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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1099 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2025
Klöckner, Hellmuth

Verrat in höchsten Kreisen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Auftakt zu einer fesselnden historischen Krimi-Reihe ist voll von Standesdünkel, sozialen Ungerechtigkeiten und Intrigen in der Berliner Polizei von 1864.

Nach einer Verwundung im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wird Major Dirk von Marun wie einige andere Veteranen in den Polizeidienst versetzt. Auf Grund seiner Kriegsverletzung hinkt Marun, was ihn in den Augen seiner Kollegen und des Vorgesetzten eigentlich vom Polizeidienst, bei dem man ja kriminellen Subjekten nachlaufen muss, ausschließt. Doch gehört Marun nicht zu jenen Polizisten, die rohe Gewalt ausüben, um Geständnisse zu bekommen, sondern studiert lieber die Akten und sammelt lieber stichhaltige Beweise. Damit macht er sich alles andere als beliebt.

Doch dann erhält er von Staatsanwalt von Bucher einen brisanten Auftrag: Er soll einige Herren, die in Verdacht stehen, Staatsgeheimnisse an das Zarenreich zu verraten, unauffällig beobachten und das Handwerk legen. Leider gehören diese fünf Adeligen den höchsten Kreisen des preußischen Adels an, haben Verbindungen zum Thronfolger, gelten daher als sakrosankt und dürfen nicht direkt befragt werden. Eigentlich ein Himmelfahrtskommando. Doch damit kennt sich Dirk von Marun bestens aus.

Als dann eine Kammerzofe aus dem Haus eines möglichen Spions ermordet wird, wird deren Freund zum Sündenbock, obwohl Marun, einen ganz anderen Verdacht hat. Doch sein Vorgesetzter und ein Mitarbeiter, der auf Maruns Posten scharf ist, sind nur auf einfache Lösungen aus und spinnen eine fiese Intrige. Die Frage, wie denn ein einfacher Arbeiter eine Leiche von Berlin an die Nordsee bringen kann, interessiert sie genau gar nicht, den ungeliebten Major loszuwerden, dafür brennend.

Wie Dirk von Marun den heiklen Auftrag lösen wird, könnt ihr hier lesen.

Meine Meinung:

Dieser Reihenauftakt hat mir sehr gut gefallen. Der Autor, dessen Name ein (noch nicht gelüftetes) Pseudonym ist, entführt uns in die Zeit von Otto von Bismarck. Vor kurzem hat er den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 losgetreten, der wie man heute weiß, eine Art Generalprobe für die Kriege gegen Österreich-Ungarn (1866) und gegen Frankreich (1870/71) gewesen ist. Bismarck spielt in der preußischen und später deutschen Geschichte (s)eine nicht immer saubere Rolle. Allerdings Hochverrat kann und will er nicht dulden. Das schließt den inneren Zirkel in seiner Umgebung und die der Familie Hohenzollern mit ein.

Klöckner lässt uns an den oft prekären Lebensumständen der einfachen Bediensteten teilhaben. Besonders weibliche Dienstboten haben unter den sexuellen Übergriffen ihrer Dienstherren zu leiden, zumal ihnen nicht geglaubt wird. Das muss auch Frieda, eine 28-jährige Haushälterin leidvoll erfahren. Ich denke, Frieda wird in Zukunft noch eine größere Rolle spielen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Krimi rund um den Polizeimajor wider Willen, Dirk von Marun, der mich bestens unterhalten hat, 5 Sterne.

