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Lisega

Bewertungen

Insgesamt 1386 Bewertungen
Bewertung vom 13.12.2017
Fallada, Hans

Kleiner Mann - was nun?


ausgezeichnet

Hans Fallada wurde Anfang der 30er Jahre mit seinem Roman „Kleiner Mann, was nun?“ weltberühmt. Das Schicksal des jungen Paars Johannes Pinneberg und Emma Mörschel - die beiden nennen sich nur „Lämmchen“ und „Junge“ - begeisterte damals nicht nur die Leserschaft in Deutschland.
Die Protagonisten des Romans lernen sich im Sommer 1930 in der norddeutschen Provinz kennen und heiraten, als sich Nachwuchs ankündigt. Als Pinneberg seine Stellung als Verkäufer verliert, kommen die jungen Leute zunächst bei seiner ungeliebten Mutter Mia in Berlin unter, deren Lebensgefährte Jachmann ihm auch eine Stelle beim großen Warenhaus Mandel verschafft. Doch die Sorgen reißen nicht ab: Wie soll das Paar mit dem mickrigen Gehalt über die Runden kommen? Wie verkraftet Pinneberg den steigenden Verkaufsdruck im Laden? Wo findet man eine günstige Wohnung? Und wird es den beiden gelingen, den neu geborenen Murkel richtig großzuziehen?
Neben all den Alltagssorgen versteht es Hans Fallada, in „Kleiner Mann – was nun?“ immer wieder humorvolle Szenen und Dialoge einzubauen. Seine grundsympathischen Protagonisten wachsen dem Leser schnell ans Herz, und die authentische Schilderung des Milieus der Pinnebergs, die Mischung aus Sentimentalität und Sachlichkeit, beruflicher Ausweglosigkeit und privater Idylle, verleihen dem Roman einen ganz eigenen Charme. In dieser Originalfassung sind auch bis jetzt unveröffentlichte Abschnitte wie z.B. der Besuch verschiedener Nachtclubs, politische Kommentare und innere Monologe Pinnebergs zu lesen. Durch diese Details gewinnen die Charaktere an Tiefe, und die Atmosphäre zum Ende der Weimarer Republik wird noch greifbarer.

Bewertung vom 01.12.2017
Maurer, Jörg

Felsenfest / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.6


ausgezeichnet

Die Geiselnahme einer kompletten ehemaligen Schulklasse auf einem Berggipfel, ein über 700 Jahre alter, brisanter Vertrag, der Auswirkungen auf ganz Europa hätte, ein vorbestraftes ehemaliges Bestattungsunternehmerpaar, das nach politischen Ämtern strebt, eine Tatwaffe, die im Adlerhorst landet – in seinem 6. Fall mit Kommissar Jennerwein entspinnt Jörg Maurer wieder unglaublich skurrile Geschichten, die er geschickt miteinander zu einem stimmigen, aberwitzigen aber auch spannenden Alpenkrimi verknüpft. Schon das Vorwort, das hier ein „Vorwurf“ ist, zeigt in die humorvolle Richtung, die Maurers abgedrehte Story einschlägt. Der Krimi um die Geiselnahme beim Klassentreffen wird immer wieder mit überdrehten Beiträgen der ehemaligen Mitschüler in der „Klassenzeitung“ aufgelockert, zudem spielen einige Kapitel im 13. Jahrhundert, als der „Favor Contractus“ aufgesetzt wurde, dem die Graseggers im Buch auf die Spur kommen. Trotz der mitunter brutalen Geiselnahme und einiger Todesopfer im Laufe des Romans ist „Felsenfest“ wieder ein Beweis für Maurers Talent, mit viel Situationskomik und intelligentem Humor durchsetzte, leichte Unterhaltung zu schreiben. Eine Krimi-Reihe, die keine Abnutzungserscheinungen zeigt – sehr schön!

