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brenda_wolf
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Oberfranken

Bewertungen

Insgesamt 190 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2019
Bomann, Anne Cathrine

Agathe


ausgezeichnet

Anne Cathrine Bomanns Schreibstil ist angenehm leicht lesbar. Ich mag die kurzen Kapitel. Ein gelungener Debütroman, teils poetisch, teils philosophisch. Mir hat „Agathe“ sehr gefallen. Ein wirklich ungewöhnliches Buch. Sprachlich ein Juwel.

Der Hauptprotagonist, ein alternder Psychiater, dessen Namen der Leser bis zum Ende der Geschichte nicht erfährt, erscheint auf den ersten Blick verschroben und kommt ziemlich eigenartig rüber. Er freut sich allem Anschein nach auf seinen Ruhestand und zählt die Patientenzahl herunter. Ich fragte mich unwillkürlich: „Und dann?“ Denn der Psychiater lebt zurückgezogen, ist ein sehr einsamer Mensch, ohne Familie, ohne Freunde. Er lässt keine Nähe zu und sucht auch keine Nähe zu Anderen. Selbst zu seiner Sekretärin, Madame Surrugue, pflegt er ein distanziertes Verhältnis, obwohl sie ihm schon über 35 Jahre treu zur Seite steht. Er weiß nichts von ihr und wünscht es sich wahrscheinlich auch nicht. Und auch zu seinem Nachbarn hat er keinerlei Verbindung, außer dass er die Geräusche aus der Nachbarwohnung registriert.

Und dann kommt Agathe. Mit dieser neuen Patientin bricht bei unserem Psychiater der Panzer auf., sein Leben wird auf den Kopf gestellt. Agathe ist eine Patientin mit ernsten Problemen, sie hat bereits Schlimmes bei ihren stationären Aufenthalten erlebt. Trotzdem versteht sie es, unserem Psychiater mit ihren Fragen und Antworten einen Spiegel vorzuhalten und Verkrustungen aufzulösen. Übrigens, das Cover mit dem Vogel erklärt sich im Laufe der Geschichte.

Der wichtigste Satz ist für mich: „Ein Leben ohne Liebe ist nicht viel wert.“

Fazit: Ein Buch, dessen Inhalt noch lange nachhallt und zum Nachdenken anregt. Mich hat die Geschichte sehr berührt. Daumen hoch. Mein erste Lese-Highlight 2019.

Bewertung vom 05.01.2019
Hofelich, Julia

Totwasser


gut

Der Prolog bietet dem Leser einen hochspannenden Einstieg in den Krimi. Ein Mann dringt nachts, während sie schläft, in die Wohnung der Anwältin ein, mit der Absicht sie zu töten, nur weil er Linns Gellers Mandantin für schuldig hält. Mir blieb schier die Luft weg. Leider konnte die Autorin, die Spannung nicht halten. Stellenweile empfand ich den Krimi sogar als zäh.

Die Protagonisten konnten mich ebenfalls nicht packen. Am authentischsten empfand ich den fiesen Staatsanwalt Faber. Grace Riccardi verwickelte sich immer wieder in Widersprüche. Sie schien ihrem Mann hörig gewesen zu sein, sie liebte ihn, obwohl er sie immer wieder Grün und Blau geschlagen hatte. Für mich unverständlich. Aber gut, so Frauen gibt es. Linn, die Anwältin, ist irgendwie durch ihren Unfall traumatisiert und die Frage steht im Raum: War es wirklich ein Unfall? Und Götz, Linns Partner in der Kanzlei verhält sich ebenfalls höchst seltsam.
Ich muss gestehen, ich mochte keinen der Charaktere.

Positiv: Der Schreibstil war angenehm und gut zu lesen. Und es gab jede Menge Raum für Spekulationen. Tatsächlich hatte ich den Mörder bis zum Ende nicht auf den Schirm.

Fazit: Leicht lesbare Krimikost.

