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Jackiistz
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Insgesamt 155 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2025
Maiwald, Stefan

Alle weg


sehr gut

"Alle weg" von Stefan Maiwald thematisiert das Leben während der Nebensaison, wenn alle Touristen abgereist sind und die einheimischen Italiener an der Adria wieder zur Ruhe kommen. Stefan Maiwald erzählt eindrücklich, wie er das Leben in den Wintermonaten in seiner Wahlheimat war nimmt und was diese kleine Verschnaufpause den Menschen, die dort leben, bringt.

Wir kennen es alle: Jeder möchte doch einen schönen Sommerurlaub im Süden verbringen. Ein ganz beliebtes Reiseziel (der Deutschen)? Italien! Bella Italia ruf jährlich so viele Menschen, dass das Land regelrecht von Touristen überschwemmt wird. Aber was passiert eigentlich, wenn die alle Ende September, Anfang Oktober wieder abreisen? Es kehrt Ruhe ein, auch in dem kleinen Städtchen Grado, in welchem unser Autor mit seiner Frau lebt und jedes Jahr auf's Neue den Andrang auch auf seine Stadt mitbekommt. Wenn dann alle wieder fort sind, gibt es gewisse Zeichen, die auf den Beginn der Nebensaison hindeuteln. Die Stammbar im Ort ist nicht mehr überfüllt von Menschen, die Einheimischen kommen dort wieder zusammen und das Allerwichtigste, der Fernseher in besagter Bar läuft wieder. Bei Pino wird dann lauthals über Politik, das gute, italienische Essen und allen Klatsch und Tratsch diskutiert. Aber wie sieht das Leben der Bewohner dieser Stadt sonst noch so aus? Was machen sie, während die Touristen wieder in ihre Länder zurückgekehrt sind und sich über den Winter kein Geld mit diesen verdienen lässt? Wird es langweilig? Wird der Alltag eintöniger ohne die vielen Menschen in den Straßen? Eines ist auf jeden Fall gewiss. Es kehrt Ruhe ein und es fühlt sich sogar fast so an, als würde man das "Sommerleben" besagter Stadt abstreifen, sodass diese wieder atmen und sich in ihrer eigenen Haut wohlfühlen kann.

Da wir gerade selbst aus dem Italien-Urlaub zurückgekommen sind, MUSSTE ich dieses Buch unbedingt lesen! Wir waren dieses Jahr das erste (richtige) Mal in Italien und haben dort fast 10 Tage Urlaub gemacht. Vor ein paar Jahren haben wir sogar für einen Tag die italienische Stadt Triest besucht, die in diesem Buch auch erwähnt wird. Sie hat uns damals schon unglaublich gut gefallen, aber dieses Jahr haben wir uns in die Toskana gewagt. Obwohl das Buch vom Leben an der Adria handelt, habe ich doch einige Parallele ausmachen können und oft über die Gepflogenheiten der Italiener geschmunzelt, da wir sie ähnlich erlebt haben. Ich fand das Buch sehr kurzweilig und für Zwischendurch auf jeden Fall super geeignet. Die knapp 200 Seiten hatte ich innerhalb weniger Stunden durch und fühlte mich gut unterhalten. Ich habe noch einiges über Italien selbst, die Stadt Grado und auch die Traditionen der Italiener gelernt, was ich extrem cool finde. Man bekommt einen perfekten Einblick in das Leben vor Ort, vor allem in der Nebensaison. Darum geht es ja auch bei "Alle weg" in erster Linie. Die Touristen verlassen das warme Land und die Einheimischen bleiben zurück. Sie langweilen sich aber keineswegs und haben ihre eigene Art mit den kalten Wintermonaten umzugehen. Sie sehen das Ende der Saison eher als leichtes Aufatmen. Man steht nicht mehr ständig unter Strom, weil man es allen Besuchern und Kunden recht machen möchte. Man kommt zu Atem und kann sich während der Feiertage im Dezember (die in Italien übrigens sogar bis in den Januar reichen) entspannen und das Fest mit seinen Liebsten genießen. Und wie dieses Fest dort genossen wird! Es war schön zu erfahren, wie der Autor mit deutschen Wurzeln auch seine Traditionen mit einbringen kann und toll zu lesen, welche Traditionen die Italiener zu Weihnachten haben. Was mir auch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, waren die kleinen und witzigen Anekdoten, die man sich in so einer kleinen Stadt oder auch im Dorf erzählt. Es kommen die wildesten Geschichten auf und die Bewohner müssen diese natürlich ausgiebig diskutieren. Nicht anders als in unserer kleinen Stadt hier in Deutschland. Ich mochte den Schreibstil auch echt gerne und kam gut damit klar. Wie schon gesagt, brauchte es nicht lange, bis ich mich durch das Buch gelesen hatte. Es war mein Highlight des Tages und gerade erst so frisch aus dem Urlaub zurück, hat es mir nochmal die totalen Italien-Vibes gegeben.

Bewertung vom 09.10.2025
Victoria, Eden

Close Protection - Mein Herz in seiner Hand


sehr gut

Was passiert, wenn du dein Leben in die Hände von jemand anderem legen musst? Diesem jemand dein komplettes Vertrauen schenkst, weil er dich und dein Leben beschützen möchte? Klingt ziemlich aufregend und nach totalem Nervenkitzel. Aber was passiert, wenn du nicht nur dein Leben in diese Hände legst? Sondern vielleicht auch dein ganzes Herz? Ein Herz kann so schnell brechen, wenn man es nicht ordentlich schützt. Kann der Mensch, der dich um jeden Preis beschützen muss auch mit großen Gefühlen umgehen, wenn er doch eigentlich professionell bleiben sollte? Diese und viele weitere Fragen werden in dem Buch "Close Protection - Mein Herz in seiner Hand" von Eden Victoria beantwortet.

