Benutzer
Benutzername: 
Ritja
Wohnort: 
Deutschland
Über mich: 
Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 801 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2022
Bergmann, Michel

Du sollst nicht begehren / Rabbi & Kommissar Bd.2


sehr gut

Es ist der zweite Fall von Rabbi Henry Silberbaum und Kommissar Berking. Eine junge Frau verschwindet und niemand scheint nach ihr zu suchen oder sie zu vermissen. Während dem Kommissar die Hände gebunden sind, weil niemand eine Vermisstenanzeige stellt, nimmt der Rabbi die Suche auf. Henry Silberbaum wirbelt bei seiner Suche und den vielen Nachfragen einigen Schmutz und Staub auf, der sich doch so schön auf rechtswidrige und unmoralische Vorgänge gelegt hatte. 

 Es ist ein typischer Regionalkrimi, angesiedelt in Frankfurt und in der jüdischen Gemeinde. Es ist kein spannungsgeladener und fesselnder Krimi, sondern eher eine gute Geschichte, die unterhält und dabei auch ein oder zwei Verbrechen aufklärt. Man lernt vieles aus der jüdischen Kultur und Sprache (es gibt ein Glossar am Ende, welches sehr hilfreich ist) kennen. Schnelle und witzige Dialoge, die unterhalten und für ausreichend Tempo sorgen. Der Schreibstil ist sehr gut und schön flüssig, man gleitet ganz entspannt durch die Geschichte. Ab und an baut der Autor noch eine Wendung ein, um dem Lesenden noch etwas Spannung zu liefern. 

Ich habe relativ schnell das Ende erahnt, aber bis zum Finale wurde ich trotzdem gut unterhalten, da das Kopfkino bei dieser Geschichte sehr gut funktioniert hat.

Bewertung vom 18.11.2022
Ohlsson, Kristina

Die Tote im Sturm / August Strindberg Bd.1


gut

Ich sag es nur ungern, aber das ist das bisher schwächste Buch, welches ich von der Autorin gelesen habe. Ich hatte mich so auf eine neue Reihe von Kristina Ohlsson gefreut und dann kam August Strindberg.

August Strindberg ermittelt. Nur was ermittelt er? Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, was er eigentlich ermittelt. Sein Pech war es zur falschen Zeit, am falschen Ort zu sein und feststellen zu müssen, dass er in ein "Wespennest" eingezogen ist.

Die ganze Geschichte (für mich weniger ein Krimi) zieht sich über 544 Seiten und ich muss zugeben, dass ich gekämpft habe. Es gab viele Seiten, die wenig zum Vorankommen der Geschichte beigetragen haben. Es gab zu viele Randgeschichten, die von dem eigentlichen Fall abgelenkt haben. Phasenweise fand ich sogar die Geschichte um Marias problematisches Privatleben interessanter, aktueller und viel wichtiger als den Fall. Die Autorin hat zu viel in diese Geschichte gepackt, die sich dadurch sehr aufbläht und kaum in Fahrt kommt. Es gab leider kaum Spannung und nur wenige Überraschungen, die die Geschichte noch mal angeschoben haben.

Für mich leider kein so richtig guter Start in eine neue Krimireihe.

Bewertung vom 06.11.2022
Ditfurth, Christian von

Endzeit / Kommissar Eugen de Bodt Bd.7


sehr gut

Christian von Ditfurth steckt noch mal alles in den letzten Fall. Die ganze Truppe wird noch einmal zusammengetrommelt und der Autor lässt es ordentlich krachen.

Es geht Schlag auf Schlag und alles wird in diesen Fall gepackt. Von Macht bis Geldgier, Spionage und Attentate, Rache und Liebe, Morde und natürlich die berühmten Zitate des Herrn de Bodt. Alles ist wieder etwas verworren, etwas überfrachtet und über viele Länder verteilt. Bis man als Lesender den Durchblick hat, braucht es eine Weile. So lange muss man mitschwimmen und sich die Puzzleteile zusammenlegen, die jedoch sehr schnell vom Autor wieder durcheinander gewirbelt werden können.

