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SternchenBlau

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Insgesamt 182 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2025
Talbot, Rosie

Sixteen Souls - Wovor die Toten sich fürchten (MP3-Download)


sehr gut

Gruselig, fast schon zu sehr

Ich glaube, mein Sohn und ich haben noch nie so lange an einem Buch gelesen, deutlich über ein Jahr. Aber, das gehört auch dazu – und darum stehen am Ende trotzdem aufgerundete 4 Sterne über unserer Bewertung – wir wollten „Sixteen Souls“ nie abbrechen, weil wir immer wissen wollten, was passiert.

Eine Diskrepanz entstand sicherlich durch die Erwartung mit der Altersempfehlung 12 Jahren, die der Hörbuch Verlag Argon gibt. Mein Sohn war knapp 13, als wir zum Hören anfingen, und wir waren schon ganz schön baff, wie düster und gruselig es hier wird. Obwohl mein Sohn bei Fantasy wirklich nicht zimperlich ist, wollte er das Hörbuch nicht vor dem Schlafengehen lesen, weil er es so gruselig ist. Schon das verlängerte die Lesezeit drastisch, weil so viele mögliche Lesemomente wegfielen. Auch vom Rhythmus her sind die grusligen, spannenden Stellen wirklich sehr lange, so dass wir hier nicht nur kurz mal 15 Minuten hören konnten, sondern es wirklich längere Einheiten sind, bis dann mal ein entspannterer Moment kommt, an dem eine Pause möglich ist. Beim Finale gab es dann ganze zwei Hörstunden keinen Moment mehr zum Durchatmen. Daher ist die Empfehlung vom Loewe Verlag, bei dem das Printbuch erscheint, ab 14 deutlich stimmiger. Und zu ängstlich sollten die Teenager auch nicht sein. Denn hier sterben wir die Tode nicht nur einmal, durch die sogenannten Todesschleifen werden sie auch durchaus mal häufiger durchlebt. Und dann sind die ganz unterschiedlichen Bösewicht*innen richtig gruselig mit ganz unterschiedlichen Agenden.

Was definitiv auf der Plus-Seite steht und uns bei „Sixteen Souls“ sehr gut gefallen hat:

Mit dem 16jährigen Charlie haben wir einen Protagonisten gefunden, der mit seiner Behinderung einerseits sehr hadert, aber auch zeigt, dass sie ihn nicht darin hindert, sein Schicksal und seine Heldenreise anzunehmen. Seitdem er nämlich fast an den Folgen eine Meningitis gestorben wäre, wurden ihn nicht nur beide Beine amputiert, sondern er kann seitdem auch Geister sehen.

Und dann ist Charlies’ queere Liebesgeschichte mit Sam, der sich in sein Leben drängt und der ebenfalls Geister sehen kann, so absolut wholesome und zudem eine stimmige Repräsentanz für einen trans Protagonist*in.

Uns gefielen auch die spannenden Geistercharaktere und ihre Geschichten. Viele davon stehen Charlie und Sam sehr freundschaftlich zur Seite.

Gerade durch diese vielen Geschichten wurde es aber häufiger unübersichtlich, wer denn nun gleich nochmal wer war. Das ist alles so dicht geschrieben, dass es dann erst beim darüber nachdenken auffällt, aber manchmal hilf der Zufall dem Plot schon sehr auf die Sprünge. So verlagert sich eine Todesschleife genau in Charlies Schulhof, so dass er darin landet. Alles im allem würde es „Sixteen Souls“ guttun, wenn es nicht ganz so überfrachtet wäre. Trotz der teilweise extrem hohen Spannung zog es sich absurderweise durch die Überfrachtung.

Richtig gut gefiel uns die Lesung von Jacob Weigert, dessen Interpretation die Geschichte an vielen Stellen aber nochmal mehr gruselig gestaltete.

Definitiv ein ungewöhnliches (Hör)Buch, das wir frühestens ab 14 Jahren empfehlen. Wir schwanken zwischen 3 und 4 Sternen, landen bei 3,5, die wir wegen der gelungen Diversität und der anrührenden Liebesgeschichte auf 4 Sterne aufrunden.

