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Benutzername: 
Libby196
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 15.04.2024
Während ich hier bin
Steele, Emma

Während ich hier bin


ausgezeichnet

Das Buch ließ sich wirklich sehr gut lesen, trotz der recht schweren Thematik geling es der Autorin, sehr viel Freude und Leichtigkeit in die Geschichte hineinzubringen.
Maggie hat fast ihr ganzes Leben lang sehr vorsichtig und zurückgezogen gelebt, weil sie einen angeborenen Herzfehler hat. Zuerst ist sie dadurch sehr eingeschränkt und schwach gewesen, doch auch nach der rettenden Organspende kann sie ihr Leben nicht genießen, weil sie ständig Angst hat. Angst, sich zu sehr anzustrengen, Angst, ihre Eltern und ihre Schwester traurig zu machen, falls ihr etwas passiert. Denn vor Jahren ist ihre älteste Schwester Cat gestorben und sie könnte es ihrer Familie nicht antun, sie auch noch zu verlieren.
An ihrem ersten „Herzgeburtstag“ – ein Jahr nach der Transplantation – bricht sie plötzlich zusammen und wacht in einem fremden Körper auf. Von nun an lebt sie Emilys leben und kann endlich all das tun, was sie sich immer erträumt hat. Dabei ist Maggie aber hin und hergerissen, das zu tun, was Emily gewollt hätte, und für sich selbst zu leben. Maggie möchte daher jetzt Emilys „Bucketlist“ abarbeiten - oder doch eigentlich ihre eigene?
Warum ist sie gerade in Emilys Körper aufgewacht?

Das Buch schafft es, die große philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens auf eine sehr positive Art zu thematisieren, auch wenn der drohende Tod eigentlich bei jedem Leben allgegenwärtig ist und man nie weiß, wann es zuende ist.

Besonders schön geschrieben fand ich die Erkenntnis, dass es keine großen Dinge sein müssen, die das Leben ausmachen, sondern dass das Glück in den kleinen Erlebnissen, Freunden, gemeinsamer Zeit, steckt. Und dass man wirklich jeden Moment genießen sollte, da man nie weiß, wann es vorbei ist. Das vergisst man im Alltag mit Arbeit, Sorgen etc. schnell mal.

Für mich hat das Buch auch einiges zum Nachdenken geboten und einiges angestoßen – und richtig Reiselust geweckt. :D

Bewertung vom 14.04.2024
Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1
Nore, Aslak

Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1


weniger gut

Ich bin etwas schwer in das Buch reingekommen, weil sehr viele Personen vorkommen, die auch noch (fast) alle irgendwie verwandtschaftlich miteinander verbandelt sind oder für die Familie Falck arbeiten. Ich musste ständig zum Stammbaum vorne zurückblättern, um zu schauen, wer die Personen jeweils sind. Der Schreibstil ist ansonsten recht flüssig, nur die Erzählweise oft zu langatmig.

Das Buch spielt außerdem in verschiedenen Zeitebenen bzw. gibt es immer wieder Rückblenden, die teils etwas schwer zu erkennen waren.

Es ist in personaler Erzählweise geschrieben, wechselt dabei aber zwischen den Protagonist:innen. Am häufigstem wird aus der Sicht von Sasha erzählt. Deren Großmutter und Oberhaupt der Falck-Familie, Vera, hat mit über 90 Jahren Selbstmord begangen.

Jetzt ist aber ihr Testament verschwunden und alle (vor allem Veras Sohn Olav) befürchten, dass sie dem verarmten (und verhassten) anderen Teil der Familie Immobilien (von enorm hohem Wert) vererbt. Durch einen Tipp kommt Sasha darauf, dass wahrscheinlich ein nie veröffentlichtes Manuskript ihrer Oma ihr „Testament“ ist.

Dieses Manuskript jedoch wurde in den 1970ern vom Staatsschutz eingezogen, weil es offenbar brisante Wahrheiten enthält – die dem widersprechen, was der Staat über die Geschehnisse im 2. Weltkrieg veröffentlich hat.

