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harakiri
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Ostalb
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Bewertungen

Insgesamt 1142 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2025
Seeck, Max

Blindspiel


sehr gut

Eine Aktentasche wird gestohlen und der Dieb ermordet. Kurz darauf gibt es eine weitere Leiche: ganz weiß angemalt und mit einer Schachfigur im Rachen.
Die Polizei ist ratlos und holt Profiler Milo ins Boot. Der findet schnell einen Zusammenhang mit einem Schachspiel. Doch der Täter spielt eindeutig besser.
Der Anfang hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Die Story mit dem IPad und dem Serienmörder fand ich klasse. Leider hat sich die Handlung dann ein wenig in die Länge gezogen, weil so viele Personen eingeführt werden mussten.
Mit Milo wurde ich das ganze Buch über nicht warm. Seine Vergangenheit und die Gegenwart waren beides nichts, das ihn sympathisch gemacht hätte. Einzig seine Begabung und seine Intelligenz mochte ich sehr gerne.
Unerwartete Wendungen und Cliffhanger machen das Buch spannend und halten den Spannungsbogen hoch. Leider nimmt das Privatleben von Milo teils zu viel Raum ein, davon abgesehen, dass ich das Verhalten von Ronja und ihm eh nicht verstanden habe.
Die Handlung fand ich sehr gelungen und sehr gut ausgedacht. Die Schreibweise von Seeck ist gewohnt flüssig und teilweise gab es auch solide Ermittlerarbeit und ein paar Zufälle, die die Handlung vorangebracht haben und die ich sehr gut ausgearbeitet fand.
Die finnischen Straßennamen hingegen sind wahre Zungenbrecher und unterbrechen den Lesefluss.
Fazit: spannender Krimi, mit kleinen Schwächen.

Bewertung vom 28.06.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

Das Abenteuer geht in die 4. Runde
Schauplatz ist der Wurstelprater in Wien. Ein Labyrinth an Gassen und Attraktionen bietet viel Raum für Verbrecher. Da wundert es nicht, dass sich Julia und Leo in Gefahr begeben.
Bereits der Prolog war mitreißend. Ich habe mit dem Mädchen mitgebangt und gehofft, dass sie entkommt. Spannend geht es weiter mit dem Trick der zersägten Jungfrau und dem Auffinden der Frauenleichen. Für gute Unterhaltung und spannende Lesestunden ist also wieder gesorgt.
Pötzschs Charaktere sind sehr anschaulich und man muss sie einfach mögen. Allen voran Julia mit ihrer gehörlosen Tochter Sisi. Aber auch die Schausteller und die Darstellung der historischen Schauplätze fand ich durchwegs gut gemacht.
Und natürlich Augustin, der Totengräber. Wobei der in diesem Buch fast ein wenig in die zweite Reihe zurücktritt. Natürlich hat er am Ende viel zur Lösung des Rätsels beigetragen, aber andere Charaktere bekommen mehr Raum.
Das Buch hat über 500 Seiten – aber die rasen nur so an einem vorbei, weil man immer noch eine Seite lesen mag und noch eine – bis man endlich die Auflösung in Händen hält.
Fazit: wieder ein sehr gelungenes Buch mit z.T. skurrilen Charakteren und auch einem Hauch Romantik. Die perfekte Mischung für mich.

Bewertung vom 25.06.2025
Kvensler, Ulf

Die Insel - einer kennt die ganze Wahrheit


sehr gut

Gotland könnte so schön sein – wenn da nicht die Intrigen wären.



Isak hat durch einen Brand seine Mutter verloren. Sein Vater hatte daraufhin einen Zusammenbruch und Isak wächst bei seinem Großvater auf. Viele Jahre später nimmt der Vater den Kontakt zu Isak auf und lockt ihn mit einem unwiderstehlichen Angebot.



So richtig atemberaubend spannend ist das Buch nicht, es besticht eher durch die Frage: wie hängt alles zusammen und wie löst sich alles auf. Diese Frage sorgt dafür, dass man förmlich an den Seiten klebt. Wechselnde Perspektiven sorgen zusätzlich dafür, dass man ganz heiß darauf wird, was als nächstes passiert. Vor allem der vorweggenommene Strang, in dem Isak im Gefängnis sitzt, ist spannend und wirft Fragen auf. Die vielen Perspektivenwechsel sorgen stellenweise aber auch für Verwirrung. Träumt Isak oder ist es real? Vor allem das Ende ließ mich dann etwas ratlos zurück.



