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Lesehonig
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Berlin

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Insgesamt 217 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2023
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist der dritte Teil um die mutige Hafenärztin Anne. Sie hat ihre ärztliche Kunst den Schutzlosen am Rande der Gesellschaft gewidmet. Selbst doch mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, sind ihr die skrupellosen Geschäfte ihres Vaters zuwider. Und obwohl sie sich furchtlos gegen so manchen Mann durchsetzt, verursacht die Tatsache, dass der Hafenfrauenmörder immer noch nicht gefasst ist, so manche Angstattacke bei ihr. Auch der Kommissar Berthold Rheydt hat so manche schlaflose Nacht. Und die bereitet ihm nicht nur die junge Helene, sondern auch der aufkeimende Markt mit Heroin, der aus China seinen Weg nach Hamburg gefunden hat. Henrike Engel hat es erneut vermocht mich tief in das Kaiserreich um 1911 versinken zu lassen. Detailverliebt hat sie mir insbesondere die Welt der Frauen und das Ringen um Emanzipation vermittelt. Das Wiedersehen mit Anne, Helene und Berthold war einfach vertraut und zum Wohlfühlen. Ich habe die drei mittlerweile sehr gerne und fiebere bei ihrem wilden Leben mit ihnen mit. Die Mischung aus Spannung, Action und Gefühl ist der Autorin sehr gut gelungen. Ebenso liebe ich es wie sie die Gegebenheiten der vergangenen Zeit wieder zum Leben erweckt und damit ein Setting erschafft, dass einem Hollywood-Blockbuster in nichts nachsteht. Ich bin sehr gespannt, ob es ein Wiedersehen geben wird. Ich wäre dafür.

Bewertung vom 02.07.2023
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist der dritte Teil der Reihe um die Gutsherrentochter Dora. Und doch ist er ganz neu und für sich. Wie das Leben, geht auch diese Geschichte weiter. Doch dieses Mal steht nicht Dora im Mittelpunkt sondern ihre 18-jährige Tochter Clara. Diese möchte der Enge der ländlichen Idylle entfliehen und folgt ihrem Schwarm Freddy nach Hamburg. Die 60er Jahre sind angebrochen. Die Menschen wollen wieder ihr leben genießen und ihre Freiheit ausleben. Doch geschichtliche Ereignisse prägen die Zeit, wie der Bau der Berliner Mauer und der Besuch John F. Kennedys. Losgelöst und voller Hoffnung auf eine rosige Zukunft lebt Clara in den Tag hinein. Doch wie so viele junge Menschen muss auch sie lernen, dass niemand auf sie gewartet hat. Wie auch schon die Vorgängerromane habe ich diesen hier förmlich verschlungen. Ich liebe den Schreibstil von Theresia Graw. Die Figuren wirken so liebenswürdig und real, so wie sie sind mit ihren Fehlern, Schwächen und Stärken. Die 60er Jahre stehen jedoch nicht nur für das Jahrzehnt der Freiheit und der Emanzipation, sondern auch für die Aufarbeitung der Kriegsgräultaten und dem Verbrechen und Mord an der jüdischen Bevölkerung. Neben allem Fröhlichen und Ausgelassenem, sind dies die bewegendsten und beklemmensten Momente des Romans. Voller Emotionen und bravourös umgesetzt. Ich bin wieder einmal schwer begeistert und zähle auch dieses Buch schon jetzt zu einem meiner Jahreshiglights. Wer die Reihe noch nicht kennt, dem kann ich sie nur aus vollen Herzen empfehlen.

