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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 399 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2025
Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2
Hamberg, Emma

Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2


gut

Agneta ist in dem Kloster in Saint Carelle nicht nur angekommen, sie hat dort ein Zuhause gefunden. Sie lebt, liebt, lacht und fühlt sich das erste Mal in ihrem Leben frei und ungezwungen. Nur die Telefonate mit den Menschen in ihrer Heimat, setzen ihr immer wieder zu, da sie diese Agneta einfach hinter sich lassen will. Sie will einen immerwährenden französischen Sommer genießen! Doch dann grätscht das Leben brutal dazwischen und Agneta steht vor einem Scherbenhaufen. Gut, dass es Menschen gibt, die einen in jeder Lebenslage auffangen.

Das Cover zeigt Agneta. Sie tanzt in ihrem bunten Sommerkleid und versprüht Lebenslust, Lebendigkeit und Frohsinn. Ich mag dieses bunte, freundliche Cover sehr, da es mich zum Träumen einlädt und gute Laune vermittelt.

Ich kenne Teil eins der Miniserie leider nicht und doch hat mich dieses Buch magisch angezogen. Ich wollte es einfach wagen und mich in einen Sommer nach Frankreich begeben. Um ehrlich zu sein, hat es nicht immer gut funktioniert und ich merkte schnell, dass mir wichtige Begebenheiten fehlen, um die Interaktion der Personen und der Örtlichkeiten zu verstehen.
Emma Hambergs Schreibstil lädt zwar zu einem ungetrübten und lebensbejahenden Lesevergnügen ein, doch immer konnte ich der Handlung leider nicht folgen. Mir fehlten quasi Rückblicke zu Teil eins, was mir das Lesen vereinfacht hätte. Davon abgesehen, machte mir auch das drei Sprachige zu schaffen. Der Wechsel zwischen Deutsch, Englisch und Französisch wäre vielleicht noch ok gewesen, die häufigen Einschübe des Google-Übersetzers hingegen war nicht so meins. Anfangs fand ich es ganz lustig und unterhaltsam, doch mit der Zeit wurde es anstrengend und nervig.

Bewegt hat mich Agnetas Lebens- und Leidensgeschichte. Keine Ahnung, ob sie in einer Art Midlife Krise steckt, oder ihre gesamte Existenz in Frage stellt. Aus den starren und sicheren Verhältnissen in Schweden - Mann, Kinder, Haus, Eltern, Job - ausgebrochen, sucht sie ihr Glück nun in einem heruntergekommenen Kloster mit einem an Demenz erkrankten alten Mann. Und doch ist da etwas an der Geschichte, die mich berührt hat. Vielleicht ist es Agnetas Kampf, dieses Gefühl der Freiheit nicht aufgeben zu wollen, was sie in meinen Augen zu einer starken und mutigen Frau macht. Und natürlich, wie sie mit den Menschen in ihrer Umgebung interagiert. Egal wer, Agneta versucht einen Draht zu ihnen zu finden.

Und doch konnte mich Emma Hambergs Werk nicht nachhaltig beeindrucken. Es rauschte eher an mir vorbei. Es hatte seine Höhen und Tiefen, mich hat es leider nur einfach nicht abgeholt.

Bewertung vom 04.05.2025
Die geheime Sehnsucht der Bücher
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Pauline arbeitet hart an ihrer Ausbildung zur Bibliothekarin. Sie hat das gewisse etwas, eine Gabe, Menschen und Bücher zusammen zu bringen und ihre geheimen Sehnsüchte zu verstehen. Sie tritt damit in Jean Perdus Fußstapfen. Nicht auf seine Art und Weise, sondern auf ihre. Auch sie kann in die Seele der Leser blicken. Und Dank ihrer Jugend spricht sie jüngere Menschen an und findet einen Zugang zu ihnen.
Nur der Zugang zu sich selber, den scheint sie gerade zu verlieren. Sehnsucht ist ein großes Wort, dass es zu ergründen gilt.

Das Cover zeigt Pauline auf ihrem Roller. Bepackt mit eiligen Buchlieferung der Literarischen Apotheke, auf dem Weg durch Paris. Sie fährt am Ufer der Seine, umsäumt von Häuserschluchten, das Bücherschiff im Hintergrund, den Eifelturm in Sichtweite. Mir gefällt das Bild sehr gut, da es lebendig wirkt, gute Laune verspricht und gleichzeitig Sehnsucht in mir weckt.

