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lustaufbuch

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Insgesamt 204 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2025
Neue Rundschau 2025/1
Rundschau

Neue Rundschau 2025/1


ausgezeichnet

»Ich mochte Thomas Mann eigentlich gar nicht.«

Mit diesen Satz beginnt sogleich der erste Beitrag, der sich für eine Spurensuche nach Brasilien begibt und sich dabei insbesondere mit der Mutter Thomas Manns – Julia da Silva-Bruhns – beschäftigt.
Nachfolgend geht’s über die „Buddenbrooks“ und die politischen Seiten jeglicher Familiengeschichten, um Werke wie „Doktor Faustus“ sowie „Der Erwählte“ und anschließend über Nidden bis Amerika. Aber auch die eigene Wiedererkennbarkeit in der Erzählung „Tonio Kröger“ findet Erwähnung, da sie auch diejenigen, die selbst nie Außenseiter waren, sich als solche fühlen lassen, auch wenn dies paradox zu sein scheint.
Der Verlust des gewohnten Zuhauses, den Thomas Mann mit vielen anderen Menschen verbindet, ganz egal inwiefern sich dieser unfreiwillige Verlust ausprägen mag, bestimmt jeden dieser Aufsätze.
Die Autor*innen machen deutlich, inwiefern Manns Exilerfahrungen sein Leben und sein literarisches Schaffen, sei es hinsichtlich des Inhalts oder sogar sprachlicher Einflüsse, geprägt haben.

Drei Texte, von Annette Kolb, Hedwig Fischer und Agnes E. Meyer, die bereits in der Neuen Rundschau zu Thomas Manns 70. Geburtstag gedruckt wurden, erscheinen hier nochmal, erinnern an den wohl bedeutendsten deutschen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts und runden die Sammlung thematisch ab.

So ist die Neue Rundschau zum 150. Geburtstag eine würdige, sehr lesenswerte, jedoch eher zum Nachdenken anregende Ausgabe, die, mit Ausnahme, dass die Werke Thomas Manns und das Interesse daran immer noch Bestand haben, weniger Anlass zum Feiern bietet.

Bewertung vom 08.05.2025
Horror-Date
Fitzek, Sebastian

Horror-Date


ausgezeichnet

»Die Wahrheit glaubt mir doch keiner!«

Raphael ist schwer krank und er weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Um seine letzten Tage mit schönen Momenten zu füllen, hat er sich bei der Dating-App „The Walking Date“ angemeldet, welche Menschen, deren letzte Tage gezählt sind, die letztmalige Chance zum Verlieben bietet. Dort trifft er auf Nala, deren Tumor ebenfalls ihre Lebenserwartung rapide geschrumpft hat. Als nun der Tag des ersten Treffens bevorsteht, geht es Raphael unerfreulicherweise schlechter und er überredet seinen besten Freund Julius für ihn einzuspringen, bzw. er überrumpelt ihn und lässt ihm kaum Möglichkeiten der Situation zu entfliehen.
Was dann als harmlos wirkendes Essengehen beginnt, verstrickt sich immer mehr in skurrile Kuriositäten, die den Lesenden Gefühle der Fremdscham empfinden lassen.
Es folgt ein lustiges und urkomisches Date, das neben einem Elefant, einem nackten Schlossbesitzer und vielen Missverständnissen so einiges bereit hält.
Irgendwann hat Raphael sich in so viele ungünstige Aussagen und Missgeschicke verstrickt, das eine Auflösung der Umstände kaum mehr möglich erscheint, dabei möchte er nichts lieber als das.

Zum Ende hin kommt alles anders als erwartet. Das lustige Date wandelt sich und aus Komik wird Ernst. Trotz der teils wirklich albernen Kapitel, die jede Seriösität missen lassen, gelingt es Fitzek auch in seinem neuen Buch die Thematik nicht der Lächerlichkeit zu überlassen, sondern darauf aufmerksam zu machen.
Somit endet sein dritter Nichtthriller mit einem Weckruf, das eigene Leben zu überdenken und die wichtigen Personen und Dinge herauszufinden, bevor es zu spät ist.
Denn das Leben ist nicht fair und das Ende kommt immer zu schnell und manchmal unerwartet.

