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Benutzername: 
dear_fearn
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 61 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2020
Zugvögel
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


ausgezeichnet

Franny Stone hat Wanderfüße. Sie hat sie von ihrer Mutter geerbt, weshalb sie die Bürde trägt, nie lange an einem Ort verweilen zu können, ob sie will oder nicht. Die Wanderung, die in diesem Buch beschrieben wird, ist allerdings eher eine Seereise. Franny reist mit den letzten Zugvögeln, den Seeschwalben. Sie will ihre Reise in den Süden verfolgen, um sie vor dem Aussterben bewahren zu können, denn sie sind die letzten lebenden Zugvögel. Alle anderen Vögel sind ebenfalls dabei, auszusterben.

Charlotte McConaghy ist sehr wortgewandt und erzeugt mit ihren Worten eine einmalige Kulisse. Den Fjord, die bunten Holzhäuschen, die Kälte - da beschreibt jemand Grönland von seiner schönsten Seite und vor allem so eindrucksvoll, dass man die eisige Salzluft fast schmecken kann.

Aber lang ist von Grönland nicht die Rede, da Frannys Reise dort nur beginnt. Sie überzeugt den Kapitän eines Fischereischiffes, den Zugvögeln zu folgen. Fische gibt es schon lange kaum noch, entsprechend niedrig sind die Fangquoten. Franny verspricht, dass die Zugvögel auf ihrer Reise gen Süden bei ihrer Nahrungssuche ganze Fischschwärme ausfindig machen werden und Ennis, der Käpt'n, endlich den "Goldenen Fang" machen wird.

Allerdings ahnt weder Franny, auf welche verdrehte Crew sie sich einlässt, noch weiß die Crew, wie beschädigt Franny eigentlich ist. Sie hatte kein leichtes Leben, hat vieles verdrängt, spricht wenig (und selten die Wahrheit), weil sie viel schlimmes erlebt hat. Von einem spricht sie jedenfalls oft: Von ihrem Mann Niall.

Anfangs ist alles ein einziges Rätsel. Frannys Vergangenheit wird in Rückblenden Stück für Stück offenbart. Sie ist grausam, blutig, teilweise liebevoll und zärtlich, aber vor allem holt sie sie Stück für Stück ein, bis beide Erzählstränge miteinander im Ende der Geschichte münden, das mich als Leserin ziemlich sprachlos zurückgelassen hat. Klare Leseempfehlung für dieses spannende und düstere Buch!

Bewertung vom 26.09.2020
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Dieses Buch hätte ich gern langsamer gelesen. Ich hätte gerne noch mehr Kalmann, noch mehr Island... ach, einfach noch mehr von allem gehabt!

Am Anfang habe ich nicht so richtig verstanden, worum es im Buch eigentlich gehen wird. Kalmann ist ein erwachsener, aber durch seine Behinderung auch ein besonderer Mann. Er ist der Ich-Erzähler und mit ihm erlebt man als Leser nicht nur die Ereignisse in der Geschichte, sondern auch all seine Gedanken, die nicht immer bei der Sache bleiben, sondern abschweifen und noch so viel mehr offenbaren, als einen simplen Erzählstrang. Aufgewachsen ist Kalmann bei seiner viel-arbeitenden Mutter, erzogen wurde er deshalb von seinem Großvater, der ihm mehr beibrachte, als die Schule es konnte. Er kann jagen, über 500 Jahre alte Gröndlandhaie fangen, Gammelhai einlegen und weiß genau Bescheid über die Welt! Sein Leben im verschlafenen, isländischen Nest Raufarhöfn ist geregelt und gleichmäßig. Er hat seinen besten Freund Noí und Magga, die ihn regelmäßig in Großvaters Heim fährt. Sein amerikanischer Vater hat ihm ein paar wenige Dinge vermacht, unter anderem eine alte Mauser (Pistole), einen Sheriffstern und einen Cowboyhut, die Kalmann voller Stolz trägt. Er ist der Sheriff von Raufarhöfn.

Dieser Sheriff wird auch gebraucht, denn bei einem seiner einsamen Streifzüge durch die isländische Natur auf der Jagd nach einem unruhestiftenden Polarfuchs, stößt Kalmann auf eine Blutlache am Arctic Henge. In kürzester Zeit wird das verschlafene Raufarhöfn von Polizei und Presse wachgerüttelt, Suchaktionen und Befragungen der Bewohner werden unter Leitung von Polizistin Birna durchgeführt. Aber keine Sorge, Kalmann ist da.