Bewertung vom 20.08.2025
Morris, Heather

Schwestern der Freiheit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Heather Morris entführt ihre Leser mit diesem Buch in das Jahr 1942 an einen eher unbekannten Schauplatz des Zweiten Weltkriegs - nach Indonesien. Die japanische Armee okkupiert Singapur. Die Zivilbevölkerung, darunter zahlreiche Europäer versuchen an Bord der wenigen Schiffe zu fliehen. Die australische Krankenschwester Nesta James und die englische Musikerin Norah Chambers ergattern mit vielen anderen einen Platz an Bord der HMS Vyner Brooke, die kurz nach dem Auslaufen von der japanischen Luftwaffe angegriffen und versenkt wird. Es gibt nur wenige Überlebende, darunter die Schwestern Nesta und Ena sowie Norah, die sich an einen der Strände Indonesiens retten können . Wenig später werden sie von japanischen Truppen in eines ihrer berüchtigten Kriegsgefangenenlager gebracht, wo sie der Willkür des Lagerkommandanten ausgeliefert sind. Seelische und körperliche Misshandlungen. Krankheiten und die Ungewissheit, was aus ihren Liebsten sowie den anderen Passagieren geworden ist, lassen den Frauen zunächst kaum Hoffnung.

Obwohl sie den Japanern ausgeliefert sind, lassen sie sich nicht brechen. Gemeinsam versuchen Ena, Nesta und Norah den anderen Gefangenen das Leben so wenig schmerzhaft wie nur möglich zu machen. Dabei entwickeln die internierten Frauen, unter denen sich einige Krankenschwestern des Australian Army Nursing Service (AANS) sowie einige Ordensschwestern befinden, eine mentale Stärke und einen eisernen Überlebenswillen. Sie bieten den Bewachern mit subtilen Mitteln wie Gesang und der Gründung eines Stimmorchesters die Stirn. Unterstützt werden sie von ihrer Mitgefangenen, der US-Amerikanerin Mrs. Hinch, die ihren Vornamen nicht verrät.

Meine Meinung:

Ich habe von Heather Morris bereits zwei andere Bücher („Der Tätowierer von Auschwitz“ und „Die Schwestern von Auschwitz“) gelesen, die durch akribische Recherche und einfühlsamen Schreibstil bestechen. Während wir in Europa eher mehr über Konzentrationslager des NS-Regimes lesen können, sind Bücher Kriegsgefangenlager der Japaner in den von ihnen besetzten Gebieten weniger bekannt. Hier sind Trude Teiges Buch „Und Großvater atmete mit den Wellen“ sowie die Erinnerungen von Dacia Maraini „Ein halber Löffel Reis“, die ihre Kindheit in einem japanischen Internierungslager nur knapp überlebt, eine lohnende, wenn auch nicht einfache Lektüre. Anders als die deutschen Konzentrationslager sind die japanischen zwar nicht auf Massenvernichtung ausgelegt, nimmt aber den Tod von Gefangenen billigend in Kauf.

Dieser historische Roman, der die Leiden der internierten Frauen mit gebotenem Respekt und eindrucksvoll beschreibt, zeigt auf, welchen Gräueln die Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkriegs ausgesetzt war.

Das Nachwort, in dem die Autorin die weiteren Lebenswege der Überlebenden - soweit eruierbar - beschreibt, hat mir sehr gut gefallen. Erschreckend zu lesen, weil typisch männlich: Heimkehrende Soldaten werden als Helden empfangen und gefeiert, die Rückkehr der ehemals internierten Frauen mit mehr oder weniger Achselzucken.

Der Vorname von Mrs. Hinch ist übrigens Gertrude, wie sie Norah beim Abschied aus dem Internierungslager verrät.

Fazit:

Diesem Buch, dem eine wahre Geschichte von Frauen zu Grunde liegt, die in japanischen Kriegsgefangenenlagern über sich hinausgewachsen sind, gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.08.2025
Klingsieck, Ralf

Monsieur Eiffel und sein Turm (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer kennt ihn nicht, den Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris? Selbst wenn man diesem 300 Meter hohen Turm noch nie persönlich gesehen hat, muss man von ihm fasziniert sein. Doch wer kennt eigentlich seinen Schöpfer Gustave Eiffel (1832-1923)? Und ist dieses Bauwerk ein Solitär geblieben oder hat Eiffel noch anderes gebaut?

Die Frage nach anderen Bauwerken ist leicht zu beantworten: Ja, er hat! Vorrangig (Eisenbahn)Brücken über große und kleine Flüsse, in Frankreich, dem benachbarten und fernen Ausland bis nach Indochina, das im 19. Jahrhundert zum französischen Kolonialreich gehörte, sowie Bahnhofshallen, runde Lichtkuppeln, die auf Bürogebäude und Kaufhäuser aufgesetzt worden sind, um Licht zu spenden.