Daphne scheint das perfekte Leben zu führen: Sie hat einen liebevollen Vater, schwimmt im Geld und hat gerade ihren Abschluss an einem Internat in der Schweiz gemacht. Ihr stehen beruflich und auch in allen anderen Bereichen des Lebens alle Türen offen. Doch plötzlich, kaum ist Daphne wieder zurück in ihrem Elternhaus, dreht sich ihr Leben um 180° und das auf eine sehr ungute Art und Weise. Ihr Vater und somit auch sie und all ihre Hausangestellten, geraten ins Ziel einer mächtigen Verbrecherbande. Diese ist hinter etwas Bestimmten her, um was Daphnes Vater George aber ein großes Geheimnis macht. Da er ihren Schutz nicht mehr gewehrleistet sieht, bekommt sie kurzerhand einen persönlichen Bodyguard zur Seite gestellt - Milsoh Petrov. Der gutaussehende, junge Mann hat schon im Militär gedient und fungiert nun als Aufpasser für Daphne. Diese ist natürlich alles andere als begeistert, als ihr ein so hübscher Babysitter präsentiert wird. Sie braucht ihrer Meinung nach niemanden, der auf sie acht gibt. Doch Miloshs Nähe wird ihr schnell zur Gewohnheit, vor allem als er sie aus den brenzlichsten Situationen rettet und das immer und immer wieder. Schnell wird auch Daphne klar, dass es sich bei den Vorsichtsmaßnahmen ihres Vater um keinen Scherz handelt: sie sind alle wirklich in ernster Gefahr. Und wäre das nicht schon verstörend genug, entwickelt Daphne auch noch Gefühle für ihren ständigen Retter in der Not. Auch Milosh geht es da nicht anders, aber können die beiden überhaupt zusammen kommen? Sie kommen aus den unterschiedlichsten Welten...

Ich finde, dass das Cover hier sehr gut zum Inhalt und der Art und Weise passt, wie die Geschichte geschrieben ist. Es ist ein recht süßes und niedliches Cover mit rosanen und schwarzen Akzenten. Wenn man die Geschichte gelesen hat, versteht man diese beiden Farben als Auswahl auch nochmal ein Stück besser. Das ist auf jeden Fall sehr gelungen, denn sie spiegeln den Inhalt des Buches gut wieder ohne vorab zu viel zu verraten. Schon zu Beginn habe ich gemerkt, dass der Schreibstil nicht aus großem Wordbuilding besteht. Er ist recht einfach gehalten, was für mich aber mal eine gute Abwechslung und zugleich Entspannung war. Ich kam somit gut und flüssig durch. Ein weiterer, positiver Punkt sind die guten Charakterbeschreibungen. Man konnte sich alle Charaktere sehr gut bildlich vorstellen. Auch in deren Gefühlswelt lies sich einwandfrei eintauchen, da das Buch sowohl aus der Sicht von Daphne, als auch aus der von Milsoh geschrieben ist. Und auch wenn die Liebesgeschichte hier wirklich süß und romantisch ist, war sie mir an manchen Stellen doch etwas zu harmonisch. Ich hätte hier mehr Gefühl gebraucht, auch mal ein wenig mehr Realität in den Ausnahmezuständen, denen alle zeitweise ausgesetzt waren. Es lief mir zu "glatt". Trotzdem hat mich das Buch sehr gut unterhalten und ich hatte ein paar angenehme Stunden mit der Geschichte rund um Daphne und Milosh. Milosh ist auf jeden Fall Bookboyfriend-Material und eine echte Green Flag. Er mochte ihn in diesem Buch am meisten und habe auch seine Kapitel gerne gelesen. Andere Charaktere jedoch fand ich etwas enttäuschend oder auch widersprüchlich in ihren Aussagen und Taten (Daphnes Vater). Ich denke aber, dass das gut zeigt, dass man nicht jeden Charakter in einem Buch mögen muss. Wer eine süße Liebesgeschichte mit Spannung und auch zeitweise Action sucht, sollte das Buch auf jeden Fall mal in die Hand nehmen. es ist süß gemacht und hat mir viel Lesespaß gebracht.

Bewertung vom 08.10.2025
von Arenberg, Amia;Zierden, Malte;Oßkar

Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge


ausgezeichnet

Malte & Oßkar - zwei Namen die sicherlich vielen von euch im Zusammenhang ein Begriff sind. Malte Zierden ist Tierschützer aus Leidenschaft und auch ich verfolge ihn schon seit einigen Jahren auf Social Media. Nicht wenige Male habe ich einige Tränen der Wut und Trauer verdrückt, wenn ich das Leid der Tiere in seinen Videos gesehen habe. Aber auch seine Liebe zu den Tieren hat mich schon oft zu Tränen gerührt. Er ist einfach ein einzigartiger und so guter Mensch. Nicht nur als Tierschützer ist er bekannt. Auch durch seinen Taubenfreund Oßkar ist er sehr bekannt geworden. Für ihn hat er sogar ein kleines Tauben-Wohnzimmer an seinem Fenster eingerichtet. Oßkar ist leider in diesem Jahr verstorben, weshalb er die Veröffentlichung von Maltes neuestem Buch "Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge" von Amia von Arenberg leider nicht mehr miterleben kann. Allerdings scheint dieses Buch hier gerade wie gerufen zu kommen. Es geht um Verlust, Trauer und wie der Mensch damit umgeht. Vor allem die Kleinsten unter uns wissen oft nicht, wie sie mit diesem Themen umgehen sollen. Malte und Amia erklären zusammen mit Oßkar den Lauf der Dinge und nehmen mit dem wunderschönen Bilderbuch nicht nur Kindern Ängste vor Verlust und Trauer.

Inmitten einer Stadt sitzen drei Freunde am Fenster und schicken sich gegenseitig kleine Briefe mit großen Botschaften hin und her. Malte, Oßkar und Phia kommunizieren über eine Leine, ein kleines Körbchen und ihre Briefe miteinander, bis Malte & Oßkar ein kleiner Unfall ereilt. Phia ist sofort zu Stelle, aber dieser Unfall hat Malte sehr geängstigt. Er hat die Angst in ihm freigeschaltet, was alles hätte passieren können. Oßkar ist ihm wichtig und er möchte seinen kleinen, großen Taubenfreund niemals verlieren. Phia erzählt den beiden dazu eine Geschichte über ihre eigene Trauer und verrät ihnen, dass auch sie jemand ganz besonderen verloren hat. Malte & Oßkar gehen nach dieser Erzählung auf eine große Reise. Eine Reise, die ihre Ängste beruhigen wird, eine Reise, auf welcher sie neue Freunde finden und alte Bekannte wiedersehen... Eine Reise, die Malte die Augen über Trauer und Verlustangst öffnet. Eine Reise, die auch dich und mich verändern könnte...

