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Evoli

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2024
Five Broken Blades
Corland, Mai

Five Broken Blades


ausgezeichnet

Der Untertitel ist Programm

Five Broken Blades entführt uns eine asiatisch angehauchte, kriegerische Welt. Eine kleine Gruppe junger Leute mit recht dubiosen Hintergründen tut sich dort, teils nicht ganz freiwillig, zusammen, um dem König des Landes den Garaus zu machen. Ein gewagtes Unterfangen, denn abgesehen von seiner guten Bewachung verfügt der Herrscher über eine magische Krone, die ihm gottgleiche Unsterblichkeit verleiht. Die Rafinesse der neuen Verbündeten wird so auf eine harte Probe gestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass keiner dem anderen trauen kann...

Das Buch hat sehr interessante Hauptcharaktere, die kapitelweise abwechselnd in der Ich-Perspektive ihre Sicht der aktuellen Ereignisse schildern. Trotz dieser Nähe zu den Figuren werden auch dem Leser viele wichtige Informationen und Hintergründe erst im späteren Verlauf der Handlung enthüllt, so dass für zahlreiche Wendungen und viel Spannung gesorgt ist.

Der Schreibstil ist actionreich, trotz des historisch anmutenden Szenarios hören sich die Charaktere teils recht modern an bzw. verwenden Umgangssprache.
Das Szenario wirkt oft düster, enthält Themen wie Mord und Totschlag oder auch annähernde Sklaverei. Trotzdem schimmert auch immer mal wieder ein Hauch Humor durch und auch liebevolle Beziehungen zwischen manchen Figuren spielen eine Rolle.
Abseits der magischen Krone sind übersinnliche Momente hier übrigens eher spärlich vertreten.

Es handelt sich hier nicht um einen Einzelband, sondern es wird auf jeden Fall eine Fortsetzung geben. Besonders gegen Ende gibt es noch mal einige interessante Entwicklungen, die neugierig auf den nächsten Band machen. Ich habe das Buch gern gelesen und möchte definitiv miterleben, wie es mit der raffinierten Truppe weitergeht.
Sympathiepunkte sammelt es auch durch die hübsche Optik mit Farbschnitt und schick geprägter Oberfläche unter dem Schutzumschlag.

Bewertung vom 18.08.2024
Die Oaknight-Chroniken (Bd. 1)
Leinkenjost, A. E.

Die Oaknight-Chroniken (Bd. 1)


ausgezeichnet

Filmreife Werwolf-Geschichte mit interessanten Charakteren

Dieser erste Band der Oaknight-Chroniken entführt uns in ein viktorianisch anmutendes alternatives Europa, in dem während der Geschichte zunehmend fantastische Elemente eine Rolle spielen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht das jugendliche Zwillingspaar Scott und Scarlett. Während der belesene Junge sich auf Schusswaffen, makellose Umgangsformen und gewählte Ausdrucksweise verlässt, zeichnet sich das Mädchen durch großen Mut und Wildheit im Nahkampf aus. Die Eltern der beiden, die aus geschäftlichen Gründen schon früher meist durch Abwesenheit glänzten, sind nun endgültig verschwunden. Und kurz darauf stellt sich überraschend heraus, dass dieses Verschwinden infolge ihrer vorher ungeahnten Aktivitäten als Werwolfjäger geschah. Allen Widerständen zum Trotz treten die Zwillinge nun in die Fußstapfen ihrer Eltern und versuchen, deren letzten Fall zu lösen.

Eine große Stärke des Buches sind die wichtigsten Charaktere mit ihren Eigenarten und den daraus resultierenden Konflikten. Neben den grundverschiedenen Zwillingen, die sich letztendlich aber gut ergänzen, gibt es da z.B. ihren treuen Butler und Weggefährten Hamish, der sich durch beeindruckende Kampfkraft auszeichnet, aber auch einige Geheimnisse zu haben scheint.

Die Geschichte ist außerdem sehr wendungsreich und dadurch durchgehend spannend. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die ich auf jeden Fall lesen möchte, nicht zuletzt wegen vielversprechender Andeutungen am Ende.
Mir gefällt auch, dass trotz der oft düsteren Atmosphäre immer wieder humorvolle Akzente gesetzt werden, etwa durch Scotts hochgestochene Ausdrucksweise oder kuriose Szenen.