Ich fand irgendwie keine:n der Protagonist:innen sympathisch und alle bleiben das ganze Buch lang schwer greifbar. Olav faselt ständig davon, wie wichtig das Erbe ist, die Linie erhalten etc. und möchte unbedingt verhindern, dass jemand anders als er etwas vom Erbe bekommt. Seine Kinder scheint er nur zu mögen, wenn sie seiner Sache irgendwie dienlich sind.

Einzig interessant sind die Auszüge aus dem alten Manuskript, da hier das lang gehütete Familiengeheimnis langsam ans Licht kommt.

200 Seiten, einige Personen und Kriegshandlungen weniger, und die Geschichte wäre deutlich spannender gewesen.

Mir persönlich war es zu viel „Drumherum“, das die eigentliche Geschichte nicht vorangebracht, sondern nur verwirrt hat. Mehr als 2,5 Sterne kann ich darum leider nicht geben, auch wenn der Autor sich offensichtlich sehr viel Mühe mit der Konzeption des Buchs gegeben hat.

Bewertung vom 09.04.2024
Mord unterm Reetdach / Kristan Dennermann ermittelt Bd.1
Weißmann, Eric

Mord unterm Reetdach / Kristan Dennermann ermittelt Bd.1


gut

Ich liebe Krimis, habe bei diesem Buch aber wieder gemerkt, dass "Cozy Krimis" nicht so meins sind. Ein alter reicher Mann wird umgebracht, ein anderer wohlhabender Mann (unser Protagonist, wie der Autor selbst zufällig Makler auf Sylt) soll sein Anwesen verkaufen. Mehrere Personen wollen entweder das Haus oder Geld, Frauen intrigieren (natürlich) und werden generell sehr auf ihr Äußeres reduziert, manche sind wenigstens witzig (dann aber lesbisch). Es gibt ein paar Verstrickungen und am Ende wird der Fall aufgelöst - plötzlich geht es dann noch um Medikamentenbetrug und Familiengeheimnisse. Einiges bleibt aber unklar (wer hat Mia eingemauert? Sowas macht man ja nicht mal kurz über Nacht). Das alles vor der Kulisse Sylts (ich mag die Insel, hätte ich sie aber nur durch diesen Buch kennengelernt, würde es mich nicht reizen, hinzufahren).

Der Schreibstil ist okay, genervt hat mich allerdings immer wieder, dass der Autor offenbar zeigen wollte, wie viele tolle Fremdwörter er kennt (wirkt oft unauthentisch) und sämtliche Figuren sprechen ständig in Redensarten (könnte witzig sein, wenn es aber alle Charaktere machen, hat es nichts individuelles mehr und es kommt auch zu häufig vor). Vor allem das Wort "verklausuliert" hat es ihm angetan und ständig "grient" irgendwer.

Alles in allem lässt sich das Buch leicht lesen und man kann ein bisschen miträtseln, so wirkliche Spannung kommt aber nicht auf.

Bewertung vom 01.04.2024
The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding


weniger gut

Ich weiß nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Es ließ sich recht flüssig lesen, hatte aber einige Längen, durch die ich nur mühsam kam und so richtige Spannungsmomente gab es nicht. Autor ist der Bruder von John Green, selbiger wird auf der Rückseite zitiert - schon mal ein komishcer Beigeschmack, denn der eigene Brüder würde sich wohl kaum negativ äußern unddas dann noch aufs Buch drucken lassen.

Die grundsätzliche Idee der Geschichte fand ich an sich ganz gut, quasi als Metapher für unsere heutige Zeit: die Macht und die positiven - aber auch gefährlichen - Möglichkeiten von Social Media und wie die Menschheit sich durch Verschwörungstheorien und Angstmache voneinander entfernt.

