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Barbara
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Remscheid

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Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2022
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


ausgezeichnet

Wer nach einem Blick auf das Cover glaubt, dass dieses Buch ein leichter Sommerroman ist, der wird schnell eines Besseren belehrt.

Franziska, jüngste Tochter von Heinrich und Johanne, kommt nach vielen Jahren des Schweigens und der beidseitigen Verbitterung nach Hause in ihr Elternhaus. Der Vater braucht Hilfe, die älteste Tochter Monika ist überfordert nach Jahren des Gehorsams und der zunehmenden Pflegebedürftigkeit der Eltern. Doch die alten Konflikte verfolgen Tochter und Vater gleichermaßen, beide verlieren sich immer wieder in Erinnerungen. Und dabei gibt es doch ein Geheimnis, das ein wenig Licht ins Dunkle der Vergangenheit bringen könnte, Johannes Depressionen erklärt und die Abneigung von Monika gegenüber Franziska. Doch Heinrich tut alles, um diese alte Geschichte nicht zu offenbaren.

Sehr eindringlich beschreibt Gisa Klönne diesen Familien-Konflikt, einmal eingetaucht in die Geschichte kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen. Durch den Wechsel der Perspektiven zwischen Heinrich und Franziska kommt man den Charakteren sehr nahe. Man leidet als Leser mit dem zunehmend gebrechlichen Heinrich, der verzweifelt versucht, seine Würde und alte Geheimnisse zu wahren. Gleichzeitig fühlt man mit Franziska, die immer rebelliert hat gegen die Enge des Elternhauses, gegen die Rodung der Wälder, gegen die neue Startbahn des Frankfurter Flughafens. Ihr Lebenskonzept ist nicht aufgegangen, sie ist unglücklich und an ihren Idealen gescheitert. Der Umgang von Vater und Tochter ist geprägt von alten Wunden, Misstrauen und Schuldzuweisungen, die bereits verstorbene Mutter bleibt immer der gute Schatten im Hintergrund. Bei allen zwischenmenschlichen Schwierigkeiten vermittelt die Autorin doch eine große Hoffnung auf Verzeihen und Versöhnung.

Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich gebe eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die gerne Romane über Zeit- und Familiengeschichten lesen.

Bewertung vom 03.03.2022
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


sehr gut

Mélanie träumt schon seit sie Kind ist davon, selber ein Star in einer Reality-Show zu werden. Doch sie ist nicht schön genug, nicht klug genug, nicht besonders genug um ihr Ziel zu erreichen. Als sie nach der Geburt ihrer Kinder in Langeweile und Depressionen zu versinken droht hat sie die Idee, Videos von Kimmy und Sammy zu drehen und ins Netz zu stellen. Schnell wächst sich diese Freizeitbeschäftigung zu einer Obsession aus, wird immer professioneller und zur guten Einnahmequelle der ganzen Familie. Doch mit 6 Jahren beginnt Kimmy zu rebellieren und als sie plötzlich spurlos verschwindet, wird Mélanie mit dem Vorwurf der Ausbeutung ihrer Kinder konfrontiert.
Es ist erschreckend zu lesen, wie Mélanie süchtig wird nach der Aufmerksamkeit und der "Liebe" von Millionen Followern, und das auf dem Rücken ihrer Kinder. Sie ist geprägt von Selbstzweifeln und Minderwertigkeitskomplexen und glaubt tatsächlich, ihren Kinder ein Leben wie die Könige zu ermöglichen. Seltsam blass bleibt der Vater Bruno, er scheint keine eigene Meinung zu haben, gibt seinen Beruf auf für die Filme, den Schnitt und die Geschäftsidee seiner Frau. Sein Verhältnis zu den Kindern ist nicht existent, wird immer überschattet durch die Vereinnahmung der Mutter. Auch er sieht nicht, dass hier das Kindeswohl auf dem Spiel steht.
Als Leser leidet man mit den Kindern, hat Mitleid mit dem angepassten älteren Sammy und der leise rebellierenden Kimmy.
Sehr interessant als Gegenpol zu Mélanie ist die Ermittlern Clara, die für sich ein völlig anderes Leben gewählt hat und auf der Suche nach dem verschwundenen Mädchen in die ihr fremde Welt von YouTube, Instagram und Co eintauchen muss.
In einem zweiten Teil springt die Autorin in die Zukunft und der Leser erfährt, welche Spätfolgen die Kinder der Generation Social Media erleiden müssen.
Dieser Teil ist mir persönlich ein bisschen zu kurz gekommen. Auch hätte ich mir einen Verweis zu Informationen über Influencer-Marketing und das französische Gesetz für Kinder-Influencer gewünscht, oder auch eine Anlaufstelle für Hilfe für Betroffene.
Ein aktuelles Thema ist hier von Delphine de Vigan spannend und eindrücklich beschrieben worden. Ein ganz wichtiges Buch, das zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 03.03.2022
Leuthner, Aja

