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carola1475

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Insgesamt 209 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2023
Bryndza, Robert

Seelendunkel


ausgezeichnet

Spannender Krimi um einen Cold Case

Ex-Polizistin Kate Marshall und ihr Partner Tristan Harper werden von der Mutter der vor 13 Jahren verschwundenen Journalistin Joanna mit der erneuten Suche nach der Tochter beauftragt, da die Polizei den ungelösten Fall endgültig zu den Akten legen will. Kate hat ihre Lehrtätigkeit an der Universität aufgegeben und Tristan arbeitet dort nur noch Teilzeit, so ist der Auftrag der noch jungen Detektei der beiden sehr willkommen und Kate und Tristan nehmen die Ermittlungen auf.
Es gibt auch Kapitel, in denen das Vorgehen des Täters beschrieben wird, seine Identität bleibt bis gegen Ende unklar. Es war mir nicht möglich, mich auf einen der Verdächtigen festzulegen, der Fall ist komplex und überrascht mit Wendungen. Der Spannungsbogen bleibt durchgehend erhalten, als Kates und Tristans Ermittlungsschritte immer mehr Puzzleteile zutage fördern, die auch mir als Leser Rätsel aufgeben und die erst am Schluss ein vollständiges Bild ergeben. Die Spannung gipfelt in einem fesselnden Showdown.

„Seelendunkel“ ist bereits der 3. Band der Reihe, ist aber meiner Meinung nach auch für Neueinsteiger verständlich und gut lesbar, da immer wieder Details aus Kates Vergangenheit genannt werden. Robert Bryndzas Schreibstil war auch im vorigen Band gut, hat mir hier aber noch besser gefallen. Bryndza schreibt klar, anschaulich und lebendig. Mit großem Einfühlungsvermögen werden nicht nur die Protagonisten detailliert und authentisch beschrieben und werden zu lebendigen Charakteren mit Tiefe und Emotionen, die berühren, die Figurenzeichnung auch des Täters ist psychologisch glaubhaft.
Es macht Spaß, die Entwicklung der Beziehung zwischen Kate und ihrem Sohn mit zu erleben oder Einblicke in Tristans Leben zu haben. Das Verhältnis zwischen Privatleben und Ermittlungsarbeit finde ich ausgewogen und hat mir gefallen.
Das Cover passt atmosphärisch und vom Motiv her zum Buch und spricht mich mehr an als die Cover der Vorgängerbände. Dieser Krimi (ein Thriller ist das Buch meiner Meinung nach eher nicht) hat mir spannende Lesestunden beschert und ich freue mich auf den 4. Band, den der Autor im Nachwort verspricht. Ich kann „Seelendunkel“ uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 23.12.2022
Aurass, Dieter

SitterCats 2.0


sehr gut

Intelligenz ist nicht alles

Frankfurt im Jahr 2029, Familie Abel schafft sich eine SitterCat an, eine intelligente Katze zur Betreuung und Beaufsichtigung der Kinder und nennt sie Miko. Niemand ahnt, wozu die Herstellerfirma die Katzen missbraucht.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auf mehreren Zeitebenen erzählt, denen ich gut folgen konnte, auch dank datierter Kapitelüberschriften. Hintergründe zur IT und zum Stand der Technik Ende der 20er Jahre unseres Jahrhunderts und wie es zur Entstehung der intelligenten Katzen kam, werden glaubwürdig und auch unterhaltsam geschildert, ebenso Frankfurt, wie es Ende unseres Jahrzehnts aussehen könnte, und auch die überraschende wirtschaftliche Situation Asiens und die Folgen spielen eine Rolle.
Die erste Hälfte des Buchs schildert neben der Entwicklung von Mikos Fähigkeiten und Aktivitäten die Machenschaften eines intriganten, nach Macht strebenden Mitarbeiters der Herstellerfirma und seine Pläne mit den manipulierten Katzen. In der zweiten Hälfte entwickelt sich rasante Action und es wird sehr spannend bis zum Schluss.

Genau so spannend wie die Handlung ist der Weg Mikos von purer Intelligenz zur sozialen Kompetenz und dem Verständnis menschlicher Gefühle und der dann vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Menschen und auch die Frage, wie Menschen mit derartigen neuen Wesen, wie die intelligenten Katzen sind, umgehen sollen.