Bewertung vom 29.11.2025
Kling, Marc-Uwe

Elon & Jeff on Mars


ausgezeichnet

„Den könnt ich auf den Mond schießen“ gilt ja gemeinhin nicht als Kompliment. Und diese zwei Zeitgenossen schießen sogar auf den Mars, selber und absolut freiwillig: Elon und Jeff, bei denen jedwede Ähnlichkeiten mit realen Überreichen komplett zufällig sind. Nachdem deren absurde Abenteuer in Highlight bei den eh schon grandiosen Känguru-Comics waren, bescheren uns Marc-Uwe Kling und Illustrator Bernd Kissel nun einen kompletten Comic-Band, der die beiden (oder gar drei) „Marsianer“ in ihrem neuen Habitat zeigt. Und da wir als ganze Familie Kling-Fans sind, wollten wir uns das nicht entgehen lassen. Und wir haben bei dieser Mars-Mission sehr gerne Mäuschen gespielt: Über die Mächtigen zu lachen ist das Herz der Satire.

Aber eine Mission sollte eigentlich ein Ziel und Sinn haben, aber hier geht es ums Ego und um Reviermarkierung – macht aber sehr viel Spaß, dabei zuzugucken. Moralisch sind Jeff und Elon mehr als grau, trotzdem gestalten sie Kling und Kissel unglaublich nahbar, mit feinen Empathie, ohne, dass ich Sympathie oder gar Identifikation aufbringen musste. Das erzeugt eine spannende Beziehung zu den Charakteren, gerade weil manche reale Überreiche medial mit einem starken Geniekult gehuldigt wurden – für vermeintlich bahnbrechende Ideen und radikale Ansätze. Diesen Geniekult bricht „Elon und Jeff“ total witzig auf, Jeff und Elon werden hier ikonisch, aber das Heldentreppchen fehlt. Und Hinter den Lachern, die Kling und Kissel hier so amüsant bauen, stecken auch immer gesellschaftskritische und philosophische Fragen. Das geht dann auch schnell mal um die konkreten Figuren hinaus, z.B. über die Sinnhaftigkeit von Grenzen und Grenzzäunen. Von der Geschwindigkeit fand ich einige Stellen langsamer, als ich es von Kling sonst gewohnt bin. Die Geschichten lohnen aber auch einen zweiten, dritten, vierte Blick absolut, was hinter den nur scheinbar banalen Kabbeleien der beiden Tech-Milliardäre liegt. Dazu gibt es Eastereggs zu entdecken. Das konzentrierte und wiederholte Lesen lohnt sich auch, weil vieles auch in der feinen Mimik der Figuren liegt. Diese sind letztendlich nur Menschen, ähm, fiktive Comic-Figuren, in den unendlichen Weiten auf dem Mars auf sich selbst zurückgeworfen werden.

Neben den kleinen Episoden spinnt Kling noch einen Bogen über den ganzen Band. Vielleicht würdest du die beiden ja tatsächlich auf den Mond schießen? Hier kannst du Mäuschen spielen, was dann passiert. 4,5 von 5 Sternen, weil mein Sohn ebenfalls richtig viel Spaß hatte, aber die Känguru-Comics nochmal besser und schneller fand. Und irgendwo müssen wir in unserer Kling-Begeisterung ja auch mal abstufen. Der Comic lohnt sich auf alle Fälle für alle, die gerne über die (viel zu) Mächtigen lachen wollen.

Bewertung vom 29.11.2025
Maiwald, Stefan

Alle weg


gut

Launig
Wie gerne würde ich oft Mäuschen spielen, an Orten, an denen wir als Uneingeweihte keinen Zutritt haben. Das ist der Reiz von „Alle weg“, in dem uns Stefan Maiwald Mäuschen spielen lässt und uns die Adria in der Nebensaison zeigt.

Ausgangspunkt für viele launige Episoden, mit denen Maiwald die Leute von Gardo skizziert, ist Pinos Bar, die jenseits der überlaufenen Sommermonate wohl einen ganz anderen Flair atmet. Das Publikum, die Nachbar*innen, Bekannte und Freund*innen schildert Maiwald sehr lebensnah, ich kann mir richtig gut vorstellen, wie sie sich in hitzige Diskussionen vertiefen. Und das Buch weckt eine innige Italiensehnsucht, die ihr vielleicht auch gut kennt.

