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Benutzername: 
mrs-lucky
Wohnort: 
Norddeutschland

Bewertungen

Insgesamt 190 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2018
Wie man die Zeit anhält
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


sehr gut

Ein sprachlich überzeugendes Buch, das zum Nachdenken anregt:
Mit welcher Frage sich Matt Haig in seinem aktuellen, gerade bei dtv erschienenen Roman beschäftigt steckt schon im Titel „Wie man die Zeit anhält“.
Was bedeutet Zeit für uns? Wieviel Zeit bleibt uns? Viele Menschen leben bewußt und gesund, um ihr Leben zu verlängern, einige träumen sogar von einem ewigen Leben. Aber ist das wirklich so erstrebenswert?
Tom Hazard ist mit der Gabe ausgestattet, sehr viel langsamer zu altern als bei den Menschen üblich. Er wurde Ende des 16.Jahrhunderts geboren und sieht mehr als 400 Jahre später erst aus wie Anfang 40. Doch er zahlt einen hohen Preis für diese Besonderheit, denn dieses lange Leben bezahlt er mit Einsamkeit. Seine große Liebe musste er vor vielen Jahren verlassen, um sie nicht dem Verdacht der Hexerei auszusetzen, eine enge Beziehung zu ihm bedeutet Gefahr für andere Menschen aber auch für Tom selber, so dass alle 8 Jahre Aufenthaltsort und Identität wechselt, bevor anderen auffällt, dass er nicht altert. Als er in unserer heutigen Zeit doch erneut Gefühle für eine Frau entwickelt, zweifelt er an der Entscheidung, immer auf der Flucht zu leben. Kleinigkeiten lassen bei ihm Erinnerungen aufleben, in Rückblenden lässt er den Leser teilhaben an seiner ereignisreichen, von interessanten aber auch niederschmetternden Erlebnissen geprägten Geschichte. Dass er dabei viele berühmte Persönlichkeiten getroffen hat, wirkt manchmal etwas überzogen, passt aber zu seinem Leben. Seine Biographie bleibt lückenhaft, eine detailreichere Ausführung würde aber auch den Rahmen des Buches sprengen. Es gibt amüsante aber auch traurige Episoden, Toms Schwermut und die Tragik seines Schicksals sind gut nachvollziehbar. Die folgende Aussage hat mir unter anderem gut gefallen und mich zum Nachdenken angeregt: „Die Geschichte war - ist - eine Einbahnstraße. Es geht nur in die eine Richtung. Aber man muss nicht immer nach vorne blicken. Manchmal kann man sich umschauen und einfach da, wo man ist, glücklich sein.“
Schon in „Ich und die Menschen“ hat mir die Mischung aus philosophischen Gedanken und tragikomischer Handlung sehr gut gefallen. Der aktuelle Roman verströmt nicht ganz diese Intensität und wirkt etwas weniger Rund, wer sich gerne mit ungewöhnlichen Gedankenansätzen auseinander setzt, wird hier aber gut unterhalten.

Bewertung vom 24.05.2018
Sommernachtstod (eBook, ePUB)
De La Motte, Anders

Sommernachtstod (eBook, ePUB)


