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Bewertungen
Insgesamt 420 BewertungenBewertung vom 28.03.2025 | ||
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Eher ein Jugendbuch. Soweit zumindest mein Leseerlebnis. Und dies nicht nur aufgrund des Alters der beiden Protagonistinnen Enna und Jale, die sehnsüchtig die Rückkunft ihrer Mutter Alea aus dem Gefängnis erwarten und nur wenig davon ahnen, was sie bezüglich der Geschichte ihrer Familie alles noch nicht wissen. Es ist vielmehr der nicht sehr literarisch anmutende Schreibstil, dieses sehr einfache Erzählen in aller Ausführlichkeit; stellenweise werden die Handlungen so ausführlich beschrieben und erklärt, dass auch jeder versteht, was gemeint ist. Jeder innere Prozess wird ausführlichst erläutert, da wäre weniger mehr gewesen, um die Fantasie der Leser*innen auch ein wenig zu fordern. Zugegeben: Im letzten Drittel nimmt die Story ein wenig Fahrt auf. Und insgesamt wirkt die Geschichte auch ein wenig sehr 'zufallgeleitet', sprich mehrere Unwahrscheinlichkeiten fügen sich zu einem nicht immer nachvollziehbaren Ganzen. Was aber positiv hervorsticht, ist die spürbare Liebe der Autorin zum Ort des Geschehens, den Küsten-, Marsch- und Flusslandschaften; und die Tragik der Story (welche ich im Klappentext nachzulesen bitte), welche die Autorin immer wieder auszugleichen vermag durch zwischenmenschliche Romantik und Zusammenhalt. Kann man lesen... |
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Bewertung vom 28.03.2025 | ||
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That's life... Wenn man, wie die Hauptperson Marisa in Beatriz Serranos aktuellem Roman "Geht so", einen Bullshit-Job hat. Die Mitzwanzigerin Marisa landet durch Zufall in einer Werbeagentur, hat eigentlich überhaupt keine Lust auf Arbeiten und 'Beziehungspflege' mit den Kolleg*innen, weil sie sich lieber in ihrer Wohnung vergräbt und Youtube-Videos konsumiert; einen Lover für den Bedarf hat sie im selben Haus wohnen; und das Ganze, was sich Leben nennt, macht sich Marisa eine Spur erträglicher, indem sie immer wieder eine Pille unter die Zunge schiebt. Marisa wirkt fast schon ein wenig sozialphobisch und an ihrem Arbeitsplatz 'spielt' sie mehr Arbeit, als dass sie wirklich produktiv ist... und niemandem fällt etwas auf. Wobei Marisa bezogen auf diese unsere Gesellschaft, die den Schein liebt und die Selbstinszenierung des Individuums zu einem relevanten Wirtschaftsfaktor macht, ziemlich gute, analytisch-entlarvende Gedanken hegt. Mir als älterem Leser präsentiert sich eine Generation, die sich abstrampelt, aber ohne Hoffnung ist... ein erschreckendes Bild: "Wahrscheinlich ist es das, was wir alle machen: Auf WhatsApp unsere Hallowiegehts verschicken und hoffen, dass die anderen nicht merken, wie verzweifelt, einsam, leidend und traurig wir sind." oder: "Heute habe ich so getan, als ob, und danach habe ich ein bisschen gelebt." Und als Marisa mit all den Kolleg*innen und Chefs ihrer Agentur zu einem Teamevent fährt, spitzt sich die Situation für Marisa zu... Ein absolut lesenswertes Buch, welches genau das hält, was schon das Buchcover verspricht. |
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Bewertung vom 20.03.2025 | ||