Tiefe Charakterportraits braucht ihr allerdings nicht erwarten. In „Alle weg“ geht es statt um eine existenzielle Auseinandersetzung um humorige Pointen, die auch nicht alle bei mir zünden konnten. Manchmal kam mir der Satz in den Sinn, lieber auf einen guten Freund verzichtet, als auf einen guten Witz. So nervte mich manchmal der Tonfall. Maiwald kokettiert immer wieder damit, dass er nur der zugezogene Deutsche ist und daher alles viel weniger weiß. Das passt manchmal nicht zu seinem Blickwinkel, der zwar nicht besserwisserisch sein soll, aber in der Bewertung seines Gegenübers dann aber für mich doch diesen Drive bekommt.

Das wären noch knappe 4 Sterne, aber dann verhebt sich Maiwald bei einigen Formulierungen. So finde ich weder die Verwendung des I-Wortes gut (der Autor mag es wohl so sehr, dass er es gleich zwei Mal benutzt), noch glaube ich, dass „als stünde der Russe vor der Tür“ in einem Buch, das 2025 erscheint und damit 3 Jahre nach dem eskalierten russischen Krieg gegen die Ukraine, noch zeitgemäß ist. Und soll „von alten süditalienischen Familienbetrieben gegängelt wird“ eine launige (aka verharmlosende) Chiffre für die Mafia sein? Manchmal ist das Buch dann einfach ungenau wie bei „Niemand stirbt mehr an einem eitrigen Blinddarm“, was gerade bei Frauen falsch ist, leider. Und dass in überall in Deutschland die Weihnachtsbäume bereits am 1. Advent geschmückt würden, ist zumindest in Süddeutschland eine sehr neue Mode, die aus den USA zu uns herüberschwappte.

Zur launigen Unterhaltung völlig okay, aber weil die Tiefe fehlt und mich einige Sachen wirklich störten, gibt es von mir 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 29.11.2025
Easton, Grace

Das Haus mit der kleinen roten Tür


ausgezeichnet

Hinter diesen Papiertüren lässt sich so viel entdecken. Am Ende sogar ein Zuhause. Zauberhaft.

Ein Haus mit Einsamkeit, da fehlt etwas. Da geht dem Mädchen Olivia hinter ihrer roten Tür ebenso wie der kleinen Maus in ihrem wundervollen Baumhaus. Doch durch den vielen Schnee macht es „Knack“ und Maus‘ Baum, ihr Haus, gibt es nicht mehr. Die beiden gehen auf die Suche, doch Teekanne oder Kuckucksuhr haben ihre Tücken. Die allerbeste Lösung finden Olivia und Maus erst am Ende.

Dieses Bilderbuch ist einfach zauberhaft. Zur schönen Geschichte mit Winteratmosphäre um Freundschaft und Zuhause bestechen hier die Papierklappen, hinter denen ihr so viel entdecken könnt. Besonders gegellt nur, dass es auch viele kleine Gegenstände darunter sind. Achtung allerdings bei kleineren Kindern und solchen, die mit der Feinmotorik noch üben. Die Verlagsempfehlung ist ab 4, für Geschichte und Illustrationen klappt auch ab 3 sicherlich sehr gut, aber ggf. solltet ihr die Papierklappen dann eher selber öffnen und aufklappen. Und generell ist einem so zauberhaftes Buch beim Alter nach oben hin keine Grenze gesetzt.

Wirklich zauberhaft. 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 04.11.2025
Welliver, Melissa

Soulmates and Other Ways to Die


sehr gut

Apokalypse in witzig mit einer charmanten Liebesgeschichte. Stellenweise verhebt sich der Jugendroman allerdings an der Tonalität.

Was für eine Idee: Die Menschheit wurde ziemlich dezimiert, denn durch eine Mutation sind alle mit ihrem Seelenverwandten verbunden. Und wenn diese Person stirbt, stirbt die Seelverwandte auch. Mittendrin ist Zoe, die versucht mit größter Vorsicht durchs Leben zu gehen. Da hat sie nicht mit ihrem Seelenverwandten und Draufgänger Milo gerechnet.

