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carola1475

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Insgesamt 220 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2023
Stellmacher, Hermien

Nur ein einziger Tanz


ausgezeichnet

Jede Entscheidung beeinflusst auch das Leben anderer

Rike hat gerade einen großen Übersetzungsauftrag abgeschlossen und überlegt, was sie mit der bevorstehenden Freizeit anfangen soll. Sie quält sich mit Selbstzweifeln, seit ihr langjähriger Lebensgefährte sie überraschend für eine 'Auszeit' verlassen hat. Immer noch vermisst die Mittfünfzigerin ihre vor einem Jahr verstorbene Mutter. Auch deshalb berührt sie der Brief, den sie aus Amsterdam erhält und in dem der ihr unbekannte Hendrik Rhee von seiner großen Liebe Cisca berichtet, das war ihre Mutter Francisca.
Trotz ihrer widerstrebenden Gefühle der alten Heimat gegenüber macht sich Rike auf den Weg nach Amsterdam, um Hendrik zu treffen. Doch Amsterdam tut Rike gut, Hendrik, seine WG-Freunde und auch ihre Zimmer-Vermieterin empfangen sie herzlich und Rike erfährt nicht nur Neues über ihre Mutter, sondern ihr fallen zu ihrer eigenen Überraschung auch immer mehr Details aus ihrer Kindheit wieder ein und sie beginnt, sich mit ihrem Familienleben auseinander zu setzen, wobei ihr Hendriks Erzählungen neue Impulse geben. Rike kann sich mit der Vergangenheit versöhnen, loslassen und ist am Ende der Geschichte selbstsicher und bereit für die Zukunft, was auch immer die bringt.

Erzählt wird aus Rikes und aus Hendriks Perspektive, aus Gegenwart und aus Vergangenheit. Hermien Stellmachers Schreibstil ist klar, lebendig und überrascht mit ungewöhnlichen Einfällen. So gibt es in der Alten-WG einen Flipper-Spielautomaten, der hilft, Entscheidungen zu treffen und Rikes Erinnerungen sind im Kopf in einem Lagerhaus untergebracht, dessen Räume unterschiedlich gut zugänglich sind. Die Autorin ist ihren Figuren sehr zugewandt und macht sie zu glaubwürdigen authentischen Charakteren, deren Geschichte und Emotionen berühren und die mich auch schmunzeln lassen. Amsterdam mit seinen Straßen, Grachten, dem Markt, Restaurants, dem Zoo und auch den Menschen wird beim Lesen lebendig und für mich unbedingt zu einem nächsten Reiseziel.
Im Nachwort erzählt die Autorin die interessante Entstehungsgeschichte des Romans, in den auch Autobiographisches einfließt. So ist auch ihre Familie von Amsterdam nach Deutschland ausgewandert, als Hermien 15 war.
Der Roman berührt und macht Mut und hat mir sehr viel Freude bereitet.

Bewertung vom 11.07.2023
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

Anspruchsvoller Sommerroman

Das Cover gefällt mir mit den sommerlichen Farben, der mediterranen Küste im Hintergrund und der nachdenklichen jungen Frau am Tisch. Auch eine vorangestellte Playlist passt perfekt zum Roman.

Der kurze Prolog des Romans, mit „Ende“ überschrieben, macht von Anfang an neugierig auf die Geschichte. Léa will den Sommerurlaub im Haus ihrer Familie an der Côte d'Azur nutzen, um den Trennungsschmerz nach einer langjährigen Beziehung zu überwinden und sich von der anstrengenden Arbeit im eigenen Café zu erholen. Am ersten Abend macht Léa die Bekanntschaft der jungen Alice, die in der Nacht zu Tode kommt. Da Léa als Letzte Kontakt mit der jungen Frau hatte, sucht deren Bruder Emile sie auf, er will verstehen, was passiert ist.
Léa kann besser mit den Gefühlen anderer als mit ihren eigenen umgehen und die Gespräche mit Emile entwickeln sich tiefgründig und bieten ihm Trost, lassen ihn verstehen, tragen aber auch dazu bei, dass Léa sich allmählich mit ihren eigenen Empfindungen auseinandersetzt.

Erzählt wird aus Léas Perspektive mit Einschüben eines an Léa gerichteten Monologs einer anderen Frau. Anika Landsteiners Schreibstil ist bildhaft und intensiv, die Beschreibung der Orte an der Côte d'Azur, der sommerlichen Hitze, des ganzen Flairs ist atmosphärisch gelungen und weckt Fernweh nach Südfrankreich. Die Figurenzeichnung ist vielschichtig und glaubwürdig, sowohl die der Frauen Léa, Brigitte und Claire, als auch Emiles, alle Charaktere erscheinen authentisch. Die komplexen Beziehungen vor allem der Frauen zueinander und die beschriebenen Emotionen überzeugen und berühren.

