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Raumzeitreisender
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Ahaus
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 757 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2023
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


schlecht

Das Buch handelt von der Rolle der Frau in den 1950er und 1960er Jahren, genauer gesagt, wie die Autorin die Frauen (und letztlich auch die Männer) in dieser Zeit sieht. Zeichnet sie ein realistisches Bild?

Eine Chemikerin, die Karriere in der Wissenschaft machen will, wird Mobbingopfer, sozial ausgegrenzt, vergewaltigt (ohne rechtliche Konsequenzen!), verleumdet und ohne rechtliche Konsequenzen ihrer wissenschaftlichen Arbeiten beraubt und entlassen.

Und nicht nur Protagonistin Elisabeth Zott ist Opfer, sondern nahezu alle Frauen in ihrem Umfeld. Da stellt sich nicht nur die Frage, welches Frauenbild hier gezeichnet wird, sondern auch wie die Männerwelt hier dargestellt wird.

Die klischeehaften Darstellungen werden noch getoppt von einem sprachbegabten Hund und einem hochintelligenten Kind, welches maßgeblich Einfluss nimmt auf das Geschehen.

Die Protagonisten Elisabeth Zott und Calvin Evans, letzterer mit seinen jugendlichen 28 Jahren bereits mehrfach für den Nobelpreis nominiert, wirken unsympathisch und unglaubwürdig.

Ein Frau im Herren-Achter, eine Chemikerin, die ihr eigenes Ding in einer Kochsendung macht und und und. Hier jagt ein Klischee das nächste. Und natürlich gibt es die gute Fee, die für gerechte Strafen für die Bösen sorgt. Das ist Stoff für Seifenopern.

Die Handlungen wirken plump und naiv. Es ist ein Werk für einen Groschenroman. Rätselhaft ist für mich, wie dieses kitschige, humorlose Werk in die Bestsellerlisten gelangen konnte.

Bewertung vom 07.01.2023
52 kleine & große Eskapaden in Deutschland - Mit Genuss
Jeske, Cornelia;Pollex, Sylvia;Sohr, Stefanie

52 kleine & große Eskapaden in Deutschland - Mit Genuss


sehr gut

Es handelt sich um einen Reiseführer für den Südwesten Dänemarks. In drei Abschnitten werden „Abstecher“ für Kurzbesichtigungen, „Ausflüge“ für Tagesreisen und „Miniurlaube“ für mehrtägige Aufenthalte beschrieben.

Eine graphische Übersicht über die durchnummerierten Ausflugsziele befindet sich auf den letzten Seiten des Buches. Die reichlich bebilderten und damit ansprechenden Beschreibungen erfolgen jeweils auf wenigen Seiten des Buches.

In die Kapitel ist jeweils ein kleiner Abschnitt eingefügt, in dem zur Orientierung die Anreise erläutert ist sowie die notwendige Ausrüstung, die Länge der Strecke bzw. Dauer der Besichtigung und die beste Reisezeit angegeben sind.

Nicht enthalten sind allgemeine Informationen über das Land, über Essgewohnheiten, Unterkünfte, Zahlungsmittel, Einkaufsmöglichkeiten etc. Der Fokus liegt auf den beschriebenen Besichtigungstouren.

Bewertung vom 06.01.2023
Die Philosophie des modernen Songs
Dylan, Bob

Die Philosophie des modernen Songs


sehr gut

In diesem Buch beschreibt Bob Dylan in nicht chronologischer Reihenfolge die Geschichte und Bedeutung von sechsundsechzig Songs der hauptsächlich US-amerikanischen Pop-Musik-Geschichte. Die Bandbreite reicht von „Keep my Skillet good and greasy“ von Uncle Dave Macon aus dem Jahr 1924 bis zu „Nelly was a Lady“ von Alvin Youngblood Hart aus dem Jahr 2004. Das Buch ist eine Fundgrube für eine musikalische Entdeckungsreise.

