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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 397 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


sehr gut

Von Oldsum nach Long Island
Die junge Inge verlässt mit Anfang 20 von heute auf morgen ihre Heimatinsel Föhr mit dem Ziel New York. Da es in New York eine große Auswanderergemeinde aus Föhr gibt, findet sie sofort Anstellung in einem typischen New Yorker Deli. Der Grund für Inges überstürzte Ausreise wird lange Zeit nur angedeutet, erst gegen Schluss erfahren wir den Grund.
Inge scheint ein wahrer Tausendsassa zu sein, bald ist ihr „magic potato salad“ das Aushängeschild des Ladens und sie erhält das Angebot, ihr eigenes Restaurant zu führen. Obwohl sie anfangs von Heimweh geplagt wird und immer wieder eine Rückkehr nach Föhr in Erwägung zieht, schlägt sie Wurzeln in Long Island, zumal sie in der Zwischenzeit ihre große Liebe kennengelernt hat. Ihr neues Restaurant ist ein Riesenerfolg, sogar JFK und andere Berühmtheiten sind Gäste bei „Tante Inge“, wie sie von ihren Gästen genannt wird.
Für mich war dies der erste Roman von Janne Mommsen. Die Leseprobe versprach einen interessanten Roman über die Geschichte deutscher Auswanderer, ich war daher erstaunt, dass es sich mehr um einen Wohlfühl- und Frauenroman handelt. Über lange Zeit wird ausführlich geschildert, wie unglaublich tüchtig Inge ist und alles, was sie in die Hand nimmt, gelingt. Dabei erledigt sie einfach alles selbst: Restaurant renovieren, Lebensmittel einkaufen, kochen, Gäste bedienen, zwischendurch bleibt sogar noch Zeit für Ausflüge mit ihrem Hauke. Eigentlich müssten ihre Tage 48 Stunden haben.
Nach der Hälfte des Buchs habe ich mich ein wenig gelangweilt. Amüsiert hat mich, dass Inge ihrem Bruder einen amerikanischen Toaster als Hochzeitsgeschenk nach Föhr schickt. Ich hoffe, sie hat auch einen Transformator mitgeschickt, sonst hatte der Bruder wenig Freude an dem Geschenk. Dass sich Inges bisheriger Gönner plötzlich von ihr abwendet, das soll wohl Dramatik in die Geschichte bringen, die Erklärung für sein Handeln erscheint mir wenig glaubhaft.
Die Geschichte wechselt immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit. Inge ist mittlerweile 100 Jahre alt, lebt auf Föhr und will ihre Wahlheimat New York noch einmal sehen. Mit ihrer 20-jährigenUrenkelin Swantje besteigt sie ein Schiff in Richtung USA. Das Buch endet damit, dass die beiden in New York ankommen. Eine Fortsetzung ist wohl bereits in Arbeit, ich bin mir sicher, dass Swantje auch im Jahr 2022 alle Türen in New York offenstehen werden und sie einen kometenhaften Erfolg als Modedesignerin hinlegen wird!
Mein Fazit: ein netter Wohlfühlroman für zwischendurch, der von den anschaulichen Beschreibungen von Föhr und New York lebt. Trotz mancher Längen und obwohl ich etwas ganz anderes erwartet hatte, hat mich dieses Buch gut unterhalten.