Augenzwinkernder Humor, auch bei manchen Namen beispielsweise oder bei der Figurenzeichnung eines ganz bestimmten Protagonisten nach offensichtlich realem Vorbild, kennzeichnet Dieter Aurass' lebendigen, detailreichen Schreibstil, der flüssig zu lesen ist. Es bleiben am Schluss der Geschichte keine technischen oder inhaltlichen Fragen offen, alles findet ein rundes Ende.
SitterCats 2.0 hat mich gut unterhalten und ich kann das Buch sowohl Katzenliebhabern als auch Krimilesern empfehlen.

Bewertung vom 21.12.2022
Hölderle, Nicola

Skurka Stormbrygger


ausgezeichnet

Ein gelungenes Debüt – originell, spannend, witzig, überzeugend

Skurka Stormbrygger, die sich als uralter nordischer Dämon vorstellt, benötigt einen neuen Körper und hat sich den jungen Rasmus ausgesucht, der Fantasybücher und Serien liebt und es sich in einer kleinen Dachwohnung in Konstanz gemütlich gemacht hat. Sein ruhiges Leben ändert sich allerdings dramatisch, als Skurka durchs Fenster kommt.
Mit Situationskomik und viel Humor verbindet die Geschichte Realität und Fantasy, ich habe mich über Skurkas Missverständnisse auf allen Ebenen des Hier und Jetzt genau so amüsiert wie über Rasmus' überraschende Begegnungen und spannende Erlebnisse Hinter dem Spiegel. Die skurrilen Bewohner der Spiegelwelt beschreibt Nicola Hölderle mit viel Einfallsreichtum und Einfühlungsvermögen, und auch die Figuren, denen Skurka im realen Konstanz begegnet, sind glaubwürdig und machen Spaß, genau wie die freche Skurka selbst und auch der anfangs schüchterne Rasmus, der sich Hinter dem Spiegel beweisen muss. Kapitelweise abwechselnd begleite ich Skurka und Rasmus, die Geschichte bleibt auf beiden Ebenen durch überraschende Wendungen und den mal bissigen, mal augenzwinkernden Humor sehr unterhaltsam, der Schreibstil ist lebendig, ausdrucksstark und bildhaft, flüssig und sehr angenehm zu lesen, die Sprache sehr gelungen den jeweiligen Charakteren angepasst.
Skurka Stormbrygger hat mich sehr gut unterhalten und gern empfehle ich das Buch anderen Lesern von origineller Urban Fantasy. Nicola Hölderles Debütroman ist absolut geglückt, ich gratuliere und wünsche mir weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 11.12.2022
Moser, Rebekka

UNTEN


ausgezeichnet

Ein großartiges Debüt

In Bregenz am Bodensee sind mehrere Frauen spurlos verschwunden und Kommissar Heinzle wird mit den Ermittlungen betraut, nachdem er nach dem Tod seiner Frau wochenlang freigestellt war. Zu Beginn wird die Geschichte aus Heinzles Perspektive erzählt und seine Gedanken und Gefühle zeigen einen einfühlsamen und kompetenten Ermittler, psychisch angeschlagenen Witwer und engagierten Vater einer 17jährigen Tochter.
Schon im zweiten Kapitel gibt es einen Perspektivwechsel und der Täter lässt mich an seinen verstörenden Handlungen und Überlegungen teilhaben. Im Verlauf der Geschichte gibt es noch weitere Erzählperspektiven, alle sind gleichermaßen fesselnd und die Spannung steigt immer mehr und bleibt bis zum Schluss auf sehr hohem Niveau.
„Unten“ ist ein ganz ungewöhnlicher Regionalkrimi, er thematisiert neben historischen Ereignissen auch gekonnt aktuelle medien- und gesellschaftskritische Aspekte, die jeden von uns etwas angehen.
Rebekka Mosers Schreibstil ist bildhaft, eindringlich und intensiv, wortgewandt und eine Freude zu lesen.
Sowohl Protagonisten als auch Nebenfiguren werden glaubwürdig und authentisch beschrieben, sie werden zu lebensechten Charakteren, die berühren, selbst der Täter weckt bei mir auch andere Emotionen als Abscheu. Schon nach wenigen Seiten ließ die spannende Handlung mich nicht mehr los, das Vorgehen Heinzles und die Aktionen des Täters sind folgerichtig und nachvollziehbar, ich habe mit gezittert und mit gebangt.
Der Titel passt zum Buch und hat mehr als eine Bedeutung, das Cover macht neugierig und ist gut gewählt. Rebekka Moser ist ein höchst spannender und psychologisch fundierter Thriller gelungen, der mich vollkommen überzeugt hat. Unglaublich, dass es sich um einen Debütroman handelt! Neben einer unbedingten Leseempfehlung bekommt „Unten“ von mir begeisterte 5 Sterne.