Via Torino


sehr gut

Drei starke Frauen sind durch die Liebe untrennbar mit Italien verbunden:
Eleonora verlässt 1969 ihr gut situiertes Elternhaus in Tübingen und reist nach Turin. Dort lernt sie Valerio kennen, die Liebe ihres Lebens. Mit ihm lässt sie die konservativen Werte ihrer Familie und ihr Jurastudium hinter sich und wird konfrontiert mit der Welt der Arbeiterstreiks, der Armut und des organisierten Verbrechens.
Ihre Tochter Rosalia muss früh lernen, dass sie als Halbitalienerin in Deutschland gehänselt und beleidigt wird. Die beruflich erfolgreiche Frau verschließt ihr Herz gegen alles italienische, nachdem sie dort ungeplant schwanger geworden ist und ihre Tochter Milena alleine groß gezogen hat.
Doch Milena möchte etwas über ihren Vater erfahren und über die Abneigung ihrer Mutter gegenüber Italien. Als Valerio stirbt reisen die drei Frauen gemeinsam nach Sizilien, um seine Asche dort in der geliebten Heimat zu verstreuen. Es wird eine Reise, die allen dreien viel abverlangt und eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit mit sich bringt.
Es sind starke Frauen aus drei Generationen, die man in diesem Buch kennen lernt. Mit Eleonora lernt man viel über das Aufbegehren einer jungen Frau gegen die Werte ihrer Eltern, über die Arbeiteraufstände im Fiat-Werk in Turin und über Studentenunruhen. Und was eine starke Liebe alles verkraften kann.
Mit Rosalia erlebt man, wie italienische Gastarbeiter und ihre Familien in Deutschland behandelt wurden und wie eine Beleidigung ein ganzes Leben beeinflussen kann.
Mit Milena lernt man die jüngste Generation kennen, von ihr erfährt man persönlich jedoch am wenigstens. Die Suche nach ihrem Vater und der Geschichte ihrer Mutter prägt sie und die Liebe zu ihren Großeltern und zu Italien nimmt einen großen Stellenwert in ihrem Leben ein.
Ein sehr interessanter Roman über drei Generationen starker Frauen zwischen Italien und Deutschland, mit vielen Fakten zur italienischen Geschichte.
Die Perspektive der Erzählenden wechseln mit den Kapiteln etwas chaotisch, da ist es gerade zu Beginn des Buches schwierig, in die einzelnen Lebensgeschichten hinein zu finden. Das gelingt erst im Laufe des Romans besser, dann verspricht dieses Buch gute Unterhaltung und