Wie in Anika Landsteiners erstem Roman 'So wie du mich kennst' geht es auch in 'Nachts erzähle ich dir alles' um Trauerbewältigung und Loslassen, aber mehr noch um weibliche Selbstbestimmung, Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, Vertrauen und Liebe.
Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es Leser:innen empfehlen, die offen sind für eine anspruchsvolle Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen.

Bewertung vom 02.07.2023
Brand, Christine

Der Feind / Milla Nova ermittelt Bd.5


ausgezeichnet

Überzeugender Krimi um ein bisher zu wenig beachtetes Thema

Ein bizarre Mordserie an Männern sowie ein Anschlag während einer Frauendisko – in Band 5 dieser Reihe halten gleich zwei Fälle TV-Reporterin Milla Nova und das Ermittlerteam um Millas Lebensgefährten Sandro Bandini auf Trab.

In der Nacht des Anschlags erlebe ich sowohl Sandros als auch Millas Empfindungen. Durch zwei Perspektiven auf ein und dasselbe Ereignis ist das Leseerlebnis um so intensiver und ich bin ganz schnell mitten drin in der Geschichte. Mehrere der mir aus den Vorgängerbänden bekannten und ans Herz gewachsenen Figuren sind durch die Katastrophe persönlich betroffen und Christine Brand gelingt es, ihre Emotionen und Gedanken glaubhaft und realitätsnah zu beschreiben. Der Schreibstil ist fesselnd, eindringlich und einfühlsam, Szenen werden atmosphärisch dicht beschrieben.

Cliffhanger an Kapitelenden, Perspektivwechsel, überraschende Wendungen und Ermittlungsergebnisse entweder durch Millas und Nathaniels teilweise auch gefährliche Recherchen oder Sandro und sein Team halten die Spannung durchgehend auf hohem Niveau und wirklich alle Handlungsstränge treiben die Geschichte voran. Scheinen die Morde an verschiedenen Männern, bei denen keine offensichtlichen Gemeinsamkeiten vorliegen, und der Anschlag auf die Frauen zuerst nichts miteinander zu tun zu haben, werden beide Fälle schließlich geschickt verknüpft.

Die ehemalige Gerichtsreporterin Christine Brand schreibt über Fälle, die in der Realität verankert sind. In 'Der Feind' geht es um die sogenannten Incels, eine Gruppe radikaler Frauenhasser mit haarsträubenden Überzeugungen, denen das Internet mit seiner Anonymität eine Basis bietet, um voller Selbstmitleid den Frauen die Schuld an ihrer Lebenssituation zuzuschieben. Und es gibt ein zweites Thema, das die Autorin im Fall der ermordeten Männer aufgreift.
Das Cover passt farblich und von der Gestaltung her zu den anderen Büchern der Reihe. Das Buch kann unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden, mehr Spaß macht es aber sicherlich, die Entwicklung der Charaktere chronologisch zu verfolgen.

Dieser gut recherchierte und spannend geschriebene Kriminalroman hat mich erschreckt und berührt und ich kann ihn unbedingt empfehlen.

Bewertung vom 29.06.2023
Bendrin, Manuel Otto

Legende eines Helden


ausgezeichnet

Gelungener Grimdark-Fantasy-Roman

Der entthronte Dämonenkönig Seìka nimmt den Kampf gegen die herrschenden Magier auf und benötigt die Unterstützung aller Völker, der Menschen, der Elfen und auch der Zwerge. Sie alle leiden unter der Ausbeutung, den Verboten und Strafaktionen der Magier.
Nach anfänglichem Misstrauen kann sich der menschliche Heerführer Īsarnaro der Argumentation und Ausstrahlung des Dämons nicht entziehen und ist mutig genug, Seìka zu vertrauen. Dennoch zweifelt und hadert Īsarnaro immer wieder, er will das Richtige tun und hinterfragt ständig seine Entscheidungen und die Konsequenzen. Īsarnaro wird durch den Dämon zum Helden gemacht, Seìka legt den Grundstein für die Legende, er weiß, was für die Menschen wichtig ist.
Das Wesen des Dämons, wie auch der Weltenbau, wird von Manuel Otto Bendrin überzeugend beschrieben, alle Figuren sind komplex, gut ausgearbeitet und glaubhaft, ob menschlicher König, Zwergenältester, Elfen-Hohepriesterin oder vor allem der facettenreiche Dämonenfürst. Es gibt wechselnde Erzählperspektiven und jeder Handlungsstrang treibt die Geschichte voran, es gibt keine Redundanz. Der Schreibstil ist klar, lebendig und bildhaft, auch augenzwinkernd, und die Geschichte um Īsarnaro und Seìka hat mich schnell gepackt und nicht mehr losgelassen. Ich konnte die Zweifel des Heerführers genau so gut verstehen wie die Beweggründe des Dämons. Ein überraschender Twist gegen Ende der Erzählung fügt der Dramatik eine weitere Dimension hinzu.
Manuel Otto Bendrins Phantastikgeschichten sind mir schon in verschiedenen Anthologien aufgefallen, ich freue mich über den gelungenen Debütroman. Er gefällt mir und hat mich bestens unterhalten.