Isak fand ich als Charakter sehr schwach. Er lässt alles mit sich machen und wehrt sich nicht – teilweise wollte ich ihm zurufen „lass es“.



Das Buch lebt von überraschenden Wendungen. Irgendwie ist nichts so, wie man sich denkt. Wobei ich früh im Buch einen leisen Verdacht entwickelt habe.



Der Schreibstil ist flüssig und die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man immer schnell noch eins weiter lesen möchte.



Fazit: ein Pageturner der anderen Art.

Bewertung vom 23.06.2025
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Versuchungen / Kommissar Dupin Bd.14


sehr gut

Schlaflos in der Bretagne
Kommissar Dupin und seine Assistentin Nolwen haben es mit einem „leckeren“ Fall im Umfeld einer Schokoladenmanufaktur zu tun. Der Fall führt sie durch halb Frankreich und die schlaflosen Nächte trüben Dupins Tatkraft.
Ein köstliches Abenteuer, wenngleich mir die vielen Erklärungen zu Schokolade zu ausführlich waren. So kam zu Anfang gar keine Spannung auf und auch das mitreißende fehlte. Mit dem Fund im Schokoladensack hat mich das Buch dann aber doch endlich mitgenommen.
Sehr gut gefallen hat mir immer, wenn Dupin endlich ein Essen bestellt hat – und dann doch wieder nicht in den Genuss kam. Oder die Liebe zu seinem Auto. Solche kleinen Details bereichern die Handlung. Bremsend wirkte sich aus, dass die Story oft auf der Stelle trat und sich etwas in die Länge zog.
Der Fall zieht sich zwar nur über zwei Tage – aber die können lang sein. Für den gewissen Humor sorgten erneut Dupins Schwiegereltern.
Fazit: eine gelungene Mischung aus Krimi, Humor und milder Spannung. Ideal für einen Sonnentag auf dem Liegestuhl. Evtl. sogar in der Bretagne, die der Autor wie immer sehr liebevoll und schön beschreibt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2025
Winkelmann, Andreas

Ihr werdet sie nicht finden


ausgezeichnet

Jonas‘ Tochter Isabell ist vor 7 Jahren spurlos verschwunden. Nun ist wieder ein Mädchen unauffindbar und dessen Großmutter beauftragt Privatermittlerin Franca nach der Suche. Franca vermutet einen Zusammenhang mit dem Verschwinden von Isabell, stößt aber auf eine Mauer des Schweigens. Sämtliche Zeugen mauern. Nur Isabells Vater Jonas will immer noch die Wahrheit wissen und begibt sich mit Franca auf die Suche. Doch die beiden stochern in ein Wespennest.
Winkelmanns neuer Thriller ist ein Cold Case. Und wie alle alten Fällen schwierig zu lösen. Man fragt sich unwillkürlich, wie der Autor diese Situation auflösen wird. Aber man liest hier ja einen Winkelmann und der ist immer für Überraschungen und Wendungen gut.
Franca fand ich als Person sehr gelungen. Sie ist durchsetzungsstark und lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Jonas hingegen war eher schwach, was aber auch authentisch war, weil er den Verlust seiner Tochter nicht verkraften konnte. Wie akribisch die beiden jeden Stein umdrehen und ab und zu auf einen treffen, der sie weiterführt fand ich klasse.
Die Kapitel sind kurz und rasant und manche in kursiver Schrift. Um wen es sich hier handelt wird erst später aufgelöst und lädt zum Rätseln ein.
„Ihr werdet sie nicht finden“ ist ein Stand-Alone, wobei ich mir Franca und Jonas gut in einer Fortsetzung vorstellen könnte.
Fazit: wieder ein Buch, das es in sich hat. Eine Story, die man sich nicht ausdenken könnte und Spannung bis zum unerwarteten Ende.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2025
King, Stephen

