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Gurke
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Berlin

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Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 28.11.2011

betörend!


sehr gut

Düfte begleiten uns täglich im Leben und werden von uns entweder nur subtil wahrgenommen, da sie still und heimlich durch die Luft gleiten, oder sie ziehen uns in ihrer Intensität oder Ausdrucksstärke in den Bann und lassen uns nicht mehr los, sodass bei diesem Geruch nun ein bestimmtes Ereignis, eine besondere Person oder einfach nur ein gutes oder schlechtes Gefühl damit einher schwingt. Genauso vielseitig wie die Düfte in der Welt sind, so sind auch die Geschichte in „betörend!“ - jede einzigartig und mit den unterschiedlichsten Assoziationen gespickt.

Stories & Friends – der Verlag, der sich auf Kurzgeschichten spezialisiert hat – bietet uns fünfundzwanzig Erzählungen, die mal sehr realitätsnah und damit den Leser direkt ansprechen können oder etwas abstrakter und fantasievoller sind und uns so die Möglichkeit geben in ausgefallene Duftkreationen fallen zu lassen und Gerüche vielleicht auch ein Stück intensiver wahrnehmen zu können.
Unterteilt sind diese zusätzlich noch in fünf Unterkategorien und vor jeder neuen Einteilung wartet eine schöne gezeichnete Blume, die die Liebe zum Detail der Autoren und Autorinnen ebenso widerspiegelt, wie den Ursprung der Parfums – nämlich dem Duft der Natur, mit all ihren farbenprächtigen Vertretern.
Das Schöne an dem Buch ist auch, dass es eine Sammlung aus nahezu allen Genres in sich vereint und daher zwar nicht jede Geschichte den Geschmack eines jeden Lesers treffen wird, aber die Abwechslung ganz erfrischend ist und keine Langeweile aufkommt. Denn von einem Alchemistin aus dem Mittelalter, über einen pubertierenden Jungen mit Liebeskummer und einem ehrgeizigen Abenteurer ist wirklich alles dabei.

Wichtig ist bei „betörend!“ nur, dass man die Geschichten wohldosiert liest, da sonst der Zauber verfliegt und man nur die Kopfnote wahrnimmt, aber nicht mehr empfänglich für die Herz- oder Basisnote ist und das wäre bei einem guten Parfum genauso fatal, wie bei diesen Kurzgeschichten.

Einer lieben Freundin oder Tanten und Müttern kann man mit dieser Sammlung mit Sicherheit eine Freude machen und sie gemeinsam mit einem schönen Flakon, der gefüllt ist mit einer persönlichen Duftnote verschenken - so kann man Erlerntes aus den Berichten der Parfumeure gleich anwenden. :-)

Bewertung vom 27.11.2011
Stevens, Chevy

Never Knowing


ausgezeichnet

Sara ist eigentlich glücklich mit ihrem Leben. Dank der Hilfe ihrer Therapeutin Nadine gelingt es Sara, ihre Panikattacken in den Griff zu bekommen und die Hochzeit mit ihrer großen Liebe steht kurz bevor. Doch der Wunsch nach ihren leiblichen Eltern ist unbeschreiblich groß, vor allem jetzt wo ihre eigene Tochter den sechsten Geburtstag gefeiert hat. So macht sie sich auf die Suche und findet ihre lang ersehnte Mutter; diese will allerdings nichts mit ihr zu tun haben und verbietet jeden weiteren Kontakt. Über so viele Hassgefühle verunsichert und traurig heuert sie einen Privatdetektiv an, der unglaubliches herausfindet – ihr verschollener Vater ist der berühmt berüchtigte „Campsite-Killer“ und tötet nur mehr seit 30 Jahren jeden Sommer Frauen und die Polizei ist vollkommen machtlos.