Dylan beleuchtet die Zweideutigkeit von Little Richards „Tutti Frutti“ (41), begeistert mit seinen Ausführungen zu den energiegeladenen Osborne Brothers, deren Sänger selbst Roy Orbison in den Schatten stellt (153), schwärmt von „Ball of Confusion“ von den Temptations „In diesem Song ist alles am entgleisen“ und stellt Songs von Johnny Cash vor, die weniger bekannt sind (229, 297).

Dylan stellt Vergleiche an und gibt detaillierte Informationen zum Interpreten, zur historischen Einordnung und zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Seine Erläuterungen sind inspirierend und verleiten den Leser dazu, sich einige der weniger bekannten Songs aufgrund der Beschreibungen anzuhören. Deutlich wird, dass Dylan nicht auf ein Genre festgelegt ist, sondern eine große musikalische Bandbreite abdeckt.

Bewertung vom 05.01.2023
Was Sie dachten, NIEMALS über DÄNEMARK wissen zu wollen
Kristina vom Dorf

Was Sie dachten, NIEMALS über DÄNEMARK wissen zu wollen


sehr gut

Es handelt sich um ein Buch voller Überraschungen. Es gliedert sich in 55 unterhaltsame kleine Kapitel. Obwohl ich schon mehrmals in Dänemark war, habe ich hier viel Neues über das Land erfahren. Die gebürtige Deutsche Kristina vom Dorf lebt seit einiger Zeit im Land der Wikinger und hat deren Kultur kennengelernt.

Die Dänen haben aus gutem Grund ein anderes Verhältnis zum Auto als die Deutschen. Es ist schwierig, sich mit Dänen zu unterhalten, selbst wenn man die Schriftsprache gelernt hat. In Dänemark lebt man bargeldlos, zudem sind die Dänen familienfreundliche Menschen, Familie ist wichtiger als der Beruf.

Auffallend ist, die Autorin polarisiert stark und provoziert, wenn sie z.B. schreibt: „Dänen lassen ihre Babys im Regen stehen“, „Dänen sind die langsamsten Handwerker“, „Dänen können nicht Auto fahren“ oder „Dänen fehlt es an Gesetzen und Regeln“. Damit verallgemeinert sie ihre individuellen Erfahrungen.

Die Autorin hat ihren eigenen Stil, Sachverhalte darzustellen. Am sinnvollsten ist m.E. eine humorvolle Interpretation mit einem Augenzwinkern. Es gibt nicht „die Dänen“, aber als Leser erhält man einen Eindruck davon, wie „viele Dänen“ ticken. Als Besucher des Landes sollte man nach Lektüre des Buches weniger überrascht sein.

Bewertung vom 04.01.2023
Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 1
Papula, Lothar

Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 1


sehr gut

Es handelt sich um den ersten Band einer dreibändigen Reihe über höhere Mathematik für angehende Ingenieure und Naturwissenschaftler. Der Fokus dieses Lehrbuches liegt auf anwendungsbezogener Hochschulmathematik. Daher handelt es sich nicht um ein Werk für Mathematiker.

Der Autor behandelt Grundlagen der Mengenlehre, Gleichungen und Ungleichungen, Funktionen, Vektoralgebra, Infinitesimalrechnung, Potenzreihen und komplexe Zahlen. Am Ende der Kapitel befinden sich jeweils Übungsaufgaben. Die Lösungen (über hundert Seiten) befinden sich auf den letzten Seiten des Buches.

Die Erläuterungen sind verständlich und dadurch auch für das Selbststudium geeignet. Mit über achthundert Seiten handelt es sich um ein umfassendes Werk. Die Beispiele stammen teilweise aus naturwissenschaftlichen Anwendungen. Damit gibt es Querverbindungen zur sonstigen Fachliteratur.

Bewertung vom 04.01.2023
Immun
Dettmer, Philipp

Immun


gut

Das menschliche Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk, welches der Abwehr potenziell schädlicher Moleküle und Zellen dient. Informationsdesigner Philipp Dettmer erläutert in diesem Buch in bildhafter Sprache den Aufbau und die Funktionsweise des Immunsystems. Er selbst hat durch seinen Youtube-Kanal Erfahrungen darin, Sachverhalte anschaulich zu erklären.