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Super! Beste und anspruchsvolle Unterhaltung, die ein wenig an die Storys von Ferdinand von Schirach erinnern, gleichwohl aber ihre ganz eigene Tonalität haben. Ich habe das Buch als Hörbuch genießen dürfen... und sowohl die neun Storys, wie auch die fantastische Sprecherin Nina Kunzendorf, haben es geschafft, dass meine Gedanken über das gesamte Hörbuch hinweg nicht einmal abgeschweift sind! Die neun Storys sind durchaus miteinander verwoben, es werden immer wieder Bezüge hergestellt... und alles läuft dann auf die letzte Geschichte des Buches hinaus. Worum es im einzelnen geht ist eigentlich schnell erzählt: Die Autorin Lisa Hoven, selbst Professorin für Strafrecht, schafft sich mit der Strafverteidigerin Eva Herbergen für ihr fantastisches Buch "Dunkle Momente" ein alter ego - kinderlos verheiratet mit dem Germanisten Peter; im Vordergrund stehen selbstverständlich die Fälle, gleichwohl spielt auch das Privatleben der Protagonistin Eva immer wieder eine Rolle, was auch eine gute Verbindung zwischen den Fällen schafft. Und jeder Fall für sich ist spannend, ausdifferenziert erzählt, verfügt oft über eine unerwartete Wendung und eröffnet interessante Blicke auf die Täterperspektiven... und verdeutlicht, stellenweise auch auf recht tragische Weise, dass das Recht nicht immer auch gerecht und die Frage nach der Schuld nicht immer eindeutig zu beantworten ist; und wie auch eine Strafverteidigerin sich zuweilen am Rande der Legalität bewegt, in moralische Zwickmühlen gerät und zu ungewöhnlichen Lösungsversuchen greift. Unbedingte Leseempfehlung... oder auch Hörempfehlung!!! |
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Bewertung vom 19.03.2025 | ||
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Lebensklug. In ihrem neuen Roman "Halbinsel" beschreibt Kristine Bilkau 'einfach so' die Geschehnisse der Sommermonate von Mai bis September - und dieses 'einfach so' hat eine gewaltige Tiefe, umfasst es doch die Kontexte 'Mensch und Natur', 'Weltgeschehen', 'Verlust und Ungewissheit', 'Mutter-Tochter - Beziehung' und 'Loslassen'. Doch warum der Titel Halbinsel? Zum einen, weil die Autorin in Küstennähe wohnt, und das Watt kennt, ein Ort mit zwei Seiten - die große Weite, die aber schnell ins Düster-Bedrohliche kippen kann. Und weil es um Ablösung und Trennung von Vergangenem geht, in diesen Sommermonaten. Es gibt nicht mehr das Ganze - eine Insel; es gibt nur noch das Halbe - eine Halbinsel. Die Bibliothekarin Annett, mitte Vierzig, hat vor über zehn Jahren ihren Mann verloren und wohnt allein in ihrem küstennahen Haus, mit neuen Nachbarn, einer 3-er-WG; aktuell erleidet ihre Tochter Linn bei einem Vortrag zur Umwelt- und Klimasituation einen Schwächeanfall, bricht ihre Zelte in der Großstadt ab und zieht zu ihrer Mutter, zunächst einmal nicht wissend, wie es für sie weitergehen kann. Annett erträgt es nur schwer, wie orientierungs- und ziellos ihre Tochter scheint; wünscht sich immer wieder ihren verstorbenen Mann herbei, bespricht sich immer wieder in Gedanken mit ihm. Annett beginnt auch sich selbst zu fragen, wie es denn für sie weitergehen kann - bleiben oder weggehen? Auch Annett sucht nach einer neuen Orientierung, was ihr aber erst bewusst wird, als Linn die übermäßige mütterliche Sorge und Fürsorge ablehnt. Das alte Leben loslassen und zu einem neuen aufbrechen... Mit viel Feingefühl und Empathie für ihre Figuren beschreibt Kristine Bilkau, wie es langsam zu Wandlungen kommt, der Last des Lebens ein wenig Zuversicht und Leichtigleit an die Seite gestellt wird, auch wenn es noch viele Herausforderungen zu meistern gilt. Unbedingte Leseempfehlung! |
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Bewertung vom 12.03.2025 | ||
