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Barbara
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Remscheid

Bewertungen

Insgesamt 214 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2023
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Die 14jährige Billie lebt mit ihrer Mutter von wenig Geld und viel Liebe, die beiden sind ein tolles Gespann. Die leicht chaotische Mutter, die wenig auf Konventionen gibt, verschweigt ihrer Tochter jedoch konsequent die Vergangenheit. Als die ungeliebte Großmutter anreist und Billies Mutter stirbt begibt sich die mittlerweile 15Jährige auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater.
Es ist eine sehr intensive und gefühlsbetonte Geschichte, die Elena Fischer mit Paradise Garden hier in ihrem Debütroman erzählt. Als Leser*in durchlebt man mit Billie die Phasen von Glück, Liebe, Freundschaft, Sehnsucht, Trauer, Einsamkeit und Hoffnung. Die junge Billie schwankt zwischen kindlichen Gefühlen und einer abgeklärten Vernunft, die nicht zuletzt ihrer manchmal etwas blauäugigen Mutter geschuldet ist. Das Auftauchen der Großmutter beendet das innige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter jäh. Hier verändert sich Billies Welt und zwingt sie spätestens nach dem Tod der Mutter, erwachsen zu werden. Ihr Road-Trip auf der Suche nach dem Vater erscheint mir in Teilen etwas unrealistisch - in ihrem Alter eine so große Strecke mit dem Auto schadlos zu bewältigen ebenso wie das fehlende Einschreiten von Jugendamt oder Polizei bei ihrem Verschwinden. Aber das tritt zurück hinter der berührenden Geschichte, die aus der Sicht von Billie so wunderbar leicht erzählt wird. Die verzweifelt Suche nach ihrer eigenen Geschichte, ihre Liebe zum Schreiben, ihre Ehrlichkeit und Menschlichkeit, all das machen sie zu einem ganz besonderen Menschen. Immer wieder freue ich mich beim Lesen über den aufblitzenden Humor, der dem Buch eine gewisse Leichtigkeit gibt. Obwohl man von Beginn an weiß, dass die Mutter stirbt, bleibt die Spannung über ihren Tod lange erhalten. Auch die Figur der Großmutter ist sehr gut charakterisiert, sie wirkt als ungarischer Drachen mit Herz sehr authentisch.
Faszinierend für mich, dass ein trauriges Thema so federleicht und unterhaltsam geschrieben sein kann, deshalb eine unbedingte Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 27.07.2023
Oehmke, Philipp

