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Christine
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Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2020
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


ausgezeichnet

Familie Partlow

Die Familie Partlow – Mutter Juliet, Vater Michael und die Kinder Sybil (7 Jahre) und George (2 ½ Jahre) – startet in ein großes Abenteuer. Ein Jahr möchten sie mit ihrem neu erworbenen Segelboot die Welt erkunden.

Für die Kinder ist es ein großer Spaß – Abenteuer erleben und viel Zeit mit ihren Eltern verbringen. Die Erwachsenen haben aber ganz andere Gründe und Sehnsüchte. Michael befindet sich am Anfang einer Midlifecrisis und möchte noch einmal etwas erleben. Juliet leidet an depressiven Schüben und ihr Mann erhofft sich durch den Segeltörn eine Verbesserung. Ingesamt ist die Ehe der beiden am kippeln und die Zeit miteinander und den Kindern, soll die Familie wieder mehr zusammenschweißen. Doch die Reise gestaltet sich nicht so wie erwartet.

Das Buch wechselt fast schon abschnittsweise zwischen zwei Zählperspektiven. Einmal haben wir da das Logbuch von Michael (als die vergangene Sicht) und einmal den Erzählstrang von Juliet in der heutigen Sicht. Mir hat das sehr gut gefallen, man muss sich aber darauf einlassen.

Amity Gaige hat hier einen eindringlichen Beziehungsroman geschrieben – mit kriminalistischen und psychologischen Aspekten. Die ruhige Erzählweise und der flüssige Schreibstil haben mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 12.09.2020
Rath, Hans

Im nächsten Leben wird alles besser


ausgezeichnet

Humorvoll und weise

Arnold Kahl wacht eines Morgens in einem fremden Bett – ja in einer für ihn sogar fremden Welt auf. Seine letzte Erinnerung stammt vom 16. Februar 2020, doch nun ist es der 16. Februar 2045. Wir befinden uns also in einer nicht ganz so fernen Zukunft und doch hat sich die Welt deutlich verändert. Der Klimawandel hat sich weiter verschärft und einige Landstriche sind untergegangen. Trotzdem ist es kein apokalyptischer Roman, sondern eine mögliche Zukunftsvision, die ich interessant und irgendwie gar nicht mal so schlecht und gleichzeitig doch wieder erschreckend fand. Ich bin mir nach wie vor unschlüssig, ob ich in dieser Welt gerne leben würde.

Für Arnold ist die „schöne neue Welt“ auf jeden Fall befremdend und beängstigend, da er so ohne jede Vorwarnung hineingeschubst wurde. Was er und sein synthetischer Charakter Gustav (in den ich mich direkt verlieben könnte) nun alles erleben, soll jeder Leser selbst herausfinden. Da will ich nicht zuviel verraten.

Mich hat die Geschichte auf jeden Fall unterhalten und auch nachdenklich gemacht. Das Ende war sehr berührend. Ich muss mir unbedingt noch weitere Bücher von Hans Rath ansehen.

Bewertung vom 09.09.2020
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Auftakt einer Trilogie

Wir befinden uns in Berlin der zwanziger Jahre und begleiten die Hebamme Hulda Gold bei ihrer Arbeit. Gerade dieser Aspekt hat mir im Buch ganz besonders gut gefallen. Man erfährt einiges über Geburten in der damaligen Zeit – aber auch über die Lebensumstände der Menschen in Berlin insgesamt und die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich.

Bei einer ihrer Hausbesuche wird sie in einen Kriminalfall verwickelt. Das ist nicht ganz ungefährlich und Hulda kommt dabei in die ein oder andere brenzlige Situation. Außerdem lernt sie bei ihren „Ermittlungen“ den Kriminalbeamten Karl North kennen und ich vermute mal, er wird auch in den nachfolgenden Bänden noch eine Rolle spielen.

Am spannendsten fand ich die einzeln in die Geschichte eingestreuten Tagebuchaufzeichnungen der Ermordeten, bei denen die Zustände in der Irrenanstalt bei Dalldorf bzw. im Nervenlazarett bei Brandenburg beschrieben werden. Darüber hätte ich gerne noch mehr erfahren.