Der ironische und witzige Ton gefiel mir am Anfang richtig gut. Angesichts von Erderhitzung und den Gefahr von Pandemien und Krieg brauchen wir eine Apokalypse, über die wir lachen können. Und ich mochte das Gegensatzpaar Zoe und Milo, die gegenseitig lernen, dass sowohl Vorsicht wie Wagemut ihre Berechtigung haben. Was ich allerdings gar nicht verstehen kann, warum der Verlag „Soulmates and other Ways to Die“ als Enemies-to-Lovers vermarket. Ja, gut, Milo gefährdet zwar Zoes Leben mit seinen waghalsigen Aktionen, aber wo soll er ihr Feind sein. Dezidierte Fans dieses Tropes könnten hier enttäuscht werden.

Nachdem die Geschichte ironisch witzig beginnt, wo sogar ein katastrophaler Flugzeugabsturz mit 50+ Toten die Absurdität dieser Welt zeigt, blieb dieser Witz später eigentlich nur noch im Schlagabtausch zwischen Zoe und Milo vorhanden (den ich sehr mochte). Es gab einige brutale Ereignisse (Entführung und Inhaftierung von Menschen, kaltblütiger Mord, Su*zidversuch), der mich nicht angesichts der jugendlichen Zielgruppe ab 14 gestört hat, denn da gibt es u.a. mit Panem und anderem deutlich heftigeres. Doch diese Aspekte passten nicht so recht zu meinen Erwartungen, die das Buch von der Tonalität vorgibt. Die Tonalität schien mir dann schon fast drüberzukleistern.

Das ging einher mit holprigen Plotentscheidungen, bei denen naive Entscheidungen der Protagonist*innen dann trotzdem erfolgreich waren. Bei mir kam das nicht mit comicartiger Leichtigkeit rüber, sondern als hätte es sich die Autorin damit zu leicht gemacht, wenn die Bösen mal anhand ihrer Übermacht Sachen wissen und mal nicht und wie einfach manches vonstatten geht, u.a. die zentrale Wendung am Ende. Die Nebenfiguren sind generell schön orchestriert, ihre Entwicklungsbögen sind aber gar nicht vorhanden bzw. wird im Fall von Zoes Mutter zu schnell abgehandelt. Die Bedeutung von Big Tech und dem Einfluss von Multimilliardär*innen auf unser Leben wird zwar angesprochen, aber angesichts von realen Überlegungen/Bedrohungen wie transhumanistischer Ideologie nur sehr oberflächlich behandelt. Dazu treten einige Dialoge die philosophischen Fragen schon sehr breit. Ich schwankte beim Lesen zwischen vier und drei Sternen.

ABER: Es gibt diese philosophischen Überlegungen, ob wir ans Schicksal gebunden sind, wie frei wir entscheiden können, im Leben und in der Liebe. Toxische Verhalten wird angesprochen und reflektiert. Dazu finde ich die queere Repräsentanz sehr organisch eingeflochten in die Geschichte. Das hebt das Buch von vielen anderen Jugendbüchern ab. Meine 3,5 Sterne runde ich daher gerne auf, auch, wenn ich glaube, dass mir das Buch in erster Line wegen der hübschen Grundidee und der tollen Buchgestaltung in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 04.11.2025
Ohlsson, Kristina

Flammenrad / Gänsehaut in Hovenäset Bd.1


sehr gut

Oha, dieser Mysterythriller ist nichts für schwache Nerven. Die Altersempfehlung ab 11 hat zwar ihre Berechtigung – aber nur, wenn die Kinder diese Lust am Schauer verspüren und nicht ängstlich sind. Ohlsson spielt hier lange mit der Frage, ob die merkwürdigen und beängstigenden Geschehnisse nicht vielleicht doch reale Ursachen haben. Dieses Spiel mit der Realität gelingt ihr wirklich ausgezeichnet.