Zuerst einmal: Ich liebe alles an der Optik des Buches! Es ist so wunderschön liebevoll gestaltet und bietet mit seinem größeren Format auch Platz für viele große und auch kleinere Hände. Auch die Farben sind hier gut gewählt. Der Hintergrund scheint so schön wie das schönste Abendrot und lässt schon erahnen, welche Stimmung das Buch verbreiten könnte. Ich muss ja gestehen, dass ich große Furcht vor dem Lesen des Buches hatte. Ich wusste natürlich schon, dass sensible Themen behandelt werden und habe mich gefragt, wie Malte und Amia das gestalten wollen. Man möchte ja auch Kindern den Umgang mit Trauer und großen Verlustängsten nahebringen und sie nicht erschrecken. Aber ich kann sagen, wie die beiden es gemacht haben, ist es wirklich wundervoll. Die Illustrationen sind ihnen sehr gut gelungen und auch die Texte. Sie sind so einfühlsam, dass sogar ich wieder weinen musste. Bei allem hier im Buch wurde mit so vielen Details gearbeitet. Es steckt so viel Liebe darin, die man deutlich sehen und spüren kann. Auch die Hommage an Oßkar am Ende des Buches hat mich zu Tränen gerührt. Wie schön ist auch die Trostinsel dargestellt und dass auch Phia ihren Teil im Buch hat, der an ihre alte Hündin erinnert. Es ist einfach nur wunderschön und mehr als gelungen! Danke für dieses Buch, welches nicht nur den Kleinen Trost spenden mag. Auch mein trauriges und ängstliches Herz hat es ein klein wenig geheilt.

Bewertung vom 21.09.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Was kann man sich unter dem Titel "Die Verlorene" von Miriam Georg vorstellen? Eine Geschichte über eine Frau, die verloren zu sein scheint? Die vielleicht nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll? Eines ist auf jeden Fall klar: Man ist bei diesem Roman auf den Spuren der Vergangenheit und findet vielleicht sogar eine alte Heimat wieder...

Änne erzählt ihrer Tochter und ihrer Enkelin manchmal von den Sommern in Schlesien, ihrem ehemaligen Zuhause. Nach dem 2. Weltkrieg kam Änne nach Deutschland und ist seitdem nie wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Wenn ihre Enkelin Laura weiter nachgebohrt hat, hat ihre Großmutter abgeblockt und dichtgemacht. Vieles wollte die rüstige Dame nicht erzählen. Zu schmerzhaft schienen die Ereignisse der Vergangenheit zu sein, zu schmerzhaft die Erinnerungen an ein anderes Leben. Als ein Schicksalsschlag jedoch das Leben alle drei Frauen beeinflusst, kommt wieder der Gedanke nach Antworten auf all die Fragen auf, die Änne nie bereit war zu beantworten. Vor allem Laura, deren Leben gerade auch eine große Wendung nimmt, möchte unbedingt mehr über das Leben ihrer Großmutter erfahren und macht sich kurzerhand auf nach Schlesien. Sie erhofft sich Antworten und möchte unbedingt erfahren, wie ihre Großmutter damals dort gelebt hat und was sie so erschütterte, dass sie nie wieder einen Fuß in das heutige Polen gesetzt hat. Dabei stößt sie auch auf Geheimnisse, die nie ans Tageslicht kommen sollten und so verwirrt und verstört zurücklassen. Kann Laura das Rätsel um Ännes Weggang aufklären? Woher kommt ihre Großmutter und wieso hat sie so große Angst vor der Vergangenheit?

Ihr müsst wissen, dass ich gerne mal einen Roman lese, der historische Ereignisse wiedergibt und in letzter Zeit landen viele Bücher mit Geschichten über den 2. Weltkrieg auf meinem Bücherstapel. Mich hat der Klappentext gleich gefesselt, da auch meine Familie damals aus Schlesien geflohen ist und in der Nähe von Frankfurt weitergemacht hat. Ich fühlte mich also gleich sehr verbunden mit Änne, Ellen (Lauras Mutter) und Laura selbst. Auch ich möchte schon lange mehr über die Vergangenheit meiner, leider bereits verstorbenen, Vorfahren erfahren. Dass Laura diesen großen Schritt wagt und nach Schlesien fährt um Antworten zu finden, finde ich so mutig und total inspirierend. Nachdem ich das Buch beendet hatte, wusste ich, dass ich es ihr unbedingt gleichtun möchte. Vielleicht, eines Tages, irgendwann möchte ich auch nach Schlesien fahren, die alte Heimat meiner Verwandten besuchen und sehen, wo und wie sie damals gelebt haben. Ich finde das richtig spannend und die Neugierde hat mich gepackt. Toll finde ich, dass das Buch zwei Sichtweisen hat. Die der Vergangenheit (man erfährt über Ännes Leben mit ihrer Familie auf ihrem Hof) und der Gegenwart (Änne, Ellen und Laura im Frankfurt 2019). So ergänzt sich die Geschichte super und man bekommt mit jedem weiteren Kapitel ein neues Puzzleteil geliefert. Auch den Schreibstil fand ich hier angenehm und ich kam super durch das Buch. Ich habe mir trotzdem etwas länger Zeit gelassen mit dem Lesen, da ich diese Geschichte einfach voll und ganz fühlen wollte. Ich fühlte mich den Charakteren und der ganzen Story so verbunden, dass es schon fast beängstigend war. Schon lange ist es mir bei einem Buch dieses Genres nicht mehr so gegangen. Mit der Auflösung bin ich auch zufrieden, wobei das Ende doch etwas schnell kam. Die Geschichte wurde lange und breit aufgebaut, das Ende flachte jedoch ziemlich schnell ab. Aber was gibt es auch mehr zu erzählen, als das, was Miriam Georg uns geschrieben hat? Richtig, nichts. Denn so war es und so endet es eben. Mich hat das Buch total berührt und es hallt sicher noch eine lange Zeit in mir nach.

Bewertung vom 28.08.2025
Chipman, Jennifer

Spookily Yours


gut

Wer mich kennt weiß, dass ich ein echter Halloween-Fan bin und dieses Buch einfach lesen MUSSTE! "Spookily Yours" von Jennifer Chipman ist mir mit seinem wunderschön gestalteten Cover direkt ins Auge gesprungen und der niedliche Farbschnitt dazu machte den Wunsch nach dem Buch komplett. Aber konnte mich die schaurig schöne Halloween-Geschichte rund um Willow und den dämonischen Damien begeistern oder war sie eher ein Flop?

