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kaffeeelse

Bewertungen

Insgesamt 552 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2024
Joy
Lee, Jonathan

Joy


sehr gut

Traumata und Folgen

Die Anwältin Joy Stephens soll zur Partnerin in einer renommierten Anwaltskanzlei ernannt werden. Sie hat es also geschafft. Sie ist also eine Siegerin in unserer auf die Stellung und die Werte begründeten westlichen Welt. Doch ist dies wirklich so?

In dem Buch "Joy" prangert Jonathan Lee sehr gekonnt den Leistungsdruck in unserer Gesellschaft an und er zeigt in seinem Buch, was eine Stellung innehaben in unserer Welt bedeutet. Das Menschsein wird beleuchtet in diesem Roman in seinen hehren Zielen und der schnöden Wirklichkeit. Nun ist aber auch hier der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft als alleinige Ursache für die Zusammenbrüche von den vielen Zahnrädern, die eine Gesellschaft nun einmal bilden, ad absurdum geführt. Denn dies allein ist es natürlich nicht, was die Menschen kaputt macht. Da kommen immer noch persönliche Anteile hinzu. Der Krug geht halt so lange zum Brunnen, bis er bricht. Und es gibt immer mehr Krüge die brechen, warum nur? Und es wäre sehr vermessen hier anzunehmen, dass es nur die Anderen trifft. Nein, nein, hier ist jeder gefährdet, denn brechen kann jeder. Dies sollte uns klar sein.

Jonathan Lee blickt in seinem Buch zurück auf die zahlreichen Gründe, die zum drastischen Geschehen geführt haben und dies gelingt ihm spannend und auch eindrucksvoll. Ein Buch über Traumata und deren Folgen. Ein Buch, welches die Leserschaft wachrütteln sollte, aufmerksamer für die Umgebung zu sein. Denn ein empathisches Wort zur rechten Zeit ist manchmal hilfreich und verhindert manchmal vielleicht Schlimmeres. Wenn wir alle etwas empathischer mit unserer Umwelt wären, wer hätte da eigentlich einen Schaden davon. Außer, dass das vielleicht etwas Zeit frisst. Aber wenn wir alle etwas empathischer wären, hätten wir alle schließlich einen Nutzen davon. Aber sind wir das eigentlich? Empathisch. Im größeren Sinne. Oder sind wir nicht eine Spezies aus der Gattung der Raubtiere?

Ein intensives Buch!

Bewertung vom 17.03.2024
Die Töchter des Bärenjägers
Jordahl, Anneli

Die Töchter des Bärenjägers


sehr gut

Familienbande

Auch dieses Buch war ein recht eigenwilliges. Diese Töchter des Bärenjägers sind eine Herausforderung, einerseits ungemein interessant, aber irgendwie auch abstoßend. Ich schwanke während der Lektüre hin und her. Einerseits erwecken diese Frauen einen gewissen Humor in mir, dann wieder eine Traurigkeit und dann wieder eine Wut. Dabei waren diese Charaktere nicht unglaubwürdig. Dies nicht. Aber ich wurde auch nicht unbedingt warm mit ihnen. Freundinnen wären wir definitiv nicht geworden.

Nur ist dies alles nicht ihre Schuld. Sondern sie sind eher das Produkt ihres Umfelds. Und das müssen sie nur begreifen. Aber dieses Begreifen ist schwierig für sie. Denn sie sind intensiv beeinflusst worden. Ihnen ist die Bildung verwehrt worden, denn so lassen sie sich von diesem Bärenjäger besser lenken. Und diese Gehirnwäsche zu durchbrechen ist nicht einfach. Auch ihre Mutter, die Frau des Bärenjägers hatte keine Chance, auch sie wird durch den Bärenjäger bei ihren Kindern diffamiert. Und so hat auch die Mutter keinen Einfluss auf ihre Kinder, ist auch gefangen in dem Netz, welches der Bärenjäger für seine Familie gesponnen hat. Traurig! Sehr traurig! Aber nicht nur das, auch hier ist die Mutter beides, Opfer und Täter. Ich habe Mitleid mit ihr, aber andererseits regt sie mich ebenso auf, wie das auch ihre Töchter tun. Eine interessante Gemengelage, eine interessante Familienstruktur! Einige Töchter schaffen es eher die Familienstruktur als negativ einzuordnen, andere später, manche werden krank, manche schaffen es vielleicht gar nicht aus ihren Grenzen herauszukommen.

