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rewa
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Insgesamt 405 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2025
Dane, Michael

Kein Weichei für Walhall – Ein Walküren-Roman


gut

Die Verkäuferin Heike arbeitet in einer Boutique, wo sie es nicht immer leicht hat mit ihrer nervigen Chefin. Dafür ist sie glücklich mit ihrem Freund Uwe, wo sie aber ständig besorgt ist um ihn, da er als Feuerwehrmann arbeitet. Bis zu dem Tag, als ihr eine seltsame Frau begegnet, die anscheinend nur sie sehen kann und behauptet eine Walküre zu sein. Waltraud braucht jemanden, der ihre Biografie über viele Geschichten historischer Helden aufschreibt. Zunächst ist Heike noch misstrauisch, aber die Treffen mit ihr gestalten sich immer interessanter und bald schon merkt sie, dass Waltraud auf der Suche nach einem neuen Helden ist und diesen schon im Visier hat.
Der Walküren Roman ,,Kein Weichei für Walhall“ ist eine humorvolle und informative Geschichte über besondere Helden aus längst vergangener Zeit und Persönlichkeiten aus der jüngeren Vergangenheit.
Die Autorin Michaela Dane lässt dabei bekannte Gottheiten wie Odin, Thor oder Freya in die Geschichte der tapferen Kämpfer mehr oder weniger erfolgreich eingreifen.
Es ist ein Ausflug wo fiktive Geschichten mit tatsächlichen Ereignissen ineinander greifen und so oftmals humorige Szenen entstehen. So kann man Wikinger, Klaus Störtebecker oder Richard Wagner begegnen.
Da ich von einer etwas anderen Geschichte ausgegangen bin, nämlich, dass Heike ihre ,,Kämpfe“ mit Waltraud ausfechten muss, damit diese nicht ihren Freund Uwe mitnimmt, war es für mich mit der Zeit etwas ermüdend, immer wieder in einer anderen Zeit gelandet zu sein um dort die Helden auf ihrer letzten Reise zu begleiten. Man hat zwar viel über Religion, Glauben, geschichtliche Ereignisse gelesen, aber für mich war es dann nicht mehr so interessant.
Schwer gefallen ist mir das Lesen auch ob der relativ kleinen Schrift, wo noch dazu die meisten Seiten in einer verschnörkelten und kursiv gehaltenen Schrift gehalten waren wenn Waltraud erzählt hat.
Das Cover habe ich auch nicht sehr ansprechend empfunden, da es eher wie eine Kinderzeichnung aussieht, aber das ist ja bekanntlich eine Geschmackssache.
Wer in humorvolle und sklapstikartige Geschichten eintauchen möchte wo das Leben einer Walküre alles andere als leicht ist, vor allem, wenn die eigene Familie immer wieder dazwischen pfuscht, der wird mit dem Roman sicher seine Freude haben.

