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Sheena01

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2023
Alles muss man selber machen
Berg, Ellen

Alles muss man selber machen


sehr gut

Manchmal muss man auch unorthodoxe Wege beschreiten

Inhalt & Handlung:
Die Kosmetikerin Nele hat keine gute Phase im Leben: erst springen gleich mehrere ihrer Stammkunden ab, sodass sie, die es als Alleinerzieherin zweier minderjähriger Kinder finanziell ohnehin keine allzu großen Sprünge machen kann, vor dem finanziellen Ruin steht, dann gibt auch noch ihr altersschwacher, schlecht gewarteter Wagen seinen Geist auf, und zu allem Überfluss erleidet ihre Achtjährige in der Schule einen Asthma-Anfall, sodass Nele sofort zu ihrem kranken Kind eilen muss! In dieser Tonart geht es weiter, Nele stolpert von einer Misere in die nächste. Ihre normalerweise begüterte, beste Freundin Fiona um finanzielle Unterstützung zu bitten, ist leider nicht möglich, stellt sich doch heraus, dass deren Mann vor kurzem arbeitslos geworden ist. Auch die dritte im Bunde, die ältere Hermine, ist derzeit finanziell alles andere als gut aufgestellt. So versuchen die drei Frauen ihre Familien gerade so über Wasser zu halten. Um zu Geld zu kommen, bedienen sie sich recht unorthodoxer Methoden, die zum Teil am Rande der Legalität sind. Der Zufall will es, dass Nele auf diese Weise ihren Traummann kennenlernt – ausgerechnet einen Polizisten! Für Turbulenzen ist also gesorgt!

Persönliche Meinung:
Ein typisches Werk von Ellen Berg! Mit viel Wortwitz nimmt sich Ellen Berg dem eigentlich sehr ernsten Thema finanzielle Krisen insbesondere unter Alleinerzieherinnen an und findet doch Wege und Mittel, dem Leser ihn ihrer gewohnt leichten und lockeren Art das eine oder andere Schmunzeln zu entlocken. Die Protagonisten sind grundverschieden: Nele die etwas chaotische, die im Leben eher zurückhaltend agiert, Fiona, die „Lady“, die aber zu 100% da ist, wenn eine ihrer Freundinnen in Not ist und wie eine Löwin für sie kämpft und für sie einsteht, und die sehr praktisch orientierte Hermine mit besonderen EDV-Kenntnissen. Die drei ergänzen sich wunderbar und wachsen einem zunehmend ans Herz. Auch wenn das Ende bittersüß ist und auf mich ein wenig konstruiert wirkt, habe ich mich dennoch sehr gut unterhalten gefühlt.
Am Cover mit seiner liebevoll gestalteten Karikatur lässt sich auf den ersten Blick erkennen, dass man es hier mit einem Ellen-Berg-Roman zu tun hat, man freut sich wie jedesmal über die originellen Details!

Fazit:
Ein sehr amüsanter und kurzweiliger Roman, der Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Loyalität hochleben lässt und der Menschen, dies sich in finanziellen Nöten befinden, Mut machen will, nicht aufzugeben und manchmal auch nach kreativen Lösungen zu suchen und dabei vielleicht auch manchmal recht unorthodoxe Wege zu beschreiten!

Bewertung vom 31.03.2023
Das Ende der Ehe (eBook, ePUB)
Roig, Emilia

Das Ende der Ehe (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Ende des Patriarchats als Neuanfang für echte Gleichberechtigung?

Inhalt:
In diesem Buch geht die Bestsellerautorin Emilia Roig der Frage nach, ob die Ehe als Institution überhaupt noch zeitgemäß ist, oder ob sie nicht doch ein Hindernis für die Frauen zur Weiterentwicklung darstellt, da Frauen innerhalb einer Ehe ein recht traditionelles Rollenbild zuteilwird.

Schreibstil:
Emilia Roig bedient sich hier einer eher gehobenen Ausdrucksweise und verwendet zudem eine Vielzahl von Quellenhinweisen, die sich nicht nur auf Autoren mit universitären Würden und Titeln beziehen, sondern es werden hier auch Aussagen und Theorien umstrittener Denker angeführt, was letztlich den Gedankenstrom, der sich über mehrere Jahrzehnte und über mehrere Kontinente hinweg entwickelt hat, sehr schön wiederspiegelt (Die Quellenangaben erstrecken sich dabei über 27 Seiten!)

Cover:
Das Cover erinnert in seiner Machart ein wenig an eines jener Graffitis, welche man heutzutage zuhauf an Wänden findet und wirkt gerade deswegen so trendy! Auf diese Weise wird dem eher abgelutschten Thema „Feminismus“ viel Esprit verliehen! Es macht aus dem Cover zu Recht einen Eyecatcher!