Dieses Buch ist so hübsch geschrieben. Kalmann ist unbedarft und einfach, aber dabei auch ausgesprochen weise. Er weiß genau Bescheid, das merkt man gleich. Sein kindlicher Blick auf die Welt hat mir gut gefallen. Oft musste ich durch seinen möglicherweise unbeabsichtigten Humor beim Lesen laut lachen. Selbst wenn im eigentlich sehr spannenden und rätselhaften Kriminalfall mal streckenweise nichts außergewöhnliches passiert ist, hatte mich Kalmanns Gedankenwelt trotzdem im Bann.

Kalmann mínn, du hast diese Geschichte zu meinem Lesehighlight 2020 gemacht.

Bewertung vom 26.09.2020
Der Gepäckträger
Rawlings, David

Der Gepäckträger


sehr gut

Drei Personen nehmen den gleichen Flug, einzige Gemeinsamkeit: Ein schwarzer Koffer mit rotem Anhänger. Ansonsten sind sie völlig verschieden.

Michael will Kunst studieren, aber sein Vater zwingt ihm seinen Traum des Profisportlers auf. Gillian hat Haus, Mann und zwei Söhne, aber steht immer im Schatten ihrer perfekten Schwester. David wurde von seiner Frau betrogen und muss nun auch noch um seinen eigentlich zeit- und nervenfressenden, aber auch gut bezahlten Job bangen.

Am Gepäckband schnappt sich jeder in Eile einen schwarzen Koffer mit rotem Anhänger und alle drei packt das Entsetzen, als sie später feststellen, den falschen mitgenommen zu haben. Ein Anruf bei der Airline bringt sie in ein seltsames Gebäude eines verlassenen Industriegebiets, in dem jeder vom Gepäckträger in einen anderen Raum gebracht wird, der einen Zauber zu mehr Selbsterkenntnis und Heilung bereithält. Denn um sein Gepäck muss man sich kümmern.

Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher - ist diese Geschichte eine Parabel, ein Gleichnis, ein Märchen? In jedem Fall ist es eine lehrreiche, kurzweilige Story, die man durchaus mal lesen kann.

Bewertung vom 26.09.2020
Let's go Himalaya!
Linke, Katja

Let's go Himalaya!


sehr gut

Der Einstieg in Katja Linkes "Let's go Himalaya" fiel mir anfangs etwas schwer. Ich hatte Schwierigkeiten, mir die Personen vorzustellen und mir ein vernünftiges Bild der Ausgangssituation zu machen. Bei fiktiven Romanen wird der Leser einfühlsam an die Charaktere herangeführt, was bei einem Reisebericht im Selfpublishing nicht so ist. Ich kann deshalb nur jedem empfehlen, auf Katja Linkes Social-Media-Kanälen reinzuschauen und sich ein paar Fotos der gemeinsamen Reise mit Katjas 11-jähriger Tochter Julia anzuschauen. Danach war ich Feuer und Flamme.

Nach dem Abschied von Freunden und Familie geht's los mit dem Flug nach Lhasa und einer holprigen Begrüßung mit intimen Leibesvisitationen und respekteinflößender Überwachung am Flughafen. Kein schöner Einstieg, der danach allerdings durch Pubu, den Reisebegleiter, schnell wieder wett gemacht wird. Die drei besichtigen gemeinsam die Stadt und berühmte Sehenswürdigkeiten. Neben dem Höhenunterschied, der den beiden Frauen Geduld und Luft abverlangt, werden auch schnell sehr viele kulturelle Unterschiede aufzeigt. Gerüche, Ernährung, Reinlichkeit - dafür haben wir als Europäer ein ganz anderes Verständnis. Nicht zuletzt spielt die medizinische Versorgung eine Rolle, da Katja als Ärztin einen besonderen Blick darauf hat. Unterdessen stellt die 11-jährige Julia eine Menge kluger Fragen, die teilweise gerade zu Beginn einen eher konstruierten Eindruck machen. Ich verstehe, dass die Dialoge die Erzählung voranbringen sollen, allerdings wirken sie dadurch leider weniger echt.
Die Reise führt Katja, Julia und Pubu zu Fuß durch das Gebirge. Die Nächte im Zelt sind kalt, die Luft ist knapp, aber der Yakbuttertee hält alle bei Kräften. Dieser Reiseabschnitt, gemeinsam mit dem Mönch Yeshi, und mit der Begegnung mit den Nomaden hat mir außerordentlich gut gefallen. Das Durchhaltevermögen unter den schwierigen Umständen hat mich sehr beeindruckt.