Bewertung vom 24.11.2025
Eder, Thomas-Roman

Was das alles soll


sehr gut

Seit 25 Jahren lebt ein Mann, ohne Kontakt zu anderen Menschen, isoliert in seiner Wohnung. Lebensmitteleinkäufe oder Behördenwege erfolgen alle übers Internet. Bis zu dem Tag, als die gewohnte Zeitung wegen eines Zustellproblems nicht bei ihm vor der Wohnungstüre liegen kann, sondern in einem Sackerl vor der Haustüre zur Abholung hängt. Auf dem Weg dorthin begegnet er seinem Nachbar Ketter, den er noch nie gesehen, geschweige denn mit ihm gesprochen hat. Von diesem Moment an verändert sich sein Leben auf nie geahnte Weise.
In dem Roman ,,Was das alles soll“, nimmt der Autor Thomas- Roman Eder mit seinem Debüt die Leser auf eine besondere Reise mit.
Es ist ein literarisches Werk, das man nicht so einfach beschreiben kann. Zuerst findet man einen namenlosen Erzähler der mit seiner zwanghaften Art sein Werk ,, Die Analyse der Menschheit und die Prognose ihres Untergangs“ nach 25 Jahren endlich zu Ende bringen möchte. Akribisch werden Zeitungsartikel und Bilder ausgeschnitten um zu dokumentieren, dass es nur schlechtes auf der Welt gibt und dass der Mensch bald soweit ist sich und den Planten endgültig zu vernichten.
Es ist frustrierend, wie negativ der Erzähler eingestellt ist. Aber seine tägliche Routine hilft ihm dabei sich weitgehend wohl zu fühlen, da ist es dann interessant zu sehen, wie sein Weltbild zu schwanken beginnt, als er Ketter begegnet, der wie ein Tornado in sein Leben tritt und er nicht weiß, wie er mit dieser neuen Situation umgehen soll.
Was den Roman auch besonders macht sind die vielen Schachtelsätze, die normalerweise nicht zu meinen Favoriten zählen, aber hier die Geschichte dadurch noch interessanter gemacht haben. Man hat dabei gespürt, wie die vielen unzähligen Gedanken des Erzählers in seinem Kopf herum schwirren und er selbst oft nicht wirklich mehr gewusst hat, was er eigentlich will. Auch wenn es vielleicht langweilig wirkt, mir haben sogar oftmalige Wortwiederholungen in einem Satz gefallen, weil sie gezeigt haben, wie wichtig ihm manche Dinge sind.
Ketter ist der perfekte Gesprächspartner, da er den Erzähler immer wieder aus der Reserve lockt, damit dieser seine festgefahrenen Meinungen über Gott und die Welt zu überdenken beginnt. Langsam merkt man dabei, dass er vieles aus einer anderen Perspektive zu sehen beginnt und vor allem der ständige Optimismus von Ketter bringt ihn gehörig durcheinander.
Manche Szenen haben dabei schon kafkaeske Züge, wo man als Leser selbst nicht mehr genau weiß, ob etwas real ist oder der Fantasie des Erzählers entspringt.
Das Ende überrascht und man kann nur für sich selbst entscheiden, ob oder was der namenlose Protagonist wirklich erlebt hat in der Geschichte.

Bewertung vom 18.11.2025
Kresser, Bastian

Verformung


sehr gut

Wegen eines Burnouts nimmt sich der Manager Marc Steiner eine 7 monatige Auszeit, wo ihm seine Freunde einen Messerschmiedekurs schenken. Kaum trifft er auf den verschlossenen, aber charismatischen Niels Bergmann, der sein Grundstück mit einem meterhohen Zaun gesichert hat, wo es einen Bunker gibt, sowie geheimnisvolle Besucher immer wieder auftauchen, beginnt für Marc ein neues Leben. Die Schmiedearbeit nimmt ihn immer mehr gefangen und auch die beginnende Freundschaft zu Niels ist für ihn etwas besonderes.
Als Marc die Journalistin Nina kennen lernt, scheint für ihn das Glück perfekt zu sein, doch nach einem ersten Kennenlernen mit Niels gerät ein Stein ins Rollen, den scheinbar niemand mehr aufhalten kann. Nina spürt, dass mit Niels etwas nicht stimmt und ihr Spürsinn ist erwacht. Marc gerät nun zwischen die Fronten, wo ihn Nina mit ihren Recherchen über Niels immer wieder erschüttert und er letztendlich nicht mehr weiß, wem oder was er glauben kann.
Der Roman ,,Verformung“ von Bastian Kresser wird den Leser nicht ganz unbeeindruckt zurück lassen. Es werden darin viele Themen angesprochen, wo jeder entweder schon persönliche Erfahrungen damit gemacht hat oder sich über gewisse Dinge Gedanken gemacht hat.
Zu Beginn bin ich etwas schwer in den Roman hinein gestartet, da mir Marc zu verunsichert und ängstlich war ob seiner psychischen Situation, die der Autor sicherlich gut dargestellt hat. Da ist es mir dann etwas zu schnell gegangen, dass er bereits nach ein paar Tagen in der Schmiede selbstbewusst und gestärkt ob seines Burnouts hervor gegangen ist. Auch hat mir dabei seine ,,Unterwürfigkeit“ gegenüber Niels gestört, den er immer wieder als seinen „Meister“ und seinen ,,Schmied“ bezeichnet hat.
Im Laufe der Geschichte wird man aber dann immer mehr hineingezogen in eine Welt wo Marc und Nina, die zu Beginn unsterblich ineinander verliebt waren, plötzlich aus den Fugen gerät. Der Autor schafft es dabei, dass man selbst immer wieder zweifelt ob eine richtige Gefahr von Niels ausgeht, der abgeschieden lebt, der seltsame Besucher bekommt und der offensichtlich alles von Nina weiß und ihre technischen Geräte plötzlich gehackt worden sind.
Man hat das Gefühl, dass so gut wie jeder etwas zu verbergen hat und so mancher versucht, den anderen auf subtile Art und Weise zu manipulieren.
Man merkt in der Geschichte aber auch, wie schwer es sein kann, wenn man ,,anders“ denkt und lebt, dass einem sehr schnell ein Stempel aufgedrückt wird und man sich bereits im Vorhinein eine Meinung bildet, die sich aber letztendlich als falsch heraus stellt.
Es ist ein stiller Roman, wo leider sehr viel geraucht wird in gefühlt jeder Szene, wo man aber gut eintauchen kann in die Gedanken der Protagonisten. Man ertappt sich dabei, dass man selbst immer wieder seine eigene Haltung gegenüber Andersdenkender, Medienberichte... überdenkt, wo es oft gar nicht so leicht ist heraus zu finden, ob wir nicht immer wieder durch andere manipuliert werden, ohne dass es uns wirklich bewusst ist.
Es ist eine Geschichte wo besonders Marc gestärkt hervor gehen wird, der viel über sich selbst gelernt hat, der gemerkt hat, wie wichtig Niels für ihn ist und dass jeder sein Leben selbst in die Hand nehmen muss, wenn er glücklich und zufrieden sein will.