Ein intensives Buch! Und ein spannendes Buch!

Bewertung vom 17.03.2024
Tove Ditlevsen
Andersen, Jens

Tove Ditlevsen


ausgezeichnet

Tove Ditlevsen

Ein absolut interessanter Blick auf eine unbequeme und eigenwillige Frau. Eine Frau, die mich nicht gleich am Anfang hatte, da war ich erst noch in einer inneren Abwehrhaltung. Aber nach und nach gewinnt die sperrige Tove Ditlevsen mein Herz. Denn obwohl das etwas Divenhafte auch abstößt, genauso hat es auch seinen Reiz und seinen Zauber. Erinnert sie mich doch sehr an andere unangepasste Vertreter unseres Geschlechts.

Dazu kommt dann noch, dass Tove Ditlevsen aus einer früheren Zeit stammt, in der Frauen es noch deutlich schwerer hatten. Die Härte, die sich in ihr entwickelt hat, wird aber auch auf deren Entstehungsgeschichte beleuchtet. Und heraus kommt dadurch eine vielschichtige Tove, die immer stark und selbstständig bleiben musste, bleiben wollte. Und so viel Stärke zu beweisen, kostet natürlich auch immense Mengen an Kraft.

Dazu kommt, dass Tove sich fallen lassen möchte, sich betäuben will, von der ewigen Anstrengung ihres Lebens. Und dies tut sie dann auch. Sie bekämpft ihre inneren Dämonen. Geht wegen ihren Suchterkrankung, aber auch wegen anderer psychischer Leiden oft in die Psychiatrie. Dies zeigt die inneren Kämpfe, die Tove durchstehen musste. Und dies macht mich traurig. Denn wenn man mal eigentlich über Toves Leben nachdenkt, kommt unweigerlich die Frage auf. Hatte sie denn eine Chance unbeeinträchtigt aus ihrem Erlebten herauszukommen?

Ein schweres Leben. Und dennoch findet Tove die Kraft für die Arbeit der schreibenden Zunft. Vielleicht auch etwas, was sie rettet, zumindest eine Zeit lang. Eine beeindruckende Frau!

Bewertung vom 17.03.2024
Echtzeitalter
Schachinger, Tonio

Echtzeitalter


sehr gut

Coming of Age und der Gamer

Der Buchpreisgewinner des Deutschen Buchpreises von 2023. Echtzeitalter von Tonio Schachinger. Ein interessantes Buch mit einem ganz eigenen Sprachklang, ein differenzierter und vielschichtiger Blick auf Österreich, eine Gesellschaftskritik in Gestalt eines Coming of Age. Ein Buch zur richtigen Zeit. Denn es sendet seine Tentakeln in verschiedene Bereiche der Welt in Österreich. Genauso kann man es aber auch in andere Teile der westlichen Welt verlagern und Parallelen finden. Wenn man dies denn will. Von daher ist das Buch vollkommen gelungen und macht eindeutig Spaß.

Nun wird es ein Coming of Age schon allein wegen der Gestalt des Romans schwer haben, vollständig in mich einzudringen. Und genauso ist es auch hier. Ich verbleibe etwas distanziert. Und dies ist meine Kritik. Ein junger Gamer und ich. Nun, dass kann nicht gut gehen. Denn Verständnis für seine Lebenssichten habe ich wenig. Aber ich lerne und sehe die Welt durch andere Augen. Und dies ist doch schon mal etwas. Ebenso muss ich diesen österreichischen Humor, diese österreichische Schmäh hervorheben. Denn beides habe ich genossen. Sehr sogar! Und dies macht diesen Einblick in eine junge männliche Seele wieder interessant.