Kein Zurück


sehr gut

Holly ist zurück

Kings Lieblingsfigur, Holly Gibson darf wieder ermitteln. Dieses Mal in einem Fall, der es in sich hat. 13 Unschuldige und 1 Schuldiger sollen getötet werden als Sühneakt für den Tod eines unschuldig Inhaftierten. Doch der Täter ist den Ermittlern immer einen Schritt voraus und tötet willkürlich, was es nicht einfacher macht. Zudem muss Holly noch als Bodyguard eine Feministin vor einem Stalker beschützen und ihre Freundin, Kommissarin Izzy ist durch eine sportliche Verpflichtung gebunden.
Jede Menge Zündstoff also im neuen Roman von Stephen King. Mehrere Handlungsstränge sorgen für Spannung. Vor allem der Strang, in der der Täter zu Wort kommt, hat es in sich und diesen fand ich besonders interessant. Die vielen Stränge sorgen aber auch für Verwirrung und man muss schon sehen, dass man mit den vielen Charakteren und Handlungen nicht durcheinandergerät. Chapeau für den Autor, der es geschafft hat, diese Stränge zu jonglieren und sich nicht zu verzetteln.
Unwillkürlich fragt man sich beim Lesen, wie diese unterschiedlichen Fäden denn zusammengehören sollen. Aber man ist ja bei King und der schafft das schon und zwar meisterhaft. Wobei es mich nicht gestört hätte, wenn es – wie in der Realität – nicht zusammengeführt worden wäre.
King zu lesen ist immer wie ein Auto mit durchgedrücktem Gaspedal zu fahren. Man rast durch die Handlung, die sich unaufhörlich auf den Höhepunkt zubewegt.
Die Schreibweise Kings auch im neuen Roman wie immer anschaulich und ausführlich. Manchmal zu ausführlich. So hätte ich das Softballspiel am Ende (oder eigentlich überhaupt) nicht gebraucht, weil es nicht zum Fortgang der eigentlichen Handlung beiträgt.
Fazit: Ich sage es mal salopp: Der Meister der Worte hat wieder einen Knaller rausgehauen.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2025
Kliesch, Vincent

Auris. Puls der Angst / Jula Ansorge Bd.6


ausgezeichnet

Das große Finale
Endlich werden die Fragen, die sich über die letzten 5 Bände aufgestaut haben beantwortet. Der temporeiche Band „Puls der Angst“ bringt die Reihe zu einem packenden Abschluss.
Jula ist fassungslos, als sie am Krankenbett ihres Vaters steht: ihre Mutter ist gar nicht dement und auch der totgeglaubte Bruder lebt. Was ist hier geschehen? Und warum wurde ihr alles verheimlicht? Sie beginnt mit eigenen Recherchen und stößt auf unglaubliche Vorkommnisse in der Vergangenheit.
Das Buch beginnt und endet mit einem Knaller. Es ist der letzte Teil der 6-bändigen Reihe um die Podcasterin Jula Ansorge und den Phonetiker Matthias Hegel. Kliesch zieht hier alle Register und bringt die Serie zu einem fulminanten Abschluss mit einem Showdown, der es in sich hat.
Man sollte die vorangegangenen Bände kennen, damit man der Handlung folgen kann. Die Bände bauen stark aufeinander auf.
Klieschs Schreibstil ist mitreißend und spannend, teilweise gibt er seinen Charakteren eine humorvolle Note, die für Schmunzler sorgt. Mit keinem My hätte man dieses Ende vorhersagen können und auch die Story im 6. Band enthält einige Wendungen mit denen man nicht gerechnet hatte.
Fazit: Überraschende Enthüllungen und die Antwort auf viele Fragen bietet „Puls der Angst, Auris 6“