Schönwald


ausgezeichnet

Die Schönwalds sind auf den ersten Blick eine normale deutsche Familie: Vater Harry ist pensionierter Staatsanwalt, Mutter Ruth hat ein Faible für Literatur und hätte gerne eine Laufbahn als Professorin eingeschlagen, Sohn Chris lebt und arbeitet in New York, Tochter Karolin versucht sich an der Eröffnung eines queren Buchladens in Berlin und Sohn Benni lebt mit Frau und zwei Kindern in der Uckermark. Aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder erfährt man nach und nach, wie kompliziert dieses Familiengefüge ist und was passiert, wenn man über wirklich Wichtiges nicht miteinander spricht.
Allen voran ist es Ruth, die von ihrem Vater gelernt hat, sich niemals zu beklagen und niemals zu erklären. Dadurch vermeidet sie jedes Aufarbeiten von Problemen, jedes Klären von Konflikten. Ihre verpassten Chancen zu einer Professur bestimmten ihr gesamtes Ehe- und Familienleben, durch ihre Weigerung zu Kommunizieren entfremdet sie sich nicht nur von Harry, sondern auch von ihren Kindern. Sie erscheint mir hart zu sich selber und anderen, ist aber zuletzt nur eine zutiefst unglückliche Frau, die nicht aus ihrem Panzer herauskommen kann.
Harry ist so weit zufrieden mit seinem Leben, war aber immer auch konfliktscheu und zögerlich. Ahnend, dass seine Frau ein dunkles Kapitel vor ihm verheimlicht, hat er doch Angst vor der Büchse der Pandora.
Chris ist erfolgreicher Professor in den USA, bis es auf unschöne Art zur Kündigung kommt und er sich einer Gruppe Trump-Anhängern anschließt. Dies verheimlicht er jedoch vor seiner Familie, lebt er ihnen doch den Traum vom erfolgreichen Sohn und Bruder vor. Anfangs ist er mir in seiner Oberflächlichkeit sehr unsympathisch. Im Laufe des Buches erfährt man dann von seiner tiefen Verbundenheit zu den Geschwistern und wie es zu der Kündigung kam, dabei setzt sich langsam ein völlig neues Bild zusammen.
Karolin ist völlig zerrissen, von ihren Lebensumständen, ihrer sexuellen Orientierung. Die Aufarbeitung einer Episode aus ihrer Vergangenheit hätte ihr sicher gut getan, ist aber an der Verdrängungstaktik ihrer Mutter gescheitert.
Schließlich ist da der hochintelligente Lebenskünstler Benni, dominiert von seiner reichen und konsequenten Frau. Er ist hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu seiner Frau und seinen Eltern und Geschwistern.
Immer wieder ist es Ruth, bei der die Fäden zusammen laufen. Philipp Oehmke ist es gelungen, ein fast spannendes Porträt einer Familie zu schreiben, die perfekt darin geworden ist, ihre Geheimnisse zu hüten und den äußeren Schein zu wahren. Dabei bedient er sich eines Schreibstils, der zum Teil durch anspruchsvolle Sätze geprägt ist und mit dazu beiträgt, dass dieses Buch richtig Spaß macht zu lesen. Hier merkt man seinen Fokus als Reporter auf die Literatur. Tolle Charakterstudien und spannende Episoden im Leben der Familie Schönwald machen dieses Buch zu einem absoluten Lesevergnügen.

Bewertung vom 27.07.2023
Marshall, Heather

Frag nach Jane


sehr gut

Drei Frauen und ihr Schicksal der Mutterschaft verbindet Heather Marshall in ihrem Buch „Frag nach Jane“ geschickt miteinander. Da ist Evelyn, die 1960 unverheiratet schwanger wird von ihrem Verlobten, der jedoch vor der Hochzeit stirbt. Das Schicksal der jungen Frau ist zutiefst berührend, die gesellschaftlichen Zwänge der damaligen Zeit - nicht nur in Kanada - grausam und entwürdigend. Ihre Geschichte hat mich am tiefsten bewegt und zu verfolgen, wie sich dieses gedemütigte und misshandelte Wesen zu einer mutigen und starken Frau entwickelt, ist großartig. Nancy hingegen findet heraus, dass sie von ihren Eltern adoptiert wurde. Auf ihrem Lebensweg macht sie verschieden Erfahrungen mit Schwangerschaft und Mutterschaft, die sie mit Evelyn in Verbindung bringt. Und schließlich ist da noch Angela, die eine Verbindung zu beiden Frauen herstellt. Sie versucht selber verzweifelt, durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden.
In diesem Roman geht es um Mutterschaft und den Wunsch, Mutter zu sein oder eben nicht Mutter zu werden. Das Thema Abtreibung und der Kampf um ihre Legalisierung ist ein zentrales Thema. Die Zustände ab 1960 in Kanada zu beleuchten ist der Autorin hervorragend gelungen. Und auch die moderne Zeit kommt in Form von Angelas Problemen zu Wort, in der sich Frauen verzweifelt nach Mutterschaft sehnen und bereit sind, viel dafür zu unternehmen.
Am Ende gelingt der Autorin mit einem Twist noch eine gelungene Überraschung.
Mein Stern Abzug wäre gerne nur ein halber Stern geworden, das ist hier aber nicht möglich. Manchmal ist mir der Schreibstil ein bisschen zu schlicht, das tut aber dem tollen Inhalt keinen Abbruch.
Eine Leseempfehlung für Frauen jeden Alters und für interessierte Männer.