Autorin:
Emilia Roig wuchs in einer algerisch-jüdisch-karibischen Familie in Frankreich auf, was ihr Gerechtigkeitsempfinden prägte und den Grundstein für ihr späteres diesbezügliches Engagement prägte. Sie gilt als Gründerin und Geschäftsführerin des in Berlin ansässigen Center for Intersectional Justice (CIJ), einer Organisation, die sich gemeinnützig für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung für Jedermann einsetzt.

Meinung:
Dieses Buch vertritt die Meinung, dass die heutige Zeit vom Patriachat geprägt ist, das letztendlich auch vor der Ehe nicht haltmacht. War die Institution der Ehe in früheren Zeiten ein finanzielles Auffangnetz für Frauen, wird dieser Aspekt mit der zunehmenden finanziellen Unabhängigkeit der Frauen obsolet. Trotzdem wird jungen Mädchen schon von Kindesbeinen eingetrichtert, dass die Ehe die einzig wahre Bestimmung einer Frau ist. Klischeehafte Disney Filme, die Märchen von Prinzessinnen zum Inhalt haben , die ihr karges Dasein fristen, bis sie vom heldenhaften Prinzen durch einen Kuss befreit werden, kamen just in jener Zeit auf, in der Frauen begannen, sich von diesem typischen Rollenbild zu befreien, und trugen ihrerseits dazu bei, Mädchen sukzessive mit konservativem Gedankengut zu indoktrinieren – ein sicherlich sehr interessanter Blickwinkel!
Überhaupt werden hier sehr viele, manchmal auch recht umstrittene Theorien angeführt, die allemal Denkanstöße geben. Die Autorin – selbst ursprünglich verheiratet und danach geschieden – spricht in vielen Dingen aus eigener Erfahrung, so etwa erzählt sie davon, dass sie nach einer pompösen Hochzeit in eine regelrechte Depression verfallen war, weil ihr Wunschdenken, mit der Hochzeit den Höhepunkt ihres Lebens erreicht zu haben, durch die Realität jähe Ernüchterung fand.
Der Grundtenor ist, dass Männer innerhalb einer Ehe Zuwendung finden und umsorgt werden, während Frauen in der Ehe meist die Rolle der Untergebenen, Dienenden einnehmen (müssen), was mit ihrer ursprünglichen romantischen Vorstellung einer Beziehung auf Augenhöhe wenig gemein hat. (Dies beginnt im Grunde schon mit der Hochzeit, bei der die Frau wie ein Geschenk verpackt vom Vater an den künftigen Ehemann übergeben wird; auch die Aufforderung des Pfarrers, dass der Bräutigam die Braut küssen darf, degradiert diese letztlich zum willenlosen Objekt.)
All dies wird jedoch durch gesellschaftliche Konventionen verstärkt. Frauen werden sich jedoch dieser Ungerechtigkeiten, mit denen sie tagtäglich konfrontiert werden, durch den sich ausweitenden Feminismus immer mehr bewusst.

Persönliche Kritikpunkte:
Beim Lesen hat man des Öfteren das Gefühl, dass sich die Autorin aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in einen regelrechten Männerhass hineinsteigert und hier in „Kill-Bill“-Manier zum persönlichen Showdown ansetzt.
Auch der ständige Versuch, schwule, nonbinäre, queere Personen mit ins Boot holen zu müssen, ist ein wenig mühsam, aber offenbar ist dies in der heutigen Zeit notwendig, um einer eventuellen Anfeindung vorzubeugen.

Fazit:
Ein Buch mit vielen interessanten Denkansätzen, das einem manchmal aus der Seele spricht, einen an einigen Stellen sogar schmunzeln lässt, weil man sich ertappt fühlt. Aber alles in allem brandaktuell und meiner Meinung nach lesenswert!

Bewertung vom 17.11.2022
40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer
Lehofer, Michael

40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer


sehr gut

Ein kurzweiliger Beziehungsratgeber

Inhalt:
Der Psychotherapeut Michael Lehofer nimmt sich in diesem Ratgeber 40 Fragen zum Thema Beziehung vor und beantwortet diese aufgrund seiner Erfahrungen aus Praxis und lässt hier auch die Expertise von Soziologen und Neurobiologen einfließen.

Schreibstil:
In humorvoller, informativer jedoch nicht unbedingt belehrender Weise hinterfragt Michael Lehofer hier eine Vielzahl von gängigen Themen, die eine Beziehung mehr oder weniger belasten können und beleuchtet das Ganze sowohl aus weiblicher als auch aus männlicher Sicht.

Cover:
Das Cover ist zwar recht ohne Schnörkel recht schlicht gehalten, doch lässt der Bunte Farbverlauf der Schrift auf den ersten Blick kein Sachbuch vermuten!

Autor:
Michael Lehofer ist ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am LKH Graz Süd-West. Neben seiner Funktion als Psychiater, Psychologen, Führungscoach und Philosoph hält er immer wieder Vorträge und Arbeit zudem auch als Psychotherapeut in freier Praxis.