Bewertung vom 28.04.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


sehr gut

Landlust und Landfrust
Das Hamburger Ehepaar Ingo und Lara hat das Leben in der Stadt satt. Als sie in dem kleinen Dorf Fehrdorf eine Stunde außerhalb von Hamburg einen leerstehenden Bauernhof finden, scheint das Leben perfekt. Die Kinder Erik und Erin sollen in der Natur, eingebettet in eine Dorfgemeinschaft, aufwachsen. Doch nach einer aufwändigen Renovierung stellt sich die Idylle nicht wie erwartet ein. Das tägliche Pendeln in die Stadt wird für Ingo immer mehr zur Belastung, Lara ist viel allein und kann ihren Job als Illustratorin nicht so ausüben, wie sie sich vorgestellt hatte.
Eines Abends fährt Ingo kurz vor Fehrdorf eine weiße Hirschkuh an. Der hinzugerufene Jäger Uwe besteht darauf, das Tier gemeinsam mit Ingo zu erschießen, da im Dorf erzählt wird, wer eine weiße Hirschkuh erschießt, habe nur noch ein Jahr zu leben. Diesen Fluch will Uwe nicht alleine tragen. Obwohl Ingo und Lara sich über den Aberglauben lustig machen, bleibt ein ungutes Gefühl zurück.
Ich hatte Probleme damit, in das Buch reinzukommen, nach etwa 100 Seiten war ich aber ganz in der Geschichte gefangen und es hat mir Spaß gemacht, die Bewohner von Fehrdorf kennenzulernen. Das Dorfleben ist alles andere als eine Idylle und geprägt von harter Arbeit, sei es im Schweinemastbetrieb oder auf der Hühnerfarm, die nur unter strengsten hygienischen Sicherheitsbedingungen betreten werden kann. Über Laras Anfrage, ob die Kinder sich nicht mal die süßen Küken anschauen können, können die Betreiber nur lachen, viel zu groß ist die Gefahr, Keime einzuschleppen. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen im Dorf werden beleuchtet. Tove ist zum Beispiel mit dem alten Griesgram Enno verheiratet, der sie praktisch als seinen Besitz ansieht. Das Geld, das sie bei ihrem Putzjob verdient, muss sie bei ihm abliefern, dass sie außerdem Tag und Nacht auf dem Hof schuftet, ist für Enno selbstverständlich. Doch Tove erkennt immer mehr, dass sie so nicht den Rest ihres Lebens verbringen will. „Hier Draußen“ ist ein äußerst interessanter Dorfroman ohne den romantisierenden Kitsch diverser Hochglanzmagazine, ein Buch, das ich nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gerne gelesen habe und gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 24.04.2025
Vorsehung
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Und wenn es doch stimmt?
Auf einem australischen Inlandflug steht eine ältere Frau auf und beginnt damit, den Fluggästen ihr Todesjahr und die jeweilige Todesursache vorherzusagen. Manche tun sie sofort als Spinnerin ab, andere sind geschockt, vor allem, da bei manchen der vorhergesagte Todeszeitpunkt schon kurz bevorsteht. Als dann eine junge Frau tatsächlich zum angegebenen Zeitpunkt stirbt, verbreitet sich die Geschichte rasend schnell im Netz. Die Leute sind verunsichert, was, wenn die „Todesdame“ keine Verrückte war, sondern eine tatsächliche Hellseherin?
Große Teile von „Vorsehung“ konnte ich kaum aus der Hand legen. Die Geschichte ist wirklich spannend, zumal die Wahrsagung großen Einfluss auf das weitere Leben der Flugpassagiere nimmt. Einer, dem für das nächste Jahr ein tödlicher Arbeitsunfall prognostiziert wurde, überlegt zum Beispiel, seinen Job zu kündigen. Eine Frau, deren Kleinkind angeblich im Alter von sieben Jahren ertrinkt, belegt zwanghaft jeden Schwimmkurs mit dem Kleinen, den sie finden kann.
Jedes Kapitel beschäftigt sich mit einem anderen Fluggast und dessen Umgang mit der Prophezeiung. Abwechselnd dazu lernen wir die „Todesdame“ kennen, die in Wirklichkeit Cherry Hetherington heißt und deren Mutter tatsächlich ihren Lebensunterhalt mit Wahrsagen verdient hat. Diese Kapitel über Cherry und ihr Leben waren mir zum Teil etwas zu ausführlich. Das ist jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt an einem fesselnden Buch, das mir sehr viel Lesevergnügen bereitet hat!

Bewertung vom 14.04.2025
Wo wir uns treffen
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


sehr gut

Ein Projekt namens Albion
Der Patriarch der Familie, Philip Brooke, ist gestorben und hinterlässt sein 400 Hektar umfassendes Anwesen im ländlichen Sussex seiner ältesten Tochter Frannie. Gemeinsam mit ihr hatte er die letzten zehn Jahre die Renaturierung der riesigen Waldflächen vorgenommen und wollte, dass das Projekt in diesem Sinne weitergeführt wird. Milo, Frannies Bruder, beabsichtigt allerdings auf einem Teil des Landes ein Retreat für reiche Leute errichten, die bereit sind, ein Vermögen für eine Nacht in einem Baumhaus zu bezahlen. Anlässlich der Beerdigung des Vaters kommen die drei Geschwister Frannie, Milo und Isa für ein paar Tage zusammen. Alte Konflikte brechen auf und neue entstehen durch den Besuch einer vermeintlichen Halbschwester aus den USA, die unangenehme Wahrheiten über die Familie ans Licht bringt.