Laura Maire habe ich aus anderen Hörbüchern schon zu schätzen gelernt und ich bin immer wieder begeistert von ihrem Talent, das geschriebene Wort für uns derart lebendig zu machen!
Obwohl ich den Vorgängerband noch nicht kenne, ist mir die Protagonistin sofort sympathisch gewesen, weil sie eben keine perfekte Hausfrau und Mutter ist, sondern eine Person mit Eigenarten, die sie so echt und glaubwürdig machen.
Scheinbar mühelos fühlt sie die Sprecherin in die verängstigte Sara ein, die, getrieben zwischen ihrem Beschützerinstinkt für ihre Tochter Ally und dem Versprechen der Polizei, bei ihren Ermittlungen zu helfen, immer wieder die Beherrschung verliert.
Gekonnt wechselt Laura Maire die Betonungen und ruft damit den Anschein hervor, als hätten wir es nicht nur mit einer Sprecherin, sondern mit einem ganzen Team zu tun! Herzzerreißend erweckt sie die kleine Ally zum Leben oder versprüht die Bitterkeit und Wut des belogenen Serienmörders.
Man spürt als Hörer regelrecht die Stärke der Protagonistin und wird in den Strudel der Gefühle hineingezogen aus dem man sich nicht mehr befreien kann.

Langeweile hat bei Chevy Stevens keine Chance und obwohl man zu Beginn denken könnte, dass die Handlung etwas vorhersehbar sei, musste ich beim großen Finale gebannt lauschen, denn die Autorin hatte noch eine grausige Überraschung für Sara und uns Hörer parat.

Dieses Hörbuch ist auf jeden Fall mein absolutes Monats-Highlight und der Vorgänger „Still Missing- Kein Entkommen“, der ebenfalls im Argon-Verlag als Hörbuch erschienen ist, steht ganz oben auf meiner Wunschliste!
Doch für schwache Nerven hat Chevy Stevens kein Erbarmen, darum lassen sie lieber das Licht an, bevor sie vor lauter Nervenkitzel nicht mehr schlafen können – denn der Campsite-Killer kommt näher!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2011
Lenormand, Frédéric

Die venezianische Agentin


gut

Die Lagunenstadt Venedig ist für viele ein perfekter Pilgerort für Verliebte, weil die auf dem Wasser gebaute Stadt mit ihren zahlreichen Brücken eine ganz spezielle Atmosphäre zaubert und selbst William Shakespeare diesem kleinen italienischen Ort mit „Der Kaufmann von Venedig“ ein ganzes Stück gewidmet hat. Venedig hat aber noch viel mehr zu bieten, denn nicht umsonst ranken sich auch viele düstere Legenden darum und diese Seite zeigt uns Frédéric Lenormand in seinem neuesten Roman „Die venezianische Agentin“.

Im Dogenpalast herrscht gewaltige Aufruhr, denn während einer wichtigen Abstimmung wurde der Patrizier Zan Pelizzioli hinterhältig erdolcht! Jeder der Anwesenden kommt als Täter in Frage, schließlich ist das Venedig des 18.Jahrhunderts bekannt als ein wahrer Sündenpfuhl an Intrigen, die ein gewisses Risiko mit sich bringen. Der Rote Inquisitor und der Rat wollen diesen schrecklichen Vorfall erst einmal geheim halten und beschließen, die junge Leonora Frascadina aus dem Ursulinenkloster erneut in ihre Reihen zu holen, denn vor einiger Zeit hat sie sich schon einmal als kluge Agentin in ihren Diensten erwiesen. Die junge Frau verlässt nur zu gern die ruhigen Klostermauern und gerät allerdings bei ihren Ermittlungen schon bald selbst in Gefahr und niemals hätte sie gedacht, dass Gedichte einmal der Schlüssel zum Erfolg sein würden.