Meinung:
Offenbar beflügelt durch immer wiederkehrende Probleme, mit denen Michael Lehofer in diversen Sitzungen mit seinen Patienten konfrontiert wurde, ist dieses Werk als Sammelsurium der gängigsten Probleme in einer Beziehung entstanden. Es werden hier Themen wie Eifersucht, Untreue, Monogamie, Kinder angesprochen, aber auch vermeintlich irrelevante Probleme wie jenes herumliegender Socken, die in 40 Kapiteln abgehandelt werden. Viele Dinge sind altbekannt und logisch, doch man findet sehr wohl auch Dinge und Anmerkungen, die einen ein Aha-Erlebnis bescheren bzw. einen zum Nachdenken anregen, so erscheinen etwa die hier gemachten Ausführungen zum Thema Eifersucht, durchaus schlüssig und plausibel. Man findet hier auch Tipps und Hilfestellungen für den Alltag damit sich Männer und Frauen einfach besser verstehen, denn oft hakt es an Kleinigkeiten und es macht sich durchaus bezahlt, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen, und eine Sache auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Sehr anschaulich sind die vielen Beispiele, die hier aus der Praxis einfließen, die das Ganze in humorvoller Weise auflockern. Zudem kommt das Buch gänzlich ohne hochgestochenes Vokabular aus, wodurch es sich sehr leicht und rasch lesen läßt.

Persönliche Kritikpunkte:
Der Buchtitel mag ein wenig reißerisch sein, denn wirklich „verrückt“ ist hier eigentlich gar nichts, aber naja, auch ein Buch will verkauft werden!
Dass dieses Buch Beziehungen retten kann, wie uns der Klappentext großspurig glauben machen will, wage ich zwar zu bezweifeln, aber es vermag sicher den einen oder anderen Denkanstoß zu geben. Teilweise hätte ich aber auch ein wenig profundere Informationen bzw. neue Erkenntnisse erhofft.

Fazit:
Ein Ratgeber, der vielleicht keine Beziehung retten kann, aber trotzdem lehrreich und unterhaltsam ist und dabei hilft, einander besser zu verstehen.

Bewertung vom 28.09.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


ausgezeichnet

Über die Gefahren sozialer Netzwerke

Inhalt & Handlung:
Die in ganz Norwegen bekannte Influencerin Lotte Wiig betreibt den Blog LotteLooks, der anfangs nur Modethemen beinhaltet, während ihrer Schwangerschaft mit Poppy tritt jedoch immer mehr ihre Tochter in den Fokus. Das bezaubernde Mädchen wird in seinen ersten beiden Lebensjahren quasi zur öffentlichen Figur: Tausende Menschen folgen dem Blog, sodass ein regelrechter Hype um das Kind entsteht. Neben all dieser Euphorie werden aber auch kritische Stimmen laut, die die elterliche Vermarktung ihres Kindes anprangern. Eines Tages geschieht das Unfassbare: Poppy verschwindet, nachdem die Mutter ein Foto von Ihr veröffentlicht und dabei ankündigt, dass das Kind bei den Großeltern übernachten soll. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: wo steckt das Kind, gibt es am Ende einen Zusammenhang mit einem ähnlichen Fall, bei dem vor kurzem ein Kind für einen halben Tag vermisst war, dann jedoch wieder aufgetauchte. Oder steckt am Ende ein Pädophiler dahinter, der durch den Blog Gefallen an dem Kind gefunden hatte?

Schreibstil:
Kristine Getz vermag den Spannungsbogen von Anfang bis zum Ende halten, dies gelingt ihr durch die Beleuchtung des Falls aus unterschiedlichen Perspektiven. Dadurch bekommt der Leser Einblicke in die Gedankenwelt mehrerer Menschen, was einerseits zusätzliche Informationen liefert, andererseits aber auch die Bandbreite möglicher in Frage kommender Täter vergrößert, da viele Menschen plötzlich ein Motiv für eine Entführung hätten. Daneben werden auch immer wieder geschickt Blog-Kommentare bzw. Chatverläufe aus dem Darknet in die Geschichte verwoben, sodass einem beim Lesen immer mehr die Tragweite dieses Falles bewusst wird.

Charaktere:
Auch wenn es primär um den Entführungsfall eines kleinen Mädchens geht, ist die eigentliche Hauptperson der Geschichte die Ermittlerin Emer Murphy, die anfangs aufgrund eines seelischen Zusammenbruchs außer Dienst gestellt wird und sich in Krankenstand befindet. Ihre offensichtlichen seherischen Fähigkeiten, welche ihr zu unorthodoxen Schlussfolgerungen verhelfen, werden bei der Aufklärung dieses Falles dringend benötigt, da die Polizei ohne sie im Dunkeln tappt.
Auch Lotte wird näher beleuchtet: Stück für Stück erfährt man mehr aus ihrem Leben, das für viele nach außen hin perfekt scheint, das jedoch auch seit frühster Kindheit von Missbrauch und Angst geprägt ist.

