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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2723 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2025
Mackay, Asia

A Serial Killer's Guide to Marriage


sehr gut

Serienmörder in Zivil
"A Serial Killer's Guide to Marriage" ist der Debütroman von Asia Mackay, das Buch erscheint im Dumont Verlag.

Die Künstlerin Haze und der Banker Fox sind seit mehreren Jahren ein Liebespaar und gleichzeitig ein mörderisches Paar! Sie lieben Luxus, Ausgehen und Reisen, waren schon an den angesagtesten Orten der Welt und haben ein ungewöhnliches Hobby, das Morden von gewalttätigen Männern als Serienmörder. Das Gefühl solche Männer zur Strecke gebracht zu haben, erfüllt sie mit großer innerer Genugtuung. Als sie ein Kind bekommen, wollen sie die Verbrechen von ihrer Tochter Bibi fernhalten und leben ein spießiges Vorstadt-Familienleben. Fox wird ein liebender Vater und auch Haze liebt ihren Mann und ihre Tochter, doch sie ist deprimiert, durch den Verzicht auf ihr mörderisches Hobby leidet die Leidenschaft und ihre Ehe. Als sich ihr eine Gelegenheit bietet, nimmt sie ihr Messer und... Damit hat sie ein Versprechen gebrochen und muss ihr Geheimnis vor Fox und vor der Polizei verbergen

Bei diesem Buch musste ich mich erst an die skurrile und unwirkliche Geschichte gewöhnen, doch ich war neugierig, wie Haze ihre Verbrechen vor ihrem Mann und ihrer Freundin Jenny vertuschen kann.

Erzählt wird die Geschichte wechselseitig aus der Perspektive von Haze und Fox, beide lassen uns an ihrem bewegten Leben teilhaben und berichten von ihren Erlebnissen. Dadurch lernt man die Figuren besser kennen und weiß, wie sie ticken. Beide Ehepartner haben voreinander Geheimnisse und es macht Spaß zu sehen, wie sie das verheimlichen wollen, das sorgt für zusätzlichen Spannungseffekt.

Der Erzählstil ist durch die vielen Dialoge sehr lebendig gehalten, trotzdem wurde ich damit nicht sonderlich warm und die Story hat auch einige Längen. Aber die speziellen Charaktere und die immer spannender werdende Handlung konnte mich dann doch begeistern.

Man fragt sich, wie kann ein solches Paar von einem Jetset-Leben in ein stinknormales Leben wechseln? Die Antwort findet man in der Geschichte, sie können irgendwie nicht aus ihrer alten Haut!

Ich mochte Haze und Fox als Paar und der trockene Humor von Haze hat mir gut gefallen. Das gezeigte Familienleben mit Spielplatzbesuch, musikalischer Früherziehung und die tolle Nebenfigur der Kinderfrau hat die Geschichte unterhaltsam aufgelockert. Eins muss ich noch anmerken, was mich zunehmend gestört hat: Haze hat ein Alkoholproblem und ich frage mich, warum mir dieses Problem häufig in englischen Büchern begegnet.

Dieses Buch ist für mich weniger ein Krimi als eine Posse über Verbrecher! Es zeigt ein ziemlich abgedrehtes Paar zwischen Mordlust und Familiensinn und die skurrile Handlung sorgt mal für Abwechslung im Bereich der üblichen Krimis. Meine Bewertung sind 3,5 Sterne, die ich gerne aufrunde!

Bewertung vom 04.08.2025
Oswald, Susanne

Mörderisch verstrickt - Ein Strickclub ermittelt


sehr gut

Charmanter Wohlfühlroman mit Krimielementen!
Mörderisch verstrickt ist der erste Band der Reihe "Ein Strickclub ermittelt" von Susanne Oswald und erscheint bei Harper Collins.

Mette betreibt in Lüttjekoog an der Nordseeküste ein kleines Wollgeschäft, wo sich regelmäßig der Strickclub zum Handarbeiten und Klönen trifft. Mettes Motto ist ganz klar: Zusammen strickt man weniger allein! Zum Club gehören neben Mette und Hund Ginger die Friseurin Brundhilde, Pfarrerin Anne und Bootsverleiher Gustavsen. Sie verstehen sich richtig gut, es wird viel gelacht und wenn es mal Probleme gibt unterstützen sie sich gegenseitig.