Völlig überraschend für mich, steht diesmal Pauline im Mittelpunkt der Geschehnisse. Anfangs fühlte ich mich irritiert und verunsichert, weil mir Jean Perdu fehlte; seine ruhige Art, seine unnachahmliche Weise auf die Welt und die Menschen zu blicken, seine Liebe. Und doch gelang es Nina George, mich nach und nach in ihr neues Werk zu ziehen, an es zu fesseln und mir eine völlig neue Seite der Literarischen Apotheke zu zeigen. Eine Seite, die ich mag, die mich mitriss und eine völlig neue Seite zeigte. Bücher sind lebendig und die Autoren eben auch.
Jedes Mal, wenn ich ein Buch mit dem Bücherschiff aufschlage, ist mir klar, dass ich kein weiteres aus der Reihe lesen werde! Auf keinen Fall! Denn so schön, wie das gerade beendete Buch, kann ein weiteres einfach nicht sein! Und doch: Kommt ein neuer Band, halte ich ihn hoffnungsvoll und zugleich skeptisch in meinen Händen. Und so war es auch hier. Die geheime Sehnsucht der Bücher hat mich bewegt. Ich habe das Buch nicht gelesen, ich habe es gelebt! Ich bin Nina George dankbar, für dieses wunderschöne Kleinod, dass mich gedanklich noch lange begleiten wird.

Für mich ist Sehnsucht in Nina Georges Buch das zentrale Thema. Jeder sehnt sich nach etwas und wird die Sehnsucht nicht gestillt, ihr nicht auf den Grund gegangen, leidet die Seele. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Ich habe mich in vielen Situationen wieder gesehen. Konnte mit den Protagonisten lachen, weinen und mitfühlen. Selten gelingt es einem Autor, mich so an seine Charaktere zu binden und in ihr Leben eintauchen zu lassen.
Vielleicht steht Pauline in diesem Band im Mittelpunkt, weil Jean Perdu angekommen ist. Im Hier, im Jetzt, im Leben. Pauline hingegen sucht noch. Sie findet Halt und Unterstützung in ihren Freunden und in ihrer Arbeit, aber auch aus einer völlig neuen Richtung! Denn wie aus dem Nichts stolpert plötzlich Francoise mit ihrer Mutter in das Leben der ungewöhnlichen Literarischen Apotheke. Gemeinsam gehen sie auf eine Sehnsuchts-Reise, die mir unter die Haut ging.

Ich liebe dieses Buch mit jeder Faser: Die Kraft der Worte voller Zärtlichkeit!

Bewertung vom 27.04.2025
Der Sonne entgegen
Teichert, Mina

Der Sonne entgegen


sehr gut

Hals über Kopf stürzt sich Romy in Valentins Auto. Sie ist auf der Flucht vor ihrem Verlobten Henry, der sie einengt und das gemeinsame Leben mit ihm scheint plötzlich eher Alptraum statt Traum.
Valentin ist nicht minder überrascht, Romy plötzlich in seinem Auto zu haben. Kennen sich die beiden doch nur von einer Auktion und an diesem Abend war Valentin nicht gerade freundlich zu ihr.
Und doch wagen die beiden einen Road Trip nach Italien.
In das Land der Liebe...

Das Cover zeigt Romy und Valentin, wie sie sich händchenhaltend ins Meer stürzen. Beschienen von einem wunderschönen Sonnenuntergang. Das Bild strotzt nur so vor Leben und Liebe. Ich finde es wunderbar zu dem Inhalt des Buches gewählt.

Mina Teichert hat einen schönen und leicht zu lesenden Roman geschaffen, der mich von der ersten Seite an fesselte. Das teils schwere und traurige Thema Liebe verpackt sie gekonnt in Leichtigkeit und Lebensfreude, die mir oft ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Die Flucht vor ihrem Verlobten zu einem wildfremden Mann und dann auch noch eine Reise mit ihm nach Italien zu machen, fand ich zwar unglaubwürdig, trotzdem ließ ich mich nur allzu gerne auf die Geschichte ein. Treibenlassen, die Landschaft Italiens bewundern, die Liebe kosten, all das und noch viel mehr versteckte sich zwischen den Zeilen des Buches.

