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DaisyWarwick

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2021
Winger, Luc

Mord auf Martinique


ausgezeichnet

Death in Paradise auf Französisch
Martinique ist ein französisches Überseegebiet in der Karibik. Logisch, dass Franzosen dort gern Urlaub machen. So auch Kommissarin Lucie Girard mit Mann und Tochter auf Hochzeitsreise. Eigentlich arbeitet sie in St. Tropez, aber gewisse Umstände, die natürlich die Flitterwochen maßgeblich beeinflussen, sind Schuld, dass sie nun auch auf unbekanntem, wenn auch klimatisch und landschaftlich reizvollem Terrain ermitteln muss. Wer diverse Folgen von "Death in Paradise" gesehen hat, findet vielleicht die eine oder andere (französische) Parallele.
Dies ist mein erster Krimi von Luc Winger um die Commissaire Girard aus St. Tropez und dieser spielt ausgerechnet 7.000 km entfernt von der heimatlichen Gendarmerie. Dennoch lässt sich das Buch eigenständig lesen, auch wenn vielleicht etwas mehr Hintergrundwissen hilfreich gewesen wäre.
So zieht einen sowohl der wunderschöne Einband, als auch die Geschichte gleich in ihren Bann. Da ich schon auf Martinique weilen durfte, passt für mich auch das Inselfeeling. Ungewöhnlich ist nur, dass die Geschichte im Jahre 1973 spielt; das verlangt dem Leser immer wieder Rückblicke in die damalige Zeit (sofern er sie selbst erlebt hat) ab.
Insgesamt ein stimmiger, mitreißender Krimi, der Lust darauf macht, auch die anderen Bände - und damit die wirklichen St.-Tropez-Fälle - des Autors kennenzulernen.

Bewertung vom 05.07.2021
Rath, Carl

Das dunkle Blut von Hamburg (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannender Wirtschaftskrimi mit Hamburg- Flair
„Made in Hamburg" kann vieles sein, aber die Lieferung von Teilen für Atomwaffen in den Iran, sollte nicht dazu gehören.
Die Journalistin Martha erhält die traurige Nachricht vom plötzlichen Tod ihres Ex-Mannes Said und sucht einen Weg, dies ihrem gemeinsamen Sohn David schonend beizubringen. Mehr und mehr kommen ihr jedoch Zweifel, dass es sich um einen Unfall oder Selbstmord gehandelt habe. Andererseits: Said war Comiczeichner und zuletzt Rettungssanitäter, unpolitisch und total harmlos. Wer sollte also ein Interesse daran haben, ihn zu beseitigen? Marthas journalistischer Spürsinn ist geweckt und sie beschließt, dass sie, wenn sie ihrem Sohn schon nicht den Vater zurückgeben kann, zumindest den Grund für seinen Tod erforschen muss.
Parallel dazu ermittelt eine Bundesbehörde sehr diskret bei verschiedenen Firmen in ganz Deutschland wegen des Verdachts geplanter Lieferungen von Zulieferungen für die Atomindustrie im Iran. Die Wege von Bernd Wagner, dem (verhinderten) Ermittler der Bundesbehörde, und Martha Bankar, der Journalistin auf Abwegen, kreuzen sich und laufen in gemeinsamer Sache zusammen. Schritt für Schritt und unter persönlichen Opfern kommen sie einem ungeheuerlichen Deal auf die Spur und enthüllen einen politischen Wirtschaftskrimi.
Ein faszinierender Wirtschaft-/Politkrimi, in knapper journalistischer Sprache erzählt. Ein spannender Plot, realistisch dargestellte Helden, die die Handlung ohne überflüssige Randgeschichten voranbringen. Ein Stoff, der verfilmt werden könnte.
Ich habe dieses Buch mit großer Begeisterung und in kurzer Zeit gelesen und würde mich freuen, mehr vom Autor zu hören.