Der Einstieg in das Buch ist mir leider ungewöhnlich schwer gefallen - auf den ersten Seiten werden nämlich schon reichlich Charaktere eingeführt, die leider auch noch ziemlich ähnliche Namen haben. Ich hätte mir am besten sofort eine Liste mit den Personen anfertigen sollen, damit ich nicht den Überblick verliere und da einige der Herren erst später wieder eine entscheidende Rolle spielen, konnte ich mich kaum noch an sie erinnern bzw. habe sie mit anderen verwechselt. Das und viele italienische Begriffe, die aber nicht immer erklärt wurden, haben das Lesevergnügen etwas getrübt.
Zudem wurde mir die Protagonistin im gesamten Buch nicht sympathisch, sodass ich mit ihr nur bedingt mitfiebern konnte. Leonora ist zwar für eine Frau des 18.Jahrhunderts ungewöhnlich mutig und selbstbestimmt, doch diese Stärke hatte bei mir leider den negativen Effekt, dass sie einen ziemlich selbstbewussten und dadurch arroganten Eindruck auf mich machte. Sie zeigt nur selten eine menschliche oder mädchenhafte Seite an sich und verhält sich gegenüber ihrer Freundin Cornelia oder Familienmitgliedern nicht immer freundlich. Einzig ihr Zynismus war an manchen Stellen amüsant und hat gut in die Situation gepasst.
Zum Glück gab es noch anderer interessante Personen, wie zum Beispiel Leonoras Begleiter Flaminio, der witzig und munter an ihrer Seite auf Verbrecherjagd geht, oder den Räuber Corner, der in seiner derben Art zwar nicht der Liebling der Schwiegermütter werden würde, aber ein toller Gegenspieler zu Leonoras Charakter darstellt.

Der Schreibstil entführt uns gekonnt 300 Jahre in die Vergangenheit und die Beschreibungen der imposanten Bauwerke oder der Kanäle waren sehr malerisch und haben mir einen schönen Einblick in die Stadt der Verliebten gegeben und machen Lust auf eine Reise nach Venezien.

Das Finale ab dem 20.Kapitel nimmt gehörig an Fahrt zu und ließ mich gespannt den Ereignissen folgen, die der Autor ganz geschickt zusammengeführt hat und überrascht mich mit einer Auflösung, die einem Venedig mit all seinen Legenden gerecht wird!
Frédéric Lenormand hat mich in die unbekannte Welt der Dogen entführt, bei der es nicht nur um trockene politische Entscheidungen geht, sondern in der viele die eigenen Ziele mehr im Sinn haben als das Wohl der Region, was auch heute noch Alltag ist, aber damals nicht so schnell zu durchschauen war. ;-)

Alles in allem vergebe ich 3,5 Sterne, weil mich einige Kritikpunkte schon gestört haben, aber das Ende bei mir noch deutlich punkten konnte. Eine Fortsetzung mit einer Protagonistin, die etwas sanfter geworden ist, könnte ich mir aber durchaus vorstellen! :-)

Bewertung vom 16.11.2011
Fey, Stephanie

Die Gesichtslosen / Carina Kyreleis Bd.1


ausgezeichnet

Carina Kyreleis hat einen Beruf, dem wahrlich nicht jeder gewachsen wäre, denn sie umgibt sich täglich mit Leichen, die fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden, oder bei denen der Verwesungsprozess weit vorangeschritten ist. Diese Toten wurden Opfer von Verbrechen und Carina hilft dank der Gesichtrekonstruktion, sie für die Polizei und die Hinterbliebenen für einige letzte Stunden wieder lebendig zu machen
.
Die Rechtmedizinerin liebt ihren Job und sie ist erst seit Kurzem wieder in München gelandet, doch das Angebot von Professor Paula Feininger war zu verlockend, um es einfach abzulehnen. Zudem waren die letzten Ereignisse in ihrer alten Wahlheimat Mexiko alles andere als erfreulich und da fiel ihr der Abschied von dem Land nicht sonderlich schwer.

Der hektische deutsche Alltag holt die junge Frau aber schneller wieder ein, als ihr lieb ist. Denn nicht nur, dass ihre chaotische Schwester Wanda den ersehnten Wohnungsschlüssel verlegt hat, so legt ihr Vater sich mächtig ins Zeug, die verlorene Zeit mit seiner ältesten Tochter mit seinem unverbesserlichen Beschützerinstinkt, der beinahe in Kontrollzwang übergeht, zu kompensieren und als die erste Leiche auf einem Spielplatz entdeckt wird, geht der Stress erst so richtig los.