Mit Romy und Valentin erschafft Mina Teichert zwei wundervolle Charaktere. Beide begeisterten mich von der ersten Seite an. Gerade der ständige Wechsel der Perspektive zwischen den beiden, machte das Buch in meinen Augen lebendig und mitreißend. Gerne begleitete ich beide auf der Suche nach Liebe und ergründet mit ihnen, was Liebe für sie überhaupt bedeutet.

Eine schöne Sommerlektüre mit gute Laune Garantie!

Bewertung vom 13.04.2025
Lieber solo als allein
Hennig, Tessa

Lieber solo als allein


gut

Eine Traumhochzeit in Italien! Das ist der Wunsch von Leonie und Luca. Endlich reist Leonies Familie an, um einige Tage vor dem besonderen Ereignis miteinander zu verbringen. Doch der Charme Italiens schlägt unbarmherzig zu: Liebe liegt in der Luft.

Das Cover zeigt die Leonie mit ihrer Mutter Katrin und ihrer Oma Gabriele. Sie stehen mit dem Rücken zum Leser und blicken auf das Familien Hotel in Perugia. Aufbruchstimmung liegt in der Luft und Vorfreude auf das Kommende.

Tessa Hennig hat eine lockeren, flapsigen und frechen Schreibstil. Mir war es fast eine Idee zu locker und zu modern, doch nachdem ich mich reingefunden habe, fand ich die Abwechslung mal ganz nett.
Die Autorin schildert drei Frauen einer Familie. Ganz normale Frauen, die sich gerade im Aufbruch befinden. Ich mag generationenübergreifende Romane und so gefiel mir die Idee von Tessa Hennig gut. Tochter, Mutter und Enkelin treffen zusammen und begleiten sich ein Stück des Weges. Jede auf ihrem eigenen Lebensweg und doch gemeinsam für kurze Zeit.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht eigentlich Leonie und ihre Hochzeit mit Luca. Der schönste Tag im Leben und die Vorbereitung auf diesen sollten geprägt sein von Glück. Doch natürlich spielt das Leben in diesem Fall nicht ganz so mit. Immer mehr Verstrickungen warten auf das Paar und alle Menschen ihrer Familie. Wahrheiten kommen ans Licht. Einst verbissen versteckt, spüle Umstände sie ans Tageslicht. Und einmal angesprochen, sind sie - vielleicht - gar nicht so schlimm.

Ein Buch über die Liebe und ihre Verstrickungen. Ein Buch, dass zeigt, dass wahre Liebe keine Grenzen kennt und Hindernisse nur dafür da sind, die Bindung zu stärken. Eine leichte Sommerlektüre, die mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 09.04.2025
Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nach dem Tod der Eltern stehen Louise und ihre Schwestern alleine da. Noch lange ist es nicht selbstverständlich, dass Frauen sich alleine um ihr Erbe kümmern dürfen; alleine ohne die Herrschaft eines männlichen Vorwundes. Doch in Sachsen ist dies möglich und so besteht Louise auf ihre Unabhängigkeit. Ein Verhalten, dass nicht von allen für gut befunden wird. Doch Louises Weg steht fest: Sie will für die Rechte von Frauen kämpfen!
Auch Susanne steht alleine da. Nachdem sie und ihre Mutter die Anstellung in einer Tuchfabrik verloren haben, müssen sich die beiden durchs Leben schlagen. Susannes Mutter ist schwer krank und kann nicht mehr arbeiten. Susanne bleibt nur ein Weg: Sie verkauft ihren Körper. Ihr ist die Ungerechtigkeit durchaus bewusst und als sich ihr der Weg zum Kampf für die Rechte von Frauen bietet, greift sie zu!

Das Cover zeigt Louise, wie sie auf die Wirren des Bürgerkriegs blickt. Soldaten gegen Bürger mitten in den Straßen Berlins und sie als Frau kann nur flüchten und mit Worten kämpfen. Die deutsche Flagge flattert über der Szene, schon halb zerrissen.
Ich finde das Coverbild sehr stark und passend zum Inhalt des Buches gewählt. Mir sprang es sofort ins Auge und zusammen mit dem Klapptext ließ es mich zu dem Buch greifen.