Bewertung vom 11.11.2025
Blackwood, Algernon

Zwielicht 22


sehr gut

Zwielicht 22, das Magazin für Horror und unheimliche Phantastik bietet dieses Mal 22 Geschichten, wo man sich in gewohnter Manier gruseln und auch schmunzeln kann.
Es gibt auch wieder einige Geschichten, die sehr berührend sind und betroffen machen und es ist interessant dabei, wie man daraus eine spannende oder unheimliche Geschichte schaffen kann.
Mir gefallen dabei immer wieder die unterschiedlichen Ideen, egal ob ein Saugroboter nicht immer das tut, was er soll oder ob eine alte Frau ihre Urenkelin immer wieder vor einem Unheil warnt, es ist immer etwas dabei, das für gute Unterhaltung sorgt.
Schön ist auch, wenn man Geschichten präsentiert bekommt von Autoren, die schon lange verstorben sind, so wie Algernon Blackwood oder Rober F. Young die es schaffen mit ihren Themen auch noch heute, den Zahn der Zeit treffen. Egal ob über andere getratscht und gespottet wird oder ob Menschen durch Werbung manipuliert werden, beide Inhalte werden atmosphärisch dicht beschrieben und sind nicht nur berührend, sondern auch gut erzählt.
Ein interessanter und ein extrem berührender Artikel von Karin Reddemann am Ende runden die Ausgabe wieder perfekt ab.
Die Innenillustrationen sind von Adrian van Schwamen, der auch eine unheimliche Geschichte von einer Gliederpuppe beigesteuert hat.
Wer also gruselige, humorvolle, blutige und geisterhafte Kurzgeschichten mag, wird mit Zwielicht 22 seine Freude haben.

Bewertung vom 04.11.2025
Asimov, Armands A.