Der neueste Klatsch dreht sich um Annes Fundstück aus dem Watt, eine goldene Statue, die laut Anne aus dem sagenhaften Schatz Rungholt stammen könnte. Kurz darauf wird Anne überfallen und der Schatz geklaut und es geschieht sogar ein Mord. Nun muss der Strickclub ermitteln!

Die Geschichte liest sich wunderbar stimmig, denn sie strahlt eine gemütliche Wohlfühlatmosphäre aus mit Strickabenden am Kamin mit Kaffee und idyllischen Picknicks am Strand. Wer wäre da nicht gern dabei, gedanklich bin ich schnell in die jeweilige Szenerie eingetaucht und habe es genossen und mich mit den Figuren angefreundet. Die sympathischen Charaktere habe ich schnell ins Herz geschlossen und ihre Spurensuche interessiert begleitet. Ich muss aber auch anmerken, das der Krimianteil recht kurz geraten ist. Wer einen Wohlfühlroman sucht, bei dem Strickleidenschaft und gegenseitige Unterstützung im Lebensalltag im Vordergrund stehen, ist hier genau richtig. Man kann sich gedanklich gut in die kleine Gemeinschaft einfühlen, Annes Kinder und weitere Nebenfiguren vervollständigen die Gruppe perfekt und am Ende wird natürlich der Mord aufgeklärt.

An Mette hat mir ihre Leidenschaft für das Stricken gefallen, dabei kann sie wunderbar abschalten, aber auch gut nachdenken. Und so übernimmt sie gemeinsam mit ihrem Strickclub die Aufklärung im Mordfall. Pfarrerin Anne ist geschieden, eine toughe Frau, die sich neben ihren beiden Kindern auch rührend um ihre Gemeindemitgliedern sorgt. Aber auch Brunhilde und Gustavsen sind aus der Viererrunde nicht wegzudenken und sind immer zur Stelle, wenn sie gebraucht werden.

Ein toller Wohlfühlroman mit Krimianteil für entspannte Lesezeit, für laue Sommerabende, aber auch im Herbst, wenn wärmende Strickprojekte anstehen.

Bewertung vom 03.08.2025
Lagerlöf, Ulrika

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein sehr atmosphärischer und berührender Roman

Im Gutkind Verlag erscheint der Auftaktband Wo die Moltebeeren leuchten aus der Norrland Saga von Ulrika Lagerlöf.

1938, Nordschweden: Um die finanzielle Situation ihrer Familie aufzubessern, wird die siebzehnjährige Siv Engström als Köchin in ein Holzfällerlager im Wald vermittelt. Für mehrere Monate wird sie nun inmitten der Natur mit zehn Männern in einer einfachen Hütte leben. Die Arbeit ist hart, doch Siv findet sich schnell in ihre neue Rolle ein und fühlt in der Natur ihre eigene Freiheit. Dort trifft sie auf Nila, einen jungen Sámi und entdeckt ihre großen Gefühle.

2022 Djupsele: Eva Wallman wird als PR-Beraterin und studierte Forstwirtin nach Djupsele geschickt, wo sie einige Jahre ihrer Kindheit verbrachte. Sie soll die Gegner der Abholzung beruhigen, hinterfragt aber ihren Auftrag und versteht auch die Gegner, die die Wälder schützen wollen. Schnell wird sie von ihren Erinnerungen eingeholt, die Natur nimmt sie gefangen und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe Mattias lässt vergangene Gefühle hochkommen. Kann Eva ihre Arbeit im Sinne ihres Auftraggebers erfüllen?

Dieser wunderbar erzählte Roman hat mich mit den Natur-Beschreibungen, den unterschiedlichen Schicksalen und dem Problem der Abholzung der Wälder in den Gebieten der Waldsámi gepackt und komplett mitgerissen.