Trotzdem werden es bei mir nur 4 von 5 Sternen. Und der Sieg beim Deutschen Buchpreis erschließt sich mir nicht. Echtzeitalter ist ein gutes Buch, ja. Dennoch gibt es für mich mit dem Buch von Anne Rabe einen anderen Favoriten. Da ich mir vorgenommen habe, auch noch die anderen Longlist-Bücher nach und nach zu lesen, bin ich sehr gespannt, ob dieser Eindruck so bleiben wird, oder ob noch ein weiterer 5 Sterne Kandidat auftauchen wird, der „Die Möglichkeit von Glück“ überflügeln wird. Ich verbleibe neugierig.

Bewertung vom 17.03.2024
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Verbindungssuche

Von Katrine Engberg kannte ich schon das Buch "Krokodilwächter", für mich ein 5 Sterne Buch und eine wunderbare Leseerfahrung. So freute ich mich natürlich sehr, als ich von der neuen Reihe um die Ermittlerin Liv Jensen hörte, und ich freute mich noch mehr, als ich dieses Buch neue Buch endlich lesen konnte.

Doch leider kommt es an die Kopenhagen-Reihe der Autorin nicht heran, denn die Ermittlerin Liv Jensen nervt mich recht sehr. Was schade ist. Nur auch nicht ganz so wichtig. Denn der Fall überzeugt mich hier natürlich wieder mehr

Denn der Fall ist spannend und der Krimi ist interessant. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Denn die ehemalige Polizistin und jetzige Privatdetektivin Liv Jensen findet Ungereimtheiten und nach und nach findet sie neue Anhaltspunkte zu drei verschiedenen Todesfällen. Das Buch wird in verschiedenen Handlungssträngen erzählt, was gut gewählt wurde, denn so wird gekonnt und konstant die Spannung aufrechterhalten.

Und diese Ermittlerin, wer weiß, vielleicht eröffnet sich ja auch hier noch ein anderer Blickwinkel, denn die Charakterzeichnungen aus dem Buch "Krokodilwächter" haben mir sehr gefallen und wer weiß, vielleicht überzeugt mich auch eine Liv Jensen noch. Denn die Ermittlerin wirkt noch jung und versucht sich neu zu erfinden, wenn ihr dies gelingt, ist sie vielleicht nicht mehr so nervig für mich. Denn Katrine Engberg kann schreiben, siehe „Krokodilwächter“, und deswegen möchte ich auch der Reihe um Liv Jensen weiter folgen.

Bewertung vom 17.03.2024
Liebe
Fischer, Veronika

Liebe


gut

Liebe lernen

Die Liebe. Dieses so wunderschöne Gefühl! Doch die Liebe ist mehr. Viel mehr. Sie ist viel umfassender, den lieben kann man auf manche Weise

Die Autorin Veronika Fischer versucht hier einen Blick auf dieses komplexe Gefühl, auf dieses komplexe Empfinden. Was ist Liebe für uns, was bedeutet die Liebe für unsere Kultur, für unsere Gesellschaften? Wie gefährlich kann dieses Empfinden werden, wenn es in patriarchalen Systemen benutzt wird? Und wie gefährlich kann dieses Gefühl für die Liebenden werden, wenn ihre Realitäten schwinden? Denn psychotisches Erleben und die Liebe besetzen ähnlich Areale in unserem Hirn. Interessante Dinge handelt Veronikas Fischer hier in ihrem Buch ab, aber für mich doch recht kurz. Denn dieses interessante Thema könnte durchaus mehr Zeilen füllen. Wahrscheinlich habe ich mir auch mehr erhofft und aus mir spricht die Enttäuschung. Denn es ist ein schönes Buch. Nur halt etwas kurz.