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Middletide - Was die Gezeiten verbergen Beste Unterhaltung. Sarah Crouch ist mit "Middletide - was die Gezeiten verbergen" ein guter, belletristischer Wurf gelungen - ein gelungenes Debut. Man wähnt sich beim Lesen mitten in einer der besseren Netflix-Serien. Eine gut lesbare Sprache trifft auf eine Handlung, die konsequent mit einem ansteigenden Spannungsbogen unterlegt ist. Die Zeitsprünge sind gut nachvollziehbar und intelligent angeordnet. Die Story startet im hier & jetzt - das meint das Jahr 1994 in einer amerikanischen Kleinstadt nahe Seattle; die Geschichte nimmt ihren Ausgangspunkt im Jahr 1973 mit dem zarten Verliebtsein der Teenager Elijah und Nakita, deren Wege sich schon bald trennen, weil Elijah in der Großstadt eine Karriere als Schriftsteller anstrebt. Die beiden beschließen, sich in genau 4 Jahren an dem Baum am See wiederzutreffen, in den sie als Verliebte ihre Initialen eingeritzt haben. Elijah erscheintjedoch nicht, weil er einen Termin mit einem Verlag hat, welcher sein erstes Buch 'Middletide' veröffentlichen will. Das Buch verkauft sich nicht, es gibt keinen Nachfolgeroman; Elijah kehrt als erwachsener Mann - menschenscheu geworden - an den Ort seiner Kindheit zurück und will die Liebe von damals wieder aufleben lassen, was sich natürlich zunächst nicht so einfach gestaltet; er beginnt eine halbherzige Affäre mit der Ärztin des Ortes; wenig später wird genau diese Ärztin tot aufgefunden - erhängt an dem Baum mit den Initialen von Elijah und Nakita. Der Verdacht fällt auf Elijah, der in seinem Roman 'Middletide' einen Mord genauso beschrieben hat: Ein Mord, der assehen soll wie ein Suizid... Wie gesagt - beste Unterhaltung!!! |
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Bewertung vom 12.03.2025 | ||
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Nicht monothematisch. In ihrem neuen Roman "Wenn die Tage länger werden" vereint Anne Stern unterschiedliche Themenbereiche miteinander und weiß sie in einer angenehm erzählten Geschichte miteinander zu verschmelzen. 'Wenn die Tage länger werden' meint einen Sommer, in dem die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa ihren Sohn für sechs Wochen - nach den Ferien wird die Einschulung folgen - dem Vater überlässt, sie also gewissermaßen sich selbst überlassen ist. Eine nachdenkliche Zeit beginnt; Fragen tauchen bei Lisa auf: Wer bin ich eigentlich ohne mein Kind? Neue Kontakte werden geknüpft, beispielsweise zu einem Erzieher aus der Kita des Sohnes, weil das Kita-Abschlussgespräch noch aussteht. Lisa entdeckt auf dem Dachboden eine alte Geige und beschließt, diese aufarbeiten zu lassen; die Geige erinnert Lisa nicht nur an ihre Kindheit und ihre fordernde Mutter sondern scheint auch ein Geheimnis in sich zu tragen; offensichtlich ist die Geige um einiges älter als vermutet und im Dritten Reich von Lisas Großvater in einem jüdischen Geschäft erworben worden; ein Tabuthema innerhalb der Familietsucht auf - die SS-Vergangenheit des Großvaters; Lisa taucht ein in die Geschichte ihrer Familie und versucht, ihre Mutter zur Rede zu stellen. Auch die Begegnung mit der Obstbäuerin Ute, auf die sie bei der Suche nach einem Restaurator stößt und der Geigenbauer Hans wirken nachhaltig auf Lisa ein. Handelt es sich bei der Geige um Raubgut? Als Lisas Sohn frühzeitig aus den Ferien zurückkehrt, freut sie sich sehr, weiß aber genau, dass sie einen derart besonderen Sommer nie erlebt hätte, wäre der Sohn allzeit an ihrer Seite gewesen. Ein unterhaltsamer Roman, der durchaus mit 'Tiefgang' aufwarten kann. 0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 11.03.2025 | ||