Spannung und Grusel entstehen durch viele Kleinigkeiten: Ein Rascheln hier, ein Babyschuh oder eine Lüge dort, leuchtende Lampen, die nicht sein dürften, ein komisches Wort, die unerklärlichen Ängste der Oma, die Babyrassel, die Heidi unter ihren Dielen gefunden hatte, auf einen Photo. Heidis kommt mit ihren Eltern aus dem Urlaub wieder, aber der geplante Umbau ihres Zimmers konnte nicht abgeschlossen werden, weil dem Vater und seiner hochschwangeren Freundin das Geld ausging. Eine Wand bildet nun nur eine Plane zum Nebenraum und generell setzt der Umbau sehr merkwürdige Ereignisse in Gang, in dessen Zentrum das Riesenrad auf dem Campingplatz steht. Mehr will ich gar nicht verraten, weil ich fand es wirklich spannend, mich ohne Vorwissen ganz auf das Buch einzulassen.

Durch diese vielen kleinen Ereignisse entstand bei mir ein unglaublicher Lesesog, ich habe mich auch als Erwachsene wirklich gegruselt. Aber warum bewerte ich dann nur mit 4 und nicht mit 5 Sternen?

Ängstliche Kinder haben hier vermutlich keinen Spaß. Und selbst bei größeren Kindern ergibt vielleicht eine gemeinsame Lektüre Sinn, weil so das Buch gemeinsam mit den Erwachsenen besprochen werden kann. Es gibt nämlich zusätzlich zum Grusel noch einiges zu besprechen: Obwohl Heidis Vater auch verständlicherweise Heidis Vermutungen zurückweist, geht er manchmal doch recht unempathisch mit ihr um. Ich glaube, das lässt sich besser gemeinsam besprechen und da die Reaktionen der Lesekinder beobachten. Manches passt auf den zweiten Blick für mich auch von der Logik nicht ganz zusammen, z.B. wird erst thematisiert, dass eine Person nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein kann – dann kommt sie aber doch seeeeehr schnell von A nach B. Heidi wird mehrfach von ihren Freund*innen und auch den Erwachsenen mehrfach alleine gelassen und damit die Verantwortung auf sie geschoben. In Thrillern sind die Figuren ja häufig damit konfrontiert, für Kinder ist das aber eine heftige Leseerfahrung, besonders, weil es bei einer Figur auch überhaupt nicht nachvollziehbar ist, warum sie so handelt (die schwache Erklärung funktioniert für mich nicht). Auch solche Aspekte lassen sich besser verarbeiten, wenn sie besprochen werden. Der komplette Schluss hat mir zwar als Erwachsene einen wirklich effektiven Schauer beschert. Diesen Effekt finde ich für die Zielgruppe aber ungünstig, weil sie die Gefahr damit nicht als abgeschlossen betrachten können.

Mit diesen Einschränkungen kann ich das Buch als Mysterythriller aber durchaus empfehlen. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 15.09.2025
Baumeister, Jens

Andor Junior, Bücherhelden 1. Klasse, Die geheime Botschaft


gut

Von Andor kenne ich das Brettspiel sowohl in der Erwachsenen- wie auch in der Kindervariante. Da werden jeweils kleine, kooperative Geschichten durchgespielt, sogenannte "Legenden" . Nur zur Sicherheit, das hat aber alles nichts mit der Star Wars-Serie und Figur Andor zu tun. Zu beiden Brettspielen gibt es Romane bzw. Kinderromane, die kannte ich aber vor diesem Erstlesebuch noch nicht. Hier war ich einfach mal neugierig und wollte reinlesen.

Wie im Kinderspiel sind die vier Held*innen Chada (Bogenschütze), Thorn (mit dem Schwert), Kram (der Zwerg) und Eara (Zauber-Schülerin), die von drei Zauberwölfen unterstützt werden. Irgendwie fällt hier nochmal viel deutlicher als im Spiel auf, dass es außer Eara keine weitere weibliche Figur gibt, dabei gibt es ja dazu noch den Prinzen, den Bösewicht und den König. Klassische Smurfette-Konstellation, also einmal female unter lauter males. Gerade im Kinderbuch finde ich eine bessere Repräsentanz wichtig. Dafür ziehe ich einen Stern ab.

Erstlesebücher, gerade für die erste Stufe wie hier, haben häufig das Problem, dass sie mit den einfachen Sätzen meist nur einfache Geschichten bilden können. Trotzdem finde ich, dass es Bücher gibt, die viel mehr aus dem Genre machen. Dafür ziehe ich einen weiteren Stern ab.

Nettes Erstlesebuch, aber nichts Besonderes und bei der Repräsentanz ist noch Luft nach oben. 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 08.09.2025
Wills, S.J.