Was aber wahrscheinlich auch der Reihe geschuldet ist, dem dieses Buch angehört. Denn hier werden vom Umfang des Buches her garantiert Grenzen gesetzt worden sein. Hätte ich mich damit eher befasst, wäre ich wahrscheinlich auch etwas besser vorbereitet gewesen. Und vielleicht auch weniger enttäuscht. Aber dennoch sollte man aus so einem wichtigen Thema mehr machen, mehr herausholen. Denn die Liebe ist soo viel mehr als nur dieses rosarote Gefühl. Ein Glück! Und Veronika Fischers Blick in diesem Buch offenbart diese verschiedenen Sichten auf dieses Gefühl, auf dieses Gefühlsspektrum und auf dass, was daraus folgt, daraus folgen könnte. Ein interessantes Buch. Nur etwas kurz und deswegen auch eine verminderte Bewertung. Denn ich hätte mir hier mehr gewünscht.

Bewertung vom 15.03.2024
Der Fluss und das Meer
Wodin, Natascha

Der Fluss und das Meer


ausgezeichnet

Dunkel und Hell

Der Fluss und das Meer. Mein erstes Buch von Natascha Wodin. Und sicher nicht mein letztes. Denn hier habe ich wieder eine Autorin kennengelernt, die mich fasziniert. Erzählungen. Eigentlich nicht so mein Ding. Aber hier sind sie mit einer Intensität geschrieben, die mich schier umhaut. Und nicht nur intensiv sind die Erzählungen. Nein, dazu sind sie noch dunkel, sie sind düster, sie drücken die Leserschaft. Und wer mich kennt weiß, dies ist genau meins. "Der Fluss und das Meer" ist eines meiner Jahreshighlights von 2024, ein wunderbares Buch! Und Natascha Wodin rückt auf meiner Wahrnehmung mehr in den Fokus. Ich habe noch Literatur von ihr. Ungelesen. Ich hoffe dies ändert sich demnächst, ich hoffe ich finde Zeit für den SuB. Was aber schwierig werden wird. Denn es gibt so viele gute neue Bücher.

Diese fünf Erzählungen in "Der Fluss und das Meer" schildern das Dunkle in uns, schildern Traumata und dunkle Wünsche, zeigen Ängste, zeigen die Menschen in ihrem Egoismus, Egoismus in den heimischen Gefilden und auch in der Fremde, aber sie zeugen auch von der Liebe, von dem Schönen in uns. Auch wenn dieses Schöne manchmal schwer zu bewahren ist, was wir alle wissen. Und manchmal schafft man es eben auch nicht andere vor ihren Dämonen zu beschützen. Denn diese Anderen müssen sich auch beschützen lassen wollen. Genau wie man selbst in sich nach den hellen Momenten suchen muss. Was der Erzählstimme irgendwie gelingt. Nicht perfekt. Aber man sieht den Willen. Und dies kann man ja als einen Hoffnungsstreifen am Horizont verstehen. Wenn man dies denn will.

Eindringlich, düster, machtvoll. Kein einfaches Buch. Sprachlich wunderschön. Zum Genießen. Zum Sinnieren. Aber halt auch sehr dunkel und auch unheilvoll. Aber dieses Unheilvolle in der Stimmung des Buches hat seine Gründe. Da dieses Unheilvolle aber mit einer kleinen Prise Morgenröte gewürzt ist, erhellt sich das Dunkle auch. Ganz leise schimmernd. Muss man mögen. Wie ich dies nun mal tue. Ein Lesehighlight für mich in diesem noch jungen Lesejahr 2024!