Tanja Kinkel hat mit ihrem Roman Im Wind der Freiheit bei mir einen Nerv getroffen. Die Autorin schildert die Anfänge der Bundesrepublik Deutschland. Den Anfang des Grundgesetzes und den Kampf um das Recht von Gleichberechtigung. Viele der geschilderten Geschehnisse, sind natürlich allgemein bekannt und trotzdem verleiht Tanja Kinkel der Geschichte Lebendigkeit. Plötzlich ist alles so nah, so greifbar und der Kampf für die Freiheit und die Gleichheit ein ehernes Ziel. Dass, was ich jetzt genießen kann, ist wirklich noch nicht lange ein allgemeines Gut. Und deshalb tut es mir gleich doppelt weh, wenn ich die Nachrichten einschalte und sehe, dass der damalige Kampf auch heute noch aktuell ist. Und noch viel schlimmer, dass die erkämpften Rechte nicht nur als selbstverständlich angesehen werden, sondern vor allem als Selbstläufer. Doch um Freiheit und Gleichheit muss leider immer noch gekämpft werden. Wählen gehen darf keine Pflicht sein, sondern ist ein teuer erkämpftes Recht, das jeder von Herzen gerne nutzen sollte!

Mich hat Tanja Kinkels Buch deswegen so bewegt, weil sie mit so viel Herzblut und Energie schreibt, dass ich mich in die Geschehnisse förmlich hineingezogen fühlte. Ja, an einigen Stellen war das Buch sehr politisch und auch langatmig. Und doch war jedes Wort es wert, gelesen und verinnerlicht zu werden. Der Kampf um die Freiheit ist mir natürlich bekannt, was es mit den einzelnen Menschen, egal ob arm oder reich wirklich gemacht hat, das zeigte mir Tanja Kinkel. Anschaulich, bewegend und mitreißend.

Die beiden Protagonistinnen, oder sollte ich besser sagen Heldinnen des Buches, Susanne und Louise könnten nicht unterschiedlicher sein. Während die eine in bitterer Armut aufwuchs und schon früh das Gesetz der Straße lernen musste um zu überleben, kämpft die andere in ganz anderen gesellschaftlichen Gefilden. So unterschiedlich die beiden Frauen und ihre Herkunft auch ist, sie kämpfen beide für die gleiche Sache: Die Gleichberechtigung von Frauen. Und doch könnte der Unterschied nicht größer sein.
Während Louise für die Freiheit und für das Wahlrecht einsteht, möchte Susanne gleichen Lohn und die Anerkennung von der weiblichen Arbeitskraft. Der Schlachtruf "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" ist leider auch heute, knapp zweihundert Jahre später, immer noch aktuell.

Aktuell, schonungslos und aufrüttelnd. So bleibt mir dieses wunderbare Buch von Tanja Kinkel in Erinnerung!

Bewertung vom 30.03.2025
Pearly Everlasting
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


ausgezeichnet

Mitten in den ungezähmten Wäldern von New Brunswick erblickt in einer rauen Nacht die kleine Pearly Everlasting das Licht der Welt. Irgendwo anders - fast zur gleichen Zeit - wird Bruno der Bär geboren. Doch Bruno ist allein. Zufall, Glück oder Vorsehung führen die beiden zusammen. Fortan wachsen Pearly und Bruno wie Geschwister gemeinsam auf. Mitten im Holzfällercamp 33 erleben sie eine hart, aber auch ungetrübte Kindheit und Jugend. Bis Bruno eines Tages verdächtigt wird, einen Mord begangen zu haben. Der Bär wird weggebracht; doch seine Schwester Pearly kann nicht ohne ihn leben. Für beide beginnt das größte und gefährlichste Abenteuer ihres Lebens.

Das Cover zeigt den Bären Bruno. Er wandelt am Ufer eines Gewässers, im Hintergrund kann man Wälder erahnen. Das Bild wirkt wild, ungezähmt und voller Leben. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Bruno durch die Wildnis streift, Pearly stets im Hintergrund.
Ich liebe dieses Coverbild. Es ist zwar recht schlicht und doch spiegelt es das ganze Buch gekonnt wieder.