Der Erfolg seiner Metallkonstruktionen liegt darin, dass er ein international anerkanntes (und angewandtes) Verfahren zur Konstruktion für große Bauwerke aus Gusseisen und Stahl entwickelt hat. Als studierter Chemiker hatte er das nötige Fachwissen. Eiffel hat sich eine Vielzahl seiner Entwicklungen patentieren lassen. Zudem hat er für seine Brücken handliche (also, wenn man bei einer mehrere hundert Meter langen Brücke von handlich reden kann) Teilstücke herstellen lassen, die dann, wie in einem Baukastensystem, an Ort und Stelle zusammengebaut werden konnten.

Nicht alle seiner Ideen, die schon visionär zu nennen sind, kann er wirklich bauen. Schmerzhaft muss er erkennen, dass ein erfolgreicher Mann auch zahlreiche Feinde hat.

Aber, ich will dieser detaillierten Biografie, die uns in 18 Kapiteln das arbeits- und ereignisreiche Leben von Gustave Eiffel sowie von seinen Konstruktionen erzählt, nicht vorgreifen.

Autor Ralf Klingsieck zeichnet ein umfassendes Bild von Gustave Eiffel, der sicherlich kein einfacher Zeitgenosse war, wegweisend war er jedenfalls. Architekten und Bauingenieure werden ihre Freude mit diesem Buch haben. An manchen Stellen geht der Autor sehr ins technische Detail. Mir persönlich macht das als Technikerin nichts aus, manchen Leser mag diese Fülle vielleicht ein wenig zu viel sein.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser detaillierten Biografie Gustave Eiffels, die auch seine Niederlagen nicht ausspart, 5 Sterne.

Bewertung vom 17.08.2025
Thomas, Alex

Totenbuch - Bloody Berlin (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Krimi ist der zweite der Reihe um den krankheitshalber pensionierten Kriminalbeamten Magnus Böhm und seiner Nachfolgerin Annetta Niedlich. Worum geht‘s?

Im Kuppelsaal der Nofretete im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel findet die Reinigungskraft Olga Barnick eine verstümmelte Leiche gefunden. Wenig später entdeckt man auch den Mitarbeiter der Bewachungsfirma, tot im Aufzugsschacht. Hat er etwa den Täter gesehen und musste deswegen sterben?

Weil, wie überall auch bei der Berliner Kripo Personalmangel herrscht, holt man Magnus Böhm als beratenden Unterstützung zu den Ermittlungen dazu. Der bringt seinerseits ein „Helferlein“ in Form des kleinen Rüden Isbert, den er für seinen erkrankten Freund Gunnar hütet, mit. Zunächst misstrauisch von allen Seiten beäugt, weiß man noch nicht, welche Dienste Isbert seinem Leih-Herrchen leisten wird.

In einem zweiten Handlungsstrang erfahren wir von den Ermittlungen des DCI Warren Reeves im British Museum, wo man einige Wochen zuvor in einem ägyptischen Sarkophag die in Plastikfolie eingewickelte und teilweise mumifizierte Leiche einer Frau findet. Nun sind Mumien in ägyptischen Artefakten nichts Ungewöhnliches, aber die Kunststofffolie macht doch stutzig.

Ob und wie die beiden Kriminalfälle zusammenhängen, könnt ihr in diesem Krimi selbst lesen.

Meine Meinung:

Dieses Buch als Thriller zu beschreiben, dem kann ich mich nicht wirklich anschließen. Ich habe recht schnell, schon ohne die Querverbindung nach London, einen Verdächtigen ausgemacht und Recht behalten. Die Ermittlungen sowie die Auflösung selbst entsprechen meiner Meinung auch nicht unbedingt einem Thriller.

Star des Krimis ist natürlich Isbert, der mit seiner kleinen Nase wichtige Details zu Aufklärung des Berliner Verbrechens leistet.

