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Habbo
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 482 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2025
Johnson, Jill

Nachtschattengewächse


sehr gut

Eine Geschichte um eine völlig verwahrloste Person, die jeglichen zwischenmenschlichen Kontakt meidet und sich ausschließlich um ihre auf dem Dachgarten gezogenen, gehegten und gepflegten und meist illegal verschafften, höchst giftigen Pflanzen kümmert. Der Verlust ihrer großen Liebe vor zwanzig Jahren, der Tod des Vaters vor einem und ein Vorfall, der ihr den Job kostete, hat Professorin Eustacia Amelia Rose zu einer Außenseiterin und unsozialen Person gemacht. Eine Voyeurin, die plötzlich in einen vermeintlichen Entführungsfall hinein gezogen wird und sie weit zurück in ihre Vergangenheit führt. Eine Geschichte, die aus Andeutungen besteht, aus teils verwirrenden Vermutungen von Eustacia, aus einer Anhäufung von Personen, die allesamt falsch spielen und nicht die sind, die sie vorgeben zu sein. Der Klappentext verspricht einen Krimi, der anders als die Norm ist. Stimmt. Sehr eindringlich geschrieben, sehr detailliert die mannigfaltigen Störungen der Eustacia beschreibend, ein versöhnliches Ende offerierend.

Bewertung vom 08.09.2025
Troi, Heidi

Tote wohnen besser


sehr gut

Lovis will sich gerne mal wieder um die Apfelernte drücken. Da kommt ihm der Anruf des ehemaligen Dorfschullehrers gerade recht. Der braucht Hilfe, denn er wird des Mordes an seinem Vater verdächtigt. Durch unsensible Reaktion ist er den potenziellen Fall aber gleich wieder los. Und ausgerechnet der Konkurrent um die Detektiv-Konzession zieht ihn da wieder herein. Von da an geht es heftig ab mit Anfeindungen, Verdächtigungen, Eifersuchtsdramen, Naivität ohne Ende - Lovis in Reinkultur. Locker, leicht, mit vielen Anspielungen auf aktuelle Probleme, aber ohne Polemik erzählte Südtiroler Geschichte, bei der man sich gerne mal ein Gläschen Weißwein gönnt, mit versöhnlichem Ende.

Bewertung vom 07.09.2025
Tägder, Susanne

Die Farbe des Schattens


sehr gut

Auch im zweiten Band um KHK Groth geht es noch sehr um unaufbereitete jüngste Vergangenheit zur Zeit der Wende und die ungeheure Wut, die man in den ostdeutschen Bundesländern allseits spüren kann. Diese stellt sich auch in diesem Fall um einen verschwundenen Jungen den Ermittlern nicht selten in den Weg. Besonders Groth muss feststellen, dass man ihm, einem Bauchgefühl folgend, dass dieser Fall mit einem sechs Jahre zurückliegenden in Zusammenhang stehen könnte, falsche Ermittlungsansätze unterstellt und dass er diesen Fall nicht konsequent verfolgt. Der Titel des Buches trifft diese düstere Geschichte sehr genau. Auch der zwischenzeitlich der Gruppe zugeordnete Name „Nachtschatten“. Diese Schatten ziehen sich in Wort und bildreicher Beschreibung durch die gesamte Geschichte hindurch, die wieder sehr erzählerisch, literarisch dargestellt ist und mit schönen Wortbilden und Vergleichen arbeitet. Auch hier ein flacher Spannungsbogen. Man fliegt aber dennoch durch diese Geschichte hindurch.