Schon der erste optische Eindruck zu diesem Abenteuer war hervorragend – das Cover ist wunderschön und auch der düstere Farbschnitt passt super dazu. Erfreulicherweise gibt es auch im Inneren des Buches immer wieder Illustrationen, besonders zu verschiedenen Werwolf-Variationen in all ihrer gruseligen Pracht.

Bewertung vom 04.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

Die Geheimnisse der Menschen von nebenan

Die zwölfjährige Engländerin Miv bildet mit ihrer besten Freundin Sharon ein unzertrennliches Gespann. Als ihr Vater Umzugspläne hegt, setzt sich die junge Heldin in den Kopf, den in Yorkshire für Angst und Schrecken sorgenden Serienkiller zu ermitteln, um quasi die Lebensqualität ihres geliebten Umfelds zu verbessern. In einem Notizbuch beginnt sie, auffällige Menschen und Vorkommnisse zu notieren.
Mivs Nachforschungen führen zum Kennenlernen neuer Freunde, aber auch zu gefährlichen Situationen, durch welche nicht nur die Freundschaft der beiden Mädchen auf eine harte Probe gestellt wird...

Miv ist eine sympathische Ich-Erzählerin, durch deren Perspektive man das damalige englische Kleinstadtleben (ca. Ende der 70er Jahre) und die verschiedenen Personen näher gebracht bekommt. In manchen Kapitel wechselt der Blickwinkel außerdem zu weiteren wichtigen Charakteren wie dem pakistanischen Ladenbesitzer Omar und den entsprechenden Sorgen und Nöten.
Eine wichtige Rolle spielt neben Sharon auch Mivs Familie, darunter die psychisch kranke, seit zwei Jahren verstummte Mutter.
Zusammen mit Miv erkennt man, dass jeder Mensch seine Geheimnisse hat, und es nicht immer leicht ist, zu entscheiden, wo man sich einmischen sollte.
Das Mädchen macht eine wichtige Entwicklung durch und gewinnt an Selbstvertrauen.

Die Geschichte ist flüssig zu lesen und motivierend, nicht zuletzt durch Andeutungen zu späteren dramatischen Ereignissen zwischendurch. Neben Themen wie Freundschaft, Familie und Erwachsenwerden, aber auch häuslicher Gewalt oder Rassismus kommt so auch die Spannung nicht zu kurz. Das Buch hat einen gelungenen Abschluss, auch wenn traurige Momente zu überstehen sind.

Bewertung vom 28.07.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Vom Zauber der Bücher

Seit Jahrhunderten hüten die geheimnisvollen Buks ihre verborgene Bibliothek. Doch immer mehr der geliebten Bücher werden von der schrecklichen Bleiche befallen – nach und nach verschwinden die Texte auf Nimmerwiedersehen. Hoffnung macht nur die neuste Prophezeiung des verrückten Orakels...
Zur gleichen Zeit begehren die zwölfjährigen Zwillinge Nola und Finn sowie ihre besten Freunde Mira und Thommy gegen die Einschränkungen ihrer Lebenswelt auf. Auf Schritt und Tritt werden die Kinder durch Handy-Apps überwacht, Träume sind verpönt und es erwarten sie eintönige Bürojobs ohne jegliche Fantasie.

Die Geschichte rund um das schicksalhafte Zusammentreffen von Buks und Kindern ist eine liebenswerte Hommage an die Macht der Bücher, mit der sich große und kleine begeisterte Leser schnell identifizieren können. Das liegt nicht nur am Thema rund um die Bücher (mit vielen Erwähnungen wichtiger Klassiker), sondern nicht zuletzt auch an den sympathischen Charakteren. Sowohl die Buks mit ihren verschiedenen Spezialgebieten und lustigen Eigenarten als auch die mutigen Kinder sind mir ans Herz gewachsen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und schafft eine lebendige, magische Atmosphäre. Auch wenn manche Entwicklungen für erfahrene Leser keine große Überraschung sind (etwa die Identität des fehlenden fünften Kinds), kommt ordentlich Spannung auf. Besonders am Ende, das sehr offen gehalten ist. Der zweite Band soll im nächsten Frühjahr erscheinen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 22.07.2024
Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


sehr gut

Immer auf der Reise

Im zarten Alter von neun Jahren wird die Französin Aubry Tourvel, geboren im neunzehnten Jahrhundert, von einer rätselhaften Krankheit befallen. Fortan kann sie sich nie länger als ein paar Tage am gleichen Ort aufhalten, bevor die erschreckenden Symptome auftreten und die Situation sogar lebensbedrohlich wird. Für die Protagonistin beginnt deshalb eine Jahrzehnte umspannende Reise, die sie mehrmals um die ganze Welt führen wird.