Die Diskussionen und Zickereien zwischen den französischen Kollegen Floire und Lebranc waren für mich ebenso ein Genuss wie de Bodt sein dritter Tee-Aufguss und seine geliebten Zitate von Hegel, Kant & Co.

Man bekommt noch mal alles serviert, was man im Laufe der letzten Fälle kennen- und lieben gelernt hat. Der Autor schafft es die Geschichte gut abzurunden und abzuschließen. Ich habe gern die Fälle von de Bodt gelesen und war immer wieder von den politischen Verwicklungen und Verknüpfungen begeistert. Das ist von Ditfurths große Stärke, die ich sehr schätze und was die Fälle umso interessanter und spannender macht.

Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte wirklich mit Band 1 starten, denn die Verwicklungen sind sonst nur schwer nachzuvollziehen.

Bewertung vom 29.10.2022
Mathieu, Nicolas

Connemara


gut

Nicolas Mathieu hat einen wunderbaren Schreibstil. Gerade im ersten Drittel des Buches findet man immer wieder Zeilen, die sehr genau den Nerv treffen und mitfühlen lassen.

Doch der Schreibstil allein macht leider kein spannende, interessante und mitziehende Geschichte. Hélènes innere Unruhe und Zerrissenheit, ihre Wut und ihre Sehnsucht werden richtig gut beschrieben, aber teilweise leider auch sehr langatmig und zäh. Der Wechsel zwischem dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit war zwar durchaus interessant, um die Beziehungen besser verstehen zu können, aber ich verlor im Laufe des Lesens zwischendurch immer mal wieder die Lust an der Geschichte. Ich hatte des Öfteren das Gefühl auf der Stelle zu treten und mich nach dem Sinn der Geschichte zu fragen.

Die Charaktere sind mir nicht so richtig nah gekommen. Ich konnte für keinen der Charakter wirklich Symphatie empfinden und hatte dadurch auch immer eine Distanz zu der Geschichte.

Aufgrund des wunderbaren Schreibstils würde ich wahrscheinlich noch einmal ein Buch von Nicolas Mathieu lesen. Immer in der Hoffnung, dass die Geschichte dann besser zu mir passt.

Bewertung vom 26.10.2022

In 80 Büchern um die Welt


ausgezeichnet

Das ist kein Buch, welches man lesen sollte, wenn der SUB-Abbau ansteht. Man sollte es auf keinen Fall lesen, wenn man keinen neuen Input möchte oder Wissenswertes über Büchern erfahren will.

Alle anderen Lesenden und Buchliebenden können und sollen gern zugreifen und abtauchen. Es geht in diesem Buch um Reisen. Aber es geht nicht um Reisebücher und Traveltipps, sondern um literarische Werke, die eine Reise beinhalten, die zu realen Orten führen. Man steigt in eine Art Zeitmaschine und reist von um 750 v. Chr. bis ins Jahr 2021. Um den Leser nicht zu verwirren, findet die Reise durch die Werke und über die Kontinente chronologisch statt.

Zu jedem Werk werden Fakten, Daten und Besonderheiten erzählt. Die Handlungen werden kurz angerissen und zudem wird oft auf die politische und wirtschaftliche Lage, in der die Handlungen spielen bzw. die Autor:innen diese Geschichten geschrieben haben, näher eingegangen. Auch problematische Formulierungen, Ansichten und Bilder werden aufgezeigt und erklärt. Zu allen Büchern werden die Originalcover, Holzschnitte, Kunstwerke, Karikaturen, Portraits der Autor:innen und andere unterstützende Bilder gezeigt.

Ich fand die Mischung aus Literatur, Politik, Reisen und Geschichte sehr gelungen. Durch die vielen Zusatzinformationen wurde manche (Wissens-)Lücke geschlossen, kleine Missverständnisse beseitigt und die Neugier auf die (noch unbekannten) Bücher geweckt. Einige Bücher hatte ich schon gelesen, von anderen Büchern hatte ich nur etwas gehört und einige Bücher kannte ich überhaupt nicht, was dazu führte, dass ich nun wieder ein paar Bücher mehr auf meinem Wunschzettel habe.