sehr gut

ein beklemmender Krimi über die Abgründe unserer Gesellschaft:
Anders de la Motte hat in Schweden bereits Preise für seine Krimis eingeheimst, „Sommernachtstod“ war für mich der erste Krimi, den ich von ihm gelesen habe. Mir hat der Erzählstil sehr gut gefallen, die Geschichte ist eher ruhig und dennoch fesselnd, sie lebt von den Stimmungen und dem genauen Blick des Autors auf die Menschen und hinter ihre Fassaden.
An einem Spätsommerabend des Jahres 1983 verschwindet der fünfjährige Billy spurlos aus dem Garten seiner Eltern in einem kleinen Dorf in Schonen, als einzige Spur hinterlässt er einen Schuh im angrenzenden Maisfeld. Obwohl sich das ganze Dorf an der Suche beteiligt, wird keine Spur von Billy gefunden, stattdessen mehren sich Gerüchte und Verdächtigungen. Die polizeilichen Ermittlungen bleiben trotz Hilfe von Außerhalb ergebnislos und werden schließlich eingestellt, Billys Mutter verkraftet den Tod ihres Jüngsten nicht, und auch der Rest der Familie droht an diesem Verlust zu zerbrechen.
20 Jahre später hat Billys Schwester Vera sich in Stockholm eine neue Existenz aufgebaut und leitet eine Gruppentherapie zur Trauerbewältigung. Als sich ein junger Mann der Gruppe anschließt und von seinen Erinnerungen erzählt, brechen alte Wunden bei Vera auf, sie reist in ihr Heimatdorf in der Hoffnung, dem Rätsel um das Verschwinden ihres Bruders doch noch auf den Grund zu kommen und dem Sommer von damals zu entkommen, der nie zu enden scheint.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, im Jahr 1983 schildert in erster Linie der Polizist Krister Månsson seine Eindrücke und zunehmende Frustration während der Ermittlungen. Als Zugezogener fällt es ihm nicht leicht, gegen die eingeschworene Dorfgemeinschaft und ihre Vorurteile an zu kommen. In der zweiten Zeitebene 20 Jahre später steht Vera, oder Veronica wie sie sich jetzt nennt, im Mittelpunkt der Ereignisse, mit ihrer erneuten Suche nach der Wahrheit stößt sich im Ort nicht überall auf Zustimmung.
Die Geschichte ist beklemmend und in manchen Punkten erschreckend. Der Autor fängt nicht nur die Gefühle der Hauptcharaktere gut ein, er hat ein Gespür für die Abgründe, die in manchem lauern und für die gefährliche Dynamik, die sich in einer abgeschiedenen Dorfgemeinschaft entwickeln kann. Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, für Liebhaber von Krimis mit psychologischem Schwerpunkt gebe ich eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.05.2018
Schwestern für einen Sommer
Lyra, Cecilia

Schwestern für einen Sommer


sehr gut

Seichte Sommerlektüre, für meinen Geschmack zu vorhersehbar und kitschig:
Cassie und Julie sind Halbschwestern. Während Cassie erst im Alter von 9 Jahren von der Existenz ihrer Schwester erfährt, ist Julie schon sehr früh klar, dass ihr Dad neben ihr und ihrer Mutter noch eine andere, richtige Familie hat. Es ist die gemeinsame Großmutter Nana, die die Mädchen zusammen bringt und ihnen in den Sommerferien in ihrem Haus in Montauk ein wenig Geborgenheit geben will. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten fassen die Schwestern Vertrauen zueinander und halten auch in der übrigen Zeit des Jahres Kontakt. Doch kurz dem geplanten gemeinsamen Start an der Uni bringt ein schicksalhaftes Ereignis die beiden auseinander, sie meiden einander und blenden auch Nana zunehmend aus ihrem Leben aus. Als diese einige Jahre später stirbt, ist es ihr letzter Wille, dass ihre Enkeltöchter sich wieder versöhnen. Wenn sie im Sommer einen Monat gemeinsam in Nanas Haus verbringen, soll es in beider Besitz über gehen. Cassie und Julie sind zunächst entsetzt, doch private Zwischenfälle führen beide dazu, eine Auszeit in Montauk willkommen zu heißen.
Der Klappentext und die ersten zwei Kapitel, die ich Probe gelesen hatte, verhießen eine abwechslungsreiche und spannende Geschichte, diese Erwartungen konnte das Buch jedoch leider nicht erfüllen. Für meinen Geschmack waren die Charaktere zu flach angelegt, statt echter Gefühle ging es zu sehr um die Wahrung des äußeren Scheins, die Reaktionen der Personen waren oft zu überzeichnet theatralisch bis hysterisch und den Situationen nicht angemessen. Statt Schwarz-Weiß-Malerei hätten den Figuren facettenreichere Charaktere gut getan. Zu viele Verwicklungen und ins Leere gehende Gespräche haben das Buch im Mittelteil in die Länge gezogen, der Ausgang des Buches war dagegen schon nach wenigen Kapiteln klar, die Vorhersehbarkeit hat die Spannung sehr herunter geschraubt.
Gut gefallen hat mir die sprachliche Gestaltung des Buches. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht Cassies und Julies geschildert, so dass der Leser von einigen Situationen zwei verschiedene Versionen und Auslegungen geschildert bekommt und in manchen Punkten mehr weiß als die jeweilige Schwester. Die jeweiligen Erzählweisen sind gut von einander abgegrenzt und auf die verschiedenen Charaktere angepasst.
Insgesamt handelt es sich bei dem Roman um eine eher seichte Sommerlektüre. Wer romantische Liebesgeschichten mit einem Hang zum Kitsch mag, wird hier auf seine Kosten kommen, mein Genre ist das nicht, da habe ich mich leider bei dem Buch getäuscht und vergriffen.