Viele abenteuerliche Erlebnisse und interessante Begegnungen der Titelheldin werden hier geschildert. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, lässt die verschiedenen Orte lebendig werden und besitzt wie die Protagonistin selbst auch einen gewissen Humor. Ich könnte mir die Story sehr schön als Verfilmung vorstellen.
Vieles wäre auch in einem historischen Roman denkbar, neben Aubrys Krankheit an sich gibt es aber auch ein paar andere fantastische Elemente, die im Lauf der Handlung auftauchen.

Die Erzählweise ist nicht linear, sondern springt teilweise durch Rückblicke und Einschübe ein wenig zwischen verschiedenen Zeitebenen. Das verstärkt nochmals die durch all die Schauplätze gebotene Abwechslung, könnte manche Leser aber auch stören.

Ich habe das Buch gern gelesen und war immer gespannt, wohin es Aubry als nächstes verschlägt. Allerdings blieb mir die Geschichte schon etwas zu sehr episodenhaft, unter anderem, weil ich immer gern Nebencharaktere mag, zu denen dauerhafte Bindungen entstehen, was durch die besondere Situation der Heldin hier kaum möglich ist.

Bewertung vom 30.06.2024
To Gaze Upon Wicked Gods - Falsche Götter
Chang, Molly X.

To Gaze Upon Wicked Gods - Falsche Götter


sehr gut

Magie im Asia-Stil trifft auf Wissenschaft

In einer asiatisch anmutenden Welt werden die Bewohner unterjocht, seit die technologisch weit entwickelten „Römer“ eines Tages durch ein Portal am Himmel erschienen. Auch die verschiedenen magischen Fähigkeiten mancher Bewohner können nur begrenzt etwas gegen diese göttlich erscheinende Übermacht ausrichten. Selbst die junge Ruying, deren Magie Zielpersonen die Lebensenergie raubt, wird gezwungen, ihre Kräfte in den Dienst der Feinde zu stellen. Aber ihr kommen auch Zweifel daran, ob der Widerstand wirklich die beste Lösung wäre – sollte sie sich auf die Seite des geheimnisvollen römischen Prinzen stellen, um ihrem unterdrückten Volk die Chance auf eine Zukunft zu geben?

Das Buch folgt der Ich-Erzählerin Ruying und weiß dabei sowohl durch einen angenehmen, teils poetischen Schreibstil als auch eine dichte, oft düstere Atmosphäre in einer interessanten Fantasy-Welt zu gefallen.
Der Kontrast zwischen der Heimat der Heldin, die chinesischen Mythen entsprungen scheint, und den mit ihren Hubschraubern und Wissenschaftlern modern wirkenden Römern ist dabei sehr reizvoll.
Darüber hinaus bietet die Geschichte spannende Wendungen, welche nicht nur die Protagonistin sondern auch die Leserin unliebsam zu überraschen wissen.
Ich habe Ruyings Abenteuer gern verfolgt, auch wenn sich ihre Gedanken und zwiespältigen Gefühle in der ganzen vertrackten Situation streckenweise zu sehr wiederholen und dadurch ein paar Längen entstehen.
Das Ende des Buches ist sehr offen gehalten und bringt noch mal einige neue Erkenntnisse, so dass man neugierig auf die Fortsetzung zurückbleibt.

Bewertung vom 22.05.2024
Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2
Baldree, Travis

Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2


sehr gut

Gemütliche Fantasy mit sympathischen Figuren

Durch einen schmerzhaften Zwischenfall aufgrund von Übereifer strandet die junge Ork-Söldnerin Viv im beschaulichen Hafenstädtchen Murk. Während sie sich anfangs nur danach sehnt, möglichst bald wieder zu ihrer Truppe zurückkehren zu können, stellt die Protagonistin im Laufe der Zeit fest, dass dieses Kaff dann doch nicht so verschlafen ist wie es der Name und der erste Eindruck vermuten lassen.
Neben der Bedrohung durch finstere Gestalten spielen dabei vor allem ein paar unverhoffte neue Freundschaften und die Magie der Bücher eine entscheidende Rolle...