Insgesamt ist der erste Band um Hulda Gold ein gelungener Auftakt der geplanten Trilogie und im Oktober geht es direkt weiter mit dem nächsten Band. Da bin ich auf jeden Fall auch wieder mit dabei.

Bewertung vom 08.09.2020
Kuhlmann, Torben

Einstein / Mäuseabenteuer Bd.4


ausgezeichnet

Wunderschön illustriert

Torben Kuhlmann hat hier wieder ein weiteres wunderschönes Kinderbuch geschrieben. Hier stimmt einfach alles – die Illustrationen und die Geschichte.

Das Ganze beginnt mit einer großen Enttäuschung für die kleine Maus. Sie hat doch glatt das lang ersehnte Käsefest in Bern verpasst. Aber damit will sie sich nicht abfinden, sondern überlegt und forscht, inwieweit man vielleicht die Zeit zurückdrehen könnte. Damit beginnt ein fantastisches Abenteuer. Gleichzeitig lernt man auch etwas über die Zeit und Albert Einsteins Theorien.

Die ganz Kleinen werden wohl eher Freude an den Bildern haben, für die Geschichte und vor allem den wissenschaftlichen Hintergrund muss man wohl schon etwas älter, als die angegebenen 5 Jahre, sein.

Insgesamt aber wieder ein absolut gelungenes Buch – mal sehen, auf wen die Maus beim nächsten Mal trifft.

Bewertung vom 05.09.2020
Meller, Marc

Raum der Angst


ausgezeichnet

Spannend und beängstigend

Ein Busunfall, bei dem der Fahrer schon vorher tot war. Sieben spurlos verschwundene Passagiere und eine entführte Studentin. So beginnt dieser Thriller. Die acht Personen finden sich in einem vermeintlichen Psychologie-Experiment von Professer Zargert – einem Escape-Room-Spiel – wieder. Schnell wird klar, dass ist kein Spiel, sondern tödlicher Ernst.

Parallel dazu ermitteln Bernd Kappler und Eva Dahlhaus zum Verschwinden der acht Personen. Wir springen immer wieder zwischen diesen beiden Sichten hin und her.

Ich fand den Thriller extrem spannend und beängstigend – vor allem die Aktionen in den einzelnen Räumen des Escape-Room-Spiel waren sehr ideenreich beschrieben. Stellenweise war es auch brutal und blutig – aber damit habe ich kein Problem.

Eine klare Leseempfehlung für Escape-Room-Spieler – und auch für alle, die Rätsel und Geheimnisse mögen.

Bewertung vom 31.08.2020
Wagner, Andreas

Jahresringe


ausgezeichnet

Vertreibung aus der Heimat

Leonore ist seit zwei Jahren auf der Flucht in den Westen. 1946 strandet sie in Lich-Steinstraß und ist auch dort – wie überall – nicht wirklich willkommen. Nur der Moppenbäcker Jean Immerath hat Mitleid mit ihr und nimmt sie in seinem Haus auf. Leonore hilft ihm im Haus und im Laden und zwischen den beiden entsteht eine liebevolle Vater-Tochter-Beziehung. Für alle anderen im Dort bleibt sie aber der Flüchtling, die Evangelische aus dem Osten und wird misstrauisch beäugt. Nur im Dorfdepp Adam findet sie einen Freund, dem sie ihre Nöte und Ängste anvertrauen kann.

Die Geschichte von Leonore hat mich sehr berührt und beschäftigt. Was bedeutete es damals über Jahre kein wirkliches Zuhause zu finden. Alle Angehörigen sind tot oder verschollen und man ist völlig auf sich allein gestellt. Noch nicht einmal erwachsen, muss Leonore unvorstellbares durchgemacht haben.

Auch Leonores Sohn Paul erfährt den Verlust der Heimat – dieses Mal nicht verursacht durch einen Krieg, sondern durch den Braunkohleabbau. Auch das mag ich mir nicht vorstellen. Der Ort an dem man aufgewachsen ist, so gänzlich zu verlieren. Selbst wenn man mittlerweile woanders lebt, kann man doch immer wieder zurückkommen und die Plätze seiner Kindheit besuchen. Dies bleibt Paul leider verwehrt.

