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melange
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Bonn
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Bewertungen

Insgesamt 907 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2025
Menger, Ivar Leon

Der Tower (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rapunzel

Zum Inhalt:
Die verzweifelt nach einer Wohnung suchende Nova zieht das große Los und darf für ein Jahr umsonst im Pramtower wohnen, - DIE angesagte Adresse Berlins und KI-unterstützter Wohlfühl-All-Inclusive Traum. Doch dieser Traum verwandelt sich schnell in einen Albtraum, als Nova schwanger wird und sich die KI nicht nur kümmert, sondern klammert und sie im Turm gefangen hält

Mein Eindruck:
Ivar Leon Menger hat sich sehr gründlich mit den dunklen Seiten befasst, die Computer auf unser Leben haben, wenn die künstliche oder die menschliche Intelligenz hinter der künstlichen außer Kontrolle gerät und andere Prioritäten setzt, als man selbst. Dabei hält er wirklich gut die Balance zwischen Technikgläubigkeit, Verschwörungstheorie und gesundem Menschenverstand. Die Anleihen bei einem auch von ihm sehr geschätzten Film sind manchmal überdeutlich, aber wenig störend, da er den übersinnlichen Aspekt außen vor hält und sich nur mit menschlichen Teufeleien befasst. Auch die Idee eines alternativen Endes scheint einer Filmleidenschaft geschuldet, obwohl eine Variante nicht so gut ausgearbeitet ist wie die andere und einige Lücken aufweist. Doch wer will an einem sehr spannenden Buch kritteln? Genau - niemand!

Mein Fazit:
Ein Gewinn ist nicht immer ein Gewinn, auch wenn das Lesen dieses Buches ein Volltreffer war

Bewertung vom 15.08.2025
Poznanski, Ursula

Erebos Bd.3


ausgezeichnet

Endspiel

Achtung: Dieses Buch ist ein Teil einer Reihe. Zwar lässt es sich mit kleineren Problemen auch ohne Wissen aus den Vorgängern lesen, mehr Spaß macht es jedoch mit.

Zum Inhalt:
Zum dritten Mal wird Nick vom Computerspiel "Erebos" gefordert; glücklicherweise wenigstens mit Victor an seiner Seite. Denn Erebos verlangt absolutes Stillschweigen auch jenseits des Monitors und bestraft Zuwiderhandlungen sofort und aufs Schärfste. Zusätzlich lässt es die Spieler über das Ziel des Spiels im Unklaren, so dass erst spät die Größe der Herausforderung deutlich wird. Die Meisterung derselben fordert alles, was einen guten Spieler in einem perfekten Spiel ausmacht: Kraft, Schnelligkeit, mentale Stärke, Witz und vor allen Dingen Teamgeist.

Mein Eindruck:
Ursula Poznanski ist ein würdiger Abschluss der Trilogie gelungen, denn dass sich Erebos noch einmal meldet, ist eher anzuzweifeln. Viele bekannte Charaktere tauchen auf, neue passen sich perfekt ins Team ein. Gut gefällt der ständige Wechsel zwischen realer und Spiel-Welt, bei dem man trotzdem nie den Faden verliert (auch wenn ein "Who is Who" zu Beginn für Neu-Einsteiger hilfreich gewesen wäre). Schön ist ebenfalls, dass die Charaktere bei allen Anforderungen an sich und ihre Spielfiguren nie den Humor verlieren, so dass die Leser immer wieder frei durchatmen können, bevor das nächste Monster um die Ecke guckt oder ein fieser Mensch den Schlagring schwingt. Die Story ist bis zum Ende gut durchdacht und die vielen kleinen Andeutungen werden perfekt erklärt.

Wenn man es sich also richtig überlegt, ist es irgendwie doch schade, dass der Bote wohl in den abschließenden Sonnenuntergang geritten ist...

Fazit:
Game over, aber mit Highscore!

Bewertung vom 02.08.2025
Stava, Sophie

Eine falsche Lüge - Wird es ihre letzte sein? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Herrlich böse

Zum Inhalt:
Um mit der von ihr bewunderten Familie in Kontakt zu bleiben, täuscht Sloane vor, Krankenschwester zu sein. Sie wird als Nanny engagiert und freut sich, dass Violet, die Mutter der Familie, sie als Freundin zu akzeptieren scheint. Als Violet Sloane zum gemeinsamen Familienurlaub einlädt, kann diese ihre Glück kaum fassen. Aber ist es wirklich Glück oder doch nur Berechnung?

