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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 05.09.2022
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1) (eBook, ePUB)


weniger gut

Vorsicht bissige Kobolde und ein eigenwilliger Schreibstil

Das Cover ist wunderschön gestaltet und hat mich sofort angesprochen. Es passt perfekt zum Genre und verspricht märchenhafte Abenteuer. Hier gibt es also eine glatte 10/10 - nur leider nicht für den Rest des Buchs.
Aber zuerst zum Inhalt: Kinsch Na Shannack wurde zum Dieb ausgebildet und steht deshalb nun in der Schuld seiner Gilde. Um sich freizukaufen, hält er sich mit Gelegenheitsdiebstählen über Wasser, bis die Gilde ihm ein verlockendes Angebot macht und er in deren Auftrag gemeinsam mit einer hartgesottenen Ritterin nach Norden reist, wobei der Weg weitere Zufallsbekanntschaften sowie Gefahren für sie bereithält.
Dem Schreibstil stehe ich ambivalent gegenüber. Zum einen war die Geschichte streckenweise flüssig lesbar, zum anderen hat mich der Erzählstil zwischendurch immer wieder zum Verzweifeln gebracht. Einerseits ist da der vulgäre, eigenwillige Humor unseres Protagonisten, den ich anfangs noch witzig fand und der ganz hervorragend zu Kinsch selbst passt, für den ich aber zunehmend nur noch Augenrollen übrighatte. Dann beherrschen Reisebeschreibungen mit Infos über die Geschichte, Kultur und Mythen rund um die vielfältige Götterwelt einen Großteil des Buchs, weshalb die Haupthandlung erst gegen Ende überhaupt Fahrt aufnimmt. Bei allem Respekt für den Einfallsreichtum des Autors haben mir so ein roter Faden und Spannung gefehlt. Es kann schwer sein, sich in einer so detaillierten High Fantasy-Welt zurechtzufinden, allerdings haben die vielen Erklärungen mir das trotzdem nicht erleichtert, sondern eher für Langatmigkeit und aufgrund fehlender Nachvollziehbarkeit stellenweise für komplette Verwirrung gesorgt.
Außerdem konnte ich keine wirkliche emotionale Verbindung zu den Protagonisten aufbauen, was wohl ein weiterer Grund dafür ist, dass die Handlung mich nicht wirklich mitreißen konnte. Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und wirken stimmig, nur haben mir eben leider die Identifikationsmöglichkeiten gefehlt. Außer Kinsch, aus dessen Sicht uns die Geschichte präsentiert wird, hat man beim Lesen auch nur begrenzten Zugang zu den anderen Charakteren. Nehmen wir zum Beispiel Galva: Sie wirkt durch ihre soldatische, emotionslose Ader absolut unnahbar. Mein Lieblingscharakter war ein Sidekick: der blinde Kater. Das sagt alles oder?
Das mag jetzt reichlich negativ geklungen haben, dennoch fand ich bei weitem nicht alles schlecht. Was mir durchweg richtig gut gefallen hat, war die grandiose, brutale und geschichtsträchtige Welt mit ihrer düsteren Atmosphäre und ihren liebevoll platzierten Details. Wer beispielsweise die Witcher-Welt liebt, wird auch an dieser Geschichte Gefallen finden - als Bonus gibt es auch hier ein eigenes Kartenspiel.
Insgesamt stellt das Buch für mich einen leicht enttäuschenden Auftaktband dar, der leider weit entfernt von einem Pageturner ist und ordentlich Luft nach oben hat.
Wer eine gut ausgearbeitete High Fantasy-Welt mit skurrilen Protagonisten sucht und sich auf eine Reise rund um ein interessantes Magiesystem, Götter, Kobolde, Riesen und Gefahren aus dem Meer begeben will, sollte dennoch einmal reinlesen.