Bewertung vom 26.07.2023
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

In Rückblenden erfährt man vom Leben der 81jährigen Frieda, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes ins Altersheim kommt.
Sehr einfühlsam beschreibt Jaap Robben diese Frau, die in ihrem Leben schreckliche Dinge erfahren musste. In den 60er Jahren ein uneheliches Kind zu bekommen war eine Schande, dafür verstoßen zu werden von den eigenen Eltern in der heutigen Zeit unfassbar. Gleichzeitig die große Liebe aufgeben und völlig alleine zurecht kommen zu müssen, keine Hilfe oder einen warmen Ort zu haben - um das durchzustehen braucht es eine starke Persönlichkeit. Und die hat Frieda, auch mit 81 Jahren und einer stark angegriffenen Gesundheit. Sie ist bockig und eigensinnig, macht ihrem Sohn Tobias das Leben oft schwer. Doch wenn man die Episoden aus ihrem Leben erfährt hat man viel Verständnis für ihre manchmal spröde Art und ihre Launen. Mit so einer Vergangenheit kommt man nur durch das weitere Leben, wenn man sich einen Panzer zulegt und viele Gefühle nicht zulässt. Genau das wurde gewünscht in einer Zeit, in der totgeschwiegen wurde, was nicht sein durfte. Doch es gibt Erlebnisse, die sich nicht vergessen lassen, die ein Leben lang schwelen und Narben hinterlassen und irgendwann ans Licht drängen. Erschreckend finde ich, dass die 1960er Jahre gefühlt noch gar nicht so lange her sind.
Robben versteht es hervorragend, die Kontur eines Lebens intensiv und berührend zu zeichnen. Sein Schreibstil ist angenehm zu lesen, nie ist diese Geschichte pathetisch oder übertrieben emotional. Gerade das gefällt mir besonders, ich begleite Frieda durch ihr Leben und kann mich gut in ihre Gefühle hinein versetzen. Auch die Beschreibungen ihrer Trauer um den verstorbenen Ehemann und ihre Eingewöhnung ins Altersheim ist sehr einfühlsam und nachvollziehbar.
Ein sensibles Thema wurde hier hervorragend umgesetzt in einem Roman, den man kaum aus der Hand legen kann. Eine unbedingte Leseempfehlung für jung und alt.

Bewertung vom 23.07.2023
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


sehr gut

Janice ist mit Leib und Seele Putzfrau. Sie mag den Kontakt zu ihren Kunden und liebt deren Lebensgeschichten. Indem sie sich in die Geschichten anderer Menschen mit viel Einfühlungsvermögen vertieft flüchtet sie vor ihrer eigenen Vergangenheit. Doch de schwierigen Kundin Mrs.B gelingt es, Janice an ihre eigene Geschichte heran zu führen.

Wunderbar zu lesen ist es, welche Entwicklung Janice im Laufe des Buches durchmacht. Trotz aller Leichtigkeit in diesem Buch gibt es durchaus tragische und ernste Themen, die von Sally Page jedoch mit großer Leichtigkeit umgesetzt werden. Egal ob ein Suizid, die Einsamkeit, eine unglückliche Ehe oder Gewalt im Spiel ist, der Grundtenor des Buches bleibt immer im Wohlfühlbereich. Die bärbeißige Mrs.B ist besonders unterhaltsam, man kann sich die grantelige 92jährige richtig gut vorstellen. Dadurch kommt auch der Humor nicht zu kurz. Die Geschichten behandeln ganz vielfältige Themen, da ist von jung bis alt alles dabei. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Putzfrauen tatsächlich manchmal so abfällig behandelt werden, wie es Janice beschreibt.
Dieser kurzweilige Wohlfühlroman ist sicher nicht sehr anspruchsvoll, macht aber ganz viel Spaß zu lesen und lässt einen gut unterhalten zurück. Schon das Cover zeigt alles, was dieses Buch ausmacht. Wer einen schönen Urlaubsroman sucht oder einmal den Alltag mit Krieg und Energiekrise vergessen möchte, für den ist dieses Buch genau das richtige.