Bewertung vom 21.02.2022
Holt, Anne

Ein Grab für zwei


sehr gut

Selma Falck ist privat und beruflich am Ende. Sie ist spielsüchtig, hat Geld unterschlagen, ist drauf und dran ihre Anwaltslizenz zu verlieren und lebt getrennt von Mann und Kindern in einer heruntergekommenen Bruchbude. Die ehemalige Spitzensportlerin und erfolgreiche Anwältin ist pleite und verzweifelt als der reiche Geschäftsmann und ehemalige Klient Jan Morell mit einem Auftrag auf sie zukommt. Seine Adoptivtochter Hege Chin Morell, erfolgreiche Langläuferin in der norwegischen Nationalmannschaft, wird des Dopings beschuldigt. Ihre Teilnahme an den Olympischen Winterspielen steht damit auf dem Spiel, in der Öffentlichkeit wird die gebürtige Chinesin schnell verurteilt. Alle Fakten sprechen gegen Hege, doch Selma Falck versucht alles, um Beweise für eine Sabotage zu finden und geht eine letzte Wette ein, die sie ihre gesamte Existenz kosten kann.
Anne Holt hat in diese Geschichte viele aktuelle und soziale Themen eingebracht. Neben der Spannung in den Ermittlungen geht es hier um Spielsucht, Leistungsdruck im Sport, Doping, Rassismus und Obdachlosigkeit.
In verschiedenen Handlungssträngen wird dieser Krimi erzählt, was ihn einerseits sehr vielschichtig und spannend macht, andererseits ist es für mich in der Summe ein bisschen zu viel des Guten: da gibt es die Ermittlungen im Dopingfall, den mysteriösen Tod eines anderen Spitzensportlers, Selmas Beziehung zu dem Obdachlosen Einar, den nackten Gefangenen und das Drehbuch, das geschrieben wird. Jede Handlung ist für sich gut beschrieben, auch wenn man lange nicht weiß, wie sich alles miteinander verknüpft.
Das Hörbuch wird hervorragend gelesen von Katja Bürkle, die mit sehr angenehmer, ruhiger Stimme und hervorragender Aussprache der norwegischen Namen voll überzeugt.
Gerne mehr über Selma Falck, die nicht unbedingt immer sympathisch rüber kommt, aber eine sehr interessante Persönlichkeit ist.

Bewertung vom 10.02.2022
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


ausgezeichnet

Anna Herzig ist es gelungen, auf 127 Seiten unendlich viel auszudrücken und die Leser*innen mit auf eine Reise in eine Dorfgemeinschaft zu nehmen, die keine Gnade kennt gegenüber denen, die irgendwie anders sind.
Und das sind in Krimmwing viele: der Seppi, unehelich geborenes Kind von einem dunkelhäutigen und abwesendem Vater und einer Mutter, die tief in Depressionen versunken ist; Der Rathbauer, der so gerne eine Frau wäre; die Liesl, die auffällig anders gebaut ist und mit ihrem Selbstbewusstsein die Frauen gegen sich aufbringt. Hier werden körperliche und psychische Auffälligkeiten beobachtet, bewertet und immer verurteilt. Vorurteile werden geschürt und wenn einer nicht mehr kann, dann wird weggeschaut .
Ein großartiges Romandebüt von Anna Herzig über menschliche Abgründe und Intoleranz in einer Dorfgemeinschaft, aber auch über das Anders-sein außerhalb der traditionellen gesellschaftlichen Normen.
Jeder Satz sitzt, beschreibt eindringlich, beobachtet die verschiedenen Personen. Selbst die wörtliche Rede, die hier als Strichaufzählung erscheint, ist auf das notwendige reduziert und trotzdem sehr intensiv. Ungewöhnlich die Überschriften der Kapitel, die aus dem Anfang der jeweils ersten Sätze bestehen.
Ein Buch, das mich extrem überrascht hat. Nach der Enttäuschung über die Kürze kommt das Aha-Erlebnis der Intensität und Vielschichtigkeit, die Faszination über die Umsetzung des Themas und den Schreibstil. Man möchte es gleich noch einmal lesen dieses Bändchen, um auch ja nichts von einem Satz verpasst zu haben.
Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die außergewöhnliche Bücher zu schätzen wissen.