"Bücher und Barbaren" ist die Vorgeschichte zu "Magie und Milchschaum", lässt sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse des anderen Buchs lesen (ich kannte es auch noch nicht).
Es handelt sich um "Cozy Fantasy" mit sympathischen Figuren und einem Schuss Humor. Viv hat trotz ihrer kämpferischen Ader das Herz am rechten Fleck und zeigt sich hilfsbereit. Man gewinnt die Figuren schnell lieb und ich könnte mir gut vorstellen, ebenfalls mit ihnen befreundet zu sein. Vor allem in der Buchhandlung, die (wie schon auf dem schönen Cover zu sehen) oft Schauplatz der Handlung ist, würde ich mich ausgesprochen wohl fühlen. Und auch den immer wieder erwähnten leckeren Gebäcken gegenüber wäre ich nicht abgeneigt.

Durch eine düstere Widersacherin kommt auch etwas Spannung ins Geschehen, allzu dramatische Entwicklungen sind aber meist nicht zu erwarten. Das Erzähltempo ist eher gemütlich. Durch die sympathischen Charaktere und den humorvollen Grundton kann das Buch aber gut unterhalten.

Bewertung vom 05.05.2024
Was machen die Tiere zu welcher Jahreszeit? / Die kleine Schnecke Monika Häuschen Bd.5
Naumann, Kati

Was machen die Tiere zu welcher Jahreszeit? / Die kleine Schnecke Monika Häuschen Bd.5


sehr gut

Sympathische Geschichten rund um die Jahreszeiten mit einem Patzer

Die liebe Schnirkelschnecke Monika Häuschen und ihre besten Freunde Regenwurm Schorsch sowie Gänserich Herr Günter erleben mittlerweile schon im fünften Buch unterhaltsame und auch informative Abenteuer. Dieses Mal dreht sich alles um die verschiedenen Jahreszeiten. In jeweils einer Geschichte erfährt man, was im Frühling, Sommer, Herbst und Winter bei den Tieren rund um den Garten so los ist.
So gibt es Informationen zu verschiedenen Tierkindern wie Kaulquappen und Vögelchen, man lernt wichtige Frühblüher kennen, entdeckt neben den Gewohnheiten des Feldhamsters auch diverse Getreidearten, legt mit dem Eichhörnchen einen Nahrungsvorrat an, erfährt, warum die Bäume ihre Blätter verlieren, und lernt die Unterschiede zwischen Winterschlaf, -ruhe und -starre. Durch eingestreute Kästen mit Extra-Infos wird die spaßige Wissensvermittlung noch verstärkt.
Auch die witzigen, farbenfrohen Illustrationen erhöhen mal wieder den Sympathiefaktor und das Buch ist gut gebunden sowie auf wertigem Papier gedruckt.
Insgesamt hat mir der fünfte Band so erneut gut gefallen, ärgerlich fand ich allerdings die Episode mit Igel Bürste, der sich heißhungrig über einen Apfel hermacht – dabei ist Obst ja absolut keine geeignete Nahrung für die stacheligen Insektenfresser.

Bewertung vom 21.04.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


ausgezeichnet

Eine bessere Welt für die Kinder

Dass die Kindergärten ein Welterfolg wurden und sich über den ganzen Erdball verbreitet haben, wusste ich bereits – nicht umsonst ist das Wort z.B. auch im englischen Sprachraum übernommen worden. Wie genau es dazu kam und welche Probleme und Widerstände auf dem Weg zu bewältigen waren, war mir allerdings nicht bewusst. Eine zentrale Rolle spielte Friedrich Fröbel, dessen Leben hier in Romanform verarbeitet wurde.
Das Buch ist hauptsächlich in Fröbels späten Jahren angesiedelt, Rückblicke mit Szenen aus seiner Kindheit und dem jungen Erwachsenenalter verdeutlichen aber zwischendurch immer wieder, wie er zu dem bahnbrechenden Pädagogen wurde, der er war.