Bewertung vom 05.05.2025
Unheimliche Gesellschaft
Eckardt, Tilo

Unheimliche Gesellschaft


sehr gut

»Er spürte, dass mit seiner Person zugleich der Humanismus, für den er stand, diese höhere deutsche Idee für das Bessere und Anständige und Wahre, verbannt worden war.«

Das Ermittler-Duo Mann & Müller schlägt zurück.
Es ist Herbst 1933. Die Manns kehrten nach einer Vortragsreise nicht mehr zurück nach Deutschland, sondern wohnen nun in der sog. neutralen Schweiz. An eine Rückkehr nach Deutschland ist nicht zu denken.
Als der litauische Übersetzer Žydrūnas Miuleris nach längerer Funkstille ein beunruhigendes Telegramm von Thomas Mann bekommt, macht er sich sofort auf den Weg nach Zürich. Was ihn dort erwartet, enttäuscht ihn zuerst, denn dort gibt es ausschließlich Probleme mit Katia Manns nicht eben ungefährlichen Autofahrkünsten.
Doch der Schein trügt. Was Žydrūnas zuerst als harmlose Banalität erscheint, entpuppt sich als ernst zu nehmende Gefahr für alle Beteiligten und hält sogar ein unvorhergesehenes und nicht eben wünschenswertes Wiedersehen mit einem Bekannten aus Nidden bereit.

Auch der zweite Fall des Ermittlerduos hat mir gut gefallen, jedoch sollte man auch hierbei keinen spannenden Krimi erwarten. Diesmal gingen mir manche Sachen auch zu schnell, bzw. bestimmte Geschehnisse und auflösende Situationen erschienen mir etwas unlogisch. Trotz dessen ist dieser Krimi eine gelungene Mischung aus Fiktion und Realität in brisanten Zeiten, die sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 23.04.2025
'... ich will Euch niemals verlassen'
Hoffmeister, Barbara

'... ich will Euch niemals verlassen'


ausgezeichnet

»Der S. Fischer Verlag bedeutete für Thomas Mann einen Schritt in die Welt.«

Samuel Fischer und dessen gleichnamiger Berliner Verlag sowie Thomas Mann und sein aufstrebendes literarisches Werk – zwei Visionäre, die sich gewissermaßen gesucht und gefunden haben. Trotz vermehrter Uneinigkeiten wird diese Beziehung von einer stets wertschätzenden Haltung getragen, schließlich wissen beide, was sie aneinander haben.
Für Thomas Mann war der Fischer Verlag sein Einstieg in die Literaturbranche, indem er seine ersten Erzählungen in einem Novellenband veröffentlichte und vom Verleger selbst angeregt wurde, sich an einem größeren Projekt zu versuchen, woraus die „Buddenbrooks“ entstanden.
Für den Verlag wurde er immer mehr zum Zugpferd.

Wenngleich sich das Buch mit Thomas Mann und dem S. Fischer Verlag beschäftigt, ist diese Auseinandersetzung in geringerem Umfang, als es verspricht. So erfahren die Lesenden auch etwas über wichtige Motive und Aspekte des Werk Thomas Manns, sein Leben und seine persönlichen Sehnsüchte. Darüberhinaus wird seine persönliche Einstellung hinsichtlich des Judentums analysiert, immerhin bediente er sich gerne antisemitischer Stereotype.
Dementsprechend beschäftigten sich einige Abschnitte und Kapitel Hoffmeisters nicht explizit mit Thomas Mann und seinem Verlag, sondern streifen diese Verbindung eher, was dem Text jedoch an sich keinen Abbruch tut.

Und so hielten Verlag und dessen berühmtester Autor, nicht nur zeitlebens – annähernd sechzig Jahre – gegenseitige Treue, sondern auch darüberhinaus. Bis heute ist Thomas Mann einer der Hauptautoren des S. Fischer Verlags, was nicht nur in diesem Jubiläumsjahr ersichtlich ist.
Manns Bekenntnis dem Verlag treu zu bleiben, schrieb er schon am 06. Februar 1906 in einen Brief an Samuel Fischer, als er selbst noch am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere und vor Herausforderungen der Zeit stand:
»So wahr meine Seele lebt, ich will Euch niemals verlassen.«

Bewertung vom 21.04.2025
'Ich will lieber schweigen'
Quadflieg, Will;Quadflieg, Roswitha