Bewertung vom 20.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

eine berührende Geschichte um das Thema Trauer, sensibel umgesetzt:
Abby Fabiashis Debütroman wird beworben mit dem Kommentar der Autorin Kristin Harmel: „Ein absolut unvergesslicher Roman, der dich zum Lachen und zum Weinen bringt. Und danach willst du gleich die eigenen Lieben umarmen.“  Diese Aussage bringt auf den Punkt, was auch ich bei der Lektüre des Romans empfunden habe.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Maddy, Brady und ihre Tochter Eve, eine scheinbar normale, wenn auch gut situierte amerikanische Familie. Doch dann verändert Maddy tödlicher Sturz vom Dach der Bibliothek alles. Es gibt keine Hinweise auf Fremdeinwirkung aber auch keinen Abschiedsbrief, keine sichtbaren Hinweise, dass Maddy psychische Probleme hatte. Für ihren Mann Brady und die 16-jährige Tochter Eve bricht eine Welt zusammen, sie müssen nicht nur ihre Schuldgefühle bewältigen, sondern stellen auch fest, dass Maddy viel mehr in ihrem Alltag und für den Familienzusammenhalt geregelt hat, als ihnen bewusst war.
Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Maddy, Brady und Eve erzählt, Maddy befindet sich dabei in einer Art Zwischenebene, ist zwar tot, kann aber ihre Umwelt noch sehen und ihre Mitmenschen gedanklich erreichen und beeinflussen. Mir haben diese wechselnden Perspektiven gut gefallen, so wird die Geschichte von verschiedenen Sichtweisen beleuchtet. Die Charaktere wirken dabei auf mich glaubhaft, die Abschnitte und Erzählstile sind gut gegeneinander abgegrenzt. Die Vorstellung, dass Maddy aus einer Art Zwischenwelt die Personen beobachtet und zu beeinflussen versucht, ist erst einmal schräg, aber das ist hier gut gelöst und lockert das ernste Thema etwas auf.
Die Autorin geht meiner Meinung nach in ihrem Debüt sehr sensibel mit dem Thema Trauer und seinen unterschiedlichen Facetten um. Das Buch ist durch die Erzählperspektiven sehr dicht dran an seinen Hauptfiguren, der Leser nimmt an ihren Gedanken und Gefühlen teil. Es wird aufgezeigt, wie unterschiedlich der Umgang mit der Trauer sein kann und auch die Auswirkung auf das alltägliche Leben. Es bewertet dabei nicht, gibt aber viele Denkanstöße und zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, einen Weg aus dieser Krise zu finden.
Mich hat die Geschichte in vielen Szenen sehr berührt, ich bin selbst Mutter von Kindern im Teenageralter, einige der geschilderten Alltagsszenen kommen mir dadurch bekannt vor. Mir hat das Buch viel Stoff zum Nachdenken gegeben und mir bewusst gemacht, wieviel mir meine Familie bedeutet und wieviel manchmal in kleinen unscheinbaren Gesten steckt.