Bewertung vom 23.07.2023
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


sehr gut

Vor der wahren Geschichte der Rassenunruhen in Boston in den 70er Jahren erzählt Dennis Lehane in "Sekunden der Gnade" die Geschichte von Mary Pat, die sich auf einen gnadenlosen Rachefeldzug begibt. Nachdem sie bereits ihren Sohn durch seine Drogensucht verloren hat ist nun ihre 17jährige Tochter Jules verschwunden. Verzweifelt versucht die Mutter, der Wahrheit auf die Spur zu kommen und schreckt dabei, getrieben durch Hass und Rachegefühle, auch nicht vor Gewalt zurück.
Die Unruhen sind Geschichte, die hier aus der Sicht einer weißen Mutter aus einem irischen Arbeiterviertel 1974 in Boston brutal und schonungslos erzählt wird. Traurig aktuell sind manche Szenen, seit Generationen überlieferte Vorurteile und Intoleranz befeuern den tiefen Hass und die Gewaltbereitschaft.
Ungewöhnlich finde ich hier, dass es mal nicht ein wütender Vater ist, der Rache nehmen möchte. Überhaupt spielen im Viertel von Mary Pat die Väter eine Nebenrolle, sind häufig abwesend: abgehauen, im Knast oder tot. Gewalt ist an der Tagesordnung, Prügel wird großzügig verteilt, die Mütter managen die Familie und eine Gruppe finsterer Gestalten hat die Kontrolle über das Viertel. Doch Mary Pat hat nichts mehr zu verlieren, sie nimmt es mit allen auf und stellt alle bisherigen Regeln auf den Kopf.
Dieses Buch beschreibt eine Geschichte, die beherrscht ist von Gewalt und Brutalität, von Hass und Rache. Einzig der Detektive Bobby Coyne ist ein menschlicher Polizist der verzweifelt versucht, das Gesetz durchzusetzen und das Schlimmste zu vermeiden. Seine Figur lässt den Leser im Strudel von so viel Wut ein bisschen aufatmen.
Es ist keine leichte Lektüre, die Lehane hier dem Leser zumutet, und doch fühlt man mit Mary Pat und bewundert nicht zuletzt ihren Mut, sich gegen die eigenen Leute zu stellen. Ich mag die Kombination aus Fiktion und den wahren geschichtlichen Geschehnissen. Eine Leseempfehlung für alle, die nicht zart besaitet sind.

Bewertung vom 05.07.2023
Martin, Tina N.

Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kommissarin Idun Lind muss im Fall eines grausam inszenierten Mordes ermitteln, ihr zur Seite steht ihr Partner Calle Brandt. Die beiden tappen lange im Dunkeln, bis sie schließlich auf eine schreckliche Familiengeschichte stoßen.
Mit Idun Lind geht eine sympathische und gründliche Ermittlerin an den Start, sie ist extrem sportlich und diszipliniert. Ihr Partner Calle ist ein bisschen eigen, aber die beiden harmonieren erstaunlich gut miteinander. Dieser Thriller beginnt trotz des brutalen Mordes eher gemächlich, steigert sich dann jedoch immer weiter im Tempo und bei der Spannung. Schockierend die eingeschobenen Episoden aus der Vergangenheit, von denen der Zusammenhang mit dem Mord lange nicht klar wird. Der Plot ist super durchdacht, plötzlich passt alles zusammen. Gut gefällt mir die traurige Parallel-Geschichte, die ernste Themen wie häusliche Gewalt und Sekten behandelt.
Ein sehr spannender Thriller und ein Ermittler-Duo, von dem ich gerne mehr lesen möchte. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Thriller-Fans.