Tammy Armstrong hat einen sehr intensiven und tiefbewegenden Schreibstil. Sie lässt die urtümlichen Wälder, die es 1934 noch gab, vor meinem inneren Auge entstehen. Doch es ist nicht nur die Wildnis, die mich berührt, sondern vor allem die Menschen, die in ihr leben. Dieses Urtümliche. Das Raue und Unbeugsame. Die Wildheit und zugleich ungezügelte Schönheit. Die Kraft der Menschen, die bereit sind, mitten in der Wildnis nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu leben, spricht aus jeder Zeile. Für mich unvorstellbar, so ein Leben zu führen. Und doch gelang es der Autorin, mich mitten unter die Baumfällergemeinschaft zu bugsieren und ihre Lebensweise kennenzulernen. Besonders beeindruckt hat mich die stille Geschlossenheit der Gemeinschaft. Aus der Not geboren, machen diese Menschen das beste aus ihrer Situation.
Dass dort nicht nur ein Kind aufwächst, sondern ganze Familien leben, unvorstellbar! Und doch schickte mich Tammy Armstrong mitten unter sie. Und ich fühlte mich wohl. Vermutlich, weil Zusammenhalt und Ehrlichkeit hier noch groß geschrieben wird.

Es ist nicht nur die Schilderung der Lebensumstände und der Menschen, die mich bewegt haben. Sondern, oder vermutlich noch am meisten, die Beschreibung der Natur. Wunderschön, ungezähmt und stark. Hier ist die Natur, wie sie sein soll. Damals, heute und immer. Wer nicht aufpasst, geht verloren. Nur jemand, der im Einklang mit ihr lebt und sie versteht, hat eine Chance. Und wie tief dieses Verständnis gehen kann, wird an Pearly und Bruno deutlich. Die Reise, die beide antreten, bewegte mich zu tiefst. Fremd ist ihnen nicht die kanadische Nacht. Nicht die Stille, die Kälte, der Schnee. Fremd ist ihn die Menschheit, die Gier und der Egoismus. Hier prallen zwei Welten aufeinander und ich bin mir nicht sicher, dass der Fortschritt wirklich die bessere Alternative ist.

Ich bin dankbar, Pearly Everlasting und Bruno auf ihrem Lebensweg begegnet sein zu dürfen. Eine so tiefe Verbundenheit kennenlernen und ihre Verständnis zur Natur begreifen lernen zu können. Ein Buch mit Tiefgang, das die Seele berührt!

Bewertung vom 23.03.2025
Der Bright-Side-Running-Club
Lloyd, Josie

Der Bright-Side-Running-Club


sehr gut

Keira erhält die Diagnose Brustkrebs. Sie und ihre Familie sind geschockt und sagen dem Krebs natürlich den Kampf an. Doch schnell verfliegt das Hochgefühl und der Kampfeswille. Denn wenn Schmerzen und Alltagsstress die Überhand gewinnen, ist es schwer, die Zuversicht zu behalten. Wie gut, dass Keira Kraft aus ihrer Laufgruppe ziehen kann.

Das Cover zeigt die vier Gründungsmitglieder des Bright-Side-Running-Club, wie sie auf ihrer Runde durch den Park Kraft schöpfen. Vorbei an Häusern, Büschen und dem Alltag unterhalten sie sich munter. Es wirkt auf mich lebendig, zielstrebig und fröhlich.

Gerade zu Beginn des Buches habe ich mit Josie Lloyd gehadert. So kann sie das doch nicht schreiben! So kann sie dies nicht beschreiben und etwas anderes sollte ganz anders geschildert werden! Ist Keira denn naiv, zu glauben, dass man nur so zu einem Arzt einbestellt wird? Und dann schob ich meine ganzen Überlegungen, Vermutungen und Kritikpunkte zur Seite! Wer bin ich, andere in dieser Form zu kritisieren?
Josie Lloyd schildert hier Keiras Leben und ihren Weg gegen den Krebs und kein anderes Leben! Sie beschreibt, wie Keira mit der Diagnose umgeht, was ihre Gedanken und Gefühle sind und wie ihre Freunde und Bekannte darauf reagieren. Es wird hunderte, ja tausende Möglichkeiten geben, wie jeder einzelnen mit diesem schwierigen Thema umgeht. Hier geht es ausschließlich um Keira. Und nachdem ich dies zu gelassen hat, konnte ich mich ganz in das Buch fallen lassen!
Natürlich schäumte ich vor Wut, als Keira nicht die Unterstützung erhielt, auf diese gebaut und gehofft hatte. Doch als ich den Blickwinkel wechselte, gelang mir Einsicht und Verständnis auch für die andere Seite.

Und ich muss sagen, dass ist das Geschenk von Josie Lloyd, dass ich aus diesem Buch mitnehme. Keiras Weg ist ihr Weg. Und es ist ihr perfekter Weg, wenn man das bei dieser furchtbaren Krankheit überhaupt sagen kann. Ich habe mit Keira gelacht, geweint und gelitten; ihre Familie verflucht und geliebt; Verständnis aufgebracht und gekämpft. Zurück bleibt pure Bewunderung.