„Wo wir uns treffen“ ist ein sehr vielschichtiger Roman. Die Autorin versteht es hervorragend, die schwierigen Beziehungen der Protagonisten untereinander herauszuarbeiten und gleichzeitig darzustellen, wie die Entwicklung der Personen zu dem, was sie sind, stattgefunden hat. Es werden eine Vielzahl von Themen angesprochen, unter anderem Verantwortung für die Natur und seine Mitmenschen und die Frage, inwiefern die heutige Generation für die Schuld verantwortlich ist, die frühere Generationen auf sich geladen haben.

Ana Hopes Schreibstil hat mir gut gefallen, ihre Sprache ist bildhaft und präzise. Besonders gut gefallen hat mir Frannies Tochter Rowan, die durch ihr Aufwachsen mitten in der Natur und ihr naturwissenschaftliches Interesse vorurteilsfrei an Themen herangeht, mit denen sie bei Gleichaltrigen und ihrer Lehrerin Befremden hervorruft. Ein wirklich lesenswerter Roman, der allerdings teilweise etwas ausufernd ist.

Bewertung vom 14.04.2025
The Surf House
Clarke, Lucy

The Surf House


sehr gut

Surferparadies mit Schattenseiten
Bea hat ihren Job als Model so satt, dass sie von heute auf morgen bei einem Shooting in Marrakesch alles hinschmeißt. Sie irrt durch die Gassen und wird prompt überfallen und bedroht. Zum Glück greift eine Passantin beherzt ein und bewahrt sie vor Schlimmerem. Doch Beas Rucksack mitsamt Pass sind weg. Ihre Retterin Marnie nimmt sie kurzerhand mit an die Küste, wo sie mit ihrem Partner ein Hotel für Surfer betreibt. Bea kommt es wie das reinste Paradies vor, wäre da nicht eine große Summe Geld, die sie schnellstmöglich auftreiben muss.
Eines Tages taucht der Amerikaner Seth auf, der auf der Suche nach seiner Schwester ist. Zuletzt wurde sie in Marnies Surf House gesehen. Bea hilft Seth bei der Suche nach Hinweisen auf Savannahs Verbleib und merkt schnell, dass es viele Ungereimtheiten gibt.
Mir hat das Setting des Romans sehr gut gefallen, das unbeschwerte Surferleben, die jungen Menschen aus aller Herren Länder, Abende am Lagerfeuer am Strand. Die ausführlichen Beschreibungen des Surfens waren auch interessant, das entsprechende Fachvokabular hätte ich allerdings nicht gebraucht. Auch Beas Schwärmen für den attraktiven Nachbarn („mir wurde heiß, als er meinen Namen sagte“) war mir manchmal etwas zu schwülstig. In der Mitte des Buchs plätschert die Story so vor sich hin und ich habe ein bisschen das Interesse verloren. Zum Glück wird es dann wieder spannender und endet in einem rasanten Showdown, bei dem alle losen Enden miteinander verknüpft werden.
„The Surf House“ bietet gute Unterhaltung, Spannung und Lokalkolorit, ist aber sicher kein Buch, das mich nachhaltig beeindruckt.