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2025
Ogawa, Ito

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen


sehr gut

Ein Wohlfühlbuch aus Japan
Hatoko hat von ihrer Großmutter einen Schreibwarenladen übernommen. Sie nimmt das Wort „schreiben“ ernst und verfasst auch Briefe nach Auftrag. Traurige, schöne, trennende – Hatoko übernimmt fast alles. Und lernt mit jedem Brief auch mehr über sich selbst, bis sie am Ende weiß, wer sie wirklich ist.
In wunderschönen Worten erzählt ist dieses Buch von Ito Ogawa. Besonders begeistert hat mich ihre Liebe zum Detail. Die kleinen Dinge machen es aus. Für jeden Brief findet Hatoko das richtige Briefpapier, die richtige Tinte und schlussendlich auch die richtigen Worte.
Ich mochte die Protagonistin gleich sehr gerne. Ihr liebevolles Wesen bezaubert nicht nur ihre Nachbarn, sondern auch den Leser. Auch der Umgang und die Begegnung mit ihren Kunden sind oft rührend. Meistens stimmen sie nachdenklich und sind immer voller Weisheit.
Besonders mochte ich auch die Nachbarin von Hatoko, Barbara – aber eigentlich sind alle Charaktere wunderbar gezeichnet.
Nicht nur durch meinen kürzlichen Japan-Besuch konnte ich mich sehr gut in das Buch einfühlen.
Fazit: ein wunderbares Buch, das nachhallt.

Bewertung vom 04.06.2025
Johannsen, Anna

Die Toten auf Föhr


ausgezeichnet

Bereits zum 12. Mal ermittelt die Inselkommissarin Lena Lorenzen.
Seit der Geburt ihres Sohnes Bent sitzt sie zudem noch zwischen zwei Stühlen und muss mit ihrem Privatleben jonglieren. Der neue Fall hat es in sich: eine Frau soll ihre beiden Kinder und hinterher sich selbst getötet haben. Doch Lena findet schnell heraus, dass die Ermittlungen schlampig geführt wurden und Indizien nicht nachgegangen wurde. Wer hat hier etwas zu verbergen?
Ein Fall, der Lena ihre ganze Kraft kostet.
Ein tolles Buch, das die Ermittlungsarbeit der Polizei in den Vordergrund stellt. Ohne Kommissare, die ein Alkohol- oder Traumaproblem haben. Gut, dafür hat Lena Betreuungsprobleme für ihren Sohn, aber das ist ja nur menschlich und macht die Situation authentischer.
Anna Johannsen schreibt tolle Bücher. Ich verfolge ihre beiden Reihen von Anfang an und freue mich über jeden neuen Band. Der neue Fall ist interessant aufgebaut und mitreißend erzählt. Viele Wendungen sorgen dafür, dass man förmlich durch die Seiten rast.
Fazit: Wer wendungsreiche Krimis mag, die nicht vor Blut triefen, sondern durch einen intelligenten Aufbau überzeugen ist hier genau richtig.

Bewertung vom 26.05.2025
Jónasson, Ragnar

HULDA Bd.4


ausgezeichnet

Wie alles begann
1960 – ein Kind verschwindet an Hl. Abend
1980 – Der Teddy des Kindes taucht in einem abgelegenen Bergdorf wieder auf. Hulda bekommt den Auftrag zu den Ermittlungen. Lebt das Kind vielleicht noch? Die Nachforschungen gestalten sich alles andere als einfach – und dann ist da auch noch Isak.
Ich mag die Reihe um Hulda sehr gerne. Und jetzt ein Buch zu lesen, das vor der Trilogie spielt, ist sehr interessant. Man erfährt die Hintergründe und wie Hulda zu der wurde, die sie in der Trilogie war, ihre Träume und Wünsche und ihre Karriere.
„Hulda“ ist wieder sehr mitreißend geschrieben. Die dunklen Winternächte auf Island tragen zu einer beklemmenden Atmosphäre bei und Huldas Gefühle, die Achterbahn fahren, machen alles noch interessanter. Die Ermittlungen sind schwierig. Wie soll man nach 20 Jahren noch eine Spur von etwas finden? Doch Jonasson lässt seine Polizistin über sich hinauswachsen und die Auflösung ist sehr überraschend.
Der Schreibstil ist typisch für nordische Krimis: klar und prägnant, dabei unaufgeregt und ohne blutige Serienmörder. Und genau das macht den Krimi (als Thriller würde ich das Buch hier eher nicht einsortieren) so lesenswert.
Fazit: Man merkt dem Roman die Liebe des Autors zu Agatha Christie an. Ein Buch, das ich in einem Rutsch durchgelesen habe.