Gelernt habe ich viel - über Buddhismus, China und Tibet als Länder, die Mentalität und generelle Gepflogenheiten. Lustigerweise habe ich über die von Pilzen durchsetzte Raupe, einem Geschenk der Nomaden an Katja, erst neulich etwas in einem Pilzbuch gelesen. Fabelhaft!

Das Finale am Basislager mit nächtlichem Blick auf den Mount Everest und Julias Ablegen des Steins empfand ich als großes Highlight. Es war eine beeindruckende Reise, die mich trotz des holprigen Starts nachhaltig begeistert hat.

Bewertung vom 26.09.2020
Flüchtig
Achleitner, Hubert

Flüchtig


weniger gut

Maria und Herwig sind beide über 50, in ihrer gemeinsamen Ehe kinderlos geblieben und beide in Affären mit anderen verstrickt. Als Nora, eine Freundin und Herwigs Affäre, schwanger von ihrem Freund wird, entschließt sich Maria mit Herwigs Volvo zu türmen und ohne Nachricht abzuhauen. Herwig versucht sie monatelang zu finden, gibt sogar eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf, aber ohne Erfolg. Schließlich kommt heraus, dass sie die Grenze passiert hat und über alle Berge ist. Herwig, der als Lehrer tätig ist, bleibt zurück, gibt sich der Liebelei und auch dem Sex mit Nora hin, und nimmt Drogen. Maria dagegen geht auf Reisen. Mit ihrer Bekanntschaft Lisa reist sie bis nach Griechenland und lernt jede Menge Menschen kennen. Danach habe ich, ehrlich gesagt, den Faden verloren. Caroline Peters hat das Hörbuch gut und melodisch eingelesen, auch der poetische Sprachstil sagt mir sehr zu, allerdings empfand ich die Geschichte als zu langatmig und kleinteilig. Hier und da Hintergrundgeschichten von Charakteren zu erfahren, ist spannend und erschafft ein Gesamtbild, allerdings trifft Maria in Griechenland viele Menschen, deren Stories mich irgendwann ermüdeten. Das Buch wurde außerdem als musikalisch angepriesen, wovon bei mir leider ebenfalls nicht sehr viel angekommen ist. Schade.

Bewertung vom 26.09.2020
Der Geheime Garten
Burnett, Frances Hodgson

Der Geheime Garten


sehr gut

Als Marys Eltern sterben, wird sie zu ihren Verwandten nach London geschickt. In Misselthwaite Manor angekommen, fühlt sie sich fremd, ist einsam und ihr ist langweilig, weshalb sie alsbald beginnt draußen durch die Natur zu streifen. Bei einem Spaziergang findet Mary einen Schlüssel, der zum Schlüsselloch eines unter Ranken verborgenen Tors passt. Dieses Tor führt in einen geheimen Garten, der Mary verzaubert. Nach und nach kommt sie so richtig in Misselthwaite Manor an und findet Freunde - nicht nur ein Rotkehlchen, sondern auch Menschen wie Dickon, der sich gut mit Pflanzen und Tieren auskennt, und Colin, einen kränklichen Jungen im Rollstuhl, dessen Missmut seine Lebensgeister austreiben. Mary führt die beiden Jungen in den Garten, in dem sie von nun an gemeinsam schaffen und gestalten. Sie erleben den Frühling in der Natur und "den Zauber", wie sie es nennen. Colin macht die Bewegung im Freien agiler und lebendiger, er isst wieder mehr und wird aktiver.

Diesen Klassiker kannte ich vorher gar nicht. Erst durch das von Iris Berben eingelesene Hörbuch habe ich Zugang zur Geschichte gefunden. Es ist ein hübsches Kinderbuch, das von Freundschaft, Freude und Charakterentwicklung handelt. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene ist es lehrreich und herzerwärmend. Iris Berben hat das Hörbuch sehr schön eingelesen, jedoch werde ich trotzdem auch das Buch erwerben und die Komplettfassung lesen.