Bewertung vom 04.04.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


ausgezeichnet

Der Sommer mit Linn
Die Endvierzigerin Annett lebt allein in einem Dorf bei Husum. Ihr Mann ist mit Anfang 30 gestorben, die Tochter Linn längst aus dem Haus. Nach einem Schwächeanfall während eines Vortrags kehrt Linn in ihr Elternhaus zurück, um sich zu erholen und sich darüber klar zu werden, wie sie ihr weiteres Leben gestalten will. Annett ist einerseits froh, die Tochter bei sich zu haben, andererseits ist die Stimmung angespannt, denn Linn weicht ihren Fragen aus und Annett versteht nicht, was die Krise bei Linn ausgelöst hat. Sie war doch immer so selbständig und unabhängig, wie kann es sein, dass sie sich jetzt stunden- und tagelang in ihr Zimmer zurückzieht und nicht weiß, wie es weitergeht? In Gedanken bespricht sie sich mit ihrem verstorbenen Mann Johan, sie weiß genau, welche Fragen er ihr gestellt und welche Ratschläge er ihr gegeben hätte.
Kristine Bilkau hat mit „Halbinsel“ einen sehr berührenden Roman geschrieben, der viele Denkanstöße gibt. Wie erziehen wir unsere Kinder richtig? Kann es zu viel Fürsorge geben? Ein Satz ist mir in Erinnerung: „Aus Fürsorge erwächst Hoffnung, Hoffnungen verwandeln sich in Erwartungen.“ Auch Annett sieht ihre Erwartungen an Linn nicht erfüllt. Langsam beginnen die beiden Frauen sich einander wieder anzunähern und besser zu verstehen.
Das Buch behandelt mit viel Feingefühl und leisen Tönen eine Vielzahl an Themen, die nicht nur Annett und ihre Tochter umtreiben. Verantwortung für die Umwelt, wie möchte ich leben, was erwarte ich vom Rest meines Lebens sind nur einige davon. Unbedingte Leseempfehlung für dieses Buch, das zu Recht mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für den Bereich Belletristik ausgezeichnet wurde!

Bewertung vom 02.04.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Und es war Sommer...
Im Sommer des Jahres 1955 lernt die 17-jährige Beth Gabriel, den Sohn der wohlhabenden Nachbarn, kennen, die auf Gut Meadowland wohnen und sich von den Dorfbewohnern fernhalten. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und verbringen einen wundervollen Sommer miteinander. Gabriels Mutter ist alles andere als begeistert von der Beziehung und gibt Beth zu verstehen, dass Gabriel nie im Leben mit einem Mädchen wie ihr zusammenbleiben wird. Tatsächlich kühlt die Beziehung ab und zerbricht, nachdem Gabriel zum Studium weggezogen ist. Beth ist am Boden zerstört und tröstet sich mit Frank, der schon immer in sie verliebt war. Die beiden heiraten, bekommen einen Sohn, alles scheint perfekt, bis es zu einem tragischen Todesfall kommt. Doch die Ehe hat Bestand und wird erst auf eine harte Probe gestellt, als eines Tages Gabriel wieder nach Meadowland zurückkehrt. Gabriel ist inzwischen ein gefeierter Autor und von seiner Frau getrennt. Obwohl Beth mit Frank glücklich ist, besteht die alte Anziehung zwischen ihr und Gabriel immer noch. Das Resultat ist eine Tragödie.
Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen. Der Sommer, in dem Beth und Gabriel sich verlieben, hat lange verschüttete Erinnerungen an die erste Liebe bei mir geweckt. Ich konnte mich gut in Beth und ihr Dilemma hineinversetzen. Eine Affaire, die heute wahrscheinlich auch von manchen kritisch beäugt würde, war im ländlichen England Mitte der 1950er Jahre ein Skandal. Dass Frank die ganze Zeit zu seiner Frau hält, ja nicht einmal eifersüchtig auf den Rivalen ist, erscheint fast unmöglich. Er verhält sich so edel und großherzig, dass er eigentlich einen Heiligenschein haben müsste! Das ist mein einziger Kritikpunkt an diesem Roman, der übrigens keineswegs so kitschig ist wie sich die Zusammenfassung anhört. Allerdings wird gegen Ende des Buchs klar, warum Frank sich so verhält. Ein überaus fesselndes und lesenswertes Buch!

Bewertung vom 01.04.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

In der Wildnis der Adirondacks
Mitten in der Wildnis der Adirondacks liegt ein Naturreservat, in dem jeden Sommer ein Feriencamp stattfindet. Eigentümer ist die reiche Familie Van Laar, denen das Land seit Generationen gehört.
Im Sommer 1975 nimmt die 13-jährige Tochter der Familie Van Laar, Barbara, am Camp teil. Eines Morgens ist sie verschwunden und eine großangelegte Suche beginnt. Das Tragische an ihrem Verschwinden ist, dass 14 Jahre zuvor ihr Bruder Bear ebenfalls aus dem Camp verschwand und nie gefunden wurde. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorkommnissen? Es kann doch unmöglich ein Zufall sein. Hat womöglich Jacob Slitter, ein aus dem Gefängnis entflohener Mörder, Barbara entführt?
An der Aufklärung beteiligt ist die junge Ermittlerin Judyta, die von ihren männlichen Kollegen kritisch beäugt wird, sich davon aber nicht beirren lässt. Innerhalb der Familie Van Laar trifft Judyta auf eine Mauer des Schweigens, doch sie lässt sich nicht entmutigen und entdeckt so manches, was bisher verborgen geblieben war.
„Der Gott des Waldes“ ist ein sehr vielschichtiges Buch. Einerseits geht es um die beiden verschwundenen Kinder, andererseits erfahren wir viel über die sozialen Verhältnisse der Protagonisten. Die Van Laars verhalten sich wie Großgrundbesitzer früherer Jahrhunderte, ihre Angestellten erscheinen wie Leibeigene.
Ich fand das Buch sehr spannend und gelungen. Was es mit dem Titel auf sich hat, habe ich allerdings bis zuletzt nicht verstanden.

