Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sumi

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2011
Das Imperium der Schande
Ziegler, Jean

Das Imperium der Schande


weniger gut

Wie in einem schlechten Film: finstere Mächte sollen es sein.

Der Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, ruft zum Widerstand auf: »Über zwei Milliarden Menschen leben in "absoluter Armut", wie es das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) nennt: ohne feste Einkünfte, ohne regelmäßige Arbeit, ohne angemessene Behausung, ohne medizinische Versorgung, ohne ausreichende Ernährung, ohne Zugang zu sauberem Wasser, ohne Schule. ... Tag für Tag sterben auf unserem Planeten ungefähr 100 000 Menschen an Hunger oder an den unmittelbaren Folgen des Hungers. ... Jahr für Jahr bringen Hunderte von Millionen schwer unterernährter Mütter Hunderte von Millionen unheilbar geschädigter Säuglinge zur Welt. ... Unzulänglich ernährt, haben ihre Gehirnzellen bereits irreparable Schäden davongetragen. ... Die Zerstörung von Millionen Menschen durch Hunger vollzieht sich täglich in einer Art von eisiger Normalität – und auf einem Planeten, der von Reichtümern überquillt. ... Wie kann es sein, dass auf einem mit Reichtümern gesegneten Planeten Jahr für Jahr Hunderte Millionen von Menschen Opfer von äußerster Armut, gewaltsamem Tod und Verzweiflung werden? ... Die Gleichung ist einfach: Wer Geld hat, isst und lebt. Wer keines hat, leidet und wird invalide oder stirbt. Ständiger Hunger und chronische Unterernährung sind von Menschen gemacht. Verantwortlich für sie ist die mörderische Ordnung der Welt.« Wogegen soll nach Zieglers Ansicht mobilisiert werden? Anstatt einmal zu klären, was Geld ist, was also den Inhalt der »Macht des Geldes« ausmacht, zieht Ziegler es vor, die Welt moralisch in gut und böse aufzuteilen. »Die transkontinentalen Privatgesellschaften, die das mächtigste Kapital und die leistungsstärksten Technologien und Laboratorien besitzen, die die Menschheit je gesehen hat, sind das Rückgrat dieser ungerechten und todbringenden Ordnung.« Wir erleben eine Refeudalisierung der Welt. Und diese neue Feudalmacht trägt das Antlitz der transkontinentalen Privatgesellschaften.« Aber millionenfach verhungert wurde doch schon lange vor der sogenannten Globalisierung. War die alte internationale Wirtschaftsordnung denn besser? Warum nicht den Zweck der Marktwirtschaft kritisieren statt lediglich die Größe des Kapitals? Ist der Manchesterkapitalismus ein Vorbild? Da gibt es bessere Bücher! z.B. Michael Heinrich, Kritik der politischen Ökonomie oder Hermann Lueer, warum verhungern täglich 100.000 Menschen?

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2011
Wem gehört die Welt?

Wem gehört die Welt?


gut

Warum soll die Arbeitskraft eigentlich eine Ware sein?

Wasser soll keine Ware sein, Medizin soll keine Ware sein, Gene sollen keine Ware sein, Bildung soll keine Ware sein ... Offensichtlich ist den Autoren, die für die Verteidigung und Wiederaneignung der Gemeingüter werben, durchaus bekannt, dass Waren etwas Unangenehmes an sich haben. Trotzdem soll der Ausschluss vom Benutzen, der mit der Ware gegeben ist, für die meisten anderen Dinge in keiner Form in Frage gestellt werden. Wer in der »Wiederentdeckung der Gemeingüter« den Versuch vermutet, hier ginge es um eine Welt in der nicht der Besitz von Geld darüber entscheidet, wer im 21. Jahrhundert Zugang zu den vorhandenen Reichtümern hat und wer von Welthunger, bitterer Armut, elenden Arbeitsbedingungen, von Alters- und Kinderarmut betroffen ist, der wird beim Lesen der 33 Artikel enttäuscht. Lediglich zwei der Autoren (Christian Siefkes und Ulrich Brand) denken in eine Richtung, in der die Welt nicht den Produktionsmittelbesitzern gehört, sondern auf der Grundlage von Gemeingütern organisiert wird. Der Rest der Beiträge sehnt sich nach einer Welt zurück, in der, wie vor der neoliberalen Privatisierungswelle, die Existenz von Gemeingütern die mit der marktwirtschaftlichen Konkurrenz verbundene Armut zumindest etwas abfedert. Gemeingüter als »institutionelle Räume, in denen wir frei sind von den uns durch die Erfordernisse des Marktes auferlegten Begrenzungen.« (Yochai Benkler)

Wer sich da nach radikaleren Lösungen sehnt, dem seinen die folgenden Bücher ans Herz gelegt:
Michael Heinrich, Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung sowie Hermann Lueer, Warum verhungern täglich 100.000 Menschen

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2011
Empört Euch!
Hessel, Stéphane

Empört Euch!


weniger gut

Empört euch! Aber wogegen eigentlich?