Regnum


ausgezeichnet

Animals Lane: Passus II, ist eine dystopische Tierfabel aus einer mehrteiligen Reihe, die dieses Mal den Titel „ Regnum“ führt.
Der Autor Armands A. Asimov bietet dem Leser eine oft sehr bildhafte und vor allem grausame Geschichte über Tierleid und Tierquälerei in Mastbetrieben. Die Handlung basiert darauf, dass die Schweine, ohne es zu ahnen mit einem Virus infiziert wurden und sich in grauenhafte Kreaturen verwandeln, die deshalb von den Menschen gnadenlos und brutal getötet werden.
Es ist eine traurige Geschichte, wo es im Schweinestall einen sogenannten Buchtmeister gibt, der den Schweinen ein verheißungsvolles und wunderschönes Leben in Regnum verspricht, wo die Arche kommen wird und sie wie im Schweineparadies leben werden.
Doch das ,,Verschwörungsschwein“ weiß von seinen Informanten, dass sie nach dem Abtransport der sichere Tod erwartet.
Die verschiedenen Charaktere weisen oft eine erschreckende Ähnlichkeit mit den Menschen auf, wo es Blender gibt, die die Massen mit ihren Reden für sich gewinnen können, wo Dinge versprochen werden, die sich nicht erfüllen lassen und wo es willige Mitstreiter gibt die nicht zimperlich sind gegen andere, die nicht ihrer Meinung sind.
Die Geschichte ist nichts für schwache Nerven und so manche grausamen beschriebenen Szenen, sind schwer zu verkraften. Während des Lesens wird einem erst oft bewusst, wie Tiere leiden müssen. Speziell die Schweine, die zusammen gepfercht mehr dahin vegetieren als leben, welchen Strapazen sowohl physischer als auch psychischer Natur sie ausgesetzt sind auf ihrem Weg in den Schlachthof und wie selbstverständlich es oft für uns Menschen ist, dass unser Schnitzel recht billig im Supermarkt angeboten wird, ohne zu hinterfragen, wie die Tierhaltung war.
Das Ende wird den Leser dann überraschen und die Geschichte wird sicher nicht spurlos an dem Leser vorüber gehen.

Bewertung vom 02.11.2025
Dutzler, Herbert

Der Plattenspieler unter der Dachschräge


ausgezeichnet

Sigi hält sich mit seinen 16 Jahren schon ziemlich erwachsen und so gibt er sich speziell bei den Mädchen recht cool, was aber nicht immer gut ankommt. Auch in der Schule läuft es nicht immer nach seinen Wünschen und zu Hause kriselt es zwischen seinen Eltern immer mehr.
Dank eines Ferialjobs hat er nun genug Geld, damit er seinen heißgeliebten Plattenspieler endlich kaufen kann. Eigentlich könnte er nun glücklich sein, wenn nicht ein unvorhergesehenes Ereignis dazu führt, dass seine Mutter von zu Hause auszieht und nun beim Apotheker wohnt.
Plötzlich merkt Sigi, dass scheinbar alles aus dem Ruder läuft und seine neue Aufgabe als Klassensprecher bringt ihn auch immer wieder in unangenehme Situationen.
Nun spürt Sigi, dass das erwachsen werden doch nicht immer so toll ist und so wird es noch mehr Ereignisse geben, wo er mit mehr Glück als Verstand seinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann.
Bereits zum vierten Mal kann man Sigi begleiten auf seinem humorvollen und nicht immer leichten Weg zwischen schulischen Eskapaden, den Problemen zwischen seinen Eltern und dem ständigen Verliebtsein.
In dem Roman ,, Der Plattenspieler unter der Dachschräge“ taucht man als Leser in die 70er Jahre ein, wo der Autor Herbert Dutzler wieder einmal sehr bildhaft die Atmosphäre der damaligen Zeit eingefangen hat.
So werden Modeerscheinungen beschrieben, wo man heute nur mehr den Kopf schütteln kann, wenn man daran denkt, aber auch das Rollenbild der Frau beginnt sich zu mehr Selbständigkeit und Eigenständigkeit zu wandeln.
Schön ist, dass vor jedem neuen Kapitel Sigi alte Fotos von damals betrachtet, die seine Mutter gemacht hat und dabei Erinnerungen entstehen, über die man dann lesen kann.
Etwas erschütternd war dabei, dass Sigi und seine Freunde bereits in jungen Jahren sehr viel Alkohol konsumiert haben und oft zur Zigarette gegriffen haben.
Es ist eine sehr humorvolle Geschichte, wo Sigi ständig ins Fettnäpfchen tritt, es aber immer wieder schafft unbeschadet heraus zu kommen. Es gibt witzige Dialoge und besonders seine Naivität gegenüber dem weiblichen Geschlecht, ist einfach herrlich beschrieben.
Obwohl seine Familiensituation alles andere als einfach ist und er im Grunde niemanden hat, der ihm bei seinen Problemen, Sorgen und Ängsten unterstützt, gelingt es ihm trotzdem immer wieder einen Weg zu finden um vorwärts zu kommen.
Es ist ein humorvoller, aber auch immer wieder emotionaler Roman, wo es Spaß macht Sigi zu begleiten und ob seiner oft verrückten Einfälle einfach gerne haben muss.

