Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
MademoiselleMeow
Wohnort: 
Merseburg

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 24.04.2024
Mühlensommer (eBook, ePUB)
Bogdahn, Martina

Mühlensommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Landleben – Da haben viele von uns sicher als erstes ein ganz verklärtes Bild im Kopf. Doch Landleben ist mehr als nur goldene Felder und glücklich muhende Weidekühe. „Mühlensommer“ beleuchtet sowohl die schönen als auch hässlichen Seiten.

Als Marias Vater nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liegt, muss der geplante Wochenendtrip mit den beiden halbwüchsigen Töchtern abgebrochen werden. Zurück in die Heimat, heißt es. Für die zum Stadtmenschen gewordene Maria beginnt eine Reise zurück in die Kindheit auf den elterlichen Bauernhof. Heiße Mühlensommer, Ferkelgeburten, Hopfenernte. Ein glückliches, aber auch entbehrungsreiches Leben in der Idylle. Zwischen Verantwortung und Kindheitserinnerungen, beginnt Maria zu überlegen, wo sie wirklich Zuhause ist.

Ich liebe Romane mit sommerlicher Stimmung. Ich bin kein Sommermensch, aber so was weckt bei mir trotzdem immer die Vorfreude auf die warmen Monate. Und es weckt auch Erinnerungen an die Kindheit, selbst wenn man nicht wie Maria auf dem Land groß geworden ist.

Ich bin nicht desillusioniert was das Landleben angeht. Ich weiß, dass es mitunter hart ist und nicht so romantisch wie in der „Bauer sucht Frau“ Werbung zugeht. Das macht die Autorin auch deutlich. Zimperlich darf man hier nicht sein, gerade als Tierfreund warten ein paar sehr schwer zu ertragende Szenen auf einen. Dennoch haben mich diese überraschenderweise nicht abgeschreckt. Martina Bogdahn schafft es dem Ganzen mit ihrem warmen Erzählstil den Schrecken zu nehmen und man versteht: So ist es nun mal. So geht es zu auf dem Land. Man muss nicht herzlos, aber konsequent sein.
Auf zwei Szenen (Kätzchen und Reh) hätte ich trotzdem verzichten können.

So oft man schockiert ist, so oft lacht man auch.
Die junge Maria beschreibt die Dinge auf eine so trockene, kindliche Weise, dass man nicht anders kann, als zu schmunzeln. Deswegen fand ich es auch gar nicht schlimm, dass der Großteil des Romans in der Vergangenheit spielt.

Die Gegenwart ist im Vergleich schwächer. Sie ist entzaubert, die Kindheit ist vorbei, Erwachsenenprobleme. Trotzdem kommt alles zu einem runden Ende, das vielen vielleicht zu offen ist, aber ich fand es passend.

Mir hat der Roman insgesamt einfach sehr gut gefallen, trotz für mich harter Szenen, die aber durch genügend Witz und Leichtigkeit ausgeglichen wurden.

Bewertung vom 21.04.2024
Das Mondscheincafé (eBook, ePUB)
Mochizuki, Mai

Das Mondscheincafé (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein wandelndes Café, das von Katzen betrieben wird, die einem gleichzeitig auch noch die Sterne lesen. So eine Idee kann nur aus Japan kommen.
Es hat mich schon immer gefreut, dass Katzen in Japan so einen besonderen Stand haben. Und gerade mit fortschreitenden Alter wünscht man sich alle Lebensweisheiten die man kriegen kann.
Somit hat mich „Das Mondschein Café“ gleich neugierig gemacht, obwohl es fernab von dem liegt, was ich sonst so lese.

Unterteilt ist das 200 Seiten schmale Büchlein in vier Abschnitte.
Wir lernen eine Drehbuchautorin, eine Regisseurin und zwei Jungunternehmer kennen, die gerade alle eine Krise durchmachen und wieder auf den rechten Weg finden müssen. Scheinbar im Traum erscheint ihnen dann wie aus dem Nichts ein Café in Form eines Foodtrucks. Dort bekommen sie von menschengroßen, sprechenden Katzen eigens für sie kreierte Köstlichkeiten serviert. Obendrauf gibt es wegweisende Ratschläge geradewegs aus dem Universum.

Man spürt beim lesen auf jeden Fall den japanischen Vibe wie man ihn aus Mangas und Animes kennt. Sprechende und aufrecht gehende Katzen sind da ja keine Seltenheit. Für mich ein bisschen ungewohnt, weil das Thema für mich lange vorbei ist, aber bei Katzen geht mir einfach immer das Herz auf.

