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Habbo
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2025
Rupflin, Alexander

Protokoll eines Verschwindens


sehr gut

Am Ende ist man ziemlich erschüttert. Und man weiß nicht recht, wie man diese Lektüre beschreiben soll. Roman steht auf dem Titel. Mag man aber so nicht unterschreiben. Der Titel Protokoll ... trifft es besser. Auch der Werdegang des Autors, u.a. als Reporter des Zeit Magazins Verbrechen und Mitbegründer einer Autorenagentur, die sich der literarischen Reportage widmet, kommt einer möglichen Beschreibung und Bewertung dieser Geschichte recht nahe. Denn es ist die Reportage eines Aufsehen erregenden Verbrechens, das seinerzeit hohe Medienwellen geschlagen hatte. Und eine Beschreibung der betroffenen Familienmitglieder des Opfers sowie des Täters. Literarisch, weil viele Vergleiche, Zitate von Schriftstellern und Szenenwiederholungen vorkommen. Die Wahrnehmungen, Fremd- und Selbstwahrnehmungen detailliert beschrieben werden. Und durch die sprachliche Aufbereitung dieses Protokolls. Wer True Crime erwartet hat, liegt hier falsch. Wer den damaligen Fall aus einer anderen Perspektive als sensationsgieriger Medien wahrnehmen möchte, liegt hier besser. Wer literarische Reportage mag, wie immer die auch definiert sein mag, liegt genau richtig.

Bewertung vom 23.08.2025
Mentges, Jennifer

Elternhaus


gut

Schöne, ausgewählte Formulierungen begleiten die Erzählung. Man könnte sagen, fast literarisch. Dafür aber spannungsarm, bis auf den Schluss, da nimmt die Geschichte noch einmal Drive auf. Aber die ganze Geschichte, die von einem ehemals herrschaftlichen Haus einer Reederfamilie handelt, das seit Jahren verfällt, ist von fraglicher Moral. Jeder der Protagonisten hat etwas zu verbergen oder spielt ein falsches Spiel. Mindestens zwei der Akteure sind besessen von diesem Haus, das eine dieser Personen zusammen mit ihrem Mann erwirbt und aufwändig restauriert. Worauf diese Besessenheit gründet, wird in dieser düster-tragischen Geschichte nach und nach enthüllt und ziemlich gewalttätig beendet. Durch die ausgefeilt Schreibe liest sich das Buch sehr gut, aber es bleibt ein ungutes Gefühl zurück.

Bewertung vom 20.08.2025
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1


sehr gut

Eine ältere, aber fitte und vor allem neugierige Dame mit Haus an der Themse, die das Nacktschwimmen in derselben sehr schätzt. Ein Schuss in der Dunkelheit, den die Polizei nicht ernst nimmt. Ein verschwundener Nachbar. Da muss was geschehen, will sagen, die Sache muss in die eigene Hand genommen werden. Und fertig ist ein Agatha Christie im Heute. Statt Mr Stringer stehen Judith Potts eine Hundesitterin und eine etwas neurotische Pfarrersfrau zur Seite. Sehr zum Missfallen der zuständigen, aber zunehmend überforderten, Detective Sergeant Tanik Malik ermitteln die drei im zunehmend mysteriösen Fall, dem weitere folgen, munter drauflos. Nicht erfolglos, muss man zugestehen. Very british in Erzählung, Handlung und den Charakteren. Liebenswert und für alle, die Agatha Christie schon immer geliebt haben, fast ein Muss.

Bewertung vom 19.08.2025
Maurer, Jörg

Kommissar Jennerwein darf nicht sterben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.15


ausgezeichnet

Wellnessurlaub, Auftragskiller und Künstliche Intelligenz – wie passt das zusammen? Gekonnt konstruiert Jörg Maurer einen Fall um Jennerwein herum, dem es an Winkelzügen, Raffinesse und hintergründigem Humor nicht mangelt. Jennerwein lässt sich auf einen Fall eines verschwundenen Managers ein, der ihn in die Tiefen der KI entführt, in Augmented Reality, Fabriken ohne Menschen, ausschließlich von Robotern geführt für alle erdenklichen Lebensbereiche. Eigentlich so gar nicht seins. Dabei entkommt er den geplanten Anschlägen eines Auftragskillers immer wieder – eher zufällig, weshalb der darum gar nicht weiß. Eine Stalkerin kommt noch hinzu und auch noch Zug um Zug die neue Ehefrau, deren Identität bis zum Schluss geheim gehalten wird. Ein gekonntes Konstrukt mehrerer ineinandergreifender Geschichten. Bildreich, humorvoll, manchmal satirisch erzählt. Wieder mit zahlreichen Anspielungen auf Filmwelt und Theater verlinkt. Mit aberwitzigen Gedanken und Dialogen gespickt. Abgründig gut, behauptet der Klappentext. Kann man unterschreiben.