Was passiert bei einer Schnittwunde? Welche Aufgaben haben T-Zellen, B-Zellen und Antikörper? Was sind Makrophagen und Neutrophile? Kann das Immunsystem überreagieren? Wie wird eine Virusinfektion ausgerottet? Das sind Fragen, die der Autor auf verständliche Weise behandelt. Dabei wird deutlich, wie kompliziert die Strukturen, Regelkreise und Meldewege im menschlichen Körper sind.

Der Autor hat sich für seine populärwissenschaftliche Aufarbeitung ein extrem schwieriges Thema herausgesucht. Jedoch ist der Inhalt für einen Laien zu umfangreich und für einen Fachmann zu oberflächlich. Dennoch erscheint die Immunologie durch dieses Buch in einem anderen Licht und man bekommt einen Eindruck davon, mit welch schwieriger Materie sich Immunologen beschäftigen.

Bewertung vom 12.12.2022
Der Mann aus Sankt Petersburg, Sonderausgabe
Follett, Ken

Der Mann aus Sankt Petersburg, Sonderausgabe


sehr gut

Anfang 1914 nehmen die Spannungen in Europa zu. England befürchtet einen Krieg gegen Deutschland. Um die eigenen Erfolgsaussichten zu erhöhen, suchen die Engländer den Kontakt zu den Russen, die im Falle eines Krieges England unterstützen sollen. Lord Walden, dessen Frau russischer Herkunft ist, nimmt im Auftrag von Winston Churchill mit Fürst Orlow, der die Interessen der Russen vertritt, Verhandlungen auf. Sie treffen sich in London.

Russland hat genug eigene Probleme und daher gibt es Strömungen, ein mögliches Abkommen mit England zu verhindern. Felix Kschessinsky, Mitglied einer Gruppe von Anarchisten, reist nach England mit dem Ziel, den russischen Vertreter der Verhandlungen Fürst Orlow zu töten und das Verhältnis zu Russland nachhaltig zu beschädigen. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass Felix früher ein Verhältnis mit Waldens Frau Lydia hatte.

Der historische Roman ist durchgehend spannend geschrieben. Die Charaktere der Protagonisten, ihre Gedanken und Motive, werden plausibel im historischen Kontext herausgearbeitet. Die Mentalität der Menschen, wie Follett sie beschreibt, passt zum Zeitgeist der Vorkriegszeit. Deutlich wird auch, welchen Einfluss persönliche Kontakte auf das politische Geschehen haben. Der Roman ist vierzig Jahre alt, aber auch heute noch zu empfehlen.

Bewertung vom 02.12.2022
Das Dornenhaus
Morrissey, Di

Das Dornenhaus


gut

Robert MacIntyre, ein 19-jähriger Schotte, wandert 1877 nach Australien aus. Er freundet sich mit dem Chinesen Hock Lee an und zusammen haben sie Glück bei der Goldsuche. Als erfolgreicher Geschäftsmann kehrt er 1896 für einen Urlaub nach Schottland zurück und heiratet Catherine, die 23-jährige Pflegerin seiner Tante, mit der er im Außenbereich von Sydney ein imposantes Herrenhaus errichtet. Sie nennen es, inspiriert von einer Indienreise, Zanana.

Der zweite Erzählstrang beginnt im Jahr 1953 und handelt von Odette Barber („Detty“), einem 11-jährigen abenteuerlustigen australischen Mädchen, welches im Umfeld von Sydney einen geheimnisvollen Palast entdeckt. Zusammen mit Dean, dem Sohn des Verwalters, stellen sie fest, dass der imposant eingerichtete, leicht verfallene Gebäudekomplex den Namen Zanana trägt. Sie haben das ehemalige Herrenhaus der Familie MacIntyre entdeckt.