Schön fand ich auch, dass die Abschnitte miteinander verbunden sind, denn alle Protagonisten kennen sich untereinander. Das ergibt ein rundes und sehr warmherziges Ende, das auf dem Mythos verweist, nachdem Katzen den Menschen etwas zurückgeben, die gut zu ihnen waren.

Da viel über Astrologie, Planeten und Sterne gesprochen wird, bin auch ich neugierig geworden. Das mit den verschiedenen Häusern fand ich aber ganz schön kompliziert und ich suche noch immer nach einer einfacheren Methode, mein Haus zu finden. Also da haben mir die Miezen das nicht gut genug erklärt.

Was man aber mitnehmen kann, egal in welchem Haus man ist, sind die daraus resultierenden Weisheiten. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg mit einem Job der mir gefällt und einer hübsch eingerichteten Wohnung.

Bewertung vom 16.04.2024
Das Lilienschloss
Groß, Josephine Katharina

Das Lilienschloss


ausgezeichnet

Allein durch Bookstagram finde ich regelmäßig (zu) viele tolle Bücher. Eine Besonderheit dabei ist, dass sich unter meinen Followern sogar Autoren befinden, deren Werke manchmal auch mein Interesse wecken. Eine davon ist @joe.the.author . Und da wir einen ganz ähnlichen Geschmack haben was Bücher angeht, lag es nahe, dass mir auch ihre Romane gefallen würden. Mir sind direkt ein paar ins Auge gestochen, aber am meisten konnte „Das Lilienschloss“ meine Aufmerksamkeit erlangen.

Die Geschichte bietet alles, was ich mir von einem guten historischen Roman wünsche.
Das frühe 20. Jahrhundert, eine traumhafte Villa, Familiengeheimnisse ein und mysteriöses Foto.
Dieses findet die junge Joanna beim spielen auf dem Dachboden. Nach und nach kann sie ihrer Großmutter Rose die Geschichte um jenes traurige Brautpaar entlocken, welches die Fotografie zeigt.
Es ist eine Geschichte über zwei sehr verschiedene Schwestern, einer obsessive Liebe und dem langen, entbehrungsreichen Weg zum Glück.

Das Buch ist wirklich ein kleines Schmuckstück, denn die Kapitel werden durch hübsche Zeichnungen der jeweiligen Charakter gekennzeichnet, die in ihnen zu Wort kommen. Dadurch wird einem der rege Perspektivwechsel auf schöne Art und Weise erleichtert.

Der Herztstück bilden die Schwestern Rosemary und Lilian, die sowohl optisch als auch charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Dabei ist gerade Lilian nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Trotzdem oder gerade deswegen, ist sie die interessantere der beiden Schwestern. Ihre Geschichte ist dramatischer und von mehr Schicksalsschlägen durchzogen.

Es gibt ein paar spannende Momente der Ungewissheit, in denen einen die Autorin im dunkeln tappen lässt. Genau das animiert auch immer wieder zum weiterlesen und so manches Geheimnis wird auch wirklich erst ganz am Schluss gelöst.

Wenn ich etwas zu kritisieren habe, dann sind es die etwas zu ausschweifenden Beschreibungen. Aber stören tut das nicht. Ich kann total verstehen, dass man sich in der Detailverliebtheit auch mal verlieren kann.

Jeder der Familiengeheimnisse und Romane mit einem Hauch Melancholie liebt, sollte sich „Das Lilienschloss“ nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 18.03.2024
Sparks
Dawson, J.R.

Sparks


sehr gut

Ich mag Zirkusgeschichten und am liebsten sind mir die ganz ohne Tiere. So ist es auch hier, wobei die Zirkustruppe dann schon etwas speziellere Mitglieder hat als einfache Clowns und Artisten.

In Windy van Hootens Manege tummeln sich nämlich die sogenannten Sparks. Menschen, die während des 1. Weltkrieges eine spezielle Gabe erhalten haben. Zirkusdirektorin Ringmaster, genannt Rin, kann nicht nur durch die Zeit reisen, sondern sich auch an beliebige Orte beamen.
Mauve kann in die Zukunft blicken und Rin‘s Frau Odette hat heilende Hände.
Diese Fähigkeiten erlauben den dreien schon im Jahr 1926 einen Blick in eine grausame Zukunft zu werfen. Ist es möglich mit Hilfe der Sparks einen weiteren Krieg zu verhindern?
Doch das ist nicht das einzige Problem. Auch der unheilvolle Circus King ist Rin und ihren Leuten dicht auf den Fersen.