Kein Entkommen / Bite Risk Bd.1


ausgezeichnet

Echt spannend!

Erwachsene und ältere Teenager verwandeln sich zu Vollmond in Werwölfe – und die Kinder müssen auf sie aufpassen. Was für eine Idee. Für Sel und seine Freund*innen ist das völlig normal, so geht „Bite Risk“ fast schon gemächlich und vor allem mit einer guten Portion Ironie los. Aber längst ist nicht alles so, wie es scheint.

Das Buch, besonders durch gewisse Absurditäten und Brüche zu unserer Welt, gefiel meinem 13jährigen Sohn und mir ganz gut. Richtig vom Hocker gerissen hat es uns aber zunächst nicht. Einige Twists und Entwicklungen haben wir u.a. vorausgesehen und uns gewundert, warum die Protagonist*innen nicht darauf gekommen sind. Nun, wir sollen aber bis zu einem gewissen Grad auch mit deren Naivität durch die Welt gehen.

Dann wurde es immer spannender und spannender. Dabei gibt es auch gruselige und/odere blutige Szenen und Tode. Sel und seine Freund*innen begeben sich trotzdem weiter in Gefahr, weil sie die Wahrheit herausfinden wollen. Die Altersempfehlung des Verlags mit 12 würden wir jetzt nicht unterschreiten wollen, zart besaitete Lesende sollten vielleicht noch ein, zwei Jahre waren. Mehr als das letzte Drittel des Buches wollten wir das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen. Und das muss ein Buch erstmal schaffen. Das Buch hatte zusätzlich noch so einige Plottwists auf Lager, an einige hatten wir mal gedacht, aber wieder verworfen, einige kamen völlig unerwartet. S.J. Wills liefert hier ein Feuerwerk an Twists, das uns so richtig packte. Die Übersetzung von Maren Illinger erzählt Sels Teenager Gedanken launig und mit Ironie, besonders, wenn er wieder über seine eigene Tollpatschigkeit stolpert.

Diese Mischung auf Fantasy, SciFi und Dystopie konnten wir zum Schluss gar nicht mehr aus der Hand legen. Daher vergeben wir 4,5 Sterne, die wir gerne aufrunden.

Bewertung vom 08.09.2025
Mayer, Gina

Der Wald / Wilderland Bd.1


sehr gut

Spannendes Abenteuer

Hinter diesen neuen Mitbewohnenden der Wohngruppe steckt eindeutig mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Calum kann es ja wortwörtlich riechen. Und sein Geruchssinn ist total krass. Hier gilt es Geheimnisse zu entdecken, das ist bei „Wilderland“ von den ersten Seiten an klar.

Calum bleibt zunächst der Außenseiter, in der Schule und vor allem in der Wohngruppe. Doch dann findet er mit Mitbewohnerin Skye heraus, dass die ganze Wohnung verwanzt ist. Wer sollte schon vier Jugendliche abhören? Ein paar der Versatzstücke – Waisenjunge, Geheimnisse, Tiere – erinnern an Mayers Reihe „Das Internat der bösen Tiere“. Umso mehr gefiel mir, dass Mayer hier eine ganz neue Geschichte entwickelt, denn im Hintergrund lauert keine Magie, sondern handfeste Geheimdienstinteressen. Das hat ja trotz Fantasyanteil einen handfesten Realitätsbezug, darum passt die Altersempfehlung des Verlags ab 11 Jahren meiner Meinung nach auch ganz gut.

Mayers Stil, den ich in „Das Internat der bösen Tiere“ und „Die Stadtgärtnerin“ schon total mochte, ließ mich wieder durch die Seiten fliegen. „Wilderland“ zeichnet eine gute Grundspannung aus, die bereits im ruhigeren ersten Abschnitt (von dreien) durchs Buch zieht. Ab dann geht es darum die Hintergründe aufzudecken. Besonders gefiel mir die Zeit im Wald.