Bewertung vom 22.08.2022
Hall, Alexis

Boyfriend Material Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Solide Unterhaltung

Das Cover ist ein echter Eyecatcher, passt durch die fröhlichen Farben super zum Genre, enthält Hinweise aufs Setting und macht einfach direkt gute Laune.
Zum Inhalt: Luc O’Donnell, Sohn berühmter Musiker, macht immer häufiger Negativschlagzeilen in der Klatschpresse, was seinem Job gefährlich zu werden droht. Deshalb sucht er einen möglichst vorzeigbaren Fake-Freund und findet ihn in Oliver Blackwood. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein und ziehen sich vielleicht gerade deshalb an…
Was den Schreibstil angeht, bin ich etwas zwiegespalten. Das Buch ist zwar trotz einiger Längen und unnötigem Beziehungs-Hin-und-Her über weite Strecken gut lesbar, allerdings hat mir Lucs Perspektive die Geschichte manchmal etwas verhagelt. Die derbe und teilweise respektlose Sprache und Art, die zu seiner ziemlich selbstzerstörerischen Ader passt, sind einfach nicht so meins.
Mit Luc verbinde ich generell eine Art Hassliebe. Anfangs fand ich ihn recht unsympathisch, was vor allem daran lag, wie unzufrieden er mit sich selbst ist. Glücklicherweise wird das jedoch etwas besser und seinem bissigen Sarkasmus und Humor kann ich durchaus einiges abgewinnen. Oliver hat die Düsternis um Luc eindeutig auflockern und mich mit seinen Aktionen immer wieder zum Lächeln bringen können. Letztlich wirken beide Charaktere aber fehlerhaft und damit glaubwürdig, was der Geschichte wirklich guttut.
Highlight des Romans waren für mich die realistisch dargestellten Dynamiken in Familien und Freundeskreisen der beiden Protagonisten. Der unverstellte, emotionale Blick auf (nicht ausschließlich romantische) Beziehungen und deren Spannungen hat mich öfter zum Nachdenken gebracht.
Womit wir bei einem weiteren Punkt wären: Ich hatte das Buch seit seinem Erscheinen in englischer Sprache auf meiner Wunschliste und hatte eine fröhliche, witzige Wohlfühlgeschichte erwartet. Die Tiefe und das wiederholte Aufgreifen dunklerer Gefühle sowie der Fokus auf Vergangenheitsbewältigung haben mich dann doch überrascht. Deshalb würde ich das Buch nicht schlicht als leichte und schnell zu lesende Unterhaltung einordnen. Ich habe meine Zeit gebraucht, um durch die Story zu kommen.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten und auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen, auch wenn ich auf so manches Drama hätte verzichten können. Wer romantische Komödien mit Tiefgang und authentische, wenn auch etwas eigenwillige Protagonisten sowie queere Repräsentation sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 30.07.2022
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke (eBook, ePUB)


gut

Anders als erwartet

Das Cover ist einfach nur wunderschön gestaltet und dank der tollen Farbwahl ein echter Eyecatcher. Es wirkt geheimnisvoll und macht neugierig.
Zum Inhalt: Im London des 18. Jahrhunderts führt Nella eine Apotheke für Frauen in Not und bringt sich damit selbst in Gefahr. Etwa 200 Jahre danach stößt Caroline auf Überbleibsel der geheimen Apotheke und macht sich daran, eine Wahrheit aufzudecken, die auch ihr eigenes Leben nachhaltig verändern soll.
Ich hatte so sehr auf dieses Buch hingefiebert und mich wirklich aufs Lesen gefreut. Der Anfang war dann auch wirklich vielversprechend. Der Beginn war sogleich fesselnd und die drei Erzählperspektiven haben nicht nur für eine außergewöhnlich gute Lesbarkeit gesorgt, sondern auch gekonnt einen überzeugenden Spannungsbogen aufgebaut. Ehrlich gesagt habe ich eine Weile keine so gut umgesetzten wechselnden Erzählperspektiven mehr gesehen. Nun zum ABER: Das letzte Drittel der Geschichte hat sie für mich etwas zerstört, was total schade ist und mich insgesamt ziemlich unzufrieden zurückgelassen hat. Am Ende hat man mehr Fragen als Antworten, was ich leider gar nicht mag. Wo ist der Sinn der Wendung am Ende? Und auch Carolines letzte Ergänzungen - ich bleibe hier mit Absicht vage, um nicht zu spoilern - hätte man sich schenken können, weil so zum Schluss Wiederholungen auftreten oder man hätte sie lieber früher an sinnvolleren Stellen einbauen sollen.
Die historischen Perspektiven von Nella und Eliza haben mir sehr gut gefallen. Ich mochte die Atmosphäre rund um ein drohendes Unheil. Ihre Passagen habe ich nur so verschlungen und regelrecht mit den beiden mitgefiebert. Deutlich weniger hat mir dagegen die aktuelle Perspektive gefallen. Da ich selbst einen Geschichtsabschluss in der Tasche habe, wirkte Caroline wie eine absolut unzureichend ausgebildete Historikerin auf mich. Ich will hier gar nicht näher ins Detail gehen, aber das hat ihre Glaubwürdigkeit zusammen mit ihren teilweise fragwürdigen Verhalten für mich komplett untergraben. Nur ihre Leidenschaft gegenüber den Geheimnissen der Vergangenheit konnte mich einigermaßen für sie einnehmen. Richtig gemocht habe ich aber leider keine der drei Protagonistinnen, weshalb ich mich ihnen nie richtig nah fühlen konnte - da waren die verschiedenen Perspektiven dann eher hinderlich, um detailliert in jedes Gefühlsleben eintauchen zu können.
Halten wir also fest: Zwei Drittel des Buches haben mir echt gut gefallen und waren spannend umgesetzt. Dann jedoch weist das Buch auch ein paar Längen und unnötige Wiederholungen auf. Die starken weiblichen Charaktere waren definitiv ein weiterer Pluspunkt, auch wenn die Umsetzung und Darstellung der Charaktere teilweise von Schwächen geprägt ist.
Wer fesselnde, historische Romane mit mehreren Zeitebenen, in denen Frauen im Fokus der Geschichte stehen, mag und sich nicht an offenen Enden und ungelösten Geheimnissen stört, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 29.07.2022
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich (MP3-Download)