Cover:
Das Cover ist sehr auffällig gestaltet, auch wenn es mich persönlich weniger anspricht.

Meinung:
Ich war von diesem Buch aus mehreren Gründen sehr angetan, zum einen war ich praktisch von der ersten Seite bis zum Schluss von der Geschichte gefesselt, da sie so vielschichtig ist: der eigentliche Entführungsfall mutiert dadurch fast schon zu einer Nebenhandlung! Jede der Figuren hat seine eigene Geschichte und muss daher gegen seine eigenen Dämonen kämpfen; so ist Ermittlerin Emer Murphy nach einem psychischen Zusammenbruch vom Dienst freigestellt, im Laufe der Zeit stellt sich aber heraus, dass sie offenbar medial veranlagt ist. Dies gibt ihr die Möglichkeit, Zusammenhänge zu erkennen, die anderen verborgen bleiben. Auch in der Familie Wiig liegt so einiges im Argen, worauf ich hier nicht näher eingehen will, um nicht zu viel zu verraten. Auf diese Weise werden der Geschichte laufend neue Impulse gegeben, die zu überraschenden Wendungen führen – sehr geschickt und raffiniert gemacht! Das hat zur Folge, dass beim Lesen immer neue Fragen auftauchen, sie einen daran hindern, das Buch aus der Hand zu legen, bis sich die Geschichte erst ganz zum Schluss sukzessive auflöst! Besonders gut finde ich, wie hier mit dem großen Problem sozialer Netzwerke umgegangen wird und der damit verbundenen Missachtung der Grundrechte von Kindern: Wenn man bedenkt, wie weit Menschen bereit sind zu gehen um ein paar zusätzliche „Likes“ auf Instagram zu lukrieren bzw. sie bereit sind dafür zu opfern – wie hier in der Geschichte, als man dafür selbst die Sicherheit eines

Bewertung vom 01.07.2022
Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1 (eBook, ePUB)
Läckberg, Camilla; Fexeus, Henrik

Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Asperger trifft auf Mysophobie

Inhalt & Handlung:
In Band 1 der Dabiri-Walder-Trilogie wird die Leiche einer jungen Mutter in einer Kiste eingesperrt und von mehreren Schwertern durchbohrt aufgefunden und lässt die Polizei Stockholms im Dunkeln tappen. Sonderermittlerin Mina Dabiri holt sich Unterstützung vom durch seine zahlreichen Fernsehauftritte sehr bekannten Mentalisten Vincent Walder, von dem sie sich neue Erkenntnisse in Bereichen der Magie bzw. der Psychologie erhofft, um ein Psychogramm des Mörders erstellen und diesen in weiterer Folge dingfest machen zu können. Erschwerend kommt jedoch dazu, dass jeder dieses kongenialen Ermittlerteams an unterschiedlichen Zwangsstörungen leidet. Als eine weitere Leiche aufgefunden wird, erkennt Vincent Walder einen Code, der auf einen Countdown hindeutet.

Schreibstil:
In gewohnt spannender Läckberg-Manier findet sich der Leser bereits auf den ersten Seiten des Buches in einem äußerst grausamen Mordfall wieder, der an Brutalität seines Gleichens sucht und dessen Beschreibungen einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Vom Aufbau her ist dieser Kriminalroman gut durchdacht und wartet letztlich mit einem interessanten Ende auf!

Charaktere:
Bezeichnend für diesen Roman ist, dass jeder der beiden Ermittler sein persönliches „Päckchen“ zu tragen hat, das ihm mitunter im Wege steht. So leidet Vincent Walder augenscheinlich an Asperger, Mina Dabiri hingegen an Mysophobie, eine Kombination, die für zahlreiche Probleme sorgt, manchmal aber auch ein Schmunzeln entlockt. Alles in allem muss ich aber zugeben, dass dieses Thema im Laufe des Romans bis zum Äußersten ausgereizt wird, da sich der Schwerpunkt zunehmend auf dieses Zwangsstörungen verlagert statt auf den eigentlichen Fall.

Cover:
Besonderes Augenmerk wird hier auf den Nagel gelegt, den Vincent Walder in seiner Vorführung als Mentalist verwendet. Die Farben sind auf Schwarz/Grau-Töne und Gelb reduziert, was einen sehr schönen Kontrast erzeugt.

Autoren:
Camilla Läckberg stammt gebürtig aus Fjällbacka. Mit 12 Millionen verkaufter Exemplare gilt sie als Schwedens erfolgreichste Krimiautorin. Heute lebt sie mit ihrer Patchworkfamilie in Stockholm. Henrik Fexeus wurde in Örebro geboren. Als Spezialist für Psychologie und nonverbaler Kommunikation hält er Vorträge und verfasste Sachbücher wie etwa „Die Kunst des Gedankenlesens“.