Ein Buch vom Drauf-zu-Laufen und nicht vom Weg-Laufen!

Bewertung vom 15.03.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


sehr gut

Nachdem die Zerstörung der Erde durch die Menschen nicht mehr aufzuhalten ist, gelingt einigen wenigen, privilegierten die Flucht. Wissenschaftler, Bauern, Arbeiter, Reiche, einem Querschnitt durch die Bevölkerung ist es möglich, Mutter Erde zu verlassen und einen Neuanfang auf Perm zu wagen.
Darunter auch Henry mit seiner Familie. Er und seine Geschwister werden von ihrem Vater begleitet, denn ihre Mutter gehört zu dem Vortrupp, die Perm für die Ankunft vorbereiten sollen. Doch die Familie findet ihre Mutter nicht wieder. Dafür ein Leben, dass sie nicht führen wollen.

Das Cover ist sehr düster gehalten. Es zeigt die Reste einer riesigen Hand, die Handfläche nach oben. Die Finger sind teilweise abgebrochen, der Rest erodiert. Auf dem Daumen stehen drei Menschen, vermutlich die Geschwister Chester, Henry und Loy, die versonnen in eine fremde Welt blicken. Es gibt außer ihnen kein Leben; nur Stein, Staub und die Unendlichkeit des Weltalls. Auf mich wirkt das Bild kalt und bedrohlich. Und faszinierend zu gleich.

Nils Westerboer hat einen Roman geschaffen, der mir gleich mehrfach unter die Haut ging. Anfangs konnte ich mich entspannt treiben lassen, in einem spannenden Scifi-Abenteuer! Atemlos ließ ich mich von der Möglichkeit einwickeln, ein Leben auf einem fernen Planeten in Angriff zunehmen. Die Beschreibung der Technologie war nicht nur faszinierend, sondern auch so einfach, dass ich folgen konnte und den technischen Fortschritt für absolut möglich hielt. Ich denke, dass der Autor hervorragend recherchiert hat für seinen Roman und die bisher funktionierende Technik weiter verfeinerte. Richtig spannend!

Und dann durfte ich Einblick in die menschliche Psyche nehmen; auf diesen Blick hätte ich jedoch dankend verzichten können. Die pure Verzweiflung, wenn Mutter Erde nicht nur stirbt, sondern bereits gestorben ist. Der Gedanke, heimatlos zu sein und was das mit einem macht, ist schier furchtbar! Aber noch viel schlimmer ist das, was wir Menschen daraus machen. Großartig auf der einen Seite - was den technischen Fortschritt anbelangt - und gruselig auf der anderen Seite. Denn wir wachsen nicht mit dem technischen Fortschritt. Die niedersten Instinkte scheinen in unserer DNA festgeschrieben zu sein. Das Recht des Stärkeren, egal zu welchem Preis.
Gleichzeitig ist es Nils Westerboer gelungen, mir diese Wahrheit um die Ohren zu schleudern. Anfangs sehr subtil, doch dann hielt er mir gnadenlos den Spiegel vors Gesicht und ich stellte mir unweigerlich die Frage: Was hätte ich gemacht? Leider ist die Frage sehr einfach zu beantworten: ...

Mein Fazit
Ein sehr packender Scifi-Thriller, der aktueller nicht sein könnte!

Bewertung vom 09.03.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


gut

Nachdem Richard seine Familie im Stich ließ, bleibt Margo mit ihren drei kleinen Töchtern zurück. Die starke Frau bricht zusammen und mit ihr alles, was ihr wichtig ist. Erst ein Jahr später kann sie sich aus den Klauen der Depression befreien und ihre Mädchen weiter großziehen.
Jetzt, Jahre später, leben die drei Garnett-Girls ihr Leben. Doch immer noch eng miteinander verflochten. Und jede von ihnen trägt ein folgenschweres Geheimnis mit sich herum.

Ich liebe das Coverbild! Es zeigt die drei Garnett Girls, wie sie vor der Küste der Isle of Wight im sommerlichen, kristallklaren Wasser stehen. Sie tragen Bikinis und scheinen das Leben zu genießen. Ich fühlte mich von dem Bild sofort angesprochen und würde mich sehr gerne zu den Mädels ins kühle Nass stürzen!