sehr gut

Die Magie einer Freundschaft

Die Covergestaltung gefällt mir sehr gut. Es versprüht Urlaubsfeeling, sticht ins Auge und ist detailliert, ohne überladen zu wirken.
Zum Inhalt: Poppy und Alex sind seit Jahren die besten Freunde und haben über die Jahre meist ihren Sommerurlaub gemeinsam verbracht, zumindest bis ein Erlebnis vor zwei Jahren für Funkstille zwischen ihnen gesorgt hat. Poppy unternimmt nun einen letzten Versuch, die Freundschaft zu retten und schlägt eine gemeinsame Reise vor. Können die beiden sich aussprechen und wieder zueinander finden?
Die Stimmfarbe der Sprecherin ist sehr angenehm. Ihr Sprechvortrag ist einfühlsam und unaufdringlich, wodurch ich sehr gerne zugehört habe. Emily Henrys Schreibstil ist intelligent und erstaunlich anspruchsvoll, manchmal so humorvoll, dass ich auch mal laut auflachen musste, manchmal hatte ich aber auch eine Träne in den Augen. Hier ist nämlich nicht alles rosarot und unproblematisch, weshalb die Geschichte keinen schlichten Wohlfühlroman darstellt, sondern darüber hinaus viel Tiefe und auch schwere Gefühle wie Reue und Melancholie bereithält.
Mir war das Erzähltempo allerdings zwischendurch immer mal wieder zu langsam. Wir verfolgen verschiedene Zeitebenen, eine berichtet uns von den vergangenen Reisen der beiden Protagonisten, die wie alle Kapitel aus Poppys Sicht wiedergegeben werden. Ihre Erinnerungen waren mir teilweise schon zu detailliert. Klar kann man die beiden Protagonisten dadurch besonders nah kennenlernen, ich habe mich jedoch immer wieder dabei erwischt, wie ich zwischendurch auf die Uhr geschaut habe.
Die Protagonisten sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet worden. Sie wirken beide so zeitgemäß, als stammten sie tatsächlich aus dem echten Leben. Der erzählerische Fokus auf Poppy hat manchmal dafür gesorgt, dass ich etwas genervt von ihr bzw. der Dramaqueen in ihr war. Dennoch konnte ich ihre Gefühlslage immer nachvollziehen, was mich wieder mit ihr versöhnt hat. Alex lernen wir nur durch Poppys Augen kennen, weshalb für mich immer eine kleine Distanz bestehen blieb. Beide werden mit ihren Schwächen und Narben vorgestellt, was sie authentisch und nahbar wirken lässt und dazu einlädt, sich mit ihnen zu identifizieren. Meine Lieblingscharaktere sind sie wohl nicht, aber ich fand sie ganz sympathisch.
Das Hörbuch konnte mich insgesamt solide unterhalten. Für mich war es das erste Buch der Autorin, weshalb ich nach all dem internationalen Hype um sie besonders gespannt war. Jetzt kann ich festhalten, dass ich definitiv noch mehr von ihr lesen oder hören würde.
Wer eine romantische Komödie mit tiefen Gefühlen sucht, könnte hierin ein perfektes Sommerhörerlebnis finden.