'Ich will lieber schweigen'


ausgezeichnet

»Ich kenne dich ja viel zu wenig. Daher: Welch ein Fund, dieses Tagebuch!«

Als Roswitha Quadflieg nach dem Tod ihrer Mutter in deren Keller eine Kiste mit der Aufschrift „Briefe & Kurioses“ entdeckt, findet sie darin neben unzähligen Briefen auch ein Tagebuch ihres Vaters Will Quadflieg – die meisten werden ihn durch die Faust-Verfilmung mit Gustaf Gründgens kennen –, welches die Zeit von 19. März 1945 bis 21. September 1946 umspannt.
Damals suchte seine Frau mit den Kindern in Schweden Zuflucht, während er in Deutschland blieb, seiner Arbeit nachzugehen versuchte und sie vermisste.
Zehn Jahre später fängt sie an, sich mit diesem Dokument zu beschäftigen und stößt auf einen Mann, der stets nach Erfolg und Anerkennung strebte und dabei dem politischen Geschehen nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig schenkte.

Die jeweiligen Einträge werden stets ausführlich von ihr kommentiert, durch Briefe ergänzt und in den nötigen Zusammenhang gestellt. Dabei hinterfragt sie kritisch und lernt eine Version ihres Vaters kennen, die ihr neu war. Immer wieder wird deutlich, wie gerne sie ihren Eltern – jetzt, nach diesem Fund und dessen Lektüre – die nötigen Fragen stellen würde.

Ihr Buch ist eine emotionale und distanzierte Suche auf den Spuren ihres Vaters, den sie selbst nicht so kannte, wie manch andere.
Ein Frauenheld, egozentrisch und von narzisstischer Natur, prahlte er vor der eigenen Tochter damit, alle Frauen, die er wollte – bis auf eine Kollegin – auch bekommen zu haben. Der selbe Mann sprach seinen Kindern jegliches Erbe ab.

Meine Erwartungen an das Buch waren hoch und ich wurde nicht enttäuscht. Was Quadflieg mit diesem Buch und ihrer kritischen Reflexion hinsichtlich seines Lebens, besonders anhand des Tagebuchs, geleistet hat, ist enorm. Dabei hebt sie ihren weltbekannten Vater nicht vom Thron, das war allein sein eigener (Neben-)Verdienst.

»Auch du wusstest Bescheid, aber es hat dich nicht berührt, das ist der Punkt.«

Bewertung vom 21.04.2025
Hinterm Beton das Meer
Wildschütz, Phil

Hinterm Beton das Meer


weniger gut

»Es war eines dieser Versprechen, bei denen beide wissen, dass sie manchmal nur Worte sind.«

Verpasste Chancen, Momente der Vergangenheit, die einen immer wieder einholen und die Einsicht, dass das eigene Leben aktuell nicht das ist, welches man gerne leben würde. Ganz zu schweigen von dem, welches man sich erträumt hat.
So geht es dem Protagonisten in diesem Buch. Sein Job? Macht ihn nicht glücklich. Und wie sieht es hinsichtlich Beziehungen aus? Naja, nicht viel besser, da läuft es auch eher nicht so.
Dabei war sein Leben nicht immer so, z.B. war da dieser eine Sommer, der spontane Trip ans Meer mit drei Freunden und ein ganz besonderer Kuss!
Im Mittelpunkt ein Mensch, der sich im eigenen Leben verirrt und keinen Ausweg findet.

Als ich von dem Verlag für das Buch angefragt wurde, habe ich nicht lange überlegen müssen, da die Beschreibung des Romans mir ziemlich aus der Seele sprach und ich war sehr gespannt darauf.
Als ich das Buch zu lesen begann, ahnte ich schon mit den ersten Seiten, dass es zwischen uns keine Liebe werden wird. Vielleicht hatte ich mir zu viel erwartet?
Mir persönlich hat eine gewisse Tiefe gefehlt, um in das Buch eintauchen zu können. Für mich blieb es leider sehr oberflächlich und alle Figuren eher leblos und das, obwohl die geschilderten Szenen an sich sehr mitreißend und bewegend sind.
Schlussendlich war es die Umsetzung, die das inhaltlich ansprechende Buch, mich persönlich leider nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 15.04.2025
Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen
Fallwickl, Mareike

Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen


ausgezeichnet

»Wie können Männer lernen, sich zu öffnen, die Maske der Gleichgültigkeit abzulegen, die das Patriarchat ihnen aufzwingt?«

