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holdesschaf

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Insgesamt 594 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2023
Benkau, Jennifer

Wüstentochter / Die Seelenpferde von Ventusia Bd.2


sehr gut

Schöner, aber sehr ruhiger zweiter Band der Seelenpferde
Fiona ist in Ventusia angekommen und fühlt sich dort wohl. Doch sie und ihre Freunde haben die Aufgabe weitere Mädchen in der Welt der Menschen zu suchen und diese nach Ventusia zurückzubringen. Ihr Ziel ist Mira, die vor dem Krieg in ihrem Land nach Deutschland flüchten musste. Sie hat Schreckliches erlebt und ist daher immer auf der Hut. Von Pferden hält sie sich besonders fern. Etwas in ihrer Vergangenheit hat ihr die Freude an ihnen genommen. Als immer wieder ein Schimmel in ihrer Nähe auftaucht wähnt sie sich in Gefahr, bis sie merkt, dass er kein normales Pferd ist. Sie erfährt, dass noch etwas viel Gefährlicheres in der Nachbarschaft unterwegs ist.

Der erste Band der Seelenpferde endete relativ offen, so dass ich neugierig war, wie es in Ventusia und mit der Suche nach den versteckten Mädchen weitergeht. Vor allem Fionas Schicksal und das Rennen, bei dem 7 Mädchen antreten müssen, reizten mich. Allerdings geht es in diesem Band in weiten Teilen recht ruhig zu. Bis auf die Bedrohung für das Flüchtlingsmädchen Mira gibt es wenig Höhepunkte im Spannungsbogen. Der Schreibstil und die Handlung sind ähnlich wie im ersten Band. Sehr ausführlich geht es um Miras Gedanken, was einerseits toll ist, weil sich die Autorin versucht, in die Rolle als Flüchtling hineinzuversetzen und das vielleicht das Verständnis junger Leser*innen für sie verbessert, andererseits ist manches doch recht idealtypisch beschrieben, wie z.B. der große Zusammenhalt der Einwohner ihres Heimes, wo es immer friedlich zugeht. Aber insgesamt finde ich es gut, dass die Autorin diese Personenkonstellation und Umgebung gewählt hat. Die Biographie von Mira ist sehr interessant.

Auch die Emotionen bringt Jennifer Benkau gut rüber. Leider entwickelt sich aber die Handlung für mich zu wenig weiter. Tatsächlich geht es nur um die Auffindung und Überredung MIras, mit nach Ventusia zu kommen und ihr Seelenpferd zu finden. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, bedeutet das, dass wir noch 5 solche Suchen erleben werden, bevor die Reihe zu einem Finale kommt und das wäre dann doch etwas eintönig. Etwas mehr Fortschritt im Plot wäre mir lieber. 3,5 Sterne

Bewertung vom 27.12.2023
Zeh, Juli;Hoven, Elisa

Der war's


weniger gut

Unecht und aufgesetzt
Maries Mutter macht einfach die besten Sandwiches in total gesunden und kreativen Geschmacksrichtungen. Das findet auch Maries Mädchen-Clique. Als dann aber zum wiederholten Mal das Supersandwich gestohlen wird, ist Marie sauer und verlangt vom Lehrer die Aufklärung der Diebstähle. Doch der kann nichts tun. Dann gerät Konrad aus der Klasse in Verdacht. Er ist noch nicht so lange in der Klasse und obwohl er nichts zugibt, wird er zum Schuldigen auserkoren. Nur Mika äußert Zweifel und als die Situation eskaliert, beschließen die Kinder, eine Gerichtsverhandlung abzuhalten.