Bewertung vom 20.06.2023
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Thriller mit ungewöhnlichen Protagonisten

John Ajvide Lindqvist, ein erfolgreicher schwedischer Autor von Horrorromanen, hat sich an einem Krimi versucht und er ist ihm gelungen.

Das Cover erscheint auf den ersten Blick unscheinbar, aber ist bei näherer Betrachtung reizvoll mit dem hochglänzenden Schwarz, dem grellen Gelb und dem haptisch wahrnehmbaren Zweig mit der verletzten Rinde.

John Ajvide Lindqvists Schreibstil ist lebendig und fesselnd, auch humorvoll und mit ironischen Seitenhieben, die Charaktere sind interessante, gut ausgearbeitete Figuren, besonders der rätselhafte Kim Ribbing, ein faszinierender Protagonist, aus dessen Vergangenheit nach und nach in Rückblenden erzählt wird.
Die erfolgreiche Schriftstellerin Julia Malmros und der Hacker Kim beginnen zu einem Anschlag zu ermitteln, der in der Nähe von Julias Sommerhaus stattgefunden hat. Julia und Kim haben sehr viel mehr Möglichkeiten als die Polizei und auch der Zufall hilft weiter, dennoch ergänzen sich die Ermittlungen beider Teams und halten den Spannungsbogen durchgehend hoch.

Erzählt wird in kurzen Kapiteln und aus verschiedenen Perspektiven. Als ebenso wichtig wie die Entwicklung des komplexen Wirtschaftskrimis empfinde ich die ungewöhnliche Beziehung, die zwischen Julia und Kim entsteht, wobei der Autor glaubhaft vermitteln kann, was sie für die Beiden bedeutet.

Dieser Thriller hat eine Metaebene: Lindqvist war beauftragt worden, die Millennium-Reihe weiter zu schreiben, sein Buch wurde aber vom Verlag abgelehnt. Das gleiche passiert in 'Refugium' der Protagonistin Julia. Was Julia nur in Betracht zieht, hat Lindqvist getan: er änderte den Anfang, vertauschte die Rollen der Figuren, und veröffentlichte das Buch unabhängig von Millennium als Auftakt einer Trilogie.

Mir hat der spannende Thriller sehr gut gefallen und ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 16.06.2023
Gerling, Volker

Redemptio


gut

Außer Kontrolle

Redemptio ist eine selbstlernende Künstliche Intelligenz, geschaffen, um zu berechnen, wo, wann und von wem mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächste Straftat begangen werden wird. Nicht nur das Programm strebt nach totaler Kontrolle über alles und jeden und bald ist eine unheilvolle Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Können Redemptio und die Strippenzieher im Hintergrund gestoppt werden?

Volker Gerling hat einen spannenden Thriller mit vielen Wendungen geschrieben zu einem aktuellen Thema. Die Gefahr, die eine selbstlernende Künstliche Intelligenz für die Menschheit bedeuten kann, wird im Roman anschaulich und eindringlich beschrieben. Der Autor erklärt gut verständlich, wie KI und hier insbesondere Redemptio und Deep Learning funktionieren, und auch andere technische Aspekte fand ich interessant. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen.
Einige der zahlreichen Figuren werden tiefer gehend charakterisiert, ich empfand sie jedoch meist als stereotyp und sie blieben auf Distanz, auch durch die vielen häufig wechselnden Perspektiven und Schauplätze.
Oft wird die Geschichte 'erzählt' statt durch Handlung und Dialoge 'gezeigt', was vielleicht dem relativ langen abgedeckten Zeitraum von 16 Monaten und der Vielzahl auftretender Charaktere geschuldet ist.

