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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 695 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2025
Clark, Polly

Ocean - Gefangen im Blau


weniger gut

Helen und Frank haben Eheprobleme, die unlösbar erscheinen, besonders nachdem Helen eine traumatische Erfahrung gemacht hat und sich schwer damit tut, wieder ins Leben zurückzukehren. Ein Segeltörn über den Atlantik soll helfen, schließlich lernten sich beide an Bord der Innisfree kennen und lieben. Zusammen mit ihrem Sohn und der Pflegetochter machen sie sich auf die Reise, die allerdings droht, zum Albtraum zu werden.

»Wieder einmal flossen Realitäten ineinander, blieb mir die Luft weg angesichts meiner widersprüchlichen Empfindungen. Selbst in einer lebensbedrohlichen Situation ist es durchaus möglich, dem eigenen Ehemann den Tod zu wünschen und sich zugleich danach zu sehnen, dass er einen noch einmal - ein allerletztes Mal - zärtlich berührt.« (Seite 261)

Das vorliegende Buch ist für mich ein gutes Beispiel dafür, dass manchmal weniger mehr ist. Der Roman fängt mit einer Tragödie an und versucht danach permanent und unermüdlich, sprichwörtlich noch einen draufzusetzen, um aufzuwühlen, zu schockieren und wahrscheinlich auch zu unterhalten, wobei letzteres für mich persönlich grandios gescheitert ist. Nicht nur, dass die Protagonistin Handlungen vollzieht, die mich irgendwann an ihrem Geisteszustand haben zweifeln lassen, die Story selbst ist unrealistisch, um nicht zu sagen unglaubwürdig und katastrophal konstruiert. Das ist wirklich schade, denn der Klappentext klang toll und der Anfang war durchaus vielversprechend. Für mich hat es aber leider nicht gepasst.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2025
Coben, Harlan

In tiefster Nacht


sehr gut

Vor zweiundzwanzig Jahren hatte Sami Kierce eine traumatische Erfahrung, als er eines Morgens aufwachte und seine Begleitung tot neben sich auffand, in der eigenen Hand ein Messer voller Blut. Mittlerweile ist Kierce verheiratet, als Detective suspendiert und unterrichtet Kriminologie, als plötzlich das Mädchen von damals, nun eine erwachsene Frau, in seinem Kurs auftaucht und wieder verschwindet. Neben der Erleichterung darüber, dass Anna lebt, erwacht in Kierce das Verlangen danach, herauszufinden, was damals in Spanien geschah.

Seit Jahrzehnten ist Harlan Coben ein Garant für Thriller voller überraschender Wendungen und dafür, dass ich für seine Bücher gerne die Nacht zum Tag mache, weil ich sie nicht aus der Hand legen kann. Auch mit dem vorliegenden Buch war es nicht anders, der Autor ließ den sympathischen Sami erzählen und erhöhte die Spannung dadurch, dass dieser hier was wegließ, da etwas verschwieg und dort mit Absicht eine Kleinigkeit vergaß. Zusammen mit dem großartigen Humor ergab dies eine aufregende Geschichte, die mich in den Wahnsinn trieb, weil ich so dringend wissen wollte, was damals wirklich geschah. Der einzige Kritikpunkt ist der, dass Sami manchmal zu ausschweifend war. Insgesamt aber ein toller Thriller, nach dessen Ende es bei mir Diskussionsbedarf gab. Lesenswert!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2025
Comotto, Agustin

Simon Radowitzky


ausgezeichnet

Die vorliegende Graphic Novel befasst sich mit dem Leben von Simón Radowitzky, einem ukrainisch-argentinischen Anarchisten und Gewerkschafter, geboren 1891 in einem kleinen ukrainischen Dorf. Als Sohn eines jüdischen Arbeiters verließ er bereits mit zehn Jahren unfreiwillig die Schule, um arbeiten zu gehen und die Familie zu unterstützen. Bald darauf lernte er Lyudmyla kennen, die Tochter des Schmiedes, für den er arbeitete und der ihm einen Schlafplatz und zu essen gab. Durch sie kam er mit sozialrevolutionären Ideen in Berührung.