Eigentlich klingt die Handlung des Buches ganz gut. Jemand wird beschuldigt eine Straftat begangen zu haben, doch es gibt kaum Beweise uns so soll ein gerechter Prozess für Ordnung sorgen. Soweit, so gut. Das Cover zeigt auch schon ein großes Problem, dass es bei solchen Konflikten im Klassenzimmer gibt. Jeder meint, er könne irgendwie mitreden und so kommen schnell Gerüchte auf. Das gibt es natürlich gerade im schulischen Umfeld täglich. Was mich aber gleich von Anfang an stört sind gewisse Klischees, die hier noch extra überzogen dargestellt sind. Maries Clique zum Beispiel, die sich nicht etwa wegen verschiedener Dinge abspricht, nein, die anderen Mädchen warten, bis Marie ihnen eine Ansage macht. Ganz so wie die ätzenden cool Kids in diversen Highschool-Filmen. Es gibt noch den Stillen in der Klasse, den Vorlauten, dessen Vater zufällig Polizist ist und der dann die Rolle des Ermittlers übernimmt, den armen Referendar, der im Sportunterricht nicht das unterrichten darf, was er will, den Lehrer, den die Diebstähle eh kaum kümmern. Überhaupt kommt das Milieu Schule in dem Buch meiner Meinung nach ganz schlecht weg. Ein wenig Kritik am Schulsystem ist durchaus berechtigt, aber hier wird schon ganz schön übertrieben und das sage ich als Lehrkraft. Vor allem sind alle Behauptungen genauso platt, wie die Vorverurteilung des vermeintlich Schuldigen später.

Durchweg hatte ich das Gefühl, dass die Kinder sich nicht entscheiden können, zwischen ihrem Dasein als kleine Einsteins und ihrer Vorliebe für Vorurteile, schlechtes Benehmen und Überheblichkeit. Da meint der eine Sechsklässler "Sport ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und Selbstwirksamkeitserfahrung". Ja, klar! So reden meine Schüler auch täglich. Hingegen hat keiner ein Problem damit ein Foto des vorverurteilten Konrad nicht nur weiterzuleiten, sondern vorher auch noch per Bildbearbeitung ins Lächerliche zu ziehen. Dass das Verboten ist, wissen bei uns alle Schüler. Als sie Konrad an einem Schulranzen erwischen lassen sie ihn auch sofort gehen. Erst viel später verprügeln sie ihn, bis die geschädigte dazwischen geht. Es passt einfach nicht. Der Lehrer kommt vollkommen inkompetent rüber. Zuerst ist er dauernd krank, dann will er mit dem Smartboard arbeiten, weiß aber nicht, dass das schon ewig kaputt ist und hat auch außer dem Online-Quiz nichts Anderes vorbereitet. Am nächsten Tag versucht er es mit dem Laptop, aber dann ist der Akku leer und das Netzteil ist nicht auffindbar... und so geht es weiter. Der Referendar darf die Kinder im Unterricht nicht Fußball spielen lassen - zu kompetitiv! Und die Vertretung der Vertretung ist eine ehemalige Fußpflegerin, die nun als Quereinsteigerin Bio unterrichtet. Viel zu übertrieben, zu geballt und wenig glaubwürdig, was sich Juli Zeh und Elisa Hoven hier zusammenreimen. Auch nicht authentisch, weil das einzige Mädchen mit Migrationshintergrund in der Klasse natürlich erstklassig Deutsch spricht, weil es auf einer deutschen Schule war. Dabei hatten alle sich schon in ihren Köpfen zurechtgelegt, dass sie nichts versteht. So könnte man ewig weitermachen. Die Gerichtsverhandlung ist zwar ziemlich witzig, aber auch hier wurde ich nicht überzeugt. Zudem kann sich ein schlaues Kind doch schon nach ein paar Seiten ausmalen, wer die Pausenbrote, pardon Supersandwiches, gemopst hat.

Während der Handlung löst sich nicht nur das Problem Diebstahl, sondern es werden auch alle Missstände unter den Kindern gelöst. Sogar Marie traut sich ihrer Mutter ein Geständnis zu machen. Das ist doch schön. Was man dem Buch allerdings zugute halten kann, sind die ansprechenden Illustrationen und vor allem das Kapitel "Nachgefragt" nach der eigentlichen Geschichte. Hier werden viele Fragen zum Strafverfahren wirklich kindgerecht beantwortet, Begriffe geklärt und voneinander abgegrenzt und wirklich wichtige Dinge vermittelt. Mit einem Sachbuch zum Thema wären die beiden Autorinnen meines Erachtens besser gefahren. Von dieser unechten und aufgesetzten Geschichte bin ich mehr als enttäuscht, hatte ich mir doch eine gute Lektüre zum Thema für den Unterricht erhofft. Das wird aber leider nichts. 2 Sterne

Bewertung vom 26.12.2023
Moser, Annette

Weihnachtszeit! Bald ist's so weit


ausgezeichnet

Tolle Einstimmung auf Weihnachten für Kleinkinder
Weihnachtszeit! Bald ist's so weit... Doch bis es eben soweit ist, haben die Tiere noch einiges vorzubereiten. Kiki Kaninchen möchte noch Papiersterne basteln, Doro Dachs muss noch den Baum aufstellen und auch Igel, Eichhörnchen und Eule sind beschäftigt. Leider finden sie im Weihnachtstrubel die passenden Utensilien nicht. Nun ist es an den kleinen Leser*innen den Tieren bei der Suche zu helfen, damit am Ende ein tolles, gemeinsames Weihnachtsfest gefeiert werden kann.