Niedlich und Böhm arbeiten recht gut zusammen, auch wenn Magnus ein kleines Problem mit Annettas Fahrweise hat. Die Andeutung über Niedlichs Bruder lässt ebenso auf eine Fortsetzung hoffen, wie die traurige Information, dass Isberts Herrchen, Gunnar, an seiner Krankheit verstorben ist. Es ist also anzunehmen, dass Isbert weiterhin, gemeinsam mit Magnus als beratendes Duo bei der Berliner Kripo arbeiten darf.

Das Umfeld der Museumsinsel, die ich leider bei meinem Berlinbesuch vor ein paar Jahren nicht besichtigen konnte, hat mir gut gefallen. Vielleicht sind die beschriebenen Bauarbeiten schon fertig, wenn ich wieder nach Berlin komme. Der neue Flughafen hat es ja nach einigen Verzögerungen auch geschafft.

Der Schreibstil ist klar, nüchtern und stellenweise durchaus humorvoll. Gut gefallen hat mir, dass der Autor seine Kenntnisse über das Neue Museum in die Handlung verpackt.

Das Cover passt zu Titel und Inhalt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi aus dem Umfeld des Neuen Museum in Berlin 4 Sterne.

Bewertung vom 17.08.2025
Wind, Jennifer B.

Die Maske des Zorns (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem dritten Thriller der Reihe um Richard Schwarz, dem Kriminalbeamten vom LKA Wien, tauchen wir wieder mittels mehrerer Handlungsstränge tief in die Abgründe der menschlichen Seele ein.

Richard und sein Freund und Kollege Paul Marek werden zu einem bizarren Fund im Lainzer Tiergarten gerufen: Dort hängt eine Leiche von einem Baum, an der statt des eigenen Schädels ein Schrumpfkopf chirurgisch sauber angenäht ist, was auf eine Person mit ärztlichen Hintergrund deutet. Dieser Tote ist nur der erste einer Reihe ähnlicher Morde, die, wie wir und die beiden Ermittler, nachdem ihren Körpern die richtigen Köpfe zugeordnet werden können, entdecken, eine gemeinsame Vergangenheit haben.

Beinahe gleichzeitig wird, im zweiten Handlungsstrang, auf Richards Schwester Sarah, die mit ihrem Zirkus ein Gastspiel in München gibt, ein Mordanschlag verübt, der glücklicherweise fehlschlägt.

Und auch Theres Lend, die Psychiaterin, die Richard mehr erzählt als ihrem Verlobten Sebastian, befindet sich abermals in Lebensgefahr. Zwar erholt sie sich derzeit im Donauspital, nachdem man versucht hat, sie mit vergifteten Pralinen zu töten, doch jemand scheint sie weiterhin zu bedrohen.

Zielen die drei Handlungsstränge auf Richard Schwarz ab, der sich von Selbstzweifeln geplagt, die Frage stellt, ob man als Mörder geboren wird? Immerhin hat er einmal beinahe die Kontrolle über sich verloren.

Meine Meinung:

Jennifer B. Wind ist hier ein bis zur letzten Seite fesselnder Abschluss dieser Trilogie gelungen. Die Spannung ist kaum auszuhalten, so dass ich diesen Thriller in einem Rutsch gelesen habe, nicht ohne danach ein wenig schlechter zu schlafen.

Abermals erleben wir die Albträume des Richard Schwarz hautnah mit - jene, aus seiner Kindheit. in der er miterleben muss, dass seine Mutter von ihrem letzten Freier getötet wird und er sich selbst mit kochend heißem Wasser verbrüht, was ihm Narben auf Kopf, Gesicht und Oberkörper einträgt, sowie die aktuellen Sorgen um seine Schwester Sarah und Theres.

Theres Lend kämpft seit Jahren mit den Gedanken eine falsche Einschätzung für einen damals jugendlichen Mörder abgegeben zu haben, der nun wieder auf freiem Fuß ist. Zudem leidet sie an einer unheilbaren Augenkrankheit und droht langsam zu erblinden.