Georgina Moore schildert das Leben aller Garnett-Girls, auch wenn auf dem Cover nur drei abgebildet sind. Denn diese drei sind nur der jüngste Spross der Sippe; zu ihnen gehören noch ihre Mutter Margo und deren Schwester Alice, die ebenfalls als Garnett Girls bekannt sind.
Das Leben dieser fünf unfassbar unterschiedlichen Frauen schildert die Autorin eindringlich und authentisch. Ich konnte mich in jede von ihnen mit Leichtigkeit hineinversetzen und ihren Handlungen folgen. Nicht immer konnte ich sie verstehen, doch immer nachvollziehen.

Doch leider konnte ich keinerlei Beziehung zu ihnen aufbauen und so rauschte das Buch an mir ohne nennenswerte Gefühlsregung vorbei. Wie ein Film sah ich mir die Frauen und ihre unterschiedlichen Leben. Mir persönlich steckte einfach zu viel Drama in den Frauen, die sie auch nach außen projizierten. Es kann keine normale Hausfrau und Mutter bei sein, oder ein glücklicher Single. Nein, alle schleppen nicht nur ihr Päckchen mit sich herum, sondern leben Drama pur.
Natürlich empfindet jeder sein eigenes Leben als schillernd und ergreifend; man selber hat die größten Probleme oder erlebt das Beste überhaupt. Doch andere in dieser Rolle zu sehen, fand ich persönlich ermüdend. Fast kam es mir vor, als würde ich das Tagebuch meiner besten Freundin heimlich lesen und fühlte mich alles andere als gut dabei.

Eine nicht ganz so seichte und leichte Sommerlektüre wie gedacht.

Bewertung vom 09.03.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


ausgezeichnet

Unter einem Hortensienbusch erblicken fünf kleine Katzen das Licht der Welt. Anfangs als Ärgernis, dann als wahre Glücksbringer erobern sie schnell die Herzen von Noriko und ihrer Mutter. Vorher waren sie klassische Hundemenschen. Und jetzt erobert ein Schnurren die Welt der beiden Frauen.

Das Cover zeigt Mimi. Sie sitz unter den behütenden Zweigen eines Magnolienbaumes und blickt versonnen in eine Welt, die nur eine Katze wirklich sehen und verstehen kann.

Die Zeichnungen auf und in dem Buch berührten mich sehr. Sie sind kraftvoll und zugleich zart wie eine Feder. Selten habe ich ausdrucksstärkere Illustrationen von Katzen gesehen wie diese. Sie fügen sich in das Buch nahtlos ein und unterstreichen die kraftvolle Zartheit des Inhalts gekonnt. Oft habe ich sie betrachtet und ich werde sie auch noch oft betrachten, da sie ein Seite in mir zum Klingen bringen, die mich berührt.

Noriko Morishita hat mir mit ihrem Buch ein ganz besonderes Geschenk gemacht und ich bin unendlich dankbar, dass ich dieses Kleinod lesen durfte. Selten habe ich jemanden erlebt, der das Wesen einer Katze so intensiv und detailgetreu schildern kann. Dieser unbändige Stolz, der Freiheitsdrang, die Augen, die ein Wissen zu vermitteln scheinen, das wir Menschen einfach nicht erfassen können.
Ich habe mich so oft in dem Buch wiedergefunden. Eine Katze zu beobachten und dann auch noch eine, die man innig liebt, hat etwas ganz besonderes. Einen Zauber, den man nur verstehen kann, wenn man es selbst erleben durfte.

Ich habe das Buch an einem Tag gelesen. Ich habe gelacht, geschmunzelt und bitterlich geweint. Ein ganzes Farbspektrum an Gefühlen habe ich durchlebt, was bei einem Buch wirklich selten ist. Noriko Morishita hat mir mit ihrem wunderbaren Erzählstil aus der Seele gesprochen.
Ich glaube, dass es nur sehr wenigen Menschen vergönnt ist, seinem Herzenstier zu begegnen. Von dieser Begegnung erzählt die Autorin und teilt dieses berauschende Gefühl. Mal ganz objektiv schildert sie, wie das Leben mit Tieren und speziell mit Katzen sein kann. Und dann driftet sie ins berührende ab. Sie schildert, wie eine Katze ganz leicht am Herz zupft und es damit erobert. Für immer.

Ein Herzensbuch. Tiefbewegend und wunderschön!