Schon das Cover ist sehr einladend und stimmt weihnachtlich. Vor allem die Glanzeffekte ziehen uns magisch an. Zudem zeigt die Szene schon, was an Weihnachten so wichtig ist: Dass alle gemeinsam feiern. Die Geschichte im Buch zeigt zunächst, wie alle Tiere einzeln ihre Vorbereitungen treffen, wozu sie aber die Hilfe der kleinen Zuhörer*innen benötigen. Das Kaninchen sucht Schere, Schleifen und Buntpapier, die Dachsfrau braucht Maßband, Säge und Handschuh. Kurze, für Kleinkinder angemessene Texte schildern kurz, was die Tiere tun möchten und was fehlt. Dann können die Kinder aktiv werden und unter vielen Klappen nach den vermissten Gegenständen suchen. Meiner Tochter macht es immer wieder Spaß, das Buch zu lesen und unter die Schranktüren, Taschen und anderen Türchen zu spitzen. Die Illustrationen gefallen uns besonders. Sie sind stimmungsvoll und mit Liebe bis ins kleinste Detail gestaltet. Es gibt jede Menge zu entdecken und zu benennen, was ganz nebenbei den Wortschatz erweitert. Toll ist auch, dass die Leser*innen mit Fragen direkt angesprochen werden. So verging die Zeit bis Weihnachten wie im Flug und die Kleine wusste durch die letzte Szene, wie schön das gemeinsame Fest sein wird. Am Ende dürfen noch Geschenke ausgepackt werden, doch für wen die wohl sind. Wer gut aufgepasst hat, der wird das schnell herausfinden.

Große Empfehlung, 5 Sterne

Bewertung vom 26.12.2023
Grauer, Sandra

Tag der Seelen / Flowers & Bones Bd.1


sehr gut

Weiteres magisches Abenteuer in Grauers Fantasy-Welt
In Valentinas Familie erben die weiblichen Mitglieder eine besondere Gabe: Sie haben die Fähigkeit toten Seelen bei ihrem Weg ins Jenseits zu begleiten. Doch bevor Valentina an ihrem 18. Geburtstag zu einer Catrina wird, stirbt ihre Mutter und der Vater nimmt sie und ihren Zwillingsbruder Emiliano mit nach Irland, wo sie in Dublin studieren sollen. Valentina ist mit dieser Entscheidung nicht glücklich. Doch schnell findet sie in Irland, wo sich gerade die Drachen der Welt offenbaren, Freunde und lernt auch die Hexe Lily kennen, ohne zu ahnen, dass diese ihr nicht zufällig über den Weg gelaufen ist. Gleichzeitig driftet ihr Bruder immer mehr in eine Gruppe radikaler Drachengegner ab.

Der erste Band dieser neuen Dilogie von Sandra Grauer ist sehr schön gestaltet. Das Cover zeigt typische Motive, die man mit dem traditionellen Tag der Toten in Mexiko in Verbindung bringt und auch die Inhaltsbeschreibung bezieht sich vornehmlich darauf. Allerdings macht schon das Vorwort klar, dass es sich wieder um eine Geschichte handelt, die in der Welt spielt, die die Autorin in ihren beiden vorangegangenen Dilogien aufgebaut hat. Es geht also nicht nur um die Catrina, sondern auch um viele andere magische Wesen und die menschlichen Antipathien gegen sie. So gibt es eine radikale Gruppe, die die magischen Wesen bekämpfen möchte und das Thema nimmt sehr viel Raum ein. Es ist wie eine Übertragung von Rassismus in eine Fantasiegesellschaft. Eine große Rolle spielen auch Personen, die schon aus Flame & Arrow und Clans of London bekannt sind. Es sind nicht nur Nebencharaktere. Ich fand es sehr hilfreich, dass ich wenigstens Flame & Arrow gelesen hatte, denn darin erfährt man, warum sich die Drachen der Welt überhaupt zeigen.