Also, ich war am Anfang ganz schön erschlagen von all den Zeitsprüngen, seltsamen Namen und vielfältigen Sparks. Doch man gewöhnt sich daran und mit der Zeit ergibt alles einen Sinn.

Die verschiedenen Sparks kennenzulernen hat großen Spaß gemacht. Am meisten haben mich aber tatsächlich die Kapitel um Ruth und Edward interessiert, weil sie so geheimnisvoll waren und man lange nicht wusste, was es mit ihnen auf sich hat. Ich fand es nur etwas schade, dass Edwards Charakterentwicklung so lieblos behandelt wurde.

Diejenigen die meine Rezis kennen wissen, dass ich kein Fan von übertriebener Wokeness bin. Aber wo ist Diversität besser aufgehoben als bei einem Zirkus? Bis auf ein paar Ausnahmen fand ich diese Thematik auf sehr natürliche Weise eingewoben, ohne dass es von der Haupthandlung abgelenkt hat. Nur das am Ende gefühlt jede dritte Person homosexuell war, fand ich dann doch ein bisschen viel.

Das Ende kam dann recht schnell und auch wenn ich die Umsetzung herzerwärmend fand, denke ich doch, dass man es hätte besser machen können. Etwas zu übereilt, etwas zu offen, aber ein Ende mit dem man Leben kann.

Ein guter Zirkus-Roman, aber nicht der Beste.

Bewertung vom 02.12.2023
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


ausgezeichnet

Wie kann man bei diesem schönen Cover schon nein sagen?
Lassen wir die hübsche Gestaltung mal beiseite, konnte mich aber auch die Story über Geisterbeschwörungen be...geistern. Von Sarah Penner habe ich schon „Die versteckte Apotheke“ gelesen und mit kleinen Abzügen, mochte ich diesen Roman sehr. Würde es hier auch so sein?

Die Geschichte spielt im Jahr 1873 und wechselt zwischen den Erzählern Lenna, die den Mord an ihrer Schwester Evie aufklären will und Mr. Morley, der für die Seance Society arbeitet.
Lenna ist wenig überzeugt von Geistern, dennoch beginnt sie eine Ausbildung bei dem bekannten Medium Vaudeline D‘allaire, bei der auch Evie gelernt hat. Lenna erhofft sich selbst Kontakt zu ihrer Schwester aufnehmen zu können, um deren Mörder in Erfahrung zu bringen. Doch es gibt noch mehr Tote. Der Leiter der Seance Society wurde ebenfalls umgebracht. Nun soll Vaudeline bei einer Seance den Täter ermittlen.
In London angekommen stellen die beiden Frauen jedoch fest, das innerhalb der angesehen Gesellschaft üble Machenschaften am Werk sind.

Für Idee und Schauplätze gibt es von mir volle Punktzahl. Geister und das viktorianische England, für mich eine unschlagbare Kombination. Zu Beginn konnte die Autorin eine wunderbare Atmosphäre einfangen: Eine Seance in einem verfallen Chateau, Schauplatz eines Mordes,...wow.

Aber dann mussten ja unbedingt homoerotische Szenen eingestreut werden, die viel zu oft vom eigentlichen Thema abgelenkt haben. Und das Buch ist nicht gerade dick.

Ich fand den Roman übertrieben männerfeindlich, auch wenn es ja stimmt, dass Frauen zu der Zeit nichts zu sagen hatten und die meisten Männer Chauvinisten waren. Hier ist es aber arg negativ aufgefallen.

Und so gibt es leider wieder einen Stern Abzug. Nur 3 Sterne erscheint mir zu hart, denn es ist ein kurzweiliger Roman, der perfekt in den November passt. Außerdem gibt es noch einen tollen Anhang zum Thema viktorianische Trauerrituale.

Lesenswert ja, aber bitte nicht zu viel erwarten. Gerade noch 4 Sterne.

Bewertung vom 06.11.2023
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


sehr gut

Beim stöbern durch die Neuerscheinungen entdeckte ich einen mir bekannten Namen. Von Riley Sager hatte ich schon „Home – Haus der bösen Schatten“ gelesen und mir danach fest vorgenommen, weitere Romane des Autors zu kaufen. Ist ein bisschen in Vergessenheit geraten, aber „Hope‘s End“ hat mich wieder an mein Vorhaben erinnert.