Bewertung vom 18.07.2022
Jonson, Jo; Schönenberg, Philip

Love and Lies


gut

Solide Unterhaltung

Das Cover ist ansprechend gestaltet und obwohl ich nach wie vor nicht auf realistische Menschendarstellungen auf Covern stehe, muss ich schon zugeben, dass dieses hier mich magisch in seinen Bann gezogen hat und einer der Gründe war, dieses Buch überhaupt zu lesen.
Zum Inhalt: Leben von Samantha Carstairs scheint perfekt, weshalb niemand vermuten würde, dass es sich bei ihr um eine gesuchte Kunstdiebin handelt. Ihr größter Coup endet jedoch katastrophal. Sie wird geschnappt und des Doppelmordes verdächtigt. Um ihre Unschuld zu beweisen, tut sich mit Detective Derrick Graves zusammen. Doch kann das gutgehen?
Das Buch ließ sich flüssig lesen. Aufgrund seiner Kürze eignet es sich perfekt, um an einem Nachmittag am See oder bei schlechtem Wetter auf der Couch verschlungen zu werden. Dazu tragen auch die wechselnden Erzählperspektiven beider Protagonisten bei, die das Lesen unterhaltsam gestalten. Auch wenn ich den Krimiplot sehr durchsichtig und wenig überraschend fand, konnte mich die Geschichte selbst dennoch fesseln und es fiel mir schwer, sie aus der Hand zu legen. Bei der Ermittlungsarbeit merkt man außerdem die kreative Freiheit ziemlich deutlich, was ich hier nur mal mit einem Augenzwinkern ergänzen möchte.
Die Charaktere hatten überraschend viel Tiefe und sind ziemlich detailliert ausgearbeitet. Auch wenn deren Erzählperspektiven guten Einblick in ihre Gefühlswelten geben und mir beide Protagonisten grundsätzlich sympathisch waren, blieb aber trotzdem eine gewisse Distanz bestehen, die mich jedoch nicht daran gehindert hat, mit ihnen mitzufiebern. Samanthas doppelte Identität wurde besonders gut umgesetzt, ebenso wie die Aufbereitung von Derricks beruflichen Lasten, wodurch beide realistisch wirken.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten. Wer eine gelungene Mischung aus Krimi und Lovestory mit glaubwürdigen Charakteren für zwischendurch oder den Ausweg aus einer Leseflaute sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 15.07.2022
Blackburn, Lizzie Damilola

Yinka, wo bleibt dein Date? (eBook, ePUB)