Bewertung vom 08.12.2022
Grager, Veronika A.

Nanobots


ausgezeichnet

Spannender Genremix

Nanobots ist ein genreübergreifender Thriller, er ist Krimi, Wissenschaftsthriller und Science Fiction oder near-future-Roman mit sehr viel Action und Hochspannung von Anfang bis Ende.
Die Ermittlungen zu einem verschwundenen Ehemann und dem Mord an einem Wissenschaftler führen für die ehemalige Polizistin und Wiener Detektivin Stella Marini bis zu US-Geheimdiensten, von Wien geht es über den Stützpunkt Ramstein nach Washington, Arizona, in die Rocky Mountains und bis nach Afghanistan. Schnell entwickeln die Fälle eine ungeahnte Tragweite und Komplexität.

Zunächst gibt es zwei Handlungsstränge, die ein hohes Tempo vorlegen, dazu tragen auch Perspektivwechsel bei. Dank datierter Kapitel mit Ortsangaben hatte ich trotz der verschiedenen Schauplätze immer den Überblick.
Die Protagonisten gewinnen Profil durch den saloppen Schreibstil und feinen Humor, mit wenigen Worten gelingt der Autorin ihre Figurenzeichnung, die Charaktere sind authentisch, glaubwürdig und jeder einzelne etwas Besonderes.

Wissenschaftliche Aspekte sind gründlich recherchiert und auch für Laien wie mich verständlich und nachvollziehbar erklärt, ob es um die Biosphere 2 geht oder um Nanotechnologie. Eindrucksvoll und glaubhaft beschrieben werden die mühsamen Reisen in Afghanistan oder auch ein plötzlicher Blizzard in den Rocky Mountains, oft kommt es zu filmreifen Szenen, die Veronika A. Grager gekonnt zu Papier gebracht hat.

Das Buch ist ursprünglich 2011 unter dem Titel „Nanobots – Gefährliche Teilchen“ erschienen, und wird jetzt überarbeitet, erweitert und mit einem zusätzlichen Kapitel über Afghanistan ab 2021 neu aufgelegt. Ob Stella und ihre Truppe immer noch an verzwickten Fällen arbeiten, wird an dieser Stelle nicht verraten. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gern weiter.
Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 09.11.2022
Häußler, Marcel

Kant und der Schachspieler / Kommissar Kant Bd.2


ausgezeichnet

Ein komplexer Fall für Kommissar Kant

Der Fund einer Leiche in einem leeren Tank auf dem Gelände einer stillgelegten Farbenfabrik wird zum neuen Fall für Kommissar Kant und sein Münchner Team. Die einzigen Anhaltspunkte der Ermittlungen sind eine teure Lederjacke, die der unbekannte Tote trägt und eine hölzerne Schachfigur in seiner Hand.

Die Ermittlungsarbeit wird realistisch und glaubwürdig beschrieben und die Geschichte entwickelt sich zu einem komplexen Fall vor dem Hintergrund von Immobiliengeschäften und, besonders reizvoll, dem Schachspiel und gipfelt in einem spannenden Showdown. Die Auflösung des Falls hat mich überrascht. Geschildert werden die Ermittlungen aus wechselnden Perspektiven der Teamkollegen, so dass jede Figur an Tiefe gewinnt und authentisch auftritt. Kant arbeitet hochkonzentriert an dem Fall, aber auch sein Zusammenleben mit seiner 16jährigen, im Klimaschutz engagierten Tochter spielt eine Rolle, er ist ein verständnisvoller Vater mit zu wenig Zeit. Marcel Häußler ist sehr nah an seinen Figuren, auch die Nebencharaktere werden überzeugend und einfühlsam beschrieben, was den Krimi für mich zu etwas Besonderem macht. Dieser zweite Band um Kant setzt keine Vorkenntnisse voraus und ist auch als eigenständiger Krimi gut zu lesen. Ich finde ihn noch besser gelungen als den ersten und freue mich schon auf den nächsten.