Mein Eindruck:
Sophie Stava erzählt ihre Geschichte aus unterschiedlichen Sichten, - zuerst aus Sloanes, dann aus Violets und schließlich aus Jays(Violets Mann) Blickwinkel. So erhält man Eindrücke zu den Beweggründen ihrer Figuren. Was dabei insbesondere gefällt ist der Umstand, dass man sich irgendwann nicht mehr sicher ist, wer lügt, wer die Wahrheit sagt und vor allen Dingen, zu welcher Figur man gefühlstechnisch halten und wem man Glück bei der Ausführung seiner Pläne wünschen sollte. Denn eine reine Weste hat keiner und wie die drei sich und andere manipulieren und die Wahrheit biegen, macht absolut Spaß. Das Ende ist wahrscheinlich nicht für jedermann geeignet und an der richtigen Stelle gezogen. Denn dass im "wahren" Leben nicht doch noch Stolpersteine auftauchen würden, darf ernsthaft bezweifelt werden.

Mein Fazit:
Bravourös gemein

Bewertung vom 30.07.2025
Gier, Kerstin

Rubinrot / Liebe geht durch alle Zeiten Bd.1


gut

Teenager-Liebe

Zum Inhalt:
Gwendolyn ist 16 und ein Rubin, kann durch die Zeiten springen und verliebt sich in Gideon (Diamant), der ebenfalls dazu fähig ist. Gemeinsam mit zehn anderen Vorfahren, welche ebenfalls Edelsteinen zugeordnet sind, könnten sie mit ihrem Blut einen Chronographen vervollständigen, der zu großer Macht verhilft.

Mein Eindruck:
Im Gegensatz zu der Vergissmeinnicht-Reihe kommt hier Kerstin Gier nicht wirklich in die Puschen. Die Zeitsprünge der beiden Protagonisten sind sehr kurz gehalten und von den jeweiligen Umständen dort erfährt man eher wenig. Im Großen und Ganzen geht es in "Rubinrot" hauptsächlich um Klamotten und die Liebe, wobei immer wieder gekreischt oder errötet wird (seitens der holden Weiblichkeit) und die Männer abgeklärt das Zepter schwingen (oder die Pistole). Es bleibt die Hoffnung, dass sich die Charaktere in den weiteren Büchern nicht so Geschlechter-stereotyp verhalten und etwas mehr Spannung in die Geschichte kommt. So ist sie leider nur Fantasy-Durchschnitt.

Die Sprecher sind in Ordnung und vermögen die Figuren gut voneinander unterscheidbar zu machen, wenn man ihnen lauscht. Oliver Rohrbeck ragt jedoch heraus. Seine Interpretation der Rahmenhandlung gefällt durch Humor und Schwung, der dem großen Rest des Textes leider fehlt.

Mein Fazit:
Ein etwas holpriger Start in die Trilogie

Bewertung vom 25.07.2025
Schulman, Ninni

Das Paradies verrät man nicht / Ingrid Wolt ermittelt Bd.2


sehr gut

Toxische Männlichkeit

Zum Inhalt:
Ingrid hatte ihren Mann Kjell schwer verletzt und kam dafür ins Gefängnis, da die Notwehr seitens des Gerichts nicht anerkannt wurde. Jetzt ist sie wieder draußen und hält sich aus Angst vor Kjell versteckt. In ihrem alten Beruf - beide waren bei der Polizei - kann sie im Gegensatz zu Kjell nicht mehr arbeiten und verdingt sich als Putzfrau.
Als eine junge Frau tot aufgefunden wird, wollen deren Eltern sich nicht mit der Selbstmordtheorie abfinden und Benni, ein Freund und ehemaliger Kollege Ingrids verweist an diese als Privatermittlerin. Ingrid übernimmt nach einigem Zögern den Fall; immer auf der Hut vor Kjell und seinen Rachegelüsten.

Mein Eindruck:
Dass der Krimi in den 80er Jahren spielt, fällt nur an Kleinigkeiten auf - keine Handys, dafür ein Walkman als neuester Schrei und Gehälter, bei denen man zuerst denkt, dass das Lektorat fehlerhaft gewesen sein muss. Doch die zwischenmenschlichen Beziehungen und Herausforderungen, die an die Figuren gestellt werden, sind so zeitlos, dass man auch vierzig Jahre später nicht sprachlos vor dem Buch sitzt. Ninni Schulman denkt sich gut in die "alte" Zeit ein und weiß ihren Figuren Leben einzuhauchen. Schade ist dabei nur, dass fast alle männlichen Charaktere aggressiv, manipulativ und sexistisch handeln und die Frauen - außer Ingrid - passiv und zuweilen dümmlich agieren.
Gut gefällt die Entwicklung der Krimihandlung und die Auflösung des Falls, - da verzeiht man auch den Cliffhanger zum Schluss.