Für mich ist es ein Buch, welches man immer wieder zur Hand nehmen kann und man entdeckt stets etwas Neues. Die liebevolle Gestaltung des Buches zeigt, dass auch die Autor:innen viel Spaß an der Umsetzung der Idee hatten. Wem die 80 Bücher nicht reichen, der kann sich auf den letzten Seiten noch weitere Tipps zum Weiterlesen und noch mehr Informationen über die Autor:innen holen.

Für mich ist es ein Lesehighlight für das Jahr 2022.

Bewertung vom 23.10.2022
Arenz, Ewald

Alte Sorten


sehr gut

Manchmal lohnen sich die leisen und ruhigen Bücher. Das Abschalten und eintauchen und verfolgen zweier Menschen, die sich langsam annähern und gegenseitig bereichern.

Ewald Arenz hat mit seiner Geschichte gezeigt, dass man nicht ständig reden und analysieren muss. Manchmal reicht es zu schweigen und die Stille auch auszuhalten. Manchmal reicht es einfach nur in der Nähe zu sein, keine Erklärungen zu verlangen und den anderen Menschen atmen zu lassen.

Der Autor hat zwei starke und innerlich sehr zerrissene Frauen erschaffen. Beide haben mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Ganz langsam und immer nur in kleinen Stücken erfährt der Lesende, was passiert ist. Schicht um Schicht wird offengelegt, was die Frauen erlebt haben und wie sie bisher damit umgegangen sind. Man wird hinein- und mitgezogen. Der große Knall, der indirekt angekündigt wurde, fehlte mir etwas. Für mich war das Ende nicht so ganz stimmig, aber trotzdem ein wunderbares und lesenswertes Buch.

Bewertung vom 19.10.2022
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Wenn es kracht, dann richtig. Auch für Hanna Ahlander, die kurz vor Weihnachten einige Rückschläge einstecken muss. Um sich wieder zurecht zu finden, ihre Wunden zu lecken und einen Plan B zu entwickeln, zieht sie in das Ferienhaus der Schwester. In dem kleinen Skiort Åre verschwindet ein junges Mädchen. Hanna beteiligt sich bei der Suche und wird dabei ganz langsam in den Fall mit hineingezogen.

Viveca Sten hat bereits in ihrer ersten Krimi-Serie bewiesen, dass sie gute Geschichten erzählen kann. Sie verzichtet auf allzu blutrünstige und grausame Details und erzählt lieber in einer ruhigen und sehr bildlichen Art die Geschichte. Die Spannung wird durch die vielen Details, die wiederum Wendungen in der Geschichten auslösen, aufrechterhalten. Auch die verschiedenen Perspektiven und sehr realitätsnahen Begebenheiten sorgen dafür, dass der Lesenden schnell in die Geschichte eintauchen kann. Durch die vielen kleinen Kapitel kommt man zusätzlich noch in einen Lesesog, der mich so manche nächtliche Stunde Schlaf gekostet hat.

Mir hat der Start der neuen Serie gut gefallen. Es war ein gelungener Auftakt für Hanna Ahrlander und dem örtlichen Polizeiteam. Ich hoffe auf weitere gute Fälle und auf das ein oder andere dunkle Geheimnis, welches die Charaktere bisher noch versteckt halten.

Bewertung vom 16.10.2022
Williams, Lara

Die Odyssee


weniger gut

Nach dem Lesen habe ich die Buchdeckel irritiert und ein wenig frustriert zugeklappt, denn mir ist bis zum Schluss nicht klar geworden, was die Autorin mir mit ihrer Geschichte erzählen will.

Das Positive an diesem Buch kommt zuerst. Der Schreibstil war sehr gut und gut zu lesen. Der Inhalt war jedoch teilweise nicht nachvollziehbar, verstörend und nicht greifbar.