Bewertung vom 08.01.2018
Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2 (eBook, ePUB)
Moström, Jonas

Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

ein temporeicher, solider Krimi aus Skandinavien:
„Dominotod“ ist ein temporeicher Thriller, bei dem es mir schwergefallen ist, ihn zwischendurch aus der Hand legen zu müssen, so sehr habe ich mich von dem Zeitdruck anstecken lassen, unter dem die Ermittler in diesem Fall stehen.
In der Nähe der schwedischen Stadt Sundsvall wird die Leiche des Arztes Thomas Hoffmann gefunden, der vier Tage lang von seinem Mörder gefangen gehalten und vor seinem Tod gequält wurde. Dann verschwindet ein weiterer Kollege aus dem Krankenhaus spurlos, sein zurückgelassenes Namensschild und ein Dominostein deuten darauf hin, dass auch Erik Jensen in die Hände desselben Täters geraten ist. Zur Erstellung eines Täterprofils wird die Psychiaterin Nathalie Svensson aus Uppsala mit einem Team zu den Ermittlungen hinzugezogen. Die Zeit drängt, wenn Erik noch lebend gefunden werden soll. Nathalie muss erfahren, dass ausgerechnet ihre Schwester die letzte Person war, die ihn lebend gesehen hat, und dass Estelle ihr nicht die ganze Wahrheit verrät. Könnte Sie etwas mit dem Fall zu tun haben? Es gibt aber noch andere Verdächtige, die über glaubhafte Motive verfügen, so dass die Teams parallel in verschiedene Richtungen ermitteln müssen.
Eine Stärke des Buchs ist das Tempo, die Geschichte spielt sich während zwei ereignisreicher Tage ab, es gibt viele Hinweise, mehrere Verdächtige, der Leser weiß wenig mehr als die Ermittler und kann miträtseln. Einige Rückblicke in die Jahre 2005 und 2008 geben dem Leser ein paar zusätzliche Informationen, die jedoch nicht eindeutig den Täter entlarven. Neben Nathalie ist auch einer der Polizisten aus Sundsvall persönlich in den Fall involviert, da der verschwundene Arzt sein bester Freund ist. Das schafft eine besondere emotionale Nähe zu dem Fall, auch wenn die Charaktere ansonsten etwas blass wirken.
„Dominotod“ ist der 2. Band um die Nathalie Svennson, es werden ein paar Hintergrundinformationen zu ihrer Vorgeschichte und dem ersten Teil eingestreut, um ihre Gemütsverfassung zu erklären. Ich kenne den ersten Band nicht, hatte aber auch nicht den Eindruck, dadurch im Nachteil zu sein. Wer „So tödlich nah“ ebenfalls lesen möchte, sollte das vorher tun, da hier einige Details auch zum Ausgang der Geschichte verraten werden.
Der Krimi wirkt solide und ist spannend aufgebaut, die Charaktere können nicht ganz überzeugen. Die Reihe dreht sich zwar um Nathalie Svensson, ihre Rolle bei der Lösung des Falls ist aber eher gering, Johan Axberg wirkt da als Persönlichkeit und kompetenter Ermittler überzeugender. In Schweden gibt es übrigens eine eigene Krimireihe um Johan Axberg, die bereits vor dieser Serie von Jonas Moström geschrieben und veröffentlicht wurde.