sehr gut

Anders als erwartet

Das Cover ist ansprechend gestaltet, auch wenn mich der Titel deutlich mehr angezogen hat als die Bildgestaltung. Das liegt aber einfach daran, dass realistische Menschendarstellungen auf Covern generell nicht ganz meins sind. Nichtsdestotrotz ist dieses Cover ein Eyecatcher, dessen Farben auch super zum Genre passen.
Zum Inhalt: Yinka möchte sich unbedingt verlieben. Zum einen, weil sie Druck von ihrer Familie bekommt, zum anderen weil sie eine Begleitung zur Hochzeit ihrer Cousine braucht. Also macht Yinka auf die Suche nach dem Einen.
Das Buch hat sich flüssig lesen lassen. Was mich begeistert hat, sind die kulturellen Einblicke in Yinkas nigerianische Großfamilie und Yinkas alltäglicher Umgang mit ihren britisch-nigerianischen Einflüssen. Ich hatte mir eine witzige, unterhaltsame Geschichte erhofft, wurde in dieser Hinsicht jedoch ein klein wenig ernüchtert. Ich hatte eher mit einer leichten, durchweg humorvollen Herangehensweise an das Thema gerechnet. Allerdings haftete der Handlung streckenweise auch eine gewisse Verzweiflung und Düsternis an, was sie sehr viel ernster wirken ließ. Dazu tragen natürlich auch ernste und aktuelle Themen rund um Yinkas soziale und kulturelle Herkunft bei, beispielsweise Mobbingerfahrungen, die hier sehr einfühlsam aufgearbeitet werden. Gleiches gilt für Diskussionen rund um Yinkas Glauben, die hier mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Respekt behandelt wurden.
Die Geschichte ist zwar nah am Leben entworfen und jede Singlefrau, die zur heutigen Zeit auf Dates oder Partnersuche geht, wird sich wohl irgendwo wiederfinden können und auch die Familiendynamiken innerhalb der Großfamilie wirken authentisch und lassen den familiären Druck spürbar werden, aber trotzdem hat mich Yinkas Story nicht voll für sie einnehmen können. Sie ist zwar eine realistische dargestellte Protagonistin mit Schwächen und Selbstzweifeln, aber lange Zeit auch einem unbändigen Drang, Anderen zu gefallen bzw. die Erwartungen Anderer zu erfüllen, was mich ziemlich genervt hat. Deshalb war ich zwischenzeitlich auch eher gewillt, dem Buch noch einen Stern bei der Bewertung abzuziehen, jedoch konnten mich die letzten Seiten dann doch noch stärker emotional berühren und mir fast eine Träne entlocken. Allerdings hätte ich mir zwischendurch mehr Spannung und weniger zähe Phasen gewünscht.
Der Fokus der Geschichte liegt zwar auf Yinka, allerdings geht es auch viel um ihre Freundinnen, weshalb mich die Story zwischenzeitlich an Sex and the City, Valeria oder The Bold Type erinnert hat – hier nur abzüglich jedweder expliziten Szene. Drama nach Machart einer romantischen Komödie hält diese Geschichte definitiv ausreichend bereit.
Toll ist, dass auch eine queere Protagonistin Einzug in die Geschichte gefunden hat. Generell waren mir Yinkas direkte, selbstbewusste, ehrgeizige Freundinnen und Cousinen fast noch sympathischer als die Protagonistin selbst. Yinka wirkt manchmal fast schon unglaubwürdig naiv und unerfahren im Umgang mit anderen Menschen, dafür dass sie eine intelligente Frau ist, die in einer Metropole wie London lebt, wobei ich mir übrigens auch mehr vom austauschbar wirkenden Setting versprochen hatte.
Insgesamt hat mich die Geschichte solide unterhalten, aber mehr als 3,5 Sterne sind leider echt nicht drin. Ich hatte mir einfach noch etwas mehr erhofft. Wer auf romantische Komödien mit Tiefgang, einem interessanten kulturellen Background, aber auch allerlei Drama und Zickenkrieg steht, sollte hier einmal reinlesen.

Bewertung vom 09.07.2022
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt (MP3-Download)


sehr gut

Unterhaltsames Hörvergnügen

Das Cover ist ansprechend gestaltet und passt sowohl zum historischen Setting als auch zum Genre eines Liebesromans.
Zum Inhalt: Kitty Talbot muss ihre vier Schwestern nach dem Tod ihrer Eltern allein durchbringen. Doch damit nicht genug: Ihr Vater hat ihnen noch dazu einiges an Schulden hinterlassen. Kittys letzte Chance liegt in der Suche nach einem Ehemann. Dafür begibt sich inmitten der Londoner Ballsaison und der gesellschaftlichen Oberschicht. Kann sie dort bestehen und finden, wonach sie sucht?
Die Sprecherin des Hörbuchs macht einen fantastischen Job und ich bin wahnsinnig froh, diese Geschichte gehört und nicht gelesen zu haben. Tanja Fornaro liest die Charaktere äußerst abwechslungsreich, haucht ihnen damit gekonnt Leben ein und sorgt so für ein gefühlvolles, aber auch sehr unterhaltsames Hörerlebnis. Sie könnte nach dieser Performance glatt in den Kreis meiner liebsten Sprecherinnen aufsteigen.
Zu den Charakteren: Kitty erschien mir über weite Teile des Hörbuchs leider als absolut unsympathische, berechnende Protagonistin, bei der ich zwischendurch gehofft hatte, dass sie doch bitte absichtlich satirisch angelegt sein möge, denn es war größtenteils ziemlich anstrengend, ihre Erzählperspektive zu verfolgen. Glücklicherweise macht sie dann doch noch eine – recht wundersam schnelle – Wandlung durch, was das letzte Drittel deutlich angenehmer gestaltete und dazu führte, dass ich das Ende in einem Rutsch verschlungen habe. Allerdings wird Kitty dennoch nicht mehr meine Lieblingsfigur.
Lord Radcliffe war mir da schon deutlich sympathischer. Gezeichnet von traumatischen Erlebnissen sucht er nach dem richtigen Umgang mit seiner neuen Rolle als Familienoberhaupt und ist wohl auch gewissermaßen auf der Suche nach sich selbst. Aus seiner Perspektive hätte ich gerne noch mehr gehört. Wer einen reichlich ernsten, nachdenklichen und zuweilen mürrischen Protagonisten als love interest sucht, dürfte hier fündig werden.
Letztlich verbindet das Hörbuch gelungen eine historische Liebesgeschichte rund um eine selbstbestimmte Protagonistin mit zeitgenössischen Skandalen, Intrigen und sogar ein paar Actionszenen, womit insgesamt dank herausragender Schlagabtausche ein fesselndes Gesamtwerk mit einer guten Prise Humor entsteht. Die beschriebene Annäherung geht allerdings recht dezent und unterschwellig, aber deshalb nicht weniger romantisch oder glaubhaft vonstatten.
Wer auf der Suche nach einer unterhaltsamen und kurzweiligen historischen Liebesgeschichte voll amüsanter Wortgefechte ist, die sich perfekt zum Abschalten nach einem stressigen Tag eignet, sollte hier unbedingt einmal reinhören.