Mein Fazit:
Leider immer noch aktuell

Bewertung vom 25.07.2025
Gangsei, Jan

Girls' Trip - Vier Freundinnen. Eine Luxusjacht. Eine tödliche Reise. (eBook, ePUB)


sehr gut

Frau über Bord

Zum Inhalt:
Giselle lädt drei Freundinnen - Emi, Viv und Maggie - zu einem letzten Turn auf der Privatjacht ihres Vaters, eines amerikanischen Senators, ein. Am Morgen vor der Ankunft ist Giselle spurlos verschwunden und ein Überwachungsvideo zeigt, wie sie von Maggie ins Wasser gestoßen wird. Diese kann sich zwar nicht erinnern, aber ihre Vorgeschichte legt - und das nicht nur ihr - nahe, dass sie tatsächlich für diesen Mord verantwortlich sein könnte.

Mein Eindruck:
Die Autorin wartet mit einer komplizierten Erzählstruktur auf: Tagebucheinträge Giselles in korrekter Reihenfolge, die Vorkommnisse auf der Jacht rückwärts vom Zeitpunkt des Erwachens Maggies nach der Tat, dazu Erinnerungen Maggies vorwärts bis sich die Stränge treffen, dann glücklicherweise nur noch in eine Richtung. So muss man sich beim Lesen wirklich konzentrieren, um den Faden zu behalten. Doch die Konzentration lohnt sich, denn Jan Gangsei verleiht allen vier Damen genügend Hintergrund und Tiefe, dass man mit jeder mitfühlen kann, - einerlei, ob man für ihr Vorgehen Verständnis aufbringt oder nicht. Dabei bleibt auch lange unklar, wer Täter, wer Opfer und wer (wenigstens in Maßen) unschuldig ist und was die einzelnen Figuren antreibt. Einzig das sehr jugendliche Alter nimmt man den Damen nicht immer ab, - dazu agieren sie alle zu oft viel zu abgeklärt, manipulativ und weltmännisch - kurz, zu erwachsen - und das selbst in den Rückblenden, wo sie noch jünger waren als jetzt.
Die Erklärung für die ganze Story und die Charakterentwicklung ist Gangsei jedoch total gelungen und das Ende ist großartig. Jeder, der sich gerne verwirren lässt, bevor er in Gänze aufgeklärt wird, ist mit diesem Buch gut beraten.

Mein Fazit:
Geld, Rache, Charakter - kurz, der American Way of Life

Bewertung vom 21.07.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine eigene Welt

Zum Inhalt:
Julia erlebt den tödlichen Ausgang eines Zaubertricks, als sie für ihre Zeitung unterwegs ist. Dass sie dadurch wieder auf Leo trifft, macht die Sache nicht leichter, denn trotz der Trennung kann sie ihre Gefühle nicht verbergen. Da es ihm nicht nur ähnlich geht, sondern sich beide durch ihre Arbeit oft über den Weg laufen, nähern sie einander wieder an und spüren gemeinsam den geheimnisvollen Begebenheiten im Wiener Prater nach.

Mein Eindruck:
Der Prater ist ein Ort in Wien, den wohl jeder Besucher kennt. Dass sich Oliver Pötzsch in seinem neuesten Buch um Leopold von Herzfeldt, Julia Wolf und Totengräber Augustin Rothmayer hierhin begibt, führt zu einem wohligen Gefühl, - einerseits des Wiedererkennens und andererseits des Grusels, wenn gleich zu Beginn eine Verfolgungsjagd in bester Inspector Barnaby Manier stattfindet: Im Dunkeln und mit tödlichem Ausgang. Pötzsch spielt nicht nur an dieser Stelle auf der Klaviatur der Gefühle, denn zusätzlich zu der spannenden Polizeiarbeit entwickelt er die Beziehungen im Umfeld seiner Hauptcharaktere weiter. Egal, ob Nickeligkeiten im Polizeibereich, das Schreiben eines neuen Buches oder die häusliche Umgebung - man sieht die bekannten Gesichter immer wieder gerne und erfreut sich an den noch unbekannten. Selbst dann, wenn diese hässliche Seiten offenbaren.
Die Seiten fliegen nur so dahin, der Spannungsbogen bleibt straff gespannt und - wenn man möchte - bekommt man noch eine Gratis-Geschichtsstunde zum Mitteleuropa vor dem ersten Weltkrieg.