Bewertung vom 31.08.2017
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1
Pérez-Reverte, Arturo

Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1


sehr gut

ein Spion in den Wirren des spanischen Bürgerkrieges :
Von mrs-lucky
„Der Preis, den man nicht zahlt“ ist keine einfache Kost. Er spielt zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) und behandelt damit ein geschichtliches Thema, das mir wenig vertraut ist, und in das ich mich etwas hineinlesen musste, um die Charaktere und politischen Gruppierungen innerhalb der Geschichte einsortieren zu können.
Hauptfigur des Romans ist der charismatische Spion und Lebenskünstler Falcó Lorenzo, der die verworrene politische Situation zu seinen Gunsten nutzt und dabei gegebenenfalls auch skrupellos über Leichen geht. Er erhält zu Beginn der Geschichte einen brisanten Auftrag, der ihn im Süden Spaniens in die sogenannte „rote Zone“ führt, in der die Kommunisten das Sagen haben. Dort soll er eine Operation leiten, während der ein hochrangiger Politiker aus dem Gefängnis in Alicante befreit und vor der Exekution bewahrt werden soll, um die Partei der Nationalisten zu stärken. Vor Ort wird Falcó von drei jungen Aktivisten unterstützt, unter anderem von Eva Rengel, deren entschlossene Art Falcó fasziniert. Er ist es gewohnt, sich bei seinen Einsätzen auf seine Instinkte und Menschenkenntnis zu verlassen, doch diesmal gerät er in ein gefährliches Spiel, in dem bald nichts mehr ist wie es scheint.
Falcó ist eine charismatische aber auch zwiespältige Hauptfigur. Er nutzt seine smarte Erscheinung und gute Ausbildung nicht nur für seine Geschäfte aus, sondern auch für zahlreiche Affären, bei denen sein Charme ihm meist spielend zu erfolgreichen Eroberungen verhilft. Seine Unabhängigkeit und seine scharfe Beobachtungsgabe haben ihm in seiner geschäftlichen Laufbahn neben seiner Skrupellosigkeit zu einigem Ruf verholfen, eine Portion Glück und die schützende Hand seines Chefs, dem „Admiral“ haben ihn bislang mit einer heilen Haut davonkommen lassen. In dieser Geschichte geht es aber um mehr, die politischen Entwicklungen sind brisant und führen geschürt durch den Bürgerkrieg dazu, dass auf beiden Seiten unklar ist, wer noch wem vertrauen kann. Den Einstieg in die Geschichte habe ich als schwierig empfunden, die vielen Personen und politischen Gruppierungen als verwirrend, es hat gut bis zur Hälfte gedauert, bis die Spannung zunahm und mich die Geschichte fesseln konnte. Sprachlich ist das Buch überzeugend und sehr pointiert, insbesondere wer sich für die spanische Geschichte interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

Bewertung vom 31.08.2017
Kein guter Ort
Stäber, Bernhard

Kein guter Ort


sehr gut

interessanter Psychothriller mit mythischen Elementen:

