet Hannes als Klavierträger und lernt dabei den Kollegen Bosch kennen, der zu seiner engsten Bezugsperson wird. Obwohl er versucht, Polina zu vergessen, gelingt es ihm nicht. Als sein Talent zufällig entdeckt wird, beschließt Hannes, Polina mit Hilfe seines eigens für sie komponierten Werks wiederzufinden.
„Für Polina“ ist ein wunderschönes, bewegendes Buch über Liebe, Abschied, Kummer, Glück und Freundschaft und vor allem die Macht der Musik, Menschen zu berühren und Dinge in Gang zu setzen. Ich habe Hannes‘ Hochs und Tiefs mit ihm durchlebt und gemeinsam mit ihm auf ein Wiedersehen mit Polina gehofft. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die alle Emotionen anspricht. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

Treffen sich zwei Menschen in einem Zug...
Eduard Brünhofer, ein alternder Schriftsteller mit seit Jahren andauernder Schreibblockade, sitzt im Zug von Wien nach München, ihm schräg gegenüber eine Frau frühen mittleren Alters, was auch immer das heißen soll. Er hofft inständig, dass sie ihm kein Gespräch aufdrängt, doch dieser Wunsch wird ihm nicht erfüllt. Allerdings merkt er nach einer Weile, dass er sich eigentlich ganz gern mit der Frau „mit den moosgrünen Augen“ unterhält, wobei das Gespräch schnell eine Richtung einschlägt, die ihm nicht behagt. Da er in der Vergangenheit mit Liebesromanen bekannt wurde, meint sein Gegenüber Catrin Meyr, in ihm einen Experten in Liebesdingen gefunden zu haben und will alles über seine Einstellung zu Liebe, Ehe, Sex wissen. Der Dialog beginnt sehr amüsant, doch je penetranter Catrins Fragen werden, desto weniger hat mich die Unterhaltung der beiden interessiert, zumal Brünhofer zunächst seine Antworten im Kopf durchgeht, so dass der Leser immer seinem gesamten Denkprozess folgen muss. Teils ist dies kurzweilig, teils einfach nur langatmig und enervierend. Zwischendurch holen sich die beiden etwas im Bordbistro oder gehen auf die Toilette, viel mehr passiert nicht an Handlung. Gegen Ende nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung.
Nachdem ich von Glattauers letztem Roman „Die siehst du nicht“ begeistert war, war „In einem Zug“ trotz der sprachlichen Finesse für mich eher enttäuschend. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.01.2025
Eisiges Glas / Leo Asker Bd.2
Motte, Anders de la

Eisiges Glas / Leo Asker Bd.2


sehr gut

Krimi mit Gruselfaktor
Kriminalinspektorin Leonore Asker hat gerade erst einen äußerst traumatischen Fall abgeschlossen, als sie einen Anruf von ihrem Vater erhält, zu dem sie jahrelang keinen Kontakt hatte: Prepper-Per, der sich in einem Bunker verschanzt und im ersten Band der Reihe versucht hat, seine eigene Tochter umzubringen, braucht ihre Hilfe. In der Nähe seiner Farm wurde eine Leiche gefunden und die Polizei hält ihn für den Mörder. Um ein Blutbad zu verhindern, denn Per würde eine Stürmung seines Grundstücks mit Sicherheit mit Gewalt erwidern, erklärt sich Leo bereit, den wahren Mörder zu finden. Hilfe erhält sie dabei von ihren Mitarbeitern in der Abteilung für hoffnungslose Cold Cases.
Zeitgleich erhält Martin Hill, Leos Jugendfreund, das Angebot, ein Buch über die Medizintechnikfirma Alfacent und deren Gründer Gunnar Irving zu schreiben, der in der Vergangenheit vor allem durch Ufo-Sichtungen Berühmtheit erlangte. Dazu wird er auf das Privatanwesen der Familie eingeladen, um dort Recherchen zur Firmengeschichte zu betreiben. Doch Martin stößt auf allerlei unheimliche Vorkommnisse und wird von einer unbekannten Person gewarnt. Er erfährt von allerlei ungeklärten Todesfällen im Zusammenhang mit der Familie und gerät bald selbst in Gefahr, da er sich für Dinge interessiert, die die Familie lieber für sich behalten möchte. Leo entdeckt in der Zwischenzeit, dass der Tote Tord Korpi auch Verbindungen zu Stjärneholm hatte, dem Anwesen der Familie Irving.
„Eisiges Glas“ ist ein ausgesprochen spannender und teilweise auch sehr gruseliger Krimi. Der Schreibstil ist fesselnd und man fliegt nur so durch die kurzen Kapitel. Obwohl das Buch in einem fulminanten Showdown endet, habe ich gegen Ende ein wenig das Interesse verloren, zu unrealistisch sind manche Szenen. Ich hatte den Eindruck, der Autor hatte bereits eine künftige Verfilmung des Buchs mit möglichst actionreichen Szenen im Hinterkopf.