Bewertung vom 18.08.2025
Maurer, Jörg

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine schier ausweglose Situation, in die Jennerwein da geraten ist. Und seines Teams beraubt. Herrlich, wie der Autor Jennerwein agieren lässt – und das Team um Nicole Schwattke. Schön aneinander vorbei – anders geht es aber auch gar nicht. Dazu die Geschichte in der Geschichte durch die jedem Kapitel voraus gestellte Aufgabe und die Leitlinien, die der Autor konsequent nicht einhält. Flott erzählt, mit vielen Anspielungen, bestimmte Ereignisse und/oder Personen betreffend. Spannungsgeladen durch wechselnde Perspektiven, gelungene Wortspiele, absurde Situationen. Witzig in den Dialogen, wie z.B. Knapp ins Herz ist auch letal. Maurer baut sich auch selbst ein. Und lässt zum Schluss doch wieder Einiges offen. Herrlich skurril, die Geschichte. Man hofft, dass das, was alle Akteure von ihrem künftigen beruflichen Dasein erwarten, nicht eintrifft.

Bewertung vom 16.08.2025
Benedict, Emilia

Stegnontitis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rasant, aus wechselnden Perspektiven, eindringlich erzählt, diese Geschichte um Morde, die von bis dato unschuldigen Menschen verübt wurden, die unter Angststörungen leiden. Sie werden schnell gefasst, weil es Zeugen gab und sie selbst vorgeben, sich an nichts zu erinnern. Man will die Tötungsdelikte schnell ad Acta legen, denn die Täter sind gefasst, wenngleich die Häufung zu denken geben sollte. Und dann auch noch ein Massengrab. Die Autorin führt die Ermittler wie die Leser gekonnt in die eine oder andere Irre. Ermittler, Opfer und Täterschaft kommen zu Wort. Man meint zwischendurch, die Geschichte habe mehrere Ebenen. Zum Schluss löst sich alles ein wenig hektisch auf, aber es ist ja auch Gefahr im Verzug.

Bewertung vom 13.08.2025
Seinsche, David

Tief unter dem Schnee Ein fesselnder Finnland-Krimi, der bis zur letzten Seite den Atem raubt (eBook, ePUB)


gut

Ein nackter Toter in einem verschneiten Wald bringt im verschlafenen Nurmes die Ermittler gehörig ins Trudeln. Der Getötete hatte viel vor in „seiner“ Stadt, was einigen Einwohnern, Stadtratmitgliedern und einem Traditionsverein gehörig gegen den Strich ging. Gegner, Feinde gar, zuhauf. Das darüber hinaus etwas anrüchige Privatleben des Opfers führt ins 500 km entfernte Rovaniemi, wo sie der dortigen Revierleiterin in die Quere kommen. Überhaupt neigt Jussi, einer der Ermittler, zu Überreaktionen, Übergriffen und Alleingängen, was nicht nur seine Partnerin entnervt, auch als Leser möchte man ihm gerne mal „eine klatschen“. Ansonsten zügig und abwechslungsreich erzählt, die Besonderheiten, insbesondere des finnischen Nordens, aufzeigend, spannend gehalten.

Bewertung vom 12.08.2025
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 7: Das goldene Öl (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die kleine Citta Fontenaia wird erneut von Verbrechen heimgesucht. Erst wird die Halle der Olivenöl Kooperative abgefackelt, dann der Commissario schwer in Misskredit gebracht, der Bürgermeister verdächtigt und das Gerücht von Bestechung und Korruption in Bezug auf die Olivenöl-Verkostung und -Prämierung in Umlauf gebracht. Das führt sowohl zu merkwürdigen Allianzen, als auch zu schweren Loyalitätskonflikten, die aber zügig, wendungsreich, spannend, humorvoll, von leichter Hand geschrieben und mit viel Urlaubsflair aufgelöst werden. Die Grundlage zum nächsten Band ist auch schon gelegt, so dass man sich auf Folgendes freuen kann.

Bewertung vom 07.08.2025
Hofbauer, Christian

Betrügerei auf Norderney Ein Nordsee Krimi (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Caddy, der durchgehend hupt - und dann nie wieder, ein „Undercover Job“, der mit frittiertem Handy und angesenktem Haupthaar endet, ein Pincode der irgendwas mit 56 am Ende sein könnte … die Inselcops haben es drauf, für Chaos und Verwirrung zu sorgen. Ob sie den Fall auflösen können, in dem es um eine verschwundene Tote geht, die allerdings dann doch recht lebendig wieder auftaucht, um einen Toten und mehreren Mordversuchen. Und offenbar Immobilienbetrug. Chaotisch, bizarr, lachmuskelstrapazierend geht es im dritten Inselcops Krimi zu. Der Autor hat noch mal eine Schippe draufgelegt.

Bewertung vom 05.08.2025
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2


sehr gut

Der zweite Band mit Jon und Svea, in dem beide erneut durch persönliche Ereignisse in der Vergangenheit stark abgelenkt sind vom aktuellen Fall, der bizarrer und schrecklicher nicht sein kann. Ein Toter, dem das Herz herausgerissen, der Kopf abgetrennt und ein Tierkopf angenäht wurde. Man dreht sich bis zum alsbald darauf folgenden weiteren Mord nach gleichem Muster und einer Entführung im Kreise. Wieder wechselnd aus Sicht der beiden Ermittler temporeich erzählt. Retrospektiven erhellen den Hintergrund und Ursachen. Manches bleibt ungeklärt, das Ende etwas offen. Die Taten schwer erträglich. Gut konstruiert und mit gutem Spannungsbogen. Die Ablenkungen aus dem privaten Bereich bei beiden Ermittlern etwas überbordend, ebenso wie die Darstellung von deren Befindlichkeiten. Neugierde auf die nächste Folge ist in jedem Fall geweckt.