»Hätte Agustín Comotto sich diese Geschichte ausgedacht, wäre er sicherlich dafür kritisiert worden, maßlos zu übertreiben. Es scheint unglaubwürdig, dass so vieles in einem Leben zusammenkommt (so viel Ungerechtigkeit, so viel Gewalt, so viel Kampf, so viel Treue den eigenen Idealen gegenüber - so viel Schmerz in einem einzigen Körper).« (Vorwort von Liliana Ruth Feierstein, Buenos Aires im Winter 2019)

Sechs Jahre brauchte Agustín Comotto, um zu recherchieren, zu schreiben und zu zeichnen. Herausgekommen ist ein phantastisches Werk über das Leben einer Persönlichkeit, über die ich bis dato nichts gehört habe, über die ich aber nun, nachdem ich die Graphic Novel förmlich verschlungen habe, mehr wissen möchte. Die eindrucksvollen schwarzweißen Bilder, das gezielt eingesetzte Rot, die Brutalität und der Widerstand, die aus den Seiten springen, dies alles bescherte mir unvergessliche Lesestunden. Dabei ist das Werk anspruchsvoll und fordernd, keine leichte Lektüre, aber lehrreich und spannend. Gerne empfehle ich es weiter. Lesenswert!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Anfang Oktober 2024 wird ein Flugzeug auf dem Weg von England nach Deutschland entführt, die Kidnapper drohen damit, die Maschine in den Münchner Flughafen abstürzen zu lassen. Dies ist nur der Beginn einer bedrohlichen Serie von Meldungen, die die ganze Welt erschüttern. Es mehren sich die Fake-News, Menschen bekommen Anrufe und Video-Botschaften, die so echt aussehen, dass niemand mehr unterscheiden kann, was Wahrheit oder Lüge ist. Die Menschheit steht vor ihrer größten Herausforderung, es ist unklar, ob es einen Ausweg aus dieser Situation gibt.

»Es war schlichtweg unmöglich geworden, sich zu informieren, eine objektive Meinung zu bilden und realistische Schlüsse aus all den Deepfakes zu ziehen, die wie eine zerstörerische Flutwelle alles mit sich rissen, was einem Halt hätte geben können.« (Seite 195)

Zu Beginn wurde ich förmlich erschlagen von der Fülle an Personen, Orten, Situationen und Ereignissen, die auf den ersten hundert Seiten beschrieben werden. Da half auch das vorne stehende Personenregister nicht, das nur eine bestimmte Anzahl der Beteiligten beinhaltet. Ich kann hier verraten, dass es nicht wichtig ist, sich jeden Namen zu merken, der Augenmerk liegt auf den Geschehnissen, die wichtigsten Akteure ergeben sich im weiteren Verlauf fast von selbst. Ich persönlich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, außen vor zu sein, bald schon lichteten sich die Reihen und die Geschichte zog mich in ihren Bann.

Das Szenario, das Peter Grandl sich hat einfallen lassen, ist so faszinierend wie genial, in erster Linie aber ungeheuer erschreckend, weil es überhaupt nicht unwahrscheinlich klingt, worüber er schreibt. Künstliche Intelligenz, Fake-News, Bilder und Videos, die etwas abbilden, das nicht sein dürfte, das wir aber doch gerade mit eigenen Augen sehen und betrachten können, heutzutage gehört dies alles bereits zu unserer Realität. Hinzu kommt eine Prise Genialität, garniert mit einem großen Schuss Wahnsinn, viele interessante Charaktere sowie ein genialer Plot und schon haben wir einen Thriller, der für mich bereits jetzt die Liste der besten Bücher im Genre anführt dieses Jahr. Zusammengefasst: ein wahres Meisterwerk!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2025
Grenzmann, Teresa