Bewertung vom 01.12.2017
Maurer, Jörg

Unterholz / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.5


ausgezeichnet

„Auf der Alm, da mäht der Tod noch selbst“ heißt es auf dem Umschlag des mittlerweile fünften Alpenkrimis mit Kommissar Jennerwein. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn auf der abseits gelegenen Wolzmüller-Alm über dem Bindestrich-Kurort werden exklusive Seminare abgehalten, bei denen auch das Mähen der beschaulichen Wiesen zum Programm gehört. Wenn die Seminarteilnehmer Auftragskiller aus aller Welt sind, sind dann schon mal richtige Sensenmänner zu sehen. Als eine entstellte Leiche auf der Alm gefunden wird, gerät die Tagungsstätte in den Fokus von Kommissar Jennerweins Team. Und Fans von Jörg Maurer wissen, dass die bizarre Ausgangssituation der Auftakt eines humorvoll geschriebenen, spannenden Krimis ist, mit schrulligen Charakteren, aberwitzigen Entwicklungen und viel Situationskomik und schwarzem Humor – z.B. kommt die Tatwaffe zwischendurch immer wieder zu Wort. Bei den Ermittlungen im „Unterholz“ stoßen Jennerwein und seine Kollegen auf den tumben Wolzmüller-Erben Michi, gefräßige Käfer, flüchtende Profikiller und liebgewonnene Nebenfiguren wie etwa das ehemalige Bestattungsunternehmerpaar Grasegger und den österreichischen Problemlöser Swoboda (seit dem ersten Band dabei). Zwar hält sich Jörg Maurer in diesem Fall mit dem Legen falscher Fährten etwas zurück, aber der Krimi macht trotzdem Spaß und ist wieder ein Highlight in dieser Regionalkrimi-Reihe.

Bewertung vom 01.12.2017
Eddie Redmayne,Katherine Waterston,Alison Sudol

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind


sehr gut

Es steht zwar nicht Harry Potter drauf, ist aber ganz schön viel Harry Potter drin: „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ist der erste von fünf geplanten Filmen mit dem Magizoologen Newt Scamander, die in JK Rowlings Zauber-Universum spielen und ihrer Bestseller-Saga zeitlich vorgelagert sind. Potter-Fans ist der Filmtitel natürlich längst als Hogwarts-Lehrbuch bekannt. „Phantastische Tierwesen“ spielt aber nicht in Hogwarts, ja nicht einmal in Großbritannien, sondern im New York der 20er Jahre. Mit einem ganzen Koffer voller magischer Kreaturen reist der etwas verklemmte Newt Scamander dorthin, und als der Koffer von einem No-Maj (= Muggel) verwechselt und geöffnet wird, sorgt das natürlich für Chaos. Aber auch eine unheimliche, zerstörerische Kraft versetzt die magische und nicht-magische Welt der Stadt in Aufruhr…
Der Film fängt ganz wunderbar den Zeitgeist der 1920er Jahre ein, das Kostüm- und Kulissendesign ist wirklich atemberaubend. Auch die magischen Kreaturen sind sehr liebevoll dargestellt – ob Niffler, Bowtruckle, Occamy oder sogar ein Erumpent, die Tiere sind einfach ganz wunderbar und stehlen den hervorragenden Darstellern fast die Show. Leider verzettelt sich der Film durch die vielen Details aber etwas. Die Story franst zu sehr aus, und es fehlt dann etwas Zeit, um den Figuren mehr Profil zu verleihen. Man merkt doch, dass „Phantastische Tierwesen“ der Auftakt zu einer Reihe ist. Aber auch wenn der Film Längen hat: Es ist einfach toll, erneut in das Universum von Harry Potter eintauchen zu können, und ich freue mich auf die weiteren Filme.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2017

Guardians of the Galaxy Vol. 2


sehr gut

Das schräge Weltraumabenteuer „Guardians of the Galaxy“ hat vor drei Jahren so richtig gerockt. Die Fortsetzung bietet zwar auch jede Menge Action, Humor und tolle Musik, erreicht aber nicht ganz die Klasse seines Vorgängers. Trotzdem macht der zweite Film mit der skurrilen Heldentruppe Star Lord, Gamora, Drax, Rocket und Groot (besser gesagt: diesmal Baby-Groot) richtig Spaß. Auch wenn das Drehbuch einige Hänger hat und nicht alle Gags zünden, ist „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ technisch wie von Marvel gewohnt perfekt inszeniert und durchaus wieder knallbunte und abgedrehte SciFi-Unterhaltung.