Der Einstieg mit dem Prolog und dem ersten Kapitel wird einem Thriller definitv gerecht, denn wir sind sozusagen live dabei, wie “Romeo” an seinem Opfer seine kranke Phantasie austobt und sind sofort gefesselt von diesem rasanten Thriller-Debüt.

Wir hören fast täglich von schrecklichen Taten, die manche Menschen wehrlosen Opfern antun, doch was "Romeo" angeht, verkörpert er einen Mann, der in den schlimmsten Albträumen sein Unwesen treibt. Zuerst freundet er sich mit seinen weiblichen Opfern an, um dann deren Geischter zu entfernen und für sich zu konservieren. Die Beschreibungen bewegen sich auf einem schmalen Grad zwischen purem Ekel und der Faszination für diese grausige Tat.
Die Autorin hat eine sehr bildliche Ausdrucksweise , wobei sich mir teilweise die Nackenhaare aufstellten, ich aber zu keinem Zeitpunkt das Bedürfnis hatte eine Szene auszulassen, wie ich es bei manch anderen Autoren erlebt habe, die sich einzig auf diesen Faktor konzentriert haben. Für schwache Nerven ist dieser Thriller dennoch nicht zu empfehlen, aber genau das macht den Reiz von "Die Gesichtslosen" aus!

Verknüft wird die Handlung mit einem Erzählstrang aus der Vergangenheit, um das Jahr 1986. Rosa arbeitet im Westen für das Innenminesterium und hat sich in den DDR-Spion Felix verliebt, für den sie nun fast täglich ihren Job aufs Spiel setzt, um für ihn brisante Dokumente zu kopieren. Diesen Rückblick in eine eher düstere Zeit von Deutschland habe ich eigentlich gleich zu Beginn mit wenig Interesse verfolgt, da ich die DDR und den Mauerfall nicht erlebt und daher nicht ganz so viel Bezug dazu habe. Dennoch musste ich diese Einstellung kurz darauf revidieren, denn das meist trockene Thema wird hier von einer (für mich) neuen Seite beleuchtet, die selbst mich “Geschichtsmuffel” gespannt folgen ließ. Felix ist nämlich nicht nur ein einfacher Spion, sondern gehört zu einem großen Netz von Romeo-Agenten, die gezielt den Kontakt zu Frauen suchten, um an Informationen zu gelangen. Rosa ahnt davon nichts und wird schon bald merken, dass es ein Fehler war, so blauäugig einem Unbekannten zu vertrauen.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich gut und die Autorin schafft es, dank perfekt dosierte Kapitel in jedem der Handlungsstränge die Spannung durchgehend auf einem hohen Niveau zu halten.
Fragt man sich nun, wie diese doch sehr unterschiedlichen Personen mit ihren persönlichen Schicksalen zusammengeführt werden, so kann ich nur verraten, dass Stephanie Fey sich ein grandioses Finale ausgedacht hat, das wohl niemand vorher im Ganzen überschauen kann und somit bis zum Schluss für eine Überraschung gut ist!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2011
Hurst, Heidrun

Das Opfer des Wikingers


sehr gut

„Das Opfer des Wikingers“ ist die Fortsetzung des ersten Bandes der Wikinger Saga „Der weiße Rabe“ rund um Leif Svensson und seine Familie.
Obwohl ich den ersten Teil nicht gelesen habe, war es überhaupt kein Problem einen guten Einstieg in die Geschichte zu finden, denn die Autorin führt uns behutsam in die raue Welt der Wikinger ein und schon bald erfahren wir, dass es dabei nicht nur um das Überleben oder das Ausrauben von fernen Ländern geht – wie das Klischee es gerne darstellt, sondern um viel mehr und zum großen Teil auch um die wichtige Glaubensfrage zwischen den nordischen Göttern und dem Christentum.