Bewertung vom 26.10.2025
Schaden, Günter

Darknet-Alpträume


sehr gut

Für Polizeikommissarin Becca ist nach langer Zeit als Undercover Agentin im Cybercrime Milieu der Moment da, wo ihre Kollegen zuschlagen werden und sie alles dafür vorbereitet hat. Dass es ein nicht ungefährlicher Einsatz ist wird schon allen klar, als sich die Täter nicht kampflos ergeben und es zu so mancher Situation kommt, wo es um Leben und Tod geht. Obwohl der Einsatz scheinbar erfolgreich verlaufen ist stellt sich die Frage, ob es nicht doch noch irgendwo Hintermänner gibt, die im Darknet ihr Unwesen treiben. Als Becca im Spital auf einen der Täter trifft flammt etwas aus ihrer Vergangenheit auf und lässt alte Wunden wieder aufreißen.
,, Darknet- Alpträume“ ist ein Episoden Thriller rund um die taffe und knall harte Becca, wo der Autor Günter Schaden mit dem 23. Juli 2024 beginnt und den Leser ein paar Stunden auf eine gefährliche und brutale Reise mit der Polizeikommissarin mit nimmt.
Da ich auf diese Art Roman nicht gefasst war, hat es mich gewundert, dass man eigentlich nur zwei Handlungsstränge präsentiert bekommt und nicht mehr. Da man ja nur ein paar Stunden mit Becca verbringen kann, macht es natürlich Sinn. Der erste Teil ist mehr technisch behaftet, wo man interessante Einblicke in die Welt des Darknets bekommt und wie die Spezialeinheit Becca geschickt in dieses Milieu eingeschleust hat. Becca geht dabei sowohl an ihre physischen als auch psychischen Grenzen, wo man das Gefühl hat, dass sie wie ein Uhrwerk funktioniert und nur rational und nie emotional handelt.
Sie ist eine schwierige Person, wo es nicht leicht ist einen Zugang zu ihr zu finden. Nach dem Einsatz begleitet man sie ins Spital, wo sie auf die nette Krankenpflegerin Beate trifft, die einiges mit ihr durch machen muss. Dabei erkennt man, dass Becca oft nur andere ausnützt um an ihr Ziel zu kommen.
Bei ihren Erlebnissen fragt man sich immer wieder, ob sie eine Überfrau ist, die trotz Schmerzen, Erschöpfung und Zeitdruck bis über ihre Grenzen gehen kann.
Es ist ein rasanter und schneller Thriller, wo man manchmal das Gefühl bekommen kann, dass man mit der Handlung nicht mehr ganz mit kommt. Wahrscheinlich soll in der Kürze des Romans viel hinein gepackt werden.
Wirklich viel über Beccas Leben erfährt man nicht und so ist das offene Ende auch ein Hinweis darauf, dass man wohl im nächsten Band mehr aus ihrer Vergangenheit erfährt.