Die Art der Erzählung und die vielen verschiedenen Elemente haben für mich aber irgendwie kein stimmiges Bild ergeben. Vieles war wirr, wurde nur angerissen und ich hätte mir eine irgendwie sinnvollere Auflösung am Ende gewünscht. Dazu kamen so viele Aspekte, die nicht weiter behandelt oder geklärt wurden; wie sich selbstständig machende Roboterhände und was die "Carls" nun eigentlich bewirken sollten, was am Ende mit April passiert ist etc.. Es soll wohl eine Fortsetzung geben. Wenn alles mit einer Art Traum aufgelöst wird, bin ich echt raus.

Aber zum Inhalt: Die Protagonistin April entdeckt als erste eine riesige "Kriegerstatue" in New York (natürlich, denn alles passiert immer in New York), die - wie sich herausstellt - genauso in insgesamt 64 Städten weltweit aufgetaucht ist, sich nicht bewegen lässt und aus einem Material besteht, das auf der Erde nicht vorkommt und außerdem über dem Boden schwebt. Also muss sie außerirdischen Ursprungs sein. Sie stellt mit einem Freund das erste Video darüber online, was sie (wieso auch immer) unfassbar bewühmt macht. Die weiteren Ereignisse handeln von den Herausforderungen der plötzlichen Berühmtheit, ihren privaten Problemen und einem globalen Traum, in dem die Menscheit zusammen Rätsel lösen muss.

Als Parabel auf unsere Welt ein interessanter Ansatz: Wie schnell kann eine Einzelperson, die mediale Berühmtheit für eigentlich keine "Leistung" erhält, Projektionsfläche für alle möglichen Ideologien werden? Wie verändert sich ein Mensch durch diesen plötzlichen Erfolg? Und was bedeutet das alles für uns als Spezies Mensch?

Nachvollziehbar und begründet, warum sich alles so auf April fokussiert, war die Story aber nicht. Ohne diesem speziellen Autor etwas zu unterstellen, stößt es mir öfter negativ auf, dass Amerikaner offenbar häufig denken, der Nabel der Welt zu sein. Natürlich nehmen die Aliens hier zuerst Kontakt auf und alle anderen 63 Orte spielen keine Rolle.

Ein erstaunliches Ding? Ich weiß nicht. Es wirkt so, als wurde hier versucht, sehr viele Themen in ein Buch zu quetschen, sodass einfach keine stimmige Geschichte zustande kommt. Es passieren zu viele Dinge, die lose und fragmenthaft aneinandergereit erscheinen.

Wie gesagt, ein spannender Ansatz, aber mich konnte die Story selbst nicht packen.

Bewertung vom 08.03.2024
Gestehe
Faber, Henri

Gestehe


gut

In Henri Fabers Thriller „Gestehe“ geht es um eine Welt voll Korruption und Intrigen. Die Geschichte folgt dem Ermittler Jo, genannt „Jacket“, der nach einem spektakulären Fall, in dem er quasi im Alleingang einen Organhändlerring zerschlagen hat, zum Presseliebling und Aushängeschild der Polizei geworden ist, sowie dem zweiten Hauptprotagonisten Mo, dem einzigen Polizisten (mit Migrationshintergrund), der sich als kompetent erweist, während seine Kollegen durch Inkompetenz und Rassismus auffallen.

Die Handlung ist geteilt, einerseits aus Mos Perspektive, andererseits aus der Sicht von Jacket, und schließlich kommt ab und zu ein ominöser Dritter zu Wort, der immer zu wissen scheint, wer als nächstes stirbt. Das Perfide an der Sache: Es ist die Stimme aus Jackets neuem Roman, in dem er offenbar schon geschrieben hat, was geschehen ist – bevor es wirklich passiert.

Leider blieb die Spannung lange Zeit auf der Strecke, ich empfand die ersten zwei Drittel des Buches als sehr langatmig, erst auf den letzten 150 Seiten wird es rasanter. Die Geschichte an sich ist aber gut durchdacht, eventuell hätte man etwas Komplexität rausnehmen können, damit es spannender wird. Neben ihren persönlichen Problemchen muss das Team nun also herausfinden, wer in Wien Menschen ausweidet. Vor allem Jacket nimmt hier gerne mal den unkonventionellen Weg und fragt sich zunehmend, ob er langsam verrückt wird.