Nach beruflichen und private Rückschlägen, scheint ein neuer Auftrag für Krankenpflegerin Kit der Lichtblick zu sein! Die Freude währt nur kurz, denn Kit‘s neue Patientin ist Lenora Hope, die vor über 50 Jahren im Verdacht stand ihre Familie umgebracht zu haben. Obwohl sie freigesprochen wurde, haftet der Ruf als Mörderin an ihr. Widerwillig tritt Kit ihren Job auf Hope‘s End an, dem herrschaftlichen Familiensitz auf den Klippen. Dort fristet Lenora mit nur wenigen Angestellten seit Jahrzehnten ein tristes Leben im Rollstuhl. Stumm und fast vollständig gelähmt.
Kit lässt die Vergangenheit keine Ruhe und wie es scheint, geht es Lenora ähnlich.
Mittels einer Schreibmaschine ist sie bereit, ihre Geschichte zu erzählen. Die wahre Geschichte.

Spannend bis zur letzten Seite, so viel kann ich schon mal verraten!
Wie es bei einem guten Thriller eben ist, wird jeder mal verdächtigt und man legt sich verschiedene Theorien zurecht, die am Ende alle nicht stimmen. Klar, möchte man recht haben, aber ich liebe es noch mehr überrascht zu werden.

Der Schauplatz in Form einer dekadenten Villa am Rand einer Klippe fand ich super gewählt. Die Zimmer und Flure die immer schiefer werden, die Risse an den Wänden. Das hat eine grandiose Atmosphäre geschaffen.

Mit Lenora hat man die ganze Zeit schrecklich Mitleid, denn natürlich wäre es zu einfach, wenn sie tatsächlich eine Mörderin wäre. Wie grausam all die Jahre hilflos festzusitzen, wo man so viele Träume hatte.

Diesen Kummer sollte das Ende wohl herausreißen und ja, es ist ein schönes Ende! Aber die Entscheidungen die dazu geführt haben, waren für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Das war den Überraschungseffekt für mich nicht wert.

Da gibt es leider einen Abzug, aber immer noch 4 Sterne für einen tollen Thriller.

Bewertung vom 09.03.2023
Hinter dem falschen Glanz / Schloss Liebenberg Bd.2
Caspian, Hanna

Hinter dem falschen Glanz / Schloss Liebenberg Bd.2


ausgezeichnet

Willkommen zurück auf Schloss Liebenberg! Der erste Band endete ja damit, dass Hausmädchen Adelheid die Fürstin für den Tod ihrer Mutter verantwortlich machte. Hätte diese doch gnädig sein und einen Arzt schicken können. Nun schwört Adelheid Rache und die Gelegenheit dazu ergibt sich schneller als gedacht, als ihr in Zusammenarbeit mit den Kollegen Viktor und Hedda brisantes Material in die Hände fällt.
Hedda kann einen Sieg gegen Widerling Opitz für sich verbuchen, bekommt aber bald darauf unerfreulichen Besuch aus Amerika.
Viktor versucht nach wie vor seine Herkunft geheimzuhalten, während seine Gefühle für Adelheid immer stärker werden.
Doch die Zukunft aller Angestellten scheint in Gefahr, als sich der Verdacht gegen den Fürsten erhärtet und sich damit ein Schatten auf Schloss Liebenberg und dessen Ruf legt.

Die Rückkehr ist geglückt! Ich war sofort wieder drin im Geschehen.
Da Herz des Romans ist einfach Adelheid und ihr Part hat mich auch am meisten mitgerissen. Die Wandlung vom schüchternen Hausmädchen zum knallhart verhandelnden Racheengel fand ich sehr spannend. Ich würde sie nicht Anti-Heldin nennen, aber sie ist auch nicht mehr das unschuldige Mädchen, das sie zu Beginn war. Und mir gefiel das!
Auch der Kampf gegen Butler Opitz hat Fahrt aufgenommen, wird aber auch in diesem Band noch nicht zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht.
Meine Kritik bei Teil eins galt dem realen politischen Skandal um die Homosexualität im engeren Kreis des Kaisers, da Politik nicht mein Steckenpferd ist und mich selten fesseln kann. Dieses mal habe ich die Umstände besser verstanden und auch wenn diese Teile im Roman wieder nicht zu meinen liebsten gehörten, empfand ich sie nicht mehr als so langweilig.