Mein Fazit:
Unbedingt lesenswert

Bewertung vom 17.07.2025
Jackson, Holly

Not Quite Dead Yet


ausgezeichnet

Der letzte Kampf

Zum Inhalt:
Jet wird im Haus ihrer Familie niedergeschlagen und das so brutal, dass ihr nach der vorerst rettenden Operation die Diagnose ihres Todes innerhalb einer Woche gestellt wird. Bei der sonst ewig prokrastinierenden Jet stellt sich dadurch ein Sinneswandel ein: Sie will eine Sache zu Ende bringen, sie will ihren Mord aufklären. Und das gemeinsam mit Billy, einem Freund aus Kindertagen, der schon sie nach dem Überall gefunden hat.

Mein Eindruck:
Holly Jackson ist fast ein Meisterstück gelungen. Trotz einer absolut klaren Aussage möchte man an ein Happy-End glauben und obwohl der Krimi in der dritten Person geschrieben ist, hält sich die Autorin an Jet, zeigt nur ihre Perspektive und gibt keine Informationen preis, die ihre Protagonistin nicht besitzt. So bleibt man nah an Jet, spürt ihre Angst und ihr Durchsetzungsvermögen, die Wut und die aufkommende Liebe zu Billy. Kompromisslosigkeit wird groß geschrieben, da Jet wirklich nichts mehr zu verlieren hat. Die Konfrontation mit sämtlichen Personen, die für den Mord an ihr verdächtig sind, verläuft klar, scharf und deshalb für die Leser extrem kurzweilig. Jet deckt einige fragwürdige und kriminelle Aktionen der Personen aus ihrem Umfeld auf, die letztendlich für den Mord verantwortliche Person vermag die Autorin jedoch lange bravourös zu verschleiern. Trotzdem leitet Holly Jackson das Motiv gut her und bietet damit den Feinschmeckern an Whodunnits die Möglichkeit, auf diese Person zu kommen. Einzig die finale Tat des Epilogs verstört, - aber das ist dann wohl künstlerische Freiheit.

Mein Fazit:
Unbedingt lesen, bei aller Tragik stellenweise charmant witzig

Bewertung vom 23.06.2025
Fargo, Layne

The Favourites


ausgezeichnet

Drama!

Zum Inhalt:
Seit sie im Alter von 4 Jahren den Sieg einer Eistänzerin bei den olympischen Spielen hat, gibt es für Katherine Shaw nur noch ein Ziel: Selbst oben auf dem Treppchen zu stehen. Gegen alle Widrigkeiten und gemeinsam mit dem Pflegekind Heath startet sie einen Kampf gegen alle, - und manchmal auch sich selbst.

Mein Eindruck:
Aus der Sicht von Katherine kämpft man sich erst durch finanzielle und dann durch menschliche Probleme - und nie wird der Berg kleiner, der sich vor ihr auftut. Obwohl die Autorin Layne Fargo ihre Protagonistin sehr durchsetzungsfähig und kompromisslos zeichnet, gibt es auch Momente großer Verletzlichkeit und Liebe und das nicht nur zum Eislaufen. Die Idee, den Rückblick auf eine Karriere nicht nur mit den Gedanken Katherines, sondern auch mit Interviews (fiktiver) Persönlichkeiten des Sports zu garnieren, gelingt Fargo so gut, dass man beginnt, die Namen nachzuschlagen, weil sich die Skandale auf und jenseits der glatten Fläche absolut echt anfühlen und die Charaktere sehr lebensnah erscheinen.

Mein Fazit: Großes Kino auch für Menschen, die keine Verbindung zum Sport haben

Bewertung vom 15.06.2025
Hampson, Amanda

Die Tea Ladies


ausgezeichnet

Graue Eminenzen

Zum Inhalt:
Seltsame Dinge gehen rund um die Bekleidungsfirma vor, in der Tea-Lady Hazel arbeitet: Eine Frau im Nebenhaus schreibt auf russisch etwas auf ein Fenster, kurz danach geht das Gebäude in Flammen auf, der Buchhalter stirbt und der Juniorchef verschwindet. Gemeinsam mit drei anderen Damen macht sich Hazel daran, die Vorgänge aufzuklären. Und dann gibt es zusätzlich noch eine ganz private Herausforderung...

Mein Eindruck:
Auch wenn Cover und Klappentext es suggerieren, handelt es sich bei diesem Buch nicht um den üblichen Cosy Crime mit viel Humor und - auch wenn es Spaß macht - absolut unglaubwürdigen Charakteren. Der Roman ist eher bittersüß und sehr oft traurig. Die Charaktere haben alle ihr Päckchen zu tragen, manchmal offensichtlich, manchmal im Geheimen und nicht alle Stränge der Geschichte gehen gut aus. Aber zu einem Ende finden sie und das zu einem, das passt und gefällt, - auch wenn es nicht in jeder Hinsicht ein Happy End ist.

Mein Fazit:
Eine Institution, die es wert gewesen wäre, bewahrt zu werden