»Den jungen Menschen sage ich: Seht euch um, dann werdet ihr die Themen finden, für die Empörung sich lohnt ... Suchet, und ihr werdet finden!«

Stepháne Hessel, der an der Formulierung der »Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte« mitwirkte, ist empört. »Noch nie war der Tanz um das goldene Kalb – Geld, Konkurrenz – so entfesselt ... Das im Westen herrschende Maximierungsdenken hat die Welt in eine Krise gestürzt, aus der wir uns befreien müssen.« Worin die »Macht des Geldes« besteht, dessen Auswirkungen ihn empören, interessiert Stepháne Hessel dagegen weniger. Das ist fatal. So fordert er die Verteidigung der in der UNO Menschrechtserklärung festgelegten Prinzipien der Weltordnung, um die Begleiterscheinungen dieser Weltordnung zu bekämpfen. Die Prinzipien des westlichen Weltordnung – die Freiheit weniger, Fabriken und ganze Ländereien zu besitzen, die zugleich die Mittellosigkeit der Mehrheit bedeutet und die gleiche Behandlung der mit ungleichen Mitteln ausgestatteten Bürger sowie ihre »Freiheit«, auf dem Markt gegeneinander zu konkurrieren – sollen weltweit verteidigt werden, aber bitte ohne die notwendigen Folgen. Wen Welthunger, kein Zugang zu sauberem Trinkwasser, bittere Armut,und elende Arbeitsbedingungen für ein Sechstel der Menschheit sowie Altersarmut, Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, Einschnitte im Bildungswesen wie bei der medizinischen Versorgung auch innerhalb der erfolgreichen Industrienationen stören, der muss über fromme Wünsche hinaus sich um die Gründe kümmern. Dafür gibt es bessere Bücher: Michael Heinrich, Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung sowie Hermann Lueer, Warum verhungern täglich 100.000 Menschen?

24 von 37 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2011
Beitragen statt tauschen
Siefkes, Christian

Beitragen statt tauschen


ausgezeichnet

Privateigentum nein danke. Argumente für das Gemeineigentum

Der selbstbewusste intellektuelle Anhänger der Marktwirtschaft muss heutzutage nichts mehr beschönigen. Die Marktwirtschaft darf wieder Kapitalismus genannt werden und in regelmäßigen Fernsehberichten und drastisch bebilderten Zeitschriftsartikeln wird – von Kinderarmut über woorking poor bis zur Altersarmut – das ganze marktwirtschaftliche Elend der Bevölkerung selbst in den reichsten Industriestaaten als Schattenseite des erfolgreichen Wirtschaftssystems besprochen. In einem ist man sich nämlich sehr sicher: »Ein schlüssiges Gegenkonzept zum Kapitalismus gibt es nicht« oder wie es im »Spiegel« abgeklärt ausgedrückt wird: »Das Grundproblem des Kapitalismus: Es gibt in Wahrheit und Wirklichkeit kein anderes System.« Mit einem – »Ja, leider ...« – nimmt man so dem Kritiker den Wind aus den Segeln und verweist ihn auf den Realismus.

Schön, dass es da Christian Siefkes Buch »Beitragen statt tauschen« gibt! Ausgehend von erfolgreichen Projekten im IT-Sektor (Wikipedia, Linux etc) wird systematisch aufgezeigt, dass es natürlich möglich ist, auf der Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an Produktionsmitteln die individuelle Bedürfnisbefriedigung zum Zweck zu erheben, statt auf der Grundlage des Privateigentums an Produktionsmitteln den Zweck der individuellen Bereicherung gelten zu lassen. Die Fragestellung, wie sich der Entscheidungsprozess bezüglich der zu produzierenden Güter und Dienstleistungen ohne Privateigentum und Markt organisieren läßt, wie sichergestellt werden kann, dass in einer auf Gemeineigentum basierenden Gesellschaftsform die notwendigen Aufgaben erledigt werden und wie im Hinblick auf die Aufteilung der Produktionsergebnisse eine zufriedenstellende Kopplung zwischen Nehmen und Geben errreicht werden kann, werden hier umfassend analysiert und beantwortet.

Dass eine ernsthafte Befassung mit der Frage nach der Alternative zum Kapitalismus die Einigkeit über die Kritik am Kapitalismus voraussetzt, ist Siefkes offensichtlich bewußt. Mit der Gegenübergestellung verschiedenster Aspekte des Lebens in einer gemeingüterbasierten Wirtschaft mit der marktwirtschaftlichen Wirklichkeit macht er eines deutlich: Der Kapitalismus ist nicht reformierbar. Die Entscheidung – ob auf der Grundlage des Privateigentums an Produktionsmitteln das Geld die Welt regieren soll oder in einer Kooperation unter Gleichen der Zweck der Bedürfnisbefriedigung – steht an!

Wer nach der Lektüre von »Beitragen statt tauschen« zwar vom Realismus einer Alternative zum Kapitalismus überzeugt ist, aber noch nicht von der Notwendigkeit in abzuschaffen, dem seien in Ergänzung folgende Bücher empfohlen: Michael Heinrich, Kritik der politischen Ökonomie: Eine Einführung sowie Hermann Lueer, Warum verhungern täglich 100.000 Menschen?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2011
Der Grund der Finanzkrise
Lueer, Hermann

Der Grund der Finanzkrise


ausgezeichnet

Das Buch von Hermann Lueer unterscheidet sich wohltuend von den inzwischen zahlreich zur Finanzkrise erschienenen Büchern. Hier werden weder Anlageempfehlungen gegeben, noch wird für einen anständigen Kapitalismus geworden. Stattdessen wird anhand der Analyse der Gründe der Finanzkrise nachgewiesen, dass die mit dem Kampf gegen das internationale Finanzkapital verbreitete Solidarität zwischen Arbeitnehmern, Arbeitgebern und den politischen Vertretern der Marktwirtschaft nur eines sicherstellt: Die Finanzkrise wird nicht das Ende der Party sein, sondern der Neuanfang auf Kosten der Mehrheit der Bevölkerung.

Anstatt sich über die angeblichen Exzesse des raffenden Finanzkapitals aufzuregen, werden in dem vorliegenden Buch Argumente gegen ein Wirtschaftssystem geliefert, dessen Resultate schon lange vor der Finanzkrise Anlass für systemkritische Fragen boten. Weiterempfehlen!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.