Es freut mich, dass wir auf den dritten und letzten Band, der im August erscheint, nicht all zu lange warten müssen, denn ich bin wahnsinnig gespannt wohin die Wege unserer Dienstboten führen. Für wen gibt es ein Happy End und werden gewisse Leute ihre Strafe bekommen?
Was der Roman von mir bekommt sind 4 Sterne.

Bewertung vom 14.02.2023
Was du nicht siehst
Franziska Elea

Was du nicht siehst


sehr gut

Ich war vielleicht nicht unbedingt die Zielgruppe für dieses Buch, da weder ich noch jemand in meinem Umfeld Borderline hat und ich die Autorin auch nicht aus den sozialen Medien kenne. Aber weil es im Buch auch darum geht, wie mit psychisch kranken Personen umgegangen wird, war mein Interesse dennoch geweckt. Ich habe diesbezüglich persönlich und familiär schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht und oft hilft es dann zu wissen, dass man damit nicht allein ist.

Bevor es zu diesem Teil kommt, schildert die Autorin Franziska Dully sehr detailliert, wie es überhaupt zu ihrer Erkrankung kam und welche Erlebnisse für diese Entwicklung verantwortlich waren. Das ist ganz interessant, auch wenn man mit dem Thema Borderline überhaupt nichts zu tun hat. Man lernt einiges über Psychologie und wie sehr uns die ersten Jahre, ja sogar Monate, für das ganze Leben prägen können.

Später beschreibt Franziska Situationen, die ich genauso auch schon erlebt habe. Hier bleibt nur die Hoffnung, dass durch das öffentlich machen dieser Umstände darauf aufmerksam gemacht und etwas am System geändert wird. Psychische kranke Personen, die unbewaffnet sind und sich in einer Ausnahmesituation befinden mit körperlicher Gewalt zu behandeln, sollte verboten und bestraft werden.

Das letzte Drittel des Buches empfand ich am schwächsten. Hier geht es dann vorwiegend um die Social Media Karriere der Autorin und den damit einhergehenden Burn-Out. Vom Stil her wurde es mir stellenweise zu salopp. Natürlich gehört es mir zu ihrem Lebensweg, aber für mich hat es sich nicht so harmonisch eingefügt.

Das Buch war ein interessanter Einblick in da Seelenleben eines Borderliners und für Betroffene sicher auch ein wenig hilfreich. Insgesamt ist es aber wohl vor allem für die Follower von Franziska Dully ein Must-read. Von mir gibt es 4 Sterne.

Bewertung vom 07.11.2022
True Crime Österreich
Langenscheid, Adrian; Löschmann, Stefanie; Widler, Yvonne; Guanziroli, Silvana; Grunewald, Dave; Boom, Marie van den; Bielec, Lisa; Zemke, Maximilian; Rickert, Benjamin; Apeitos, Alexander

True Crime Österreich


sehr gut

Auch in True Crime Österreich werden einem wieder 14 Kriminalfälle vorgestellt. Einige von ihnen kennt man aufgrund medialer Berichterstattung bereits sehr gut, andere sind weniger bekannt und für manchen Leser bestimmt neu.
Los geht es jedenfalls erst einmal mit seinem sehr emotionalen Vorwort und auch die Fälle sind mit dem nötigen Feingefühl verfasst worden. Vor jedem Fall steht ein passendes Zitat und die Fälle selbst sind entweder aus Sicht der Täter oder der Opfer geschildert, wenngleich wir nicht wissen können, was diese tatsächlich gedacht und empfunden haben. Das gibt den Fällen einen sehr romanartigen Charakter und lässt mehr mitfühlen und -schaudern.
Was ich dieses mal etwas vermisst habe, waren die Hintergründe mancher Täter. Bei den vorherigen Bänden gab es häufig einen umfangreichen Einblick in das Seelenleben der Verbrecher, denn seien wird ehrlich, ein Grund warum wir True Crime lesen ist, weil wir verstehen wollen, warum Menschen zu solchen Taten fähig sind. Es ist nicht so, dass man diesen Punkt bei Österreich ganz weggelassen hat, aber gerade bei einigen Fällen hätte ich es sehr wichtig gefunden näher auf die Motive einzugehen.
So gesehen ist es für mich ein kleiner Rückschritt, aber dennoch ein weiterer lesenswerter Teil der True Crime Reihe. 4Sterne dafür.