Bewertung vom 30.08.2025
Born, Leo

Blinde Rache / Mara Billinsky Bd.1


sehr gut

Es mutet merkwürdig an, wenn man diesen ersten Mara Billinsky-Fall liest, nachdem man schon mehrere spätere Bände der Reihe gelesen hat. Nun also ihr schwieriger Einstieg in das Frankfurter Mordermittler-Team. Man will sie dort nicht, übergibt ihr einen aussichtslosen Fall und stellt ihr einen Schreibtisch-Täter zur Seite. Dermaßen alleine gelassen, versucht sie sich sturköpfig durchzubeißen. Mehrere weitere Mordfälle, bei denen es - außer durch die äußerst brutalen Foltermethoden - keinerlei Zusammenhänge zu geben scheint, lassen bei Mara eine Theorie entstehen, der aber von keiner Seite Beachtung geschenkt wird. Und trotz einiger Erfolge in einer Einbruchsserie und einem groß angelegten Drogendeal, die auf Maras Ermittlungen zurückzuführen sind, wird sie aus dem Team ausgeschlossen. Sehr eingängig geschrieben. Die Charaktere so dargestellt, dass man sie vor sich sieht. Man kann einerseits Maras Besessenheit, sich durchzusetzen und im Team aufgenommen zu werden, verstehen. Man möchte den Macho-Kollegen gerne in den Hintern treten. Andererseits sind Maras Alleingänge manchmal nur schwer nachzuvollziehen. Insgesamt eine spannende Lektüre und man weiß nun endlich, wie alles begann. Wer den ersten Band bisher noch nicht gelesen hat, sollte das nachholen.

Bewertung vom 24.08.2025
Rupflin, Alexander

Protokoll eines Verschwindens


sehr gut

Am Ende ist man ziemlich erschüttert. Und man weiß nicht recht, wie man diese Lektüre beschreiben soll. Roman steht auf dem Titel. Mag man aber so nicht unterschreiben. Der Titel Protokoll ... trifft es besser. Auch der Werdegang des Autors, u.a. als Reporter des Zeit Magazins Verbrechen und Mitbegründer einer Autorenagentur, die sich der literarischen Reportage widmet, kommt einer möglichen Beschreibung und Bewertung dieser Geschichte recht nahe. Denn es ist die Reportage eines Aufsehen erregenden Verbrechens, das seinerzeit hohe Medienwellen geschlagen hatte. Und eine Beschreibung der betroffenen Familienmitglieder des Opfers sowie des Täters. Literarisch, weil viele Vergleiche, Zitate von Schriftstellern und Szenenwiederholungen vorkommen. Die Wahrnehmungen, Fremd- und Selbstwahrnehmungen detailliert beschrieben werden. Und durch die sprachliche Aufbereitung dieses Protokolls. Wer True Crime erwartet hat, liegt hier falsch. Wer den damaligen Fall aus einer anderen Perspektive als sensationsgieriger Medien wahrnehmen möchte, liegt hier besser. Wer literarische Reportage mag, wie immer die auch definiert sein mag, liegt genau richtig.

Bewertung vom 23.08.2025
Mentges, Jennifer

Elternhaus


gut

Schöne, ausgewählte Formulierungen begleiten die Erzählung. Man könnte sagen, fast literarisch. Dafür aber spannungsarm, bis auf den Schluss, da nimmt die Geschichte noch einmal Drive auf. Aber die ganze Geschichte, die von einem ehemals herrschaftlichen Haus einer Reederfamilie handelt, das seit Jahren verfällt, ist von fraglicher Moral. Jeder der Protagonisten hat etwas zu verbergen oder spielt ein falsches Spiel. Mindestens zwei der Akteure sind besessen von diesem Haus, das eine dieser Personen zusammen mit ihrem Mann erwirbt und aufwändig restauriert. Worauf diese Besessenheit gründet, wird in dieser düster-tragischen Geschichte nach und nach enthüllt und ziemlich gewalttätig beendet. Durch die ausgefeilt Schreibe liest sich das Buch sehr gut, aber es bleibt ein ungutes Gefühl zurück.