Bewertung vom 10.02.2022
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Eddie Flynn, Strafverteidiger mit krimineller Vergangenheit, wird als Anwalt zu einem spektakulären Mordprozess hinzugezogen: der prominente Hollywood-Schauspieler Bobby Solomon soll seine ebenfalls berühmte Ehefrau und ihren Liebhaber ermordet haben. Alle Indizien sprechen gegen ihn, die Verteidigung erscheint hoffnungslos. Denn der Serien-Mörder Joshua Kane steckt hinter dieser Tat und hat seine perfide Freude daran, als Geschworener im Prozess gegen Solomon alle Beteiligten zu manipulieren.
Obwohl man als Leser von Anfang an weiß, dass Kane hinter der Tat steckt und Solomon unschuldig ist, bleibt dieser Thriller bis zur letzten Seite hoch spannend. Das liegt unter anderem daran, dass Steve Cavanagh diese Geschichte im Perspektivwechsel zwischen Flynn und Solomon erzählt. So bekommt man Einblicke in die Denkweise sowohl des Strafverteidigers, als auch des Mörders. Außerdem bewirken die Cliffhanger am Ende vieler Kapitel einen regelrechten Sog der verhindert, dass man dieses Buch aus der Hand legt. Zudem schafft es der Autor immer wieder, die Leser mit unvorhergesehene Wendungen zu verblüffen.
Eddie Flynn ist ein sehr interessanter und sympathischer Charakter, vielleicht gerade wegen seiner fehlenden Perfektion. Seine Probleme mit Alkohol und seine Zerrissenheit in Bezug auf seine Pflichten als Anwalt und seiner Familie gegenüber machen ihn zutiefst menschlich. Aber auch das Böse in der Person von Joshua Kane ist gut dargestellt.
Ein super spannender Justizthriller, von der ersten bis zur letzten Seite ist hier für Freunde dieses Genres gute Unterhaltung vorprogrammiert.

Bewertung vom 10.02.2022
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


gut

Das unerwartete Zusammentreffen mit ihrer Halbschwester, von deren Existenz sie nichts gewußt hat, läutet eine Wende in ihrem Leben ein: die Ich-Erzählerin beginnt, sich neu mit ihrem Leben auseinanderzusetzen. Dabei reflektiert sie über ihre Kindheit in der DDR genauso wie über die Beziehung zu ihren Eltern, ihrem Mann, den Kindern und der Schwester.
Julia Schoch beschreibt das Vorkommnis, das Zusammentreffen mit der unbekannten Halbschwester, fast nebensächlich, eher unspektakulär. Doch es entpuppt sich als Auslöser für viele Emotionen rund um das Thema Familie. Ohne eine Handlungsabfolge springt die Ich-Erzählerin in kurzen Kapiteln in ihren Gedanken zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Das macht dieses Buch zum einen interessant, ist aber auch anspruchsvoll zu lesen. Zudem benutzt sie für die beschriebenen Personen keine Namen, hier ist lediglich die Rede von der Schwester, der Mutter, dem Mann, dem älteren Kind, etc. Das hat es für mich schwierig gemacht, eine persönliche Beziehung zu den Personen aufzubauen, sie bleiben - genauso wie die Ich-Erzählerin - eher abstrakt und distanziert. So kann ich auch die emotionale Achterbahnfahrt der Protagonistin nicht immer nachvollziehen oder verstehen.
Gut gefallen mir die vielen Literaturvergleiche, die Julia Schoch in ihrem ersten Teil der Trilogie "Biographie einer Frau" zieht.
Ein ungewöhnlicher Familienroman, anspruchsvoll zu lesen und sehr interessant für Literaturliebhaber.

Bewertung vom 27.01.2022
Fox, Candice

606


sehr gut

Ein genial geplanter Gefängnisausbruch verschafft 606 Gefangenen die Flucht in die Freiheit, darunter auch den Schwerverbrechern aus dem Todestrakt. Einer von ihnen ist John Kradle, der die Gelegenheit nutzen möchte, um seine Unschuld zu beweisen. Ihm auf den Fersen ist Celine Osbourne, die Kradle von ganzem Herzen hasst und ihn um jeden Preis wieder einfangen möchte.
Ein spannender Thriller von Candice Fox, die gerne über zu Unrecht beschuldigte Typen schreibt. Die Idee mit dem Gefängnisausbruch ist genial, die verschiedenen Verbrechen würden jeder für sich Material für eine eigene Geschichte geben. Zum Glück beschränkt sie sich auf zwei Haupt-Erzählstränge und reißt andere nur an, ansonsten würde das den Rahmen eines Buches sprengen. Ihr Schreibstil ist einfach, bei ihren Charakteren setzt sie auf Brutalität und Härte. Für meinen Geschmack werden dabei manche Personen ein bisschen zu übertrieben gezeichnet, unter anderem Celine Osbourne.
Aber ein spannendes und rasantes Buch, auf jeden Fall gute Unterhaltung für Freunde von harten Thrillern.