Die Figuren sind facettenreich beschrieben, insbesondere Jacket, der anfangs maximal unsympathisch wirkt und am Ende eine erstaunliche (aber eher unrealistische) Wandlung durchmacht.

Die Storyline bietet einige überraschende Wendungen, die teils jedoch konstruiert wirken, am Ende aber zu einer schlüssigen Auflösung führen (mit der:m Täter:innen konnte ich mich nur so semi anfreunden - ohne zu viel verraten zu wollen mag ich dieses Element der "Lösung" in Thrillern/Krimis nicht so gerne).

Der Schreibstil von Henri Faber ist angenehm und der Roman lässt sich gut lesen. Trotz einiger überraschender Wendungen und actionreicher Szenen kann „Gestehe“ meiner Meinung nach jedoch nicht vollständig als Thriller klassifiziert werden. Die gesellschaftspolitischen Themen, die im Buch angesprochen werden, verleihen der Geschichte eine zusätzliche Tiefe, aber es dauert zu lange, bis die Spannung an Fahrt gewinnt. Wer einen eher gediegeneren Thriller mit ein paar packenden Momenten sucht, ist hier richtig.

Bewertung vom 22.02.2024
Die Influencerin
Russ, Rebecca

Die Influencerin


sehr gut

Das Buch hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist gut, sehr flüssig lesbar und ich bin schnell in die Geschichte reingekommen. Auch die Thematik des Thrillers hat mich sofort interessiert, da das „Influencer“-Dasein und die damit verbundenen Vor- aber auch Nachteile ein sehr aktuelles Thema in unserer heutigen Gesellschaft ist.
So eine richtige Sympathieträgerin ist Sarah nicht … sie hat sich mit ihrem Fitnessaccount 700.000 Follower aufgebaut, und verdient durch Kooperationen, die ihr Mann – gleichzeitig ihr Manager – vereinbart, gutes Geld. Anscheinend wurde sie von ihm sehr in diese Richtung gedrängt und ihr gesamtes Leben war eigentlich eine reine Inszenierung und hatte nichts mehr mit der wahren Sarah zu tun. Trotzdem war es über Jahre ihr Lebensinhalt, alles wurde zu Content. Und sie hat es ja auch irgendwie freiwillig gemacht und davon profitiert.
Nachdem sich eine junge Followerin umgebracht hat, weil Sarah nicht auf deren hilfesuchenden Nachrichten und Kommentare reagiert hat, bricht ein Shitstorm über sie herein. Sie deaktiviert ihr Profil und kurz darauf mehren sich besorgniserregende Vorfälle. Sie bekommt Pakete mit Scherben oder ätzenden Stoffen zugeschickt und jemand erstellt ein Fake-Profil von ihr, auf dem er oder sie private und heimlich aufgenommene Fotos teilt. Sarah fühlt sich zu recht verfolgt, es nimmt sie aber niemand so richtig ernst. Ihr Mann (sowieso ein Unsympath) redet ihre Ängste die ganze Zeit klein, und auch die Polizei unternimmt nichts, denn es ist ja niemand ernsthaft verletzt worden. Nur ihre Adoptivschwester Caro unterstützt sie, so wirklich etwas bewirken kann sie aber auch nicht.
Sarah versucht verzweifelt, herauszufinden, wer hinter dem Profil steckt, die Pakete schickt und um das Haus schleicht. Es wird immer schlimmer, ihre Tochter bekommt wegen ihr Probleme in der Schule, der Familienhund wird entführt und ihrer dementen Mutter geht es immer schlechter.
Die kursiven Einschübe der Gedanken des/der Täter:in bringen eine zusätzliche spannende Komponente ein und es kam an keiner Stelle Langeweile auf, während man miträtselt, wer hinter alldem stecken könnte. Auf den letzten 50 Seiten ging es dann nochmal so richtig zur Sache – hier fand ich es teilweise fast zu viel, da die Geschehnisse sich buchstäblich überschlagen haben und man als Leser:in echt aufpassen muss, welche Verdächtigung jetzt die richtige ist, wer wann was gemacht, gepostet, geplant hat.
Die Enthüllungen über die Vergangenheit von Sarahs Adoptiveltern und ihre Schwester Caro waren krass, dies wurde meiner Meinung nach aber etwas zu schnell abgehandelt. Trotzdem war das Ende schlüssig (die Intention der Protagonist:innen muss man selbst ja nicht unbedingt nachvollziehen können).
Das Buch hat einige interessante Fragestellungen rund um Social Media aufgeworfen, vor allem die Frage, inwieweit Influencer:innen Verantwortung für ihre (teils sehr jungen) Follower:innen übernehmen können. Bei einem Account mit 700.000 Followern ist es wohl nicht menschenmöglich, alle Nachrichten überhaupt zu lesen, geschweige denn, zu beantworten – was im Einzelfall, wie hier im Buch, dramatisch enden kann. So lange sich mit Kooperationen aber so gutes Geld verdienen lässt, wird es wohl auch Influencer:innen geben, die ihre Seele verkaufen und denen die Schicksale ihrer Follower egal sind.