Willow lebt gemeinsam mit ihrer Schwester in einer kleinen, gemütlichen Stadt namens Pleasant Grove, in welcher sich so einige Hexen und Zauberer tummeln. Für die beiden Hexen-Schwestern gibt es in ihrer Familie allerdings nur noch sich, da beide Elternteile schon lange verstorben sind und Willow auch letztens ihren geliebten Kater Binx beerdigen musste. Als sie auf der Suche nach einem neuen Gefährten ist, stößt sie auf einen schwarzen Kater mit dem Namen Damien. Gleich spürt Willow eine Verbindung zwischen sich und dem eigensinnigen Tier, weshalb sie ihn kurzerhand bei sich einziehen lässt. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass der ach so liebe Kater gar nicht mal so lieb und harmlos ist. Im Katzenkörper von Damien versteckt sich ein Dämon, der unbedingt Willows Hilfe benötigt um wieder seine eigentlichen Gestalt annehmen zu können. Als sie das dann auch geschafft hat, macht Damien sich nicht direkt wieder aus dem Staub. Nein, er bleibt noch ein bisschen bei Willow und diese merkt, dass es noch so viel wichtigere Dinge gibt, als ich einfaches Leben in Pleasant Grove. Was sie allerdings nicht weiß ist, dass Damien nicht ohne Grund in dem kleinen Städtchen gelandet ist und seine ganz eigenen Ziele verfolgt....

Diese Rezension fällt mir alles andere als leicht, das kann ich euch sagen. Denn das süße Buch mit dem wundervollen Cover und Farbschnitt entpuppte sich doch als etwas, was ich nicht ganz so sehr mochte. Es begann alles recht ruhig, süß, unschuldig und so, als würde ich eine niedliche Geschichte serviert bekommen, die mich jetzt nicht krass vom Hocker hauen, aber doch für ein angenehmes Lesevergnügen sorgen würde. Die Sprache ist recht einfach, es entsteht kein großes Wordbuilding, was aber an sich hier auch nicht verkehrt ist. Ich wollte leicht und einfach unterhalten werden, mit einer kleinen Lovestory und vielen Halloween-Vibes. Die schönen, herbstlichen Vibes mit vielen Kürbissen, leckerem Herbst-Gebäck und rauschenden Partys habe ich auf jeden Fall bekommen. Mehr Herbst und Halloween geht fast nicht. Pleasant Grove ist die perfekte Stadt dafür und hat einfach diese Charme. Dass die süße Liebesgeschichte zwischen Willow und Damien dann doch etwas heißer wurde, störte mich auch nicht. Der Spice ist gut, ich hatte ihn nur SO ganz bestimmt nicht erwartet. Wer glaubt, dass sich hier süß und wortreicht die Liebe gestanden wird, irrt gewaltig. Willow und Damien lassen lieber ihre Körper sprechen und das wird sehr detailreich beschrieben. Was mich allerdings am gesamten Buch störte, war die Story an sich. Meine Meinung nach ist diese nicht richtig durchdacht und an vielen Ecken fehlte mir etwas. Details, eine bessere Ausarbeitung, andere Handlungen der Protagonisten, etc. Besonders die Handlungen der einzelnen Charaktere konnte ich so oft nicht nachvollziehen. Es gab für mich in der Geschichte keinen großen Knall, keinen Wendepunkt. Hier ist alles immer ineinander übergeflossen und wurde so hingenommen. Die ganze Grundidee, warum Damien überhaupt unterwegs und auf der Suche ist, war für mich nicht aussagekräftig genug und ging völlig verloren. Das war echt nicht so gut gemacht. Schade! Das Storytelling war für mich leider ein Flop, auch wenn der Buch seine Momente hatte und ich vor allem durch den guten Spice sehr überrascht wurde. Damit hätte ich echt nicht gerechnet. Für den Vibe im Herbst sicherlich eine angenehme Lektüre, da sie auch nur knapp 250 Seiten hat. An diesem Beispiel merkt man wieder eindrücklich, dass ein schöne Cover nicht gleich eine spannende Geschichte verspricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2025
Brickley, Holly

Deep Cuts


gut

Was versteht ihr unter dem Begriff "Deep Cuts"? Mir war der Begriff vor dem Lesen des gleichnamigen Buches von Holly Brickley völlig unbekannt. Jetzt bin ich schlauer, aber fühle ich mich auch durch die Geschichte, bei welcher die Musik eine maßgebende Rolle spielt, auch unterhalten?

Manchmal passiert es, dass zwei Leben, die füreinander bestimmt scheinen, ganz plötzlich und unerwartet aufeinanderprallen. Es mag vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt sein, aber irgendwann passiert es, dass sich zwei Menschen rein zufällig am selben Ort treffen und eine Verbindung spüren, die tiefer zu gehen scheint. Das glaubt auch Percy, die Joe zwar schon vom Sehen an der Uni kennt, aber als die beiden in einer Bar in ein lebhaftes Gespräch kommen, weiß Percy, dass da mehr ist. Nicht direkt auf die Liebe bezogen, aber zwischen ihr und Joe herrscht eine gewisse Spannung. Sie verstehen sich gleich gut und das liegt zum größten Teil an ihrer beider Leidenschaft: der Musik. Percy selbst liebt die Musik im Allgemeinen einfach. Sie spielt kein Instrument, schreibt keine Songs und singt auch nicht. Joe dagegen schreibt seine eigenen Songs, spielt Gitarre und möchte mit der Musik ganz groß rauskommen. Einziger Nachteil: Seine Songs floppen alle eher und beim Schreiben fehlt ihm das gewisse Etwas. Da kommt nun Percy ins Spiel, die Texte versteht, selbst Blogbeiträge zum Thema Musik verfasst und sich bereiterklärt Joe unter die Arme zu greifen. Schnell hängen die beiden 24/7 zusammen. Es scheint, dass sie sich auch auf sexuelle Weise näher kommen, aber da gibt es immer diese kleinen Momente, diese Rückzieher, die beide machen. Und dann steht oft, man mag es kaum glauben, deren Leidenschaft zur Musik im Weg. Percy und Joe ziehen sich gegenseitig an, stoßen sich aber auch genauso schnell wieder ab. Kann das überhaupt funktionieren? Sowohl in Sachen Liebe, als auch beim Schreiben der Songs? Auch als die beiden sich aus den Augen verlieren, finden sie immer wieder zueinander. Denn die Musik führt sie zum jeweils anderen, kann sie aber auch genauso schnell wieder entzweien...