Die Autorin füllt die Geschichte mit landschaftlicher Schönheit und mit emotionaler Tiefe und erzählt in zwei Zeitebenen. Sie spielt mit der Beziehung der beiden Protagonistinnen Eva und Siv, die beide ihren persönlichen Lebensweg suchen und familiär verbunden sind. Ich konnte mich wunderbar in Sivs Lage hineinversetzen, die ihren Traum Lehrerin zu werden aufgeben musste. Es war ein intensives Erlebnis, sie bei ihren Aufgaben und beim Verweilen in der Natur zu begleiten und die berührenden Momente mitzuerleben als ihre Gefühle für Nila erwachen. Aber auch Evas berufliche Aufgabe und ihre Zweifel konnten mich fesseln. Beide Figuren kamen mir ganz nah und dabei habe ich einiges über die Forstwirtschaft erfahren.

Das Leben in den dichten, nordschwedischen Wäldern mit Mooren und Seen und den orangefarbenen Moltebeeren war urwüchsig und in den 30er Jahre beschwerlich. Es gab keinen Strom, die Winter waren eisig und hart und für die junge Siv muss es ungewohnt gewesen sein, allein in der Wildnis mit zehn Männern zu leben. Als sie die Liebe entdeckt, wird sie vor weitere Probleme gestellt, den Ehen zwischen Sámi und Schweden sind verpönt.

Die Waldsámi ziehen schon seit Generationen mit ihren Rentierherden durch die Wälder und regulieren damit die Waldvegetation. Die Tiere fressen Pflanzen rund um die Bäume und halten damit die Vegetation niedrig, die Bäume können ungehindert wachsen. Doch die Sámi wurden verdrängt, denn die Abholzung nahm ihren Tieren die Weidefläche, die sie benötigen.

Die schwedischen Holzunternehmen haben jedoch andere Interessen, die Abholzung verspricht Gewinn und das Land gehört dem Staat bzw. privaten Grundbesitzern. Mit diesen Argumenten soll Eva die Aktivisten zum Rückzug bewegen. Doch ihre eigenen Wurzeln werden ihr in der Natur wieder bewusst und so kommen ihr Zweifel an ihrer Aufgabe.

Beide Zeitebenen habe ich gerne begleitet und es war schön zu sehen, wie sich beide Geschichten immer mehr miteinander verknüpfen und ein großes Ganzes ergeben.
Ein ganz großartiges Buch, das mich intensiv miterleben ließ, was Tradition und vermeintlicher Fortschritt ausmachen.

Zum Glück gibt es eine Fortsetzung - "Wo das Feuerkraut blüht".

Ein atmosphärischer und berührender Roman über Herkunft und speziell über das Leben der Sámi!

Bewertung vom 02.08.2025
Graw, Theresia

In uns der Ozean


ausgezeichnet

Mitreißender Roman über die Warnung vor dem stummen Frühling
Im List Verlag erscheint Theresia Graws Roman In uns der Ozean.

Die Biologin Rachel Carson ist fasziniert von Wissenschaft und Forschung, muss aber 1929 aus finanziellen Gründen ihre Promotion abbrechen, nachdem ihre Familie alles verloren hat. Sie nimmt einen Job fürs Radio an und schreibt Geschichten über Tiere und Pflanzen, die bei den Zuhörern sehr beliebt sind. Sie beobachtet die Natur und liebt Vögel, am Vogelsterben erkennt sie einen kausalen Zusammenhang mit DDT, das damals als Wundermittel zur Insektenbekämpfung bedenkenlos über Felder, Wälder und Siedlungen versprüht wurde. Entrüstet nimmt sie den Kampf gegen die Chemielobby auf und schreibt ihr Buch "Der stumme Frühling". Darin macht sie auf die drohende Gefahr der Chemikalie DDT aufmerksam und stellt sich mutig gegen öffentliche Anfeindungen.
In ihrem literarischen Porträt verarbeitet Theresia Graw das Wirken der Umweltpionierin Rachel Carson im Kampf gegen die Anwendung von DDT und bringt uns ihr Leben auf anschauliche und mitreißende Weise näher.

Die Biologin Rachel Carson war mit bisher unbekannt, doch beim Lesen des Romans habe ich mit ihr mitgefiebert und bin stolz auf ihr Engagement für die Umwelt. Nachdem Rachel bei ihren biologischen Beobachtungen einen Zusammenhang zwischen Vogelsterben und Pestizidausbringung vermutete, forschte sie weiter und engagierte sich im Kampf gegen DDT und setzte sich mutig für die Umwelt ein. Ihr Buchprojekt war ihr ein persönliches Anliegen und bewirkte das Verbot von DDT.

Mit dem spannenden Umweltthema liest sich der Roman sehr fesselnd und ich habe Rachel für ihre Beharrlichkeit und ihre aufopfernde Arbeit im Kampf gegen die Chemilobby bewundert. Als unverheiratete Frau wurde ihr wenig Achtung entgegengebracht und ihre Erkenntnisse häufig mit Gegenargumenten entkräftet. Theresia Graw ist es gelungen, einen packenden Roman aufgrund von wahren Begebenheiten zu schreiben, der mit Naturbeschreibungen und dem Leben dieser wissenschaftlich versierten, interessanten Frau zu unterhalten weiß. Dabei wird auch ein feministische Ansatz sichtbar, denn Frauen mussten sich lange gegen Diskriminierung wehren und für ihre Träume kämpfen. Gerade in der Forschung war es für Frauen schwer, sich durchzusetzen und anerkannt zu werden.
Rachel bekam Halt und Unterstützung von ihrer Freundin Dorothy, beide führen eine Liebesbeziehung, die zu damaliger Zeit verboten war.
Was mir besonders gut an diesem großartigen Buch gefallen hat, sind die in die Romanhandlung eingestreuten Sachthemen, die für Tiefgang sorgen und das Umweltbewusstsein ansprechen.

Ein mitreißender Roman über eine interessante Frau und Ökologin im Kampf für die Natur. Rachel Carson hat uns allen einen großen Dienst erwiesen und Theresia Graw sei Dank für diesen tollen Roman!

Bewertung vom 29.07.2025
Grager, Veronika A.

Schlossteichleich


gut

Unterhaltsamer Lokalkrimi mit wenig Spannung
Schlossteichleich ist der dritte Band der Reihe um Dorli und Lupo Schatz von Veronika A. Grager aus dem Emons Verlag.

Livio Moretti, ein prominenter Maler und Bildhauer, wird auf dem Christkindlmarkt ermordet aufgefunden, direkt hinter Mariannes Punschstand. Und weil Marianne der Gemeindesekretärin Dorli eher vertraut als der Polizei, wird Dorli informiert. Sie findet heraus, dass Morettis Lebenspartner verschwunden ist, die Polizei hält das Ganze für eine Beziehungstat. Doch dann wird die Leiche Morettis unter dem Eis des zugefrorenen Hernsteiner Schlossteichs entdeckt. Dorli ist Hobby-Ermittlerin und sie sorgt dafür, das ihr Freund der Privatdetektiv Lupo vom Vater des Toten mit Nachforschungen beauftragt wird. Und schon sind beide wieder gemeinsam auf Spurensuche.

Nachdem mir der vierte Fall "Sauglück" vor acht Jahren sehr gut gefallen hat, habe ich mir diesen Band für meinen Urlaub gekauft.

Die Themenbreite dreht sich um Verbrechen wie Drogenhandel und russischer Bandenkriminalität und die Autorin zeigt das Gedankengut rund um Fremdenhass auf.

Der Aushilfspfarrer der Gemeinde ist ein Afrikaner, der mit seiner Schwester anreist. Das sorgt für viel Gerede und Hetzerei im Dorf. Es hat mich bei diesem Buch sehr gestört, dass der Tod der jungen Frau sehr kurz abgehandelt wird und sich die Geschichte vorrangig um die beiden Ermordeten dreht. Ausserdem verliert sich die Handlung immer wieder in Nebensächlichkeiten, was meinen Lesefluss mehrmals zum Erliegen brachte.

Der einfach gehaltene Erzählstil enthält Dialoge in Mundart, das wirkt sehr lebendig und ist mit eingebautem Humor unterhaltsam zu lesen. Von den Dorfbewohnern bleibt für mich leider der Eindruck ihrer Vorurteile und die beiden Toten entpuppen sich auch keineswegs als Unschuldsknaben.

Das Buch ist für mich eher Unterhaltungslektüre als ein spannender Krimi! Wobei mir der Lokalkolorit und die Protagonisten gut gefallen haben.

Bewertung vom 24.07.2025
Frey, Sita Maria

Tage wie Salzwasser


ausgezeichnet

Ein herzerwärmender Roadtrip der besonderen Art
Im Droemer Verlag erscheint das Debüt Tage wie Salzwasser von Sita Maria Frey.

Atlanta ist Mathematikerin und erklärt sich viele Dinge im Leben mit Zahlen. Als sie unerwartet schwanger wird, stürzt sie das in eine Unsicherheit. Ihr Freund Malte ist ihre Stütze, doch plötzlich steht Atlanta alleine da und klammert sich an Maltes Notizbuch mit Adressen. Durch einen Fahrradunfall lernt Atlanta Enza kennen, ihr gehört ein Fahrradladen und ist völlig zerstört, als ihr ihre Mutter Hilde von ihrer schweren Erkrankung erzählt. Enza will für Hilde da sein und sie umsorgen, doch Hilde schickt sie nach Sizilien, wo die Verwandten ihres verstorbenen Vaters leben. Mit dem Motorrad machen sich Atlanta und Enza gemeinsam auf nach Sizilien.

Der Roman startet mit einer ziemlich turbulenten Geburt und blickt dann fünf Monate zurück und erzählt, was damals geschehen ist. Zwei ungleiche Frauen treffen sich durch einen Unfall und unternehmen einen sehr besonderen Roadtrip durch Europa, wobei sie sich gegenseitig Halt geben und daraus eine enge Bekanntschaft entsteht.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Atlantan und Enza erzählt, und so reist man an ihrer Seite quer durch Europa, taucht dabei in ihre Gedankenwelt ein, freut sich mit ihnen über ihre Reisebekanntschaften und Erlebnisse und erfährt von ihren Gefühlen, die Achterbahn tanzen und zwischen Freude und Leid hin und her springen. Die Route der beiden Einzelgängerinnen führt über Freiburg, Marseille, Barcelona bis hinunter nach Sizilien. Die ganze Strecke mit dem Motorrad, die schwangere Atlanta, die klären möchte, was ihren toten Freund zu seiner Entscheidung geführt hat und Enza, die am liebsten in ihrer Heimat geblieben wäre, die aber auf Wunsch ihrer totkranken Mutter ihre Verwandtschaft in Italien kennen lernen soll.

Beide Frauen sind von ihren Gefühlen überfordert, die Trauer zerfrisst die Hoffnung, aber die Gemeinschaft und ihr Ziel lässt sie trotz aller entmutigenden Hindernisse durchhalten. Es gibt einige abenteuerliche Ereignisse, aber auch sehr schöne, menschliche Gastfreundschaft und so konnte ich den Roman einfach nicht aus der Hand legen. Findet Atlanta eine Antwort auf ihre Frage zu Maltes Tod und kann sich Enza mit dem drohenden Verlust ihrer Mutter auseinander setzen und loslassen?

Die Themen in diesem Roman sind durch Tod und Verlust einfach negativ, doch die Aussicht auf die Geburt eines Kindes macht auch Hoffnung.

Atlanta und Enza stützen sich gegenseitig und wachsen enger zusammen, sie lernen, dass Abschied und Verlust genauso zum Leben dazu gehören wie Freundschaft, ein Neuanfang und die Hoffnung auf eine gute Zukunft.

Besonders schön fand ich die Reisebeschreibungen von der Landschaft, dem Meer oder dem Himmel. Die bieten stimmungsvolle Ruhepole inmitten der großen Gefühle der beiden Frauen. Natur erdet und lässt das Herz zur Ruhe kommen, das merkt man in diesem Buch ganz wunderbar.

"Tage wie Salzwasser" ist ein einfühlsamer Roadtrip der besonderen Art, mit Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind und einer fesselnden Handlung! Die 4,5 Sterne runde ich gerne auf!

Bewertung vom 21.07.2025
Wood, Benjamin

Der Krabbenfischer


sehr gut

Der Traum vom Leben
Der Krabbenfischer von Benjamin Wood erscheint im Dumont Verlag, in der Übersetzung von Werner Löcher-Lawrence.

Longferry, England, Sechzigerjahre. Thomas Flett lebt mit zwanzig Jahren als Krabbenfischer in einfachen Verhältnissen zusammen mit seiner Mutter, seinen Vater hat er nie kennen gelernt. Die harte und eintönige Arbeit des Krabbenfischens ist sein Tagwerk, er ist vertraut mit dem Meer und den Gezeiten, das Handwerk hat er von seinem Großvater gelernt. Viel lässt sich mit dem Fang nicht verdienen, aber es sichert ihm den Lebensunterhalt für die nötigsten Dinge. Thomas liebt Musik und übt heimlich Gitarre, er wünscht sich ein Leben, wo er Musik machen kann. Doch das Leben in Longferry lässt ihm keine Chance auf etwas anderes als mit Pferd und Kutsche täglich Krabben zu fischen. Dann besucht der amerikanische Regisseur Edgar Acheson die Stadt, er will einen Film drehen und macht Thomas ein Angebot.

Dieser Roman lebt von seinen Atmosphärischen Beschreibungen der salzigen Luft, der Gezeiten, der gefährlichen Senklöcher und Nebelbänke im Meer. Ständig schwebt während des Krabbenfischens die Gefahr, in eine Untiefe zu geraten oder von der Flut überrascht zu werden. Die Arbeit ist kräftezehrend, der Fang nicht groß und die Tätigkeit eintönig und kalt.

Die Stimmung der Geschichte ist sehr ruhig und etwas melancholisch, denn die Chancen auf ein besseres, erfüllteres Leben für Thomas sind nicht gegeben. Doch mit dem Eintreffen von Edgar ändert sich die Situation und die Handlung entwickelt einen fesselnden Sog. Beide Männer starten bei Ebbe mit Pferd und Kutsche, es kommt Nebel auf, die die folgenden Ereignisse nebulös und unwirklich erscheinen lässt. Was dort geschieht, läuft unwirklich, wie hinter einem Schleier ab, es wirkt nicht klar und logisch, sondern vieles verbirgt sich im grauen Nebel.

Durch dieses einschneidende Erlebnis bahnen sich Thomas ungeahnte, tief verborgende Sehnsüchte den Weg jenseits seines perspektivlosen Lebens. Der harte Job zehrt schon in jungen Jahren an Thomas Körper und an seiner Gesundheit. Seine Musik wäre seine Chance und Edgar ist derjenige, der an ihn glaubt und ihn ermuntert und bestärkt. Doch dann geschieht etwas, was Thomas am Erfolg seines Plans zweifeln lässt. Es ist nicht alles so wie es scheint und auch Edgar hat ein Geheimnis, das ihn in ein anderes Licht rückt. Am Ende bleibt die Aussicht auf Hoffnung!


Der Krabbenfischer ist ein besonderes Buch mit atmosphärischen Naturschilderungen und speziellen Figuren, aber auch mit Vorgängen, die im Nebel verwischen und nicht klar zu erkennen sind. Atmosphärisch erzählte, intensive Geschichte, die nicht ganz logisch erscheint!

Bewertung vom 19.07.2025
Villard, Sophie

Der Glanz von Gold / Cartier Bd.2


sehr gut

Höhen und Tiefen im Leben der Juwelendynastie
Sophie Villards historischer Roman Der Glanz von Gold erscheint im Penguin Verlag. Es ist der zweite Teil der Cartier-Dilogie.

Paris, 1918: Der Krieg ist überstanden, die Menschen schöpfen neuen Mut und die Goldenen Zwanziger sind angebrochen. Und damit auch die Welt von Hollywood, wo die Stars die Juwelen aus dem Hause Cartier zur Schau stellen. Die Familie Cartier setzt alles daran, dem Unternehmen zu neuem Glanz zu verhelfen. Und die erfolgreiche Designerin Jeanne ist endlich wieder mit ihrem Louis Cartier zusammen. Doch es ziehen neue dunkle Wolken auf, kann ihr Glück von Dauer sein?

Sophie Villard beschreibt das Leben der Familie Cartier in den wilden Zwanzigern, sie zeigt Intrigen, Emotionen und geschäftliche Belange der einflussreichen Cartiers. Gleichzeitig flechtet sie geschickt die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen ins Geschehen, so dass man die Zeit gut miterleben kann. Die Schauplätze wechseln zwischen Paris, London und New York und wir tauchen in unterschiedliche Perspektiven der handelnden Figuren ein. Dazu gehören Jeanne, Louis Cartier, Coco Chanel, Jacques und Pierre Cartier, Anne-Marie, Elma und Nelly. Wer den ersten Teil der Reihe noch nicht gelesen hat, hat zwar keine Einblicke in das bisherige Geschehen, bekommt aber genügend Informationen über die Personen, um sich zurecht zu finden. Mit Vorkenntnissen ist es natürlich viel einfacher und interessanter.

Die drei Brüder Cartier haben ein Imperium aufgebaut, die luxuriösen Schmuckstücke und Armbanduhren sind begehrt bei Hollywood-Stars und reichen Kunden. Auch die britische Königsfamilie hat eine Vorliebe für die auserlesenen Stücke. So erleben wir in diesem Band erneut Prinz Edward mit seiner Freundin Wallis Simpson.

In diesem Roman ist es der Autorin gut gelungen, die Cartiers in einem Mix aus fiktiven und realen Erlebnissen zu zeigen, ihnen Leben einzuhauchen und sie mit vielseitigen Facetten auszustatten. An manchen Stellen wechseln mir die Personen leider zu häufig. Mir ist es lieber, wenn nur aus der Sicht weniger Figuren die Handlung erzählt wird.

Jeanne war meine Lieblingsfigur, ihre emanzipierte Sichtweise hat mir schon im ersten Band gut gefallen. Mit ihrem kreativen Talent im Bereich Schmuck-Design hat sie sich einen Platz im Hause Cartier gesichert. Doch die Liebe zu Louis ist für sie nicht der Schlüssel zum großen Glück. Ich mochte die Szenen, in denen sie mit ihrer Freundin Coco Chanel Zeit verbringt und Coco nach einem Schicksalsschlag zur Seite steht.

Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und lässt die personellen Stimmungen sichtbar werden. Wir erleben Liebe und Leid, großartige Jazztage, aber auch die große Weltwirtschaftskrise, die die ganze Welt erschütterte.

Interessant fand ich das ausführliche Nachwort der Autorin, in dem sie ein paar Worte zu den Personen verliert und die politischen Zustände beschreibt. Es gibt nähere Einblicke in das Schmuckgeschäft, sowie Informationen über den blauen Hope-Diamanten. Damit bekommt der Roman einen runden Abschluß. Ich bewerte das Buch mit 3,5 Sternen, die ich gerne aufrunde!

Ein unterhaltsamer, zeitbeschreibender Roman, der den Erfolg und das Auseinanderbrechen des Familienunternehmens aus nächster Nähe abbildet.

Bewertung vom 16.07.2025
Weber, Anne-Katrin

Verliebt in Lissabon


ausgezeichnet

Ein kulinarischer Streifzug durch Lissabon!
Im Hoelker Verlag erscheint Anne-Katrin Webers Buch Verliebt in Lissabon: Rezepte aus der Stadt des Lichts: Das perfekte Geschenk für alle Portugal-Fans und Reiseverliebte!

Lissabon hat verwinkelte Gassen, schöne Ausblicke auf den Tejo, wunderbare Plätze und Bauwerke und eine großartige Küche. 50 authentische Rezepte zeigen das portugiesische Lebensgefühl! Bom apetite!

Dieses Buch macht mit den einladenden Stadtansichten Lissabons Lust auf eine Reise an die bezaubernde Stadt am Tejo. Die Liebe zu Lissabon wird durch die stimmungsvollen Fotos angeregt und geht durch die gezeigten landestypischen Gerichte auch durch den Magen. Es werden unterschiedliche Rezepte zu verschiedenen Gelegenheiten vorgestellt, die dank der köstlich aussehenden Foodfotos Appetit anregen und Lust aufs Nachkochen/-backen machen.

Die vorgestellten Gerichte orientieren sich am Tagesverlauf. Der Tag beginnt mit einem Bica/Espresso, dazu ein herzhaftes Tosta mista oder die süße Variante mit Pastéis de nata, Kokosbrötchen oder einem Stück Bolo de chocolate (Schokoladenkuchen).