Bewertung vom 29.06.2023
Blum, Ingo

Flieg, kleiner Vogel. Fly, little Bird. Spielerisch Englisch lernen


ausgezeichnet

Der Kleine hat Höhenangst, dumm nur, dass er ein Vogel ist. Er liebt den Himmel, traut sich jedoch nicht hinauf. Er wird von den anderen Vögeln ausgelacht und sucht traurig nach neuen Freunden. Doch die anderen Tiere werden von eigenen Eigenschaften geprägt. So wird dem kleinen Vogel klar: „Ich muss fliegen.“ Auf kindgerecht Weise wird hier das Thema Angst und Umgang mit der Angst vermittelt. Niedliche Illustrationen von Liubov Gorbova schmücken die Erzählung. Aber der Clou des Buches ist die Zweisprachigkeit. Wir haben uns für Deutsch-Englisch entschieden, da meine Tochter seit einem Jahr Englisch in der Schule lernt. Erstaunt stelle ich fest, dass sie die Texte bereits sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch lesen kann. Sie war mächtig stolz und liebt das Buch sehr. Zur Wahl stehen neben Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Ukrainisch. Mit viel Spaß lernen Kinder hier den Umgang und den Klang einer anderen Sprache und haben Erfolgserlebnisse. Wir sind begeistert und geben deshalb eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.06.2023
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Wie zu erwarten war hat es die Menschheit nicht geschafft irgendetwas effektives gegen den Klimawandel zu unternehmen. Und so lebt auch diese hier beschriebene amerikanische Familie mittendrin im Horrorszenario. Eltern und Bruder leben im brennenden Kalifornien, dass mehr und mehr zur Wüste verkommt, während die Tochter Cat mit ihrem Mann in einem ständig überfluteten Strandhaus in Florida wohnt. Während die Welt dort draußen wahlweise verglüht oder ersäuft wird drinnen gesoffen, gepostet und diniert. Und alles könnte man irgendwie als fiktive Zukunftsvision abtun, wäre da nicht der unglaubliche Realismus mit dem Boyle uns abholt. Diese Szenerie, in die er uns bringt, die so vertraut wirkt. Die Blödheit der Spezies Mensch, die einem plötzlich bewusst wird, durch die Reduktion auf eine Handvoll Protagonisten die doch nur ihr Leben leben wollen und das möglichst gut und erfüllend, es jedoch in Schutt und Asche legen. Man verlässt sich und seinen Alltag und begibt sich auf die Metaebene. Und unweigerlich kommt die Frage auf: Was machen wir hier eigentlich? Als wäre dieses Szenario nicht schon schlimm genug, treibt es Boyle noch auf die Spitze, indem er seinen Protagonisten viele (und wie man ihn so kennt, abgefahrene) Schicksalsschläge zumutet. Jedoch nichts aus heiterem Himmel, sondern meist selbst verschuldet. So torkelt man als Leser sehenden Auges und benebelt vom Alkoholabusus der Protagonisten von einer Katastrophe in die nächste. Mir hat das Buch überhaupt keine Ruhe gelassen. Jede freie Minute habe ich mit ihm verbracht. Und hatte dabei das Gefühl schockiert in eine Glaskugel zu blicken. Boyle zeigt mal wieder das richtige Gespür für den Zeitgeist und die diffizile Psychologie der Spezies Mensch, zu der man manchmal einfach lieber nicht gehören möchte.

Bewertung vom 15.06.2023
Walker, Christina

Kleine Schule des Fliegens


sehr gut

Gerade hat Alexander Höch seine Chemotherapie überstanden, doch nach Hause darf er noch nicht, denn seine Frau lässt gerade ihr Reihenhaus renovieren. Also wird der Rekonvaleszente in die Wohnung seines Bruders verfrachtet, der gerade nicht im Lande ist. Hier soll er sich, fernab von Aufregung und Keimen, erholen. Doch wohl fühlt sich Alexander nicht, alles ist fremd. Zudem muss er sich mit der übergriffigen Haushaltshilfe Melitta Miller arrangieren. Die hat den Krähen auf den Platanen vor den Fenstern den Kampf angesagt. Vergrämt sollen sie werden, ganz zum Missfallen der Bewohner der Seniorenresidenz von gegenüber. Es entbrennt ein Wettkampf um Territorialansprüche und Daseinsberechtigung und der Leser ahnt schon, hier geht es nicht nur um die Krähen. Mit seinen knapp 200 Seiten bereitet uns die Autorin mit ihrer Geschichte eine kurze Momentaufnahme in das Leben von Alexander. Durch seine Krebserkrankung ist plötzlich alles anders. Ein längerer Leidens- und Genesungsweg liegt hinter ihm und man versteht recht schnell, wie sehr ihn das geprägt hat. Die Geschichte wirkt düster und erdrückend, was aufgrund der Schwere des Themas auch durchaus angebracht ist. Der Kampf um und mit den Krähen hat teils surrealistische Züge. Wie auch Alexander kaum seinen eigenen Empfindungen traut, so ist man auch als Leser nicht sicher, was man glauben kann. So war ich mir am Ende auch nicht schlüssig darüber, welche Aussage das Buch hat. Soll es Hoffnung geben, soll es die Schwere der Lebenssituation darstellen oder ist dies individuell anpassbar? Denn dass es sich hierbei um mehr als Zeitvertreib handelt ist gewiss. Dazu hat es mich viel zu sehr berührt uns zum Nachdenken gebracht.