Bewertung vom 10.08.2020
Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea / Eerie-on-Sea Bd.1
Taylor, Thomas

Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea / Eerie-on-Sea Bd.1


ausgezeichnet

Dass Thomas Taylor ursprünglich Illustrator ist, sieht man sofort. Das Cover hat mich direkt angesprochen, im Einband gibt es eine Karte vom Handlungsort Eerie-on-Sea und im Buch selbst sind überall kleine Zeichnungen verstreut, die sowohl kunstvoll, als auch schaurig-gruselig sind. Ganz zu schweigen von der Zeitung "Eerie-on-Sea Enquirer", in die das Buch eingewickelt war. Allein die Aufmachung hat mich also umgehauen!

Die Story an sich könnte kaum geheimnisvoller beginnen. Herbert Lemon wurde nach der Zitronenkiste benannt, in der er als Kind verwaist ans Ufer von Eerie-on-Sea gespült wurde. Seitdem übt er im Grand Nautilus Hotel den äußerst wichtigen Beruf des Sachenfinders aus. Dieser Posten bringt ihn allerdings in Schwierigkeiten, als die zerzauste Violet Parma durch sein Fenster klettert und ein Versteck vor ihrem Verfolger Hakenhand sucht. Auch Violet ist Waise. Ihre Eltern sind in Eerie-on-Sea verschwunden, als sie noch ein Baby war. Mit Herbies Hilfe möchte sie nun herausfinden, was den beiden zugestoßen ist.
Ihre gemeinsame Suche wird schnell zu einem Abenteuer, und das, obwohl Herbie ganz und gar kein Abenteurer ist. Die beiden besuchen all die fabelhaften und verzaubernden Schauorte des Buchs: Mrs. Fossil's Fossilsurium mit allerlei Strandfundgut, die Bücher-Apotheke, in der ein mechnischer Affe einem ein unbekanntes Buch zuweist, das man seiner Meinung nach gerade braucht, Dr. Thalassis Praxis, Seegols Diner und natürlich das Grand Nautilus Hotel. Überall geschehen seltsame Dinge, die Menschen verhalten sich auffällig und als Mrs. Fossil im Meernebel am Strand gebissen wird, wird eine alte Legende des Ortes wieder lebendig, die sich um den Malamander dreht - ein uralter mystischer Meeresbewohner, dessen Ei angeblich Wünsche erfüllt. Und damit kommen die beiden Detektive Schritt für Schritt der Geschichte von Violets Eltern näher.

Der Sprachstil gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist nichts offensichtlich, manche Metaphern sind nur etwas für Fortgeschrittene unter den jugendlichen Lesern und dabei ist die Story wunderbar bildreich und spannend erzählt. Das Setting erinnert mich an verschiedene Passagen aus Lemony Snickets "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse". Mir gefallen die vielen marinen Bezeichnungen und die schaurige Grundstimmung. Das alles schafft eines fabelhaftes Setting. Besonders gefreut habe ich mich, als ich die unglaublich spannende Szene auf dem Cover gelesen und wiedererkannt habe. Dieses Buch ist wirklich ein kleines Meisterwerk und bis zur letzten Seite spannend!

Ich persönlich denke, dass das Buch das erste einer Reihe sein wird und hoffe auf mehr!

Bewertung vom 04.06.2020
Der Pflanzenarzt: Ein gesunder Garten ohne Chemie (MP3-Download)
Wadas, René

Der Pflanzenarzt: Ein gesunder Garten ohne Chemie (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ein Garten kann eine wahre Freude sein. Aber manche Schädlinge, Wildkräuter und Bodengegebenheiten können einem diese Freude schmälern. Für alles gibt es eine Lösung, und noch dazu eine ökologische!

Schon in der Einleitung sensibilisiert der Pflanzenarzt den Leser zu einer verständigeren Einstellung zu Natur, Klima und Umwelt. Alles hängt in der Natur zusammen und voneinander ab. Unser kleiner Garten und unser Umgang mit der Umwelt hat einen großen Einfluss auf den Rest der Welt, auch wenn es sich im alltäglichen Leben gar nicht so anfühlen mag.

Ohne Chemie gärtnern bedeutet mit der Natur zu gärtnern. Das bedingt einiges Wissen über natürliche Symbiosen, die Parasitismus verhindern können. Das Beispiel mit den blattlausliebenden Marienkäfern kennt inzwischen vermutlich jeder, aber es gibt noch mehr Zusammenhänge, die es sich lohnt zu begreifen. René Wadas stellt Pflanzen und Insekten vor, die sich gegenseitig nützlich sein können und so ganz natürlich zu einer reichen, gesunden Pflanzenentwicklung bzw. am Ende, ganz klar, ertragreichen Ernte führen.