Bewertung vom 05.12.2018
Parsons, Kelly

Unter dem Messer


ausgezeichnet

Es ist mein erstes Buch des US-Amerikaner Kelly Parson. Der Autor kommt vom Fach. Er ist selbst Urologe und weiß also wovon er schreibt. Der Stil liest sich flüssig und leicht, weist jedoch einige Längen auf. Manche medizinische Erklärung hätte man gerne kürzer fassen können. Dennoch ist die Spannung durchgehend vorhanden, denn die Grundidee ist faszinierend und verstörend zugleich. Einmal angefangen zu lesen, kann man das Buch nicht mehr weglegen.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Auch wenn ich keinen so richtig in mein Herz schließen konnte. Selbst das arme Opfer nicht. Dr. Wu ist zwar eine toghe Frau, aber ihr fehlt es an Wärme. Spencer ist der einzige sympathische Protagonist, obwohl er für meinen Geschmack ein wenig lasch daherkommt. Der Antagonist Finney hingegen ist überzeugend beschrieben und ich hoffte bis zum Ende, dass man ihn irgendwie ausschalten kann. Er kennt keine Skrupel, er geht eiskalt und entschlossen vor. Über Sebastian habe ich mir den Kopf zerbrochen: Böse oder nicht?

Es ist zwar nur ein Buch, aber es schon erstaunlich wie weit Rachegedanken Menschen treiben können, welche zerstörerische Kräfte sie entwickeln.

Fazit: Insgesamt ein bisschen sehr „amerikanisch“, aber dennoch Gänsehaut erzeugend.

Bewertung vom 02.11.2018
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


ausgezeichnet

Der Autor und Extremsporter Erling Kagge war mir bisher noch kein Begriff. Er ruft auf zur Achtsamkeit und Entschleunigung. Gehen in der Natur ist ein zu sich kommen. Hektik und Alltagsstress lösen sich auf. Dazu braucht es nicht viel. Einfach rausgehen, loslaufen und beobachten, fühlen und loslassen, bewusstes Wahrnehmen, Achtgeben auf das Hier und Jetzt, die Gedanken kommen und gehen lassen, die Stille genießen. Wir Menschen haben vergessen, das Gehen die ursprünglichste und natürlichste Art der Fortbewegung ist. Weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, gehörte seit Anbeginn der Zeit zum Alltag des Menschen. Wir alle sitzen zu viel. Kagge fragt sich, ob wir uns, wenn wir aufhören zu gehen, nach und nach in etwas anderes verwandeln, das mit dem Begriff Menschsein, wie wir ihn heute verstehen nichts mehr gemein hat? Gute Frage! ‚Gehen ermöglicht es uns, so zu werden, wie wir sind, und wenn wir kaum noch gehen, hören wir auf, der zu sein, der wir sind.‘

Berührt und betroffen hat mich das Schicksal seines Großvaters.

Der Autor schreibt wundervoll poetisch und philosophisch. Mir hat das Buch gutgetan. Ich habe es mit Muse gelesen. Da ich ohnehin schon eine Läuferin bin, die täglich ihre Routen geht, hat bei mir der Autor offen Türen vorgefunden.

Von mir eine klare Leseempfehlung. Ein motivierendes Buch.

Bewertung vom 07.10.2018
Robbins, Mel

Die 5 Sekunden Regel


ausgezeichnet

***Viel Luft***

Inhalt:

Das überraschend einfache Geheimnis, wie man es schafft, selbstbestimmt sein Leben in die Hand zu nehmen, ist die 5 Sekunden Regel. Egal, ob es darum geht, seine berufliche Erfüllung zu finden, endlich regelmäßig Sport zu treiben oder seine Partnerschaft neu zu beleben - es gibt nichts, was du mit der Regel nicht erreichen kannst. Mehr als 8 Millionen Menschen weltweilt haben das Geheimnis bereits für sich entdeckt - authentische Social Media-Posts im Buch zeugen vom Erfolg.

Meine Meinung:

Wenn es so einfach wäre ….Ich habe die 5 Sekunden Regel getestet. 5-4-3-2-1 Los. Mein Leben hat sich dadurch nicht verändert. Von dem Buch hatte ich mir definitiv mehr versprochen. Die ganze Aufmachung ist typisch amerikanisch. Mel Robins verkauft viel Luft mit wenig Tiefgang. Die vielen E-Mails, Facebook und Twitter-Nachrichten nerven nur, anstatt zu motivieren. Meine eigene Erfahrung mit der Regel: In vielen Bereichen hatte ich die Regel längst angewandt. Nur hatte sie für mich keinen Namen. Nun suchte ich mir bewusst Felder in denen mir die Regel Hilfestellung geben sollte und scheiterte. Ich wollte meine allabendlichen Süßhungeranfälle damit bekämpfen und es war wie mit dem „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten“. Oh, nein gerade am Abend, wenn wir müde sind, lässt sich das Gehirn nicht überlisten.