Zudem führt uns die Autorin in das »Haus des Bösen«, wo wir einem fanatischen »Bastler«, der mit menschlichen Präparaten experimentiert, Schrumpfköpfe herstellt und sogar Innereien verspeist, kennenlernen. Obwohl Richard und Paul »nur« die Ergebnisse dieser Experimente sehen, ist Paul fest entschlossen, den Dienst als Kriminalbeamter zu quittieren. Man kann es ihm nicht verdenken.

Die Figuren sind vielschichtig, lebendig und facettenreich. Alle Charaktere haben so ihre Ecken und Kanten.

Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven. Jennifer B. Wind hat diesen Abschluss der Trilogie mit seinen zahlreichen spannenden Handlungssträngen und Wendungen beeindruckend am Schluss zusammengeführt.

Fazit:

Wer vielschichtige Thriller mag, die in Wien spielen, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich für diesen letzten Teil der Reihe rund um Richard Schwarz 5 Sterne und für die ganze Serie eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.08.2025
Haffner, Sebastian

Abschied (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Ich-Erzähler Raimund ist ein junger deutscher Jurist, der für zwei Wochen nach Paris reist, um Teddy, seine kurze Sommerliebe aus dem Jahr zuvor wieder zu treffen. Doch schon bei seiner Ankunft ist klar, dass es einen Abschied geben wird, denn die quirlige Teddy wird von anderen Männern umschwärmt, zum Beispiel von Franz, der groß und blauäugig, davon träumt, Paris mit dem Flammenwerfer zu zerstören oder von Andrews, dem Engländer.

Wie ein Ertrinkender sich an einem Stück Holz festhält, versucht Raimund sich an diesen Tagen in Paris festzuhalten. Vergebens! Er kehrt zurück in das Deutschland von 1931, über das sich die dunklen Wolken der kommenden Nazi-Herrschaft langsam senken.

Sebastian Haffner, der damals noch Raimund Pretzel hieß, hat das knapp 170 Seiten dünne Manuskript zwischen 18. Oktober und 23. November 1932 verfasst. Es wurde bislang nicht veröffentlicht und von Haffners Sohn Oliver im Nachlass des Vaters gefunden. Haffner selbst hat, nach dem er die NS-Politik seinen Ansichten widersprochen hat, Deutschland 1938 verlassen, um mit seiner als Jüdin geltenden Frau in Großbritannien zu leben. Auch für Teddy gibt es eine reale Figur als Vorbild: Gertrude Joseph, Tochter eines jüdischen Ehepaares, das zuvor in Wien lebte, nach dem Tod des Vaters ab 1920 in Berlin wohnte und im Jahr 1930 nach Paris ging, bevor sie zunächst mit einem Briten und später mit einem Schweden verheiratet war. Der Kontakt zwischen den beiden ist bis zu Gertrudes Tod 1989 nicht abgerissen, wovon zahlreiche Briefe zeugen, die sich erhalten haben.

Fazit:

Diesem leicht melancholischen Roman, der das aufkommende Unheil schon anklingen lässt, gebe ich gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 16.08.2025
Bast, Eva-Maria

Emma und das Geheimnis des Diamanten / Der Schmuckpalast Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

„Denkt immer an den Schwur“ (Kap. 14) - auch wenn dafür auch das Zurückstecken von persönlichen Träumen in Kauf genommen werden muss. Die Firma geht immer vor.

Dieser dritte Band der Cartier-Reihe ist für mich der schwächste. Warum?

Er wirkt auf mich ein wenig unter Zeitdruck verfasst. Die Charaktere sind diesmal nicht so ausgereift, die Brüder Louis, Pierre und Jacques sowie ihre Schwester Suzanne bleiben farblos.

Zudem hat sich ein wirklich böser Fehler eingeschlichen: Ludwig XVI., wird ebenso wie seine Frau Marie-Antoinette 1793 hingerichtet, und nicht wie die Autorin Emma Cartier, die amerikanische Ehefrau von Pierre behaupteten lässt, Ludwig XIV. (1638-1715) als sie über den Ankauf des berühmten Hope-Diamanten, der auch Bleu de France oder Tavernier genannt wird und schon einmal siehe Band 1 in Besitz der Familie Cartier war, diskutieren (Kap. 47). Sorry, da bin ich echt pingelig!