Bewertung vom 27.04.2022
Die Forsyte Saga
Galsworthy, John

Die Forsyte Saga


sehr gut

Meine Bücherregale sind prall gefüllt. Sicher nicht mit Schundromanen, aber doch mit zu wenig Klassikern. Auch der Abwechslung wegen wollte ich das ändern und stieß so auf die Forsyte Saga – Ein Klassiker ganz nach meinem Geschmack, denn es handelt sich hierbei um eine Familiensaga. Dabei ist es erstaunlich, dass dies die erste deutsche Übersetzung der hundert Jahre alten Trilogie des Literatur Nobelpreisträgers John Galsworthy ist. Kein Wunder dass ich noch nie davon gehört habe.
Das erste Buch beginnt im Jahr 1886, das letzte endet im Jahr 1920. In diesem Zeitraum lernen wir einige Mitglieder der Familie Forsyte näher kennen, andere bleiben nur Randfiguren. Und die Familie ist groß! Nicht umsonst ist ein ausklappbarer Stammbaum beigelegt, welcher allerdings auch ein paar Ereignisse preisgibt, die in der Geschichte erst viel später geschehen. Das Herzstück der Trilogie ist aber die Beziehung zwischen dem Ehepaar Soames und Irene Forsyte. Soames liebt Irene, diese ihn jedoch nicht. Im Laufe der drei Romane wird sich neu verliebt, es wird geschieden, es wird geheiratet, es wird gestorben, es werden Kinder geboren. Doch die alte Leidenschaft und Besessenheit bleibt. Habgier und Schuld überleben bis in die nächste Generation und am Ende fragt man sich, ob es sich hierbei und ein Happy End handelt. Ist es wirklich am besten so, wie es letztlich gekommen ist? Darüber kann man viel sinnieren. Sowieso enthalten diese Bücher viele Passagen, in die sich sicher unheimlich viel hinein interpretieren ließe. Die Sache ist nur die, dass selbst ich als leidenschaftliche Leserin und Liebhaberin von blumigen Umschreibungen irgendwann zu viel hatte und einfach nur ermüdet war, wenn mal wieder zeilenlang schwadoniert und um den heißen Brei herum geredet wurde. Oder eher gedacht wurde. Manchmal ist der nächste Dialog seitenweise entfernt. Es gibt durchaus innere Dialoge, die sehr schön zu lese waren, gerade gegen Ende. Aber ich glaube für die Mehrheit der Leser wird das ein Manko sein. Vor allem, wenn man Literatur aus dieser Zeit nicht gewohnt ist, fällt einem der Einstieg schwer, das ging auch mir am Anfang so. Aber dann begann ich Freude an der Geschichte zu haben. Wenngleich man sich mehr als einmal über das Verhalten einzelner Forsytes ärgert, aber vielleicht ist es einfach der viktorianischen Mentalität geschuldet, einfach nicht den Mund aufzumachen und die Dinge beim Namen zu nennen. Der Zeitraum in dem die Romane spielen, mag ich allerdings sehr gern und so freue ich mich auch immer, mehr über die damaligen Gegebenheiten zu erfahren.
Die ganze Geschichte ist nicht unbedingt spannend, aber man verfolgt das Lieben und Leiden der Familie Forsyte gebannt, ist mal Team Soames, mal Team Irene und bis zum Schluss hin- und hergerissen. Gerade weil sich mit der Generation Jon und Fleur einige Dinge wiederholen zu scheinen. Trotzdem, wahre Sympathieträger findet man ihn dieser Saga nur schwer.
Die Trilogie hatte ihre Längen, hat mich aber dennoch gut genug unterhalten, dass ich am Ende fast ein wenig wehmütig war, dass es nun vorbei ist. Aber – Ladies und Gentleman – diese Trilogie war erst der Anfang! Zumindest ist im Nachwort zu lesen, dass John Galsworthy noch zwei weitere Trilogien zu den Forsytes geschrieben hat. Da die Übersetzung dieser hier aber gerade erst erschienen ist, werde ich mich wohl noch in Geduld üben müssen, bin aber durchaus interessiert daran zu erfahren, wie es mit den Forsytes wohl weitergegangen ist. Die erste Trilogie erhält von mir jedenfalls schon mal 4 Sterne.

12