Der Roman folgt jedoch über weite Strecken zwei weiblichen Perspektiven. Luise Levin ist von den Erziehungsmethoden ihres Schwagers erschüttert und macht sich auf die Suche nach einer kinderfreundlichen Alternative, und auch die junge Hamburgerin Marieke möchte sich nicht mehr mit den bisherigen Standards abfinden.
Durch ihre Erlebnisse und Beobachtungen erfährt der Leser viel über die damaligen Zustände, etwa über die kirchlichen Kinder-Verwahranstalten, welche die kleinen „Insassen“ mit stupiden und stereotypen Abläufen sowie einem strengen Regiment triezten.
Wie revolutionär und schön wirken da Fröbels Ideen und die Arbeit seiner Mitstreiterinnen dagegen, nicht zuletzt durch die Beobachtung der Natur, durch die spielerisch der Wissensdurst der Kinder geweckt wird.
Der charismatische Gründer und die starken Frauen sind mir schnell sympathisch geworden und ich habe mit ihnen gefiebert, wenn wieder einmal neue Steine in ihren Weg gelegt wurden.

Am Ende hat die Autorin einige Informationen angehängt, inwieweit sie den historischen Ereignissen gefolgt ist und wo sie sich gewisse Freiheiten genommen hat.
Ich habe das Buch gern gelesen, obwohl biografische Themen sonst eigentlich nicht so mein Fall sind. Die Informationen aus der Frühzeit der Kindergärten und die Charaktere waren aber einfach interessant.

Bewertung vom 05.04.2024
Der Rabengott
Leckie, Ann

Der Rabengott


sehr gut

Ungewöhnlicher Erzählstil

Als Erbe seines Vaters, des aktuellen Statthalters, sollte der junge Soldaten-Anführer Mawat eigentlich dessen Amt übernehmen und zu einer Art Vermittler zwischen dem Gott seines Volkes und den Menschen werden. Doch als die aktuelle Verkörperung des Rabengottes stirbt, ergreift Mawats Vater offenbar die Flucht, statt den Traditionen folgend den Opfertod zu sterben. In der Übergangszeit reißt daraufhin Mawats Onkel die Macht an sich und der junge Krieger droht seine angestammte Rolle zu verlieren. Was steckt wirklich hinter dem Verschwinden seines Vaters und welche Mächte agieren im Verborgenen?

Im Zentrum der Handlung steht weniger Mawat selbst sondern sein treuer Adjutant Eolo. Der Soldat hat im Lauf der letzten Jahre gelernt, mit den Launen seines Vorgesetzten umzugehen, und ist ein schlauer Kopf, der sich von den Intrigen rund um den Raben-Turm nicht hinters Licht führen lässt. Statt Eolos Abenteuer in der üblichen dritten Person oder aber mithilfe eines Ich-Erzählers zu schildern, hat sich die Autorin für eine eher ungewöhnliche Perspektive entschieden – erzählt wird die Geschichte von einer zuerst nicht näher definierten überirdischen Kraft, die Eolo anspricht.
Das hört sich dann z.B. so an: Du senktest den Blick auf den Steinboden. „Statthalter des Raben“, sagtest du steif und förmlich.
Die Erzählweise in der zweiten Person ist gewöhnungsbedürftig, aber auch durchaus interessant.

Interessant ist auch das System der Götter im Buch, das dem Leser nach und nach enthüllt wird. Dazu tragen besonders die Erinnerungen des erzählenden Überwesens bei, die weit in die graue Vorzeit zurückreichen. Im Lauf der Geschichte wird deutlicher, was es mit dem Rabengott, dem abwesend wirkenden Waldgott und den verschiedenen anderen Göttern dieser Welt auf sich hat.

Sowohl Eolos Suche nach der Wahrheit als auch die Rückblicke habe ich gern gelesen, ich kann es aber auch verstehen, wenn andere Leser vielleicht nicht so viel mit dem ungewöhnlichen Aufbau und der Geschichte an sich anfangen können.
Kritisch betrachtet passiert nämlich streckenweise nur wenig, ich konnte mich mit den Charakteren nicht so recht identifizieren und es gibt z.B. auch nur sehr wenige Schauplätze.