Der Protagonist Leif hat nach seiner Rückkehr in sein Heimatdorf gemeinsam mit seiner Frau Aryana, dem Pfarrer Cuthbert, sowie seiner mürrischen Mutter und Geschwistern ein neues Haus für die ganze Familie erbaut und ist guter Hoffnung, dass ihre Mission, nämlich das Evangelium zu verbreiten, von Erfolg gekrönt ist. Doch leider treten ihnen viele Anfeindungen seitens der Dorfbewohner entgegen und Leifs Vater, der Stammesführer Hakon, ist entsetzt darüber, was aus seinem starken und mutigen Sohn geworden ist – der nun lieber Vergebung und Nächstenliebe, statt Kampf und Rache predigt. Auch der Heilerin Svala sind die Christen ein Dorn im Auge, vor allem weil die junge Aryana ebenso eine Gabe zum Heilen der Menschen hat und sie sich vor der Konkurrenz fürchtet. Ist die Mission von vornherein zum Scheitern verurteilt? Ist die Familie überhaupt in dem eigenen Dorf in Sicherheit - schließlich sind am Horizont die Flaggen der feindlichen Schiffe schon in greifbarer Nähe...?

Der Schreibstil liest sich sehr einfach und flüssig und wenn man erst einmal die Personen richtig zugeordnet hat, fällt es auch nicht schwer der Handlung zu folgen. Man merkt, dass die Autorin viel Arbeit darauf verwendet hat, möglichst genau zu recherchieren, bevor sie die Leser in das kalte und unbeständige Norwegen entführt. Diese kleinen Feinheiten, wie zum Beispiel alte Rituale bei der Schlachtung eines Schweins, oder große Feste, geben einen guten Einblick in eine (für mich) fast vergessene Welt.
Viele verschiedene Charakter, von fies und gemein über hilfsbereit und liebenswert, bieten eine große Palette an Personen um die man bangen oder die man voller Schadenfreude in ihr Verderben rennen sieht.
Das Protagonisten-Ehepaar selbst ist ungemein stur und so kommt es neben den Schwierigkeiten im Dorf auch immer wieder zu privaten Streitereien und manche davon sind so dramatisch, dass beinahe alles verloren scheint.
Nichtsdestotrotz handeln die Personen sehr realistisch und keine Situation wirkte für mich überspitzt oder unglaubwürdig.

Nach dem Lesen des Klappentexts hatte ich teilweise sehr brutale Szenen erwartet, doch diese blieben eher in der Minderheit, dennoch haben die wenigen Momente während des Finales es in sich und ließen mir teilweise den Atem stocken!
Das Ende bietet ein überraschendes und gleichzeitig würdiges Ende für diesen historischen Roman und an Spannung mangelt es im ganzen Buch nicht, dennoch fehlte mir das kleine gewisse Extra, wodurch ich den Roman nicht mehr aus der Hand zu legen vermochte und daher vergebe ich gute vier Sterne für einen interessanten und atmosphärisch guten Wikingerroman! Für überzeugte Christen ist es bestimmt auch spannend zu sehen, wie ihr Glaube den Weg in die Welt gefunden hat und daher bekommt „Das Opfer des Wikingers“ eine Leseempfehlung von mir – für Frauen UND für Männer! :-)

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2011
Riggs, Ransom

Die Insel der besonderen Kinder / Die besonderen Kinder Bd.1


ausgezeichnet

Jakob liebt die Geschichten, die ihm sein Opa von Kindern mit besonderen Begabungen erzählt. Schauplatz dieser wahrhaft faszinierenden Erzählungen ist eine kleine Insel, wo die Mädchen und Jungen in einem Waisenhaus leben und von einem Vogel vor dem Übel der Welt beschützt werden. Auch Jakobs Opa war dort als Kind Zuhause, als er vor den Nazis aus seiner Heimat floh und noch immer den Kampf gegen schreckliche Monster aufnimmt.
Als er den mittlerweile etwas dementen Grandpa Portmann besuchen will, nachdem dieser am Telefon seiner ängstlichen Fantasie freien Lauf ließ, findet der Enkel seinen geliebten Großvater blutüberströmt im Wald und die letzten Worte des Sterbenden sind die dringende Bitte auf die Insel zu fliehen, damit er dort in Sicherheit ist.
Doch können die Märchen wirklich wahr sein? Und was für ein Geheimnis steckt hinter den alten Fotos, die sein Opa so stolz zeigte, die die Gabe der Kinder dokumentieren sollen und unmögliche Dinge zeigen, z.B. ein schwebendes Mädchen oder einen unsichtbaren Jungen, wo es doch damals noch gar nicht die Möglichkeiten zur geschickten Fotoretusche gab?