Bewertung vom 22.11.2017

Mansfield Park


weniger gut

Von allen Büchern von Jane Austen ist ihr sperriger Roman "Mansfield Park“ wahrscheinlich am schwierigsten zu verfilmen: Die stille, aufrechte Fanny Price ist eine sehr farblose Heldin, und die ganze Geschichte spielt sich fast ausschließlich auf einem Anwesen ab. Dieser ITV-Film versucht sich redlich an dem Stoff, scheitert aber in entscheidenden Punkten. Optisch eigentlich schön aufgemacht, stört das wilde Aussehen der Hauptfigur Fanny doch sehr: Anscheinend soll hier ihre Außenseiterrolle in der Familie Bertram und ihre niedere Herkunft durch wilde Zottelhaare veranschaulicht werden, während alle anderen schön frisiert sind. Naja. Mehrere Male rennt Fanny auch durchs Treppenhaus oder durch den Garten - das entspricht überhaupt nicht der stillen, zarten, gesundheitlich anfälligen Person, die im Buch beschrieben wird. Abgesehen von Edmund und Mrs. Norris sind alle anderen auf Mansfield Park lebenden Figuren nicht besonders gut getroffen, alle sind insgesamt zu nett zu Fanny, ihre Angst gegenüber Sir Thomas z.B. wird nicht verständlich. Die Crawfords werden ganz gut dargestellt, allerdings leiert die deutsche Stimme von Mary Crawford unerträglich und ist ein absoluter Tiefpunkt der insgesamt sehr schlechten Synchronisation. Die zwei Schauplatzwechsel, die die literarische Vorlage bietet, werden hier einfach verschenkt: Sowohl der Ausflug zu Mr. Rushworth’ Anwesen als auch Fannys Rückkehr zu ihrer armen Familie fehlen. Besonders Letzteres gehört eigentlich unbedingt zur Dramaturgie der Geschichte, aber hier wird Fanny zur Strafe für die Ablehnung von Henry Crawfords Antrag einfach nur alleine auf dem Anwesen gelassen - wie langweilig.
Fazit: Schöne Bilder, schöne Kostüme, aber ein unausgegorenes Drehbuch, das wichtige Elemente des Romans weglässt oder verdreht, und eine grottenschlechte deutsche Synchronisation. Eigentlich nur Leuten zu empfehlen, die das Buch nicht kennen und die englische Originalfassung anschauen können.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2017

Rogue One - A Star Wars Story (DVD)


ausgezeichnet

Nach „Star Wars – Episode VII“, den ich zwar ganz gut, aber nicht besonders originell fand, war ich sehr gespannt auf das erste Spin-off der Reihe, „Rogue One“. Was soll ich sagen: Der Streifen hat mich schwer begeistert und ich halte ihn eindeutig für den besseren Star Wars-Film, obwohl er ganz ohne Jedis auskommt. Da die Story direkt vor „Episode IV – Eine neue Hoffnung“ angesiedelt wurde, ist der Film sehr düster und beklemmend geworden, ist dies doch der Höhepunkt der Herrschaft des Imperiums. Obwohl der häufige Schauplatzwechsel zunächst etwas verwirrt, kommt die Geschichte um den zusammengewürfelten Haufen von Rebellen bald in Schwung. Und man ahnt zwar, dass die Baupläne des Todessterns nur mit einem hohen Blutzoll entwendet werden können, fiebert aber mit Jyn und Cassian bis zum konsequent durchgezogenen Ende mit. Epische Raumschlachten, interessante neue Schauplätze (Jedah und Scariff) und ein Androide als Comic Relief (K2SO) machen das Weltraumabenteuer perfekt. „Rogue One“ ist eine echte Bereicherung für die ganze Saga.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2017