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mrs-lucky
Veröffentlicht am 15.08.2017
interessanter Psychothriller mit mythischen Elementen
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„Kein guter Ort“ ist bereits Bernhard Stäbers drittes Buch über den Psychologen Arne Eriksen und die Polizistin Kari Bergland, erreicht jedoch meiner Meinung nach nicht ganz die Spannungsdichte und Atmosphäre des ersten Teils.
Arne Eriksen ist inzwischen in die Region Telemark gezogen, wo er eine Anstellung in einer psychiatrischen Klinik gefunden hat und unter anderem Suchtpatienten betreut. Zu der Bergener Polizistin Kari Bergland hat er nur noch wenig Kontakt, doch kurz nachdem er mal wieder an sie gedacht hat, kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen. Kari ist bei einer Festnahme auf Janne, die Tochter ihres Vorgesetzten gestoßen, die ein offensichtliches Drogenproblem hat. Mit Karis Vermittlung lässt sich Janne darauf ein, bei Arne eine Therapie zu beginnen. Dort wird Janne aufmerksam auf ein verlassenes Hotel in der sogenannten Rabenschlucht, in dem es nach einigen Todesfällen spuken soll, und dessen Geschichte um den ungeklärten Mordfall an einem jungen Mädchen sie so sehr in den Bann zieht, dass sie sich bei riskanten Alleingängen in Gefahr bringt.
Der Mordfall in der Rabenschlucht ist eher der Aufhänger der Geschichte, als das er im Mittelpunkt stünde. Es dreht sich viel um die Beziehungen der Hauptpersonen zu einander sowie um die persönliche Geschichte Arnes aber auch Jannes. Im ersten Band hat mir insbesondere die Mischung aus Psychothriller und mythischen Elementen gefallen, gerade letztere habe ich diesmal als zu konstruiert empfunden, während sie sich im ersten Band eher aus der Geschichte heraus ergeben haben. Sowohl Arnes als auch Jannes Motive, sich auf die Geschichte um den Todesfall zu stürzen, wirken mehr gewollt als schlüssig.
Ansonsten habe ich auch diesmal wieder Arne und Kari als sehr sympathische Hauptfiguren empfunden, obwohl ich Band zwei nicht kenne, wirkt ihre charakterliche Entwicklung glaubwürdig und authentisch. Mir gefällt, dass in dieser Reihe statt der klassischen Ermittlungsarbeit eher psychologische Ansätze im Mittelpunkt stehen und mit der Möglichkeit von übersinnlichen Einflüssen gespielt wird. Zudem ist der Kriminalfall insich schlüssig und führt zu einem nicht nur dramatischen sondern auch schlüssigen Finale.

Bewertung vom 16.03.2017
Die Schwangerschaft des Max Leif
Käppler, Juliane

Die Schwangerschaft des Max Leif


sehr gut

urkomisch und bewegend zugleich:
Die sieben Tode des Max Leif haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, das Leben geht weiter und hat für Max so einige Überraschungen parat. Seine Hypochondrie glaubte er im Griff zu haben, als plötzlich Maja krank wird. Zum Glück stecken keine fremdartigen Parasiten oder gefährlichen Krankheiten hinter ihren seltsamen Symptomen, sie ist einfach „nur“ schwanger - und das auch noch doppelt! 
Das stürzt Max erst einmal in eine Krise und türmt einen Haufen Sorgen vor ihm auf. Was kann in einer Schwangerschaft nicht alles passieren?! Mit Übereifer macht Max sich daran, alle möglichen Stolpersteine während der Schwangerschaft zu ergründen und zu umgehen, was nicht nur Majas und Dr. Bärbeißers Geduld so manches Mal strapaziert, sondern wie schon im ersten Band zu einigen urkomischen Szenen führt.
Es gibt aber auch immer wieder nachdenkliche und auch sehr berührende Momente, wenn Max sich beispielsweise an seinen verstorbenen Freund Max erinnert, der auch jetzt noch großen Einfluss auf sein Leben besitzt.
In neun Kapiteln analog zu neun Schwangerschaftsmonaten kann der Leser an Max und Majas Leben in Form vieler kleiner Anekdoten teilhaben und sich an einem Wiedersehen mit wunderbaren Charakteren wie Jekaterina Poljakow oder dem eher nervigen Machete erfreuen. Aber auch neue Figuren bereichern und beeinflussen die Geschichte.
Es hat mich beim Lesen wieder einmal begeistert, wie lebendig und lebensnah die Figuren wirken. Im ersten Band fand ich Max stellenweise sehr anstrengend, inzwischen wirkt er im Leben mehr angekommen, so dass ich ihn mir noch eher als einen Kumpel von Nebenan vorstellen könnte.
Max Leif hat seine Ängste seit dem ersten Band ein gutes Stück bändigen können und wird sowohl durch seine Beziehung zu Maja als auch seien stabilere Lebenssituation geerdet. Entsprechend schwanken auch seine Stimmungen nicht mehr so ins Extreme wie im ersten Band, was der Fortsetzung ein wenig von dem Charme des Vorgängers nimmt, so dass ich 4 von 5 Sternen vergebe.