Frida Kahlo - Junge Kunst 43


ausgezeichnet

Bei der Geburt von Magdalena Carmen Frieda Kahlo y Calderón am 06. Juli 1907 ahnt noch niemand, dass aus ihr einmal eine berühmte Malerin sowie eine künstlerische und feministische Ikone wird. Unbekannt ist den meisten wahrscheinlich auch, dass ihr Vater Guillermo in Wahrheit Wilhelm Kahlo hieß, der mit 19 Jahren aus Pforzheim nach Mexiko-Stadt auswanderte und dort ein Atelier betrieb. So vieles gibt es über die Künstlerin, das ich nicht wusste, obwohl die Auswahl an einschlägiger Literatur fast grenzenlos ist, was der Grund dafür ist, dass ich mich nie drangesetzt habe. Zu groß und zu wuchtig war mir persönlich die Menge an Informationen, sodass ich es bisher dabei belassen hatte, mich an ihren Bildern zu erfreuen, immer wenn ich diese irgendwo sah. Dies hat sich nun geändert und ich finde es wunderbar!

Der 1907 gegründete (man beachte das Gründungsjahr!) Klinkhardt & Biermann Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, verschiedene Künstler und ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Hierbei ist das Motto der beiden Gründer Werner Klinkhardt und Georg Biermann Programm: »Nur weniges, aber dies wenige soll mit größter Sorgfalt ausgewählt und ausgestattet werden.« Und das trifft ganz besonders auf die zurzeit insgesamt 46 Bände umfassende Reihe »Junge Kunst« zu, der Band 43 beschäftigt sich mit Frieda Kahlo. Kurz und knapp, dabei aber ausreichend informativ, erfuhr ich viele Besonderheiten über die Künstlerin, ihr Leben, die Tragödien darin sowie insbesondere ihre außergewöhnlichen Bilder, von denen einige im Buch abgebildet sind. Eine Biografie der 1954 viel zu früh gestorbenen Malerin vervollständigt die schöne Ausgabe, angehängt ein Archiv mit Fundstücken und Dokumenten. Für mich der Beginn einer großen Leidenschaft. Lesen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.06.2025
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5


gut

Ein Luxusauto kommt von der Straße ab und fängt Feuer, der Fahrer verbrennt. Kurze Zeit später brennt ein Wohnhaus, ein weiterer Brandanschlag folgt. Oberkommissarin Alexa Jahn und ihr österreichischer Kollege, Chefinspektor Bernhard Krammer, finden durch Zufall Parallelen, jedoch nichts konkretes, was auf einen Zusammenhang hindeuten würde. Die Zeit läuft ihnen davon, als ein anonymes Schreiben weitere Anschläge ankündigt.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den fünften Teil der Reihe mit Alexa Jahn und Bernhard Krammer, die grenzübergreifend ermitteln, woraus sich der Titel der Buchserie ergibt. Zumindest dieser Band kann nicht unabhängig von den vorherigen Büchern gelesen werden, denn die vielen Andeutungen und Hinweise besonders auf den vierten Teil nehmen viel Raum ein. Auch die Beziehung zwischen den Hauptpersonen, aber auch die zu den Nebenfiguren, erklärt sich erst, wenn man die Serie chronologisch liest.

Dem vielversprechenden Beginn des Buches folgte bei mir ganz schnell die Ernüchterung, denn so richtig losgehen wollte die Geschichte nicht. Seitenweise ging es um den vorherigen Fall und die damit zusammenhängenden Einzelheiten, erst nach über achtzig Seiten kehrten wir zu den aktuellen Geschehnissen zurück. Leider war meine Freude nur von kurzer Dauer, denn nun ging es um Beziehungen der Personen zueinander oder solchen zu Dritten; Gefühle, Befindlichkeiten und Mutmaßungen gaben sich die Hand und ich mir fast die Kugel. So hatte ich mir den Krimi nicht vorgestellt.