SPOILER
Gut fand ich, dass man (zumindest ich) durch die kursiven Einschübe des mutmaßlichen Täters die ganze Zeit einen männlichen Stalker vermutet hat, der das Fake-Profil erstellt, die Fotos gemacht und die Pakete geschickt hat. Ich habe mich schon ab und zu gefragt, wie die Person das alles alleine hinbekommt – dass es am Ende 3 verschiedene Täter:innen waren, durch deren unbewusstes Zusammenspiel für Sarah diese starke Bedrohungssituation entsteht, habe ich aber nicht erwartet! Somit wurde das ganze aber schlüssig aufgelöst! Sarahs Mann war mir von Anfang an unsympathisch, damit hätte ich trotzdem nicht gerechnet – zum Glück ist sie ihn los!
Esthers Vorgehen fand ich trotzdem komisch; sie hatte doch ganz andere – reale – Möglichkeiten, mit Sarah in
Und dass Sarah ihr Profil am Ende komplett löscht, fand ich auch fragwürdig. Einerseits zeigt es, dass sie mit der ganzen Scheinwelt nichts mehr zu tun haben möchte, was ja gut ist. Andererseits war ihr die Hilfe ihrer Follower:innen ja ganz recht, als sie ihre Tochter gesucht hat. Ist es da nicht auf der anderen Seite wieder egoistisch, diese ganzen Menschen „im Stich“ zu lassen, ohne Abschiedsworte o. ä.? Hat sie sich überhaupt bedankt? Also hat sie die Leute ja wieder für ihren Vorteil genutzt … sie hätte ihren Account ja auch komplett umkrempeln und etwas Gutes daraus machen können.

Bewertung vom 08.02.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


weniger gut

Das Setting der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, eine verschneite, von der Außenwelt abgeschnittene Insel verspricht erstmal eine gute Kulisse für einen Thriller. Mit dem Schreibstil konnte ich mich bis zum Ende aber leider nicht so anfreunden, dies kann aber natürlich auch an der Übersetzung liegen. Ich bin öfter über Formulierungen gestolpert, die irgendwie unpassend schienen (und einige Rechtschreib- und Grammatikfehler gab es leider auch). Ansonsten ließ sich das Buch aber recht leicht lesen.