Bewertung vom 10.06.2023
Clarke, Lucy

One of the Girls


ausgezeichnet

Auf einer griechischen Urlaubsinsel findet der Junggesellinnenabschied von Lexi statt. Ihre exzentrische, beste Freundin Bella hat ihn organisiert. Eingeladen sind vier weitere Frauen. Und während wir uns noch genüsslich unter der griechischen Sonne auf der Terrasse einer traumhaften Villa aalen, ahnen wir schon das nahende Unheil. Wie dunkle Gewitterwolken die langsam aufziehen, fließen dunkle Geheimnisse zwischen die Zeilen des idyllisch anmutenden Romanes. Jede der sechs Frauen scheint ein Geheimnis zu wahren, dass sie vor den anderen verbergen möchte. Doch kurze Blicke in die Zukunft lassen erahnen, dass es zur Katastrophe kommen wird.
Ich habe die Stimmung in diesem Buch geliebt. Die Mischung aus sommerlicher Urlaubstimmung und dem Grauen auf das sich alles zuzuspitzen scheint. Fasziniert haben mich auch die Wandlungen, die die Figuren im Laufe der Geschichte durchliefen, und vor allem die Meinung, die ich von den Personen hatte. Denn mit jedem Häppchen Wissen mehr um ein Geheimnis der jeweiligen Frau veränderte sich auch mein Bild, dass ich mir von ihr gemacht hatte. Die Autorin spielt förmlich mit einem. Sie baut Elemente ein, an denen man versucht sich die Gesamtheit zusammenzubauen, lässt diese dann verschwinden und auftauchen und so das Bild immer wieder neu zusammenzusetzten. Ich fand es einfach nur großartig! Ich habe bis zum Schluss mitgerätselt und mich immer wieder neu überraschen lassen. Wirklich sehr gelungen! Von mir gibt’s dafür eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.05.2023
Müller, Titus

Der letzte Auftrag / Die Spionin Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist der finale Teil einer Spionin-Trilogie. Ich habe ihn jedoch unabhängig von den beiden anderen gelesen und wirklich nichts vermisst.
Wir befinden uns im Jahr 1989 noch vor der Wende. Die junge Kinderkrankenschwester Annie möchte sich dem DDR-Regime nicht mehr beugen. Viel ist geschehen in ihrem Leben und sie will darüber nicht mehr schweigen. Der Unmut in der Bevölkerung wächst und viele werden mutiger. Als Annie ihren alten Freund Michael wiedertrifft, beschließen die zwei das revolutionäre Geschehen in der DDR zu filmen und diese Dokumentation dann in den Westen zu schmuggeln. Hilfe erhofft sich Annie von ihrer Mutter Ria Nachtmann, die mittlerweile in West-Berlin lebt. Als ehemalige Spionin kann sie ihre alten Kontakte nutzen. Für mich war dieses Buch eine grandiose Entdeckung und ein absolutes Lesehighlight. Da ich selber Ost- und West-Berlin noch erlebt habe, hat mich die Story um die Wendezeit richtig mitgerissen. Alle Figuren auch die realen wie Honecker, Schalck und Putin waren lebensnah und glaubwürdig. Und auch wenn einem der ein oder andere überhaupt nicht sympathisch ist oder war, freut es mich doch, dass ihr Charakter nicht lächerlich oder übertrieben dargestellt wird. Das Buch war spannend von der ersten bis zur letzten Seite und dennoch voll von geschichtlichen Ereignissen. Und wenn ich doch glaubte, mittlerweile wisse ich doch schon alles über den Mauerfall, so wurde ich wieder einmal eines Besseren belehrt. Ein wirklich fulminanter Spionageroman basierend auf unserer eigenen Geschichte. Bravourös!