Bewertung vom 02.07.2023
Engel, Nora

Gretas Versprechen / Die Winzerin Bd.3


sehr gut

Nach dem Tod des Vaters kommen die drei Töchter wieder nach Haue auf das Weingut Freudberg in der Pfalz. Jede hat ihre Geschichte im Gepäck und egal ob sie aus New York, Spanien oder aus Berlin anreisen: alle drei haben sie gelitten unter dem plötzlichen Verschwinden ihrer Mutter Greta. Doch jetzt muss entschieden werden, wie es weiter geht mit dem Weingut und das klappt nur, wenn zunächst das eigene Leben in Ordnung gebracht und die Vergangenheit bewältigt wird.
Wer Gretas Geschichte von Anfang an verfolgt hat dem tut dieser letzte Band der Trilogie richtig gut. Es bleiben keine losen Fäden, keine offenen Fragen übrig und man fühlt sich richtig gut unterhalten. Ich kannte tatsächlich nur den 1. Band der Trilogie , konnte aber trotzdem hervorragend in den letzten Teil einsteigen.
Nebenbei lernt man auch einiges über das Leben als Winzerfamilie - was mir hier jedoch an manchen Stellen der Begeisterung innerhalb der Familie Bachstern etwas zu positiv erscheint - und über die Herstellung von Wein. Die Charaktere der Töchter sind interessant gewählt und der Umgang der Drei miteinander erfrischend launisch. Hier durchbricht das Autorenduo die in meinen Augen etwas zu intensive Alles-wird-gut-Aussage des Buches. Das ist auch der Grund für den Stern Abzug in meiner Bewertung.
Ein echtes Frauenbuch und eine Leseempfehlung für alle, die gute Unterhaltung in Kombination mit etwas Drama und Herzschmerz mögen.

Bewertung vom 20.06.2023
Young, Samantha

Here With Me / Die Adairs Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Robyn kommt aus Boston nach Schottland um ihren Vater Mac zu suchen, mit dem sie lange keinen Kontakt hatte. Dieser arbeitet als Sicherheitschef für den ehemaligen Hollywood-Star Lachlan Adair in seinem noblen Resort. Als Mac verletzt wird beginnt die ehemalige Polizistin Robyn Nachforschungen anzustellen. Dabei kommt sie bald Lachlan Adair näher.
Samantha Young ist es gelungen, einen Liebesroman geschickt mit einem Krimi zu verbinden. Zum Ende hin nimmt die Spannung deutlich zu, das tut dieser Geschichte über 500 Seiten sehr gut. Abwechslungsreich lesen sich die Kapitel aus den wechselnden Perspektiven von Robyn und Lachlan.
Robyn ist eine nach außen hin eine sehr starke und mutige Frau, die jedoch hinter der Fassade mit Unsicherheit und Zweifeln zu kämpfen hat. Lachlan Adair tritt zunächst als arrogant und versnobt auf, wird aber im Laufe des Buches zu einer deutlich sympathischeren Person.
Interessant ist es zu lesen, wie sich Vater und Tochter langsam näher kommen.
Auch wenn mir die Kombination aus Liebesgeschichte und Krimi gut gefällt hat mich doch die gesamte Geschichte nicht voll überzeugt. Manche Charaktere sind etwas merkwürdig und die Liebesgeschichte hat für meinen Geschmack zu viel Herzschmerz.

Bewertung vom 15.06.2023
Lou, Bihl

Putin im Wartezimmer


sehr gut

Lou Bihl ist es gelungen, ein neues Genre zu erfinden: den politischen Arztroman. Und obwohl es hier viel um Politik geht und explizit um Putins Einmarsch in der Ukraine, ist dieses Buch unterhaltsam zu lesen, dabei gleichzeitig humorvoll, informativ und berührend.

Das unfreiwillige Zusammenkommen von sieben übergewichtigen Menschen in der Praxis ihrer Hausärztin zu einem Kurs über gesunde Ernährung führt zu heftigen Diskussionen rund um den Russland-Krieg. So verschieden diese sieben Personen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Ansichten und damit wird das Aufeinanderprallen der Charaktere schon mal recht heftig. Aber besonders faszinierend ist es, die Geschichte der einzelnen Menschen zu erfahren, die Gründe für das Übergewicht, die alle nachvollziehbar und menschlich sind. Auch die Hausärztin selber, sehr authentisch beschrieben von der Autorin und pensionierten Ärztin, kann so ein paar Einsichten in den Alltag ihres Berufsstandes geben.

In Zeiten der permanenten Berichterstattung über Gräueltaten in der Ukraine und dem Russland-Krieg ist dies ein Buch, das trotz vieler Fakten zu den aktuellen Geschehnissen leicht zu lesen ist, das Menschliche nicht aus den Augen verliert. Es lässt die Leser*innen mit einem positiven Gefühl zurück und nicht zuletzt die interessanten Illustrationen von Daniel Horwitz machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem.