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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2776 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2025
Ironmonger, John

Das Jahr des Dugong - Eine Geschichte für unsere Zeit


sehr gut

Eine aufrüttelnde Novelle über den Klimawandel und seine Folgen!
Die Novelle Das Jahr des Dugong von John Ironmonger erscheint im Fischer Taschenbuch Verlag.

Toby Markham, der leidenschaftlich gern reist und Tierfotograf ist, wacht in einem unbekannten Raum auf. Gerade war er voller Leben, doch nun ist er bewegungsunfähig und kann sich an nichts erinnern. Er wird von Menschen umringt, die komische Namen haben und hört von einer Frau, die seine Anwältin ist, welche Anklage gegen ihn erhoben wurde.

John Ironmonger berichtet in seiner packenden Novelle von den Fakten des Klimawandels und vom Artensterben. Im Buch erfahre ich, dass ein Viertel aller Tierarten vom Aussterben bedroht sind, was mich regelrecht schockiert. Die Schönheit der Natur wird mit schrecklichen von Menschen gemachten Folgen für die Tiere und ihren Lebensraum zunichte gemacht. Die Beschreibungen machen betroffen und ich habe gespannt verfolgt, wie sich der Prozess gegen Toby entwickelt, der sich vor Gericht für sein Handeln verantworten muss.

Toby ist ein recht egoistischer Mann mit Profitgier und Frauengeschichten, die eigentlich in diesem Buch nichts zu suchen gehabt hätten. Auf alle Fälle ist er mir unsympathisch. Doch während er sein Leben und seine Erinnerungen Revue passieren lässt, geschieht etwas mit ihm. Er steht zu seinen Fehlern und wird dadurch zu einem starken Charakter.

Während ich dieses Büchlein gelesen habe, fragte ich mich unweigerlich nach der eigenen Schuld in Bezug auf den Klimawandel. Mir ist klar, dass jeder einzelne Mensch daran Anteil hat, mal mehr, mal weniger. Die Rede, die Toby am Ende hält, ist ein eindringlicher Appell an uns alle, mehr für die Umwelt zu tun und die Natur zu schützen. Ich hoffe, dieses Büchlein lesen all diejenigen, die sich bisher noch nicht mit dem Thema befasst haben.

Diese Novelle erklärt uns den Klimawandel und seine verheerenden Folgen, sie rüttelt auf und lässt mich betrübt zurück. Wie viel Schuld habe ich selbst am Klimawandel?

Bewertung vom 28.11.2025
Kipker, Kerstin

Das große Hausbuch für die Weihnachtszeit. Singen, Dichten, Backen, Basteln für die ganze Familie


sehr gut

Ein vielseitiges Hausbuch für besinnliche Zeit mit der Familie!
Im Bassermann Verlag erscheint Das große Hausbuch für die Weihnachtszeit von Kerstin Kipker.

Zur Advents- und Weihnachtszeit versammeln sich groß und klein bei gemütlichen Stunden zum Geschichten hören, backen, singen und Gedichte aufsagen. Die vielseitigen Anregungen in diesem Hausbuch vermitteln eine heimelige Hygge-Zeit, die auf Weihnachten einstimmt und die frohe Botschaft feiert.

Vorgestellt werden beliebte Lieder mit Notenangaben, diverse Ideen zum Basteln von Sternen, Tannenbäumen etc., leckere Rezepte für Pfefferkuchenhaus, Punsch, Zimtsterne, traditionelle Gedichte, interessantes Brauchtum anderer Länder der Erde und wissenswerte Informationen zu Weihnachtsmärkten, Liedgut, Baumkunde und Klassikern von Musik und Film.

Wenn in der Adventszeit wieder Weihnachtslieder angestimmt werden, erhält man hier eine Auswahl an deutschem Liedgut mit Text und Noten zu "Alle Jahre wieder", "Vom Himmel hoch, da komm ich her" oder "Leise rieselt der Schnee" u.a.

Passende Basteleien dürfen natürlich nicht fehlen, so wird erklärt, wie man einen Adventskranz bindet, Geschenkpapier bedruckt, Strohsterne bastelt, Tannenbäume faltet oder Fäustlinge strickt. Es ist für jede Altersstufe etwas Geeignetes dabei und wenn die ganze Familie gemeinsam bastelt, sind das Erinnerungen, die man bis ins hohe Alter nicht vergisst.

Die Zeit der Naschereien ist wohl nie so gemütlich wie in der Vorweihnachtszeit, auch daran wurde in diesem Buch gedacht. Springerle, Pfeffernüsse, Printen und eine Anleitung für ein Lebkuchenhäuschen bringen leckere Vorschläge, die uns diese Zeit versüßen.

Die Weihnachtszeit ist seit jeher die Zeit der Märchen und Geschichten, die sich zum Vorlesen eignen und die passende adventliche Atmosphäre zaubern. Die Auswahl umfasst Geschichten von Hans Christian Andersen, Hans Fallada, Betty Smith, Selma Lagerlöff und die Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums.

Wie sieht es mit dem Brauchtum anderer Länder aus, wie feiert man eigentlich Weihnachten in Ländern Europas oder in Ghana, Georgien, Mexiko oder auf den Philippinen?

Dieses Hausbuch bietet mit stimmungsvollen Illustrationen eine gelungene Auswahl an traditionellen Geschichten, Liedern und dem internationalem Brauchtum rund um das Weihnachtsthema.

Bewertung vom 26.11.2025
Thorn, Ines

Die Heilerin des Nordens


sehr gut

Die Sámi zwischen Tradition und Moderne
Im Rowohlt Verlag erscheint der historische Roman Die Heilerin des Nordens von Ines Thorn.

1833 im Norden Norwegens: Ines Thorns historischer Roman spielt in den eisigen Weiten Lapplands bei den Samen im 19. Jahrhundert. In dieser kargen Natur ziehen die Familien mit ihren Rentierherden umher und trotzen den Jahreszeiten. Es ist ein karges Leben, das jahrein und jahraus immer die gleichen Wege und Pfade geht. Miija Krysis Mutter Schamanin und früh zeigt sich, dass auch Miija diese außergewöhnliche Gabe besitzt und in die Fußstapfen treten wird. Doch die Zeiten ändern sich und die traditionelle Welt der Sámi wird in Frage gestellt, denn die Norweger wollen ihren christlichen Glauben durchsetzen und moderne Methoden der Heilkunst stehen den schamanischen Methoden gegenüber.

Ines Thorn versetzt uns in eine andere Zeit, sie stellt uns die junge Miija und ihre Familie vor und lässt uns am Leben der Sámi inmitten der kargen Natur teilhaben. Das bescheidene Zusammenleben zwischen Mensch, Tier und Natur war geprägt von gegenseitiger Achtsamkeit, von Einfachheit und vom Zusammenhalt innerhalb der Familienverbände. Denn bedingt durch die Naturgewalten und Widrigkeiten dieser Einöde war man aufeinander angewiesen. Miija findet ihr persönliches Krafttier, sie übernimmt das Amt einer Schamanin und wird geachtet, sie verliebt sich in Morte, doch als Schamanin bleibt sie einsam.

Mit der Ankunft der Norweger in diesem Landstrich ändern sich die Zeiten für die angestammten Sámi, denn die Norweger wollen den Samen ihre Völkerrechte abnehmen und ihnen verbieten, ihre eigene Sprache zu sprechen. So wird es für Miija besonders schwierig, zwischen den Völkern zu vermitteln und sich für ihre Landsleute einzusetzen. Sie erkennt, was den Sámi fehlt und zusteht und fordert für sie Bildung, den Bau von festen Häusern aus Stein und die Anerkennung als Volksstamm. Ein Missionar stellt sich ihren Forderungen entgegen und daraus resultieren Probleme wie Gewalt und gegenseitiger Hass.

Dieser Roman öffnet uns die Augen für das Vorgehen der Norweger, die den Sámi ihre Rechte nahmen und sich ihr Land für ihre Zwecke aneigneten. Ein interessanter und unterhaltsamer Einblick über das Wirken einer Schamanin und in die Gewohnheiten und Lebensumstände der Sámi.

Bewertung vom 22.11.2025
Winterberg, Linda

Zeit der Kinder / Die Berghebamme Bd.3


sehr gut

Ein berührender Roman über eine mutige Frau
Der 3. Band der Kinder-der-Berge-Saga von Linda Winterberg trägt den Titel Zeit der Kinder und erscheint im Aufbau Verlag.

Maria Saller wird als Berghebamme in Brannenburg anerkannt, sie lebt glücklich mit ihrem Mann Georg, doch ihr ganz großer Wunsch nach einem eigenen Kind will sich einfach nicht einstellen. Was besonders schwierig für sie ist, weil sie täglich neuen Erdenbürgern auf die Welt hilft. Nicht jede Geburt sorgt für Frohlocken bei den Müttern, Maria erkennt die Not der unverheirateten, ungewollt schwangeren Frauen und möchte ein Heim für ledige Mütter gründen. Doch das geht den konservativen Bergbewohnern zu weit.

Diese Reihe habe ich mit dem dritten Band begonnen und obwohl mir sicherlich einige Details der interessanten Vorgeschichte fehlen, konnte ich mich gut in die Handlung einfinden.

In dieser Zeit wurden ledige Mütter als Schande angesehen, während die Väter ohne Vorwürfe davon kamen. Diesen Missstand erkennt Berghebamme Maria und setzt mit ihrem Mann Georg alles daran, den Frauen und ihren Kindern zu helfen und für sie ein Heim aufzubauen. Diese Aufgabe hilft ihr als Ablenkung dabei, die Sehnsucht nach einem eigenen Kind zu vergessen. Die Sallers werden von den Bewohnern angefeindet. Als ein besonderes Ereignis Marias Existen sowie die ihr anvertrauten Frauen bedroht, verliert Maria den Mut und will ihr Ziel aufgeben. Sie hat aber nicht mit Menschen gerechnet, die sich auf ihre Seite stellen und das Heim befürworten.

Die flüssig erzählte Geschichte lässt sich unterhaltsam und fesselnd lesen, denn es geht um bewegende Schicksale von Frauen, die mir zu Herzen gegangen sind. Selten wurde den schwangeren Frauen geholfen und sie allein wurden für ihren Fehltritt verantwortlich gemacht.


Die Thematik von ledigen Müttern wird nachvollziehbar und berühren erzählt, das Ende der Geschichte hatte ich genau so erwartet und konnte zufrieden das Buch schließen.

Bewertung vom 20.11.2025
Zommer, Yuval

Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte


ausgezeichnet

Eine warmherzige Weihnachtsgeschichte
Diese warmherzig erzählte Geschichte stellt die vier Jahreszeiten anhand einer Fichte vor und ist ein wunderschön illustriertes Bilderbuch für die Vorweihnachtszeit.

Im Wald wächst aus einem kleinen Samenkorn eine kleine Fichte zu einem Bäumchen heran, sie ist etwas schief und nicht besonders schön, doch ist sie gut, so wie sie ist. Als die Menschen aus dem Wald ihre Bäume für Weihnachten fällen, möchte niemand die schiefe Fichte haben und so bleibt sie enttäuscht und einsam allein auf ihrer Lichtung zurück. Doch die Tiere des Waldes schätzen den Baum als Futterquelle und Nistplatz und schmücken ihn mit Federn, Girlanden, Nüssen und Beeren. Die Fichte wird zu einem prachtvollen Weihnachtsbaum mitten im Wald und ist glücklich, dass sie im Wald bleiben kann, denn das ist ihre Heimat und ihre Freunde sind bei ihr.

Die warmherzige Story enthält kurze, verständlich gereimte Texte und niedliche Illustrationen. Im Mittelpunkt stehen die Themen Selbstakzeptanz und Freundschaft und es wird deutlich, dass man nicht perfekt sein muss, um Freunde zu haben.
Die Illustrationen zeigen die Fichte und die Natur im Verlauf der Jahreszeiten. Die vielen Waldtiere sind entzückend anzusehen und die Bilder sind schon für kleinere Kinder selbsterklärend und sie erkennen den Sinn der Geschichte.


Beim Vorlesen und Betrachten der Bilder springt die weihnachtliche Vorfreude auf große und kleine Leser über. Es wird gut gezeigt, dass niemand perfekt sein muss, um geliebt zu werden.

Bewertung vom 19.11.2025
Sandberg, Ellen

Rauhnächte


sehr gut

Geheimnisvoll und atmosphärisch durch die Mystik der Rauhnächte!
Bei Penguin Bücher erscheint der Thriller Rauhnächte von Ellen Sandberg.

An Heiligabend erfährt die 22-jährige Pia, dass sie als Kind adoptiert wurde. Das erschüttert sie zwar, bestätigt sie aber in ihrem lebenslangen Gefühl, dass sie sich nie zugehörig gefühlt hat. Um ihren wahren Vater zu finden, fährt Pia nach Wasserburg am Inn, dort starb ihre leibliche Mutter. Man sagt, während die Rauhnächte ihre mystische Stimmung verbreiten, kommen alte Geheimnisse wieder ans Licht. Pia erfährt einige Details, die ihr bisher verschwiegen worden und bringt sich mit ihrer Suche in Gefahr.

Per Zufall erfährt Pia, dass sie von ihren Eltern adoptiert wurde und weil sie ihre Fragen nicht beantworten, macht sie sich selbst auf die Suche nach ihren Wurzeln.

Ellen Sandberg erzählt ihre Story über Familiengeheimnisse auf flüssige Weise und lässt geschickt die düstere Atmosphäre der Natur in den Rauhnächten einfließen. Dabei steigert sich die mystische Stimmung immer mehr und die detailgenauen Naturbeschreibungen und das alte Brauchtum verleihen dem Roman ein spezielles Flair. Die Handlung verteilt sich auf zwei Zeitebenen, die aktuelle Zeit, in der Pias Suche statt findet und die Vergangenheit mit den Ereignissen vor 18 Jahren.

Obwohl ihr in Wasserburg Misstrauen und Widerstände begegnen, erkennt Pia, dass am Tod ihrer Mutter irgendetwas faul ist. Sie setzt alles daran, endlich die Wahrheit herauszufinden, bekommt Unterstützung durch Freunde und einen alten Bekannten und entdeckt immer mehr verborgene Puzzleteile aus ihrer Kindheit. Die Spannung steigert sich bis zum Ende hin und wird mit einer dramatischen Auflösung gelöst. Die letzten beiden Kapitel hätte es nicht bedurft, so wirkt es irgendwie auserzählt.

Das Buch ist spannend, erzählt von einem düsteren Familiengeheimnis und sorgt mit dem roten Faden der Rauhnächte für ein atmosphärisches Leseerlebnis, das die Rauhnächte näher bringt.

Spannend, atmosphärisch und durchdrungen von der mystischen Atmosphäre der Rauhnächte! Einfach nur toll!

Bewertung vom 15.11.2025
Korn, Carmen

In den Scherben das Licht


sehr gut

Schritt für Schritt zum Glück!
Carmen Korns Roman In den Scherben das Licht erscheint bei Rowohlt Polaris.

1946 treffen im zerbombten Hamburg die Teenager Gert und Gisela in einem Keller aufeinander, wo Gisela Schutz sucht. Die Hausbesitzerin Friede, eine ehemalige Volksschauspielerin, hat bereits Gert erlaubt beiden Jugendlichen, in ihrem Keller zu wohnen. Aus dieser Wohngemeinschaft entwickelt sich eine lange anhaltende Freundschaft. Die Jugendlichen eint, dass sie beide im Krieg viel mitgemacht haben und enge Familienmitglieder vermissen. Doch allen Sorgen zum Trotz bauen sie sich ein neues Leben auf und versuchen, die Schatten der Kriegsjahre zu vergessen.

Nach dem Krieg ist die Wohnungsnot in Hamburg groß, aber Gert und Gisela haben Glück, denn sie bekommen im Keller der Hausbesitzerin Friede ein Obdach. Doch sie haben auch noch den Hungerwinter 1946/47 zu überstehen, der vielen Menschen durch Kälte oder Hunger das Leben kostete.

Carmen Korn beschreibt sehr bildhaft das Alltagsleben und die Nöte der Bewohner im zerstörten Nachkriegs-Hamburg, wir begleiten nicht nur Friede, Gert und Gisela, sondern auch andere Nachbarn und neue Bewohner in Friedes Haus. Dadurch kommt man dem Zeitgeist und den Sorgen und Träumen der Charaktere sehr nahe und entdeckt, wie sich die Wirtschaft und die Menschen in der Zeitspanne bis 1955 entwickeln und verändern. Die unterschiedlichen Einblicke streifen das Theaterleben, Geschäfte am Schwarzmarkt und man erlebt die Fähigkeit der Menschen, sich schnell an verändernde Situationen anzupassen. Gisela ist in dieser Beziehung besonders pfiffig und hat keine Scheu, sich neuen Anforderungen zu stellen. Obwohl sie ihre eigene Familie verloren hat, bekommt sie nun in ihrer Wahlfamilie Halt und Unterstützung, die ihr neuen Lebensmut und Hoffnung geben.

Mir hat der flüssige und vielseitig beschreibende Erzählstil gut gefallen und ich konnte mir das Leben der Menschen anhand der lebendig gezeichneten Figuren gut vorstellen. Jede Person hat ein spezielles Schicksal und es wurde mir klar, wie langwierig sich die Suche nach Vermissten hingezogen haben muss und wie schmerzhaft manche Suche ausging.

Nach dem Krieg begannen die Menschen intensiv mit einem Neubeginn, der dann zum großen Wirtschaftswunder führte. Ihre Energie und Kraft schöpften die Ausgebombten und Gestrandeten aus ihrem engen Zusammenhalt, aus der Hilfsbereitschaft untereinander und in der Hoffnung, die sich ihnen wie ein Lichtstrahl auch in dunklen Zeiten zeigte.

Ein anschaulicher Roman über Hoffnung und Neubeginn nach den Schattenjahren!

Bewertung vom 14.11.2025
Stern, Anne

Der Preis der Freiheit / Fräulein Gold Bd.8


ausgezeichnet

Hulda als Gefängnis-Hebamme

Bei Rowohlt Polaris erscheint mit Fräulein Gold: Der Preis der Freiheit der achte Band der "Hebamme in Berlin-Reihe" von Anne Stern.

Berlin, 1932: Hulda Gold arbeitet nun als Hebamme im Frauengefängnis Barnimstraße und versorgt inhaftierte Schwangere und Mütter mit ihren Kindern und steht den Frauen mit Rat und Tat zur Seite. Der Tod der jungen Insassin Ruth kommt völlig unerwartet und Hulda stellt Nachforschungen an. Auch die Kripo ist aktiv, in diesem Fall durch Kommissarin Irma Siegel, mit der Hulda nicht im Guten auseinander ging. Als Verdächtige kommt die Zellengenossin in Frage, doch die wegen versuchten Mordes Verurteilte steht kurz vor der Entbindung ihres Kindes. Warum sollte sie Ruth getötet haben? Während sich Hulda und Irma Siegel zusammenraufen, sorgt die Radikalisierung der politischen Lager für eine unheilvolle Stimmung.

Auch dieser Band spielt in Berling und beginnt 1932. Während Hulda die Einschulung ihrer kleinen Tochter feiert, wird gerade die schwangere Anna Marwitz im Frauengefängnis in der Mütterzelle eingewiesen. Als kurz darauf die Insassin Ruth getötet wird, gerät Anna als Täterin in Verdacht. Doch das kann Hulda nicht glauben, denn die Hochschwangere hatte zu Ruth eher freundschaftliche Kontakte.

Schnell bin ich in das Geschehen eingetaucht und habe neben der spannenden Mordaufklärung betroffen verfolgt, wie sich Hulda um ihre kranke Tochter sorgt. Anne Stern schildert das Geschehen wieder so lebendig und anschaulich, dass ich den Roman gespannt schnellstens ausgelesen habe.

Die Handlung wird begleitet durch authentische Schilderungen, die eine düstere Atmosphäre sichtbar machen, die dem erstarkenden Nationalsozialismus und politischen Umbrüchen der Zeit geschuldet sind.

Der Hass auf Juden, Sozialisten und Homosexuelle nimmt zu und versetzt die Betroffenen in Angst und Schrecken. Hulda scheint die drohende Gefahr noch nicht zu erkennen und setzt sich weiterhin hilfsbereit für die Schwangeren ein.

In diesem Band kommt die emotionale Seite der Hebamme Hulda Gold sehr eindringlich zum Vorschein, sie sorgt sich um ihre schwangeren Schutzbefohlenen und vermittelt mit ihrer hilfreiche und zuversichtlichen Art spürbar Vertrauen und Hoffnung. Außerdem ist sie bemüht, den Spagat zwischen ihrem Beruf und der Mutterrolle zu schaffen. Ihre Sorge um ihre kranke Tochter Meta vermittelt Anne Stern absolut nachfühlbar und berührend. Man merkt, dass die Autorin selbst Mutter ist.

Hulda Gold untersucht gemeinsam mit Irma Siegel den Mordfall und gerade durch die Zusammenarbeit kommen wesentliche Spuren ans Licht, die zur Lösung des Falles helfen.

Der Roman lässt sich eigenständig lesen, doch zum besseren Verständnis sollte man einige Vorbände kennen. Die Handlung ist eine bunte Mischung aus Themen wie Mutterschaft, Wert von Freiheit und Leben in einer faschistischen Gesellschaft, die Anne Stern wunderbar miteinander verknüpft und in eine runde Geschichte verpackt.

In diesem Band geht es spannend zu, aber auch bewegend und emotional und wie in der Reihe üblich, wird mit klarer Sichtweise die politische Entwicklung im dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte sichtbar gemacht.

Bewertung vom 08.11.2025
Howard, Jules

MEGA


ausgezeichnet

Superlative der Tierwelt, toll illustriert und interessant umgesetzt!
Im Fischer Sauerländer Verlag erscheint das Sachbuch MEGA: Faszinierende Giganten von gestern und heute von Jules Howard mit Illustrationen von Gavin Scott.

Entdecke die Giganten unseres Planeten! Welche Rekorde gibt es in der Tierwelt? Dazu reisen wir in die Vergangenheit zu den ausgestorbenen Tieren und erfahren Besonderheiten über noch lebende Tiere.

Bei diesem Buch ist der Titel auch für den Inhalt Programm! Das absolut großformatige Buch enthälte naturnahe Illustrationen, die die Tiere in ihrem Lebensraum abbilden und dazu gibt es jede Menge kindgerecht aufbereitetes Wissen über Tiere und ihre Superlative.

Die Themenbreite reicht von supergroßen Säugetieren (Elefanten, Seekühe, Menschenaffen...), wirklich großen Vögeln über riesige Reptilien (Krokodile, Schlangen) bis hin zu fantastischen Fischen (Haie, Rochen und Knochenfische) und Monster-Mollusken (Tintenfische).

Die Fakten zu den einzelnen Tierarten sind umfangreich und decken sowohl Grundwissen ab, als auch spezielle Informationen zu ausgestorbenen Arten, der Veränderung des Klimas und den Folgen für die Tierwelt.

Beispielsweise erfahren wir, was Grasgärtner sind (Nashörner) und tauchen in die Vorzeit ein, als riesige Beuteltiere über die endlosen Ebenen Australiens streiften, wie der Diprotodon, der größte aller urzeitlichen Wombats.

Hier kann man sich in die jeweiligen Interessengebiete vertiefen und lernt anhand der gut in die Illustrationen eingewebten Texte eine Menge über die Tierwelt hinzu.

Die Abbildung der Tiere zeigt sie in Aktion in ihrem authentisch gezeigten Lebensraum und lässt sie dadurch sehr lebendig wirken. Was mir auch gut gefällt, sind die Größentabellen, bei denen Tierarten in Bezug auf ihre Körperhöhe verglichen werden, wie bei den Paarhufern, Walen, Laufvögeln, Schlangen, Echsen, Schildkröten u.a.

Als besonderer Clou kann man den Einband des großformatigen Buches zu einem beidseitigen Poster ausbreiten. So was kommt bei Kindern immer gut an!

Die wichtige Botschaft des Buches ist der Artenschutz. Am Ende werden die Gründe für den Artenschwund erläutert und die Verantwortung eines jeden deutlich gemacht. Danach gibt es Ideen, wie sich jeder Einzelne für eine gesunde Umwelt einsetzen kann.

Ein mega Buch mit faszinierenden Superlativen, interessanten ausgestorbenen und noch lebenden Tieren und jeder Menge Wissen, das Kinder informiert, unterhält und für die Tierwelt begeistert!

Bewertung vom 04.11.2025
Noll, Ingrid

Halali


sehr gut

Wenn der Jäger zum Gejagten wird!
Im Diogenes Verlag erschien im Jahr 2017 Ingrid Nolls Roman Halali.

Die 80-jährige Holda erzählt ihrer Enkelin Laura eine Geschichte aus der Nachkriegszeit als sie Stenotypistin im Bonner Innenministerium in Bonn war. Darin geht es um das Alltagsleben als Untermieterin, um Wünsche junger Frauen, um die Liebe und um Geheimnisse, die Spannung in das graue Alltags-Leben bringen.

"Das Alter ist eine unerhörte Kränkung... Die Augen schwächeln, die Gelenke knacken und knirschen, die Ohren wollen nicht mehr zuhören...die Vergesslichkeit nimmt zu. Am übelsten wird der armen Haut mitgespielt." Zitat S. 80

Die schwarz-humorigen Geschichten von Ingrid Noll drehen sich häufig um Frauen, die auf scheinbar harmlose Weise für den Tod ihrer männlichen Mitmenschen verantwortlich sind. Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, wenn ich behaupte, dass das in dieser Geschichte mehr aus spontaner Aggression heraus geschieht.

Die 80-jährige Holda erzählt ihrer Enkelin Laura eine Geschichte, die in den Gründungstagen der Bundesrepublik spielt. Damals war Holda Stenotypistin im Innenministerium und wie sich heraus stellt, hat sie mehr erlebt, als ihre Enkelin je vermutet hätte. Holda erzählt recht flott und spannt mit ihrer unglaublichen Story nicht nur die Enkelin auf die Folter, sondern auch mich als Leserin. Neben kriminellen Handlungen wird der Zeitgeist der 50er Jahre lebendig und die politische Ebene des kalten Krieges spielt ebenfalls eine Rolle.

Auch in diesem Buch hält Ingrid Noll eine abwechslungsreiche Geschichte parat, in der die böse Seite der Figuren zum Zuge kommt, in diesem Fall sind das Holda und Karin. Beide arbeiten im Innenministerium, wohnen in möblierten Zimmern und suchen den Mann ihrer Träume, Karin träumt von einer Ehe als Diplomatengattin. Beide stoßen auf ein brisantes Geheimnis, das sie mit ihrem Vorgesetzten Burkhard Jäger in Verbindung bringen. Neugierig und unerschrocken verfolgen sie Jäger und verwickeln sich damit selbst in einen brisanten Spionagefall, der bis ins Ministerium reicht.

Holdas Erzählung habe ich gespannt mitverfolgt, erkannte die damaligen Moralvorstellungen aus Erzählungen meiner Eltern wieder und mochte Holdas Blick auf die heutige Zeit, die sie durch ihre Enkelin täglich vor Augen hat.

Die Lektüre entwickelt sich zu einem Rückblick in die Gesellschaft der 50er Jahre und lässt sich durch den Spionagefall kurzweilig lesen. Amüsanter und fesselnder Einblick in die Sitten der 50er Jahren!