Für mich war das Kreuzfahrtschiff eine auf dem Meer schippernde Sekte, die ihre Mitglieder:innen ausnutzt und erniedrigt. Manche Vorgänge auf dem Schiff sind einfach nur unterirdisch und man kann nur hoffen, dass die Geschehnisse sehr weit weg von Realität sind. Auch das Verhalten der Crewmitglieder untereinander war für mich irritierend. Ingrid spielte mit ihren zwei Freunden das Spiel „Mutter-Vater-Kind“. Im Kindesalter sicherlich ein bekanntes Spiel im Erwachsenenalter eher etwas schwierig. Auch das Förderprogramm vom Schiffskapitän war sehr fragwürdig und ohne ersichtlichen Mehrwert für die teilnehmende Person. Die Amputation von Gliedmaßen kann für mich keine Selbstoptimierung darstellen. Dass Ingrid viele Päckchen mit sich herumschleppt und fast daran zerbricht, wird schnell klar. Wie die Autorin die Themen bearbeitet bzw. gehandhabt hat, fand ich schwierig und leider auch nicht gelungen.

Bewertung vom 09.10.2022
Gruber, Andreas

Todesrache / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.7 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Maarten S. Sneijder is back.
In voller Pracht und Arroganz.
Welch Glück.

Nachdem der sechste Fall mich etwas enttäuscht hatte, zieht Andreas Gruber in seinem siebten Sneijder-Fall alle Register.

Sneijder steht nach dem letzten Fall fast allein da. Sein Team wurde beim letzten Einsatz ausgelöscht. Bis er einen Anruf erhält und an der Stimme sein "Eichkätzchen" erkennt. Sofort setzt er alle Hebel in Bewegung, um sie zu finden. Parallel wird ein ehemaliger Richter mit seiner Frau entführt. Aber nicht nur sie, sondern auch die Tochter von dem Kripoermittler Walter Pulaski.

Beide Fälle sind verworren, nicht durchschaubar und doch beeinflussen sie sich. Sneijder stellt sich ein neues Team zusammen, welches wieder unter anderem einen starken eigenwilligen Charakter enthält. Zusammen mit Pulaski ermitteln sie in Sachsen und kommen den Täter:innen immer näher.

Der Anfang ist etwas verwirrend, da Andreas Gruber immer in der Zeit zurückspringt und zusätzlich noch die verschiedenen Jahre (1989,1995,1999,2005,2010,2015) im Osten näher beleuchtet. Was geschah in den Jahren im Osten? Welche alten Seilschaften gibt es noch und welchen Einfluss haben sie nach dem Fall der Mauer noch?

Wenn man sich die Zeit nehmen kann, sollte man möglichst lange Abschnitte anhören, um schnell in die Geschichte hinzukommen. Auch diesmal wird das Buch hervorragend von Achim Buch, dessen Stimme ich ewig zuhören könnte, gelesen. Durch ihn werden die Charaktere lebendig und zum Greifen nah, so dass man in manchen Situationen Gänsehaut bekommt. Dank des Epilogs kann man sich schon auf den nächsten Fall freuen, denn natürlich gibt es offene Punkte, die noch geklärt werden müssen.

Für alle Maarten S. Sneijder Fans macht euch einen Vanille-Tee und genießt die Show.

Bewertung vom 07.10.2022
Strobel, Arno

Die Spur der Mädchen / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.1


ausgezeichnet

Kurze Triggerwarnung: Im Buch wird der sexuelle Missbrauch von Kindern thematisiert.

Der Thriller ist hart, nah an der Realität und grausam. Ich musste ein paar Mal schlucken und tief durchatmen als bestimmte Gewaltszenen beschrieben wurden. Immer wieder tauchte bei mir die Frage auf: "Wie schaffen es die Ermittler:innen diese Bilder und das Leid zu verarbeiten?"

Auch Max Bischoff und die ermittelnden Beamt:innen werden an ihre Grenzen gebracht. Wem kann man glauben? Wer lügt und warum? Es werden im Laufe der Ermittlungen immer mehr Details ans Tageslicht gebracht. Keine schönen Informationen, sondern Grausamkeiten, die das Bild, welches man im Kopf sich zurecht gebastelt hatte, noch einmal durcheinander wirbelt.

Der Autor fesselt und bindet den Lesenden an die Geschichte. Obwohl das Thema sehr schwer ist, will man dranbleiben und wissen, wer der Täter oder die Täterin war. Die Charaktere sind gelungen und auch glaubhaft. Der sehr gute Schreibstil sorgt dafür, dass man direkt in der Geschichte ankommt und mitgezogen wird.

Mein erstes Buch von Arno Strobel, aber definitiv nicht mein letztes Buch von ihm.