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Macht nachdenklich. Das auf jeden Fall. Und vielleicht ist die Story auch wesentlich mehr, als nur ein 'Was wäre eigentlich, wenn?'. Ewan Morrison greift mit seinem Thriller "Überleben ist alles" eine ziemlich aktuelle Problematik auf. Wir alle erinnern uns noch gut an die letzte Pandemie; bei vielen Menschen ist ein Grundgefühl geblieben, nämlich nicht mehr sicher zu sein. Und einige sind sicher der Überzeugung, dies sei erst der Anfang gewesen, Schlimmeres stehe uns noch bevor. Der Vater der 15-jähigen Haley ist einer davon - entführt er doch Tochter und Sohn Ben in ein abgelegenes, schottisches Gehöft, weil er überzeugt ist, eine weltweit um sich greifende Pandemie sei ausgebrochen und man müsse sich schützen. Hermetisch von der Aussenwelt abgeriegelt, mit ausreichend eingelagerten Lebensmitteln und anderen fürs Überleben wichtigen Dingen, entwickelt sich für die Gemeinschaft der Prepper eine ganz herausfordernde Lebenslage mit einer ganz eigenen Dynamik. Die Story ist aus der Perspektive der Teenagerin Haley erzählt, quasi als retrospektive Aufzeichnung für die Nachwelt. Sehr viel Raum nehmen die Beschreibungen ein, wie ein von der Außenwelt abgeschottetes Leben aussieht, was alles zu beachten ist (dabei wird zu Beginn jedes Kapitels aus dem vom Vater geschriebenen 'Überlebenshandbuch' zitiert); etwas weniger Raum gibt der Autor der Beziehungsdynamik der 'Eingeschlossenen', was ich bedauere und die Story zwischendrin etwas durchhängen lässt. Aber am Schluss macht der Autor einiges wieder gut, indem er mit der Frage konfrontiert, was die 'wirkliche Wahrheit' ist: Gibt es sie, die Pandemie tatsächlich - oder handelt es sich lediglich um eine Verschwörungsfantasie? ... und auch die Schlusserkenntnisse von Haley, wie das Leben unter der besonderen Bedingung des Abgekoppeltseins vom Rest der Welt sie selbst und die Gemeinschaft verändert hat. "Sie waren nur ein paar Leute, die darüber verzweifelten, dass es der Welt an Würde fehlte, und deshalb beschlossen hatten, sich ihre eigene Welt zu erschaffen" - so versucht der Autor das Verhalten der Verschwörungstheoretiker em Ende zu erklären. Wie gesagt, ein Buch welches nachdenklich stimmt, allerdings nur im Ansatz ein Thriller ist. " |
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Bewertung vom 07.03.2025 | ||
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Humorvolle Tragik. Vielleicht neigt man in diesen Tagen dazu, das Buch / Hörbuch "Russische Spezialitäten" des Kyjiwer Autors Dimitrij Kapitelman eher nicht in die Hand zu nehmen und sich im Anschluss darin zu vertiefen. Hierzu gibt es nur eines zu sagen: Großer Fehler. Man sollte das Buch gelesen, besser aber noch dem Hörbuch gelauscht haben. Das Hörbuch ist vom Autor selbst eingelesen - seine Muttersprache schimmert durch, es tauchen ukrainische und russische Begriffe und Sätze auf, die erst in der sprachlichen Umsetzung durch Kapitelman ihre volle Wirkung entfalten und eine vertiefte Verbindung zum Inhalt herstellen. Überhaupt ist das (Hör-) Buch ein sprachlicher Genuss mit einer Reihe von ungewöhnlichen Wortneuschöpfungen. Kapitelman versteht es zu plaudern, Anekdoten und Tragik kunstvoll miteinander zu verbinden. Ein Riß geht durch die Familie des Protagonisten 'Dim'... er mit dem Herzen Ukrainer, seine Mutter hingegen schaut ganztägig russisches TV und betrachtet Putin als den Wahrheitsverkünder. Wie damit umgehen? Die Familie gründet in Leipzig ein 'Magazin' - einen Laden für russische Spezialitäten und muss sich am Ende mit Hakenkreuzschmierereien und eingeworfenen Fensterscheiben auseinandersetzen. Dim reist, zum Ärger seiner Mutter mitten im Krieg in seine Geburtsstadt Kyjiw und muss befürchten, eingezogen zu werden. Die Welt ist nicht mehr sicher; gleichwohl bleibt, vielleicht mentalitätsbedingt, die große Panik aus; bei all der Tragik ist der Humor eine unverzichtbare Bewältigungsstrategie. Und vielleicht auch das Essen und Trinken - Getränke und Gerichte aus der Heimat - und es wird viel gegessen und getrunken. Lohnenswert. Und ich werde mir gleich ein gutes Glas ukrainischen Vodka genehmigen! |