Vom Schreibstil her ähnelt das Buch ebenfalls den vorherigen Werken und dürfte daher vor allem Jugendliche ansprechen. Die Mischung ist zwar durch die verschiedenen Charaktere abwechslungsreich, allerding erwartet man sich als Leser wegen des Covers wohl eine etwas andere Geschichte. Die Verwandlung in eine Catrina spielt keine größere Rolle als Drachen, Hexen oder Menschen. Das hat mich dann doch etwas enttäuscht. Fans von Grauers Welt wird aber auch dieser Band wieder gut gefallen. Für mich war diesmal der Anfang etwas zu lang gezogen, das Ende hingegen dann doch recht spannend, dazu hielt es die ein oder andere Überraschung parat. Alles in allem würde ich das Buch eher als einen Band 5 und weniger als eine neue Dilogie ansehen. 3,5 Sterne

Bewertung vom 26.12.2023
Tack, Stella

Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1


ausgezeichnet

Happily ever after war gestern
Rain White ist eher genervt davon, eine Nachfahrin von Schneewittchen zu sein. Sie möchte am liebsten mit ihrer Band berühmt werden. Doch leider hat ihre Großmutter andere Pläne. Wie alle Märchennachfahrinnen, die 18 Jahre alt werden, muss Rain versuchen, durch ihren Kuss den schlafenden Prinzen aufzuwecken. Sie glaubt nicht so recht an die alte Geschichte, doch sie hat keine Wahl. So nimmt die Katastrophe ihren Lauf, denn es passiert ihr nicht nur ein Missgeschick. Bald nach dem Kuss gerät Rains Welt komplett aus den Fugen und plötzlich ist sie die einzige, die das Grauen aufhalten kann.

Märchenadaptionen liegen gerade voll im Trend und gerade Stella Tacks neuestes Buch ist vom Cover her ein richtiges Schmuckstück, das ich unbedingt lesen wollte. Zunächst tat ich mir jedoch mit der Protagonistin Rain etwas schwer. Ich hatte das Gefühl, dass sie unnötig widerborstig und etwas arrogant daherkommt. Außerdem störten mich teilweise für die Geschichte total unnötige Infos z. B. über diverse Toilettengänge und Bindenwechsel ;) Der Schreibstil sollte wohl besonders offen und jugendlich wirken. Sobald es aber richtig losging mit der Geschichte um den Schlafenden Prinzen wurde es immer spannender und spätestens ab dem Morgen nach dem Kuss, war mir klar, dass ich eine zauberhafte Welt erwartet hatte, jedoch in einem ziemlich krassen und genialen Märchen-Horrorszenario gelandet war. Blut, abgetrennte Gliedmaßen und andere schockierende Tatsachen inklusive. Für Zartbesaitete ist das Buch definitiv nichts, das Leid, das einige Figuren hier ertragen müssen, hat mich echt mitgenommen. Trotzdem musste ich wie gebannt weiterlesen.

Wie der Klappentext leider schon verrät, ist der schlafende Prinz erwacht und Rain muss sich bereits in diesem ersten Band der Dilogie einigen schwierigen Prüfungen unterziehen, wobei nie ganz klar ist, was denn nun ihre nächste Aufgabe sein wird. Ganz ohne Romanze kommt das Buch auch nicht aus, denn Rain hat durchaus Gefühle für jemanden, jedoch ist dem nicht zu trauen. Genauso wenig wie so ziemlich jedem anderen in der Geschichte und gerade das macht hier den Reiz aus. Man weiß nie, woran man gerade ist und welche Katastrophe die kleine Gruppe um Rain nun ereilt. Dabei sind die Ideen der Autorin, obwohl alle mit den uns bekannten Märchen in Verbindung stehen, teilweise echte Schocker und so gewaltig verdreht, dass einem die Luft wegbleibt. Durch das ganze Buch ziehen sich Kapitel, die ein völlig neues Märchen erzählen, das nach und nach Hinweise gibt, worum es bei der Geschichte um den schlafenden Prinzen überhaupt geht. Leider war das Buch so kurzweilig, dass es sehr schnell durchgesuchtet war. Für mich eine echte, positive Überraschung. Band 2 wird auf jeden Fall gelesen, denn natürlich endet das Buch mit einem Cliffhanger. Sensationell gut! 5 Sterne