Bewertung vom 10.03.2024
Die Details
Genberg, Ia

Die Details


gut

Splitter eines Lebens


Eine Frau schaut auf ihr Leben und pickt sich vier sie sehr inspirierende Personen heraus. Doch was machen diese sie inspirierenden Personen genau? Denn diese zerstückelten Blicke sind nur ein Teil eines Ganzen und das Ganze wäre hier viel interessanter in meinen Augen. Dennoch sind diese einzelnen Blicke schön, vermitteln die Beziehung zu diesen vier verschiedenen Menschen. Sprachlich ist dieser Blick auf diese vier Details auch echt gelungen. Aber mir fehlt hier der ganzheitliche Blick und das lässt mich in der Punktevergabe zögerlich werden. Denn diese einzelnen Menschen haben einen Einfluss auf die Erzählstimme, ja, doch was passiert danach. Denn eigentlich ist dies noch viel wichtiger. Denn erst danach verarbeitet man das Geschehene. Erst mit dem Danach würden diese Splitter, diese Details ein Ganzes bilden. Und dieses Danach, dieses Ganze interessiert mich. Ebenso interessieren mich die Verbindungen, die man bei diesen Details finden könnte. Verbindungen, die die Erzählstimme weiterbringen können, Verbindungen, die die Erzählende das eigene Empfinden besser verstehen lassen können. Nun ist dies nicht in den Details enthalten, denn die Autorin wollte diese Struktur ihres Buches, diese vereinzelten Blicke auf Teile des Geschehens, auf Teile des Lebens. Blicke, die sprachlich gelungen sind, die interessant sind. Definitiv. Aber denen in meinen Augen auch etwas fehlt, etwas Entscheidendes fehlt. Und dieses Fehlen löst bei mir diese Emotion aus. Was sicherlich auch beabsichtigt war. Denn das ein aus dem Rahmen gezerrtes Bild nicht bei jedem auf einstimmigen Beifall stoßen wird, kann man sich glaube ich denken.



Dennoch hat mir das Geschriebene gefallen und diese Autorin werde ich mir merken, denn hier war meine Kritik auf den Stil gerichtet, nicht auf die Geschichte. Wobei mich die ausführliche Geschichte zu den Details echt interessieren würde! Denn was macht die Erzählstimme aus dem Erlebten, aus diesen Details. Eine offene Frage, aber eine die Neugier weckende Frage.

Bewertung vom 03.03.2024
Irre Wolken
Berges, Markus

Irre Wolken


ausgezeichnet

Coming of age und Psychiatrie in den Achtzigern


Coming of age in den Achtzigern und Einblicke in die frühere Psychiatrie. Ja, mit so etwas kann man mich einfangen. Und dieses Einfangen habe ich nicht bereut. Denn dieses Buch ist ein Leckerbissen!



„Irre Wolken“ holt mich ab, beschert mir ein Lebensgefühl zurück, lässt Erinnerungen hochkommen, einfach herrlich. Das Unbeschwerte der Jugend lässt in dem Buch von Markus Berges grüßen. Ein Blick auf die erste Liebe, ein Blick auf die fliegenden und tanzenden Hormone, ein Blick auf eine auch fragwürdige Unbedarftheit, aber in diesem Gedanken spricht meine psychiatrische Erfahrung eine Rolle, eine Erfahrung, die der Titelheld nicht hat, nicht haben kann. Denn seine Jugend und seine im Dreieck springenden Hormone lassen dies gar nicht zu.



Und so ist „Irre Wolken“ einerseits ein unbeschwerter Blick auf die Liebe, auf das Verliebtsein, was ja in bestimmter Weise auch einer psychotischen Episode nahekommt, denn das Wirken der Hormone auf das Gehirn kommt einem psychotischen Erleben nahe. Man bedenke nur das Ausschalten der Realität in einem verliebten Hirn, den Blick auf die Welt durch diese oft beschworene rosarote Brille. Eine Brille, die den Blick verändert, ja, verformt.