Bewertung vom 04.07.2022
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Klare Leseempfehlung

Das Cover passt perfekt zur Geschichte und ihren Charakteren. Die fröhlichen Farben stechen sofort ins Auge, allerdings ist es für meinen Geschmack etwas zu viel und wirkt leicht überladen.
Zum Inhalt: Yadriel möchte von seiner Familie endlich als Brujo akzeptiert werden. Als trans Junge verweigert man ihm allerdings das traditionelle Aufnahmeritual, weshalb er sich kurzerhand mit der Hilfe seiner Cousine Maritza selbst daran macht, einen Geist zu beschwören, um seine Kräfte zu beweisen. Doch was, wenn jener Geist nicht wieder gehen möchte?
Anfangs hatte ich leichte Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Das legte sich aber spätestens bei Julians erstem Auftritt. Danach bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Diese Geschichte ist so viel mehr als Urban Fantasy. Sie vereint außerdem Krimielemente und eine coming-of-age-story, was das Lesen ungemein abwechslungsreich gestaltet. Was die Spannungselemente angeht, konnte ich die Entwicklung recht schnell vorhersehen, was meiner Lesefreude in dem Fall aber keinen Abbruch getan hat.
Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, was mich so berühren konnte und lange keine Protagonisten kennengelernt, die mir so unter die Haut gegangen sind. Die queere Repräsentation und die damit im Zusammenhang stehenden realistisch beschriebenen, ungeschönten Spannungsverhältnisse überzeugen auf ganzer Linie und sorgen dafür, dass die Geschichte eine gigantische emotionale Bandbreite - von lachen, weinen, schmachten und einer großen Portion Hoffnung war alles dabei - bereithält.
Die Charaktere sind detailliert und liebevoll ausgearbeitet und bieten ein breites Spektrum zur Identifikation. Die Protagonisten muss man einfach gernhaben. Julian ist ein draufgängerischer Wirbelwind mit großem Herzen und gewissermaßen das komplette Gegenteil zu Yadriels ruhigem, zurückgezogenem, ehrgeizigem Charakter. Daneben steht Maritza als beeindruckend starke, selbstbewusste junge Frau. Die drei als sich ergänzendes Team zu verfolgen, war ein wahrer Lesegenuss.
Auch der kulturelle Hintergrund der Geschichte ist großartig ausgearbeitet worden. Durch den bildhaften Schreibstil kann man sich nicht nur die Feierlichkeiten rund um den Día de Muertos in all seiner Farbenpracht vorstellen, man bekommt auch ein Gefühl für möglicherweise fremde Kulturen und einen respektvollen Umgang mit menschlicher und kultureller Vielfalt allgemein. Zudem haben mich die spanischen Gesprächsteile besonders gefreut, die den Dialogen noch einmal das gewisse Etwas und schlichtweg mehr emotionale Tiefe verleihen.
Im englischen Sprachraum hat dieses Buch schon reichlich Aufmerksamkeit bekommen und was soll ich sagen, ich finde, dieses Buch hat seinen Hype völlig verdient. Es ist absolut lesenswert, spricht furchtlos wichtige Dinge an, gibt der LGBTQ+ Community eine würdige Stimme und trägt damit hoffentlich auch zu mehr gesellschaftlichem Verständnis bei. Auch wenn sich die Geschichte vielleicht prinzipiell eher an Jugendliche/junge Erwachsene richtet, ist sie für jede Altersklasse geeignet.
Wer ein fesselndes, ergreifendes Fantasy-Leseerlebnis voller Diversität sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen!