Im letzten Drittel werden wir durch Leonores Enkelin Sarah mit der Gegenwart konfrontiert – hier geht es um die Auseinandersetzungen in und um den Hambacher Forst. Und letztendlich geht es auch hier um den Verlust der Heimat – dieses Mal in Form des möglichen Verlustes der Erde für die Menschheit.

Der Roman gliedert sich insgesamt in drei Abschnitte, in denen wir Leonore und ihre Nachkommen jeweils über mehrere Jahre begleiten. Dazwischen gibt es aber wiederum eine Lücke, so dass wir zeitlich springen. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen. So erklärt sich auch das, für einen Familienroman, doch recht dünne Buch. Ich hatte aber zu keiner Zeit den Eindruck, dass mir etwas fehlen würde.

Ein großartiges Buch und kaum zu glauben, dass es sich um ein Debütroman handelt. Ich bin auf das nächste Buch von Andreas Wagner mehr als gespannt.

Bewertung vom 22.08.2020
Horvath, Polly

Super reich


sehr gut

Skurril und fantasievoll

Rupert Brown wächst in nicht ganz so schöner Umgebung auf. In der großen Familie gibt es nur wenig Liebe, wenig Platz und wenig zu Essen. Einfach zu wenig von allem.

Durch einen Zufall findet er sich an einem Weihnachtstag in der reichen Familie Rivers wieder, die einfach alles haben. Außer Einfühlungsvermögen für Menschen, denen es nicht ganz so gut geht, wie Ihnen. So empfand ich es zumindest am Anfang. Für Rupert eröffnet sich eine ihm völlig neue Welt, die ihm aber am Abend wieder je entrissen wird.

Das fehlende Mitgefühl der Familie Rivers fängt aber an zu bröckeln und jedes Familienmitglied versucht nun, Rupert etwas Gutes zu tun, denn das schlechte Gewissen plagt.

Ich fand das Buch sehr skurril – mit wirklich überraschenden Wendungen – aber auch sehr humorvoll erzählt. Anfänglich etwas derb, fast schon schockierend (zum Teil musste ich an die Romane von Charles Dickens denken), wurde es dann doch noch zu einer hoffnungsvollen Geschichte

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2020
Gowda, Shilpi Somaya

Was uns verbindet


ausgezeichnet

Eine berührende Familiengeschichte

Ein wunderbarer Roman – eine traurige Geschichte – ein hoffnungsvolles Ende.

Wir erleben hier, wie eine Familie – Vater, Mutter, Tochter und Sohn – mit einem Schicksalsschlag umgehen. Wer hat Schuld? Kann man diese Frage überhaupt stellen? Letztendlich macht die Frage nach „Schuld“ überhaupt keinen Sinn und dennoch stellt sich diese Frage jeder für sich. Davon erzählt dieses Buch. Wir begleiten die Charaktere über einen Zeitraum von mehreren Jahren – erst als Familie, dann alleine oder auch in neuen Paarkonstellationen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und weckt dabei eindrückliche Emotionen im Leser. Dies war für mich der erste Roman der Autorin – aber definitiv nicht der Letzte.

Bewertung vom 11.08.2020
Magnusson, Kristof

Ein Mann der Kunst


ausgezeichnet

Erstaunlich humorvoll

Das ist mal ein Buch, bei dem man auf jeden Fall den Klappentext lesen sollte. Das Cover und der Titel lassen eine ganz andere Richtung vermuten, als das Buch tatsächlich einschlägt.

Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und war nach zwei Tagen schon durch. Hier prallen zwei Welten recht heftig aufeinander. Einmal der Meisterkünstler KD Pratz, der sich seit Jahren auf seiner Burg vergräbt. Und auf der anderen Seite die Kunstinteressierten – repräsentiert durch einen Museumsdirektor und dem zugehörigen Förderverein. Der Schlagabtausch ist grandios beschrieben und man hat so ein Reisegruppefeeling. Das Ende hat mich dann wirklich überrascht.

Insgesamt ein gelungenes und kurzweiliges Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.