Bewertung vom 25.12.2023
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


gut

Vollkommen anders als erwartet
Fleur trägt nicht nur psychisch die Narben ihrer Vergangenheit. Die Datenforensikerin fühlt sich eigentlich nur in ihrer eigenen kleine Welt der Bits und Bytes sicher und öffnet sich eigentlich niemandem. Dabei hatte sie gerade ein drittes, vielversprechendes Date mit dem netten Simon. Doch eine Nachricht bringt ihr Leben und das ihrer Familie erneut durcheinander. Endlich will sie zusammen mit ihrem Halbbruder Max Licht in die dunkle Vergangenheit bringen und taucht tief in die Geschichte ihrer Familie ein. Max hat jedoch noch andere Probleme und so reist Fleur allein weiter in eine abgelegene Gegend in der Auvergne, wo sie - auf der Spur einer Legende - in der Realität lernen muss, wem sie trauen kann und wem nicht.

Ein fantasievolles Cover deutet auf eine fantasievolles Geschichte hin. Der Beginn der Geschichte ist allerdings ein ganz anderer und leitete mich etwas in die Irre. Auf den ersten Seiten dreht sich alles um Fleurs Liebesleben. Da deutet sich nach dem dritten Date mit Simon etwas Festes an. Doch schnell merkt man, dass irgendetwas Fleur dermaßen hemmt. Weil man so wenig über sie weiß, fällt es mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen. Man merkt aber deutlich, dass sie sich am liebsten von der Welt abschottet und niemanden so richtig an sich heran lässt. Erst mit der Nachricht, die sie erhält, beginnt sich der Nebel etwas zu lichten. Doch auch das, was dahinter steckt, ist noch nicht wirklich der Kern der Geschichte. Es geht um Alpträume, die nicht nur Fleur träumt, eine alte Legende von einer Bestie, die in Frankreich vor hunderten von Jahren einige Menschen getötet hat und die Verbindung ihrer Familie zu einem Gebiet in der Auvergne, von dem die Großmutter glaubte, die rechtmäßige Besitzerin zu sein, ohne dass es dafür Beweise gab.

Fleur reist also ohne wirkliches Ziel los, über Luxemburg nach Frankreich, erledigt ihre Arbeit von Hotelzimmern und Ferienwohnungen aus, befragt Leute und stöbert in alten Dokumenten, wobei nicht jeder ihr freundlich gesonnen ist, einige männliche Wesen ihr aber doch gefährlich nahe kommen. Nebenbei geht es noch um ihren Bruder, der sein Leben umkrempelt, überhaupt um ihr schwieriges Familiengeflecht und eine Anomalie, die alles aufklärt. Okay, das hatte ich leider so überhaupt nicht erwartet. Weite Teile des Buches weiß man gar nicht, was mit Fleur los ist, obwohl sie ihre Narben sehr häufig betont und man liest eigentlich nur gespannt, um zu erfahren, woher diese stammen. Die Auflösung ist verblüffend, aber auch weit hergeholt und ich würde es auch nicht unbedingt als Familiengeheimnis bezeichnen. Der Rest enthält auch immer wieder Beziehungsgeschichten, die Fleur in der Kürze der Zeit eingeht und immer wieder hinterfragt. Ein Verein, der versucht vor jahrhunderten von einer Bestie (Wolf) begangene Tötungen aufzuklären spielt auch eine Rolle.

Mir war das insgesamt zu viel, zu speziell und auch zu konstruiert, als dass es mich wirklich überzeugt hätte. Und auch das Ende war mir zu rosig. Der Schreibstil hingegen ist solide, man kann sich ganz gut hineinschmökern, oft fühlt man eine bedrohliche Stimmung, aber die Story ist seltsam. Daher gibt es 3 Sterne.

Bewertung vom 15.12.2023
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


sehr gut

Solider Krimi ohne großen Weihnachtsbezug
Ex-Polizistin Roz muss unbedingt den Zug nach Fort William erwischen, um rechtzeitig für ihre Tochter da zu sein, wenn diese ihr Baby auf die Welt bringt. Das Band zwischen den beiden war nie so eng, daher würde Roz alles tun, um sie dieses Mal zu unterstützen. Doch weder das Wetter noch die Mitfahrenden spielen richtig mit. Auch in Roz sieht es sehr finster aus. Ein Ereignis ihrer Vergangenheit wird durch die Geburt wieder aufgerührt, das Roz am liebsten vergessen würde. Da nur wenige Passagiere im Nachtzug sind, verbringen die 18 Personen den Abend miteinander. Doch mindestens einer von ihnen wird die Nacht nicht überleben. Denn unter ihnen ist ein Mörder mit einem Plan.