Bewertung vom 21.06.2022
Dade, Olivia

The Stories we write (MP3-Download)


gut

Hatte mehr erwartet

Das Cover ist zwar schlicht und eher unauffällig als ein Eyecatcher, gefällt mir aber ganz gut.
Zum Inhalt: Marcus Caster-Rupp, nach außen hin überaus attraktiver aber etwas dümmlich wirkender Schauspieler, hat ein Geheimnis. Er schreibt Fanfiction, die ihn seine Karriere kosten könnte. April Whittier, Fan von Marcus‘ Serie und der Buchvorlage, schreibt nicht nur Fanfiction, sondern kreiert auch eigene Kostüme zum Fandom. Als sie Fotos davon postet, bekommt sie aufgrund ihrer Figur die Negativseiten des Internets zu spüren. Doch dann passiert das Unmögliche, denn Marcus bittet sie doch tatsächlich um ein Date…
Mein Highlight des Hörbuchs war die Leistung der Sprecherin. Sie macht einen wirklich guten Job und hat eine sehr angenehme Sprechstimme, mit der sie wenigstens etwas mehr Gefühl und Tiefe in die Geschichte bringt. Womit wir gleich mal zum Schreibstil beziehungsweise einem meiner größten Kritikpunkte kommen: Nichts gegen explizite Szenen, wenn sie voll prickelnder Atmosphäre sind und nicht erzwungen wirken, was hier nur so halb der Fall ist. Allerdings besteht diese Geschichte in jedem Kapitel zumindest in Andeutungen, manchmal aber auch sehr detailliert, aus Sex, was logischerweise nicht viel Platz für sonstige Handlungsstränge und somit auch eine Menge lose Fäden offenlässt. Zum Beispiel wird Aprils Arbeit am Anfang detailliert thematisiert, dann verschwindet ihr Arbeitsalltag aus dem Fokus. Auch ihr anfänglich zu Wort kommender Lieblingskollege scheint einfach nicht mehr zu existieren. Sobald sie Marcus trifft, dreht sich ihre Welt nur noch um ihn. Das ist total schade.
Was mir hingegen gut gefallen hat, vor allem mit dem inhaltlichen Fokus auf Bücher, Verfilmungen und Fanfiction, ist die Einbeziehung anderer Medien und Textformen, wie Drehbücher oder Chatnachrichten. Leider konnten diese humorvollen Einlagen, auch nicht mehr Spannung in die schon reichlich vorhersehbare Handlung bringen.
Zu den Protagonisten: Mit April hatte ich so meine Probleme. Sicher sie ist klug, stark, sinnlich und kreativ, allerdings definiert sie sich nervigerweise zunehmend über Marcus, was etwas ungesund erscheint und dazu führt, dass sie ihre Individualität verliert. Auch die Hauptmessage der Geschichte, die sich ja um Body Positivity drehen sollte, verschenkt ihr Potenzial, indem das Thema immer mal wieder hochkocht und kurz problematisiert wird, nur um dann plötzlich gar keine Rolle mehr zu spielen. Marcus war mir etwas sympathischer und der Blick hinter seine Fassade war ziemlich spannend. Wo April fehlerhaft und menschlich wirkt, scheint Marcus jedoch fast etwas zu perfekt.
Ich kam nicht wirklich an die Protagonisten heran. Was daran liegen könnte, dass die beiden Ende 30 und damit deutlich älter als ich sein sollten – wobei sie sich nicht wirklich ihrem angeblichen Alter entsprechend verhalten. Zudem wirkt das Hauptdrama zwischen den Protagonisten stark künstlich geschürt, weil es sich eigentlich so leicht aus der Welt räumen ließe.
Insgesamt wurden meine Erwartungen eher enttäuscht. Dennoch habe ich Hoffnungen für den zweiten Band, dessen Protagonisten uns hier schon begegnen und deren Unterhaltungswert ich momentan als ziemlich hoch einschätze. Wer eine herausragend gesprochene, unaufgeregte, seichte Liebesgeschichte mit Romcom-ähnlichem Drama sucht, sollte trotzdem einmal reinhören.