Bewertung vom 28.03.2025
Dunkle Asche
Thomsen, Jona

Dunkle Asche


gut

Ziemlich zäh
In „Dunkle Asche“ wird ein dreißig Jahre alter Mordfall untersucht. Damals lief eine Abiparty völlig aus dem Ruder, am Ende des Abends kam eine der Abiturientinnen im Ferienhaus ihrer Eltern zu Tode. Zur Verwischung der Spuren wurde das Haus angezündet.
Jetzt rollen die beiden Ermittlerinnen Gudrun Möller und Judith Engster vom Cold Case Unit des LKA den alten Fall wieder auf. Auslöser ist, dass ein schwerkranker Mann sein Gewissen erleichtert, indem er von Beobachtungen erzählt, die er damals für sich behalten hatte.
Beim Überfliegen von Rezensionen habe ich gesehen, dass der Krimi des Öfteren als „solide“ bezeichnet wird, was für mich nichts anderes heißt als es ist alles vorhanden, was ein Krimi braucht, aber er ist nichts Besonderes. Die Hauptzutat eines guten Krimis, nämlich Spannung, fehlt allerdings über weite Strecken. Was mich sehr genervt hat, ist das Privatleben der beiden Ermittlerinnen. Gudrun verbringt gleich zu Beginn eine Nacht mit einer viel jüngeren Touristin. Danach überlegt sie ewig, was sie machen soll, nochmal ein Date oder nicht und sowieso kommt ständig der Job dazwischen. So what! Wen interessiert das denn, mich jedenfalls nicht. Bei Judith wird ein großes Rätsel darum gemacht, warum sie ihren alten Job aufgegeben hat.
Gegen Ende des Buchs kommt dann endlich etwas von der lange vermissten Spannung auf, allerdings ist die Auflösung des Falls wenig glaubhaft und vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Ich war jedenfalls froh, das Buch aus der Hand legen zu können, denn es hat meine Erwartungen ganz und gar nicht erfüllt.

Bewertung vom 22.03.2025
Schmerz (eBook, ePUB)
Jónasson, Jón Atli

Schmerz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein ungewöhnliches Ermittlerduo
Die Polizistin Dora war seit Jahren an keinem Einsatz mehr beteiligt. Genauer gesagt, seit sie bei einem Einsatz in den Kopf geschossen wurde und nur knapp überlebte. Seitdem funktioniert ihr Gehirn nicht mehr wie zuvor. Manches fällt ihr schwer, andererseits bemerkt sie Dinge, die anderen verborgen bleiben. Als eine Großrazzia stattfindet, an der sämtliche Kollegen beteiligt sind, bleibt nur Dora übrig, die nach einem verschwundenen Teenager suchen soll. Ein anderer Kollege ist allerdings auch von der Razzia ausgeschlossen: Rado, gegen dessen Schwiegervater sich die Razzia richtet. Die beiden Außenseiter haben von Anfang an einen guten Draht zueinander und setzen alles daran, das bei einer Klassenfahrt verschwundene Mädchen aufzuspüren. Doch trotz größter Bemühungen kommen sie nicht voran. Erst nach vier Monaten kommt Licht in die Sache.
Mir haben die beiden ungewöhnlichen Ermittler sehr gut gefallen. Wir erfahren viel über das Privatleben der beiden, was mir manchmal bei Krimis zuviel ist, hier aber passt. Die Auflösung des Falls ist etwas strange, aber ich fand’s nicht schlecht. Ich freue mich schon auf Dora und Rados nächsten Fall, der nächste Band der Reihe ist für Herbst 25 angekündigt.