Ich lese sehr gern britische Krimi-Klassiker, vor allem Agatha Christie, daher war ich gleich interessiert, wie das Motiv a la Orientexpress hier weihnachtlich ausgeschmückt wird. Sehr schnell wird klar, dass im Buch jedoch eher ernstere Töne gespielt werden. Vor allem Protagonistin Roz belastet ein Ereignis aus der Vergangenheit, das wenig enge Verhältnis zur Tochter und ein mögliches Zuspätkommen und Enttäuschen sehr. Glücklicherweise ist es gerade ihr gebuchter Nachtexpress, der trotz starker Schneefälle doch mit Verspätung Richtung Schottland fährt, wo Roz Tochter bereits in den Wehen liegt. Die Sorge um Tochter und Enkelin treibt sie um. Eher als Ablenkung und mit geschultem Auge einer Polizistin studiert sie die Mitfahrer*innen, eine gute Mischung aus Familie mit Kindern, quizzenden Student*innen, einem Staatsanwalt, der Roz bekannt vorkommt, einer alten Dame samt Sohn, einem Influencer-Pärchen und einem Schwarzfahrer. Die Personen werden allerdings so beschrieben, dass man die unsympathischen sofort erkennt. Bei den anderen blieb ich als Leserin eher distanziert. Den größten Raum im Krimi nehmen Roz Gedanken und die Beschreibung der Personen und des Abends ein. Daher dauert es auch etwas, bis das erste Opfer auftaucht.

Die Autorin schildert dann den weiteren Verlauf und die eher oberflächlichen Beobachtungen und Ermittlungen. Es finden Befragungen statt und immer wieder erfährt man mehr über Roz. Gerade mit einer Leiche im Zug hätte ich mir da etwas mehr Spannung und Finesse erwartet. Das Thema auf das der ganze Fall hinausläuft ist relativ früh erkennbar und so wundern manche Entdeckungen nicht mehr so sehr. Einiges ist aber auch anders als erwartet. Der Krimi ist handwerklich solide gemacht, könnte jedoch etwas fesselnder sein. Zu viel wird durch Reden herausgefunden. Dass das Buch Mord im Christmas Express heißt, finde ich auch nicht ganz glücklich gewählt, da Weihnachten jetzt keine so große Rolle spielt und man doch eine Story erwartet, die eher Richtung cosy Crime geht. Das Wohlfühlmoment fehlt hier aber völlig. Eigentlich überwiegen doch recht stark die negativen Gefühle der Protagonist*innen, was bei ihren Erlebnissen auch kein Wunder ist. Das Buch lässt sich ganz gut lesen, ist aber eben nicht der cosy Weihnachtskrimi, den man erwarten könnte. 3,5 Sterne

Bewertung vom 11.12.2023
Gaida, Dominik

Geheimnisse / Brynmor University Bd.1


sehr gut

Wenig Dark Academia, süßes Paar
Samuels Einschreibung an der altehrwürdigen Brynmor University hat eigentlich nur einen Grund: Er möchte herausfinden, was seinem Bruder Philipp zugestoßen ist. Monate zuvor wurde er dort schwerstverletzt im Wald gefunden und liegt seitdem im Wachkoma. Kaum an der Brynmor angekommen begegnet Sam jedoch Connor und sofort spürt er ein Kribbeln, das sich verstärkt, je besser sich die beiden kennen lernen. Er ist kurz davor die Vergangenheit ruhen zu lassen und seine eigene Zukunft in den Blick zu nehmen. Da hört Samuel Gerüchte über eine geheime Studentenverbindung, der auch Philipp angehörte. Ist er bei einem von deren zwielichtigen Aufnahmeritualen verletzt worden? Je mehr er in der Vergangenheit rührt, umso mehr Geheimnisse kommen ans Licht.