Bewertung vom 24.01.2022
von Rönne, Ronja

Ende in Sicht


sehr gut

Zwei Menschen treffen sich zufällig auf dem freiwilligen Weg an ihr Lebensende: Juli ist ein unglücklicher und einsamer Teenager, die ihrem Leben mit einem Sprung von der Brücke ein Ende machen möchte und dabei vor dem Auto von Hella landet. Diese ist selber auf ihrer letzten Fahrt zu Dignitas in der Schweiz unterwegs, um mit Anfang 70 ihr Leben als abgehalfterter Schlagerstar zu beenden. Notgedrungen gehe die zwei unterschiedlichen Frauen auf eine gemeinsame Reise und kommen sich dabei unfreiwillig näher.

Ronja von Rönne liest ihren eigenen Text mit angenehmer Stimme. Und sie zeichnet dabei das Bild von zwei unglücklichen Menschen, die jeder auf seine Weise zutiefst einsam sind. Man leidet als Leser*in mit der jungen Juli genauso wie mit der älteren Hella, begleitet ihre holprige Autofahrt quer durch Deutschland. Die Autorin schafft es, dieses traurige Thema tatsächlich mit einer gehörigen Portion Humor in eine kurzweilige Geschichte zu verpacken, so dass man sich zum Schluß als Hörer nicht etwa deprimiert, sondern gut unterhalten fühlt.

Ein Hörbuch, das jüngere und ältere Menschen gleichzeitig anspricht und trotz des ernsten Themas gut unterhält.

Bewertung vom 24.01.2022
Everett, Percival

Erschütterung


sehr gut

Zach Wells ist Paläontologe, unterrichtet an der Universität und hält sich ansonsten gerne aus allem heraus. Auch aus seiner Ehe mit Meg, in der sich beide eher eingerichtet haben als dass sie einander besonders zugetan wären. Nur zu seiner 12jährigen Tochter Sarah hat er eine intensive und tiefe Verbindung, mit ihr spielt er Schach und erkundet die Umgebung. Doch als bei Sarah eine schreckliche Diagnose gestellt wird ist Zach zutiefst erschüttert und versucht einen Weg zu finden, um mit dem Unausweichlichen fertig zu werden.

Die Geschichte ist aus der Sicht von Zach geschrieben, mit ihm leidet und hadert der Leser. Dadurch kommen die Gefühle von Meg und Sarah relativ kurz, was aber auch gut ist: mehr Erschütterung könnte man als Leser auch nicht vertragen. Und so beschreibt Percival Everett Zachs Gefühle fast kühl, manchmal ironisch, jedoch nie rührselig. Dabei kommt der Protagonist nicht immer sympathisch rüber, sein Umgang mit Meg und den Kollegen zeigen ihn nicht unbedingt als netten Kerl. Dass der sonst völlig unpolitische Zach plötzlich eine Reise nach New Mexico auf sich nimmt, um einem Hilferuf auf einem Zettel zu folgen, ist absolut untypisch für ihn und der Flucht vor der eigenen Verzweiflung geschuldet. Und dieser zweite Erzählstrang, der sich mit völlig anderen Themen wie Rassismus und Sklaverei auseinandersetzt, liest sich als Gegenpol zur Gefühlswelt eines erschütterten Vaters richtig spannend und abenteuerlich.

Kein leichtes Lesevergnügen aber ein tolles Buch. Der Grund für den einen Stern Abzug ist, dass der zweite Erzählstrang um New Mexico mir zum Ende hin ein wenig zu dramatisch und vor allem zu abrupt geendet hat.
Ein tolles und ungewöhnliches Buch mit interessanten Themen für Leser, die nicht nur leichte Lektüre zu schätzen wissen.