Inwiefern sehnen sich Frauen nach typisch „männlichen“ Partnern und brauchen sie diese sog. Männlichkeit, um sich zu ihnen hingezogen zu fühlen, mehr als einen Mann, der sich seiner Gefühle bewusst ist und stereotype Frauen zugeordnete Tätigkeiten wie den Haushalt, Kochen oder die Erziehung der Kinder übernimmt?
Dass „starke“ Männer – samt kritischer, beiläufig und eigens zu beeinflussender Eigenschaften – nicht nur unter seinesgleichen als „männlich“ angesehen, sondern auch von Frauen als solche begehrt werden, ist leider durchaus der Fall. Diesbezüglich könnte ich viel erzählen, doch es soll hier nicht um mich gehen.
Dass diese sog. Männlichkeit – mal für nur ein Geschlecht, mal für alle – Nachteile bis hin zu drastischen Folgen mit sich zieht, ist ebenfalls hinlänglich bekannt.

Ausgehend dieser Tatsachen, beschäftigt sich die Autorin Mareike Fallwickl in ihrem fiktiven, essayistischen Brief an Jorinde, mit der Problematik, inwiefern Männer die Gesellschaft beeinflussen, indem sie selbst unter patriarchalen Strukturen leiden, durch diese negativ sozialisiert werden und Teil des Problems sind. Nur wenn man sich dieser Sachlage überhaupt bewusst ist, kann man – sofern sich alle daran beteiligen – gemeinsam etwas bewirken, um dadurch eine bessere Welt für alle zu ermöglichen. Dafür plädiert Fallwickl in ihrem ersten Sachbuch, fernab von jeglichem Männerhass, der ihr so oft vorgeworfen wird.

Ein Buch, das sich mit konkreten Fragen beschäftigt und weitere aufwirft.
Dabei sind die behandelten Themen keineswegs neu und auch die Gedanken und Überlegungen Fallwickls dazu sind es nicht, dennoch ist dieses Buch ein weiteres, das sich mit dieser Problemstellung beschäftigt, die uns alle betreffen und mindestens zum Nachdenken anregen sollte.

Bewertung vom 06.04.2025
Thomas Mann macht Ferien
Holzer, Kerstin

Thomas Mann macht Ferien


ausgezeichnet

»Tegernsee lebt noch in mir, mit dem erregenden Wasser, dem Boot, den Lido-Eindrücken am Badestrand, dem Besuch in Bad Kreuth mit Bertram, der Besteigung des Hirschberges, der Nacht im Unterkunftshaus, dem südwindigen Morgen auf dem Gipfel vor und bei Sonnenaufgang.«

Diese Notiz ist Teil des ersten erhaltenen Tagebucheintrags Thomas Manns, welchen er – am Mittwoch, den 11. September 1918 – zwei Tage nach der Beendigung der Sommerfrische am bayerischen Tegernsee verfasst hat und diese Revue passieren lässt.

Was war das für eine Zeit der Umbrüche!
Das Ende des Ersten Weltkriegs schien absehbar, gleichfalls die Veröffentlichung von Manns nationalen und antidemokratischen „Betrachtungen eines Unpolitischen“. Sein neuestes Werk, an dem er eben zu Schreiben pflegte, war jedoch von ganz anderer, geradezu heiterer Natur, denn es ging um seinen Hund Bauschan und – natürlich – über ihn selbst. Etwas Leichtes sollte es sein, bevor er erneut den Zauberberg besteigen wollte.

Angereicht durch einige Anekdoten und aus dem Alltag der Familie Mann erzählt die Autorin von den zwei Ferienmonaten des Sommers 1918 am Tegernsee. Neben der erwünschten Erholung brachte diese sommerliche Auszeit auch Gewissheit über einen weiteren und sogleich letzten zu erwartenden Familienzuwachs.
Im Mittelpunkt steht das aktuelle Projekt des Familienvaters, die Erzählung „Herr und Hund“, welche inhaltlich immer wieder Erwähnung findet. Außerdem geht es um Zahnschmerzen, den Besuch der Pringsheims oder das Erklimmen eines Berggipfels.

Kerstin Holzer hat mit ihrem neuen Buch eine frische und sehr lebendige Lektüre für warme Sommerstunden geschaffen, die nichts anderes als ein kleines Kunstwerk, ausgehend von zusammengesetzten Puzzleteilen aus Essays, Briefen, Tagebucheinträgen oder Prosa-Werken, ist.
Für Mann-Kenner sind die geschilderten Anekdoten wenig Neues, jedoch ist das Buch dadurch auch für Thomas Mann Neulinge problemlos geeignet und für alle gleichermaßen ein Genuss!