Andererseits türmen sich auch Wolken auf, Wolken, die durch das psychiatrische Krankheitsbild zum Tragen kommen, aber auch durch Tschernobyl und dem verwerflichen Tun des Menschen auf unserer Erde. Empathische Einblicke in die psychiatrische Welt können nicht von Nachteil sein, denn wenn diese Einblicke wachrütteln und somit schweres Leid verhindern können ist viel gewonnen. Tschernobyl hat damals kurz die westliche Welt erschüttert, aber verändert hat Tschernobyl nichts, außer, dass es damals in den ostdeutschen Gefilden plötzlich mehr Obst und Gemüse zu kaufen gab. Obst und Gemüse aus den östlichen Bruderstaaten. Denn Berichterstattung zu dem unsäglichen Geschehen gab es im DDR-Fernsehen nicht oder kaum. Der große Bruder befiehlt halt. Diese Warnungen, die im Westen grassierten, gab es bei uns nicht. Gewusst hat man es dennoch, durch westliche Medien, wenn man sie denn gesehen/gehört hat, durch mündliche Weitergabe. Nur getan hat sich hierzu nichts. Die Krankheit der Gier halt, wie es in einem Klassiker so schön heißt. Erst Fukushima und das damit verbundene Grauen lässt ein Umdenken entstehen, an dem reaktionäre Kreise weiterhin sägen. Denn diese Gier gibt’s ja immer noch.



Und somit ist der Titel „Irre Wolken“ hervorragend gelungen und das Buch von Markus Berges ein Knaller in der Menge der zuletzt konsumierten Bücher.

Bewertung vom 03.03.2024
Und dann gab's keines mehr
Christie, Agatha

Und dann gab's keines mehr


ausgezeichnet

Zehn, Neun, Acht, ...


Agatha Christie, die Meisterin dieses Fachs. Was soll man sonst zu ihren Büchern sagen. Denn auch, wenn man sie schon kennt, wenn man Verfilmungen ihrer Bücher kennt. Es ist immer wieder eine Freude sie zu lesen. Ja, ich bekenne. Christie Romane kann man mehrmals lesen. Und sie gefallen mir immer noch.





Auch die optische Aufmachung ihrer Bücher im Atlantik Verlag gefällt mir sehr. Dieses etwas Langweilige der älteren Ausgaben in der Präsentation, in der Covergestaltung ist verschwunden und lässt diese Bücher in einem moderneren Glanz erscheinen.





Der morbide Charme, der in den Kriminalgeschichten vorherrscht, ist gepaart mit der englischen Attitüde, dazu kommen dann noch etwas schrullig anmutende Charaktere und eine spannende und interessante Handlung und fertig ist eine dieser atemberaubenden Geschichten der Krimi-Königin Agatha Christie. Ein Lesegenuss. Und ein Buch, welches mich daran erinnert hat, mal wieder zu den Klassikern der Christie zu greifen, „16 Uhr 50 ab Paddington“, „Die Tote in der Bibliothek“, „Mord im Orient-Express“, „Das Böse unter der Sonne“ und „Tod auf dem Nil“. Ein Glas Rotwein und solch ein Buch. Und wahlweise auch mal wieder Margaret Rutherford und Peter Ustinov. Lesegenuss und Filmgenuss. Ich liebs einfach. Diese herrliche alte Dame und der Privatdetektiv par excellence. Das ist Kult. Begleitet mich schon sehr lange. Oft gelesen und oft gesehen. Und immer wieder schön. Ich sage nur die wunderbare Mrs. Otterbourne. Danke Angela!





Und danke Agatha! Dass du mich schon so lange begleitest mit deinen kultigen Büchern!





Nun ist „Und dann gabs keines mehr“ sicher nicht das beste Buch von Agatha Christie, dennoch vermag es dieses Buch mich zu verzaubern, mich auf diese Insel zu tragen und diesem Geschehen/diesen Charakteren zu folgen, mir schöne Lesemomente zu bescheren. Und dies ist doch etwas in unseren unruhigen Zeiten. Warum es nicht so gut ist? Nun. Vielleicht fehlen ein Peter und eine Margaret, die in meiner Fantasie um die Ecke schauen. Denn sonst gibt es nichts zu mäkeln.