Bewertung vom 20.08.2025
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1


sehr gut

Eine ältere, aber fitte und vor allem neugierige Dame mit Haus an der Themse, die das Nacktschwimmen in derselben sehr schätzt. Ein Schuss in der Dunkelheit, den die Polizei nicht ernst nimmt. Ein verschwundener Nachbar. Da muss was geschehen, will sagen, die Sache muss in die eigene Hand genommen werden. Und fertig ist ein Agatha Christie im Heute. Statt Mr Stringer stehen Judith Potts eine Hundesitterin und eine etwas neurotische Pfarrersfrau zur Seite. Sehr zum Missfallen der zuständigen, aber zunehmend überforderten, Detective Sergeant Tanik Malik ermitteln die drei im zunehmend mysteriösen Fall, dem weitere folgen, munter drauflos. Nicht erfolglos, muss man zugestehen. Very british in Erzählung, Handlung und den Charakteren. Liebenswert und für alle, die Agatha Christie schon immer geliebt haben, fast ein Muss.

Bewertung vom 19.08.2025
Maurer, Jörg

Kommissar Jennerwein darf nicht sterben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.15


ausgezeichnet

Wellnessurlaub, Auftragskiller und Künstliche Intelligenz – wie passt das zusammen? Gekonnt konstruiert Jörg Maurer einen Fall um Jennerwein herum, dem es an Winkelzügen, Raffinesse und hintergründigem Humor nicht mangelt. Jennerwein lässt sich auf einen Fall eines verschwundenen Managers ein, der ihn in die Tiefen der KI entführt, in Augmented Reality, Fabriken ohne Menschen, ausschließlich von Robotern geführt für alle erdenklichen Lebensbereiche. Eigentlich so gar nicht seins. Dabei entkommt er den geplanten Anschlägen eines Auftragskillers immer wieder – eher zufällig, weshalb der darum gar nicht weiß. Eine Stalkerin kommt noch hinzu und auch noch Zug um Zug die neue Ehefrau, deren Identität bis zum Schluss geheim gehalten wird. Ein gekonntes Konstrukt mehrerer ineinandergreifender Geschichten. Bildreich, humorvoll, manchmal satirisch erzählt. Wieder mit zahlreichen Anspielungen auf Filmwelt und Theater verlinkt. Mit aberwitzigen Gedanken und Dialogen gespickt. Abgründig gut, behauptet der Klappentext. Kann man unterschreiben.

Bewertung vom 18.08.2025
Maurer, Jörg

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine schier ausweglose Situation, in die Jennerwein da geraten ist. Und seines Teams beraubt. Herrlich, wie der Autor Jennerwein agieren lässt – und das Team um Nicole Schwattke. Schön aneinander vorbei – anders geht es aber auch gar nicht. Dazu die Geschichte in der Geschichte durch die jedem Kapitel voraus gestellte Aufgabe und die Leitlinien, die der Autor konsequent nicht einhält. Flott erzählt, mit vielen Anspielungen, bestimmte Ereignisse und/oder Personen betreffend. Spannungsgeladen durch wechselnde Perspektiven, gelungene Wortspiele, absurde Situationen. Witzig in den Dialogen, wie z.B. Knapp ins Herz ist auch letal. Maurer baut sich auch selbst ein. Und lässt zum Schluss doch wieder Einiges offen. Herrlich skurril, die Geschichte. Man hofft, dass das, was alle Akteure von ihrem künftigen beruflichen Dasein erwarten, nicht eintrifft.

Bewertung vom 16.08.2025
Benedict, Emilia

Stegnontitis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rasant, aus wechselnden Perspektiven, eindringlich erzählt, diese Geschichte um Morde, die von bis dato unschuldigen Menschen verübt wurden, die unter Angststörungen leiden. Sie werden schnell gefasst, weil es Zeugen gab und sie selbst vorgeben, sich an nichts zu erinnern. Man will die Tötungsdelikte schnell ad Acta legen, denn die Täter sind gefasst, wenngleich die Häufung zu denken geben sollte. Und dann auch noch ein Massengrab. Die Autorin führt die Ermittler wie die Leser gekonnt in die eine oder andere Irre. Ermittler, Opfer und Täterschaft kommen zu Wort. Man meint zwischendurch, die Geschichte habe mehrere Ebenen. Zum Schluss löst sich alles ein wenig hektisch auf, aber es ist ja auch Gefahr im Verzug.