Der Pan Verlag hat sich mit den Illustrationen des Romans wirklich große Mühe gegeben, denn das mysteriöse Cover zieht sofort alle Blicke auf sich. Hinzukommt, dass in dem ganzen Buch verteilt zahlreiche dieser schönen Bilder zu finden sind und der Autor im Schlusswort auch versichert, dass nur die wenigsten nachträglich verändert wurden, wodurch die Lektüre eine zauberhafte Atmosphäre aufbaut und man bald selbst zwischen Realität und Fantasie wandert - vollkommen versunken in der Welt von Ransom Riggs.

Der Schreibstil besticht durch eine besondere Art, die mich von der ersten Zeile an Märchenbücher erinnert hat und sich durch die Leichtigkeit des jungen Erzählers sehr flüssig lesen lässt. Die Handlung flacht zu keinem Zeitpunkt ab und Jakobs unglaubliche Reise wird immer wieder mittels geschickter Spannungsmomente lebendig gehalten. An manchen Passagen verdüsterte sich die Atmosphäre so sehr, dass mir kleine Schauer über den Rücken gelaufen sind und man sich selbst fragen muss, wo die Realität aufhört und die Fantasie beginnt.

Dieses Buch bekommt eine absolute Leseempfehlung und es ist eine tolle Möglichkeit, wieder in die Kindheit zurückzukehren, ganz gleich wie alt man ist, denn tief in uns sind wir alle noch Kinder, die mit Hilfe von Ransom Riggs dem Alltagsstress entfliehen können.
Eine Abenteuergeschichte, die Themen wie den Zusammenhalt in einer Freundschaft, Vertrauen und gleichzeitig eine spannende Gruselgeschichte ist, findet man nur selten, doch hiermit ist wieder einmal bewiesen, dass es auf dem vollen Buchmarkt auch wahre Diamanten gibt, die aus der Masse hervorstechen.

Ich könnte mir auch gut eine Fortsetzung von und mit den Kindern vorstellen, denn nach „Die Insel der besonderen Kinder“ bin ich einfach nur gespannt, was Ransom Riggs noch für wunderbare Werke vollbringt und bin sehr froh, einen so talentierten Schriftsteller kennen gelernt zu haben!

Bewertung vom 03.10.2011
Morgowski, Mia

Die Nächste, bitte


weniger gut

Nella leitet zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen ein Second-Fashion-Café und hat einen wunderbaren Freund, Leo, den sie nun für das Wochenende in Genf besuchen möchte. Die schnellste Verbindung bietet da natürlich der Luftweg, doch Nella leidet unter fürchterlicher Flugangst, sodass ein Besuch bei ihrem Hausarzt für einige Beruhigungstropfen nicht umgangen werden kann. Unglücklicherweise übernimmt Dr. Rosen junior diese Sprechstunde und entpuppt sich als arroganter und sehr gut riechender Schnösel, der am besagten Wochenende in der Schweiz zu einem Bewerbungsgespräch verweilt. Denn Paul Rosens Traum besteht aus einem prall gefüllten Konto und einer Menge Damen, die nur darauf warten, sich von ihm die lästigen Falten wegspritzen zu lassen.