Meinung:
Ein wirklich guter, bis zuletzt spannender Krimi, der auch sehr vom ungewöhnlichen Zusammenspiel der unter starken Zwangshandlungen leidenden Protagonisten lebt. Allerdings ist er nicht unbedingt empfehlenswert für etwas zartbesaitete Gemüter, da die hier dargestellte Brutalität der Morde sehr grenzwertig ist. Die einzelnen Handlungsstränge werden am Schluss sehr schön zusammengeführt, zwar wird nicht alles restlos geklärt, muss es aber auch nicht, da es sich hier um den Auftakt zu einer Trilogie handelt, auf die hier mit Sicherheit sehr neugierig gemacht wird.

Persönliche Kritikpunkte:
Ein bisschen weniger Zwangsstörungen zugunsten des Falles wären nach meinem Geschmack wünschenswert gewesen.

Fazit:
Alles in allem ein gelungener Kriminalroman, der mit Sicherheit jeden Läckberg-Fan begeistern wird!

Bewertung vom 08.05.2022
Ein Grab für zwei (MP3-Download)
Holt, Anne

Ein Grab für zwei (MP3-Download)


gut

Systematisches Doping oder doch Sabotage?

Inhalt & Handlung:
Selma Falck, einst selbst Spitzensportlerin, verliert ihre Zulassung als Anwältin und wird von Jan Morell, dem Vater von Norwegens derzeit bester Langläuferin, beauftragt, die Unschuld seiner Tochter zu beweisen, welche des Dopings durch das Steorid Clostebol bezichtigt wird. Die Lage spitzt sich zu, als auch noch Norwegens bester männlicher Langläufer tot aufgefunden wird und in seinem Blut ebenfalls Spuren von Clostebol gefunden werden. Geht es hier um einen skandalträchtigen Dopingskandal, der die gesamte Elite aus dem norwegischen Langlaufnationalteam betrifft, oder handelt es sich hier um einen Sabotageakt?

Schreibstil:
Anne Holt hat die Tendenz in ihren Ausführungen – oft unnötigerweise - sehr ins Detail zu gehen, was auf Kosten der Länge des Buches geht. Die Fülle an Charakteren wird von ihr stets mit vollem Namen angeführt.

Charaktere:
Protagonistin Selma Falck hat neben ihrer Ermittlungstätigkeit stets vor allem auch gegen ihre eigenen Dämonen in Form ihrer Spielsucht, die sie sich nicht eingestehen will, zu kämpfen. Aufgrund dieser Sucht verliert sie ihre Konzession als Rechtsanwältin und macht sich dadurch für Erpressung angreifbar, sondern sie verliert mit einem Schlag auch ihre Familie, die sie durch ihre Spielleidenschaft in finanzielle Probleme stürzt. Ansonsten erweist sie sich als akribisch arbeitende, schlaue Ermittlerin. Sie wird in ihrer Arbeit durch Einar unterstützt, einem ihrer ehemaligen Klienten, der als karrieretechnisch gestrandeter Polizeichef zum Aussteiger und Outlaw der Gesellschaft geworden ist, der jedoch nach und nach zu ihrem einzigen Vertrauten und Mentor wird. Im Gegensatz zu der recht kühl agierenden Selma Falck erscheint Einar sehr warmherzig und altruistisch.

Cover:
Das Cover ist themabezogen und zeigt eine Langlaufloipe, wobei die Farbgebung in Rot, Schwarz und Weiß recht karg ausfällt. Einzig die ungewöhnliche Art der Beschriftung fällt auf, ansonsten fällt das Cover relativ unspektakulär aus.

Autorin:
Anne Holt studierte Rechtswissenschaften in Oslo und Bergen. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin, danach im Polizeidienst und als Rechtsanwältin. Die Erfahrungen bei diesen Tätigkeiten ließ sie später in ihre Werke einfließen. 1996 wurde sie zu Norwegens Justizministerin ernannt, musste dieses Amt jedoch krankheitsbedingt im Jahr darauf zurücklegen. Heute lebt sie als Autorin in Oslo.

Meinung und persönliche Kritikpunkte:
Ich habe das Buch in der Hörbuchfassung, gelesen von Katja Bürkle „konsumiert“. Dieser Sprecherin mit ihrer angenehmen Stimme und ihrem Geschick, den einzelnen Figuren Leben einzuhauchen, ist es zu verdanken, dass man über etliche Längen, die das Buch aufweist, hindurchgerettet wird. Diese Längen ergeben sich durch zum Teil unnötige Beschreibungen, die für die Geschichte völlig irrelevant sind. Was bei diesem Hörbuch erschwerend hinzukommt, ist die unglaubliche Fülle an verschiedenen Personen, durch die es zum Teil wirklich zum Spießrutenlauf wird, der Geschichte problemlos zu folgen. Was mir ebenfalls eher unangenehm aufgefallen ist, ist die fortwährende Benutzung der vollständigen Namen der Personen, die wie ein Mantra ständig wiederholt werden. Bereits beim ersten Zusammentreffen des Lesers mit Selma Falck, kommt in einer reinen Beschreibung dieser Person in jedem einzelnen Satz ihr Name vor, bei längeren Doppelnamen wie etwa Hege Jean Morell, wird dieses Prozedere wirklich mühsam bis enervierend, wenn man den Namen gebetsmühlenartig ständig in voller Länge wiederholt bekommt.

