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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 976 Bewertungen
Bewertung vom 23.12.2025
Wong, Michelle

House of the Beast


gut

Wunderschöne Aufmachung, aber inhaltlich nicht ganz stimmig
"House of the Beast" von Michelle Wong ist optisch ein absolutes Highlight. Leider konnte mich der Inhalt nicht so recht überzeugen. Die Prämisse um Alma, die für ihre kranke Mutter ein großes Opfer bringt und sich in der Welt ihres Vaters (einem Vorstand des Hauses Avera) beweisen muss, klang vielversprechend.
Doch der Funke sprang nicht über. Die Geschichte wirkt auf mich etwas zerfahren: Der Mix aus Fantasy, Göttern und Romance fand keine klare Linie. Während die Ansätze zum Schattenreich und den Kämpfen spannend waren, lag der Fokus für meinen Geschmack zu sehr auf Nebensächlichkeiten und der Liebesgeschichte. Auch der Weltenbau und die Charaktertiefe blieben zu flach – Almas Handlungen und ihre Entwicklung konnte ich oft nicht nachvollziehen. Wer eine epische High-Fantasy-Geschichte mit Fokus auf Worldbuilding sucht, wird hier eventuell enttäuscht sein.

Bewertung vom 23.12.2025
Teng Luo Wei Zhi

Verdorbenes Herz / Till the End of the Moon Bd.1


ausgezeichnet

Packender Auftakt mit Tiefgang und chinesischer Mythologie
„Till the End of the Moon – Verdorbenes Herz“ von Teng Luo Wei Zhi ist ein fesselnder Start in eine vierteilige Fantasy-Saga. Obwohl das Buch oft im Romantasy-Genre verortet wird, steht die Liebesgeschichte erfreulicherweise nicht im Fokus. Vielmehr überzeugt die Geschichte durch eine starke Handlung: Die Protagonistin Li Susu reist 500 Jahre in die Vergangenheit, um den späteren Dämongott Tantai Jin bereits im Keim zu ersticken.
Besonders beeindruckt hat mich das Worldbuilding. Der Leser taucht tief in chinesische Bräuche sowie komplexe familiäre und politische Strukturen ein. Dank des hilfreichen Glossars und des Namensverzeichnisses findet man sich trotz der anfänglichen Namensvielfalt schnell zurecht. Der Schreibstil ist bildhaft und angenehm zu lesen, wobei Gewalt nur dort eingesetzt wird, wo sie der Handlung dient. Ein absolut überzeugender Mix aus Intrigen und Magie – ich freue mich sehr auf die Fortsetzungen!

Bewertung vom 20.12.2025
Kling, Marc-Uwe;Henn, Astrid

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat / Trubel bei Tiffany Bd.5


ausgezeichnet

Alltagschaos mit Humor und Herz
In diesem eigenständigen Band der Reihe nimmt uns Marc-Uwe Kling mit auf eine ereignisreiche Autofahrt nach Wuppertal. Was nach einem simplen Familienausflug klingt, entpuppt sich als humorvolles Abenteuer voller kleiner Komplikationen, die jeder kennt, der schon mal mit Nachwuchs unterwegs war. Die Familie, einschließlich Oma und Opa, möchte nach Wuppertal, zur einmaligen vierten Hochzeit von Tate Ilse und das auch noch mit dem Auto. Eigentlich kein dramatisches Vorhaben. Allerdings ist diese Fahrt nicht ganz ohne Komplikationen, nichts ausgefallenes, aber wirklich mit viel Humor geschildert. Besonders hervorzuheben ist das Zusammenspiel zwischen dem pointierten Text und den treffenden Illustrationen von Astrid Henn. Empfohlen ab 6 Jahren, bietet das Buch jedoch auch Erwachsenen einen hohen Unterhaltungswert. Ein kurzweiliger Lesegenuss, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 20.12.2025
Bähr, Julia

Hustle


sehr gut

Zwischen Humor und Abgrund
In „Hustle“ entwirft Julia Bähr ein spannendes Szenario: Was passiert, wenn Rache zum Beruf wird? Die Protagonistin Leonie wird nach einer Notlösung zur Drahtzieherin krimineller Aktionen, was die Autorin mit viel Sprachwitz und einer ordentlichen Portion Sarkasmus schildert. Besonders gelungen ist die Darstellung von Leonies persönlicher Entwicklung und ihrem ungewöhnlichen Umfeld. Leonie ist eine Protagonistin, die ich sehr gerne begleitet habe und ihre Entwicklung mit Staunen verfolgt.
Kritisch anzumerken ist jedoch, dass das Potenzial der Geschichte nicht voll ausgeschöpft wird. Viele gesellschaftspolitische Ansätze werden zwar gestreift, verbleiben aber in einer gewissen Oberflächlichkeit. Auch die Charakterzeichnung der Freundinnen bleibt hinter der von Leonie zurück. Insgesamt ist es jedoch ein sehr kurzweiliger Roman, der wichtige Fragen nach Moral und dem Preis unseres Lebensstils aufwirft.