Der oft lakonische Schreibstil gefällt mir sehr mit seinem feinen Humor und den treffsicheren Beobachtungen, einschließlich des Münchner Lokalkolorits. „Kant und der Schachspieler“ hat mich bestens unterhalten und ich kann den Krimi uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 29.10.2022
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Spannung im klirrend kalten schwedischen Winter

Die Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander verliert kurz vor Weihnachten am gleichen Tag ihren Job, den Lebensgefährten und die Wohnung und verkriecht sich voller Selbstmitleid in der Ferienwohnung ihrer Schwester im Wintersportort Åre und hadert mit sich und der Welt.
In Åre wird die 18-jährige Amanda nach einer Party vermisst und bei Temperaturen um -20 Grad zählt jede Stunde. Hanna schließt sich einem Suchtrupp an und erweist sich im weiteren Verlauf als wertvolle Hilfe für Daniel Lindskog, den leitenden Kommissar vor Ort. Hanna wird Teil des Ermittlerteams.

Schon im Prolog werden Wetter und Natur atmosphärisch dicht beschrieben und die lebensbedrohliche Kälte bleibt während des Lesens immer spürbar. Alle Charaktere sind glaubhaft und authentisch beschrieben, bei Hanna und auch bei Daniel wird die Zerrissenheit zwischen Liebe zum Beruf und dadurch vernachlässigtem Privatleben deutlich, beide haben einen konfliktreichen familiären Hintergrund. Psychologisch geschickt baut Viveca Sten ihre Protagonisten auf und ich kann nicht nur deren Gefühle nachvollziehen, sondern auch, warum sie so geworden sind, wie sie heute sind.
Die kurzen Kapitel verführen dazu, immer weiter zu lesen und beginnen meistens mit einem Perspektivwechsel. Sehr bewegend wird auch aus Sicht von Amandas Angehörigen erzählt. Eine derart gelungen ausgearbeitete Figurenzeichnung finde ich bei einem Krimi außergewöhnlich.
Die Ermittlungen verlaufen schwierig und werden realistisch geschildert. Hanna beweist hier Gespür und Können, als sie die Zusammenhänge erkennt und aufdeckt.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr ansprechend, lebendig und bildhaft, angenehm und flüssig zu lesen. Titel und Cover passen perfekt zum Buch.

Ich kann diesen spannenden unblutigen Krimi mit unerwartetem und aktuellem Hintergrund und Konzentration auf die Figuren uneingeschränkt jedem Leser des Genres empfehlen und freue mich auf weitere Fälle für Hanna Ahlander.

Bewertung vom 23.10.2022
Ohle, Bent

Die Kommissarin und der Metzger - Schrot und Korn


sehr gut

Spannende Unterhaltung mit Humor und Münsterländer Lokalkolorit

Das schöne, liebevoll gemachte Cover stimmt sehr gut ein auf diesen atmosphärischen Landkrimi. Man nimmt das Buch gern in die Hand.

Kommissarin Tanja Terholte ermittelt in einem neuen Fall in ihrer Heimatstadt Horstmar. Auf einem Acker sind menschliche Überreste entdeckt worden. Tanja ist Nebenerwerbslandwirtin und betreibt auf dem elterlichen Hof eine Rinderzucht zusammen mit ihrem Bruder Rudi, der gelernter Metzger ist und Tanja als fähiger Hobby-Forensiker unter die Arme greift. Neben Tanjas Familie gibt es noch so einige schräge Typen in Horstmar und auch unter Tanjas Kollegen, die mich oft zum Schmunzeln gebracht haben, genauso wie die nachbarschaftlichen Begegnungen im Ort. Tanja ist eine sympathische Protagonistin, die geschickt ist im Umgang mit Menschen und sich auch von ihrem weniger kompetenten Vorgesetzten nicht die Laune verderben lässt. Ihre Ermittlungen treibt sie überlegt und zielorientiert voran und auch mit Interpol klappt die Zusammenarbeit reibungslos.

Der Krimi überrascht mit unerwarteten Wendungen und Entwicklungen, ist humorvoll und kurzweilig. Bent Ohles Schreibstil ist lebendig und bildhaft und sorgt mit Wortwitz und Situationskomik für viel Lesevergnügen. Auch das Lokalkolorit des Münsterlandes ist gelungen, zugewandt und anschaulich werden die Menschen dort beschrieben, das hat mir gut gefallen.
Dieser zweite Fall für Tanja Terholte ist auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gut lesbar und hat mir unterhaltsame Lesestunden beschert.