Bewertung vom 22.10.2025
Lechtenbörger, Axel

Maik Stahl und die gespaltene Seele


ausgezeichnet

Seit vor Jahren der ehemalige Hauptkommissar Maik Stahl seine Familie bei einem mysteriösen Autounfall verloren hat, besteht sein Leben nur mehr aus Alkohol und Schuldgefühlen. Er selbst kann sich kaum noch an etwas erinnern, da er damals schwer entstellt aus dem Koma erwacht ist und ihm seitdem große Erinnerungslücken quälen.
Als ihm sein früherer Kollege Ronny erzählt, dass der damalige Unfall eigentlich ein Anschlag auf ihn war, bricht für Maik eine Welt zusammen. Doch bevor Ronny noch mehr erzählen kann, wird dieser ermordet.
Ab da spürt Maik, dass er mit allen Mitteln versuchen muss sich zu erinnern. Dass man auch heute noch versucht ihn zu töten, muss er schon bald schmerzhaft erfahren, wo ihm die Ärztin Nicole Voss, die sich mit ihrer mobilen Ambulanz um Obdachlose kümmert, schon bald mehr als hilfreich zur Seite steht.
Als noch weitere Morde passieren und eine geheimnisvolle Frau auftaucht, die selbst eine bewegende Vergangenheit hat, spürt Maik, dass ihm wohl nicht mehr viel Zeit bleibt, wenn er den wahren Täter, der für den Tod seiner Familie verantwortlich ist, finden will.
Der Autor Axel Lechtenbörger hat mit seinem Roman ,, Maik Stahl und die gespaltene Seele“ einen packenden, brutalen, aber auch berührenden Krimi geschrieben.
Von Beginn weg wird man in das erschütternde Leben von Maik hineingezogen, der scheinbar alles verloren hat und ihm kaum noch noch etwas am Leben hält. Dabei zeichnet der Autor einen Mann, der innerlich seelisch leer ist und äußerlich entstellt ist und jeden Lebensmut verloren hat.
Schön ist dabei, dass er mit Nicole Voss eine sympathische und empathische Frau an die Seite gestellt bekommt, die spürt, dass er Hilfe braucht egal ob er wie ein Obdachloser lebt und betrunken und unfreundlich zu ihr ist.
Es ist eine interessante Geschichte wo man immer tiefer in ein Verbrechen aus der Vergangenheit hineingezogen wird, wo ein Kind eine besondere Rolle spielt.
Als Leser bekommt man dabei nicht nur Ereignisse zu lesen, die recht brutal und auch blutig sind, sondern auch erschütternd und grausam. Dass dabei die geheimnisvolle Frau eine bedeutende Rolle spielt ist gut vom Autor erzählt worden.
Nach und nach fügen sich alle Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen wo man am Ende noch einmal richtig überrascht wird.
Ein gelungener und spannender Roman, der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 21.10.2025
Morosinotto, Davide

Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten


sehr gut

Wer ist dieser geheimnisvolle Kaspar Hauser, der 1829 plötzlich in Nürnberg auftaucht und behauptet jahrelang gefangen gewesen zu sein? Zu einer richtigen Berühmtheit geworden ob seiner besonderen Geschichte lassen Attentate auf ihn die Bewohner erschüttern. So bittet man den bekannten Meisterdetektiv Dr. Grimaldi und seine Tochter Greta nach Nürnberg, damit diese den Täter überführen sollen. Bald schon merken sie, dass es viele Geheimnisse gibt und so manche falsche Fährten beide in die Irre führen.
,,Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten“ ist ein spannender Jugendroman, wo der Autor Davide Morosinotto eine fiktive Geschichte mit tatsächlichen Ereignissen und Protagonisten aus der damaligen Zeit miteinander vermischt.
Da man auch heute noch nicht genau weiß, wer dieser ominöse Kaspar Hause wirklich war kann man in die Geschichte gut eintauchen und die düstere Atmosphäre von damals gut in sich aufnehmen.
Die Methoden von Dr.Grimaldi zeigen, dass er kein Gefühlsmensch ist, sondern nur rational denkt. Insgesamt kann man ihn auch nicht wirklich als sympathisch bezeichnen, da er an allem und jeden etwas auszusetzen hat, ständig nur Befehle erteilt und es gewohnt ist, dass jeder das tut,was er verlangt. Auch zu Greta ist er kühl und behandelt sie oft wie eine Mitarbeiterin, als seine Tochter.
Greta ist ein kluges Mädchen, das genau beobachtet und zuhört und es gewohnt ist, wie ihr Vater mit anderen umgeht.
Der Roman ist geprägt von einer akribischen Ermittler Arbeit, wo man manchmal ein wenig zu viel davon bekommt und die Spannung etwas nachlässt.
Etwas schade ist auch, dass man nicht noch etwas mehr von Kaspar Hauser zu lesen bekommen hat .
Schön waren alte Bilder aus dem Stadtarchiv Nürnberg, die die Stimmung von damals noch intensiver wirken haben lassen.
Es ist eine traurige Geschichte, wo so viel an unnötigen Leid aus den falschen Motiven entstanden ist. Wer der wahre Täter ist und was seine Beweggründe waren hätte man als Leser nicht gedacht und so manche unvorhergesehene Wendungen machen den Roman dadurch noch spannender.

