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Bewertungen
Insgesamt 178 BewertungenBewertung vom 18.02.2020 | ||
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Eine kurze Geschichte vom Fallen Joe Hammond, der mittlerweile am Ende seines Weges angekommen ist, berichtet in seiner Geschichte von seinem Leben und seinem Sterben. Ein Thema, das so gut wie jeder zu verdrängen sucht. Und wer nicht in einer ähnlichen Situation ist, wird auch kaum nachvollziehen können, wie es ist, zu sterben. Es gab schon andere Bücher dieser Art, von Krebs- oder Suchtkranken, die vor ihrem Tod ihre letzten Schritte der Nachwelt hinterlassen haben. Hammond, der zu Lebzeiten im Schreiben geübt war, benutzte mit Masse das Mittel der Metapher, um seine Gefühle und sein Leben zu beschreiben. Das funktioniert oft sehr gut. Wenn allerdings fast alles auf diesem Stilmittel aufbaut, wird das irgendwann abstrakt und entfremdet. Die Metaphern, die Hammond findet, passen zwar. Doch je mehr Bildnisse der Leser zu entschlüsseln hat, umso ferner scheint die Geschichte. Und dies bezieht sich nicht nur auf die Erkrankung, sondern auch auf den autobiographischen Teil, der die schwierige Jugend des Autors und sein Verhältnis zu seinem Vater behandelt. So bleibt bei allem Mitgefühl und Staunen über die Offenheit des Schreibers, ein Abstand, der eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Leben und Sterben des Joe Hammond erschwert. |
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Bewertung vom 13.02.2020 | ||
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Qube / Aus der Welt der Hologrammatica Bd.2 Tom Hillenbrand setzt seinen Hologrammatica-Zyklus endlich fort. Dies macht er mit Rückblenden, die es auch Neueinsteigern ermöglichen, dem Buch zu folgen. Allerdings seien all die gewarnt, die vornehmlich die anderen Bücher von Hillenbrand kennen, die sich mit alten Kaffeediebstählen oder kulinarischen Kriminalfällen beschäftigen. Beim vorliegenden Buch handelt es sich um Science fiction, das heißt also: mathematische und physikalische Theorie gepaart mit futuristischen Erfindungen und teilweise verwirrenden Gedankenspielen. Wer jedoch science fiction mag, Klassiker von Bradbury, Asimov, Dick oder auch Simmons liebt, kommt hier auf seine Kosten. Der neue Band knüpft einige Jahrzehnte an die Vorkommnisse des Vorgängers an. Um eine erneute Bedrohung durch eine künstliche Intelligenz auszuschließen, suchen Agenten auf der Erde als auch im All nach Hinweisen auf eine solche. Auch einige mächtige und reiche Privatpersonen sind auf der Jagd. Verspricht doch das Wissen einer KI ein altes Problem zu lösen: wie schafft man es, länger als drei Wochen in einem Klon zu existieren? Ja, vielleicht sogar für immer. Dies käme einer faktischen Unsterblichkeit gleich. Denn die Menschheit ist in der Lage, das Gehirn zu scannen und in einen Klonkörper zu übertragen, vorausgesetzt, man hat die finnaziellen Mittel. Doch nach drei Wochen muss der Klon wieder verlassen werden, sonst droht ein fataler Braincrash..Ende..Aus. |
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Bewertung vom 27.01.2020 | ||
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Aale? Ausgerechnet diese schlangenartigen, glitschigen Dinger? Ich habe mich ehrlich gesagt nie besonders für diese Tiere interessiert. Ganz im Gegenteil, die auch im Buch beschriebene Szene aus der "Blechtrommel" mit dem Pferdekopf als Köder, hat mich nachhaltig mit einem Ekelgefühl für diese Wesen ausgestattet. Und dieses Buch hat mein Bild nun komplett gewandelt. Mit seiner Sprache und faszinierenden Schreibweise schafft es der Autor, eines der geheimnisvollsten Tiere dieser Erde spannend und interessant zu beschreiben. Ein Tier, das sich Jahrtausende der Wissenschaft entzog. Von der Gottesverehrung der Ägypter über Aristoteles (der fest davon überzeugt war, dass Aale sich nicht fortpflanzen, sondern einfach entstehen), von Sigmund Freud (der in jungen Jahren hoffnungslos versuchte, Geschlechtsorgane der Tiere zu finden) bis zu der modernen Seefahrt, die mit Peilsendern dem Ursprung der Meeresbewohner auf die Schliche kommen wollte. Doch die Aalfrage bleibt ungeklärt. Man weiß, dass die Tiere eine beeindruckende Metamorphose über vier Stadien durchlaufen, von den Meeren den langen Weg bis ins Binnenland suchen und dabei sogar notfalls das Wasser verlassen. Irgendwann, man weiß nicht, was das Signal ist, schwimmen die Aale tausende Kilometer zurück und laichen in den Tiefen des Meeres. In Gefangenschaft hingegen bilden sie weder Geschlechtsorgane aus, noch scheinen sie wirklich zu altern. Ein wahrhaft