Trotz ein, zwei inhaltlicher Ungereimtheiten und einiger Rechtschreib- und Grammatikfehler hat mich 'Redemptio' gut unterhalten, ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.06.2023
Kaufmann, Ernst

Bleiche Erben


sehr gut

Mit allen Mitteln

Einige Ungereimtheiten am Ort eines Autounfalls irritieren den Salzburger Chefinspektor Ruprecht. Ist der junge Erbe eines örtlichen Chemie-Unternehmens wirklich selbstverschuldet auf der Intensivstation gelandet? Gerade jetzt, da ein großer Schweizer Konzern die kleine Firma mit allen Mitteln übernehmen will?

Ruprecht ist ein intelligenter, selbstsicherer und sehr genau arbeitender Ermittler, der seinem Bauchgefühl vertraut. Zur gelungenen Figurenzeichnung tragen auch Details aus seinem Privatleben bei und einige seiner Vorlieben, die denen des Autors entsprechen, wie der Klappentext verrät. Zu Ruprechts Umfeld gehören auch glaubwürdig dargestellte Kollegen (von Frieda, der Leiterin des Innendienstes, die den Überblick und alles im Griff hat bis zum hauptsächlich auf seine Karriere bedachten Chef), Freunde und eine Schwester, die als Journalistin Ideen und Informationen zu den Ermittlungen beitragen kann. Ruprechts Gedankengänge und sein Vorgehen sind spannend zu lesen und nachvollziehbar, und auch die Gegner, die rücksichtslos auf mehr Macht und mehr Geld aus sind, werden glaubhaft dargestellt. Verschiedene Erzählperspektiven sorgen für einen spannenden und abwechslungsreichen Handlungsverlauf.

Ernst Kaufmanns Schreibstil ist eloquent, bildhaft und lebendig, es gibt augenzwinkernde Formulierungen genau so wie auch tiefgründige Gedanken des Autors. Gut gefallen haben mir das wohldosierte Salzburger Lokalkolorit und die sporadischen Naturbeschreibungen des Salzkammerguts, aber auch die Schilderung der für Ruprecht ungewohnten Ausstattung der Amsterdamer Einsatzgruppe und die rasante Verfolgungsjagd dort. Den gelegentlichen österreichischem Dialekt in Dialogen konnte ich ohne Probleme verstehen. Es gibt einige wenige kurze Nebengeschichten, die nicht zur Handlung beitragen, aber Nebenfiguren nahbarer machen.
Am Ende des Buch kündigt sich schon ein neuer Fall an und die angehängte Leseprobe macht neugierig auf den dritten Band der Reihe. Ein schönes Extra ist das Kulinarium mit den im Buch erwähnten Gerichten.

Mir hat der spannende, realitätsnahe Krimi gut gefallen und obwohl ich den ersten Teil um Chefinspektor Ruprecht nicht gelesen habe, hatte ich keinerlei Verständnisschwierigkeiten. Das Cover zeigt ein von Ernst Kaufmann gemaltes Frauenbild und hat als erstes meine Aufmerksamkeit geweckt, noch bevor ich den Klappentext gelesen hatte. Ich freue mich, einen für mich neuen Autor entdeckt zu haben und bin gespannt auf den nächsten Band der Reihe.

Bewertung vom 21.05.2023
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Überzeugender Auftakt einer neuen Thriller-Reihe

Der Morgen ist der erste Band einer neuen Thriller-Reihe von Marc Raabe. Einen Bezug zum Inhalt kann ich beim Cover nicht erkennen, aber es ist mit dem auffälligen Pink ein Hingucker, genau wie der schwarze Buchschnitt.

Das neue Ermittlerteam finde ich interessant und es gefällt mir gut. Da ist Art Mayer, ein verschlossener Mann mit Ecken und Kanten, Typ Harte Schale, weicher Kern, der zu wenig auf sich achtet und seine unerfahrene junge Kollegin Nele Tschaikowski, sie ist schnell von Begriff, clever und empathisch. Es deutet sich rasch an, dass die Beiden zueinander passen und ein gutes Team werden.