Außerdem missfällt mir diesmal der Titel. Der Diamant und sein angebliches Geheimnis, das eigentlich keines ist, erscheint erst in Kapitel 47 von 61. Ich weiß schon, das Titel und Cover vom Verlag festgelegt werden.

Auch das Ende dieses dritten Teils der Saga im Jahr 1913 kommt ein wenig abrupt, um dann einen Epilog aus den Jahr 1924 quasi angeklebt zu bekommen. Kein Wort über die Jahre des Ersten Weltkriegs und jene danach in denen die Geschäfte der Familie Cartier deswegen überleben, weil sie jene Juwelen, die vor allem vor der Revolution in Russland geflüchtete Adelige nach Frankreich gebracht haben, an Zahlung statt genommen bzw. umgearbeitet haben. Echt schade!

Fazit:

Diesmal fällt es mir schwer, eine bessere Bewertung als 2,5 Sterne zu geben, die ich auf drei aufrunde.

Bewertung vom 16.08.2025
Gablé, Rebecca

Hiobs Brüder


ausgezeichnet

"Hiobs Brüder" ist der zweite Band der Helmsby-Reihe von Rebecca Gablé. Dieser Roman schließt an "Das zweite Königreich" an und spielt rund 80 Jahre später. England befindet sich im Erbfolgekrieg nachdem der einzige legitime Sohn von König Henry I. bei einem Schiffsunglück ertrunken ist. Zwar geht aus dem Erbfolgekrieg kurzfristig Stephan von Blois (Enkel von William dem Eroberer) als Sieger und König hervor, doch langfristig sichert sich Königin Maud (die Tochter von Henry I.) den Thron für die Plantagenets. Als erster einer langen Reihe von Henrys, besteigt ihr Sohn als Henry II., 1154 den englischen, den die Plantagenet rund 250 Jahre für sich behaupten.

Das Interessante an diesem Buch ist, dass Autorin Rebecca Gablé sich einer Menschengruppe widmet, die im allgemeinen kaum in der Literatur vorkommt: geistig und körperlich beeinträchtigen Menschen (damit sind aber nicht die Kriegsversehrten gemeint). Diese Menschen werden auf eine Insel nahe East Anglia abgeschoben, mangelhaft bis gar nicht verpflegt und betreut. Hier treffen Simon, der an Epilepsie leidet, mit Loisan, der sein Gedächtnis verloren hat mit den siamesischen Zwillingen und anderen aus der Gesellschaft Ausgestoßenen zusammen. Wider Erwarten werden einige davon treue Gefährten von Henry II..

Wie alle historischen Romane von Rebecca Gablé ist auch dieser hier penibel recherchiert und gekonnt erzählt. Auf keiner der über 900 Seiten kommt Langeweile auf. Geschickt sind Fakten und Fiktion zu einem detailreichen Historienschmöker verknüpft.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem zweiten Band der Helmsby-Reihe wieder 5 Sterne und warte mit großer Neugier auf den den dritten Band, der demnächst, im August 2025, unter dem Titel Rabenthron erscheinen wird.

Bewertung vom 16.08.2025
Gablé, Rebecca

Das zweite Königreich (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich kenne zahlreiche Bücher von Rebecca Gablé, darunter natürlich die Waringham-Saga. In dieser Reihe begegnen wir nicht nur dem jungen Adeligen Cædmon of Helmsby, dessen Start in sein Leben ein wenig holprig verläuft, sondern auch William dem Eroberer (1028-1087). Da der dritte Band der Helmsby-Reihe demnächst im August 2025 unter dem Titel Rabenthron erscheinen wird, ist es opportun, die beiden Vorgänger abermals zur Hand zu nehmen..