Für einen tiefgründigen Roman bin ich immer zu haben. Percys und Joes Geschichte klingt genau nach dem, was ich aktuell gesucht habe. Es geht um die Liebe, viel Gefühl und die Musik, die zwei Menschen näher zusammenbringt. Dass sie in diesem Fall zu Unstimmigkeiten führen kann, macht die Story erst aus. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und jeder Teil bezieht sich auf einen Lebensabschnitt von Percy und Joe. Zu Beginn lernen sie sich in Berkeley an der Uni kennen und verbringen viel Zeit zusammen. Im zweiten Teil hat es sie beide schon in die Welt hinaus gezogen (dieser Teil gefiel mir auch wesentlich besser, als der erste). Im dritten Abschnitt und somit dem letzten Teil des Buches, geht es nochmal viel um Gefühle, um das was richtig und falsch ist und um Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden. Auch dieser Teil gab mir eindeutig mehr, als es der erste getan hat. Trotzdem muss ich leider sagen, dass ich mehr von der Geschichte an sich erwartet habe. Sowohl Percy als weibliche Protagonistin, als auch Joe als der männliche Part, konnten mich nicht wirklich überzeugen. Für mich wirken die beiden eher, als wüssten sie nicht recht, was sie eigentlich von sich und ihrem Leben erwarten und wollen. Joe hat zwar ein klares Ziel vor Augen, trotzdem gibt er mir immer wieder das Gefühl von Ziellosigkeit. Auch Percy ist da nicht besser. Der einzige Charakter, der wirklich (meiner Meinung nach) ein Ziel vor Augen hat und weiß, was er möchte, ist deren gemeinsame Freundin Zoe. Alle anderen, mitwirkenden Charaktere bleiben für mich eher blass und nichtssagend. Dass die Geschichte in den frühen 2000ern spielt, hatte für mich aber doch etwas Positives und einen kleinen Nostalgiefaktor. Ich selbst bin Anfang der 90er geboren und habe die frühen 2000er miterlebt. Ein Ereignis hat auch mich damals sehr geprägt und ich denke auch heute noch oft daran zurück. Dieses ist auch im Laufe des Buches immer mal wieder Thema und wird wieder und wieder aufgegriffen. Den Punkt fand ich gut und spannend. An dieser Stelle hat mein ein klein wenig mehr Gefühl gespürt. Nicht nur von Percy und Joe, sondern generell. Oft war ich aber auch sehr wütend beim Lesen und konnte die ein oder andere Handlung der Protagonisten nicht nachvollziehen. Man merkt ganz offensichtlich, dass Percy und Joe zwar irgendwie zusammen passen, aber irgendwie auch nicht zusammen gehören. Versteht ihr, was ich meine? Für mich ist da viel toxic dabei. Das aber selbst einzusehen ist für viele wirklich schwierig und deshalb kann ich auch die beiden nicht dafür verurteilen. Auch machen die vielen Songnamen, die Namen der Interpreten und Fachbegriffe aus der Musik das Lesen nicht immer leicht. Wer Musik liebt und sich stark mit ihr auseinandersetzt, wird aber sicher Spaß am Buch haben. Mir hat die Geschichte zu großen Teilen gefallen, aber an mancher Stelle waren mir sowohl die Protagonisten, als auch das Thema, einfach zu viel.

Bewertung vom 13.08.2025
Marie, I. V.

Immortal Consequences / Blackwood-Academy-Trials Bd.1


gut

Wer kann diesem düsteren aber doch wunderschönen Cover widerstehen? Ich hätte es auf keinen Fall gekonnt! Alleine die Farbgebung hat mich magisch angezogen und ich war sehr gespannt auf die Academy-Story "Immortal Consequences" von i.V. Marie mit dunklem Hintergrund. Also nichts wie rein in die Handlung rund um eine mysteriöse Zwischenwelt und verstorbene Jugendliche, die ihr Dasein in dieser fristen müssen.

Wren, August, Masika, Irene, Emilio und Olivier sind so verschieden, haben aber doch eines gemeinsam. Alle sechs sind "lebende Tote". Manche vor einiger Zeit schon verstorben, andere erst vor kurzem. Doch sie leben nun alle ein ganz anderes Leben weiter, als sie es sich jemals vorgestellt haben. Die sechs sind jetzt Schüler an der Blackwood Academy und dafür bestimmt Seelen zu ernten. Mehr als das und ihre Leistungen in der Schule haben sie nicht mehr. Doch, da gibt es noch eine Sache, die eigentlich jeder und jede der Studierenden anstrebt: Sie wollen zu sogenannten Aufgestiegenen werden. Dieser Posten wird nicht an alle vergeben. Nur die Besten der Besten bekommen überhaupt eine Chance darauf. Aber schafft sie oder er es dann die Trials rund um diese Auszeichnung zu bestehen, winkt ein ganz anderes Leben. Eines, in welchem das Vergessen sofort gestoppt wird. Denn einen großen Nachteil am Tod in dieser Zwischenwelt ist, dass man mit den Jahren (und auch wenn es sehr viele Jahre sind), tritt das Vergessen ein. Die Jugendlichen vergessen einfach alles aus ihrer Vergangenheit, alles aus ihrem Leben vor dem Tod. Eine unschöne Vorstellung und deshalb ist der Posten der Aufgestiegenen auch so beliebt. Kein Wunder, dass auch die sechs oben genannten Schüler sich gerne dafür qualifizieren möchten. Und das aus den unterschiedlichsten Gründen... Denn es gibt in der Zwischenwelt nicht nur die Blackwood Academy, sondern auch viel düstere und verbotene Organisationen, deren Widersacher schon seit Jahren versuchen die Academy zu unterwandern. Auf welcher Seite werden die sechs am Ende stehen? Halten sie zu ihrer Academy oder verfallen sie dem Bösen? Und was mag die jungen Erwachsenen in den Trials erwarten?