Am Vormittag essen die Portugiesen Stockfischkroketten, Kräuteromelett, Pataniscas (herzhafte Küchlein mit Gemüse) oder Bifana (Brötchen mit Schnitzel). Mein Favorit ist der Kichererbsensalat mit Thunfisch und Ei.

Die Mittagszeit ist für viele Einheimische die Zeit für eine Pause, die sie auch zur gemütlichen Einkehr in die kleinen Lokale nutzen. Gegessen wird Tomatensuppe, Pica pau, Bitoque, Arroz de marisco (Reis mit Meeresfrüchten) oder Caldo verde (Kohlsuppe). Natürlich darf der berühmte Stockfisch nicht fehlen, hier gibt es ein Rezept zu Bacalhau aus dem Ofen.

Fischsuppe, Oktopussalat, gegrillte Riesengarnelen und am Abend dann weitere Köstlichkeiten mit Kalbfleisch, Reis mit Ente, Lamm, Muscheln und Chourico mit dicken Bohnen.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen und wird mit süßen Speisen und Mixgetränken abgeschlossen.

Die Auswahl an Gerichten ist groß, es gibt für jede Gelegenheit und jeden Gaumen das passende Rezept. Die Rezepte werden pro Doppelseite mit Foto vorgestellt, die Zubereitung wird verständlich und mit den nötigen Angaben der benötigten Zutaten beschrieben, auf Kalorienangaben wurde sicherheitshalber verzichtet!

Wenn man durch das Buch blättert, läuft einem das Wasser im Munde zusammen und man bekommt auch ein Gefühl für Lissabon und seine Bewohner. Das Buch macht Lust auf eine Reise und zuvor kann man sich durch die Rezepte kochen.

Traumhafte Fotografien zeigen leckere Klassiker der portugiesischen Küche und zauberhafte Stadtansichten

Eine ganz besondere Geschenkidee, die die Küche der Stadt vorstellt!

Bewertung vom 16.07.2025
Catlett, Louis

Finde den Fehler - Berühmte Künstler - Bilderrätsel mit 30 weltbekannten Gemälden


sehr gut

Rätselvergnügen und Kunstgenuss für Groß und Klein

Im Bassermann Verlag erscheint das Rätselbuch Finde den Fehler - Berühmte Künstler von Louis Catlett.

Dieses Buch spricht Rätselfans und Kunstliebhaber gleichermaßen an, denn es zeigt Abbildungen von 30 weltbekannten Gemälden aus verschiedenen Kunstepochen, die einmal im Originaldruck und einmal mit veränderten bzw. fehlenden Bildelementen vorliegen.
Es gilt diese Fehler zu entdecken, die Anzahl der Fehler ist auf der Bildseite vermerkt und es gibt auch eine Auflösung im Anhand des Buches, falls man ein kleines Detail mal nicht gefunden hat.

Bei der Fehlersuche betrachtet man die Gemälde mal ganz im Detail und kommt den Werken der Kunstgeschichte automatisch sehr nahe. Dabei gerät man ins Staunen und entdeckt verschiedene Stilrichtungen, Kunstepochen und vielleicht auch Künstler, die bisher unter dem Radar verborgen blieben.

Vorgestellt werden Gemälde von Hieronymus Bosch, Judith Leyster, Paul Gauguin, Gustav Klimt, Vincent van Gogh, Jan Vermeer, van Delft, Rosalba Carriera, Georges Seurat, Harriet Backer, Wassily Kandinsky und viele mehr. Die Anordnung im Buch erfolgt nicht chronologisch, sondern bunt gemischt.

Die Fehlersuche erfordert genaue Beobachtungsgabe und eignet sich für Große und Kleine. Das Zusammenspiel von Spaß und Gehirntraining sorgt für gute Unterhaltung. Gleichzeitig lernt man die Werke großer Meister kennen und schaut sie sich mal ganz genau an. Die Gemälde werden mit Angaben zum jeweiligen Künstler und dem Titel und Entstehungsjahr des Werkes versehen. Über die jeweilige Epoche ist leider nichts vermerkt. Doch das ist in einem Rätselheft ja vielleicht zu viel verlangt.

Als Freizeitvergnüngen ein unterhaltsamer Kunstgenuss und Rätselspaß in einem!