Was die Geschichte selbst betrifft, bin ich vom Plot sehr angetan, zumal sie mich stark an einen realen Dopingfall aus dem Jahre 2016, als die Athletin Therese Johaug aus dem im norwegischen Langlauf-Team ebenfalls mit Dopingvorwürfen durch Clostebol konfrontiert wurde; mag sein, dass das Buch auch an diesem Fall Anleihen genommen hat. Was mich allerdings ein wenig enttäuschte, war die Auflösun

Bewertung vom 18.01.2022
Meeressarg / Fabian Risk Bd.6
Ahnhem, Stefan

Meeressarg / Fabian Risk Bd.6


gut

Zunehmende Gewalt auf Kosten von plausibler Handlung

Inhalt & Handlung:
Zusammen mit seiner ehemaligen, mittlerweile untergetauchten Kollegin Dunja Hougard sammelt Kommissar Fabian Risk gegen den Polizeichef von Kopenhagen, Kim Sleizner, Beweise über dessen Machenschaften, um diesen ein für alle Mal hinter Schloss und Riegel zu bringen, als ein im Meer versunkenes Auto im Hafen von Kopenhagen, aus dem 2 Leichen geborgen werden, wobei eine ein hochrangiger Polizeibeamter ist. Die anfängliche Theorie, dass es sich hierbei um Mord und Selbstmord handeln könnte, zerschlägt sich jedoch bald. Fabian Risk, der noch eine persönliche Rechnung mit Sleizner offen hat, da dieser für den vermeintlichen Selbstmord von Risks Sohn verantwortlich ist, stellt auch hier Verbindungen Selzers zu dieser Tat fest, nur kann er ihn diesmal überführen? Oder wird am Ende die Falle doch für jemand anderen zuschnappen?

Schreibstil:
In gewohnter Manier baut Stefan Ahnhem in diesem 6. Band der Reihe um den Ermittler Fabian Risk mit einem Leichenfund gleich zu Beginn Spannung auf. Die Geschichte wir in mehreren Handlungssträngen aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Im zweiten Abschnitt kommt es zu einem gnadenlosen Showdown, der mit sehr brutalen Szenen aufwartet.

Charaktere:
War in den ersten 5 Bänden dieser Reihe ganz klar Fabian Risk der Hauptcharakter, so ist diese Rolle im vorliegenden Band nicht ganz klar, Auf der einen Seite wird dem mit der Leitung des Kriminalfalles betrauten Jan Hesk sehr viel Platz eingeräumt, einem aufstrebenden Jungermittler, der unter dem Druck steht, sich in seinem ersten großen Fall profilieren zu müssen. Fabian Risk, der nur in eigener Sache recherchiert, da er außer Dienst gestellt ist, spielt hier eher nur am Rande eine Rolle. Auch Dunja Hougard, die schon seit längerem aus dem Untergrund heraus gegen Sleizner ermittelt, tritt in diesem Band immer wieder in den Vordergrund. Man ist als Leser daher ein wenig gespalten, wen man nun als hauptermittelnde Person ansehen soll.

Cover:
Dass Cover mit den schroffen Felsen eines Fjords, auf denen eines dieser typischen roten Schwedenhäuser mit seinen charakteristischen weißen Sprossenfenstern steht wirkt vor dem nebeligen Hintergrund sehr ausdrucksstark und strahlt sehr viel Mystik aus.

Autor:
Stefan Ahnhem stammt gebürtig aus Stockholm, wo er auch heute noch mit seiner Frau und drei seiner vier Kinder lebt und als Schriftsteller und Drehbuchautor arbeitet.