Fasziniert von der Inhaltsbeschreibung und dem geheimnisvollen Cover mit dem Leitspruch der Brynmor University, wollte ich den im Titel genannten Geheimnissen auf den Grund gehen. Die queere Liebesgeschichte schien mir ein zusätzliches Goodie zu sein. Relativ schnell war ich in der Geschichte drin, was an dem lockeren, natürlichen Schreibstil von Dominik Gaida lag. Fasziniert lernte ich die Brynmor und ihre Besonderheiten kennen und war gespannt auf das Auftauchen der Studentenverbindung, die natürlich nicht jeden in ihre Kreise aufnimmt. Leider gab es zu dieser und auch zum beworbenen Dark-Academia-Setting viel weniger zu lesen, als ich gehofft hatte. Dafür drängt sich nach und nach ein Verdacht auf.

Über die fehlenden Dark-Academia-Elemente tröstete mich aber auf jeden Fall die sehr sweete Liebesgeschichte zwischen Sam, den die Vergangenheit nicht loslässt, und Connor, der zwiespältige Gefühle hegt. Das macht die Beziehung zwischen den beiden nicht gerade leicht, trotzdem knistert es gewaltig und was sich zwischen den beiden abspielt ist wirklich herzerwärmend und total schön zu lesen. Ein bisschen Spice darf natürlich nicht fehlen. Ein paar mehr oder weniger unerwartete Wendungen sorgen dafür, dass man an der Geschichte dran bleibt und auf das Ende zufiebert. Insgesamt hatte ich mir etwas mehr düsteres Setting, Gefahr und tiefere Geheimnisse erhofft. Daher gibt es 3,5 Sterne für die emotionale Seite des Buches.

Bewertung vom 10.12.2023
Farr, David

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)


ausgezeichnet

Toll, mal etwas ganz Anderes!
Der Präsident von Krasnia, Charles Malstain, ist schon an der Macht, seit Rachel geboren wurde. Unter seiner Herrschaft leben die Menschen in Angst und Schrecken, vor allem Kinder werden in ihrer Freiheit beschnitten, dürfen nicht draußen spielen oder ohne triftigen Grund das Haus verlassen. Zu ihrem elften Geburtstag machen sich Rachel, ihr Bruder Robert und ihr Vater, ein Bibliothekar dennoch auf, um unerlaubt in die Bücherei einzudringen. Bevor der Vater verhaftet wird, schenkt er Rachel ein Buch, das sie niemandem zeigen, sondern an einem Treffpunkt übergeben soll: Das Buch der gestohlenen Träume. Obwohl die beiden Geschwister getrennt werden, tun sie alles, um zu verhindern, dass das Buch in die Hände des Präsidenten fällt, der ihnen dicht auf den Fersen ist. Gleichzeitig versuchen sie, das Geheimnis des Buches zu lösen.

Aufgrund des Covers hatte ich angenommen, dass das Buch für jüngere Kinder geschrieben wurde und die üblichen magischen Geschichten enthält. Doch schon nach ein paar Seiten war klar, dass das Buch etwas sehr Besonderes ist. Die Erzählweise ist in meinen Augen für Kinder schon anspruchsvoll, aber dennoch vermag sie es, den aufmerksamen Leser sofort in ihren Bann zu ziehen. Dabei überraschte mich immer wieder die Verbindung aus Leichtigkeit und Tiefgang. Vor allem Protagonistin Rachel ist ein ganz und gar ungewöhnliches Mädchen, das sich nicht vom Weg abbringen lässt. Ich finde sie unheimlich stark, trotz aller Schicksalsschläge, die sie ereilen.

Überrascht war ich trotz des Klappentextes auch vom Setting in einem totalitären Staat, einer Diktatur des Präsidenten Charles Malstain, bei dem ich unwillkürlich immer wieder an frühere und heutige Tyrannen denken musste und der mir bei jedem Auftritt eine Gänsehaut verpasste. Durch das Buch der gestohlenen Träume, wird dieses gesellschaftspolitische Thema der Verfolgung, der Verbote und der Verbrechen in unnachahmlicher Weise mit Magie verknüpft. Malstain will das Buch unbedingt haben und nur Stück für Stück wird klar, warum er so versessen darauf ist. Daneben spielen der Widerstand gegen die Diktatur und das Festhalten an den eigenen Werten und der Freundschaft eine tragende Rolle. Die Handlung ist eher unterschwellig spannend, da die Protagonist*innen immer Gefahr laufen, entdeckt und bestraft zu werden. Leichte Kost ist das Buch also nicht, eignet sich in meinen Augen aber hervorragend für Gespräche über das System Angst und Verfolgung, Diktatur und Macht, Widerstand und Treue gegenüber den eigenen Werten sowie Verbündeten oder Freunden. Für mich als Lehrerin (und Bibliothekarin) durchaus eine moderne Alternative zu altgedienter (Schul)Lektüre zu diesen Themen. Ein kleines Juwel der Kinderliteratur. 5 Sterne