Zur Story: Die 6 Haupt-Protagonist:innen kennen sich seit ihrer Kindheit, die Hälfte von ihnen (Cara, Daithi und Maura) lebt auf der Insel Inishmore. Cara seit 10 Jahren, sie ist nun die Insel-Polizistin, die anderen seit ihrer Kindheit, sie war aber als Kind jeden Sommer dort. Nachdem Cillian - Caras Mann und Vater ihrer zwei Kinder - vor 10 jahren bei einem Schiffsunfall tödlich verunglückt ist und die anderen 3 weggezogen sind, treffen sich nun alle in Cillians und Seamus (sein Bruder) Elternhaus wieder, um den 10. Todestag des ersteren zu begehen. Kurz nach ihrer Ankunft wird eine Leiche gefunden und es wird nach und nach deutlich, dass jede:r aus der Gruppe etwas zu verbergen hat ...

Die Figuren blieben mir leider allesamt während des ganzen Buches unsympathisch, sodass ich mit niemandem wirklich mitfühlen/mitfiebern konnte. Leider verrät das Cover schon, dass eine:r aus der Freundesgruppe der/die Mörder:in ist - das fand ich etwas schade, weil es Spannung rausnimmt.
Da aufgrund des Sturms niemand von der Insel kann, muss sich der/die Täter:in noch dort befinden und es startet quasi ein Wettlauf gegen die Zeit. Cara - als Polizistin - beginnt, zu "ermitteln". Und damit beginnen meine Probleme mit dem Buch: Cara läuft die ganze Zeit mehr oder weniger kopflos herum, befragt hier und da Nachbarn, wird Zeugin mehrerer Einbrüche, sichert aber keine Spuren, die Leiche wird nicht näher untersucht, sie lässt Freund:innen an Tatorte, erzählt vertrauliche Details weiter etc. ... alles Dinge, die selbst jede:r Hobbypolizist:in nicht tun würde. Die Handlung plätschert so voran, es passiert nichts wirklich Spannendes, sodass die Bezeichnung "Thriller" meiner Meinung nach unpassend ist.

Hinten im Buch ist eine Karte abgebildet, leider fehlt dort der wichtigste Ort - das Haus, in dem die Freunde sich die meiste Zeit befinden - sodass es schwer ist, die Wege wirklich nachvollziehen zu können. Dazu gibt es noch zahlreiche andere Ungereimtheiten (die ich aufgrund von Spoilern jetzt hier nicht näher ausführen möchte, kann man in der Leserunde nachlesen).
Gestört hat mich auch, dass einige Nebencharaktere (bspe. Caras Kinder, Patrick, die Filmcrew, der Rave?!) ausschließlich dazu da waren, abzulenken, und am Ende einfach gar nicht mehr vorkamen.

Die Auflösung kam mir dann auch zu konstruiert daher. Grundsätzlich mag ich es nicht so, wenn am Ende eines Buches retrospektiv von einem:r Protagonist:in erzählt wird, wie sich alles zugetragen haben muss und was er/sie alles herausgefunden hat. Das nimmt mir irgendwie den Spaß, weil es als Leser:in gar keine Chance gab, auf die meisten dieser Dinge auch zu kommen. Zudem gab es einen mMn sehr großen Logikfehler, auf dem die gesamte Auflösung aufgebaut wurde, was alles noch unrealistischer macht.

Die Geschichte hat Potenzial, das jedoch nicht vollständig ausgeschöpft wird. Es gibt interessante Ansätze, aber die Umsetzung und die Charakterentwicklung lassen zu wünschen übrig. Ein solider Thriller, der jedoch nicht die erwartete Spannung und Tiefe bietet.

Bewertung vom 27.12.2023
Get you the Moon
Jo Milu

Get you the Moon


weniger gut

Jo Milou, als Autorenduo, präsentiert mit "Get You The Moon" einen Roman, der trotz einiger Anfangshürden eine interessante Geschichte erzählt. Anfänglich musste ich mich an den Schreibstil gewöhnen, doch nach einigen Seiten hatte ich mich daran gewöhnt.

Ein Kritikpunkt betrifft die graphisch hervorgehobenen Handynachrichten, die leider extrem klein abgedruckt wurden, was das Lesen erschwerte. Eine größere Schrift hätte nicht nur die Lesbarkeit verbessert, sondern auch die leeren Seiten gefüllt.