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Bewertung vom 02.03.2025 | ||
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Ein beachtlicher Erstling. Die Kanadierin Morgan Dick hat mit "Mickey und Arlo" nicht nur ein äußerst unterhaltsames Buch geschrieben - auch die Geschichte selbst, so ungewöhnlich sie zunächst auch anmutet, weiß zu überzeugen. Die Figuren sind gut gezeichnet und ihre Ineraktionen sind wirklichkeitsnah. Und - man lernt auch etwas für das eigene Leben. So lässt die Autorin Arlos Mutter auf den letzten Seiten sagen: "Ich weiß nur, dass es lange dauert, bevor man sich in seinem eigenen Leben zurechtfindet. Es zu ändern dauert noch länger. Hab Geduld mit dir." Zur Handlung: Mickey, junge Grundschullehrerin mit Alkoholproblem und Schwierigkeiten im Job, erhält die Nachricht vom Tod ihres Vaters, der ihr eine beachtliche Geldsumme vererben will, sofern sie sich bereiterklärt, eine Therapie zu absolvieren; der Vater hatte vor fast 20 Jahren Mickey und ihre Mutter verlassen und eine neue Familie gegründet. Diese wiederum, insbesondere Tochter Arlo (Charlotte), eine junge Psychotherapeutin, fällt aus allen Wolken, als sie bei der Testamentseröffnung feststellen muss, dass sie nichts vom Barvermögen des verstorbenen Vaters erben wird. Und wir ahnen es schon - Arlo wird die Therapeutin von Mickey, beide wissen allerdings zunächst nicht, dass sie eigentlich Halbschwestern sind. Und die Geschichte nimmt Fahrt auf... Unbedingt lesenswert!!! |
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Bewertung vom 02.03.2025 | ||
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Geht unter die Haut... und wie. Wirkt nicht im Moment, kommt dann aber langsam und ziemlich gewaltig. Lange ist's her. 2011. Der Super-GAU, die Atom- Katastrophe von Fukushima mit den unvorstellbar vielen Toten. Erdbeben. Tsumani. Super-Gau - der zweitgrößte nach Tschernobyl 1986. Warum vergessen wir eigentlich so schnell? Und warum scheinen wir nichts aus der Geschichte zu lernen? Bea Davies konfrontiert uns in ihrer ausgezeichneten Graphic Novel "Super-Gau" mit den Ereignissen von 'damals'. Und dies tut sie nicht, indem sie einfach nacherzählt und ihren Fokus auf eine korrekte Abfolge der Ereignisse legt; vielmehr lenkt sie unsere Aufmerksamkeit auf Einzelschicksale (so z.B. ein in der Nähe des Unglücksortes arbeitender und durch die Katastrophe umgekommener Familienvater, der im Rahmen von Trauerbewältigung Jahre später von einer Telefonzelle aus von seinem Sohn angerufen wird) und wie unterschiedlich das Ereignis von unterschiedlichen Menschen in der Metropole Berlin aufgenommen wird, wie es sie in ihrem ganz normalen Alltag erwischt und mehr oder weniger berührt; wie alles mit allem zusammenhängt; und wie das Zurückerinnern einen zu einer Haltung voller Demut und Dankbarkeit führen kann. Zudem wunderbar gezeichnet. Bilder, die für sich stehen und sprechen, das Unsagbare auszudrücken vermögen. Und spärliche, aber präzise Dialoge. Und - einmal 'lesen' reicht nicht!! |
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