mystisches Wesen, das der Autor als Sinnbild für Glaube und Metaphysik nimmt und über die Erinnerung an das Aalfischen seinem Vater näher kommt. Genau wie die berühmte Rachel Carson begeht Svensson den Frevel des Vermenschlichens. Doch das ist notwendig, um dem Menschen die Bedeutung der Tier- und Pflanzenarten zu vermitteln. Nur was der Mensch kennt, schützt er. Haustiere sind deshalb die besten Freunde, weil man ihnen menschliche Eigenschaften zuspricht. Der Aal stirbt aus, wie unzählige Arten mit ihm. Der Mensch vergisst, dass er auch nur eine dieser Arten ist und dabei weit kürzer existiert, als diese beeindruckenden Tiere. So wird das Evangelium der Aale zu einer Offenbarung und Mahnung zugleich. Wir wissen noch viel zu wenig über die Geheimnisse und Wunder dieser Erde und sind in Begriff, das alles zu verlieren. Dieses spannende, informative und bewegende Buch bringt uns diese Geheimnisse etwas näher und öffnet die Augen für diese schützenswerte Welt. |
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Bewertung vom 27.01.2020 | ||
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Freischwimmen / Cyms Geschichte Bd.1 Man merkt es dem Autor an, dass er schon einige Bücher geschrieben hat und Kurse in kreativem Schreiben gibt. Adam Baron kann mit Sprache umgehen. Und in diesem Falle schafft er es vorzüglich, schwierige Themen kindgerecht aufzuarbeiten. Da das Thema Tod und Verlust nicht einfach zu verstehen ist, geht die Altersangabe 10 Jahre vollkommen in Ordnung. Da das Buch aus England kommt, wird bei einigen Begriffen die hilfreiche Erläuterung durch Erwachsene notwendig sein. Das Buch ist ohne Melodramatik geschrieben, verfügt über den typisch britischen Humor und entwickelt sich gegen Ende sogar in eine Quasi-Detektivgeschichte, wenn der kleine Held des Buches der Wahrheit näherkommt. Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen und kann es ohne Besorgnis Kindern empfehlen. Ganz im Gegenteil, gerade die Themen Verlust, Tod, Einsamkeit und Wahrheit sind außerordentlich wichtig und die lockere Herangehensweise des Autors vermitteln den Lesern grundlegende Prinzipien, die wir Erwachsene nur allzu gerne vernachlässigen. Wie oft erscheint es uns doch so einfach, die Wahrheit zu verdrängen und den Kindern lieber ein paar Notlügen aufzutischen. Das Buch zeigt wunderbar, was passiert, wenn das Lügenhaus einstürzt. Deshalb als Mahnung und Lehre aus dieser toll erzählten Geschichte: wagt mehr Mut zur Ehrlichkeit, traut euren Kindern zu, die Wahrheit zu verstehen. Denn was sie garantiert nicht verstehen werden, ist ein Leben in Lüge. |
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Bewertung vom 18.01.2020 | ||
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Der Gorilla-Garten / Käthe Bd.1 Käthe muss umziehen. Weg vom geliebten Landleben bei Oma mit all den Tieren (mit denen Käthe auf ihre ganz spezielle Art kommunizieren kann) und Pflanzen in die große, fremde Stadt. Das kleine Häuschen im Hinterhof soll also jetzt ihr neues Zuhause sein. Zum Glück gibt es in der Nachbarschaft nette Menschen, die ihr den Umzug erleichtern. Aber es gibt natürlich auch die obligatorischen Griesgräme, die keine Kinder mögen und erst so langsam eines besseren belehrt werden müssen. |
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Bewertung vom 12.01.2020 | ||
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1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2 Wie oft wurde das Nietsche-Zitat über den Abgrund, in den wir blicken schon als Vorwort in Thrillern genannt? In diesem Buch nicht, aber noch nie hätte es so gut gepasst. Eine Warnung sei angebracht: dies ist kein Buch für Leicht-Leser oder Zartbesaitete, wer skandinavische Thriller nach dem Schema F bevorzugt, sollte sich auf eine andere Dimension des Grauens einstellen. Denn das Buch ist nicht angenehm zu lesen, erzeugt keine wohlige Spannung, sondern schockiert mit seiner authentischen Schilderung einer düsteren, brutalen und oftmals unmenschlichen Zeit. Der Autor hat wieder brillant recherchiert, verknüpft die realen historischen Ereignisse geschickt mit der fiktiven Geschichte, die mit dem Vorgänger verbunden ist. Man kann das Buch zwar eigenständig lesen, aber erst die Kenntnis des ersten Bandes sorgt für ein Gesamtwerk, das man getrost als meisterlich bezeichnen kann. Mit seinen Worten beschwört der Autor dunkle, stinkende Gassen herauf, lässt den Mief und den Gestank in den Gasthäusern und Hinterhöfen aufleben, dass der Leser nach der Lektüre zwangsweise das Bedürfnis nach einer Dusche verspürt. Nebenbei erfährt man auch einiges über die Vergangenheit