Bewertung vom 04.06.2021
Lackerbauer, Veronika

Arabische Nächte


ausgezeichnet

Wer den Titel liest und ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht erwartet, liegt falsch.
Wer das Cover - eine blonde Frau am Strand vor der Wolkenkratzer-Silhouette Dubais - vordergründig betrachtet und ein Urlaubsmärchen mit einem Scheich erwartet, liegt falsch.
Wer eine Urlaubsromanze erwartet im Stil von ‚Dame reiferen Alters findet die reine Liebe zum jungen einheimischen Animateur‘ liegt (glücklicherweise) ebenfalls falsch.
Wer jedoch eine ganz und gar ungewöhnliche Liebesgeschichte erwartet, liegt richtig.
Wobei für mich die eigentliche Liebesgeschichte hinter der Haupthandlung verborgen ist. Doch dazu später.
Zwei Freundinnen verbringen eine gemeinsame Urlaubswoche in Dubai. Britta, überzeugter Single und stets flirty aufgelegt, und die solide Inga, seit vielen Jahren mit Tom nicht unglücklich, aber ereignisarm verheiratet (Stichwort: Hausmannskost).
Wie es immer so ist: der tolle Mann interessiert sich für die Brave, die gar nicht auf ein Abenteuer aus ist. Britta ist keinesfalls eifersüchtig, sondern bestärkt ihre Freundin, die Treffen mit dem gutaussehenden Paul wahrzunehmen und den Urlaub auch in dieser Hinsicht zu genießen.
Ganz nebenbei wird Dubai und Umgebung mit seinen vielen Attraktionen ausgiebig besichtigt und für den Leser beschrieben.
Nach einigen gemeinsamen Tagen sowie heißen (arabischen) Nächten am Stand oder in Pauls Luxusappartement, kommt viel zu schnell der Abschied. „Wenn du willst, dass es hier endet, endet es hier“, verspricht man einander, bevor Inga den Flug nach Hause und in ihre Ehe antritt.
Anfangs versucht sie noch, die gewohnte Routine wieder aufzunehmen, merkt aber von Tag zu Tag deutlicher, dass es eben mehr war als ein Urlaubflirt. Da sie nicht „zweigleisig“ fahren kann, macht sie reinen Tisch und besucht Paul erneut in Dubai. Nun könnte eigentlich das happy End folgen – tut es aber nicht. Nur Märchen enden mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute“.
Es gibt etwas, das dem gemeinsamen Glück entgegensteht, und auch durch die Liebe nicht besiegt werden kann.
Nun würde das Märchen aus Tausendundeiner Nacht tragisch zu Ende gehen, wäre dahinter nicht die andere Liebesgeschichte. Tom, der Noch-Ehemann, vormals gleichgültig gegenüber seiner Frau, der Routine verfallen und im Alltagstrott, wächst plötzlich über sich hinaus und unterstützt Inga auf eine Weise, wie sie wohl nur selten vorkommt. Dies ist seine Art der Liebe, die an ein Bibel-Zitat aus dem „Hohelied“ erinnert: “Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht…, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit…, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“
Und vielleicht ist dies auch eine Botschaft.

Bewertung vom 29.04.2021
Seidl, Andrea

Männertreu und Sonnentau (eBook, ePUB)


sehr gut

Es gibt Tage, da sollte man lieber im Bett bleiben...
Vicki, erfolgreiche Marketingexpertin, findet statt dessen ihren Beinahe-Ehemann darin vor - leider in eindeutiger Stellung mit einer anderen. Apropos Stellung, die hat die arme Vicki kurz vorher unverschuldet verloren, und das ist der Grund, warum sie so buchstäblich überraschend (!) früher nach Hause kommt und ihren Bräutigam in flagranti erwischt. Mit dem Job ist das Geld weg, mit dem Verlobten die Wohnung, hinzu kommen die Storno-Kosten für Hochzeitsfeier und -reise. Was also tun? Statt zu verzweifeln, verbündet sich Vicki mit ihrer gleichfalls schmerzlich mit dem Thema vertrauten Freundin zur Anti-Betrugs-Einheit und gründet eine "Treuetest-Agentur". Doch kaum verbucht das Startup erste Erfolge, kommen auch schon die Schwierigkeiten. Auch Treue-Testerinnen sind nämlich nicht gegen die Liebe gefeit...
Der Roman beginnt mit Schwung sowie vielen unerwarteten Wendungen, witzigen Charakteren und absurden Situationen. Der Ductus ist knackig und lässt die Seiten beim Lesen förmlich fliegen. Im Laufe der Story ebbt das Tempo jedoch etwas ab, manches wirkt allzu konstruiert und unnötig in die Länge gezogen, wie zum Beispiel das Wiedersehen von Vicki und Alex. Der Email-Briefwechsel zwischen Alex und Rolf ist zwar gut geschrieben, aber in dieser Form eher unglaubwürdig. Zumindest könnte ich mir nicht vorstellen, dass zum Beispiel unser Zahnarzt und Freund früh in der Praxis vor den ersten Patienten seitenlange Mails über sein Sexualleben verfassen würde. Bei der nächsten Zahnreinigung werde ich mich mal danach erkundigen...
Insgesamt eine unterhaltsame Story, die witzig erzählt wird und nach einigen Irrungen-Wirrungen auch ein Happy End bereit hält.