Motiviert hat mich das Buch nicht, auch nicht meine Stimmung beim Lesen gehoben. Ich suchte verzweifelt nach einer Essenz, die ich daraus gewinnen könnte. Da war nichts. Mich hat die ganze Selbstbeweihräucherung stark angewidert. Zuviel Eigenlob stinkt. Diese simple Regel ist eine Gelddruckmaschine für die Autorin, mehr nicht.

Fazit: Finger weg!

Bewertung vom 07.09.2018
Lelic, Simon

The House - Du warst nie wirklich sicher


ausgezeichnet

Lange wusste ich nicht, wohin die Geschichte hinausläuft. Das hat es umso spannender gemacht. Was geht in diesem Hause vor? Jack und Syd, beide habe ihre Geheimnisse. Jack verheimlicht Syd seinen Fund auf dem Dachboden: Ein ominöser Schuhkarton. Und der tote Vogel ist in Wirklichkeit eine tote Katze.

In Syds Kindheit und Jugend ist viel Schlimmes passiert. Sie ist mit vierzehn Jahren von zu Hause abgehauen. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist so gut wie nicht vorhanden. Der Vater ist ein abgrundtiefer böser Mensch, ein Sadist, dem es Spaß macht, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen, insbesondere ihr. Aber woher kommt dieser Hass auf die eigene Tochter. Wem wundert’s, mit diesem Hintergrund ist Syds Psyche eine komplette Baustelle. Aber auch Jack scheint es mit seinen Eltern nicht leicht zu haben, obwohl er aus einem gesellschaftlich angesehenem Elternhaus stammt.
Syds Traum war „Ein Haus für die Ewigkeit“, hier wollte sie mit Jack alt werden. Aber Jack fühlt sich nicht wohl in diesem Haus. Waren da wirklich Schritte in der Nacht? Hat da wirklich jemand Syd im Schlaf mit einer kalten Hand berührt? Sehr mysteriös.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Doch der Wechsel der Perspektiven macht den Thriller umso spannender. Jack und Syd erzählen ihre Sicht der Geschichte jeweils in Tagebuchform und geben Einblick in ihre Gefühlswelt. Syd ist die impulsivere von beiden, Jack eher der ruhige Typ. Der Humor kommt in diesem Thriller ebenfalls nicht zu kurz. Besonders über Sydneys Äußerungen musste ich oft lachen. Sie hat eine Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen, die ich geradezu köstlich fand. Aber sie hat auch andere Seiten.

Fazit: Mir hat „The house“ einige Stunden spannende Unterhaltung beschert. Daumen hoch.

Bewertung vom 30.08.2018
Egert, Markus;Thadeusz, Frank

Ein Keim kommt selten allein


sehr gut

Um ehrlich zu sein, mich hat das fröhliche Cover zuerst angesprochen. Ich liebe es, wenn mir wissenschaftlich Fakten in leicht verständlicher Sprache, ohne dass ich ständig Fachausdrücke googeln muss, serviert werden. Und das ist dem Mikrobiologen Professor Dr. Markus Egert im vorliegenden Buch „Ein Keim kommt selten allein“, vorzüglich gelungen. Die Prise Humor war ein zusätzlicher Pluspunkt

Wie wichtig manche Mikroben für den Menschen sind, und dass nicht alle Mikroben gleich eine Gefahr für uns darstellen, ist schon interessant zu erfahren. Viele Hausfrauen, glauben ja mit Desinfektionsmittel jedem Keim zu Leibe rücken zu müssen. Ihr Heim muss klinisch rein sein, wie ein OP-Saal. Kinder dürfen nicht mehr im Schmutz spielen. Ich persönlich finde diesen Hygienefimmel „Alles-muss-keimfrei-und-steril-sein“ maßlos übertrieben. Wie ein Mittelmaß finden? Aber worauf sollten wir auf jeden Fall achten? Diese Fragen beantwortet uns dieses Buch. Übrigens die meisten Keime befinden sich nicht auf der Toilette, sondern in unserem Waschbecken, und gerade der Spülschwamm bietet Bakterien den idealen Lebensraum. Und wer glaubt, im Kühlschrank würden Bakterien gekillt unterliegt einem Irrtum. Das Kondenswasser begünstigt das Wachstum von Mikroorganismen ungemein. Auch den Haustieren, und dem Fitnessstudio wird ein Kapitel gewidmet.

Fazit: Ein kurzweiliger und interessanter Ratgeber.

Bewertung vom 27.08.2018
Lucadou, Julia von

Die Hochhausspringerin


ausgezeichnet

Schöne neue Welt???