Schwedens, das heutzutage oft als sympathisches Sehnsuchtsland wahrgenommen wird. Von den ominösen Kaffeeverboten (die tatsächlich den Alkoholverkauf ankurbeln sollten) bis zur düsteren Rolle, die das Königreich im weltweiten Sklavenhandel spielte, wird dem Leser der historische Hintergrund für einen brutalen Mord geliefert. Dessen verworrene Aufklärung führt durch das Jahr 1794, das der Autor wieder in seiner raffinierten Rückwärtserzählweise durch die Jahreszeiten durchschreitet und dabei die Figuren miteinander in Relation setzt. Wie gesagt, hier muss der Leser aufmerksam der Geschichte folgen, um die Zusammenhänge im Auge zu behalten. Das Buch ist grausam, weil es die Geschichte und die Zeit es erfordern. Der menschliche Horror wird aus den Seelen und Handlungen der Personen geboren, die teilweise aus Gier und Machtfantasien zu herrschen glauben. Andere wiederum versuchen mit aller Härte am Leben zu bleiben. Das führt zu einem Gesamtbild, das stellenweise schwer zu verdauen ist. Niklas Natt och Dag schreibt überragend und beschreibt trefflich, was das Grauen noch verstärkt. Die Erzählweise lässt vielleicht nicht mit den Figuren sympathisieren, aber sämtliche Handlungen erscheinen nachvollziehbar und im Sinne der Personen verständlich. Das verlangt gehobene Erzählkunst. Ein großartiger Historienmix, der in Zusammenhang mit dem Vorgänger "1793" zum Besten gehört, was die schwedische Literatur zu bieten hat. |
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Bewertung vom 28.11.2019 | ||
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Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod Ein kleines Flugzeug stürzt in den Bergen ab, der Pilot stirbt, eine junge Frau überlebt. Sie berichtet aus ihrer Sicht und nimmt den Leser mit auf eine dramatische Flucht vor einem mysteriösen Verfolger. Der Leser wird durch die Erzählung der Flüchtenden nach und nach deren Leben und die Geheimisse rund um den Absturz kennenlernen. Die zweite Perspektive wird von der Mutter der Frau erzählt. Diese erfährt von dem vermeintlichen Tod der Tochter und macht sich auf Spurensuche nach einem Leben, von dem sie so gut wie nichts weiß. Diese doppelte Handlung sorgt für Spannung und treibt den Leser zum Umblättern ohne Pause. Immer mehr erfährt der Leser von der Tochter und leidet mit der Mutter mit, der sich nach und nach das Bild einer Unbekannten offenbart, die sie zur Welt gebracht hat. Mehr soll von der Handlung nicht erzählt werden, um nichts von der Spannung zu nehmen. Das Buch ist flüssig erzählt, und das sich immer mehr vervollständigende Puzzle lässt den Leser nicht los. Natürlich ist die Grundgeschichte nicht vollkommen neu. Ähnliche Geschichten kennt der erfahrene Thrillerfan. Trotzdem lohnt sich das Lesen auf jeden Fall. Etwas Punktabzug gibt es für die eine oder andere Logiklücke oder allzu naive Handlungsweise der Hauptpersonen. Etwas plump ist auch die Verfolgerrolle geraten, scheint er doch manchmal geradezu hellseherische Fähigkeiten bei der Jagd auf die Frau zu entwickeln. Das ist nicht immer glaubhaft gelungen. Aber wie gesagt, ein gutes Debut, das man schon beim Lesen als Verfilmung vor sich sieht. |
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Bewertung vom 12.11.2019 | ||
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Eines der ungewöhnlichsten Krimiduos geht in die dritte Runde. Der Ex-Cop und der Pädophilie beschuldigte Ted Conkaffey und seine Chefin, die verurteilte Mörderin Amanda Pharrell arbeiten seit einem Jahr als Detektive zusammen. Diese merkwürdige Zweckgemeinschaft wird nun von einer Frau beauftragt, das Verschwinden ihres 8 jährigen Sohnes aufzuklären. Die Mutter war mit ihrem Sohn in einem Hotel untergebracht. Während sie und ein paar andere Eltern den Abend in feucht-fröhlicher Runde ausklingen ließen, waren die Kinder in einem Zimmer zusammen. Doch am zweiten Abend verschwand eines der Kinder spurlos, weder Kameras noch Gäste des Hotels können der Polizei helfen. Nun sollen die zwei Ermittler der Sache auf den Grund gehen. Ted, der gerade sehnsüchtig den Besuch seiner kleinen Tochter erwartet, versucht den Fall mit seinem Privatleben zu koordinieren, während Amanda mit ihrer "Hau-drauf"-Mentalität für neue Feindschaften sorgt. Der Fall wird immer komplizierter, auch weil die Polizei mit Amanda nichts zu tun haben will. Und wäre das nicht schon genug Zündstoff, sorgen auch mehrere Verdächtige für ein undurchschaubares Geflecht. Wo ist der Junge? Wie konnte er aus dem Hotel verschwinden? Rätsel über Rätsel und jede Menge Hochspannung. |
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