Weder über den Inhalt noch über die penible Recherche von Rebecca Gablé brauche ich all zu viele Worte verlieren. Der Inhalt, die englische Geschichte im Mittelalter ist bereits mehrmals erzählt worden. Doch niemand beherrscht sein/ihr Handwerk so gut wie Rebecca Gablé. Mit ihr tauchen wir ein in eine Zeit der Intrigen, blutiger Kämpfe, die authentisch beschrieben werden, und dürfen an der Seite von raubeinige Charakteren England eroberen.

Sehr geschickt flicht die Autorin historische Details in die Handlung ein, so dass wir ein gutes Bild vom Charakter von William den Eroberer, der häufig auch als William der Bastard, bezeichnet wird, erhalten.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Schwarte, die man trotz der rund 900 Seiten nicht aus der Hand legen kann, 5 Sterne.

Bewertung vom 05.08.2025
Collin, Philippe

Der Barmann des Ritz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit diesem historischen Roman, der geschickt Fakten mit Fiktion verbindet, tauchen wir in das Paris, das von 14. Juni 1940 bis 25. August 1944 von der Deutschen Wehrmacht besetzt war, ein. Die Besatzer haben alle großen Hotels der Stadt für ihre Zwecke requiriert. So auch das Ritz.

Star des Ritz bzw. seiner Bar ist Barmann Frank Meier, dessen, mit 1.000 Exemplaren streng limitierte, Buch "The Artistry of Mixing Drinks" ihn weit über das Ritz hinaus bekannt gemacht hat. Diese Bekanntheit birgt auch eine große Gefahr, denn was niemand wissen darf: Frank ist als Sohn eines polnischen Juden in der untergegangenen Donaumonarchie geboren worden. Im Ersten Weltkrieg hat er auf Seiten Frankreichs gekämpft. Einiges aus seinem bewegten Leben erfahren wir durch seine fiktiven Tagebuchaufzeichnungen, die zwischendurch eingeflochten sind.

Die Bar des Ritz ist auch Treffpunkt von Schauspielern, Diplomaten, Denunzianten, Schriftstellern, Schwarzmarkthändlern, Luxusdirnen und zahlreicher Offiziere der Wehrmacht, wie Hermann Goering. Es ist fesselnd zu lesen, wie einerseits zahlreiche Franzosen, Künstler und Geschäftsleute wie Coco Chanel, sich den Deutschen anbiedern, und andererseits vor allem die Pariserinnen durch kleine Gesten, wie schwarze Bänder an Hüten und in den Haaren als Zeichen der Trauer wegen der Besatzung, passiven Widerstand leisten. Coco Chanel hat übrigens von 1936 bis zu ihrem Tod 1971 in einer Suite des Hotels gewohnt hat. Allerdings, wenn man dem Roman hier glauben darf, in einem separaten Trakt.

Philippe Collin hat hier einen fesselnden historischen Roman, der die Stimmung in Paris recht gut wiedergibt. Hofft man zunächst auf das Eingreifen von Staatschef Henri Pétain und seiner Vichy-Regierung, so wendet sich mit Fortdauer des Krieges und der Verfolgung der Juden das Blatt. Vor allem Frank Meier ist maßlos enttäuscht von Pétain, den er vor Verdun als Kommandierenden kennengelernt hat.

Interessant ist die Arroganz der Deutschen, die mit mehreren Cocktails intus, völlig ungeniert über ihre nächsten Pläne schwätzen und nicht bemerken, dass Frank Meier der deutschen Sprache mächtig ist bzw. ihn, ähnlich wie ein Möbelstück, ignorieren.

Sehr gut ist Meiers Angst vor einer Denunziation, die nicht nur ihn alleine, sondern auch Blanche, die Ehefrau des Hoteldirektors Claude Auzello, und seinen Lehrling Luciano betrifft, geschildert. Diese diffuse Angst steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Auf Grund seiner Beziehungen gelingt es Meier, zahlreichen Juden gefälschte Pässe zu organisieren, was ihn natürlich in noch größere Gefahr bringt.

Das Cover zeigt eine Szene in der Bar. Welches Schicksal einige der historischen Personen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erwartet, ist im Anhang, der auch einige Abbildungen beinhalte, nachzulesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Roman, der auf Tatsachen beruht und fesselnd erzählt wird, 5 Sterne.