Die beiden unterschiedlichen Welten werden durch die Autorin gut durch zwei verschiedene Erzählperspektiven dargestellt, wobei Pauls Kapitel eher sachlich das Geschehen beschreiben, fällt Nellas Anteil etwas flippiger in Tagebuchform mit vielen kleinen Skizzen aus.
In der Hoffnung auf eine leichte Lektüre habe ich mir dieses Buch gekauft und musste leider schon nach wenigen Seiten feststellen, dass dieser Arzt-Roman von Klischees nur so überladen ist und sich die Handlung in Genf zusehends immer unglaubwürdiger entwickelt, bis es einfach nur noch absurd ist, was dem Charme und Witz der Szenen leider nicht gut tut.
Hinzukommt, dass beide Protagonisten nicht meine Sympathie erwecken konnten, da der männliche Part zu karrierefixiert und Nella in ihrer Verzweiflung und Unsicherheit immer anstrengender wird. So war mir das „Schicksal“ der Charaktere herzlich egal und ich habe nur noch das unumgehbare Happy End herbeigesehnt, um mit dieser Lektüre abschließen zu können.
Die Ereignisse und Verhalten aller Beteiligten sind viel zu vorhersehbar und so war mein einziger Trost, dass durch den einfach Schreibstil es wenigstens nur ein kurzes „Vergnügen“ war.

Meine einzigen beiden Highlight bei diesem Roman sind zum einen das ausgefallene Cover und der lustige „Beipackzettel“ als Abschluss, wobei von fast 350 Seiten nur drei durchweg gelungene kein guter Schnitt ist und ich „Die Nächste, bitte“ wirklich nur an eingefleischte Mia Morgowski Fans oder Frauen auf der Suche nach seichtem Lesestoff empfehlen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2011
Wegener, Felix; Stolz, Matthias

Nichtschwimmer


gut

Felix und Sonja führen seit drei Jahren eine glückliche Beziehung und wünschen sich zur Krönung ihrer Liebe nur noch ein süßes Baby. Leider verlaufen die Monate, in denen sie mit voller Eifer an der Umsetzung ihres Wunsches arbeiten, nicht mit dem gewünschten Erfolg. Felix muss zum Urologen und seine „Jungs“ untersuchen lassen, denn Sonja hat meistens das letzte Wort – so auch in diesem Falle. Dort erfährt er dann, dass tatsächlich bei ihm das Problem für den unerfüllten Kinderwunsch liegt und damit beginnt für das Pärchen eine stressige und nervenaufreibende Zeit, bei der die entspannte Zweisamkeit immer weiter schrumpft und durch zahlreiche Arztbesuche ersetzt wird. Hält das die noch junge Beziehung der beiden aus oder bleibt am Ende vielleicht doch nur eine Adoption?

Felix Wegener beschreibt in „Nichtschwimmer“ ein heikles Thema, was auch heutzutage noch keine Basis für den Männerstammtisch oder Grund eines unverfänglichen Gespräches zwischen Bekannten ist. Männer und Frauen machen das unter sich bzw. mit dem/der Partner/in und der Familie aus, hängen es aber nicht an die große Glocke, denn mit ihnen stimmt etwas nicht – die Natur hat versagt.
In diesem Roman zeigt der Autor, dass man sich keinesfalls dafür schämen oder schuldig fühlen muss, denn immer mehr Menschen haben mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen, da liegt es eigentlich nur nahe, die Scheu davor abzubauen und sich wenigstens diesem Stress nicht weiter auszusetzen.
Mit viel Witz und Charme erzählt der Autor (natürlich unter einem Pseudonym) seine eigene Geschichte und lässt den Leser an den verschiedenen Etappen zum Vater-werden auf der medizinischen Ebene teilhaben.

Der Schreibstil ist locker, sowie durchzogen von kleinen Gags. Trotz der medizinischen Handlung wird man nicht mit Fachbegriffen bombardiert, sondern ist ein stiller Zuhörer und Teilhaber einer sehr intimen und persönlichen Geschichte, bei der man mit den Betroffenen mitbangt und bei dem nächsten Schwangerschaftstest die Daumen drückt, wie für die eigenen Freunde.
Viele kleine zwischenmenschliche Tipps („Der Frau mehr zuhören“) und auch Ratschläge auf der „Spermmüll“-Ebene („Früh zum Arzt gehen“) geben dem Roman einen schönen Abschluss.