Starten wir einmal mit dem rein, was mir gut gefallen hat. Ich mag das Setting der Geschichte sehr und finde es ganz cool, dass es so außergewöhnlich ist. Man meint, dass den Jugendlichen eigentlich schon das Schlimmste passiert ist, was einem passieren kann: Der Tod. Aber wir bekommen es in dieser Geschichte mit ganz anderen Problemen zu tun, die man sich so vorher nicht vorgestellt hätte. Die Kapitel sind immer aus der Sicht eines Dritten geschrieben, handeln aber abwechselnd von Wren, August, Emilio, Olivier, Irene und Masika. So bekommt man trotz des Erzählstils einen guten Einblick in deren Gefühlslage und Gedanken. Ich muss aber hier leider schon etwas meckern. Generell finde ich verschiedene Handlungsstränge und viele Eindrücke in einer Story gut und wichtig. ABER mit sechs Personen ist mir das hier einfach einen Ticken zu viel. Es kommen tatsächlich alle sechs Protagonisten hintereinander im Buch an die Reihe und das brachte für mich keinen richtigen Flow in die Geschichte. Da ist dann auch klar, dass die Backstorys immer nur kurz angerissen werden und man nicht tiefer tauchen kann. Um aber wieder zu etwas Positivem zu kommen, ich mag es sehr gerne, dass die sechs so unterschiedlich vom Charakter her sind, ihre Ziele aber immer verfolgen. Es sind sechs sehr starke Protagonisten, bei welchen ich manche mehr, die anderen weniger mag. Ich denke aber, dass sich jede/r LeserIn in mindestens einen Charakter reinfühlen kann und das macht die große Auswahl wieder zu etwas Gutem. Das Hauptaugenmerk sollte in diesem ersten Band der Dilogie auf den Trials liegen. Die werden auch ausführlich behandelt, zumindest am Anfang. Nachher lässt hier die Berichterstattung arg nach und man bekommt das Gefühl, dass man diesen Handlungsstrang einfach nur schnell abarbeiten möchte. Sehr schade, denn die Fantasywelt lebt genau von solchen Momenten in einer Story. Man kann prima mit Illusionen, bösen Mächten oder anderen, hinterhältigen Hindernissen spielen und glänzen. Ihr dürft mich nicht falsch verstehen, denn ich mag die Geschichte an sich sehr gerne. Ich mag das Setting, ich mag die Charaktere (zum größten Teil) und ich mag auch deren Entwicklungen im Laufe des Buches. Aber für mich ist die Idee der Geschichte leider nicht richtig zu ende gedacht. Man hätte noch viel mehr rausholen können. Aber am Ende war es dann doch eher wirr und wirkte zusammengewürfelt. Trotzdem tat es der Spannung im Buch keinen Abbruch, denn ich habe die knapp 550 Seiten innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Spannend war die Story auf jeden Fall und ich bin auch neugierig, wie es in Teil 2 weitergeht. Vielleicht entwickelt sich in diesem eine klarere Linie und alles passt am Ende super zusammen. Mein Fazit ist, dass ich mir mehr erhofft hatte und leider etwas von der Umsetzung enttäuscht bin. Trotzdem hatte ich ein angenehmes Lesevergnügen und ein paar schöne Stunden mit dem Buch.

Bewertung vom 11.08.2025
Bendix, Caspar

Born to perform - Sei das Rad, nicht der Hamster


gut

Unter dem Titel "Born To Perform - Sei das Rad, nicht der Hamster" von Caspar Bendix stellt man sich wohl viel eher einen "richtigen Ratgeber" vor, als einen humorvollen Roman mit Insidertipps zum Management und Beziehungen. Aber genau das steckt hinter dem motivierenden Titel, der uns nicht nur so einiges über Topmanager mit auf den Weg, sondern auch Beziehungsratschläge und Dating Tipps mit an die Hand gibt.

Bo Mertens kommt frisch von der Uni und hat sich schon einen Job in der Stein Holding (wir wissen nicht so genau, was diese Firma eigentlich vertreibt, ober wofür sie steht) gesichert. Zwar ist er noch ein recht unbedeutendes Licht am funkelnden Firmenhimmel, aber aller Anfang ist bekanntlich schwer und jeder hat ja irgendwann mal klein angefangen. So zumindest seine und die Einschätzung seiner unmittelbaren Kollegen und Kolleginnen (wobei auch von Letzteren eher weniger die Rede ist). Für seinen "Chef", Thomas Meermann sieht das allerdings anders aus. Er erkennt in Bo viel mehr, sehr viel mehr. Ob das an seinem Fachwissen zu "Moppeds" liegt oder doch an den Qualitäten im aktuellen Job sei man dahingestellt. Tom Meermann ist begeistert von Bo und nimmt ihm quasi unter seine Fittiche. Von ihm bekommt Bo auch den Tipp einen ganz bestimmten Zahnarzt aufzusuchen, welcher hervorragend Bos Zahnleiden behandeln könnte. Sein guter Freund "Clausi" hat ganz bestimmt spontan einen Termin für Bo frei, wenn dieser auch nur erwähnt, dass er von Tom Meermann geschickt wurde. Clausi selbst wird jedoch die Behandlung gar nicht vornehmen, darum kümmert sich ausnahmsweise mal dessen Tochter Laura. Und die hat es Bo sofort angetan. Sie ist DIE Eine, seine Traumfrau (obwohl die beiden kaum ein paar Worte miteinander gewechselt haben und sich diese auch nur auf eher oberflächliche Themen bezogen haben). Für Bo steht es fest: Er möchte Laura besser kennenlernen. Und wenn einer in Bos Umfeld weiß, wie das richtig geht, dann sein langjähriger und bester Freund Jan. Mit Jans Beziehungstipps und Tom Meermanns klugen Ratschlägen im Management, die man laut Jan auch prima auf das Liebesleben ausweiten kann, versucht Bo sich auf sein erstes Treffen mit Laura vorzubereiten. Dass diese aber schon von anderer Seite einige Infos über Bo bekommt, die ihn in keinem guten Licht dastehen lassen, weiß diese zu dem Zeitpunkt noch nicht...