Kehya und Adam sind lebendige Charaktere, obwohl ich manchmal ihre Handlungen und Gedankengänge nicht vollständig nachvollziehen konnte. Die Atmosphäre des Buches ist intensiv, obwohl der Spannungsbogen gelegentlich abfällt.

Nachdem der Prolog spannend begann, konnte mich die Handlung leider nicht dauerhaft fesseln. Die Charaktere, insbesondere Adam, wirkten irritierend und konnten mich nicht vollständig überzeugen. Es fehlte mir an Tiefe und Entwicklung, insbesondere bei Kehya. Die Handlung blieb für mich zu oberflächlich und wiederholend, ohne wirklich voranzukommen. Bedauerlicherweise konnte mich dieses Buch trotz seines angenehmen Schreibstils nicht nachhaltig begeistern.

Insgesamt ist "Get You The Moon" ein gut Roman, der zwar große Emotionen transportiert, diese jedoch für mich nicht immer greifbar machte.

Bewertung vom 25.11.2023
Im Herzen so kalt (eBook, ePUB)
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sandra Åslunds Krimi „Im Herzen so kalt“ entführt die Leser:innen in eine verschneite schwedische Winterlandschaft, die perfekt zur aktuellen Jahreszeit passt. Von Beginn an fesselnd, erzählt das Buch aus verschiedenen Perspektiven, hauptsächlich jedoch aus der von Ermittlerin Maya, und besticht durch einen flüssigen und packenden Schreibstil.
Die Geschichte beginnt mit dem Fund eines Toten durch die neunjährige Frida im verschneiten Wald von Östersund. Parallel sitzt Maya in Stockholm mit zwei Freundinnen zusammen, von denen Sanna sich ungewöhnlich ruhig und abwesend verhält – die Gründe werden später in der Geschichte noch wichtig. Maya und ihr Kollege Pär werden aus der Hauptstadt Stockholm in die Provinz berufen, um die dortigen Polizisten bei der Aufklärung des Falls zu unterstützen - so wie es scheint, ist der Mann, den Frida gefunden hat, ermordet worden. Während die örtlichen Polizisten den Vorfall zuerst als Jagdunfall abtun wollen, und gar nicht begeistert über die Unterstützung der Hauptstädter sind, weisen doch einige Details auf einen Mord hin. Die Ereignisse verweben sich geschickt mit persönlichen Verflechtungen und Geheimnissen der Charaktere, was die Handlung rätselhaft und fesselnd macht.
Die Dynamik zwischen den Hauptcharakteren ist stark und facettenreich. Maya und ihre Kollegen stoßen auf Intrigen, persönliche Konflikte und ungelöste Rätsel, die die Leser:innen dazu anregen, mitzurätseln. Die Autorin gelingt es, die Charaktere lebendig und greifbar zu machen, wodurch sich eine enge Bindung zwischen Leser:innen und Protagonist:innen entwickelt. Vor allem Fridas Mitter Annika und die Frau des Ermordeten scheinen etwas zu verbergen zu haben - sind sie in den Mord verwickelt?
Während die Handlung voranschreitet, taucht ein weiterer Toter auf. Die Umstände haben scheinbar nicht direkt etwas mit dem ersten Todesfall zu tun, dennoch scheint es eine Verbindung zu geben. Es wird immer rätselhafter, da viele Personen ein Motiv für den Mord gehabt haben.
Vor allem Maya, Pär und natürlich Frida sind sehr sympathische Charaktere, mit denen man sofort sympathisiert. Durch ihre manchmal unüberlegte Art bringt Maya sich nur etwas zu oft in brenzlige Situationen - das kann schnell mal schief gehen, bringt aber natürlich auch Spannung in die Geschichte.
Die Autorin schafft es, verschiedene Themen sensibel und natürlich in die Geschichte einzuflechten. Sie behandelt nicht nur die Ermittlungen und die Spannung des Falls, sondern thematisiert auch wichtige gesellschaftliche Aspekte wie sexualisierte Gewalt, Umweltthemen und den Umgang mit persönlichen Traumata. Dies verleiht dem Buch Tiefe und regt zum Nachdenken an.
Die Auflösung des Kriminalfalls erfolgt in einem packenden und rasanten Finale, das überrascht und die offenen Enden der Handlung zu einem schlüssigen Abschluss führt. Der Schreibstil bleibt mitreißend und fesselt bis zur letzten Seite.
Alles in allem hat mir der Krimi sehr gut gefallen. Der Schreibstil war super angenehm (es war mein erstes Buch der Autorin) und die Geschichte durchgehend spannend, so dass man bis zuletzt zwar Vermutungen hatte, aber die Auflösung trotzdem eine Überraschung war. Die Szenerie auch toll beschrieben und passend zum aktuellen Wetter (Minus 21 Grad brauche ich zwar nicht, aber Schnee wäre toll!). Und dass die Schweden sich generell duzen fand ich sehr erfrischend zu lesen. Zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, habe mich aber sehr schnell daran gewöhnt.
Der spannende Krimi besticht nicht nur durch seinen fesselnden Plot und die interessanten Charaktere, sondern auch durch die geschickte Integration gesellschaftlicher Themen. Für Liebhaber packender Kriminalgeschichten in atmosphärischen Settings ist dieses Buch definitiv empfehlenswert.