Die Tribute von Panem - Complete Collection DVD-Box


ausgezeichnet

Suzanne Collins dystopische Trilogie „Die Tribute von Panem“ war weltweit ein Mega-Erfolg, entsprechend groß waren die Erwartungen der Fans an die Verfilmung der Bestseller, die im Kino Blockbuster wurden. Manche Buchkenner mögen ob der filmischen Umsetzung enttäuscht sein, für mich zählen die vier Filme aber eindeutig zu den gelungenen Literaturverfilmungen.
Die bedrückende Zukunftsvision der Reihe – Nordamerika besteht nach einem Krieg aus 13 Distrikten, zwölf davon müssen jedes Jahr zwei Jugendliche in gladiatorenähnliche Kämpfe auf Leben und Tod schicken – ist schon im ersten Teil „The Hunger Games“ visuell perfekt umgesetzt, der Gegensatz z.B. zwischen dem grauen Alltag in Distrikt 12 und dem grell-artifiziellen Leben im Kapitol könnte nicht deutlicher dargestellt sein. Auch die Arena wurde grandios in Szene gesetzt, aber v.a. tragen den Film natürlich die hochkarätigen Schauspieler, und hier ist allen voran Jennifer Lawrence als kämpferische Katniss perfekt besetzt.
Teil 2, „Catching Fire“, ist tatsächlich noch einen Tick besser und spannender als „The Hunger Games“. Der zweite „Ausflug“ von Katniss und Peeta in die Arena ist keine Wiederholung, sondern durch die Teilnehmer – lauter ehemalige Gewinner – und die Gestaltung der Arena („Tick tack“) erfrischend anders. Manchmal brutal, mit tollen Effekten umgesetzt, aber immer sehr nah am Buch. Auch das offene Ende der Vorlage von Suzanne Collins wurde übernommen – Teil 3 schließt folgerichtig nahtlos an diesen Film an.
Die Umsetzung des letzten Buchs „Mockingjay“ wurde in zwei Filme aufgeteilt. „Mockingjay 1“ ist dadurch deutlich ruhiger als die beiden Vorgänger, die in der Arena spielen. Der Fokus liegt nach Katniss‘ Rettung durch die Rebellen aus Distrikt 13 mehr auf dem politischen Intrigenspiel; Actionszenen gibt es zwar, sie sind aber wohl dosiert. Katniss wird widerstrebend zum Gesicht der Rebellion, zur Seite stehen ihr bei der Produktion von Propaganda-Videos neben vielen neuen Gesichtern aus Distrikt 13 auch alte Weggefährten wie Effie, Haymitch, Finnick und natürlich Gale, während Peeta sich im Capitol in der Hand von Präsident Snow befindet. In diesem Teil versucht er mehr denn je, Katniss mit Psychospielchen aus der Ferne zu erledigen.
Bei „Mockingjay 2“ geht es nach einer kurzen Warmlaufphase actionreich zur Sache. Jennifer Lawrence darf als Symbolfigur der Rebellion, die sich als durchaus widerspenstige Heldin erweist, wieder zur Höchstform auflaufen. Der spannende Kampf um das Capitol, das mit vielen Fallen zu einer Art letzten Hungerspiel-Arena gemacht wurde, wird mit tollen Special-Effekts und einigen Gänsehaut-Momenten gekonnt inszeniert. Neben Lawrence vermag auch der restliche Cast mit hervorragenden Leistungen überzeugen, und die authentischen Kulissen sowie die Kostüme tun ein Übriges, um Suzanne Collins düstere Dystopie zum Leben zu erwecken. Einige Überraschungsmomente zum Schluss sind wirklich gut umgesetzt, nur der Epilog ist mir viel zu kitschig geraten. Wenn ich die letzten drei Minuten des Films aber ausblende, ist „Mockingjay 2“ durchaus ein würdiger Abschluss der Reihe.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.