Erhofft hatte ich mir hier einen witzigen, humorvollen Roman, der mitten aus dem Leben stammen könnte und vielleicht sogar ein kleines Happy End bereithält. Habe ich das alles bekommen oder gar überhaupt etwas davon? Definitiv ja. Konnte das Buch in allen Bereichen überzeugen? Wohl eher nicht. Lasst es mich so formulieren: Ich hatte eine Menge Spaß beim Lesen und kam auch mit dem Schreibstil sehr gut zurecht. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und fand auch die Länge der Kapitel entsprechend passend. Manche Kapitel waren mal länger, andere mal eher ganz kurz. Alles hat sich aber die Waage gehalten und unterhalten fühlte ich mich eigentlich zu jedem Zeitpunkt. Ich muss allerdings sagen, dass die Geschichte nicht genau das war, was ich mir zu Beginn erhofft hatte. Klar, manche Textpassagen waren lustig, andere dafür waren so skurril, das man sich das eigentlich nicht ausdenken kann. Und dabei stellte ich mir so oft die Frage, ob das Verhalten mancher Charaktere im echten Leben vielleicht wirklich existiert. Was verdammt gruselig wäre. Mir ist natürlich bewusst, dass viele Topmanager oftmals gar keine Ahnung von dem haben, was sie da so den lieben langen Tag tun (oder auch eher tun SOLLTEN). Aber gibt es Menschen, die so gar keinen Plan von ihrer Arbeit haben, sich trotzdem immer irgendwie durchgemogelt bekommen? Vor allem bei Thomas Meermann fällt das natürlich sehr stark auf. Wenn er angefangen hat zu sprechen, habe ich meist schon die Augen verdreht, weil ich es einfach nicht lesen wollte. Auch Bos Freund Jan hat bei mir nicht viel mehr Sympathiepunkte geerntet. Er hat völlig verdrehte Vorstellungen von Beziehungen, Dating und dem was richtig oder falsch ist. Bo, als Hauptprotagonist, erschien mir im Gegensatz zu diesen beiden Männern oft eher blass und nichtssagend. Er hat nie auf den Tisch gehauen, egal wie absurd die Vorschläge der beiden auch waren. Er hat sich einfach immer weiter treiben lassen, obwohl seine Gedanken doch schon offenbart haben, dass er das alles ein klein wenig anders sieht. An manchen Stellen fand ich das ganze Buch auch sehr wirr und konnte einige Handlungen nicht nachvollziehen. Wer mal was für Zwischendurch braucht um einfach abzuschalten, kann das Buch auf jeden Fall gut lesen. Besonders tiefgründig ist es aber nicht. Spaß hat das Lesen aber allemal gemacht, auch wenn ich persönlich mir eine andere Story dazu gewünscht hätte.

Bewertung vom 22.07.2025
Reid, Ava

Fable for the End of the World


sehr gut

Alleine das Cover und der Farbschnitt ziehen hier schon zahlreiche LeserInnen in ihren Bann, aber funktioniert das auch bei der Geschichte rund um "Fable for the End of the World" von Ava Reid? In diesem Buch finden wir eine harte und grauenvolle Dystopie, wie ich sie selten vorher gelesen habe. Man wird mit vielen, verschiedenen Themen konfrontiert, die zusammen eine spannende und außergewöhnliche Geschichte ergeben. Die Frage aller Fragen ist aber, wie in so ziemlich jeder Dystopie, in welcher es eine Heldin oder einen Helden gibt: Schafft man es raus aus diesem wahnsinnigen System? Kann man sich gegen die großen Mächte wehren und einen Ausweg aus dem Hamsterrad der Reichen und Mächtigen finden? Diese Frage muss sich nicht nur Inesa stellen. Auch ihre Gegenspielerin Melinoe, privilegiert und in der Hauptstadt stationiert, stellt sich diese Fragen.

Inesa lebt gemeinsam mit ihrem Bruder Luka und ihrer Mutter in einem Dorf. Jeder kennt jeden, fast alle sind freundlich, aber trotzdem distanziert und auf keinen Fall hilfsbereit. Denn nimmt man in diesem Teil des Landes Hilfe von anderen an, hat man schnell verloren. Man muss immer mit einem Gegengefallen bezahlen und das kann sich kaum jemand leisten. Auch Inesa und ihrer Familie geht es da nicht anders. Auch wenn sie zusammen mit ihrem Bruder ein Geschäft für Tierpräparate führt, fehlt es doch an allen Ecken und Enden. Deshalb müssen sich sparsam sein und dürfen auf keinen Fall über ihre Verhältnisse leben. Als eines Tages aber dann doch eine von "den Masken" vor Inesa steht um sie für den neusten Lauf der Lämmer mitzunehmen, war das alles umsonst. Sie wurde aufgestellt als Pfand in diesem grausamen Spiel gegen einen Engel der Hauptstadt anzutreten. Die meisten Menschen verlieren diese Spiele, da die Engel keine Menschlichkeit besitzen. Inesa möchte aber nicht kampflos aufgeben und macht sich auf den Weg in dieses wahnsinnige Spiel, nicht ganz ohne Hilfe. Ihr Engel, ihre Gegenspielerin Melinoe, wird als grausam, brutal und rücksichtslos bezeichnet. Doch bei Melinoes letztem Lauf ging schon so einiges schief und sie scheint nicht richtig bei sich zu sein. Inesa und Melinoe geraten beide in einen erbitterten Kampf ums Überleben. Bei diesem lernen beide aber auch viel über sich selbst, ihre Entscheidungen und die grauenvolle Regierung, die hinter diesem grausamen Spiel steckt. Bald müssen sich beide die Frage stellen, wen sie hier eigentlich wirklich bekämpfen sollten...