Bewertung vom 10.11.2023
Die kleinen Lügen der Ivy Lin
Yang, Susie

Die kleinen Lügen der Ivy Lin


ausgezeichnet

Susie Yangs Debütroman "Die kleinen Lügen der Ivy Lin" entführt die Leserinnen und Leser in die faszinierende Welt der Protagonistin Ivy Lin, die im New York der 1980er Jahre nach ihrem Platz in der Gesellschaft sucht. Das Buch zeichnet sich durch eine mitreißende Handlung, tiefgründige Charaktere und eine subtile Exploration des Themas Lügen aus.
Die Geschichte beginnt mit Ivy Lins Kindheit und erstreckt sich bis in ihre späten 20er. Ivy, eine Einwanderin aus China, versucht verzweifelt, in der amerikanischen Gesellschaft Fuß zu fassen. Dabei entfaltet sich eine Geschichte voller kleiner Lügen, die nicht nur dazu dienen, ihre wahre Identität zu verbergen, sondern auch ihre Sehnsucht nach Wohlstand und Anerkennung zu erfüllen.
Die Autorin behandelt das Thema Lügen auf geschickte und nuancierte Weise. Ivy's ständiges Spiel mit der Wahrheit regt die Leserinnen und Leser dazu an, über die verschiedenen Arten von Lügen nachzudenken und wirft wichtige Fragen über Anpassung und Behauptung in der Gesellschaft auf.
Die Charakterentwicklung ist ein weiteres Highlight des Buches. Ivy Lin ist eine ambivalente und facettenreiche Figur, deren innere Konflikte und moralische Dilemmata die Leserinnen und Leser mitreißen. Die Nebencharaktere tragen zur Komplexität der Geschichte bei, insbesondere Gideon, Ivys Freund und Mentor.
Susie Yangs eleganter und einfühlsamer Schreibstil fängt die Atmosphäre des New Yorks der 1980er Jahre meisterhaft ein und hält die Spannung und das Tempo konstant aufrecht. Das Buch regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern führt auch vor Augen, wie Lügen als Schutzmechanismus dienen und unser Leben formen.
Insgesamt ist "Die kleinen Lügen der Ivy Lin" ein beeindruckendes Debüt, das nicht nur fesselt, sondern auch zum Nachdenken anregt. Susie Yang hat eine Geschichte geschaffen, die den Leserinnen und Lesern eine eindringliche Reflexion über die Bedeutung von Lügen und deren Auswirkungen bietet. Ein beeindruckendes und fesselndes Debüt, das die Leserinnen und Leser in seinen Bann zieht.

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