Bewertung vom 16.10.2025
Korten, Astrid

Zwei Leben: Das Versprechen


ausgezeichnet

Zu spät hat Juna gemerkt, dass sie mit ihrem Leben nicht mehr zufrieden ist und so muss sie nach einem Burn-out leiser treten. Damit ihre Tage wieder einen Sinn bekommen, meldet sie sich bei einer Freiwilligenorganisation an, wo sie schon bald als Buddy für den alten und schweigsamen Vincent Molin tätig ist. Aus den anfänglichen kurzen und eher unpersönlichen Besuchen entwickelt sich mit der Zeit eine besondere Vertrautheit und Juna taucht gemeinsam mit Vincent in eine Vergangenheit ein, die sie immer tiefer in eine Zeit blicken lässt, die für ihn scheinbar vergessen war und nun wieder mit erschreckender Klarheit ans Licht kommt.
Ich glaube, ich habe noch nie einen so stillen Roman gelesen, der aber unglaublich laut ist und danach schreit, dass man ihn lesen muss.
Die Autorin Astrid Korten hat in ,, Zwei Leben- Das Versprechen“ einen historischen Familienroman geschrieben.
Der Roman erzählt aus zwei Perspektiven, wo Juna und der alte Vincent sich im Jahr 2014 in Brügge begegnen. Juna wird sich im Laufe der Geschichte verändern, wo zuvor Einsamkeit und mangelndes Selbstwertgefühl geherrscht hat, werden diese weichen und dank der Erzählungen von Vincent spürt sie, wo ihr Platz im Leben ist und es an ihr liegt glücklich und zufrieden zu werden.
Wenn man Vincent begleitet spürt man so viel an Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, wo er sich immer wieder fragt, ob er damals im Jahr 1942, als er die Jüdin Esther kennen und lieben gelernt hat, zu wenig getan hat, damit sie zusammen bleiben hätten können.
Immer wenn Juna und Vincent eine Reise zu einem Ort machen, an dem er damals gewesen ist, findet man sich in der Vergangenheit wieder und man erfährt wie es Esther als Jüdin in der NAZI Zeit ergangen ist . Das Geschick der Autorin liegt darin den Leser an Orte mit zu nehmen, die man eigentlich gar nicht besuchen möchte, man aber so von der Geschichte gefangen ist, dass man unweigerlich eintauchen muss in eine grauenvolle Zeit. Ganz intensiv erlebt man dabei Ereignisse, die so furchtbar sind, dass man die Protagonisten einfach in den Arm nehmen möchte um sie zu beschützen.
Besonders berührend sind dabei Szenen die zeigen, wie Juden als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden und wenn man bedenkt, dass wir heute schon wieder in einer Zeit leben wo jüdische Menschen oftmals in Angst leben müssen, dann macht einem die Geschichte noch betroffener.
Man findet aber auch in dem Roman Menschen, die trotz schwerer Schicksalsschläge nie ihre Menschlichkeit verloren haben und selbstlos ihr Leben für andere aufs Spiel gesetzt haben.
In der Geschichte fehlen einem oft die Worte ob der Grausamkeit, wie Menschen andere behandelt haben.
Wenn man zum berührenden Ende gelangt ist wirkt das Cover mit den Babyschuhen noch intensiver und mit Tränen in den Augen findet man aber trotzdem einen versöhnlichen Abschluss der Geschichte.