Wie so oft bei Romanen mit zwei Erzählsträngen, gibt es Verknüpfungen zwischen den Erzählungen und Geheimnisse, die erst nach und nach gelüftet werden. Zanana entwickelt sich zum Dreh- und Angelpunkt beider Geschichten, wenngleich das Interesse bei Odette erst im Erwachsenenalter, nachdem sie sich zu einer erfolgreichen Journalistin entwickelt hat, durch besondere Ereignisse neu entfacht wird. Wie schon im Klappentext zum Buch ersichtlich, wird Zanana durch ein Bauprojekt bedroht.

Es handelt sich um einen facettenreichen historischen Roman über mehrere Generationen, dessen Geheimnisse sich jeweils früh andeuten, was aber den Lesegenuss nicht trübt. Zu kritisieren sind manche detailverliebten Beschreibungen und auch der Sinn mancher Irrwege abseits des roten Fadens, der als Füllstoff wirkt. Daneben gibt es Parallelen zwischen den Entwicklungen, Schicksalsschlägen und Charakteren beider Handlungsstränge, die die Orientierung trüben können.

Bewertung vom 22.11.2022
Das Brot der frühen Jahre : Erzählung. Nachw. von Gerhard Joop / Ullstein ; Nr. 239
Böll, Heinrich

Das Brot der frühen Jahre : Erzählung. Nachw. von Gerhard Joop / Ullstein ; Nr. 239


sehr gut

Der Hunger der Nachkriegszeit prägt das Leben und das Verhalten von Protagonist Walter Fendrich, der auf der Suche ist, sich mühsam in der Stadt durchschlägt, verschiedene berufliche Tätigkeiten ausprobiert und schließlich in der Reparatur von Waschmaschinen sein Auskommen findet.

Es ist eine Erzählung von einem Autor, der die Kriegsjahre und die Folgezeit selbst erlebt hat und diese glaubwürdig vermitteln kann. Auszehrung und Ausbeutung bewirken, dass die Menschen abstumpfen. Die Atmosphäre ist unterkühlt und alles dreht sich darum, wie man seinen leeren Magen füllt.

In dieser vom reinen Überlebensdrang gezeichneten Zeit lernt Fendrich die junge Frau Hedwig Muller kennen, die im selben Dorf wie er aufgewachsen ist und in der Stadt eine Wohnung sucht. Die Liebe zu ihr gibt seinem Leben eine neue Perspektive. Böll versteht es, die Nachkriegszeit fühlbar und überzeugend darzustellen.

Bewertung vom 19.11.2022
Erklärs mir, als wäre ich 5
Cnyrim, Petra

Erklärs mir, als wäre ich 5


sehr gut

Der Klimawandel, die weltweit auftretende Veränderung des Klimas auf der Erde, ist in aller Munde. Er ist für jedermann spürbar geworden. Neben natürlichen Ursachen gibt es seit Beginn der Industrialisierung den Einfluss des Menschen selbst. Das gilt insbesondere für den Ausstoß von Treibhausgasen.

Das Thema betrifft uns alle und wirft zahlreiche Fragen auf. Petra Cnyrim beantwortet in diesem Buch grundlegende Fragen zum Klima und den Einflüssen, die das Klima verändern. Die Leser erfahren etwas über den Aufbau der Atmosphäre, über den Jetstream und über den Golfstrom.

Die negativen Einflüsse auf das Klima sind weitgehend bekannt, entsprechendes gilt für die daraus erwachsenden Umweltprobleme, die die Autorin verständlich beschreibt. Sie erläutert, wie die Politik mit dem Thema umgeht und wie die Position Deutschlands aussieht im weltweiten Vergleich.

Spannend wird es im letzten Kapitel, in dem die Autorin Ideen vorstellt, wie man das Klima verbessern kann. Es ist keine euphorische Darstellung, sondern eine sachliche Beschreibung von Vorhaben mit ihren Chancen und Risiken. Petra Cnyrim klärt in diesem Buch verständlich und ohne Polemik über ein aktuelles Thema auf.