Meinung und persönliche Kritikpunkte:
Ich bin gleich in die Geschichte „hineingekippt“, so sehr nahm mich die Erzählung gefangen, ich fand sie aus mehrerlei Hinsicht sehr spannend: zum einen fand ich es auf psychologischer Ebene sehr interessant - Fabian Risk versucht, mit dem Tod seines Sohnes fertigzuwerden, und in weiterer Folge, seinen Sohn zu rächen bzw. den Schuldigen für dessen Tod zur Verantwortung zu ziehen - zum anderen gefielen mir oftmalige, raffinierte Wendungen, die der Geschichte zusätzlichen Input lieferten. Im Laufe der Geschichte werden feinen psychologisch gut durchdachten Nuancen jedoch immer weniger und leider zunehmend von einem erbarmungslosen Showdown abgelöst, der an Brutalität seines Gleichen sucht. Für mich hätte dieser zweite Teil ruhig etwas weniger brutal und auch weniger blutig ausfallen können, irgendwie erinnerte mich dieser Teil sehr an einen typischen amerikanischen Blockbuster, der mit zahlreichen Special Effects aufwartet, aber damit nur von holprig konstruierten, und im Grunde auch sehr unrealistischen Handlungsverläufen ablenken will.
Meine anfängliche Euphorie für das Buch ging irgendwann ein wenig in Enttäuschung über, zum einen weil das Ende sehr vorhersehbar war und zum anderen, weil mich die hier dargestellte, beinahe schon zelebrierte Gewalt abstieß. Ehrlich gestanden hatte ich mir von einem Krimi von Stefan Ahnhem einfach mehr erhofft!

Fazit:
Ein anfangs sehr spannender Krimi, der dann leider qualitativ stark nachließ.

Bewertung vom 29.12.2021
Was bleibt, wenn wir sterben (eBook, ePUB)
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Aus dem Leben einer Trauerrednerin

Inhalt:
In diesem Buch erzählt Louise Brown von ihrer Tätigkeit als langjährige Trauerrednerin, sie erzählt von zahlreichen Einzelfällen, aber auch aus ihrem persönlichen Umfeld vom Tod ihrer eigenen Eltern, und gibt Tipps, wie man den Tod eines nahestehenden Menschen möglicherweise besser verarbeiten kann. Sie unterteilt das Buch in drei Abschnitte: 1) Der Konfrontation mit dem Tod eines Nahestehenden, 2) Das Leben mit der Trauer (die besonders beim Räumen der Habseligkeiten des Verstorbenen besonders zu spüren ist) und 3. Dem Annehmen der Endlichkeit (besonders auch der eigenen).

Schreibstil:
Luise Brown beschreibt sehr einfühlsam, womit Menschen konfrontiert werden, wenn plötzlich ein Angehöriger verstirbt. Sie gibt wertvolle Tipps zur Gestaltung von Abschiedsfeiern, aber auch wie man das Leben nach so einem einschneidenden Erlebnis wieder langsam in den Griff bekommen kann. Dabei wirkt sie in keiner Phase des Buchs besserwisserisch oder oberlehrerhaft, sondern mitfühlend und wertschätzend.

Cover:
Ein sehr schönes Cover, das gut das flüchtige Leben versinnbildlicht, und trotzdem sehr positiv erscheint – genau wie es das Buch letztlich sehr positiv geschrieben ist!

Autorin:
Louise Brown stammt gebürtig aus London, sie zog jedoch als Jugendliche mit ihrer Familie ins deutsche Ostholstein. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften in Kiel, Berlin und Nordengland war sie lange Zeit als Journalistin tätig. Seit geraumer Zeit fungiert sie als Trauerrednerin bei Beerdigungen. Heute lebt sie mit ihrem Partner und ihren Kindern in Hamburg.

Meinung:
Das Thema Tod, insbesondere der Tod eines Angehörigen gehört in unserer Gesellschaft zu einem großen Tabu. Im Grunde wird sich jedoch jeder von uns irgendwann einmal in seinem Leben mit dieser Thematik auseinandersetzen müssen, wenn ein ihm nahestehender Mensch stirbt. Daher ist es letztlich nicht verwunderlich, dass ein jeder von der Endlichkeit des Seins erstmal eiskalt erwischt wird, weil man, auch wenn es einem Angehörigen vor seinem Ableben nicht mehr gut gegangen ist, trotz allem bis zum Schluss eine gewisse Hoffnung für ihn hatte. Louise Brown weiß, dass jeder diesen Schmerz selbst verarbeiten muss, sie zeigt aber auch dass Trauer viel mehr ist als dieser Schmerz: sie beinhaltet aber auch positive Gefühle wie Freude an gemeinsam verlebten schönen Stunden, und die Erinnerung daran, aber auch das Schmunzeln über gewisse Eigenheiten des Verstorbenen. Gerade wenn man einen Trauerredner engagiert, der den Verstorbenen nicht kannte, ist es wichtig, ihm solche Details zu erzählen, damit er sich ein möglichst gutes Bild vom Verblichenen machen kann und dies auch in einer authentischen Rede zum Ausdruck zu bringen vermag.
Was mir auch besonders gut gefallen hat, ist der Tipp, seine eigene Trauerrede vorzubereiten und sich Gedanken über die eigene Trauerfeier zu machen: Ich kann mir gut vorstellen, dass vielen Menschen dadurch erst bewusst wird, wie sehr sich ihr Selbstbild (bzw. ihr Wunschbild, von dem sie gerne hätten, dass es andere von ihnen haben) stark von jenem unterscheidet, was andere Menschen über sie sagen würden.