Bewertung vom 10.12.2023
Krell, Tobias;Eisenbeiß, Gregor

Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen


sehr gut

Tolle Checker-Fragen, aber die Rezepte...
Nicht erst seit Corona ist Checker Tobi eine Person, die nahezu allen Kindern aus den Checker-Videos bekannt ist, auch wenn vor allem da seine Videos immer mal ins Homeschooling eingebaut wurden. Es gibt zahlreiche Bücher und mittlerweile auch Filme im Kino. Tobi ist einfach ein sympathischer Typ, dem man gern lauscht, wenn er wichtige Fragen zu allen Bereichen des Lebens stellt und Fakten checkt. Dabei kommt ihm zu Gute, dass er sich direkt an die Quellen begibt und genau die Antworten einholt, die sich Kinder wünschen. Und zwar so aufbereitet, dass sie sie auch verstehen. Jetzt kocht er also auch noch mit den Kindern und insgeheim habe ich mich selbst auch schon darauf gefreut.

Das Kochbuch von Tobi ist etwas dicker als seine Checker-Bände und beginnt die meisten Kochbücher mit der richtigen Ausstattung, Zubereitungsarten und Maßeinheiten. Also mit allem, was Jungköche wissen müssen, bevor sie sich an Töpfe und Pfannen begeben. Sehr schön finden wir, dass man immer mal wieder Einblicke in Tobis Privatleben erhält, dazu gibt es Fotos mit den Eltern und Geschwistern. Der Untertitel gibt an, dass das Buch Tobis Lieblingsgerichte enthält. Von diesen war meine Tochter jedoch nicht allzu angetan. Quetschkartoffeln mit Pilzen, Gemüsebratlinge, dazu viele internationale Gerichte, Fernöstliche Speisen mit Gemüse und Tofu... Da haben wir wenig gefunden, bei dem meine Tochter gleich begeistert probieren wollte (kommt vielleicht noch). Dazu sind die Bilder eben authentisch und nicht geschönt, wie in vielen Kochbüchern. Es ist also auch mal einen etwas zu dunkle Kruste abgebildet oder die Farbe sieht tatsächlich aus, wie beim richtigen Gericht. Das finde ich persönlich gut, es kommt aber eben nicht bei allen gut an. Das bisschen Wein, das man mal in ein zwei Rezepten findet, ist für uns kein Abwertungsgrund, denn erstens kann man die Alternativen nutzen oder das Rezept einfach auslassen. Wobei in so manche gute Soße einfach Wein gehört. Das muss jede Familie für sich ausmachen.

Was uns total überzeugt, ist der Wissensteil des Buches. Da gibt es so viele interessante Fragen aus der Welt der Lebensmittel, der Nährstoffe und des Körpers und diese Checks haben wir begeistert gelesen und über manche Informationen auch gestaunt. Sehr aktuell gerade die Frage, was passiert, wenn wir zu scharf essen im Hinblick auf die Hotchip-Challenges, denen Reihenweise Schüler zum Opfer fallen. Wo muss man eigentlich hin, wenn man da hin geht, wo der Pfeffer wächst? Und wer hat den Döner nun wirklich erfunden? Wissenswertes und Kurioses kann man hier erfahren. Vieles trägt zu einer besseren Allgemeinbildung bei z.B. Was ist halal und was ist koscher? Richtig tolle Fragen mit verständlichen Antworten, dazu passende Fotos und Illustrationen. Leider ist alles etwas klein gedruckt und nicht unbedingt ideal für Lesemuffel. Bei den Mitmach-Checks dürfen die Kids selbst kreativ werden. Auch hier finden sich einige tolle Ideen, die man auch in Schule und Kindergarten nutzen kann.

Insgesamt eigentlich eine tolle Mischung, nur das Kochen mit Checker Tobi und die Lesemotivation kommen bei uns etwas zu kurz. 3,5 Sterne