Von Beginn an gibt es zwei packende Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen und die Frage, was die Jugendlichen des in der Vergangenheit spielende Handlungsstrangs mit den Protagonisten in der Gegenwart zu tun haben, bleibt lange unbeantwortet und trägt sehr zu Spannung bei. Der aktuelle Mordfall ist rätselhaft, für die Ermittler wie für den Leser, und von politischer Brisanz, tagesaktuelle Themen werden geschickt in die Handlung eingebunden.
Marc Raabe überrascht mit vielen Wendungen, einige Figuren spielen mehr als eine Rolle, was auf verschiedenen Ebenen im Handlungsverlauf erst ersichtlich wird und mir sehr gefallen hat. Auch den Aufbau der Geschichte finde ich dramaturgisch sehr gelungen. Der Schreibstil ist lebendig und bildhaft, die Figurenzeichnung oft vielschichtig, authentisch und überwiegend glaubhaft.
Der durchgehend spannende Thriller mit unerwarteter, doch schlüssiger Auflösung und aufregendem Showdown hat mich sehr gut unterhalten und einige offene Fragen lassen mich mit Vorfreude auf den zweiten Band warten. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für jeden Thrillerfan!

Bewertung vom 17.05.2023
Uhland, Martin M.

Zwergberg


ausgezeichnet

Wie geht’s hier weiter?

Zwergberg Memento Mori ist ein Fantasy-Spielbuch, in dem ich mich als Nick Pulmer, 14 Jahre alt, auf der Suche nach meinem jüngeren Bruder Tim mit verschiedenen, oft feindlich gesonnenen Wesen auseinandersetzen muss. Es gilt, Entscheidungen zu treffen und so den Fortgang der Geschichte zu bestimmen.
Ob unterirdische Kuppelwelt, Zwerge, Astläufer oder Orkunkrieger, alles wird nicht nur bildhaft beschrieben, sondern vom Autor selbst auch fantasie- und liebevoll illustriert, so macht das Buch doppelt Spaß, beim Lesen und beim Anschauen.

Neben der spannenden, abwechslungsreichen Abenteuerhandlung voller fantastischer Einfälle werden auch medizinisch-wissenschaftliche Themen angesprochen und Fakten vermittelt, da Tim Autist ist und der Stiefvater im Gentechnikbereich arbeitet, so dass der Protagonist und damit auch der Leser Neues lernen kann und Gelegenheit zu Reflexion und Auseinandersetzung hat.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, locker und glaubwürdig auch aus Nicks jugendlicher Perspektive. Martin M. Uhlands skurrile Ideen überzeugen bis ins Detail und unterhalten bestens, die Verknüpfung von Fantasy und Wissenschaft ist wunderbar gelungen. Zwergberg Memento Mori ist witzig, intelligent konzipiert und ein faszinierendes Lesevergnügen. Ich freue mich auf den zweiten Band der Reihe, Zwerg ahoi!

Bewertung vom 11.05.2023
Schleif, Thorsten

Richter jagen besser / Siggi Buckmann Bd.2


sehr gut

Alles hat Konsequenzen

Im zweiten Band hat Richter Siggi Buckmann nicht nur mit den Unzulänglichkeiten des Rechtssystems zu tun, sondern sieht sich mit einer dubiosen Immobilienfirma, der russischen Mafia und dem Sohn des Ministerpräsidenten konfrontiert. Er ermittelt nach dem Tod seines Mentors, unterstützt von der Journalistin Robin, mit der Siggi sich auf Anhieb gut versteht.

Als Richter mit dem Herz auf dem rechten Fleck erleben wir Siggi diesmal nur in einer Verhandlung, aber auch in Gesprächen mit Robin wird seine Einstellung deutlich, trotzdem ist es empfehlenswert, den ersten Band gelesen zu haben, um den unkonventionellen Richter kennen und schätzen zu lernen. In „Richter jagen besser“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, bei denen der Autor Thorsten Schleif, selbst Jurist und Richter, jedoch nicht an Seitenhieben auf den Klüngel in der Politik spart, der sich nicht nur im Rechtssystem, sondern auch in den Chefetagen der Presse bemerkbar macht. Oft ist mir das Lachen im Hals stecken geblieben, wie auch schon im ersten Band der Reihe. Da Siggi Buckmann nicht in allen Kapiteln als Ich-Erzähler dabei ist und alles kommentiert, gibt es insgesamt weniger Wortwitz, doch seine Gedanken, oft das Gegenteil von dem, was er dann ausspricht, und die Gespräche mit Kater Grisu haben mich auch in diesem Band oft grinsen lassen. Der lebendige lockere Schreibstil, trockener Humor und auch mal eine Namensgebung, die Assoziationen weckt, sorgen ebenfalls für gute Unterhaltung und spannend ist die Geschichte außerdem.

Was Robin angeht, bleibt am Ende eine Frage offen und auch der rätselhafte Epilog lässt auf einen dritten Band um Siggi Buckmann hoffen, auf den ich mich jetzt schon freue!

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