Im letzten Drittel kam doch noch Bewegung in die Sache und es wurde ermittelt. Meine Laune war da bedauerlicherweise bereits im Keller, so richtig wichtig war mir der Ausgang nun eher nicht. Ja, es wurde dramatisch, und nein, eine große Überraschung war die Auflösung nicht. Im nächsten Teil wünsche ich mir mehr Krimi und weniger Roman, und auch die viele Gefühlsduselei brauche ich persönlich nicht, zumindest nicht in diesem hohen Maße wie hier. Für Fans der Reihe ein Muss, für Neueinsteiger leider eher nichts.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.06.2025
Akyol, Çigdem

Geliebte Mutter - Canim Annem


ausgezeichnet

Aynur wird mit neunzehn Jahren verheiratet, ihr Bruder, der sie unbedingt loswerden will, sucht ihr Alvin als Ehemann aus, einen ungebildeten jungen Mann aus einer frommen Familie, mit dem sie nach Deutschland zieht, wo dieser unter Tage arbeitet. Ihre beiden Kinder Meryem und Ada schlagen Jahrzehnte später beide unterschiedliche Wege ein, der Kontakt zu den Eltern schläft ein, und als der Tod des Vaters im Raum steht, müssen sie sich entscheiden zwischen Hass und Vergebung.

»Ich war glücklich: das Glück einer Frau, die es geschafft hat, einen fast vierzig Jahre andauernden Hindernislauf zu überstehen. Ich bin Mensch, ich bin Frau, ich bin Tochter, ich bin Aus- und Aufsteigerin, Migrantin. Ich bin Meryem, mit Alvins Tod endlich angekommen.« (Seite 23)

Dies ist ein Mutter- und Tochter-Roman, aber nicht nur, denn weit nach hinten holt die Autorin aus und lässt Meryem zwar regelmäßig zu Wort kommen, erzählt aber auch über das Leben von Aynur, der Mutter, und wie sie zu der geworden ist, die Meryem liebt, aber auch verachtet, die sie hasst, aber dennoch regelmäßig vermisst und die sich letztendlich entscheiden muss, welche Gefühle vorrangig an die Oberfläche dürfen, wenn es um ihre Familie geht. Es geht um Zwangsheirat und Liebe, um Hoffnungen und Wünsche, aber auch gebrochene Versprechen und Sucht, Gewalt findet regelmäßig statt. Traurig, verstörend, erschütternd und berührend. Für mich ein Buch, das zu den besten gehört, die ich dieses Jahr gelesen habe. Große Leseempfehlung!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.06.2025
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

Wandas Leben hat nichts mit dem Leben zu tun, das sie sich ausgemalt hat; statt nach den Drehs erfolgreicher Filme auf Filmpremieren und Partys unterwegs zu sein, hängt sie mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im Hof einer Berliner Platte fest, wohnt dort im achtzehnten Stock und das auch nur schwarz zur Untermiete. Durch Zufall bekommt sie eine Chance, die glitzernde Welt der Reichen und Schönen zu betreten, ein entsprechendes Filmangebot liegt vor, aber ihre Herkunft scheint ihr dabei im Weg.

»Unerfüllte Träume sind auch Träume. Sie sind bloß viel gefährlicher. Man verbittert, man wird so, wie man niemals sein wollte, man wird wie all die anderen Versager, Verstörten und Vergessenen, man lässt sich gehen und gewöhnt sich an die flirrenden Abgase, die Absagen, den Lärm.« (Seite 61)

Dieses Buch ist wie eine sozialkritische Studie und genauso zwiegespalten lässt es mich zurück, was ich übrigens großartig finde, um das mal voranzustellen. Wandas Träume, ihre Wünsche, ihre Sehnsucht nach Normalität und einem sorglosen Leben für ihre Tochter und sich, berührten mich. Gleichzeitig wollte ich sie aber schütteln, ihr ins Gesicht schreien, dass sie sich zusammenreißen soll, wenn sie sich wieder gehen ließ, sich treiben ließ, sich Dinge ausmalte, die so fern der Realität waren, dass ich fast lachen musste, aber eben nur fast. Wenn sie die Zweifel übermannten, die Sorgen erdrückten, wollte ich sie trösten, irgendwie. Wenn sie geschubst wurde, abgedrängt, wenn ihr Unrecht geschah, wollte ich sie schützen, einfach so. Und trotzdem gab es Abschnitte, wo ich sie nicht mochte. Die Daumen gehalten habe ich trotzdem. Ist doch klar.