„Er war noch nie zuvor hier gewesen, er kannte den Wald nicht, er hatte keine Ahnung, wohin sie gingen. Aber er spürte, dass er hier zu Hause war.“

Ein Teil dieser Auflösung kommt sehr auf dem Silbertablett in Form eines Briefes. Darum, weil dann die Bösewichtin wie Kai aus der Kiste kommt (obwohl doch eigentlich die Tiere das abgeklärt haben müssten) und weil das mit dem Tiergefährten nicht ganz logisch ist ziehe ich einen Stern ab.

Ein spannendes Abenteuer, in die Tierverbindung aus einer ganz neuen Ursache entsteht, das ich sehr gerne gelesen habe. Ich bin schon gespannt, wie es im 2. Band weitergeht. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 08.09.2025
Chang, Molly X.

Nightblood Prince


sehr gut

Hier hatte ich richtig Spaß beim Lesen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Romantasy und ich ist jetzt kein „Match Made in Heaven“. Genauso wenig wie Love Triangles. Beides langweilt mich meist zu schnell. Bei diesem Buch ich allerdings schon schon bei Reinlesen gepackt. Wird sind gleich inmitten des Geschehens und die Grundkonstellation wird eindringlich geschildert. Durch eine Prophezeiung ist Fei dem Prinzen Siwang versprochen, aber Fei hadert deutlich mit ihrem Schicksal „die Kaiserin aller Kaiserinnen“ zu werden.

Der Hauptplot ist tatsächlich dieser Teil, wie Fei einen Weg findet, dieses Schicksal zu negieren. Mir gefällt die Welt und die Sprache Changs in der Übersetzung von Julia Schwenk und Kira Wolf-Marz.

Siwangs Freundlichkeit hat von Anfang an deutlich Schattenseiten, gleichzeitig werden die so klar problematisiert, dass mir nicht die „Bad Boy“-Galle hochkam. Auch im späteren Verlauf kann Fei nicht aus ihrer Haut, wie nahe sie Siwang über die Kindheit und Jugend ist, aber sie sieht seinen Machtmissbrauch durchaus. Die Entscheidung sich diesem Schicksal zu widersetzen, kommt unabhängig von Love Interest 2: Yexue, eine Art adlige Geisel, den sie beim Versuch aus dem Schlamassel zu entkommen bei dessen eigener Flucht überrascht, ist mehr mit ihrem Weg verknüpft, als sie denkt, aber er ist nicht Motor für ihre Entscheidungen. Yexue greift später Siwangs Königreicht an, wird von der kaiserlichen Propaganda als Monster geschildert, aber auch hier dreht sich der Blickwinkel immer wieder.

Für das Love Triangle haben wir also nicht den netten Kerl von nebenan gegen den schlimmen Jungen, sondern zwei mindestens graue Charaktere – und das erfrischende ist, dass Fei das so deutlich reflektiert. Ganz raus aus den Abhängigkeiten und toxischen Erwartungen der Herren kommt Fei dennoch nicht. Aber vielleicht lässt sie ja im folgenden Band das alles hinter sich.

Aber mir gefällt, wie sie sich ein eigenes Leben erarbeitet, wie sie dabei von ihrer Familie unterstützt wird, wie sie Schritte unternimmt, die zu schützen, die sie liebt. Und sie hinterfragt die Dynamik des Kriege, die generellen Fragen von Macht und Herrschaft, warum die Kaiser und Prinzen über Frauen und Menschen im Allgemeinen entscheiden dürfen. Hier geht Chang zwar nicht in die Tiefe, erzählet aber explizite Machtkritik, was ich sehr erfrischend fand.

Das alles habe ich mit Spannung gelesen. Das Buch konzentriert sich sehr auf die drei Hauptcharaktere. Die Nebenfiguren bleiben allerdings eher eindimensional, daher gerät gerade Feis Zeit als Soldat etwas flach, sonst hätte ich wohl 4,5 Sterne vergeben und aufgerundet. Chang schreibt hier ihren ersten expliziten Jugendroman, der sich aber auch noch für mich als Erwachsene gut wegliest.

Diesen Auftakt habe ich mit Vergnügen gelesen und ich freue mich, wie es im 2. Band weitergeht. Die explizite Machtkritik gefiel mir besonders gut, ebenso wie die grauen Charaktere der Love Interests im Liebesdreieck, aber bei den Nebenfiguren fehlte Tiefe und dadurch auch einigen Passagen. 4 von 5 Sternen.