Bewertung vom 18.12.2025
Mayer, Gina

Der Wald / Wilderland Bd.1


sehr gut

Spannendes Abenteuer für Jung und Alt
„Wilderland – Der Wald“ bietet alles, was ein gutes Fantasy-Buch braucht: sympathische Protagonisten, eine mysteriöse Bedrohung und eine originelle Grundidee. Gina Mayer schildert die Probleme der Jugendlichen in ihrer Wohngruppe ebenso feinfühlig wie die rasanten Abenteuerszenen. Calum, Jasleen, Skye und Miro leben in einer Wohngruppe zusammen, weil sie alle keine Eltern mehr haben.
Besonders die Entdeckung ihrer besonderen Fähigkeiten und das Zusammenwachsen der Gruppe machen das Lesen zu einem Vergnügen. Die fantastische Verbindung von Mensch und Tier ist innovativ und trägt die spannende Handlung hervorragend. Ein absolut gelungener Reihenauftakt, den ich nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen ans Herz legen kann. Ich freue mich auf die Fortsetzung, was die vier gemeinsam erleben und auch erlernen werden.

Bewertung vom 18.12.2025
Ridzén, Lisa

Wenn die Kraniche nach Süden ziehen


ausgezeichnet

Ein Mensch bleiben
"Wenn die Kraniche nach Süden ziehen" von Lisa Ridzén ist ein leises Buch, dass bei mir aber stark nachhallt, nach dem Beenden denke ich immer wieder über einige Passagen nach.
Bo ist 89 und einsam, er lebt mit seinem Hund Sixten auf dem Hof, der so lange schon seine Heimat ist.
Seine Frau lebt in einem Pflegeheim, sie hat Demenz und erkennt ihn nicht mehr, er redet in Gedanken mit ihr.
Ein langjähriger treuer Freund ist noch da, sie schweigen sich ab und zu am Telefon an, ein liebevolles Schweigen. Bo ist sowieso ein schweigsamer Mann, er kennt es nicht anders und über Gefühle spricht man schon gar nicht.
Er ist nicht lieblos, nein, aber er hat es nicht gelernt über Dinge zu reden, über Gefühlsdinge. Allerdings weiß er aber, das er das noch muss, vor seinem Tod.
Sein Sohn besucht ihn regelmäßig und kümmert sich liebevoll, auch er eher kein großer Redner.
Bo hat eine gute Absicherung durch den staatlichen Pflegedienst, dieses System scheint gut zu funktionieren, fand ich beeindruckend.
Als Bo zusehends abbaut, beschließt der Sohn, der Hund muss weg. Das kann Bo nicht zulassen, er merkt, wie wenig Möglichkeiten ihm bleiben, sich zu wehren. Er verliert sich zunehmend in seinem Kummer, seiner Wut, seiner Angst.
Das Buch ist so einfühlsam geschrieben, ich fühlte mich oft, als säße ich dort mit in der Küche.
Es ist ein ruhiges Buch, aber es geht um ein ruhiges Leben, ein Buch, dass sehr emotional ist, obwohl es oft abweisend erscheint. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.12.2025
Louis, Édouard

Der Absturz


ausgezeichnet

Schwer zu ertragen
"Der Absturz" von Édouard Louis bildet den Abschluss seiner dreiteiligen Reihe. Das Buch fokussiert sich auf das Leben und den frühen Tod seines Bruders und ist völlig unabhängig von den Vorgängerbänden lesbar – Vorkenntnisse sind nicht nötig. Die Qualität von Louis' Schreiben hat mich jedoch neugierig auf seine anderen Werke gemacht. Er hat eine außergewöhnliche sprachliche Begabung, findet derart präzise und eindringliche Formulierungen, dass man sie oft mehrmals lesen möchte.
Als sein Bruder stirbt, hatten die beiden seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr, was Louis weder bedauert noch betrauert. Weil ihm diese emotionslose Haltung selbst seltsam erscheint, beginnt er, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Er fragt: Wie wurde sein Bruder zu dem, was er war? Wer trägt die Schuld? Hätte er selbst etwas ändern können? Und vor allem: Wo genau kippte das Leben ins Negative?
Louis beleuchtet die Familiengeschichte schonungslos und offen. Er sammelt Erinnerungen, Fakten und Interpretationen durch die Berichte von Freunden, Freundinnen und eigenen Rückblicken. Er beschreibt eine Abwärtsspirale aus Enttäuschungen, Sucht, Alkoholismus und Gewalt. Nichts wird beschönigt, niemand wird freigesprochen. Das Ende eines jungen, vielversprechenden Lebens schmerzt bereits beim Lesen.
Obwohl der Autor eine gewisse emotionale Distanz hält, ist man als Leser ganz nah am Geschehen. Die schonungslose Aufarbeitung des Themas und der herausragende Schreibstil machen dieses schmerzhafte, aber wichtige Buch zu einer tief nachdenklich machenden Lektüre.