Inhalt:

Riva ist Hochhausspringerin – ein perfekt funktionierender Mensch mit Millionen Fans. Doch plötzlich weigert sie sich zu trainieren. Kameras sind allgegenwärtig in ihrer Welt, aber sie weiß nicht, dass sie gezielt beobachtet wird: Hitomi, eine andere junge Frau, soll Riva wieder gefügig machen. Wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllt, droht die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen im Schmutz leben, ohne Möglichkeit, der Gesellschaft zu dienen. Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert?
„Die Hochhausspringerin“ führt in eine brillante neue Welt, die so plausibel ist wie bitterkalt. Julia von Lucadou erzählt von ihr mit der Meisterschaft der großen Erzählungen über unsere Zukunft.

Meine Meinung:

Es fiel mit anfangs schwer in die Welt von Riva und Hitomi einzutauchen. Aber nach und nach fand ich es immer spannender, das Bedrohlich zog mich an und hat mich bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. In dieser Welt der Rundumüberwachung, in der du gezwungen bist, ständig an deinem Leistungs- und Fitnesslevel zu arbeiten, sonst wirst du abgestuft und bist quasi ein NICHTS, möchte ich wohl niemand leben. Aber leider steuern wir volle Kraft darauf zu.
Die Sprache und der Erfindungsreichtum der Autorin haben mich beeindruckt.
Die Protagonisten taten mir von Herzen leid. Alle sind dem System hilflos ausgeliefert. Entweder man passt sich an und funktioniert oder man wird ausgesondert. Ich fühlte mit ihnen. Was für eine beklemmende Welt. So musste sich Hitomi mit einer künstlichen Mutter unterhalten um Trost zu finden. HILFE!!!

Die Frage: Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert? beantworte ich mit einem klaren NICHTS. In einer Leistungsgesellschaft, in der der Mensch perfekt funktionieren muss und Schwächen sofort geahndet werden, bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke. Diese Welt ist gefühllos und nüchtern und ohne jegliche Wärme und Charme, wie soll da Menschlichkeit entstehen?

Ein Satz ist bei mir besonders hängengeblieben: „Je näher man dem Tod kommt, desto lebendiger wird man.“

Fazit: „Die Hochhausspringerin“ hat mich gut unterhalten und meine Gedanken beschäftigt, auch nach dem Lesen. Es war keine leichte Kost, aber die Lektüre hat sich gelohnt. Ein außergewöhnliches Buch. Daumen hoch!

Bewertung vom 15.08.2018
Sweeney, Emma Claire

Beim Ruf der Eule


gut

Es fällt mir schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. Ich bin zweigespalten, was die Beurteilung angeht. Aber okay. Der Schreibstil war für mich sehr anstrengend. Es gab viele Zeitsprünge. Ich wusste oft nicht bin ich jetzt in der Gegenwart oder in der Vergangenheit. Denn für die Vergangenheit wurde die gegenwärtige Zeitform gewählt, während die Jetzt-Zeit in der Vergangenheitsform erzählt wurde. Diese Sprünge waren oft sehr verwirrend.

Die Charaktere waren zwar gut beschrieben, trotzdem kam ich mit Maeve nicht so ganz klar. Ich bin mit ihr bis zum Schluss nicht warm geworden. Der emotionale Funken ist nicht übergesprungen. Ich empfand ihre Entscheidungen, nicht ihrem Alter entsprechend. Andererseits hatte ich Respekt vor ihr, wie liebevoll sie sich um ihre Schwester Eddie gekümmert hat und später um Steph und Len. Wie sie das Hotel für behinderte Menschen geöffnet hat. Aber sie tat mir auch unendlich leid. Eine Frau, die ihre eigenen Träume aufgibt, um für andere zu sorgen. Bei dem Gedanken, wird mir das Herz schwer. Trotzdem hätte ich mir von ihr mehr Gefühl gewünscht. Sie wirkte oft zu nüchtern. Von allen Protagonisten hat mir Vince am besten gefallen. Ihn mochte ich auf Anhieb. Er war für mich der Traum von einem älteren Herrn, gepflegte Erscheinung, Feinfühligkeit, Liebenswürdigkeit und Verstand.

Fazit: Für das Buch muss man sich wirklich Zeit nehmen, es lässt sich nicht in einem Rutsch lesen. Erschüttert hat mich, dass die Autorin aus ihrem eigenen Erleben schreibt.