„Nichtschwimmer“ bietet somit eine entspannte Lektüre für Väter, die es werden wollen oder Menschen, die in ihrem Bekanntenkreis einen ähnlichen „Fall“ besser verstehen wollen oder auch einfach nur Leser, die Spaß an einem lustigen Buch haben. :-) Das komische Cover hält definitiv, was es verspricht und so hätten es auch gerne ein paar Seiten mehr sein dürfen!

Bewertung vom 08.09.2011
Falk, Rita

Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe lange überlegt, ob ich mir diesen sogenannten Provinzkrimi wirklich kaufen soll, denn nachdem ich eine Leseprobe dazu gelesen hatte, war ich ehrlich gesagt felsenfest davon überzeugt, dass ich mich mit dem Schreibstil in bayerischer Sprachweise niemals würde anfreunden können! Ich habe es dann aber doch getan, weil ich gestehen muss, dass mich die Titel von Rita Falk dann doch zu neugierig gemacht haben und was soll ich sagen? Ich bin begeistert!

Zum Inhalt:
Franz Eberhofer ist Kommissar und verlebt ein ruhiges Beamtenleben in Niederkaltenkirchen. Dort lebt er bei seiner Oma, die eine wahre Schnäppchenjägerin ist und zudem die besten Schweinebraten in ganz Bayern (oder der ganzen Welt ;-)) zubereitet. Sein Alltag wird schlagartig unruhiger als die schöne „Ferrari“ das Dorf zu ihrem neuen Wohnort erklärt und damit allen Männern den Kopf verdreht. Zu diesem Gefühlschaos gesellt sich schon bald auch noch ein schwieriger Fall – ein Mordfall, wie Franz vermutet und wird davon von seinen Kollegen nur müde belächelt und zum Psychiater geschickt, denn in Niederkaltenkirchen gibt es kein Verbrechen, oder doch?

Meine Meinung:
In Bezug auf den Schreibstil hatte ich mit meiner Anfangsbefürchtung recht, denn als Berlinerin hatte ich nur ganz selten Kontakt mit der bayerischen Aussprache und den Eigenarten, doch dank Franz' sympathischen Charakter und seinem charmanten Wortwitz schaut man darüber gerne hinweg und gewöhnt sich schnell an den südlichen „Slang“. ;-)

Obwohl der Krimi nur bedingt als eben solcher durchgeht und die Ermittlungen mehr als schleppend vorangehen, kommt keine Langeweile auf, sondern dadurch, dass ein Wortwitz den nächsten jagt und auch viele Klischees auf ganz bezaubernde und zugleich komische Art eingebaut werden, ist „Winterkartoffelknödel“ ein Leseerlebnis der besonderen Art.

Mein persönliches Interesse galt dem Titel, beziehungsweise wie Rita Falk diesen in die Geschichte mit einbezieht und als des Rätsels Lösung offenbart wurde, musste ich erneut schmunzeln.
Die Autorin schlüpft grandios in den sturköpfigen und liebenswürdigen Polizisten und die Freude, die sie beim Schreiben empfunden haben muss, sprudelt aus jeder Zeile ohne dabei ins Lächerliche oder Unglaubwürdige abzuschweifen. Dörfer wie Niederkaltenkirchen gibt es bestimmt Dutzende in Deutschland und da weiß ich als Großstädter nicht, ob ich lieber dort oder in meinem anonymen Berlin leben möchte, wo nicht jeder gleich alles über jede Kleinigkeit erfährt. Ich habe gerne in das Dorfleben hineingeschnuppert und bin aber froh Rudi, Oma und Co wieder bis zum nächsten „Treffen“ zu verlassen.

Abschließend kann ich noch sagen, dass mich Lesungen normalerweise gar nicht reizen, aber bei diesem kulinarischen Leckerbissen wäre diese wohl das Sahnehäubchen. :-) Der Nachfolger „Dampfnudelblues“ steht ganz oben auf meiner Wunschliste und ich freue mich schon sehr auf eine neue Begegnung mit Franz.

10 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.