Bewertung vom 19.06.2022
Barker, R. J.

Die Knochen-Schiffe


gut

Solider Einstieg mit Ausbaupotenzial

Das Cover sowie die weitere äußere Gestaltung stellen für mich ein absolutes Highlight des Buchs dar. Die Einbandgestaltung und die Zeichnungen zu Beginn jedes Kapitels sind großartige Details, die die Stimmung der Geschichte perfekt einfangen und das Auge erfreuen.
Zum Inhalt: Zwei Nationen bekämpfen sich seit geraumer Zeit. Als dann zum ersten Mal seit Generationen ein Drache gesichtet wird, dessen Knochen als Ressource für das wichtigste Kriegsgerät dienen, beginnt ein Kampf um die Vormachtstellung in der andauernden militärischen Auseinandersetzung.
Der Erzählstil hat mich, ähnlich wie das ganze Buch, etwas zwiegespalten zurückgelassen. Am Anfang fiel es mir wahnsinnig schwer, in die Geschichte reinzukommen und das lag nicht nur am High Fantasy Genre. Schachtelsätze und wenig Dialoge haben mir den Einstieg erschwert. Mit der Zeit kam ich flüssiger voran, aber die Geschichte konnte mich leider nie richtig in ihren Bann ziehen. Spannung kam nur in ein paar Actionszenen auf, von denen ich mir auch etwas mehr erhofft hatte. Die Atmosphäre stellte für mich jedoch einen großen Pluspunkt dar. Die Enge und Eintönigkeit auf dem Schiff, die Ausweglosigkeit und drohende, schwelende Gefahr sind greifbar darstellt. Daneben mochte ich viele kleine Details, beispielsweise die Seemannslieder, die aber letztlich eben nur einen kleinen Teil der Geschichte ausmachten.
Zu den Charakteren: Dem Buch mangelt es nicht an außergewöhnlichen und potenziell unterhaltsamen Charakteren innerhalb des diversen und heterogenen Casts. Hier wurde meiner Meinung nach jedoch einiges an Potenzial verschenkt. Ich verstehe, wieso der Autor uns die Geschichte nur aus der Sicht Jorons bereitstellt, allerdings hätte ich mir gerne mehr Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt andere Charaktere gewünscht. So blieben sie mir jedoch größtenteils fremd und wirkten unnahbar, wodurch auch das Potenzial eigentlich liebenswürdiger Nebencharaktere - wie dem Gullaime oder verschiedenen Mannschaftsmitgliedern des Flottenschiffs - teilweise bis ganz verschenkt wurde.
Joron ist als Protagonist jedoch clever ausgewählt. Er ist jung, unerfahren und formbar, teilweise auch voller Vorurteile. Glücklicherweise macht er eine glaubwürdige Entwicklung durch, die es auch dem Leser ermöglicht, sich schrittweise in der Welt zurechtzufinden. Richtig sympathisch wurde Joron mir jedoch nie so ganz, weshalb ich eben auch nur bedingt mitfiebern konnte.
Das einzigartige Worldbuilding, die Magieformen, die von einem Matriarchat geprägten Gesellschaftsstrukturen mit einer außergewöhnlichen Kultur und die politischen Verwicklungen sind wahnsinnig interessant und bieten noch viel Entwicklungspotenzial für die Folgebände. Hier hat der Autor ungemein viel Kreativität bewiesen und mich definitiv beeindruckt.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten, auch wenn meine zugegebenermaßen hohen Erwarten nicht erreicht wurden. Ich habe in den letzten Tagen lange hin- und herüberlegt und werde dem zweiten Band der Trilogie wohl noch eine Chance geben.
Wer atmosphärische High Fantasy mit starkem Fokus auf Charakterentwicklung und eher langsam voranschreitender Handlung vor maritimem Setting mag, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.