Ein Roman über Freundschaft und Heimat, über Träume und Grenzen, aber auch Hoffnung und Glück. Ein Roman, der mich fast euphorisch zurücklässt mit einem Lächeln im Gesicht, weil er vollkommen anders war als erwartet und gerade deshalb so wunderbar. Lesen!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2025
Moyes, Jojo

Zwischen Ende und Anfang


ausgezeichnet

Lila hat einen Beziehungsratgeber geschrieben, in dem sie unter anderem über ihre glückliche Ehe schwärmt. Kurz nach dem Erscheinen verlässt ihr Mann sie für eine andere Frau, mit der er nun ein Kind erwartet. Nach dem Tod ihrer Mutter zieht ihr Stiefvater bei ihr ein, was zu Spannungen führt, als plötzlich ihr leiblicher Vater vor der Tür steht. Als Lila sich unerwartet zwischen zwei Männern entscheiden muss, ist das Chaos fast perfekt.

»An manchen Tagen kommt es Lila so vor, als würde sie gegen alles kämpfen. Gegen ihre rasenden, blindwütigen Gedanken, ihre unkontrollierbaren Hormonschwankungen, ihr Gewicht, ihren Ex-Mann, ihr Haus, das anscheinend Stück für Stück auseinanderfällt, die ganze Welt.« (Seite 23)

Ich liebe die Bücher der Autorin, weil sie es trotz aller Schwierigkeiten und Probleme, in die ihre Figuren geraten, schafft, eine gewisse Leichtigkeit einzubauen, die sich durch die Geschichte zieht. Das turbulente Leben von Lila und ihrer Familie hat mir wunderbare Lesestunden geschenkt, was nicht zuletzt an dem großartigen und warmherzigen Humor lag, der mich immer wieder zum Schmunzeln oder Lachen brachte. Es gab in dieser Erzählung alles von Drama bis Tragödie, eine große Prise Liebe war vorhanden, aber auch ernste Themen wie Mobbing kamen nicht zu kurz. Der Wechsel der Perspektive war dabei klug gewählt, es waren witzige und emotionale Momente, die das Gesamtbild vervollständigten und mir ein unvergessliches Vergnügen bereitet haben. Gerne empfehle ich diesen tollen Roman weiter!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2025
Seibert, Moritz

Das letzte Aufgebot


ausgezeichnet

Der fünfzehnjährige Jakob ist verliebt, so lässt sich einiges ertragen; es ist das Jahr 1944, der Krieg wütet seit Jahren, ein Ende scheint nicht in Sicht. Als die SS in das kleine Dorf Steinbach kommt, wird es ernst. Die Sechzehnjährigen werden einberufen, den Jüngeren nahegelegt, sich ebenfalls freiwillig zu melden zum Dienst an der Front. Die Jungs sind begeistert; endlich können sie sich beweisen und dem Vaterland dienen, darauf warteten sie schon eine lange Zeit. Maria aber will Jakob nicht verlieren, sie ist am Boden zerstört. Dabei hütet sie ein Geheimnis, das nicht nur Jakob Verderben bringen kann.

»Wenn es verboten ist, das Richtige zu tun, und wenn man gezwungen wird, Dinge zu tun, die falsch und feige sind, dann kann das ja nicht passen. Dann passt irgendwann überhaupt nichts mehr. Das wird mir plötzlich klar. Vieles wird jetzt klarer.« (Seite 172)

Eigentlich wollte ich vorerst keine Jugendbücher mehr lesen, bin beim vorliegenden Buch aber froh darüber, eine Ausnahme gemacht zu haben. Die Geschichte von Jakob steht sicherlich stellvertretend für Tausende und Abertausende von Schicksalen und kann sich so oder so ähnlich abgespielt haben, auch wenn das Dorf Steinbach fiktiv ist. Moritz Seibert hat es geschafft, einen Jungen vor meinen Augen entstehen zu lassen, der authentisch war und dem ich jeden Gedanken sowie jedes Gefühl abgenommen habe. Ich konnte nachvollziehen, wie er sich gefühlt hat in Situationen, die furchterregend waren. Ich verstand seine Hoffnung, seine Trauer, konnte seinen Hass und seine Wut gut nachempfinden. Bis zuletzt verfolgte ich voller Spannung Jakobs Weg und bin besonders mit dem Ende sehr zufrieden. Große Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.