Bewertung vom 26.03.2025
Amerikas unwahrscheinlicher Sieg
Bremm, Klaus-Jürgen

Amerikas unwahrscheinlicher Sieg


sehr gut

„We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.“

Der Beginn der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten vom 04. Juli 1776 ist neben der sog. Boston Tea Party das einzige, was ich noch aus meiner Schulzeit über die Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika wusste. Anlass genug, um sich mit dem Buch tiefer in das Geschehen der Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu begeben.
Wie komplex die vielen Auseinandersetzungen, Angriffe und Belagerungen zwischen den dreizehn Kolonien und der britischen Kolonialmacht innerhalb des acht Jahre währenden Kriegs waren, war mir nicht bewusst. Mit fortschreitender Lektüre entstehen dann auch vermehrt Parallelen zu anderen gleichzeitig stattfindenden gesellschaftlichen Ereignissen.
Zudem erfährt man neben dem Kriegsgeschehen auch einiges über die wichtigsten Gründerväter der USA.

Auf jeden Fall ist es geglückt, mehr über diese spannende Thematik und Amerikas Weg zur Unabhängigkeit zu erfahren. Dennoch war das Buch zugleich eine relativ anspruchsvolle Lektüre, insbesondere wenn man sich noch so gar nicht mit den Ereignissen auskennt.
Gleich der Anfang hat mich überfordert, da mir die vielen Namen großteils noch überhaupt nichts gesagt haben und das Buch direkt ins Geschehen eingestiegen ist.
Das soll nicht heißen, dass es kein gutes Buch war, ganz und gar nicht. Es ist bloß für Laien, wie ich es einer bin, bedingt zu empfehlen, da ein gewisses Vorwissen durchaus von Vorteil ist.

Auch wenn das Buch mich wirklich gefordert hat, gibt es wahrscheinlich kein besseres und detailliertes Überblicksbuch über Amerikas Weg zur Unabhängigkeit, welches ergänzend noch einige Bilder der wichtigsten Ereignisse enthält.

Bewertung vom 17.03.2025
Air
Kracht, Christian

Air


sehr gut

»Weißt Du, wer alle Dinge in seinem eigenen Selbst sieht, und sein eigenes Selbst in allen Dingen, der verliert alle Furcht.«

Christian Kracht ist einer der Autoren, dessen Bücher ich langsam, Satz für Satz, lese, um keines der vielen versteckten Details zu überlesen. So auch bei diesem Roman.
Es beginnt mit Paul, einem Schweizer Dekorateur, der eigentlich Wohnungen einrichtet, damit sich diese besser verkaufen lassen. Doch als er von seinem Lieblingsmagazin Kūki einen Auftrag bekommt, der darin besteht das perfekte, das einmalige Weiß zu finden, begibt er sich auf eine Reise nach Norwegen, die ganz anders endet, als er es erwartet hätte.
Für nichts anderes als für ein riesiges Data Center soll er den gewünschten Farbton finden. Also fährt er mit Cohen, dem Verleger der Zeitschrift, dorthin.
Eine außergewöhnliche Sonneneruption, dessen Strahlung einige Minuten später die Erde erreichte, löste in den Datenbanken, in denen Paul sich eben befand, einen Stromausfall aus. Kurz darauf war er nicht mehr da.
Er findet sich in einer ganz anderen Welt wieder, in der er gleich zu Beginn fast erschossen wird.

Krachts neuer Roman ist eine absurde Reise in andere Welten, in dem einige Motive, wie ein ominöses Ölgemälde oder die Zeitschrift Kūki, die gleich zu Beginn eindrücklich beschrieben werden und neugierig machen, was noch kommen wird, eine besondere Rolle spielen.
Anfangs fühlt man sich etwas verloren und muss sich zuerst noch orientieren, doch mit der Zeit erschließt sich immer mehr ein Gesamtbild, auch wenn am Ende noch einige Fragen, besonders solche die jegliche Vorstellungskraft überschreiten, übrig bleiben. Doch genau das macht den Reiz an dem Buch aus und ist definitiv eine Stärke, neben dem bewussten Stil.
Gerne wäre ich noch länger in der Welt verblieben, die Kracht in diesem Buch erschaffen hat.

Letztlich ist es jedoch fast unmöglich diesem Roman durch eine Rezension ansatzweise gerecht zu werden, man muss ihn selbst lesen und sich seine eigene Meinung dazu bilden.