In die Welt von ausgefallenen Dystopien tauche ich gerne mal ein. Oft sind diese ja sehr brutal und hart. Das ist auch in "Fable for the End of the World" nicht anders. Roboterartige, junge Frauen, die für's Kämpfen und Töten ausgebildet wurden, eine Regierung, die die Zivilisten auf jede erdenkliche Art beschneidet und klein hält und eine kleine Hand von Widerständlern, die vielleicht irgendwo in den Tiefen des Waldes lauern. Was möchte man mehr, wenn man sich mit einem guten Buch zurücklehnt und in die Geschichte eintauchen möchte? Es gibt neben Inesa und Melinoe weitere Charaktere, von welchen im Buch ein gutes Bild gezeichnet wird. Da wäre noch Luka, der seine Schwester um jeden Preis beschützen will und natürlich Inesas Mutter, die diesen Titel völlig zu Unrecht trägt. Die Charakterzüge dieser beiden Personen wurden gut herausgearbeitet. Auch ein paar Randfiguren wie Bekannte und Nachbarn von Inesa werden beschrieben, bleiben aber eher im Hintergrund. Melinoe und die Leute um sie herum bekamen natürlich auch ein wenig Leben eingehaucht. Konnte ich Inesa schon zu Beginn des Buches gut einschätzen, fiel es mir bei Melinoe echt schwierig. Das ist aber sicher gewollt, denn sie soll für uns unnahbar bleiben. Sie ist eine Killerin und darf keine menschlichen Züge vorweisen. Im Buch werden viele Orte genannt, die nicht so leicht von der Zunge gehen. Aber auch das ist bei dieser Art von Geschichte völlig normal. Mit der Zeit habe ich mich an die Aussprache gewöhnt und bin nur so durch die Seiten geflogen. Schön finde ich auch, dass die Love-Story hier nicht so schnell vorangetrieben wurde. Die Gefühle entwickeln sich langsam aber stetig. Das mochte ich sehr. Generell braucht es an manchen Stellen etwas, bis die Storyline Fahrt aufgenommen hat. Das Ende jedoch hatte ein rasantes Tempo. Selbstverständlich endet alles mit einem großen Cliffhanger, auch wenn der erste Teil der Geschichte fertigerzählt wurde. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die Fortsetzung und hatte einige, angenehme Lesestunden mit diesem Buch.

Bewertung vom 18.07.2025
Ciccarelli, Kristen

Heartless Hunter / Der rote Nachtfalter Bd.1


sehr gut

"Heartless Hunter" von Kristen Ciccarelli macht alleine mit seinem Titel schon neugierig und Lust auf das Lesen des Buches mit dem roten Falter auf der Vorderseite. Aber steckt auch etwas im "Heartless Hunter" oder kann die Geschichte rund um Rune, Gideon und die Jagd nach Hexen nicht überzeugen?

Rune ist eine Hexe. Das weiß sie, dass wissen ihre zwei besten Freunde, aber sonst darf niemand davon wissen. Denn die Macht der Hexen hat schon vor Längerem ein Ende gefunden und alle, die sich dem Hexendasein verschreiben oder auch nur mit einer Hexe sympathisieren, werden umgehend hingerichtet. Für Rune ist das natürlich sehr gefährlich, auch wenn sie sich in ihrer Stadt einen Namen gemacht hat und nicht verdächtig wird eine Hexe zu sein. Oder gar der rote Nachtfalter. Diese sagenumwobene Gestalt, die seit mehr als zwei Jahren der Blutwache das Leben zur Hölle macht und gleichzeitig verschleppte, eingesperrte und zum Tode verurteilte Hexen befreit. Gideon Sharpe, DER Hexenjäger unter den Jägern der Blutwache möchte nichts lieber als den roten Nachtfalter zur Strecke zu bringen. Und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Durch Runes gefährliche Missionen und Gideon unerbittliche Jagd, laufen sich die beiden zwangsläufig über den Weg. Dabei kommen sie auch auf gefährliche Weise näher. Auch wenn Rune und Gideon jeweils ihre eigenen Ziele verfolgen, entstehen doch verbotene Gefühle, die sich nicht so leicht abschalten lassen. Wird es den beiden gelingen ihre Ziele zu erreichen ohne dabei verletzt zu werden? Kann Rune die Hexen retten und ein glückliches und sicheres Leben führen? Wird Gideon den roten Nachtfalter einfangen und ihn auf einer Tribüne hinrichten, so wie so viele, andere Hexen davor?

Ich mag den Hintergrund, dass es sich hierbei um eine Hexengeschichte handelt, sehr gerne. Das habe ich so noch nicht oft gelesen und freute mich regelrecht auf die Geschichte und die Charaktere. Rune arbeitet verdeckt, ist dabei aber sehr mutig und stellt das Leben anderer über ihr eigenes. Sie ist eine treue Seele und hat für mich hier den stärksten Charakter. Gideon wird als der dunkle Typ dargestellt. Er ist der verbissene Hexenjäger, der seine Feindin ausschalten will, egal zu welchem Preis. Dass hier eine romantische Liebesgeschichte entstehen kann, ist vorprogrammiert. Dabei haben wir es in der Story nicht nur mit einem Liebhaber zu tun. Rune wird regelrecht umschwärmt und so gibt es noch andere Charaktere, die ich an dieser Stelle vorerst nicht erwähnen möchte um die Spannung nicht zu zerstören, die eine Rolle spielen könnten. Dass sowohl Rune, als auch Gideon mit dem jeweils anderen spielen, fand ich zu Beginn etwas befremdlich. Dass das nicht gut geht, ist ja von Anfang an klar. Irgendwann MUSSTEN sich tiefere Gefühle entwickeln. Trotzdem bleibt es hier lange ein Hin und Her, bis man scheinbar echte, ehrliche Gefühle zu sehen bekommt. Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines Dritten, aber abwechselnd in den Perspektiven von Rune und Gideon. Man erfährt also genau, welche Gefühle gerade in der betreffenden Person vorherrschen. Ich für meinen Teil hätte mir etwas mehr Tiefe gewünscht, auch wenn die Geschichte an sich gut gemacht ist und deutlich rüberkommt, worum es eigentlich geht. Den Konflikt zwischen den Menschen und den Hexen finde ich sehr spannend. Da war ich auch oft zwiegespalten. Einerseits möchte man natürlich nicht, dass unschuldige Frauen und Mädchen abgeschlachtet werden, weil die Menschen mit der Andersartigkeit der Hexen nicht klarkommen. Andererseits sind die Hexen aus der Vergangenheit auch nicht ohne. Sie müssten ein gutes Mittelmaß finden, in welchem alle friedlich zusammenleben können. Das ist aber, kleiner Spoiler, am Ende dieses Buches (noch) nicht der Fall. Da es sich hierbei um den ersten Teil der Geschichte handelt, wird uns im zweiten Buch sicherlich auch viel Spannendes erwarten. Abschließend festzuhalten ist, dass ein wenig mehr Tiefe bei der Story um Rune und Gideon schön gewesen wäre, ich aber so auch ein gutes Lesevergnügen hatte und spannende Stunden mit dem Buch verbracht habe. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und mochte die Vielfalt und Ideen der Hexengeschichte.