Bewertung vom 16.12.2025
Puchner, Eric

Weißes Licht


ausgezeichnet

Ein Roman, der Bilder malt
"Weißes Licht" ist mehr als eine Familiengeschichte, es ist ein atmosphärisches Erlebnis, das sofort begeistert.
Im Zentrum steht das Anwesen in Montana, wo die Vorbereitungen zur Hochzeit von Cece und Charlie durch die Ankunft von Garrett, Charlies bestem Freund, eine unerwartete Wende nehmen. Diese Begegnung bildet den Ursprung einer emotionalen Welle, die das Schicksal der nachfolgenden Generationen prägen wird.
Das Setting wird vom Autor traumhaft und kristallklar beschrieben: Ein Anwesen am See, umgeben von alten Obstbäumen und Berglandschaften. Puchner ist ein Meister darin, diese Szenerie in Worte zu fassen; er zeichnet wahre Bilder, ob bei Skifahrten oder der Suche nach Wildtieren.
Die Erzählung ist ruhig und lässt sich Zeit, ist aber gerade deshalb so fesselnd. Trotz mancher Längen konnte ich mich kaum lösen, denn die Figuren besitzen eine immense Tiefe: Sie sind verwundbar, haben Ängste und Träume und erleben die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen. Ich konnte gerade mit Garretts inneren Konflikten tief mitfühlen.
Ein wunderbar atmosphärisches und ruhiges Buch, das mich tief berührt hat und das ich als Highlight uneingeschränkt empfehle.

Bewertung vom 16.12.2025
Schoenwald, Sophie

Komm mit, Weihnachtseselchen


ausgezeichnet

Atmosphärische Wintergeschichte
"Komm mit, Weihnachtseselchen" von Sophie Schoenwald ist ein Kinderbuch, das von seinen wunderbaren Illustrationen von Nadine Reitz lebt.
Im Titel wird Weihnachten erwähnt, es ist aber keinerlei Umwandlung der klassischen christlichen Krippenszene. Das Buch ist in der Hinsicht sehr neutral geschrieben.
Allerdings gibt es wunderschön atmosphärische Winterbilder, durch die das Eselchen und andere Tiere wandern. Auf jeder der farbigen Doppelseiten gibt es viel zu entdecken, auch klitzekleine süße Details und auch für die Kinder kleine Aktionen zum ausführen.
So wird es mit einfachem Text und großen Bilder zu einem sehr schönen Vorlesebuch, dass Aktionen der Kinder erfordert, lädt die Kinder aber auch zum selbstständigen durchblättern, anschauen und mitmachen ein. Kinder merken sich sowas ja sehr schnell.
Ein sehr schönes Buch, dass gut auch zu Weihnachten verschenkt werden kann.

Bewertung vom 10.12.2025
Samojlik, Tomasz;Wajrak, Adam

Detektiv Spatz und die gebrochene Feder


gut

Mischung aus Krimi und Sachbuch
"Detektiv Spatz und die gebrochene Feder" ist ein Kinderbuch von den Autoren Tomasz Samojlik und Adam Wajrak. Empfohlen wird es ab 8 Jahren, so würde ich das auch einstufen.
Das Buch ist durchgehend im Comic-Stil illustriert, ganz große Klasse sind eingestreute Seiten über einzelne Porträts verschiedener Vogelarten und das Leben der Vögel allgemein, auch und gerade in den heutigen Städten.
Die Geschichte wird ähnlich wie ein Kriminalfall erzählt. Ein Vogel fällt vom Himmel, er bleibt nicht das einzige Opfer, und einige Vögel machen sich auf die Suche nach dem Schuldigen. Dabei gibt es einige Verwicklungen, die Detektiv Spatz selbst in große Gefahr bringen, weil er nach und nach so einige Raubvögel verdächtigt.
Der Fall wird zum Ende hin auch gelöst und an der Beseitigung des Problems gearbeitet.
Ich finde die Geschichte schon nett und auch altersgerecht, hatte aber Probleme bei den Grafiken die einzelnen Vogelarten auseinanderzuhalten. Als Comic in meinen Augen etwas schwieriger zu lesen, die Geschichte selbst hat uns gefallen.
Am besten fand ich wirklich die eingestreuten Informationen, liebevoll zusammengetragen und kindgerecht vorgestellt.