Fazit:
Dieses Buch ist ein kleiner Juwel, der sich sehr einfühlsam mit dem Tabuthema Tod befasst!

Bewertung vom 12.12.2021
Kindern mehr zutrauen
Doucleff, Michaeleen

Kindern mehr zutrauen


gut

Ein Ratgeber mit praktischen Tipps – aber auch mit Vorsicht zu genießen!

Schreibstil:
Dieser Ratgeber ist kein Ratgeber im landläufigen Stile, der mit erhobenem Finger belehrt, wie „man es richtig macht“, sondern Michaeleen Doucleff möchte niemanden Vorwürfe machen, sondern in einer wertschätzenden Form Tipps und Hinweise geben, die sie aus fremden Kulturen übernommen hat. In einem sehr leicht verständlichen Schreibstil, der sich sehr flüssig liest, stellt sie Vergleiche zwischen den Erziehungsstil unterschiedlicher Kulturen her, pickt sich positive Elemente heraus, und untermauert diese mit wissenschaftlichen Studien.

Cover:
Das Bild eines fröhlich lächelnden Kindes vor einem neutralen Hintergrund nimmt einen in Beschlag, darunter in sehr prominenten Lettern der Buchtitel, der das Ganze aufs Wesentliche fokussiert.

Autorin:
Dr. Michaeleen Doucleff hat in Berkeley an der University of California Chemie studiert. Sie war mehrere Jahre als Redakteurin für Cell, eines der renommiertesten Wissenschaftsmagazine tätig .Sie gewann als Radio Korrespondentin Preise und ist eine der bekanntesten Blogger. Doucleff lebt heute mit Mann und Tochter in San Francisco.

Meinung:
Der Hauptunterschied, wenn man den Erziehungsstil indogener Völker mit den gängigen Methoden westlicher Kulturen vergleicht, ist jener, dass bei Indogenen Völkern das Leben innerhalb der Großfamilie geführt wird. Durch dieses Miteinander werden die Kinder von Anfang an dazu ermuntert, ihren Beitrag zu leisten, da sie früh verstehen, dass es auf die Leistung eines jeden einzelnen ankommt, wenn dieses Gefüge funktionieren soll. In den westlichen Kulturen, in dem historisch bedingt, das Leben in der Kleinfamilie großgeschrieben wird, genießt man zwar mehr Privatsphäre, es bleibt aber zwangsläufig die gesamte Arbeit an den Eltern, respektive den Müttern hängen. Diese fungieren dann als Erzieherin, Spielgefährtin, Haushaltsführende, und „Bespasserin“ in einer Person, was natürlich letztlich zu einer enormen Belastung der Einzelpersonen führt. Um dieses Gefüge am Laufen zu halten, ist man manchmal besser beraten, etwas autoritärer aufzutreten und zu führen, was allerdings oftmals beim Kind negatives Feedback hervorruft, da es sich zu sehr eingeschränkt fühlt. Doucleff möchte hier Hilfestellungen anbieten, um den Einzelnen das Leben zu erleichtern, letztlich liegt es jedoch an jedem von uns selbst, zu entscheiden, ob und wieviel Hilfe man von außen annimmt, zum Preis, einen Teil seiner eigenen Souveränität abzugeben.

Persönliche Kritikpunkte:
Für mich sind Michaeleen Doucleffs einleitende Worte ein bisschen zu viel der Lobhudelei in eigener Sache. Sie erweckt darin den Eindruck, dass sie hier mit diesem Ratgeber mit der Herangehensweise indogener Völker quasi den Stein der Weisen in Sachen Kindererziehung gefunden hat. Die Kernaussage ist hier jedoch lediglich, dass man möglichst breitbandig die Aufgaben verteilt, um sich auf diese Weise das eigene Leben zu erleichtern. Klar, in Gemeinschaft erziehen sich Kinder quasi selbst, weil sie lernen miteinander umzugehen, bzw. sie lernen vieles von unterschiedlichen Generationen. Was mich hier allerdings extrem stört, ist dieses Schlechtmachen westlicher Erziehungsmethoden, kindgerechte Ansätze bzw. Ansichten werden hier völlig außer Acht gelassen. Es fängt schon damit an, dass hier das eigene Kind eingangs als „Feind“ bezeichnet wird. Man kann sich den Eindrucks nicht erwehren, dass das Kind möglichst rasch zu einem gut funktionierenden Teil der Gesellschaft herangezogen werden soll, dessen Bedürfnisse nebensächlich sind. Kinder sollen das sein, was sie sind mit all ihren Marotten und Bedürfnissen, und vor allem: man sollte sie Kind sein lassen! Alleine, wenn ich lese, wenn müsse keine langweilige Zoobesuche oder ähnliches über sich ergehen lassen, wenn es einen nicht freut, kann ich nur verständnislos den Kopf schütteln. Sind solche Aktivitäten für die Autorin bloß lästige Opfer? Ich habe mich immer gefreut, mit