Clemens Benke hat eine sehr angenehme Stimme, die das Pflanzen- und Insektenwissen ganz wunderbar vermitteln kann. Ich habe ihn während des Hörens vor meinem geistigen Auge im Garten stehen und erklären sehen. Fabelhaft gemacht! Nichtsdestotrotz ist bei diesem Hörbuch mitschreiben angesagt. Klebezettel und Anstriche sind nicht möglich, also lieber öfter mal in die Kapitel hören, am besten passend zur jeweiligen Jahreszeit. Wer darauf keine Lust hat, sollte zur Printausgabe greifen.

Bewertung vom 04.06.2020
Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
Randau, Tessa

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte


weniger gut

Das kleine Büchlein ist mit 120 Seiten sehr schmal. Es ist aufwändig verziert, das Cover veredelt, farbige Strichzeichnungen zieren viele der wenigen Innenseiten, sodass am Ende sehr wenig Lesetext übrig bleibt, was das Buch noch kurzweiliger macht.

In der Geschichte geht es um eine gutverdienende und erfolgreiche Karrierefrau, die mit zwei Kindern und einem ebenso arbeitsamen, aber liebevollen Mann, zwei Autos, Haus und Garten zwar einen hohen und von vielen sicher beneideten Lebensstandard pflegt, aber trotzdem unglücklich ist. Sie steht unter permanentem Stress, hat nicht genug Zeit für ihre Kinder, und für sich selbst oder ihren Mann erst recht nicht. Bei der Flucht in ein Waldstück, das sie schon seit Kindheitstagen kennt, begegnet ihr eine alte Frau, die sie Stück für Stück zu ihren Wurzeln zurückführt, indem sie ihr die "vier Fragen des Lebens" mitteilt und die Gelegenheit gibt, ihr aktuelles Leben zu überdenken und umzustrukturieren.

Ich vermute mal, dass ich nicht in die Zielgruppe dieses Buchs passe. Ich lasse mir gern Zeit beim Lesen, mag vielschichtige Stories mit interessanten Charakteren mit Tiefe. Die Personen in dieser Geschichte sind dagegen eher platt, die Story vorhersehbar, die Handlung geht viel zu schnell voran und die Veränderungen nach den vier Fragen passieren quasi von heute auf morgen. Besonders philosophisch finde ich es nicht, eher ganz schön kitschig, teilweise auch realitätsfremd. Mir persönlich ist es zu oberflächlich geblieben, aber es waren einige nette Denkanstöße dabei.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2020
Das Buch der Blumen
Rygiert, Beate

Das Buch der Blumen


ausgezeichnet

Im "Buch der Blumen" von Beate Rygiert werden zwölf Blumen portraitiert - mit Worten, statt Bildern, was der Autorin sehr gut gelungen ist. Zu den vorgestellten Pflanzen gehören natürlich "Rosen, Tulpen, Nelken" und einige weitere Züchtungsklassiker, die jeder kennt. Aber nicht nur diese Bekanntheiten erhalten Aufmerksamkeit, sondern auch wildere Blumengesellen wie das Gänseblümchen, Kuhschelle und die Kapuzinerkresse.

Inhaltlich hat das kleine Büchlein einiges zu bieten. Jede Blume hat ihre eigene Vorgeschichte, ihre eigenen speziellen Anpassungen an ihre Umwelt und die meisten einen medzinischen oder kosmetischen Verwendungszweck. Als Leser erfährt man beispielsweise das Herkunftsland der Tulpe, das keineswegs wie sicher von vielen angenommen das Tulpenland Niederlande ist, die Vermehrungstaktik der Orchidee und die Einsatzmöglichkeiten von Kapuzinerkresse. Natürlich tauchen auch bekannte Persönlichkeiten auf, beispielsweise Botaniker Carl von Linné und Hildegard von Bingen, aber auch unbekanntere, von den Blumen beeinflusste Personen werden beleuchtet.

Dieses Blumenbüchlein hat für meinen Geschmack von jedem etwas, ist abwechslungsreich, bildhaft geschrieben und beleuchtet jede Blume in einem Licht, in dem man sie noch nie gesehen hat.