Bewertung vom 22.05.2023

Abenteuer Heimat


ausgezeichnet

Das Abenteuer beginnt vor der Haustür. Warum also in die Ferne schweifen? In zehn eindrucksvollen Berichten erzählen uns unterschiedliche Personen von ihren persönlichen Abenteuern. Dabei erkunden sie auf ganz verschiedene Art und Weise bestimmte Teile unserer Heimat Deutschland. Und während der eine mit dem Bulli von Hamburg bis zur Atlantikküste reist, radelt ein anderer entlang der A7. Besonders die sportlichen Leistungen haben mich beeindruckt, wie z.B. Stefan und Phillipp die mit ihren Mountainbikes die Alpen überquerten. Neben spannenden Reiseberichten erwarten den motivierten Leser jedoch auch hilfreiche Tipps für den eigenen Trip. Begleitet werden die Berichte von wunderschönen Bildern, die die Reise- und Abenteuerlust befeuern. Da steigt die Lust selbst mal wieder so ein Abenteuer in der Heimat zu erleben. Und wenn es bei mir wohl eher nicht die Fahrt auf dem SUP entlang der Donau wird, dann schon eher die Übernachtung in einem Strandkorb auf Rügen, oder eine Schneewanderung im Sternenglanz. Ein außergewöhnliches Buch von und mit außergewöhnlichen Menschen.

Bewertung vom 18.05.2023
Villard, Sophie

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe


ausgezeichnet

Wer an Paris denkt, hat bestimmt auch den Eiffelturm vor Augen. Das Wahrzeichen dieser Weltmetropole. Doch wer kennt schon die Zusammenhänge und Geschichten um seine Entstehung? Pünktlich zur Weltausstellung 1889 sollte er fertig sein. Gustave Eiffel war versessen darauf den größten Turm der Welt in Paris präsentieren zu können. An seiner Seite war seine erwachsene Tochter Claire. Unüblich für die damalige Zeit nahm sie einen wichtigen Platz in der Firma ihres Vaters ein. Gleichzeitig kämpfte sie um den Erhalt ihrer kleinen Familie. Denn ihr Mann Adolphe war ganz seiner Arbeit verschrieben. Im Pressetrubel um den Turm lernt Claire den Reporter Gordon Bennett kennen, der nicht nur an dem Turm Interesse zeigt. Die Erbauung des Turms wird zum Drahtseilakt, nicht nur durch die Widrigkeiten des Baus selbst, sondern auch durch die Beziehungsgeflechte und gesellschaftlichen Konventionen. Die Autorin Sophie Villard versteht es die Fäden zu spannen und so Wissen und Fakten in Wärme, Tragik und Spannung einzuhüllen. Ich habe beim Lesen eine Verbindung zu den Figuren aufbauen können. Ich habe mit Claire gelitten, geliebt und mitgefiebert. Und war am Ende des Buches nicht nur bereichert an Wissen, sondern auch an einer wirklich rührenden und bewegenden Geschichte. Starke Frauen, von denen ich sehr gerne mehr lesen möchte.

Bewertung vom 16.05.2023
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Der Morgen beginnt mit einer Leiche. Und das mitten auf dem Großen Stern in Berlin. Es ist der erste Fall für die junge und ehrgeizige Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski. Doch dann wird auf der entblößten Frauenleiche die Adresse des Bundeskanzlers entdeckt, die dort mit Farbe auf ihren Bauch geschrieben steht. Eindeutig nichts für Anfänger. Und so wird der erfahrene Ermittler Artur Mayer hinzugezogen. Dem ist nicht ganz klar, wie es dazu kommt, denn eigentlich ist er bei der Polizeiführungsriege gerade in Ungnade gefallen. Für Spannung und Tempo sorgen die Perspektivwechsel. Neben dem winterlichen Berlin der Gegenwart wird uns auch eine Geschichte des sommerlichen Berlins der Vergangenheit erzählt. Hier steht eine Gruppe Jugendlicher im Fokus. Eine Clique und ein Junge der unbedingt dazugehören will. Schnell wird klar, dass es hier eine Verbindung gibt. Das Buch ist der Auftakt zur neuen Thrillerreihe von Marc Raabe. Nach der Babylon-Reihe war ich total gespannt auf das neue Buch. Die Figuren Nele und Artur gefallen mir sehr gut und scheinen sehr viel Potenzial für weitere Storys zu haben. Bis zur Mitte des Buches konnte ich kaum von Selbigem lassen, hab mitgerätselt und ermittelt. Für meinen Geschmack wurde es dann in der zweiten Hälfte etwas langsam und vollgepackt. Der Dramatik zum Ende hin tat das jedoch keinen Abbruch. Das Buch ist auf jeden Fall ein würdiger Babylon-Nachfolger.