Bewertung vom 21.10.2022
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Wahrheit oder Lüge?

Patrick Dostert sitzt in Untersuchungshaft und schildert in Romanform die Ereignisse, die zu seiner Verhaftung geführt haben. Er soll eine Frau misshandelt, entführt und ermordet haben. Er beteuert seine Unschuld, doch es gibt starke Beweise und Indizien, die gegen ihn sprechen.

Die Geschichte ist von Beginn an spannend, ich war bis zum Ende unsicher, wer hier ein falsches Spiel spielt und habe mich von den falschen Fährten des Autors verwirren lassen. Die kurzen Kapitel, die meist cliffhangerartig enden und Arno Strobels flüssiger, lebendiger Schreibstil machen es schwierig, eine Lesepause einzulegen, die Neugier darauf, was wirklich wahr ist, wird immer größer und fesselt ans Buch.
Gelungen und überzeugend finde ich den Perspektivwechsel von Patrick hin zu seinem Anwalt, der mit Patricks Inhaftierung stattfindet.
Die Figurenzeichnung ist eher blass und sympathisch geworden ist mir keiner der Charaktere. Patricks zunehmende Verzweiflung hingegen wird glaubhaft, auch durch seine kursiv gedruckten Gedanken und Überlegungen zwischen den Kapiteln der Romanhandlung. Und beeindruckend, eigentlich beängstigend, werden die Gefahren der technischen Möglichkeiten der optischen und akustischen Manipulation thematisiert, die jeden jederzeit kompromittieren können. Wie das Cover zeigt, liegen „Fake“ und „Fakt“ ganz nah beieinander und drum herum liegt alles im Dunkeln.

Das Ende des Thrillers kommt abrupt, ist überraschend und erscheint mir nicht zum vorherigen Verlauf der Geschichte passend, es fühlt sich für mich nicht rund an und hat mein Lesevergnügen an dem Buch dann doch beeinträchtigt und zum Sternabzug geführt.
Für Fans des Autors ist „Fake“ zweifellos ein Muss, für andere Leser ein kurzweiliger rasanter Thriller mit Aktualitätsbezug.

Bewertung vom 16.10.2022
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und die Flucht


ausgezeichnet

Ein geniales Lesevergnügen

Violetta Morgenstern, Pensionärin und kreative Auftragskillerin im Namen des Staates, kommt in arge Bedrängnis, als ausgerechnet ihr Freund eliminiert werden soll. Die Situation gerät völlig außer Kontrolle, und plötzlich wird Violetta von den eigenen Leuten gejagt. Sie taucht gemeinsam mit ihrem Kollegen, Ex-Söldner Miguel Schlunegger, unter. Die Beiden arbeiten nun aus dem Untergrund heraus auf eigene Rechnung.

Der Autor Marcel Huwyler hat mich nicht nur mit seinem originellen Krimi, sondern auch mit seiner unnachahmlichen Sprache begeistert.
Die Geschichte ist vielschichtig, einfallsreich und skurril, dabei logisch und folgerichtig aufgebaut, die Handlung ist kurzweilig und spannend. Frau Morgenstern und mehr noch Herrn Schlunegger haben mich schnell verzaubert, beide haben ihr Herz am rechten Fleck und sind glaubhafte und trotz oder vielleicht sogar wegen ihrer Eigenarten authentische und anrührende Charaktere. Zusammen sind sie ein unschlagbares Team. Auch die Nebenfiguren haben ein Profil und werden greifbar, ich konnte sie mir alle gut vorstellen.

Marcel Huwylers Schreibstil ist klar und bildhaft, sehr sprachgewandt, schwarzhumorig mit viel Wortwitz, Wortspielen und mit genialen Wortschöpfungen, die unvermittelt mein Kopfkino anspringen lassen, etwa, wenn eine Frau verhühnert ins andere Zimmer eilt. Selbst wenn manche Wörter nicht erfunden, sondern schwyzerdütsch sind, das Lesevergnügen ist auf alle Fälle groß!
Obwohl ich beim Quereinstieg in die Reihe keine Verständnisprobleme hatte, werde ich auch die Vorgängerbände noch lesen. Derart witzige und gleichzeitig spannende Unterhaltung will ich mir nicht entgehen lassen.